Fürsten-Roman 2710 - Clarissa von Lausitz - E-Book

Fürsten-Roman 2710 E-Book

Clarissa von Lausitz

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Beschreibung

Prinzessin ohne Schloss - Alexandra von Valderstein kennt es gar nicht anders, denn schon lange vor ihrer Geburt wurde die Fürstenfamilie in den Nachwehen des Krieges und wechselvoller Zeiten enteignet. Heute ist Schloss Valderstein ein Nobelhotel im Besitz einer bürgerlichen Familie. Eine, die das nie akzeptieren konnte und nichts unversucht gelassen hat, diesen Zustand zu ändern, ist Alexandras Tante Edwina - ohne Erfolg.
Als ihr anonyme Hinweise zu Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung des Hotels in die Hände gespielt werden, hält die alte Dame nichts mehr: Jetzt ist die Zeit, den Familiensitz endlich zurückzubekommen. Und ihre Nichte soll ihr dabei helfen! Wie gut, dass das Hotel gerade eine neue Rezeptionsmanagerin sucht - so könnte Alexandra unter falschem Namen heimlich recherchieren und Beweise sammeln. Aus Loyalität lässt sich die Prinzessin schließlich schweren Herzens auf diesen Schwindel ein, fest überzeugt, in wenigen Tagen alle Beweise zusammen zu haben und unerkannt wieder verschwinden zu können. Doch dieser Plan gerät schon an ihrem ersten Tag auf Valderstein gefährlich ins Wanken ...

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Inhalt

Cover

Falsches Spiel im Schlosshotel Valderstein

Vorschau

Impressum

Falsches Spiel im Schlosshotel Valderstein

Eine Prinzessin gerät in einen schweren Gewissenskonflikt

Von Clarissa von Lausitz

Prinzessin ohne Schloss – Alexandra von Valderstein kennt es gar nicht anders, denn schon lange vor ihrer Geburt wurde die Fürstenfamilie in den Nachwehen des Krieges und wechselvoller Zeiten enteignet. Heute ist Schloss Valderstein ein Nobelhotel im Besitz einer bürgerlichen Familie. Eine, die das nie akzeptieren konnte und nichts unversucht gelassen hat, diesen Zustand zu ändern, ist Alexandras Tante Edwina – jedoch bis heute ohne Erfolg.

Als ihr anonyme Hinweise zu Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung des Hotels in die Hände gespielt werden, hält die alte Dame nichts mehr: Jetzt ist die Zeit, den Familiensitz endlich zurückzubekommen. Und ihre Nichte soll ihr dabei helfen! Wie gut, dass das Hotel gerade eine neue Rezeptionsmanagerin sucht – so könnte Alexandra unter falschem Namen heimlich recherchieren und Beweise sammeln. Aus Loyalität lässt sich die Prinzessin schließlich schweren Herzens auf diesen Schwindel ein, fest überzeugt, in wenigen Tagen alle Beweise zusammen zu haben und unerkannt wieder verschwinden zu können. Doch dieser Plan gerät schon an ihrem ersten Tag auf Valderstein gefährlich ins Wanken ...

»Hallo? Hallo!« Aufgebracht stürmte der mittelgroße Mann mit den hellblond gefärbten Haaren zur Rezeption und schlug auf die altmodische Türglocke, die auf dem Tresen aus dunklem Holz stand.

Das laute Bimmeln füllte das Foyer des Schlosshotels Valderstein bis in die letzte Ecke des hallenartigen Raumes mit seinen hohen, weiß getünchten Wänden, den Sitzgruppen aus antiken Sesseln und Tischchen und dem knarzenden Eichenparkett.

»Kann mich jemand hören?!«, rief der empörte Gast nun schon lauter und drehte sich einmal um sich selbst, wobei sich einige Strähnen aus seiner Gelfrisur lösten. Er war auffallend braun gebrannt und trug einen edlen bordeauxfarbenen Morgenmantel über einem dunkelblau schimmernden Seidenpyjama. »Warum ist hier denn niemand?«

Der blonde Herr schlug erneut auf die Türglocke. Aus dem bogenförmigen Durchgang zum Frühstückssalon trat ein großer, schlaksiger Mann in hellgrauem Anzug und weißem Hemd. Er hatte dichtes braunes Haar und ein offenes, freundliches Gesicht.

»Herr Hausinghoff, guten Morgen«, grüßte er und lächelte. »Geht es Ihnen gut? Kann ich etwas für Sie tun?«

»Herr Miersen, Gott sei Dank, Sie sind es.« Hubert Hausinghoff atmete tief durch und strich sich über die Stirn. »Ich bin völlig aufgelöst, es ist eine Katastrophe!«

»Eine Katastrophe?« Matthias Miersen blieb ruhig.

Der junge Hotelchef war mit Hubert Hausinghoffs Hang zur Theatralik vertraut. Der betreuungsintensive Stammgast war in der Lage, bei leichtem Kopfschmerz einen Notarzt anzufordern.

»Ja, es ist nicht zu fassen!« Hausinghoff hob die Hände in einer flehenden Geste. »Das Spezialfutter für Stan und Ollie ist vergessen worden! Und jetzt ist nichts mehr da! Die Tiere hungern!«

Anklagend wies er hinter sich. Auf einem der kleinen Orientteppiche saßen zwei nahezu identisch aussehende beigefarbene französische Bulldoggen. Die leicht übergewichtigen Hunde verfolgten das Geschehen an der Rezeption mit vollkommener Gleichgültigkeit.

»Das Futter ist ausgegangen?« Matthias runzelte die Stirn.

Er glaubte zwar nicht, dass Hausinghoffs Lieblinge tatsächlich Hunger litten – und selbst wenn, täte es ihnen vermutlich gut. Dennoch musste die teure Premium-Nahrung für Stan und Ollie – bestes Biofleisch, ohne Getreide, ohne Zucker, hypoallergen – stets vorrätig sein. Denn sie war ein Sonderwunsch eines prominenten Stammgastes, und die Erfüllung von Sonderwünschen gehörte zum Markenkern des exklusiven Schlosshotels Valderstein.

»Ja, so ist es offenbar.« Hausinghoff umklammerte die Messing-Reling, die den Rezeptionstresen einfasste. »Ich habe bei einer Ihrer Aushilfen in der Küche nachgefragt, und sie sagte, es sei nichts mehr im Lager. Was soll denn nun werden? Ich bin außer mir, dabei sollte ich doch heute unbedingt entspannen und mich nur um meine positive Ausstrahlung kümmern!«

Nachdenklich betrachtete Matthias den Mann vor sich. Hausinghoff war Mitte vierzig, schätzte Matthias, also etwa zehn Jahre älter als der junge Hotelchef, gab sich aber große Mühe, jünger zu wirken. Das hing mit Hausinghoffs Beruf zusammen, glaubte Matthias: Der exaltierte Stammgast war Schauspieler und der Star einer beliebten Seifenoper, in der er den Inhaber eines Luxuskaufhauses und Frauenschwarm darstellte. Hausinghoffs Aussehen bildete somit einen Teil seiner Existenzgrundlage, weshalb Matthias gut nachvollziehen konnte, dass sich der Mann so sehr darum sorgte.

Matthias selbst verschwendete deutlich weniger Zeit an sein äußeres Erscheinungsbild. Natürlich begann er jeden Arbeitstag korrekt gekleidet in Anzug und Hemd – wenn auch ohne Krawatte, deren Sinn sich ihm nie erschlossen hatte. Niemals wäre er jedoch auf den Gedanken gekommen, sich mit Kosmetika für den Herrn oder Stylingtipps auseinanderzusetzen. Matthias hatte einen athletischen Gang, warme braune Augen und ein gerade geschnittenes Gesicht. Dass diese Kombination zahlreiche Frauenherzen höherschlagen ließ, schien er meist gar nicht zu bemerken.

»Wir finden eine Lösung, machen Sie sich keine Gedanken, Herr Hausinghoff.« Matthias nickte dem Schauspieler beruhigend zu. »Die Nachbestellung geht noch heute raus, und ich schicke augenblicklich jemanden los, der eine Ration zur Überbrückung besorgt.« In der Kreisstadt in der Inselmitte gab es ein edles Geschäft für den Bedarf betuchter Hundehalter. Matthias sandte im Stillen ein Stoßgebet gen Himmel, dass die kostbare Verpflegung dort zu haben war. »Vielleicht kann in der Zwischenzeit unser Koch etwas für Stan und Ollie zubereiten?«, bot er dann seinem Gast an. »Es tut mir wirklich leid, Herr Hausinghoff. Wir haben derzeit ein Personalproblem. Wir konnten die Stelle des Rezeptionsmanagers immer noch nicht besetzen. Das soll selbstverständlich keine Entschuldigung für dieses Versäumnis sein.«

Matthias bemühte sich um einen besorgten Gesichtsausdruck. Scheinbar aufrichtiges Bedauern nahm Hausinghoff üblicherweise den Wind aus den Segeln – und so war es auch dieses Mal.

»Ach, Herr Miersen, vielen Dank.« Der Schauspieler schenkte seinem Gegenüber ein strahlendes Lächeln. »Sie haben immer so viel Verständnis für mich, es ist eine Wohltat.«

»Das ist selbstverständlich, Herr Hausinghoff«, erwiderte Matthias. »Vor allem bei unseren Lieblingsgästen.«

Hausinghoff lachte erfreut.

»Wenn Sie einfach zwei Portionen Hühnerleber für meine Schätzchen kochen, würde das fürs Erste helfen, denke ich«, meinte er dann.

»Kein Problem. Der Zimmerservice meldet sich bei Ihnen, sobald alles fertig ist«, versprach Matthias.

»Danke«, gab Hausinghoff inbrünstig zurück und wandte sich den beiden Bulldoggen zu, die nach wie vor regungslos auf dem Teppich hockten. »Stan und Ollie, kommt, wir gehen nach oben. Der liebe Herr Miersen kümmert sich um alles.«

Er schlug den Weg zum Fahrstuhl ein, der in die oberen Stockwerke führte. Hausinghoff residierte stets in einer der Suiten im Haupthaus mit Blick auf den Bodden. In der Nebensaison waren die teuersten Unterkünfte im Schlosshotel weniger nachgefragt. Umso wichtiger waren Gäste wie der Schauspieler, der sich regelmäßig und meist für mehrere Wochen auf Valderstein einbuchte.

»Also, wer fährt jetzt los, um Hundefutter zu kaufen?«, murmelte Matthias vor sich hin und sah sich um.

Erwartungsgemäß war das Foyer menschenleer – denn seine Mitarbeiter waren samt und sonders im Einsatz. Der allgemeine Personalmangel sorgte auch im Schlosshotel dafür, dass viel Arbeit von wenigen Händen und Köpfen erledigt werden musste.

Das Fehlen eines Rezeptionsmanagers beziehungsweise einer Rezeptionsmanagerin schmerzte den Hotelchef und sein Team besonders. Diese Stelle war extrem wichtig für die reibungslosen Abläufe im Haus. Sie konnte nicht mit jemandem besetzt werden, der oder die nicht ausreichend qualifiziert war.

Uwe, beschloss Matthias, Uwe würde in die Kreisstadt fahren und das Hundefutter besorgen. Der Hausmeister des Schlosshotels arbeitete zuverlässig und professionell, hatte allerdings die siebzig seit Langem überschritten. Matthias betraute ihn deshalb gern mit Tätigkeiten, die körperlich nicht allzu anstrengend waren.

Vorab wollte der Hotelchef jedoch den Lagerbestand überprüfen. Neben der Super-Nahrung für Stan und Ollie gab es einige Spezial-Vorräte mehr, die stets vorhanden sein sollten. Matthias hatte die vollständige Liste im Kopf, wenngleich dieses eine der Aufgaben des Rezeptionsmanagers war. Wäre, korrigierte sich Matthias im Geiste, wenn es denn einen Rezeptionsmanager gäbe.

Er sprang die Stufen zum Souterrain des Schlosses hinab. In den gewölbeartigen Räumen befanden sich die riesige Hotelküche, die verschiedenen Kühlbereiche und das Lager. Niemand kreuzte Matthias' Weg dorthin. Die Fachkräfte waren in der Küche vollauf beschäftigt.

Der Hotelchef betrat das Lager und ging die langen Regalreihen entlang. Tatsächlich: Dort, wo üblicherweise das Hundefutter für Hausinghoffs Lieblinge stand, klaffte eine Lücke. Matthias verzog entnervt das Gesicht. Für dieses Versäumnis konnte er den Gastrologistiker nicht verantwortlich machen, denn Sonderwünsche fielen nicht in dessen Gebiet.

Er machte sich eine Notiz in seinem Smartphone und wollte gerade wieder das Lager verlassen, als sein Blick auf eine mit einer Lieferung Mango-Saft vollgestapelte Palette fiel. Matthias stutzte. Keiner der Kartons war mit einem der üblichen Barcode-Etiketten versehen – einem einfachen System, das es ermöglichte, Haltbarkeit, Einkaufspreis und weitere Informationen rasch abzuscannen. Die Etiketten waren unter anderem für die Warenwirtschaft, die Inventur und am Ende auch für die Steuererklärung unerlässlich.

Das muss ich Daniela sagen, ging es Matthias durch den Kopf. Seine Schwester war für die gesamte Buchhaltung des Hotels zuständig.

In diesem Moment klingelte Matthias' Handy.

»Uwe, danke für den Rückruf«, sagte er und eilte ins Foyer zurück, während er mit dem Hausmeister über spezielles Hundefutter sprach.

Als er im Foyer ankam, hatte Matthias die fehlenden Etiketten vergessen.

Sie hatte es geschafft. Das gebundene Werk, Ergebnis von sechs Monaten Arbeit, hatte sie stolz und aufgeregt ins Studienbüro getragen und die Abgabequittung erhalten. Anschließend war sie wie ferngesteuert durch die Gänge der Universität gelaufen und schließlich ins Freie getreten, auf das von Buchsbaumhecken umsäumte Rondell vor dem Eingang.

Alexandra Prinzessin von Valderstein atmete ein und schloss kurz ihre leuchtend blauen Augen. Sie spürte den Sonnenschein auf ihrem Gesicht und eine leichte Brise in ihren langen, braunen Haaren. Es war ein perfekter Frühsommertag, und die hübsche junge Frau fühlte, wie eine schwere Last von ihr abfiel.

Ihre Masterarbeit lag nun in einer Schublade irgendwo in diesem großen Gebäude und war Alexandras Zugriff entzogen. Egal, was ihr noch einfiel oder was sie noch verbessern könnte – damit war es vorbei. Sie war frei.

Jedenfalls für eine oder zwei Wochen. Alexandra öffnete ihre Augen wieder und lächelte. Ja, sie hatte soeben einen beachtlichen Schritt Richtung Examen gemacht. Doch es wartete noch die mündliche Prüfung auf sie. Mit der Vorbereitung darauf würde sie in naher Zukunft beginnen müssen.

Aber nicht heute. Heute wollte Alexandra feiern, mit ihrem Freund und baldigem Verlobten Stephan Holmbach. Sie blickte zum Parkplatz. Stephans seriöse Mittelklasse-Limousine war nicht zu sehen. Vielleicht verspätete er sich, weil ihn ein wichtiger Mandant aufhielt. Es wäre nicht das erste Mal.

Doch Alexandra störte es nicht. Stephan arbeitete als Wirtschaftsanwalt für eine angesehene Kanzlei mit Sitz in der Innenstadt. Er war ehrgeizig und korrekt, und wenn er Alexandra warten ließ, musste es einen guten Grund dafür geben. Außerdem herrschte wunderbares Wetter. Alexandra konnte die Zeit nutzen, um das Gefühl der Erleichterung auszukosten, das die Abgabe ihrer Masterarbeit ihr beschert hatte.

Sie setzte sich auf eine Bank und hielt erneut ihr Gesicht in die Sonne. Einige der vorbeieilenden Studenten warfen ihr interessierte Blicke zu. Alexandra war groß und schlank, ihre helle Jeans und der leichte, roséfarbene Pullover betonten ihre sportliche Figur. Ihre hohen Wangenknochen und ihr heller, gleichmäßiger Teint fielen zahlreichen Männern sofort ins Auge.

Alexandra war sich dessen bewusst und dankbar für ihr Äußeres – wenngleich sie es gelegentlich auch als hinderlich empfand. Sowohl in der Schule als auch während ihres Studiums des Tourismusmanagements hatte sie erlebt, dass attraktive Frauen auch im 21. Jahrhundert noch beweisen mussten, dass sie auch intelligent waren.

Jetzt war jedoch nicht der Moment, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Alexandra kam einem ausgezeichneten Abschluss ihres Studiums immer näher. Wenn sie erst einmal den Master in der Tasche hatte, würde sie sofort ...

Ihr Handy klingelte mitten in ihre Zukunftsträume hinein. Die Prinzessin blickte aufs Display, auf dem das Foto einer älteren Version von ihr selbst erschien. Sie meldete sich erfreut.

»Edwina, wie schön, dass du anrufst. Rate, was ich gerade mache«, sagte sie fröhlich.

Ihre Tante Edwina Gräfin de l'Eau-Sombre war Alexandras nächste Verwandte. Die Prinzessin von Valderstein war nach dem Unfalltod ihrer Eltern, des Fürstenpaares Barbara und Carl von Valderstein, bei Edwina aufgewachsen. Wegen ihrer verblüffenden Ähnlichkeit hatten Außenstehende Edwina und Alexandra meist für Mutter und Tochter gehalten, und dieses Verhältnis hatte sich tatsächlich rasch zwischen ihnen entwickelt.

»Etwas Angenehmes, hoffe ich«, erklang Edwina tiefe Stimme.

Die Gräfin de l'Eau-Sombre umwehte stets der Hauch eines Geheimnisses, was sie – gepaart mit ihrer Schönheit – für unzählige Männer bis heute unwiderstehlich machte. Edwinas mystische Aura war Alexandra trotz aller Ähnlichkeiten allerdings fremd geblieben. Die junge Frau kam mit ihrem Pragmatismus und ihrem Pflichtbewusstsein sehr nach ihrer Mutter, die Alexandra in manchen Augenblicken immer noch schmerzlich vermisste.

»Sehr angenehm«, gab Alexandra zurück. »Ich genieße das Nichtstun in der Sonne. Denn ich habe vor wenigen Minuten meine Masterarbeit abgegeben. Jetzt ist sie auf Gedeih und Verderb den Prüfern ausgeliefert – und ich bin frei. Jedenfalls für ein paar Tage.«

»Großartig, Liebes, ich gratuliere dir«, erwiderte Edwina. »Das müssen wir feiern. Außerdem habe ich etwas sehr Wichtiges mit dir zu besprechen.«

Sie klang ungewohnt ernst.

»Warum, was ist denn?« Alexandra fuhr ruckartig hoch.

Seit dem Verlust ihrer Eltern war Edwina für sie ein unverzichtbarer Anker geworden. Unbewusst sorgte sich Alexandra deshalb beständig um die Gesundheit ihrer Tante.

»Ich bin nicht krank, Liebes«, erklärte Edwina, die ihre Nichte so gut kannte wie niemand sonst. »Aber ich brauche deine Hilfe bei einer Unternehmung, die für unsere Familie extrem bedeutsam ist.«

»Aha«, gab Alexandra ratlos zurück. »Ich habe keine Idee, wovon du sprichst.«

»Das macht nichts«, versicherte Edwina. »Ich erkläre es dir unter vier Augen. Magst du nicht gleich heute vorbeischauen? Wir könnten zusammen essen gehen und gleichzeitig die Abgabe deiner Arbeit feiern.«

»Heute geht es nicht«, antwortete Alexandra. »Ich bin mit Stephan verabredet.«

In dieser Sekunde erblickte sie die dunkle Limousine, die auf den Parkplatz rollte. Die junge Frau stand auf und winkte ihrem Lebensgefährten zu.

»Oh, natürlich.« Edwina schwieg kurz.

Das Verhältnis zwischen der Gräfin und dem Wirtschaftsanwalt war frostig. Die kapriziöse Edwina und der konservative Stephan hatten es bislang nicht geschafft, sich einander anzunähern.

»Wie wäre es morgen, zum Frühstück?«, schlug Alexandra schnell vor.