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Im Oldtimer ins Paradies - Adelsroman um eine spannende Rallye und die große Liebe
Prinz Magnus tritt hinaus in die milde Frühlingsluft und lockert seine Fliege. Langsam bummelt er an den parkenden Autos vorbei. Da stutzt er. Das kann doch nicht wahr sein! Vor ihm steht einer der schönsten Oldtimer, den er je gesehen hat: ein seeblaues Karmann-Ghia Coupé mit wolkenweißem Dach, perfekt restauriert. Dem leidenschaftlichen Oldtimerfan geht das Herz auf.
"Sie können ihn gerne hinter dem Seitenspiegel kraulen, das mag er besonders", erklingt plötzlich eine fröhliche Stimme hinter ihm.
Magnus fährt herum - und traut seinen Augen kaum.
"Toll, wirklich. Ich bin ... hingerissen. Wunderschön", stottert er.
Obwohl er von dem Wagen spricht, wendet Magnus nicht eine Sekunde lang den Blick von der schönen jungen Frau, die ihm gegenüber steht ...
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Seitenzahl: 113
Cover
Impressum
Im Oldtimer ins Paradies
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: aldomurillo / iStockphoto
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar
ISBN 9-783-7325-8036-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Im Oldtimer ins Paradies
Adelsroman um eine spannende Rallye und die große Liebe
Von Clarissa von Lausitz
Prinz Magnus tritt hinaus in die milde Frühlingsluft und lockert seine Fliege. Langsam bummelt er an den parkenden Autos vorbei. Da stutzt er. Das kann doch nicht wahr sein! Vor ihm steht einer der schönsten Oldtimer, den er je gesehen hat: ein seeblaues Karmann-Ghia Coupé mit wolkenweißem Dach, perfekt restauriert. Dem leidenschaftlichen Oldtimerfan geht das Herz auf.
„Sie können ihn gerne hinter dem Seitenspiegel kraulen, das mag er besonders“, erklingt plötzlich eine fröhliche Stimme hinter ihm.
Magnus fährt herum – und traut seinen Augen kaum.
„Toll, wirklich. Ich bin … hingerissen. Wunderschön“, stottert er.
Obwohl er von dem Wagen spricht, wendet Magnus nicht eine Sekunde lang den Blick von der schönen jungen Frau, die ihm gegenüber steht …
Markerschütternde Klänge donnerten urplötzlich quer durch die große Halle der ehemaligen Jansen-Werft. So laut und so heftig, dass Diane Gräfin zu Solms-Ansbach einen Augenblick lang einen Bombenangriff befürchtete und sich an den Arm des Gardemangers klammerte, mit dem sie Einzelheiten des Büffets klären wollte.
Der infernalische Lärm hielt an, verstärkt durch den Nachhall, den die Betonwände erzeugten. Dem Ganzen lag allerdings ein gewisser Rhythmus zugrunde, woraus Gräfin Diane folgerte, welches die tatsächliche Quelle dieses grässlichen Krachs war: Mit raschen Schritten eilte sie zum DJ-Pult am Ende der Halle, wo ein junger Mann mit Vollbart, Sonnenbrille und überdimensionaler Baseballkappe auf blinkende Lichter starrte und an diversen Tasten hantierte.
„Machen Sie das sofort aus!“, rief die Gräfin.
Als keine Reaktion erfolgte, holte sie mit ihrer sündteuren Designerhandtasche aus und schlug dem Disc Jockey damit gegen die Schulter. Erschrocken blickte er auf – und in die zornig funkelnden, stechenden Augen einer kleinen, überaus korpulenten Frau Ende vierzig. Hastig betätigte der junge Mann einen der Knöpfe, und der ohrenbetäubende Technobeat erstarb.
„Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?!“, herrschte Gräfin Diane den DJ an. „Wollen Sie den Saal zum Einsturz bringen?!“
„Ich … äh … nein, natürlich nicht“, stotterte der Herrscher des Musikpultes. „Ich mache hier nur den Soundcheck, für heute Abend, das ist eine völlig normale Vorbereitung eines …“
„Das nennen Sie völlig normal?! Man könnte ja meinen, die Werft würde abgerissen!“
Gräfin Dianes Wangen liefen puterrot an und bildeten damit einen wenig schmeichelhaften Kontrast zu ihrem platinblond gefärbten Pagenkopf und dem roséfarbenen, im Hüftbereich zu eng sitzenden Kostüm.
„Sagen Sie mir nicht, dass Sie diesen akustischen Müll heute Abend meinen Gästen zumuten wollen!“ Wütend fuchtelte sie mit dem Zeigefinger vor dem Gesicht des DJs herum.
„Na ja, ich dachte, es kommen junge Leute, und wenn in der Werft gefeiert wird, lege ich sonst auch moderne Sachen auf, und deshalb …“ Der junge Mann sah aus, als würde er sich am liebsten unter seinem Equipment verkriechen.
„Das wird keine ,Sonst-Auch-Party‘.“ Gräfin Diane holte tief Luft. Sie würde dieses Problem aus der Welt schaffen, und zwar jetzt.
„Hören Sie gut zu“, fing sie an. „Heute Abend wird hier, in diesem Saal, ein Frühlingsball gefeiert. Mein Frühlingsball, der Frühlingsball von Diane Gräfin zu Solms-Ansbach. Selbstverständlich ist das kein gewöhnlicher Ball, und selbstverständlich erwarte ich keine gewöhnlichen Gäste. Sondern Angehörige des Adels und des Hochadels.“
Der DJ hatte seine Sonnenbrille abgenommen, blickte die Gräfin staunend an und nickte unablässig, während Diane mit ihrem Monolog fortfuhr.
„Darunter werden natürlich auch junge Menschen sein – aber gewiss keine, die diesen scheußlichen Krach zu schätzen wissen, mit dem Sie mich beinahe in einen Herzinfarkt getrieben haben.“
„Sondern?“ Ratlos strich sich der DJ über seinen Vollbart.
„Ballmusik!“, schimpfte die Gräfin. Dann hielt sie inne. So kam sie nicht weiter, und sie konnte es sich nicht leisten, mit dieser Debatte weitere Zeit zu verlieren.
„Ich sage Ihnen jetzt, wie wir das machen“, erklärte sie deshalb streng. „Meine Assistentin hat noch die Liste vom vergangenen Jahr, als wir einen sehr schönen Ball mit sehr schöner Musik gefeiert haben. Sie wird sie Ihnen per E-Mail schicken, und daran können Sie sich dann orientieren.“
Diane machte auf dem Absatz kehrt und rauschte davon, ohne eine Antwort abzuwarten.
Während sie durch die Halle marschierte, verfluchte sie im Geiste die Tatsache, dass diese vermaledeite ehemalige Jansen-Werft zum beliebtesten Veranstaltungsort der Region geworden war. Warum nur? Die Gräfin hatte überhaupt kein Verständnis dafür, dass der angebliche „marode Charme“ eines verfallenden Industriestandortes als der letzte Chic galt. Wie zauberhaft waren hingegen das schmucke Jagdschloss im Forst, die historische Wasserburg oder das prächtige Herrenhaus am See, allesamt Orte, an denen Diane bereits wundervolle Frühlingsbälle ausgerichtet hatte. Aber selbstredend konnte sie sich nicht dem allgemeinen Trend verschließen und hatte sich in diesem Jahr deshalb schweren Herzens für die Werft entschieden.
Was, wie man sah, eine Reihe von Schwierigkeiten mit sich brachte. Doch diesen würde Gräfin Diane mit gewohnter Kampfbereitschaft entgegentreten. Sie lächelte grimmig, während sie den Küchenbereich dieser eigenwilligen Location ansteuerte. Dort sollte in einer Stunde das Team des Catering-Unternehmens eintreffen, das Diane beauftragt hatte. Zwar hatte der Gardemanger, der Büffet-Leiter, geschworen, die Lage im Griff zu haben, bevor die Techno-Attacke über die Gräfin hereingebrochen war. Doch Diane kontrollierte grundsätzlich sämtliche Vorbereitungen persönlich, und heute schien besondere Aufmerksamkeit vonnöten.
Zumal ihr Ball tatsächlich kein gewöhnlicher Ball war – sondern die wichtigste Gelegenheit zur standesgemäßen Partnersuche weit und breit. Gräfin Diane wusste, dass ihr Fest „Heiratsmarkt des Adels“ genannt wurde. Und auch, wenn sie diese Bezeichnung nicht schätzte, so war sie doch inhaltlich hundertprozentig korrekt.
Die Gräfin hatte im Laufe der Jahre zahlreiche adlige Eheschließungen auf den Weg gebracht und war stolz darauf. Auch heute Abend würden wieder hoffnungsvolle junge Frauen und Männer zueinanderfinden. Gewiss, bei einigen brauchte es ein wenig Nachhilfe, leichten Druck von außen – doch auch diesbezüglich war auf die Gräfin Verlass.
Das hatte sie auch den Eltern von Raphaela Prinzessin von Dahlenburg versichert, die sich nichts sehnlicher wünschten als eine Verlobung ihrer Tochter mit Magnus Prinz von Halenstein. Eine perfekte Verbindung, befand auch Diane – allerdings gab sich der junge Prinz bislang zögerlich und musste noch von seinem Glück überzeugt werden.
Nun, auch dieses winzige Hindernis würde die Gräfin nehmen, schon allein wegen ihrer jahrzehntelangen Freundschaft zur Familie von Dahlenburg. Bis jetzt hatte Diane noch jede und jeden unter die Haube gebracht.
Eine letzte Schicht musste sie auftragen, dann war alles wieder perfekt. Leonie Kampenberger griff nach der schwarzen Lederfarbe und strich sie über die Seitenwangen des Autositzes, an dem sie seit Tagen arbeitete. Ihre schräg geschnittenen, blauen Augen blickten konzentriert auf die Stelle, an der sich bis vor Kurzem ein hässlicher Riss befunden hatte.
„Fertig!“ Leonie richtete sich auf und blies sich eine Strähne ihrer halblangen, dunkelbraunen Haare aus dem schmalen Gesicht. Sie legte die Farbtube beiseite, wischte ihre Hände an ihrem blauen Overall ab und betrachtete ihr Werk. Wer es nicht wusste, konnte nicht einmal ahnen, dass sich die Sitze dieser 50er-Jahre-Limousine in einem katastrophalen Zustand befunden hatten. Das Leder sah aus wie nagelneu.
„Lass sehen.“ Tjark Petersson trat neben seine „liebste freie Mitarbeiterin“, wie er Leonie nannte.
Der Werkstattchef war nicht groß, aber äußerst muskulös und durchtrainiert. Die sportliche Leonie wirkte neben dem bulligen Glatzkopf mit den beeindruckenden, über und über tätowierten Armen noch schlanker, als sie ohnehin schon war.
„Toll. Wirklich.“ Tjark nickte anerkennend. Seine Ansprüche an handwerkliche Arbeiten waren hoch, schließlich hatte er einen Ruf als „Oldie-Prof“ weit über die Stadtgrenzen hinaus – wobei das „Prof“ sowohl für „Profi“ als auch für „Professor“ stehen mochte. Es gab nichts, das Tjark Petersson über zwei- und vor allem vierrädrige Oldtimer nicht wusste und dass er nicht reparieren konnte. Darauf schworen seine Kunden, die den äußerlich eher düster wirkenden Mann regelrecht verehrten.
„Danke. Ich denke, so ist der Wagen wieder präsentabel.“ Leonie lächelte zufrieden, und Tjark klopfte ihr auf die Schulter. Er galt zwar als „Gott der Schrauber“ – doch in puncto Lederarbeiten war Leonie Kampenberger die Beste. Weshalb Tjark die junge Frau beauftragte, wann immer ein Kunde bereit war, die entsprechenden Kosten zu tragen. Denn mit
Leonie ging eine mehrfach ausgezeichnete Sattler- und Feintäschner-Meisterin ans Werk. Sie hatte die Ausbildung in diesem selten gewordenen Handwerksberuf direkt nach ihrem Schulabschluss begonnen und sich sowohl in den Fachrichtungen Feintäschnerei als auch Fahrzeugsattelei spezialisiert. Inzwischen führte Leonie einerseits ein exklusives Ledertaschengeschäft mit angeschlossener Manufaktur in der Altstadt. Und widmete sich andererseits der Innenausstattung von Autos, insbesondere Oldtimern – schon allein, um ihre eigene Leidenschaft für historische Fahrzeuge auszuleben.
„Der Kunde wird begeistert sein.“ Tjark strich mit der Hand über das Dach der Limousine. Die vor wenigen Tagen von ihm aufgefrischte, cremefarbene Lackierung glänzte im Licht der Scheinwerfer.
„Ich hoffe es.“ Leonie runzelte die Stirn. „Es war aufwändiger, als ich dachte. Billig wird es nicht.“
„Kein Problem.“ Tjark machte eine wegwerfende Handbewegung. „Geld spielt bei diesem Kunden keine Rolle, mach dir keine Sorgen um deine Rechnung.“
„Mache ich mir bei dir nie.“ Leonie schmunzelte.
Tjark war bezüglich seiner Zahlungsmoral genauso akkurat wie in allen anderen Belangen. Er mochte aussehen wie ein wüster Motorradrocker – doch tatsächlich war der Oldtimerliebhaber pünktlich, korrekt und so ordentlich, dass seine Werkstatt mitunter scherzhaft als „OP-Saal“ bezeichnet wurde.
„Weiß ich doch.“ Tjark blickte hinaus auf den Innenhof der Werkstatt, wo Leonie ihren eigenen Oldtimer geparkt hatte: ein Karmann-Ghia-Coupé von 1966, seeblau mit wolkenweißem Dach, dank Leonies Perfektionismus und Tjarks regelmäßiger Inspektionen eine atemberaubende Schönheit, in deren geschwungener Motorhaube sich die Frühlingssonne spiegelte.
„Alles in Ordnung mit deinem Schätzchen?“, fragte der Werkstattchef.
„Ja, ich kann nicht klagen.“ Leonie räumte ihr Werkzeug und die Lederfarbe in einen großen Koffer. „Ich denke, er ist froh, dass er wieder nach draußen darf.“
„Er“ war das Coupé, das die Wintermonate stets in einer wohltemperierten Garage verbrachte. Leonie hatte den Wagen vor vier Jahren gekauft, in einer erbärmlichen Verfassung, und unzählige Arbeitsstunden in das Liebhaberobjekt investiert. Niemals würde sie dieses mittlerweile wie fabrikneu wiederhergestellte Auto der Kälte, dem Schnee und überhaupt unwirtlichen Wetterbedingungen aussetzen.
„So, ich ziehe mich um.“ Leonie ging in einen Nebenraum der Werkstatt, in dem Tjark einige Spinde aufgebaut und einen Spiegel an die Wand gehängt hatte. Sie schlüpfte aus ihrem Overall und in eine hellblaue Jeans. Dann zog sie sich ein weißes T-Shirt und einen blauen Strickpullover über.
„Ton in Ton, das lobe ich mir“, scherzte Tjark, als sie in die Werkstatt zurückkehrte. Leonie sah an sich hinunter und lachte: Ihr Pullover passte exakt zur Farbe ihres Autos.
„Ich trage immer die Kleidung, die mit meinem Wagen harmoniert“, gab sie gespielt affektiert zurück.
„Und mit deiner Augenfarbe“, erwiderte Tjark. „Bei dir weiß man nicht, ob die Männer zuerst dem Coupé hinterher sehen oder seiner Fahrerin.“
Der „Oldie-Prof“ hatte recht: Leonie war eine auffallende Erscheinung mit ihrer schlanken Figur, den glatten, seidigen Haaren und den schräg stehenden, blauen Augen im schmalen Gesicht. Sie bewegte sich leichtfüßig und elegant, und selbst wenn sie im Overall in der Werkstatt oder im Lederkittel in ihrer Manufaktur arbeitete, war nicht zu verkennen, wie hübsch sie war.
„Im Zweifelsfall interessieren sich die Leute für das Auto, und das ist auch gut so“, erwiderte Leonie abwehrend.
Tjark verdrehte die Augen. Er bedauerte, dass die junge Frau schon lange als Single lebte und offenbar vom anderen Geschlecht nichts mehr wissen wollte. Zugegeben, Leonies Haltung war nachvollziehbar: Ihr letzter Freund, Besitzer einer Bar, hatte sie übel hintergangen und schuldete ihr bis heute eine Menge Geld. Doch nach Tjarks Ansicht sollte Leonie diese schlechte Erfahrung abhaken und sich einem netten, zuverlässigen Mann zuwenden.
„Du findest es also nie schade, wenn sich die Menschen nur für den Wagen interessieren und nicht für die Person hinter dem Steuer?“, setzte er nach.
„Nun, das ist etwas, was dir zumindest nicht passieren kann“, entgegnete Leonie fröhlich.
„Haha. Sehr lustig.“ Tjark schüttelte den Kopf. „Dass ihr alle nicht aufhören könnt, auf meinem Baby herumzuhacken.“
„Entschuldige.“ Leonie tätschelte seine Schulter. „War nicht böse gemeint. Ich kann einfach nicht anders.“
Tatsächlich war Tjarks eigener fahrbarer Untersatz ein Quell ewiger Witzeleien. Niemand hätte dem „Oldie-Prof“ dieses Vehikel zugetraut: In Tjarks Garage stand ein klappriger, pinkfarbener Trabi, vom Vorbesitzer dilettantisch zum Cabrio umgebaut und nicht nur in Leonies Augen eine einzige optische Zumutung. Immerhin: Für Kundenbesuche wählte Tjark einen unauffälligen Mittelklassewagen neuerer Bauart, da er, wie er sagte, „weder beeindrucken noch verschrecken“ wollte.
„Ja, schon gut“, brummte er jetzt. „Ich hänge eben an der Karre. Sagen wir so: Ich mag sie, weil es sonst keiner tut.“
„Denkst du wirklich, dass Mitleid eine gute Basis für eine Beziehung ist?“, neckte ihn Leonie. In diesem Moment klingelte ihr Handy. Hastig wühlte sie in ihrer geräumigen Handtasche und zog es hervor. Im Display blinkte das Foto ihrer Mutter auf.
„Mama? Hallo, was ist denn?“
„Leonie, gut, dass ich dich erreiche!“ Sandra Kampenberger klang gehetzt. Leonie konnte sie vor sich sehen: dunkelhaarig, blitzende braune Augen, mollig und immer in Bewegung, in ihrer großen Gastro-Küche auf und ab eilend.
„Du musst heute Abend einspringen, bitte, wir haben hier ein echtes Problem!“, fuhr Leonies Mutter fort.
„Och nö“, maulte Leonie.
Ihre Eltern, Sandra und Volker Kampenberger, betrieben sehr erfolgreich den Catering-Service Kampenberger, und auch Leonies ältere Schwester Livia arbeitete im Familienbetrieb mit. Nur Leonie hatte sich für einen anderen Weg entschieden – unter anderem, weil sie keine Lust auf Arbeitseinsätze am Abend und an den Wochenenden hatte.
„Leonie, bitte!“, insistierte ihre Mutter. „Wir sind heute für einen Ball in der Jansen-Werft gebucht, alles hochwohlgeborene Gäste, das ist ein wichtiger Auftrag! Und jetzt haben uns zwei Servicekräfte wegen Krankheit abgesagt!“