Glasfassaden - Doris Mock-Kamm - E-Book

Glasfassaden E-Book

Doris Mock-Kamm

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Beschreibung

Glasfassaden Versteifte Glieder über Platzdeckchen, ein Lächeln, Neugierde zu wecken, Persönliches der Welt entgegenzustrecken, langsam kauend das Teigschneckchen...

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Für Martin

Träume, die wie Wolken am Himmel vorübertreiben,

darf man getrost ziehen lassen, sie sind quasi die

Ideenvorschau zur Gestaltung neuer Flächen.

Inhaltsverzeichnis

Abgekarteter Mief

Abtreter

Angedacht

Auch Trompeten rosten

Aufgeschlagen

Aufgewühlte Ruhe

Benebelter Genuß

Betränkte Erden

Blüten zur Nacht

By the way

Dagmar

Davor war dahinter

Den Bogen raus

Der Bechtelsheimer ihr Kind

Der Conte

Der fünfte Stuhl

Der Spiegel klarsieht

Der Welt Gesicht

Dunstfrei

Eher unwahrscheinlich

Eingefrorene Wärme

Einsamkeit

Eins, zwei, drei, vier Eckstein

Erste Sekunden

Er übers Wasser kam

Etikettenschwindel

Flucht nach vorn

Franziska

Gartenbank

Geborgene Liebe

Gesunken, um nicht zu versinken

Glasfassaden

Hals- und Beinbruch

Heilende Betrübnis

Ihr Lächeln

Im Klassenzimmer

Im Moor ist nicht gut tanzen

In der Melodie versank die Stille

In der Mitte grau

Jeder ist bedient nach seiner Art

Kein dauernder Tort mit dem Wort

Kein je nach Belieben

Kein siebter Himmel

Klack, klack, ich hab´s erfaßt

Klingeltöne

Kontur im Nebel

Labyrinth ohne Wände

Lange her

Laterne im Abendgrau

Liebe quittiert

Lieber peinlich als Pein

Lila Tränen

Löcher erschaffen

Massenhaft Brei

Methodisch abgrasen

Mit Liebe

Mörteln ohne Ton, Sprache taub davon

Nachts unterwegs I

Nachts unterwegs II

Nichts denken

Offene Wunde

Ohne Titel

Pakt ist Fakt

Play it again

Pro mit Contra

Räume ohne Grenzen

Raumwandler

Reale Träume

Recyceltes bicycle

Rhinozerosse

Schwere Leere

Seife in meinen Händen

Silbernebel

So war´s und nicht anders

Sprache der Straße

Springender Punkt

Stolpersteine

Teil von mir

Tina

Triefendes Glück

Unbeschützt

Unter dem Mondlicht

Unter der Decke

Valentins Küsse

Vergessen

Verschmolzen

Volle Koffer

Von Belang

Weinrote Träume

Weisheit einer Schnecke

Wellengebell am Landungssteg

Wenn kalte Tränen Feuer entfachen

Wertvollstes Geschenk

Wie meschugge muß man sein

Wolkenlicht

WortBruch

Wortschrottverwertung

Zerronnen

Zur selben Zeit

Zweiheit

Abgekarteter Mief

Sie dachten,

wenn sie dich verfrachten

in Unterkünfte,

vermodernd wie Sümpfe

standen sie da

schon Jahr um Jahr,

erkennen all`

aus wessen Stall

du kommst gekrochen,

Geruchsmaßstab

als Zeugnis

wie heftig du geeignet

zum Unterjochen.

Sie dachten,

wenn sie dich isolieren,

was haben die denn

schon zu verlieren,

wirst du willig,

verkaufst dich billig,

bist froh zu entkommen

aus dem Loch,

willkommen

der angebotene Moloch,

lernst dich unterwerfen,

bist dankbar,

daß wir dich beherrschen.

Sie dachten,

wenn du bist beschäftigt,

wärst du besänftigt,

würdest aus Freude

ihre Häuser, Firmen

vor Unbill abschirmen.

So dachten sie,

wir sinken in die Knie,

das ich nicht lache,

so eine abgekartete Sache

verströmt den übelsten Mief,

weckt die bösesten Geister,

die Mensch je anrief.

Abtreter

Oh, wie ich es kannte dieses Gesicht,

diese Betretenheit, dieses Verwischte,

dieses Verbrauchte, dieses Abgeriebene,

das abgetretene, verschmierte Wirklich!

Das Schimmern der Spuren des Verletzten,

der das Kind mit dem Bade ausgeschüttet,

ungewollt, unverzeihlich, doch sein Metier.

All den Schutt der Straße, des Vorstellbaren,

überkommener Ideologien, Moral, Begriffe

sammelt er mit einer intensiven Akribie,

matscht daraus sein Wohlbehagen,

er, der Befreier vom Schmutz des Alltags,

der Phantasie, vom Dreck des Geistes.

Nichts wird sauber ohne ihn, den Abtreter.

Damit man ihm huldigt, dem Saubermann,

wirbelt er Staub auf, sein trockener Humor.

Wundert man sich über den gesammelten Mist,

das geht dich einen feuchten Kehricht an,

woher der Staub auf meiner Matte kommt.

Betreten schaut er daneben, grinst in sich hinein,

sein Erfolgsgeheimnis, er kümmert sich um Dreck.

Angedacht

Gelöscht das Bild,

auf dem das heimatlose Kind

in der Krippe der Tiere lag.

Armut vermag

entsetzen,

Gefühle verletzen,

Freude überdecken,

Wunsch sich zu verstecken.

Das Symbolische

verwandelt ins Diabolische,

Geschenke als Handel

für keinen Wandel.

Anmut erscheint verdächtig,

sinniere ich andächtig.

Gelähmte Stille als Verlegenheit,

nein, Bild neu erstellen, höchste Zeit.

Auch Trompeten rosten

Die Trompete spürt nicht mehr

den Atem, der durch sie rinnt,

der sie erzittern ließ,

und tönen wie Espenlaub im Wind.

Verstreut die Notenblätter

in alle Herren Länder,

zu traurig fanden dies die Frauen

und flochten mit ihnen Bänder.

Bemalt ließen sie sie weiterfliegen

in alle Länder zu den Müttern,

bunt und vielfältig ist jedes Leben

und ihr seid es, die Kinder kriegen.

Die Trompete bläst nicht mehr

in allen Herren Ländern zum Angriff,

die Mütter in allen Ländern begreifen jetzt,

mein Kind zerschellt bei jedem Kriegsanpfiff.

Aufgeschlagen

Aufgeschlagen

das Buch,

es nimmt mich mit,

übel,

erschlagen

von der Stärke

der Worte,

mein Herz,

schlägt,

ich könnte um

mich schlagen,

die Seite

umschlagen,

es schmerzt,

entsetzlich,

die Worte

verletzlich,

unersetzlich,

schlagkräftig,

buchstäblich,

aufgeblättert

meine Gefühle,

ich lese weiter,

angeschlagen,

noch ist

mein Buch nicht

aufgeschlagen.

Aufgewühlte Ruhe

Es war ohne Traum, ohne Magie,

ohne Zwang, ohne Phantasie,

das Rinnsal stand quasi still,

Wind kräuselte ihn gegen seinen Will,

Blätter sammelten sich über den Winter

in einem Grasbündel, davor und dahinter.

Das Kind glücklich, verspielt, frei,

rührte in den alten Blättern wie in einem Brei

mit einem gefundenen morschen Stock,

er brach, für das Kind fast ein Schock,

nicht nur diesen Verlust es bemerkte, auch

ahnungsvolles Wissen aus dem Bauch.

Die Blätter wollten gemeinsam sich wärmen,

zusammen von Erinnerungen schwärmen,

waren miteinander lange befreundet gar,