Zäune vermitteln gesteckte Grenzen - Doris Mock-Kamm - E-Book

Zäune vermitteln gesteckte Grenzen E-Book

Doris Mock-Kamm

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Beschreibung

Zäune vermitteln gesteckte Grenzen Um die Kirschen in Nachbars Garten zu kosten? Die Kirschen in Nachbars Garten schmecken am besten. Ob man nun wirklich die Gelegenheit hatte, in Kindertagen über den Zaun zu klettern, um die süßen Früchte zu ergattern oder auch nicht, kaum einer kann sich davon freisprechen, nicht schon einmal neidvoll nach anderem Besitz geschielt zu haben. Das Ergattern verdeutlicht, ähnlich wie das Ersteigen, die Überwindung eines Hindernisses.

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Als Kind hat man den Drang, hinter jeden Zaun blicken zu wollen. Als Erwachsener ist man froh, nicht alles sehen zu müssen, was sich dahinter verbirgt.

Inhaltsverzeichnis

Abtritte oder die Scheißhäuser dieser Welt

Anderssein – Individualität im Kontrast zur konformen Gesellschaft

Bäume und Bücher – Geschichten erzählende Begleiter

Beschwerden nicht ohne Folgen

Butter bei die Fische

Dämmern zwischen Zweifel und Gewißheit

Dem Links-Rechts-Schema auf der Spur

Demokratisches Miteinander muß stets gepflegt werden

Der sechste Sinn alles andere als nur Humbug

Die gute alte Stube

Die Kirche im Dorf lassen

Einen an der Waffel haben

Einen Bärendienst erweisen

Einfach nur blöd in der Gegend herumstehen

Ein Loch ist im Eimer

Ente und Käfer – kein wenig nostalgische Schwärmerei

Erwachsensein

Faszination: Gratwanderung zwischen Begeisterung und Fanatismus

Feindbilder grassieren allerorten

Fremdeln ein vollkommen natürlicher Selbstschutz

Genußvoll Gewinne einfahren

Glauben vs. Aberglauben in Konflikt zum Wissen

Hassen und hetzen – in Deutschland längst wieder salonfähig

Höflichkeit – ein Übrigbleibsel der Sitte des Hofes

Homo sapiens mauschelt seit Urzeiten mit Muscheln

Ich habe fertig

In die Suppe spucken

In die Welt der Düfte versinken

Ist das wirklich dein Ernst?

Jacke wie Hose – keineswegs von Gleichgültigkeit geprägt

Keineswegs bereit mit anderen den Teller zu teilen

Kissen – nicht nur Trostspender beim Kuscheln

Kosmos und seine scheinbare Ordnung

Laß dir das eine Lehre sein

Lauschen – ein ungewollt oder zufälliges Unterfangen

Lügenpresse vs. Internetportale

Mein Schatz – oder welche Koseform auch immer

Mit dem linken Fuß aufstehen

Mobbing eines ganzen Staates

Nektar oder Ambrosia natürlicher Lebenssaft

Nur ein Käfig voller Narren

Ohne Fleiß kein Preis

Prokrastination – ein von der Politik gern angewandtes Mittel

Rot und Blau ist Kaspers Frau

Rüstig sein bis ins hohe Alter

Schal – alles andere als nur ein Stück Stoff

Schuster bleib bei deinen Leisten

Seifenkistenrennen ein Tränenmeer der Freude oder Trauer

Soziale Gemeinschaft überlebensnotwendig

Spazierengehen alles andere als veraltet

Sprichwörter und Redewendungen

Stenographie: Kurzschriftsystem im Abseits

Störfaktoren allenthalben vorhanden

Technik im alltäglichen Disput hektischer Zeiten

Tradition – Stillstand im schlimmsten Fall

Tücken der Karten und Navigationsgeräte

Urteilsvermögen zwischen Spontanität und Erfahrung

Vater und Mutter einer Idealisierung ausgesetzt

Vernunft bestimmt unser tägliches Handeln

Versöhnung in ihren Ursprüngen betrachtet

Vetternwirtschaft ein weltumspannender Auswuchs

Viel Bohei um nichts

Viel Brauchbares benötigt man eigentlich nicht

Von dir laß ich mir doch nicht ins Bockshorn jagen

Waffen vermögen keine Ängste beseitigen

Waltzing Matilda allgegenwärtig

Wand und Wandern – keine zwei Paar Stiefel

Was soll der ganze Zinnober

Wenn Witze Wissen vermitteln

Wer wird denn gleich in die Luft gehen

Wetter mit gravierenden Unterschieden

Wirres Zeug verfängt sich in Gedanken

Zäune vermitteln gesteckte Grenzen

Zuckerbrot und Peitsche

Zutexten lassen – ein nerviges Unterfangen

Abtritte oder die Scheißhäuser dieser Welt

Ideenreichtum jagt Schlichtheit

Sein eigenes stilles Örtchen zu besitzen, ist für viele Menschen nicht möglich. Gemeint ist nicht der Rückzugsort, der Ort der Stille, das verwunschene Gartenhäuschen, die Ecke der Terrasse, an der der Wein rankt, das blaue Bänkchen, auf dem man über das Tal blickt, die versteckte Laube im Stadtpark neben dem angelegten Goldfischteich. Gemeint ist das Örtchen, das noch nicht allzu lange in fast allen Häusern leicht zugängig zu finden ist und das früher als 1,5 qm Häuschen, gern mit einem ausgeschnittenen Herz hinter dem Haus stand.

Der Abtritt ist natürlich das Abseitsgehen, das Verlassen der Bühne und wird auch in der Umgangssprache als der Übergang vom Leben zum Tod beschrieben. Der Abort ist ein abgelegener Ort, das Klosett ist die Abkürzung von watercloset, also von Wasser und entferntem Raum, closet aus dem Lateinischen clausus.

Toilette kommt aus dem Französischen, das Wort Toile ist eigentlich ein gemustertes Seidengewebe in Leinwandbindung, toilette ist die Verkleinerungsform, und es ist das Tuch, auf das man die Waschutensilien legt. Pissoir, Latrine, WC, Klo, Lokus, Pinkelbude, Null-Null, Klöchen, Pissbude, Scheißhaus, Lokalität, Örtlichkeit, Thron sind einige Begriffe mehr, wenn sie nach einem dieser Orte gefragt werden, so hat der Fragende ein gewisses Bedürfnis.

Sicher ist es für Sie nichts Neues, daß es bei diesen Be dürfnisanstalten weltweit die unterschiedlichsten Variationen gibt. Und zwar nicht nur, was die Größe eines solchen Örtchens betrifft, sondern auch in Bezug auf die Ausstattung. Die Blogger Julien und Sally zeigen auf ihrem Blog 365 Klos dieser Welt.* Sozusagen eine winzig kleine Auswahl aus der Welt hier „sein Geschäft zu erledigen“.

Die Ausstattungen und dies nicht nur in der heutigen Zeit, sondern bereits seit Jahrhunderten, reichen von vergoldeten, aus feinster Emaille hergestellten Kloschüsseln, bis zum einfachen Eimer. Das Inventar der stillen Örtchen wird großzügig mit den verschiedensten Accessoires ausgestattet. So gibt es natürlich die mannigfaltigste Auswahl bei den Klopapierhaltern oder den Klobürstenständern, die so individuell wie die Besitzer sein können.

Und so kurz mal dazwischen gefragt: Wer erinnert sich noch an die sehr oft gehäkelten Töpfchen, die auf der hinteren Autoablage ihren angestammten Platz hatten und jedem nachfolgendem Auto verzückende Momente der kreativen Möglichkeiten aufzeigten und unter denen immer eine volle Rolle Toilettenpapier spazierengefahren wurde?

Apropos, selbstverständlich ist Toilettenpapier nicht Toilettenpapier, es gibt die 2-lagigen, 4-lagigen, mit Düften behandelte, etwa mit Lavendel, gemusterte, überhaupt farblich gestaltete, mit Geldscheinen, Herzchen, sogar in einigen Natioalflaggenfarben, mit Sprüchen versehene, also auch hier was das Herz begehrt, um sich im stillen Örtchen wohlzufühlen.

Das Wohlfühlen unterstreicht ebenso die Ablage für Zeitschriften, Bücher, Comics, die in einigen WCs zu finden sind, und ganz ehrlich, wer kennt nicht den ein oder anderen, der stundenlang das Klosett besetzt hält, nur weil er dort tief versunken im Blätterwald das Geschehen um ihn herum vergessen hat? Das stille Örtchen eröffnet für kreative Köpfe einen umfassenden Ideenreichtum, der zuweilen sofortigst an die Kacheln, Wände verewigt wird.

Überall diese noch so teuren oder schlichten Toiletten, die wir in unserm Leben zu Gesichte bekommen, sollten wir nicht vergessen, daß Millionen Menschen nicht die Möglichkeit haben, ein stilles Örtchen mit vier Ecken aufzusuchen und demzufolge die hygienischen Zustände zu schwerwiegenden Krankheiten führen können. Deshalb fordert Jack Slim: „Die Scheiße muß beim Namen genannt werden.“**

Vielleicht sollten wir öfters bedenken, daß nicht nur die Bühne, auf der die Menschheit sich im Rampenlicht tummelt, sondern auch der Abtritt ein Raum darstellen sollte, der dazu beiträgt, uns wohl zu fühlen, und beklatschen, bejubeln wir nicht nur die Darsteller, sondern die Menschen, die dafür sorgen, daß die Abtritte und Scheißhäuser sauber bleiben.

*http://www.ersieweltreise.de/365-klos/

**https://www.welt.de/vermischtes/article149039308/Fehlende-Klos-ein-heimlicher-Killer.html

Anderssein – Individualität im Kontrast zur konformen Gesellschaft

Qual oder Chance anders zu sein?

Beides kann sich bedingen, muß aber nicht. Für manchen bleibt das Anderssein eine lebenslange Qual, für andere die Möglichkeit, sich zu einer starken Persönlichkeit zu entwickeln. Wobei die Persönlichkeit nicht unbedingt im positiven Sinne zu sehen ist. Genausogut kann die Qual einen „Schutz“ bedeuten. Daran erkannt man schon, jeder ist anders, und zwischen diesen Lebensmodellen gibt es noch viele mehr.

Obwohl alle Menschen biologisch gleich sind, das heißt, unser Körperbau und die Funktionalität sind im Wesentlichen keine großen Unterscheidungsmerkmale, haben wir dennoch unsere eigenen Charakteristiken. Sei es der Körperwuchs, die Farbe des Haares, der Augen, der Haut, die Gesichtsform oder andere äußerliche Unterschiede. In den ersten Lebensmonaten und Jahren nehmen wir dies als einfache Tatsache wahr, bis wir durch andere oder uns selbst erkennen, daß das Gegenüber rote Haare hat. Wir bemerken, der große Bruder mag keine Bananen, die Oma lispelt, die neuen Schuhe gefallen auch Tante Rosa, einige sagen, wir ähneln Onkel Rolf und so weiter. Jetzt beginnen wir, andere zu erkennen und hinterfragen unsere Erkenntnis mit Hilfe der anderen oder durch uns selbst.

Viele „andere“ im obigen Text, aber ohne die keine Reflektion eben durch „andere“, egal ob ich mich selbst als anders definiere oder durch andere als anders reflektiert werde. Zur Qual des Anderssein wird es erst, wenn es als negativ oder positiv hevorgehoben wird.

Man muß, und man kann nicht immer nachvollziehen, warum das “Anderssein“ von dem einen als gut, vom anderen als schlecht bezeichnet wird. Dies bleibt seine Ansicht, seine Meinung, seine Erkenntnis und sei jedem gestattet. Allerdings nur bis zu der Grenze, an der Abgrenzung, Ausgrenzung beginnt. An der Grenze, an der das Anderssein als abartig, nicht hinnehmbar verteufelt wird.

Manch einer versucht, deshalb sich zu ändern, läßt sich formen, um dieser Ausgrenzung zu entkommen, andere akzeptieren diese Diskriminierung irgendwann und vermögen an der Ausgeschlossenheit zu einer Persönlichkeit heranwachsen, die aufgrund ihrer Erfahrungen und Qualen anderen gegenüber empathisch auftreten. Für andere führen diese Abgrenzungsqualen zum geschultesten Förderer von jeglicher Art der Diskriminierungsformen. Beide sind Opfer durch Anderssein, beide haben diese Abgrenzung als Chance benutzt, der eine zum positiven Verständnis, der andere, um das positive Verständnis abzulehnen.

Diejenigen, die die Qualen nicht als Chance, sondern als Schutz betrachten, schlenkern für jedes Ausgrenzungsgefühl an einen anderen Standpunkt und begrüßen den Hinweis auf das Anderssein als „Geschenk“, ihren Standpunkt zu verändern. Diese Menschen sind sogenannte „Fähnchen im Wind“. Oftmals sind sie auch diejenigen, die sich permanent nicht geliebt und geachtet fühlen und sich hinter Fassaden verstecken, sei es hinter „Führern“ oder „Ideologien“.

Der Wert des Andersseins ist trotz vieler Aufklärungsarbeit und vorgelebter Möglichkeitsformen immer noch nicht gänzlich in den Gesellschaften angekommen.

Gesellschaften, die in der Entwicklung des Menschen vom Kleinkind zum Erwachsenen nicht bewußt auf die persönliche Entwicklung jedes Individuums, sein Recht auf Anderssein eingehen, dürfen sich nicht wundern, wenn Troglodyten (Höhlenmenschen), wie in Platons Werk „Politeia“ beschrieben, die Mehrheit des Volkes stellen.

Bäume und Bücher - Geschichten erzählende Begleiter

Seelenverwandtes sammelt und trifft sich gern

Natürlich stammt das Wort Buch vom Baum Buche ab, wie sollte es anders sein? Konnten doch die Buchstaben sehr gut auf diesem Material eingeritzt werden, selbst im Begriff Buchstabe kann man die Artverwandtschaft Stab, Holz nachvollziehen. Vielleicht wurden Aufzeichnungen auch auf Eschenholz geritzt, gleichwohl hat sich aber im Sprachgebrauch das Buchenholz durchgesetzt.

Dieser Text möchte aber nicht auf wissenschaftliche Abhandlungen darüber ausschweifen. Fakt ist, unsere Vorfahren schrieben unter anderem auf Holz, beziehungsweise ritzten. Fakt ist auch, daß die einzelnen Blätter eines Buches wieder einen Hinweis auf das Gewächs Baum ergeben. Sinnbildlich kann man demzufolge den Gedanken nicht verwerfen, daß der Baum als die am längsten lebende Pflanzenart das Wissen über Jahrhunderte weitergeben kann und deshalb die Namensgebung am besten veranschaulicht.

Desweiteren werden Bäumen in den Mythologien verschiedenartige Kräfte zugesprochen, teilweise in esoterische Richtung, aber auch in Bezug auf Heilwirkungen. In Büchern finden sich also alle nur möglichen, erdenklichen Gedankengüter. Vielleicht deshalb die Aussage: Papier ist geduldig?

Der Hinweis darauf, nicht alles was so geschrieben wird, entspricht der Wahrheit, oder wird tatsächlich, im Falle von Planung, Gesetzesentwürfen in die Tat umgesetzt. Nichtsdestotrotz erleben wir in großen Bibliotheken ähnliche Gefühle wie an bestimmten Plätzen im Wald, eine tiefe wissende Ruhe, flirrende Emotionen, bedrückende Kraft. Erinnern wir uns, so sind die Flut der Bücher und damit der Zugang zu ihren Inhalten gar nicht so viele Jahre her. Noch bis etwa Mitte des letzten Jahrhunderts waren Bücher teils unerschwinglich und nicht in jedem Haushalt zu finden. Dies lag mitnichten immer nur am Desinteresse der Menschen, sondern eben auch an den materiellen Möglichkeiten. Bücher waren bisweilen Wertanlagen.

Dies war sicherlich mit ein Grund, warum einige Bücher nicht nur einmal, sondern mehrere Male gelesen wurden, und man viel eher Menschen fand, die über den Inhalt eines Buches mit anderen zu vertiefenden Diskussionen führten. Mit zunehmenden Auflagenzahlen verringerte sich aber das Interesse einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Inhalten. Außer bei gewissen beliebten Buchreihen, die teilweise gar verfilmt wurden und einen regelrechten Hype durch sämtliche Generationen und Gesellschaftsschichten auslöste. Und Menschen, die diesem „Fieber“ nicht verfallen waren, wurden unverständliche Blicke zugeworfen.

Obwohl Bücher sozusagen zur Massenware geworden sind, gibt es unter ihnen einige, die wahre Schätze und für den einen oder anderen nicht mit Gold aufzuwiegen sind. Dies sind die Bücher, in denen man die Seitenstelle, auf der ein prägnanter Satz steht, kennt, bei denen man die Aussage eines Abschnittes als persönliche Emotion fühlt, bei denen man sogar den Geruch der Umgebung in sich aufnehmen vermag. Der Verlust eines solchen Buches schmerzt ebenso sehr wie der aus Kindertagen in Erinnerung bleibende Baum, der gefällt wurde.

Beschwerden nicht ohne Folgen

Eine Unart – das Beschweren um des Beschwerens willen

Um es vorwegzunehmen, beschweren ist natürlich abgeleitet von schwer. War nicht schwer zu erraten, oder? Schwer, heikel, klotzig, drückend, beträchtlich, kräftig, massiv, kurzum das Wort, um das Gewicht einer Last zu erklären, so leicht, so schwer. Wer in dem Bereich Kundenservice, Gastronomie, Verkauf arbeitet, kann über die Beschwerden der Kunden, Gäste sicherlich eine Menge erzählen. Nicht nur über unverschämte, unbegründete, sondern auch über die Dummheit oder Frechheit mancher Beschwerden.

Denn Menschen beschweren sich nicht nur, wenn wirklich etwas bei ihrer Bestellung schiefgelaufen, wenn das versprochene Hotel am Strand in Wirklichkeit nur mit einem Fußmarsch von einem Kilometer zu erreichen ist, Menschen beschweren sich auch um des Beschwerens willen. Sie vermögen etwas nicht als gut ansehen, solange sie nicht das Haar in der Suppe gefunden haben, erst danach empfinden sie so etwas wie Befriedigung. Notorische Nörgler können in stressigen Berufen die Arbeit erschweren.

Viele Beschwerdeführenden nützen den Aspekt des schlechten Rufes für einen Betrieb aus, so kaufen sie Kleidung, tragen sie auf der Weihnachtsfeier, einer Hochzeit, im Urlaub, um sie danach unter fadenscheinigen Argumenten wieder umzutauschen oder sich das Geld auszahlen zu lassen.

Sie erbitten einen Zimmerwechsel, da der Sonnenuntergang von ihrem Zimmer aus nicht zu sehen sei, wechseln am nächsten Tag unter dem Argument, dies Zimmer verfüge über keinen Balkon zur Südseite, um schließlich tags darauf wieder nach dem ersten Zimmer zu verlangen, da auf der Südseite die Sonne zu heiß und bis spät in der Nacht die Hitze im Zimmer aufgestaut wäre. Sie bestellen ein Mittagsmenü und lassen es beim Servieren zurückgeben mit dem Argument, es sei nur lauwarm oder fettig, um im gleichen Atemzug eine neue Bestellung aufzugeben, die kurz zuvor an den Nachbartisch serviert wurde.

Eine Beschwerde vorbringen, bedeutet in der Regel, jemand hat etwas auf dem Herzen, belastet ihn, weil unter seinen Gesichtspunkten irgendein Aspekt nicht so aussieht, funktioniert, gehandhabt werden kann, nicht die Entspannung, Freude bringt, die erhofft, gewünscht ist. Dies anzusprechen und auf Berichtigung, Ersatz hinzuweisen, ist natürlich richtig. Nicht hinnehmbar allerdings ist, sich durch eine Beschwerde bewußt mehr Vorteile zu ergattern.

Ein Nebeneffekt, der sich durch ungerechtfertigte Beschwerden einschleicht, ist nicht nur die Mehrbelastung für das Personal, sondern daß die Mehrkosten auf alle anderen Kunden übertragen werden.

Falls es Ihnen einmal daran mangelt, Ihre Lachmuskeln über längere Zeit nicht trainiert zu haben, googlen Sie einfach mal nach den skurrilsten, frechsten, verrücktesten Beschwerden, Sie werden garantiert fündig und vergessen dabei eventuell, über was Sie sich gerade beschweren wollten.

Butter bei die Fische

Heraus mit der Sprache

Jetzt aber mal Butter bei die Fische! Und? Sie sind ja ganz ruhig! Kein Interesse jetzt die Möglichkeit in Anspruch zu nehmen, über das Geschreibsel von querdenkende.com ihre Meinung zu äußern? Fällt Ihnen nichts ein? Rein gar nichts? Na, dann kann man Sie regelrecht beglückwünschen, so zufriedene Mitmenschen findet man selten. Oder wir haben bis jetzt alles richtig gemacht, dann ist ja alles in Butter!

Butter, wieder mal so ein Fremdwort, das wir täglich und vielleicht bei dem ein oder andern Haushalt schon morgens beim Frühstückstisch in den Mund nehmen und uns keinerlei Gedanken hingeben, warum wir das gelbe Fett, das unter anderem so herrlich dafür zu gebrauchen ist, eine für Konfitüre oder Gelee brauchbare Untergrundschicht zu Brot oder Brötchen herzugeben. Oder dafür geeignet ist, den Kuchen besser schmecken zu lassen.

Mittelhochdeutsch buter, althochdeutsch, butera, über das Vulgärlateinische butyrum vom Griechischen boútyron, Kuh, Rind, eigentlich Quark aus Kuhmilch (Duden). Im französischen wird je bous gleich für mehrere Tätigkeiten in der Küche gebraucht, ich koche, ich siede, ich walle, ich brause.

Direkt nachvollziehbar, warum auf die Butter in etlichen Redewendungen Bezug genommen wurde, ist im Nachhinein allgemein nicht erklärbar, denn einerseits kann es sich bei der Butter um ein wertvolles Lebensmittel gehandelt haben oder um ein Lebensmittel, das überall zur Verfügung stand und somit täglich in Gebrauch war. In der angewandten Sprache finden wir öfters den Bezug auf Butter, so daß es uns mitunter gar nicht mehr auffällt, wie oft und bei welcher Gelegenheit wir, außer beim Frühstücktisch und um den Einkaufszettel zu schreiben, Butter erwähnen.

Jemanden nicht die Butter auf dem Brot gönnen, nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, wie warme Butter, wie Butter in der Sonne, die beiden oben erwähnten, Butter bei die Fische, alles in Butter und die eventuell weniger bekannten, Butter auf dem Kopf haben und bei jemanden liegt der Kamm neben der Butter, sind schon eine ganze Menge Butter, die da so mir nichts, dir nichts, sprachlich verteilt werden.

Jeder wird sicher so seine eigene Vorliebe bei der Anwendung der oben genannten Sprichwörter haben und sie bei der passenden Gelegenheit einsetzen. Zu keinem der erwähnten Redewendungen gibt es eine eindeutige Erklärung, es sind lediglich Vermutungen.

Butter auf dem Kopf haben, bedeutet, ein schlechtes Gewissen haben, soll sich darauf beziehen, daß Frauen die Butter in Körben auf dem Kopf zum Markt trugen und falls die Sonne schien, sie nicht schnell genug unterwegs waren, mit dem Ergebnis, daß die Butter geschmolzen war, als sie auf dem Markt ankamen, dann hatten sie ein schlechtes Gewissen, und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.

Den Kamm neben der Butter liegen haben, klar, bezieht sich auf einen unordentlichen Haushalt. Wie warme Butter und auch wie Butter in der Sonne soll verdeutlichen, jemand schmilzt dahin, ist rührselig, sehr schnell nachgiebig. Jemanden nicht die Butter auf dem Brot gönnen, neidisch sein. Nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, sich nicht alles gefallen lassen. Butter bei die Fische, Sachverhalt klären, mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Norden Deutschlands, dafür spricht auch die falsche Grammatik, Butter kommt erst kurz vor dem Servieren über den Fisch, also in etwa, zur Sache kommen, die Wahrheit sagen, sich aussprechen.

Und zu guter Letzt: alles in Butter, alles in Ordnung. Sie haben diesen Text gelesen oder zumindest überflogen, was will man als Schreiberling mehr. Ach so, die Erklärung, da dürfen Sie sich es sich aussuchen, welche Ihnen am wahrscheinlichsten vorkommt. Bei häufigem Wechsel der verschiedenen Adelssitze soll das gute Geschirr in Butter eingelassen worden sein, und selbstverständlich wurde am Ankunftsort nachgefragt: Alles in Butter? Eventuell auch durch den Transport von Muranogläsern über die Alpen zu den verschiedenen Fürstenhäusern. Die andere Variante dieser Redensart könnte von einem Berliner Gastwirt stammen, der ein Schild mit: Alles in Butter! an seinem Schaufenster angebracht hatte, um damit seinen Kunden mitzuteilen, bei ihm wird alles mit Butter gekocht oder gebacken.

Es ist Zeit für die Butter bei die Fische! Guten Appetit!

Dämmern zwischen Zweifel und Gewißheit

Altbekanntes etwa doch neu überdenken?

„Na, dämmert es langsam bei dir?“ „Na, verstehst du es langsam?“ Diese beiden Sätze sagen so ziemlich das gleiche aus, jemand fragt sein Gegenüber, ob er langsam irgendeinen Zusammenhang begreift, ob ihm langsam etwas bewußt wird.

Eigentlich komisch, oder? Dämmern bedeutet doch langsam dunkel werden, wenn der Tag sich verabschiedet und die Nacht schon in greifbarer Nähe ist, so in etwa die Abendstunden beschreibt. Es ist der Übergang von hell zu dunkel. Abenddämmerung. Ups! Da ist aber auch die Morgendämmerung, wenn die Nacht zart durchbrochen wird, durch leichte Nebelschwaden das erste Sonnenlicht wieder erahnen läßt. Es ist der Übergang von dunkel zu hell.

Wenn uns also etwas dämmert, dann befinden wir uns eher in der Morgendämmerung, somit haben wir genügend einleuchtende Stunden, etwas zu verstehen, das uns bis dato nicht so ganz klar war. Es wäre also unlogisch, wenn bei „Dämmert es langsam bei dir?“ der Übergang vom Tag zur Nacht als der Moment der Erleuchtung zu verstehen sei. Aber so sicher kann man sich bei manchen Menschen nicht sein. Denn bei einigen Menschen scheint das Dämmern tatsächlich eher in die Nacht, das Dunkle zu führen.

Dämmern, schlagen, klopfen, daß es schallt, durch Schlagen bewältigen, niederdrücken.

Dämmern, er geht gedankenverloren seines Weges, er dämmert vor sich hin.

Dämmern, die Übergange von hell zu dunkel oder dunkel zu hell, das Zwielicht, diesige Stimmung.

Anderseits muß man wirklich immer alles verstehen, muß wirklich bei allen nicht zu verstehenden Angelegenheiten ein Dämmern stattfinden? Darf denn nicht mal irgendetwas im Unklaren bleiben, in der Dämmerung, im zwielichten Schein oder sogar im Dunkeln? Ist es nicht manchmal so, daß gerade das Erkannte oft den Reiz, des nochmaligen Überlegens, des Grübelns verhindert? Daß dadurch die Möglichkeit verlorengeht, eine andere Sichtweise wahrzunehmen?

Dämmerung ist nicht umsonst mit Zwielicht umschrieben. Das Zwielicht, das geteilte Licht, das Zweilicht, das Licht, das Gegenstände in der Ferne nicht mehr klar umformt, das Spekulationen die Möglichkeit gibt zum Rätseln, ob das Objekt, das man vermeintlich wahrnimmt, ein Baumstamm oder doch eher ein Tier ist. Dämmert es Ihnen?

Auch wenn wir etwas verstehen, brauchen wir trotzdem nicht auf ewig an diesem Platz stehenbleiben, die berühmte Schublade mit der Erkenntnis geschlossen halten, wir können ohne weiteres auch diesen Platz räumen und unser Verstehen an einen anderen Ort stellen.

Denn wenn wir zu viel eindämmen, durch Schlagen bewältigen, Dämme aufstellen, kann das Dämmerlicht uns nicht mehr erreichen, und wir bleiben auf festgefahrenen Wegen stecken.

Vielleicht kann aber auch das Dämmerlicht nicht mehr weichen und wir verbringen unser Leben im stetigen Dämmerzustand, das jegliches Neues nicht mehr zu uns vordringen läßt.

So wie es Heinrich Heine in seinem Gedicht „Rückschau“ umschrieb, „so dämmersüchtig, so sterbefaul“.

Wenn wir uns auf die Frage einlassen: „Na, dämmert es langsam bei dir?“, so ist dies nicht unbedingt die Unfähigkeit, etwas nicht zu verstehen, sondern auch die Fähigkeit etwas neu Vernommenes oder etwas Altbekanntes im möglichen Zwielicht erneut zu überdenken.

Dem Links-Rechts-Schema auf der Spur

Zwischen Straßenverkehr, Schreiben und politischer Gesinnung

Rechts, links, eine fallen lassen. Wer schon mal gestrickt hat, kennt diesen Satz, vor allen Dingen von nervenden Nichtstrickern, die sich besonders schlagfertig vorkommen, über Dinge zu reden, die sich ihrem Wissensstand entziehen.

„Rechts ist da, wo der Daumen links ist.“ Wer diesen Spruch hört, sitzt sehr wahrscheinlich mit dem Fahrlehrer im Auto. Eine wichtige Regel im Straßenverkehr, die hoffentlich jeder Autofahrer kennt, lautet: rechts vor links; aber Achtung, nur in Ländern, bei denen das Lenkrad links montiert ist und allgemein der Rechtsverkehr auf den Straßen gilt.

Rechts, links, rechts, links, rechts, links, diesem Kommando folgen augenscheinlich Menschen, die am militärischen Exerzieren teilnehmen. Wohl gibt es auch rechts, links, rechts beim Tanzen lernen. Bis hierhin alles schön und gut, rechte Seite, linke Seite. Kann man verstehen lernen, wie hell und dunkel, unten und oben, Gegensätze also.

Wer aber hat festgesetzt, daß rechts und links als Begriffe für politische Parteien gelten?

Die Unterscheidung geht sehr wahrscheinlich auf die Sitzordnung in der französischen Abgeordnetenkammer zurück. Dort saßen 1814 vom Präsidenten ausgesehen, auf der rechten Seite die Parteien, die für die jetzige Ordnung und gesellschaftlichen Verhältnisse eintraten.

Auf der linken Seite die, die eine Änderung der politischen und sozialen Belange einforderten.

Er ist link, bedeutet falsch, hinterhältig, dem ist nicht zu trauen. Im Gegensatz zu: Er ist schon recht; alles bei ihm ist in Ordnung, auf den kann man sich verlassen, er ist ehrlich. Hier spielt uns die Sprache einen Streich, oder?

Mittelhochdeutsch linc, stand für schlaff, matt, später auch für unwissend und wurde eng in Zusammenhang mit der linken Hand als die unbeholfene, schwache, ungeschickte Hand bezeichnet. In der Gaunersprache (17. Jahrhundert) entwickelte sich das Wort link für verdächtig, falsch, hinterhältig.

War Goethe nicht auch Linkshänder? Hier wird nicht nur diese Frage beantwortet: Linkshänderseite *.

Recht sein, deutet darauf hin, anständig, geeignet, echt, glaubwürdig zu sein, das Wort ist abgeleitet von mittelhochdeutsch reht, die ursprüngliche Bedeutung aufgerichtet, gelenkt und ist wortverwandt mit rechnen, recken.

Nährt man nicht mit dem Begriff „links“ und „rechts“ in der Politik falsche Vorstellungen über deren politische Auffassungen und Handlungen?