Grand Central Terminal und Pampabahnhof - Richard Deiss - E-Book

Grand Central Terminal und Pampabahnhof E-Book

Richard Deiss

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Beschreibung

Kleine Gesichten, amüsante Anekdoten und interessante Fakten zu 200 Bahnhöfen in Kanada, den USA, Mexiko, Kuba, Brasilien, Argentinien und anderen Ländern Amerikas. Die interessantesten Bahnhöfe Amerikas von Alaska bis Feuerland, von Neuengland bis Kalifornien sind hier auf 144 Taschenbuchseiten vereint.

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Inhalt

Vorwort

Kanada und Alaska

1.1 Alaska

1.2 Kanada

USA (‘lower 48’)

2.1 New York

2.2 Neuengland

2.3 Übriger Nordosten

2.4 Washington

2.5 Michigan

2.6 Chicago und Illinois

2.7 Übrige Große Seen Staaten

2.8 Mittelwesten - Präriestaaten

2.9 Die Südstaaten

2.10 Texas

2.11 Rocky Mountains Staaten

2.12 Westküste

Mittelamerika und Karibik

3.1 Mexiko

3.2 Guatemala

3.3 Nicaragua

3.4 Übriges Mittelamerika

3.5 Karibik

Südamerika

4.1 Kolumbien

4.2 Venezuela

4.3 Brasilien

4.4 Andenstaaten

4.5 Uruguay und Paraguay

4.6 Chile

4.7 Argentinien

Anhang

Bemerkenswerte Bahnhöfe

Stilvorbilder von Empfangsgebäuden

Die größten Bahnhöfe nach Passagierzahl

Amtrak-Stationen nach Passagierzahl

Vergleich Amtrak - Via Rail

Eisenbahnnetzlängen in Amerika

Literatur

Vorwort

Im Sommer 2007 brachte ich das Taschenbuch Palast der tausend Winde und Stachelbeerbahnhof heraus, welches kleine Geschichten, interessante Fakten und Anekdoten zu 200 Bahnhöfen weltweit enthielt. Im Laufe der Zeit sammelten sich weitere Anekdoten an, 2008 publizierte ich deshalb eine um 20 Bahnhöfe erweiterte Neuauflage und Anfang 2009 schließlich einen zweiten Band ‚Der Lebkuchenbahnhof am Ende der Welt’ mit 200 Anekdoten zu Bahnhöfen außerhalb Europas.

Doch da es vor allem zu den USA viele Anekdoten gibt, ergab sich die Notwendigkeit eines eigenen Amerikabandes, um alle Geschichten unterzubringen.

Nach einer ersten Auflage im Sommer 2009, einer erweiterten zweiten Auflage im Oktober 2009, dritten und vierten Auflagen 2011 und 2013 liegt hiermit eine nur leicht veränderte, aktualisierte fünfte Auflage vor.

Das vorliegende Buch enthält Anekdoten und Fakten zu über 200 amerikanischen Bahnhöfen (die Hälfte davon liegen in den USA). In einer Nord-Süd-Tour fängt es in Alaska an, behandelt dann kanadische Stationen, kehrt im Nordosten in die USA zurück und arbeitet sich durch Mexiko, Mittelamerika, Brasilien und die Andenstaaten bis nach Feuerland ans 'Ende der Welt'. Geschichten, in welchen bekannte Persönlichkeiten vorkommen, sind durch einen Kreis markiert.

Eine Neuauflage ist etwa alle zwei Jahre geplant. Hinweise für weitere interessante Geschichten und Fakten zu Bahnhöfen in Übersee sind deshalb immer willkommen.

Bonn, im August 2019

Richard Deiss

1. Kanada und Alaska

Die Eisenbahn in Kanada und Alaska

Nordamerika war einst im Schienenverkehr die weltweit führende Region. Hier lag die Hälfte aller Schienen weltweit, etwa 500 000 km, heute ist es nur noch ein Viertel. Während in den USA seit 1920 fast die Hälfte des Bahnnetzes stillgelegt wurde, verlor Kanada von seinen 70 000 km nur 20 000. Trotzdem spielt in Kanada der Eisenbahnpersonenverkehr mit einer Verkehrsleistung von etwa 2 Milliarden Personenkilometer heute nur noch eine geringe Rolle. Die Bevölkerungsdichte ist gering und die Distanzen sind einfach zu groß für die Bahn und eher flugzeugaffin. Bestehende Fernzüge dienen vor allem dem Tourismus, daneben gibt es nur in den Ballungsräumen nennenswerten Nahverkehr. Entsprechend sind nur Bahnhöfe im Bereich großstädtischen Schienennahverkehrs wie Toronto oder Montreal gut frequentiert. Die Bahnhöfe werden von Via Rail betrieben, einer staatlichen Eisenbahngesellschaft, die 1978 durch das Herauslösen des defizitären Personenverkehrs aus den beiden großen Bahngesellschaften Canadian Pacific und Canadian National Railway geschaffen wurde.

Im Güterverkehr ist die Eisenbahn in Kanada dagegen nach wie vor ein wichtiger Verkehrsträger, der Eisenbahngüterverkehr in Tonnenkilometern beträgt das Vierfache der in Deutschland erbrachten Verkehrsleistung. Damit liegt Kanada an fünfter Stelle weltweit.

In Alaska wurden erst spät und vor allem durch staatliche Initiative Bahnlinien gebaut. Durch die Steuereinnahmen aus der Erdölförderung ist heute genug Geld da, das kleine Bahnnetz inklusive der Bahnhöfe zu erhalten und staatlich zu betreiben. Die staatliche Alaska Railroad, der die Bahninfrastruktur gehört, bezeichnet sich so als ‚letzte integrierte Eisenbahn Nordamerikas‘, also als eine, welche Personen- und Güterverkehr betreibt.

1.1 Alaska

• Nenana und das Serum

Im Januar 1925 war die Not in der isoliert an der Westküste Alaskas gelegenen Hafenstadt Nome groß. Eine Diphterie-Epidemie war ausgebrochen und diese bedrohte vor allem die Eskimokinder, da deren Immunsystem über keine entsprechenden Abwehrkräfte verfügte. Lebensrettendes Serum wurde dringend benötigt. Doch wie sollte man dieses nach Nome bringen? Der Hafen von Nome war im Januar vereist und für Schiffe nicht erreichbar, Straßen nach Nome gab es keine. Auch verfügte Alaska damals nur über zwei Transportflugzeuge, die beide noch nie im Winter eingesetzt worden waren. In der Verzweiflung griff man auf eine Kombination von Bahn- und Schlittenhundtransport zurück. Man brachte das Serum per Bahn von Anchorage nach Nenana, einem kleinen Bahnhof im Inneren Alaskas, etwa 60 Kilometer westlich von Fairbanks. Von hier sind es immer noch fast 1000 km bis zur Westküstenstadt Nome. Diese Strecke sollte mit Schlittenhunden über den Iditarod-Trail zurückgelegt werden. Am 27. Januar 1925 setzte sich vom Bahnhof von Nenana, wo das Serum in Empfang genommen wurde, ein Hundeschlittenzug in Bewegung, um die Winterhölle Alaskas zu durchqueren. Insgesamt waren mehr als 100 Hunde im Einsatz. Dem erfahrenen norwegischen Schlittenhundführer Gunnar Kaasen und seinem ausdauernden Leithund Balto war es zu verdanken, dass der Schlittenhundzug am 2. Februar um 5:30 in Nome ankam. Kaasen und sein Hund wurden berühmt und für Balto wurde im Central Park von New York eine Bronzestatue errichtet. Auch ein Disneyfilm zu den Ereignissen mit dem Titel Balto wurde später gedreht.

Heute stellt das Iditarod-Hundeschlittenrennen von Willow nach Nome über eine noch weitere Distanz (1868 km) die damalige Wegstrecke jährlich im März nach.

1.2 Kanada

Craigellachie und ‘the Last Spike’

In Craigellachie in British Columbia wurde am 7. November 1885 der letzte Schienennagel in die transkontinentale Schienenverbindung der Canadian Pacific Railway geschlagen. Züge halten dort heute extra für Touristen. Allerdings war es ursprünglich doch nicht der letzte Nagel, denn der Eisenbahnfinancier Donald Smith verbog diesen beim ersten Schlag, so dass er es mit einem neuen noch einmal versuchen musste. Auch dieser Nagel wurde bald wieder entfernt - er wurde dem Sohn des Patentamtspräsidenten geschenkt - und durch einen dritten ersetzt, um Souvenirjäger zu entmutigen.

Jumbo und die Bahn

Die Stadt St. Thomas, die 1856 Eisenbahnanschluss erhielt und deren heutiger Bahnhof 1871-1873 erbaut wurde, war einst ein wichtiger Eisenbahnknoten in der kanadischen Provinz Ontario. 26 verschiedene Eisenbahngesellschaften bedienten im Laufe der Jahre diesen Bahnhof und St. Thomas galt zeitweise als Railway capital of Canada. Seit 1985 steht am Bahnhof die Statue des Elefanten Jumbo.

Jumbo war der Name eines sehr großen afrikanischen Elefanten, der 1861 in Französisch Afrika geboren wurde, von einem französischen Zoo importiert und 1865 dann an den Zoo von London abgegeben wurde. Die Londoner Zoowärter hatten ihm den Namen Jumbo gegeben, was sich wahrscheinlich vom suahelischen Jambo (Hallo) ableitete. 1882 wurde der Elefant schließlich an den Zirkus P.T. Barnum verkauft. Der machte viel Werbung für den mächtigen Elefanten Jumbo und so stand jumbo bald für groß, riesig. Die Boeing 747 wurde beispielsweise später auch Jumbo Jet genannt. Doch es gab etwas, was stärker war als Jumbo. Am 15. September 1885 starb Jumbo als er auf den Gleisen des Bahnhofs von St. Thomas ein Elefantenbaby retten wollte und dabei eine Lokomotive übersah, die auf ihn zufuhr. Das Elefantenbaby überlebte übrigens, hatte sich aber ein Bein gebrochen und wurde deshalb eingeschläfert. Jumbo starb am Unfallort, der Zirkus Barnum ließ den Elefanten ausstopfen und verschenkte ihn an die Tufts University in den USA, wo 1975 allerdings ein Feuer das ausgestopfte Tier zerstörte. 1985, hundert Jahre nach dem Tod des Elefanten wurde diesem am Bahnhof von St. Thomas ein lebensgroßes Denkmal errichtet.

St. Thomas‘ großer Bahnhof

Aber auch ohne den Elefanten ist der Bahnhof von St. Thomas etwas Besonderes. Als dieser im Jahr 1873 fertig gestellt wurde, schrieb die Lokalzeitung:

„Was die architektonische Substanz und Solidität, den Gebrauchswert der Raumaufteilung im Innern sowie die Dimensionen betrifft, gibt es keinen Personenbahnhof in Kanada, sondern höchstens in New York und Chicago, der es mit demjenigen der Canada Southern Gesellschaft in St. Thomas aufnehmen kann.“

400 000 Ziegelsteine wurden im über 100 m langen Empfangsgebäude verbaut. Heute ist der stillgelegte Bahnhof reparaturbedürftig und ein lokaler Verein hat sich gegründet, um Spenden für seine Renovierung zu sammeln und den Originalzustand des langen Gebäuderiegels, dem heute das bahnhofstypische Vordach fehlt, wieder herzustellen.

Ottawa Union Station

Als man 1908 in Ottawa die Union Station entwarf, übernahm man etliche Entwurfsideen der damals im Bau befindlichen New Yorker Pennsylvania Station. Den Wartesaal der Penn Station, der den römischen Caracalla-Thermen nachempfunden war, kopierte man einfach im Maßstab 1:2. Außen versah man das Gebäude wie in New York mit innen hohlen korinthischen Säulen (allerdings nicht an allen Seiten). 1956 wurde jedoch die Kuppel im römischen Stil zugunsten eines Flachdaches entfernt und 1966 der Bahnhof gänzlich stillgelegt. Die Gleise, die am Rideau-Kanal, an dem der Bahnhof liegt, entlangführen, wurden ebenfalls abgebaut, denn das Kanalufer wurde zur Promenade und mittlerweile ist der Kanal sogar auf der UNESCO-Welterbeliste verzeichnet. Die ehemalige Union Station ist heute ein Konferenzzentrum der Regierung. Zum Fernbahnhof wurde eine neu erbaute modernistische, 1967 mit einem Architekturpreis versehene, aber letztlich ungemütliche Metallkonstruktion am Stadtrand.

Das Unglück von Halifax

Die Architekten der Union Station von Ottawa entwarfen auch den Neubau des Bahnhofs von Halifax. Der alte Bahnhof der Stadt war 1917 im schlimmsten Unglück der kanadischen Geschichte zerstört worden. Im Dezember 1917 kollidierte im Hafen der Stadt eine französische Fregatte, die Sprengstoff geladen hatte, mit einem norwegischen Dampfschiff. Dies zog zahlreiche Schaulustige an. Doch plötzlich stürzte ein Seemann in das Büro des Eisenbahndisponenten Vincent Coleman und warnte vor einer unmittelbar bevorstehenden riesigen Explosion. Anstatt sich in Sicherheit zu bringen, warnte Colemann per Telegraph einen einfahrenden Zug, der 700 Passagiere an Bord hatte. Die Fahrgäste wurden gerettet, doch Coleman kam wie 2000 andere bei der Explosion ums Leben. Er gilt in Kanada seither als Held.

• Saskatoon - der Premierminister und die Zeitung

Am Morgen des 29. Juli 1910 kam im Bahnhof von Saskatoon, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Saskatchewan, der kanadische Premierminister Sir Wilfried Laurier (1841-1919) mit dem Zug an. Er war nach Saskatoon gereist, um den Grundstein der ersten Universität von Saskatchewan zu legen. Am Bahnsteig fällt ihm ein aufgeweckt aussehender Zeitungsjunge auf, dem er eine Zeitung abkauft. Er fragt den Zeitungsjungen wie die Geschäfte gehen und spricht die Hoffnung aus, dass dieser ‚es später mal zu etwas bringen‘ werde. Nach einem lebhaften Meinungsaustausch meint der 15jährige Zeitungsjunge plötzlich `Gut, Herr Premierminister, ich muss mich jetzt um meine Geschäfte kümmern und kann leider keine Zeit mehr mit ihnen verschwenden.´

47 Jahre später ist aus dem Zeitungsjungen John George Diefenbaker tatsächlich etwas geworden. Und zwar kanadischer Premierminister, ein Amt, welches er von 1957-1963 innehat. 1979 stirbt Diefenbaker, fast 84jährig. Gemäß seinem letzten Willen wird er auf dem Campus der Universität Saskatoon begraben, deren Gründung 1910 ihm zu der Begegnung mit Premierminister Lauriel verholfen hatte. Sein Leichnam wird in einem Trauereisenbahnzug nach Saskatoon gebracht und so kam Diefenbaker zu dem Bahnhof zurück, wo seine Karriere als Zeitungsjunge begann.

Der 1908 erbaute Canadian Pacific-Bahnhof wurde in den 1990er Jahren für den Personenverkehr stillgelegt, wegen seines schlossartigen Stils steht er jedoch unter Denkmalschutz. Die Züge der kanadischen Gesellschaft Via Rail halten heute in der nüchternen New Saskatoon Railway Station. Einst gab es auch einen Bahnhof der Canadian National Railway (CNR) in der Stadt. Auf dessen Gelände wurde später ein Einkaufszentrum errichtet. Als dieses in den 1990er renoviert wurde, änderte man die Fassade so, dass sie der des alten CNR Bahnhofs glich.

Von London nach Berlin

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg konnte man ohne Umsteigen mit dem Zug von London nach Berlin fahren. Jedoch nicht in Europa, sondern in Kanada. Denn London ist eine Großstadt im Bundesstaat Ontario und Berlin hieß einst eine andere größere Stadt im gleichen Bundesstaat. Dort lebten viele Deutsche und in der Stadt gibt es heute noch ein großes Oktoberfest. Doch im 1. Weltkrieg war der Name nicht mehr opportun und Berlin (und damit auch sein Bahnhof) wurde 1916 nach dem britischen Feldmarschall in Kitchener umbenannt. Immerhin halten am Bahnhof dieser Stadt heute noch Personenzüge. Von Berlin nach London kann man jedoch nicht mehr fahren.

Pétain und die Umbenennung

Weniger Glück hatte die Canadian Pacific Railway (CPR) mit der Benennung einer Station im Kettle Valley im Süden der Provinz British Columbia. Diese Bahnlinie war aufgrund der schwierigen Gebirgstopographie in Westkanada eine große Herausforderung, hier waren zeitweise 5000 Arbeiter mit dem Bahnbau beschäftigt. 1916 wurde die Bahnlinie fertig gestellt. Im selben Jahr wurde während des Ersten Weltkriegs der Franzose Philippe Pétain nach Abwehrerfolgen zum `Held von Verdun´. So beschloss die Bahngesellschaft, eine Station der neuen Bahnlinie Pétain zu nennen. Im Jahr 1940 wurde Pétain jedoch Leiter der mit den Deutschen kooperierenden Vichy-Regierung, die im unbesetzten Teil Frankreichs saß. Dadurch war er vom Held zum Kollaborateur geworden und die CPR nannte den Bahnhof 1940 nach einem kanadischen General in Odlum um. Auch diese Station gab es nicht lange, denn die schneereichen Winter und die Konkurrenz durch Lastwagen setzten der Bahnlinie so zu, dass sie seit den 1960er Jahren sukzessive stillgelegt und auf ihrer Trasse ein Radweg angelegt wurde (im Zuge von `Rails to Trails´).

• Toronto Union Station

Das heutige Empfangsgebäude der Union Station von Toronto wurde am 6. August 1927 offiziell eröffnet.

Der Prince of Wales Edward war extra aus Großbritannien angereist und feierlich schnitt er mit einer goldenen Schere ein Eröffnungsband durch.

In der Wand der großen Schalterhalle (die den Spitznamen Great Hall trägt) wurden auf halber Höhe die Namen wichtiger Destinationen, die per Bahn von Toronto aus erreichbar sind, eingraviert. Darunter auch die am Oberen See gelegene Stadt Sault Ste. Marie, die jedoch als Sault St Marie falsch geschrieben wurde. Der Fehler wurde bis heute nicht korrigiert.

Montreal CPR Windsor Station

Die ehemalige Windsor Station in Montreal gehört zu den beeindruckendsten Empfangsgebäuden Nordamerikas.

Das im Romanesque Revival-Stil gehaltenen Bauwerk wurde vom New Yorker Architekten Bruce Price erbaut und später noch um einen Turm ergänzt. Es fiel so groß aus, weil es als Hauptsitz der Canadian Pacific Railway diente. Das Bahnhofsgebäude wurde bei seiner Fertigstellung im Jahre 1889 mit dem Motto beworben `Beats all creation. The new CPR station´. 1993 wurde die Schienenverbindung zur Windsor Station allerdings gekappt und heute ist der Komplex ein reines Bürogebäude.

Montreal Gare Centrale/Central Station

Der 1943 erbaute Gare Centrale/Central Station ist heute der wichtigste Bahnhof Montreals. Hier passierte im Jahre 1984 etwas, was für das relativ sichere Kanada ungewöhnlich ist. Im Bahnhof explodierte eine Bombe und tötete 3 französische Touristen. Ein pensionierter ehemaliger amerikanischer Soldat soll die Bombe gelegt haben, um gegen den Besuch des Papstes Johannes Paul II. in Kanada zu protestieren.

Für Kanada typischer jedoch sind die Versuche, sich gegen die kalten Winter zu wehren. Der Bahnhof, dessen Gleise im Tunnel verlaufen, hat über die Halles de la Gare direkten Anschluss an die unterirdische Ville Souterraine/ Underground City, dem größten unterirdischen Komplex weltweit mit 32 km Fußgängertunneln, die Einkaufszentren, Apartmentgebäude, Banken, Hotels, Museen, Universitäten und U-Bahnstationen, die kalten Wintertemperaturen der Oberfläche vermeidend, verbinden.

Québec-Gare du Palais

Das Chateau Frontenac ist ein von der Canadian Pacific Railway 1893 erbautes Hotel, welches die Skyline von Québec dominiert. Fünf Jahre zuvor hatte die Bahngesellschaft in Banff bereits ein ähnlich spektakuläres Hotel gebaut. Weitere beeindruckende Hotels folgten, so Place Viger (1898) in Montreal (einst mit Bahnstation) und das Royal York (1929) in Toronto. Mit diesen repräsentativen Bauten wollte man Touristen und damit vermögende Fahrgäste anlocken. Der 1915 erbaute Bahnhof Gare du Palais von Québec lehnt sich deutlich an den Stil des Chateau Frontenac an. Von 1976 bis 1985 hielten hier keine Züge mehr. Heute ist der Gare du Palais allerdings wieder eine VIA Rail-Station.

Winnipeg

Die zentrale Lage Winnipegs innerhalb Kanadas (die Provinz Manitoba, deren Hauptstadt Winnipeg ist, hat auch den Beinamen ‚Keystone Province‘) brachte es mit sich, dass mehrere Eisenbahngesellschaften die Stadt bedienten. Als die heutige Winnipeg Union Station 1911 eröffnet wurde, beabsichtigte die Canadian Northern Railroad mit dem Empfangsgebäude den nahe gelegenen Bahnhof der Canadian Pacific zu übertreffen. Die Architekten des prächtigen New York Grand Central Terminal waren entsprechend mit dem Bau eines repräsentativen Empfangsgebäudes beauftragt worden. Besonders die Rotunde mit ihrer Glaskuppel beeindruckt. Allerdings weist der Boden der Eingangshalle Risse auf. Diese sollen durch Soldaten entstanden sein, die in den 1940er Jahren teilweise im Schwingungen auslösenden Gleichschritt und mit festem Schuhwerk durch das Gebäude marschierten.

Churchill und die Eisbären

Nicht nur in der Präriestadt Winnipeg, die den Spitznamen ‚Winterpeg‘ hat, ist es im Winter recht kalt, sondern in der ganzen Provinz, deren Name deshalb auch als Manisnowba verballhornt wird. Das gilt besonders auch für die Stadt Churchill an der Hudson Bay, wo sogar Eisbären leben. Die Eisbären sind in den letzten Jahrzehnten der Stadt immer näher gekommen, was den Tourismus beflügelt hat und der Stadt zum Beinamen `Polar Bear Capital of the World´ verholfen hat. Dies führt auch der Bahnverbindung zwischen Winnipeg und Churchill Passagiere zu und so verbinden jede Woche 3 Personenzüge der kanadischen Via Rail die beiden Städte (die Fahrt dauert 36 Stunden und nutzt im nördlichen Teil die Gleise der Hudson Bay Railway). Der Bahnhof der Eisbärenstadt Churchill wurde erst 1929 erbaut und steht mittlerweile unter Denkmalschutz.

Vancouver Waterfront Station

Die Waterfront Station war bis 1979 der Pazifik-Endpunkt der transkontinentalen Passagierzüge der Eisenbahngesellschaft CPR. Das säulengeschmückte neo-klassische Gebäude ist in braun-weißen Farbtönen gehalten. Vielleicht liegt es daran, dass Starbucks in diesem Bahnhof im Jahr 1987 die erste Filiale außerhalb der USA eröffnete.

2. USA (‚lower 48 states‘)

1916 erreichte das Eisenbahnnetz der USA mit einer Länge von 409 000 km seinen Höhepunkt, davon wurden mittlerweile 150 000 km stillgelegt. Dazu kam ein dichtes Straßenbahnnetz, das auch die Vororte erschloss und von Boston bis Philadelphia ein zusammenhängendes Netz bot. Auch von diesem Netz ist nur noch wenig übrig. Von den einst 80 000 Bahnhöfen in den USA gibt es heute noch etwa 10 000, doch nur etwa 500 werden von der US-Personenverkehrsgesellschaft Amtrak angefahren. Diese wurde Anfang der siebziger Jahre durch staatliche Initiative geschaffen, um die Reste der Personenverkehrsgesellschaft Pennsylvania Railways zu retten und ein Mindestmaß an Eisenbahnpersonenverkehr zu erhalten, an welchem die privaten Bahngesellschaften, die sich auf den rentableren Güterverkehr konzentrierten, kein Interesse mehr hatten.

Mit dem anders als in Europa privat betriebenem Eisenbahnpersonenverkehr war es nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Konkurrenz von Flugzeug, Auto und Bus rasch bergab gegangen. Das schnellere Flugzeug grub der Bahn auf längeren Distanzen im großräumigen Land das Wasser ab, die Zersiedelung und Motorisierung zehrte das Nahverkehrsaufkommen aus. Nur im Korridor Boston-Washington hielt sich die Bahn, hier gibt es heute Taktverkehr und Hochgeschwindigkeitszüge, die jedoch nur teilweise über eigene Gleise verfügen, was die Betriebsqualität beeinträchtigt. Der Eisenbahngüterverkehr hat sich in Nordamerika dagegen gut entwickelt. In keinem Land werden von den Eisenbahnen so viel Tonnenkilometer befördert, wie in den USA. Das liegt an den großen Transportdistanzen, die schienenaffin sind und an den leistungsfähigen privaten Güterbahngesellschaften, die betrieblich nicht, wie in Europa, durch Grenzen und verschiedene Spurweiten und Stromsysteme behindert werden.

2.1 New York: Stadt und Bundesstaat

New York Grand Central Terminal