Himmlische Intrigen - Herbert Weyand - E-Book

Himmlische Intrigen E-Book

Herbert Weyand

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Im Himmel, wo Frieden und Harmonie herrschen sollten, brodelt es gewaltig hinter den Wolken. Eine unvorhergesehene Machtverschiebung und ein Netz aus Intrigen erschüttern die festgefügten Strukturen der göttlichen Ordnung. Und mitten in diesem Durcheinander steht Martin – ein einfacher Mensch, der nichts ahnt von den himmlischen Plänen, als er den Auftrag erhält, das perfekte Weihnachtsplätzchen-Rezept zu finden. Was Martin nicht weiß: Sein unscheinbarer Auftrag ist Teil eines viel größeren Spiels, das im Verborgenen von mächtigen Kräften gespielt wird. An seiner Seite steht der Engel Malekh, der ihn beschützen und leiten soll. Doch auch Urian, der Teufel höchstpersönlich, ist hinter dem geheimnisvollen Rezept her - und er wird vor nichts zurückschrecken, um es in seine teuflischen Hände zu bekommen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 235

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Herbert Weyand

Himmlische Intrigen

Magie der Weihnachtsplätzchen

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Impressum neobooks

Kapitel 1

Ein himmlischer Roman voller Spannung, Humor und Geheimnisse. Im Himmel, wo Frieden und Harmonie herrschen sollten, brodelt es gewaltig hinter den Wolken. Eine unvorhergesehene Machtverschiebung und ein Netz aus Intrigen erschüttern die festgefügten Strukturen der göttlichen Ordnung. Und mitten in diesem Durcheinander steht Martin – ein einfacher Mensch, der nichts ahnt von den himmlischen Plänen, als er den Auftrag erhält, das perfekte Weihnachtsplätzchen-Rezept zu finden.

Was Martin nicht weiß: Sein unscheinbarer Auftrag ist Teil eines viel größeren Spiels, das im Verborgenen von mächtigen Kräften gespielt wird. An seiner Seite steht der Engel Malekh, der ihn beschützen und leiten soll. Doch auch Urian, der Teufel höchstpersönlich, ist hinter dem geheimnisvollen Rezept her - und er wird vor nichts zurückschrecken, um es in seine teuflischen Hände zu bekommen.

Während Martin und Malekh sich auf eine gefährliche Reise begeben, um die magische Teigmischung zu finden, offenbart sich ihnen eine erschreckende Wahrheit: Selbst der Himmel ist nicht frei von dunklen Machenschaften. Alte Feindschaften, verborgene Geheimnisse und ungewisse Loyalitäten machen ihre Mission zu einem Wettlauf gegen die Zeit - und die Kräfte der Finsternis.

Mit viel Witz und scharfem Dialog entführt himmlische Intrigen – Magie der Weihnachtsplätzchen die Leser in eine magische Welt hinter den himmlischen Kulissen, in der selbst Engel vor Verrat nicht sicher sind. Kann das Rezept das Gleichgewicht zwischen Himmel und Erde wiederherstellen, oder droht das Weihnachtsfest im Chaos zu versinken?

Ein himmlisches Abenteuer voller Spannung, Humor und himmlischer Geheimnisse - perfekt für alle, die göttlichen Spaß und weihnachtliche Magie lieben!

Auf Einladung des Mehrgenerationenhauses las der in Grotenrath lebende Autor Herbert Weyand aus seinen zahlreichen Werken. Foto: Markus Bienwald

Mit einer deutlichen Sprache, die das hiesige Land hergibt, die sein schreiberisches Talent aber nicht vor eine unlösbare Aufgabe stellt, skizziert Weyand die Landschaft um seine Historien herum. Eigenheiten, lokale Spezialitäten und auch Dialekte lässt Weyand herzerfrischend aufblühen und bindet sie scheinbar mühelos in sein Schreiben ein. (Aachener Nachrichten) Lokalkolorit, oder auch solches, das nur noch vom Hörensagen her zu erkennen ist, wird bei Herbert Weyand zu lebendiger Geschichte. (Aachener Zeitung) Eindringliche aber nicht sezierende Beschreibungen mischt er mit lockerer Schreibe, die dennoch nichts vom Grauen solcher Funde vermissen lässt. Kein Wunder also, dass sich Herbert Weyand mit einer unkomplizierten und gleichzeitig faszinierenden Art des Schreibens in die Herzen las. (Heinsberger Nachrichten.)

Herbert Weyand

Himmlische Intrigen

MagiederWeihnachtsplätzchen

Himmlisches Weihnachtsabenteuer Roman

Die dunkelhaarige Schönheit zog ein Bein unter den Po und rutschte auf dem grob gezimmerten Stuhl in eine bequeme Stellung. Die Kerzen des Weihnachtsbaums spiegelten sich in ihren geheimnisvollen Augen. Im Kamin züngelten Flammen und warfen bizarre Muster gegen die Ziegelwand der Kate.

»Wie gesagt ... es ist eine lange Geschichte. Setzt euch. Sie passt zu Weihnachten.«

Das atlantische Tief über Schottland schaufelte klirrend kalte Polarluft in die Region. Für die Gegend nicht untypisch, aber doch selten. Weihnachten im Selfkant war fast immer eine grüne Angelegenheit. Doch diesmal trug die Luft Schnee. Das Dorf lag im westlichsten Zipfel der Bundesrepublik. Die Senke, in der die Häuser standen, wurde von einer Durchgangsstraße zerschnitten. Im oberen Drittel der Straße lag das Oberdorf mit dem katholischen Friedhof, der heute interkonfessionell genutzt wurde, und im Unterdorf die evangelische Begräbnisstätte, auf der nur noch selten jemand zur Ruhe gebettet wurde. Das letzte Geschäft des Ortes schloss vor langer Zeit, nur die Dorfkneipe blieb. Wer weiß, wie lange noch?

Mit dem ersten Glockenschlag des Einladungsläutens zur Weihnachtsmesse hörte Martin den Ruf. Leise, aber eindringlich, wie ein Flüstern direkt hinter seinem Ohr. Er ignorierte ihn, straffte die Schultern und versuchte, das Gefühl zu verdrängen, als hätte jemand ihn gerufen. Es war unsinnig. Weshalb sollte jemand um Hilfe rufen? Und doch ... da war etwas, das seine Aufmerksamkeit nicht losließ. Es zog ihn magisch in den Bann.

Seufzend lenkte Martin seine Schritte zum Backsteinhäuschen am Hügel, die Hände tief in die Hosentaschen vergraben. Der Weg war ihm vertraut, zu vertraut, und während er ging, spürte er eine seltsame Mischung aus Geborgenheit und Unruhe. Es war fast, als wäre die Kate ein eigenes Wesen, das ihm nun bedeutete, dass sich etwas verändern musste.

Er trat in das Dunkel des Zimmers, das sich wie eine geschützte Nische an den Hügel schmiegte. Im Halbdunkel ertastete er die Petroleumlampe, zündete sie an und beobachtete das flackernde Licht, das die vertrauten Konturen des Raumes sichtbar machte. Es war, als würde die Kate aufatmen, als hätte er sie aus einem Schlaf geweckt. Ein Ort, der seit Generationen seiner Familie gehörte, der ihm Sicherheit bot, aber auch eine Verpflichtung, die er nie ganz verstand. Der Ruf kam wieder, diesmal eindringlicher. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, und für einen Augenblick spürte er eine Kälte, die nicht nur von draußen kam. Er zog die Felljacke an, griff nach dem knorrigen Stab - ein Überbleibsel seines Vaters - und trat vor die Tür hinaus in die kalte, stockdunkle Nacht. Der Ruf kam wieder, jetzt klar, aus der Richtung der Heide.

Erleichterung durchzog ihn – er wurde nicht verrückt, der Ruf war real. »Hallo«, rief Martin beklommen in die Dunkelheit hinein. Seine Stimme klang schwach und unsicher, als wäre sie eine Antwort auf den pochenden Zweifel in seinem Inneren. Hoffentlich wusste er, was er tat. »Hier«, antwortete die Stimme, nah und doch schwer zu orten. Der Klang der Stimme war seltsam – vertraut und doch unheimlich, als würde er einem alten Traum folgen, den er nicht mehr richtig einordnen konnte.

Martin blieb stehen, lauschte in die Finsternis. Die Kälte biss durch die dünnen Schichten seiner Kleidung, und er fragte sich

für einen Moment, warum er hier stand. Was war das für ein Ruf? Warum folgte er ihm so bedingungslos? Er wusste, dass er bei einem falschen Schritt im Wasser des Hochmoors landen könnte. Doch etwas zog ihn weiter, eine innere Stimme, die stärker war als seine Vernunft.

Plötzlich ertönte der klare Klang einer Melodie, eine Frauenstimme, die durch die Nacht drang:

Hört ihr, wie die Engel singen, wie ihr Herz vor Freude lacht?

Seht, das Licht, das sie uns bringen, hat die Nacht zum Tag gemacht.

Gloria in excelsis deo! Gloria in excelsis deo!

Er kannte die Melodie. Eine französische Volksweise, aber hier, im Hochmoor, klang sie wie ein altes, verlorenes Lied, das sich direkt an ihn wandte. Ihre glockenklare Altstimme schnitt durch die Kälte der Nacht, und ein seltsames Gefühl der Dringlichkeit ergriff ihn. Er fühlte sich, als müsse er diesem Klang folgen, egal wohin. Eine tiefe, kaum zu erklärende Sehnsucht ließ seine Schritte schneller werden.

Die Stimme verstummte.

»Du bist vorbeigegangen.« Ein Kichern erklang, leicht und verspielt, wie ein Echo aus einer anderen Welt.

Martin blieb stehen und lauschte angestrengt. Die Stimme klang nah, als wäre sie direkt vor ihm. Er wusste nicht, warum, aber in ihm wuchs das Bedürfnis, dieser Stimme zu gehorchen,

sie nicht zu enttäuschen. »Sagen Sie noch einmal etwas«, rief er, seine Unsicherheit mischte sich mit einem Anflug von Angst.

Wenige Augenblicke später kniete er neben einem Schatten auf dem Boden. Sie lag dort, im seichten Wasser, nur ein paar Schritte abseits des Weges. Das Licht der Taschenlampe zeigte ihm ein ovales Frauengesicht, mit großen braunen Augen, die in der Dunkelheit glitzerten, und ihn mit einer Mischung aus Belustigung und Erleichterung ansahen. »Was ist passiert?«, fragte er, die Worte klangen merkwürdig hohl in der Nacht.

»Mein Fuß steckt fest«, antwortete sie, ihre Stimme klang weich, aber auch ein wenig amüsiert. Es war, als sei die Situation für sie ein merkwürdiges Spiel, bei dem sie wusste, dass sie gewinnen würde.

Er beugte sich zu ihrem Fuß, wollte ihr helfen, aber bevor seine Hände sie berühren konnten, traf ihn ein scharfer Schlag auf die Finger. Der Schmerz war so unerwartet, dass er zurücktaumelte, und die Taschenlampe in den Graben fiel. Dunkelheit umgab sie wieder.

»Brauchen Sie Hilfe oder nicht?«, rief er, seine Stimme zitterte vor Ärger, aber auch vor einer Ahnung von Furcht. Diese Frau war nicht normal.

»Ja«, antwortete sie, und ein Lächeln schwang in ihrer Stimme mit, »aber nicht anfassen.«

Er starrte sie fassungslos an. »Wie soll ich Ihnen sonst helfen?« Er spürte, wie seine Unsicherheit wuchs, sich in seinem Magen zusammenballte. Warum war er hier? Warum hatte er sich auf

diesen Irrsinn eingelassen? Und trotzdem - irgendetwas in ihm sagte, dass er bleiben musste.

»Ich weiß es nicht. Aber mir ist kalt«, sagte sie. Ihre Stimme klang plötzlich anders, tiefer, und Martin fühlte etwas in sich, das ihn berührte - eine Empathie, ein Gefühl von Verbundenheit, das er nicht verstand. Wer war sie? Warum fühlte er sich ihr auf seltsame Weise verpflichtet?

»Ich bin Martin«, stellte er sich vor, fast als wäre dies ein magischer Moment, der eine formelle Begrüßung erforderte.

»Ich weiß. Du bist der Langweiler vom Rande des Dorfs.« Sie sagte es ruhig, ohne Spott, als wäre es eine Tatsache, die einfach akzeptiert werden musste.

Ein brennendes Gefühl der Demütigung stieg in ihm auf.

»Kennen wir uns?« Er versuchte, die Bitterkeit aus seiner Stimme zu verbannen.

»Ich kenne dich. Jetzt hilf mir endlich.« Ihre Antwort war wie eine Nadel, die durch die Blase seiner Selbstsicherheit stach.

»Du gibst mir einhundert Tage deines Lebens. Dann kannst du mich anfassen.« Ihre Stimme klang plötzlich ernst, als spräche sie eine unausweichliche Wahrheit aus.

Er starrte sie an. »Sie tun gerade so, als würden Sie mir einen Gefallen erweisen«, murmelte er. »Ich möchte Ihnen helfen. Sie sind in der Klemme.

Warum sollte ich Ihnen dafür etwas geben?«

Es war, als wäre sie nicht wirklich in Gefahr, sondern, der Teil eines Spiels, eines Tests, dem er sich gerade unterzog. Die Vorstellung, dass sie feststeckte, verblasste, während sie

sprach. »So sind die Spielregeln«, sagte sie, ihre Augen auf ihn gerichtet, ein seltsames Lächeln um ihre Lippen.

Ein Spiel. Martins Herz pochte schneller. »Mein Gott. Ich will hier weg. Sie bekommen die hundert Tage. Lassen Sie mich jetzt endlich an Ihren Fuß.« Die Worte brachen aus ihm heraus. Er verlor die Kontrolle. Tief in seinem Inneren spürte er, dass dieses Versprechen schwer wog, aber seine Furcht vor der Nacht, vor dem unberechenbaren Moor und der Kälte, war stärker. Der Drang, das Mädchen zu befreien und alles wieder unter Kontrolle zu bringen, nahm überhand.

»Versprochen?« Die Frage kam leise, wie ein Flüstern, das die Dunkelheit zerschnitt. Martins Nackenhaare stellten sich auf. Irgendetwas in diesem Moment fühlte sich falsch an - als ob er an der Schwelle von etwas Großem, etwas Beunruhigendem stand.

»Versprochen.« Das Wort verließ seinen Mund, bevor er darüber nachdenken konnte. Es war zu spät. In seinem Inneren meldete sich der Gedanke an Faust – an Mephistopheles und den Preis, den man zahlt, wenn man sich auf dunkle Dinge einließ. Er schüttelte den Gedanken ab. Das war keine Geschichte. Das war sein Leben, hier und jetzt. Sie lächelte. »Dann los.« Sie streckte ihm ihre Hand entgegen.

»Reich mir die Hand.«

Der Moment der Berührung war wie ein Schock. Etwas Kaltes, Elektrisches durchfuhr ihn, und im selben Augenblick fühlte er, wie eine seltsame Wärme in ihm aufstieg. Es war, als ob sein Körper den Frost von der Nacht abstreifte. In ihm

breitete sich ein Wohlgefühl aus, das er nicht begriff. Er spürte, dass sich etwas verändert hatte - dass er ein Versprechen eingelöst hatte, das ihn für immer verändern würde.

Er wurde übergangslos in die Wirklichkeit zurückgeholt. Aus der Dunkelheit sprangen schemenhafte Gestalten in den Graben. Sie trugen lange, dunkle Umhänge mit tiefen Kapuzen. Ihre Umrisse verschwammen in der Nacht, als gehörten sie zur Dunkelheit selbst.

Ein stechendes Gefühl der Gefahr durchzuckte ihn, als ob ein unsichtbarer Strom seine Nerven traf. Seine Muskeln spannten sich wie bei einem Raubtier kurz vor dem Sprung. Sein Blick verengte sich, der Atem ging flach und schnell. Instinktiv griffen seine Hände nach vorn, bevor er die Frau abrupt von sich stieß – ein unkontrollierter Reflex, der Überlebensinstinkt eines Menschen, der spürt, dass er in die Enge getrieben ist.

»Wer seid ihr?«, fragte er mit einer Stimme, die ihm fremd klang, brüchig vor Angst. Die Gestalten schossen wie Schatten auf die junge Frau zu, ihre Hände berührten flüchtig den Boden, und sie bewegten sich mit der lautlosen Geschmeidigkeit von Raubtieren. Martin schluckte trocken, während seine Augen verzweifelt versuchten, ihre Bewegungen zu verfolgen. Doch es war sinnlos - sie waren zu schnell, ihre Formen flirrten wie Trugbilder vor ihm, als wären sie da und doch nicht wirklich Teil dieser Welt. Dennoch erwischte er eines der Wesen und hielt es hoch.

Dann hörte er die Frau schimpfen. Eine Sprache, die nicht menschlich klang. Es waren Laute, die wie von weit herkamen, ein alter Klang, voller seltsamer Zischlaute, die an das Rauschen des Windes erinnerten. Die Gestalten antworteten mit ähnlichem Schnattern - es war, als hätten sie eine Übereinkunft getroffen.

»Kein Problem«, sagte sie ruhig, fast als wäre nichts geschehen. Sie legte eine Hand auf seinen Arm, hielt ihn zurück, als er sich zur Wehr setzen wollte.

»Lass ihn los. Sie sind harmlos und bringen mir eine Botschaft.«

Er starrte sie an, sein Herz pochte laut in seinen Ohren. »Das ist harmlos für dich?«, fragte er, während er versuchte, den Angreifer im Genick zu halten und spürte den rauen Stoff unter seinen Fingern – oder war es Fell? Das Geschöpf zappelte wie ein aufgescheuchtes Tier, und seine großen dunklen Augen sahen ihn an, als ob es keine Angst hätte, sondern nur Irritation verspürte. Es war ein Nachtgeschöpf, schoss es Martin durch den Kopf. Zögernd löste er seinen Griff, und das Geschöpf landete geschickt auf den Füßen, huschte schnell wie ein Schatten zu den anderen zurück.

»Ist das ein Traum? Oder drehe ich durch?« Martin schüttelte den Kopf, und seine Worte fühlten sich an, als kämen sie aus weiter Ferne. Dann packte er den Arm der Frau, zog sie hoch und warf sie über seine Schulter. Er wollte nicht länger denken

er musste handeln, sich in Bewegung setzen, um der Kälte, der Dunkelheit und der Furcht zu entkommen. Ihre

protestierenden Laute ignorierte er, während er sie zur Kate schleppte, sich auf die Schritte konzentrierend, die ihn weg von all dem Unerklärlichen führten.

*

Martin hatte es nicht so mit der Landwirtschaft. Nach dem frühen Tod seiner Eltern verpachtete er die Wirtschaftsflächen des Hofs an die Bauern des Dorfes. Den Hügel, den Bereich der Quelle und zwei Hektar für die beiden Pferde behielt er. Finanzielle Sorgen kannte er nicht - seine Vorfahren hatten so viel Geld angehäuft, dass es für mehrere Leben reichte.

Trotz des Komforts, den diese Situation bot, konnte Martin sich nie ganz entspannen. Das Erbe seiner Familie lag über ihm wie ein unsichtbarer Mantel, schwer und geheimnisvoll. Besonders die Kate dieses alte, fast vergessene Gebäude - zog ihn immer wieder in ihren Bann. Sie hatte eine seltsame Anziehungskraft. Wie ein lebendes Wesen und nicht wie ein Gemäuer aus Holz und Stein. Jedes Mal, in ihrer Nähe, verspürte er eine Spannung in der Luft, ein Flüstern, das tief in ihm widerhallte. Es war, als würde die Kate auf etwas Uraltes in ihm reagieren, etwas, das er nicht greifen konnte, aber das ihm den Schlaf raubte.

Die Kate existierte schon lange, bevor das Dorf urkundlich erwähnt wurde, und sie hatte die Jahrhunderte überdauert, als wäre sie fest verwachsen mit dem Boden, auf dem sie stand. Mit jedem Besuch wurde Martin das Gefühl bewusster, dass

die Kate ein lebendiger Teil der Geschichte seiner Familie war. Ein Ort, an dem Zeit nicht nur verstrich, sondern gesammelt wurde. All die Geschichten, all die Geheimnisse seiner Vorfahren – sie waren hier verwoben und fühlbar. Der grob gezimmerte Herd, die geschwärzte Tür, die nie verschlossen wurde – alles schien Teil eines größeren Ganzen, einer Verbindung zur Vergangenheit, die er nie wirklich verstand.

*

Aber all das war nichts im Vergleich zu der Geschichte, die ihm sein Vater auf dem Sterbebett erzählte. Es war eine Enthüllung, die seine Welt zerriss und ihn in eine spiralförmige Suche nach der Wahrheit seiner Herkunft stürzte. Bis zu diesem Punkt hatte Martin sich als Teil der Gemeinde gesehen

ein bisschen distanziert, ein bisschen anders, aber doch ein Teil von allem. Dann kam der Moment, in dem sein Vater ihm beichtete, dass seine Mutter nicht gestorben war, wie er immer glaubte.

Das veränderte alles.

Der Vater erzählte von einem Karnevalstag im Jahr 1990. Martin konnte die Szene, die er beschrieb, vor seinem inneren Auge sehen: das fröhliche Treiben des Umzugs in Scherpenseel, sein Vater, der ein paar Bier zu viel getrunken hatte, und dann eine Frau - ein Engel im Kostüm, wie er sie beschrieb. Der Vater sprach von einem Garten, von einer Nacht, die verschwommen war zwischen Realität und Traum.

Es war, als hätte sein Vater in dieser einen Nacht die Schwelle zu etwas Unbekanntem überschritten, etwas, das er nie wiederfinden konnte, das aber nicht mehr aus seinem Leben verschwand. Diese Nacht schien wie ein Riss in der Realität – ein Moment, in dem die Grenze zwischen dem Alltäglichen und dem Mystischen aufgehoben wurde. Martin erinnerte sich an den Moment, als die Worte des Vaters ihn wie ein dumpfer Schlag trafen, aber er brauchte Zeit, um sie zu begreifen. Sein Vater hatte es wie einen Traum beschrieben, doch Martins bloße Existenz war der Beweis dafür, dass dieser Traum Wirklichkeit gewesen war. Er, Martin, war das Ergebnis eines flüchtigen Augenblicks – eines Ereignisses, das so weit von der Bodenständigkeit des Dorflebens entfernt war, dass es eher wie eine Geschichte aus einem Märchenbuch klang.

Die Geschichte seines Vaters veränderte Martins Blick auf die Kate, die er immer besucht hatte. Es war mehr als ein Gebäude, mehr als ein Relikt der Vergangenheit. Es war der Ort, an dem seine eigene Existenz ihren Ursprung hatte – ein Ort, an dem sich Realität und Mystik überschnitten hatten. Die Kate war der Schlüssel zu seiner Herkunft und zugleich das Symbol für alles, was er nicht verstand. Und so besuchte er die Kate Tag für Tag, auf der Suche nach einer Antwort, die in den Flammen des Kamins oder in den Ecken des alten Raumes verborgen sein könnte.

Der Hügel hinter dem Haus, mit dem kreisrunden Plateau und der Quelle, wirkte wie ein Wächter über die Geheimnisse seiner Familie. Der Sandstreifen, der das Gelände umgab, zog

eine Grenze - eine unsichtbare Linie, die Martin stets an die Besonderheit dieses Ortes erinnerte. Er fühlte sich sicher in diesem Bereich, und doch regte sich eine Unruhe in ihm, als würde die Erde hier atmen und ihn auffordern, tiefer zu graben. Das Wasser, das aus der Quelle sprudelte und in Richtung des Heidegebiets floss, erzählte von Bewegung und Kreislauf. In stillen Momenten, wenn er den Bach betrachtete, hatte Martin das Gefühl, dass das Wasser zu ihm sprach, ihn zu etwas rief.

Jedes Jahr, kurz vor Weihnachten, geschah es wieder. Der Ruf, leise und eindringlich, als würde etwas oder jemand ihn aus seinem Leben reißen wollen. Die Kälte des Dezembers, die Dunkelheit der Nächte all das verwischte die Grenzen dessen, was real war. Und die Begegnung mit der Frau im Moor, wie aus dem Nichts aufgetaucht, erinnerte ihn an die Erzählung seines Vaters. Auch sie war gekommen, als alles andere um ihn herum stumm war, und hatte ihn in eine Welt hineingezogen, die er nicht verstand. Der seltsame Handel - die hundert Tage seines Lebens, die Berührung, die ihn elektrisierte - es war alles Teil einer mystischen Verbindung, die mit seiner Familie und diesem Ort verwoben war.

All diese Begegnungen, das Entdecken seiner Herkunft, der jährliche Ruf und die seltsamen Erlebnisse ließen Martin nach und nach anders denken. Seine sonst skeptischen Gedanken, die alles hinterfragt hatten, begannen langsam, die Möglichkeit einer anderen Wahrheit zuzulassen. Einer Wahrheit, in der nicht alles eine klare Erklärung hatte, und in der etwas eine

Rolle spielte, das er nicht fassen konnte.. Die Kate, der Hügel, die Quelle – all die Dinge, die er früher einfach als Teil der Umgebung gesehen hatte, wurden jetzt zu Symbolen seiner Suche nach sich selbst und nach Antworten.

In den einsamen Momenten, wenn er in die Kate ging, um den Kamin zu entzünden, fühlte Martin, dass die Antwort in der Vergangenheit seiner Familie lag – irgendwo zwischen der Geschichte seines Vaters und den Wurzeln, die tiefer in das Land griffen, als er sich je hätte vorstellen können. Er fühlte die Verantwortung, nicht nur die materiellen Dinge seiner Familie zu bewahren, sondern auch das Wissen und die Geheimnisse, die mit diesem Ort verbunden waren. Was hatte es mit der Quelle auf sich? Warum mieden die Nachbarn den Hügel und die Kate? Und wer war seine Mutter wirklich? Diese Fragen ließen ihn nicht los, und so begann Martin, sich tiefer in das Mysterium seiner Herkunft hineinzuziehen. Der Wandel in ihm war nicht plötzlich - er geschah langsam, jedes Jahr ein bisschen mehr, mit jeder Begegnung, mit jedem Ruf, der ihn an diesen besonderen Ort führte. Er hatte sich verändert, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Die einstige Skepsis, die Ablehnung von allem, was er nicht verstand, wich einer leisen Akzeptanz, dass seine Geschichte mehr war als das, was man sehen und anfassen konnte.

Er stand am Anfang eines Weges, dessen Ziel er nicht kannte – aber er wusste, dass der Weg ihn zurück zu seinen Wurzeln führen würde, zu den Geheimnissen seiner Familie und zu dem, was ihn an die Kate gebunden hatte, seit er ein Kind war.

Die Hütte war der Schlüssel, und seine Aufgabe war es, das Schloss zu finden, das sie öffnete.

*

Im sanften Licht der Kate musterte Martin die zierliche Gestalt, die er auf den Stuhl gesetzt hatte. Sie entsprach so gar nicht dem Bild, das er sich vorhin in der Dunkelheit vorgestellt hatte. Eine zierliche Person, etwa zwanzig Jahre alt, mit rehbraunen Augen und langen schwarzen Haaren, deren olivfarbener Teint auf den Libanon, Israel oder ein anderes Land in dieser Region hinwies. Ihre Figur war ausgesprochen fraulich, und ihr einfaches dunkelblaues Kleid, das knapp über den Knien endete, verstärkte den Eindruck. Etwas in ihrem Ausdruck signalisierte ihm, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen war. Obwohl sie ein wenig ramponiert aussah, tat das ihrer Wirkung keinen Abbruch. Sie war präsent - nein, sie beherrschte den Raum mit ihrer Anwesenheit.

Ohne Umschweife ließ sie sich am Tisch nieder und musterte Martin ihrerseits. Die großen Augen ruhten ungeniert auf ihm.

»Ich bin Malekh«, warf sie in den Raum. Der Klang ihrer Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Sie klang sanft, aber auch bestimmend, als hätte sie das letzte Wort über alles, was in dieser Kate geschah. »Aha«, meinte er nur und musterte sie.

»Deshalb keine Schuhe?«

»Du schaltest schnell.« Sie lächelte, und zwei Grübchen erschienen in ihren Mundwinkeln. »Das heißt also, du bist ein Engel?« Er hob die Brauen spöttisch.

»Sei nicht so ein Langweiler. Du kannst mich duzen, das hast du vorhin auch getan.« Sie lehnte sich vor und nahm seine Hand. Der Druck war leicht, aber ihre Berührung fühlte sich an, als würde jemand tief in seine Gedanken blicken, als ob jemand in seinen Kopf schaute, jede Regung, jede Angst, jeden Zweifel sah.

Er zog die Hand abrupt zurück, um das Kribbeln zu ignorieren, das sich über seine Haut ausbreitete. »Ja, ja, ich weiß. Ich bin verrückt, und du bist eine Gummipuppe.« Er schüttelte den Kopf. »Du bist nicht mein Typ. Ich mag blonde, schlanke Frauen. Ich würde mir nie…« - er stockte und malte mit den Händen übertrieben große Brüste und ein breites Becken - »so viel Frau vorstellen.«

»Du entsprichst auch nicht meinem Idealbild eines Mannes.« Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu und schloss die Augen für einen Moment, als ob sie lauschte. Als sie die Augen wieder öffnete, wirkte ihr Blick verändert, fokussierter, fast nachdenklich. »Du musst mir helfen. Es ist nicht meine Wahl, aber wir sind jetzt verbunden.«

»Und was genau soll ich tun?«, fragte Martin, leicht genervt..

»Ein Rezept finden«, sagte sie und seufzte. »Ein Rezept, das seit Ewigkeiten verloren ist. Und es muss unbedingt vor Weihnachten geschehen.« Ihre Augen funkelten ärgerlich.

»Keine Ahnung, warum die Chefin darauf so fixiert ist.«

»Ein Rezept? Für was?« Er wirkte noch verwirrter.

»Für Weihnachtsplätzchen«, sagte Malekh nach einer kurzen Pause, leise, als ob sie selbst über die Absurdität des Auftrags lachen wollte. Ein schiefes Lächeln erschien auf ihren Lippen, und sie wirkte plötzlich viel verletzlicher.

»Das ist doch nicht dein Ernst…« Martin schüttelte fassungslos den Kopf.

»Für uns ist es wichtiger, als du denkst«, antwortete sie mit ernster Stimme und ließ ihren Blick durch die Kate schweifen, als würde sie den Ort plötzlich mit anderen Augen sehen.

»Dieser Ort... hier ist mehr, als du glaubst. Vielleicht sogar ein Schlüssel.« Ihre Augen blieben an der Hinterwand der Kate haften, und für einen Moment wirkte sie wie in Trance, als würde sie auf etwas reagieren, das für Martin unsichtbar blieb.

»Ein Schlüssel? Was soll das heißen?« Er folgte ihrem Blick, sah aber nur die alten Wände der Kate, die ihm so vertraut waren.

Malekh stand langsam auf, ihre Bewegungen hatten etwas Bedächtiges, fast Ehrfurchtsvolles, als sie auf die hintere Wand zuging. Ihre Finger glitten sanft über die raue Oberfläche der Mauer, als ob sie versuchte, eine Spur oder eine versteckte Botschaft zu erspüren. »Hier ist eine Energie... etwas wartet hier auf mich. Etwas, das älter ist als ich selbst.« Sie schloss die Augen, und ihre Finger verharrten auf einem Punkt an der Wand.

»Was redest du da?« Martin schüttelte den Kopf. »Das ist einfach nur eine alte Wand. Diese Kate steht schon seit Jahrhunderten hier, das ist alles.«

»Nein«, widersprach Malekh, ohne die Augen zu öffnen. »Es ist mehr als das. Dieser Ort ist ein Verbindungspunkt. Hier könnte der Zugang zu dem sein, was wir suchen – zur Bäckerei.«

»Bäckerei?« Martin rieb sich die Schläfen. »Eine Bäckerei unter einem Hügel? Ich werde verrückt.« Er schlug die Hände vors Gesicht. »Und du willst mir sagen, dass hier Weihnachtsplätzchen gebacken wurden?«

»Ja«, sagte sie schlicht. »Und ich glaube, sie sind der Schlüssel zu etwas Größerem. Unsere Chefin glaubt, dass diese Plätzchen nicht nur ein Rezept sind – sie sind ein Symbol für das Gleichgewicht zwischen unserer Welt und eurer.« Sie sah ihn an, und in ihren Augen lag etwas Verlorenes, als ob sie selbst nicht genau wusste, was sie hier tat.

Martin spürte einen unerklärlichen Drang, ihr zu glauben, auch wenn alles in ihm sich dagegen sträubte. »Du machst das doch nicht freiwillig, oder?«, fragte er, die Stimme sanfter.

»Nein«, antwortete Malekh leise. »Ich bin auch nur eine Befehlsempfängerin. Und wenn wir das nicht finden...« Sie machte eine bedeutungsschwere Pause, »...nun, dann gibt es Konsequenzen. Für mich und für dich.«

Martin seufzte tief und ließ sich auf den Stuhl zurückfallen.

»Also gut, ich helfe dir. Aber nur, weil ich den ganzen Spuk hinter mich bringen will. Also, wie fangen wir an?«

»Hör dich im Dorf um«, sagte sie. »Vielleicht erinnern sich die alten Leute an Geschichten über die Bäckerei oder den Hügel. Irgendetwas, das uns helfen könnte, den Eingang zu finden. Es muss einen Zugang geben.«

»Ich werde mich zum Narren machen«, murmelte Martin.

»Aber sei’s drum. Vielleicht finde ich sogar einen Sinn in all dem.« Er sah Malekh an, die jetzt wieder aufrecht stand, ihre Augen ernst und entschlossen.

»Danke«, sagte sie, und für einen kurzen Moment war da etwas Weiches in ihrem Blick, eine Wärme, die Martin überraschte.

»Aber ich warne dich«, sagte er und versuchte, ein Lächeln zu erzwingen, »wenn ich am Ende nichts finde, dann bist du diejenige, die mir hundert Tage meines Lebens schuldet.« Malekh lachte leise, und das erste Mal, seit er sie getroffen hatte, schien sie wirklich menschlich. »Vielleicht hast du recht«, sagte sie. »Vielleicht schulden wir uns am Ende beide etwas.«

*

Kapitel 2