Hochzeit auf dem Ponyhof? - Toni Waidacher - E-Book

Hochzeit auf dem Ponyhof? E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Nina wuchtete den schweren Karton auf die Ladefläche des Kombis. Himmel, war das Zeug schwer! Mißmutig sah die dunkelhaarige Frau auf den riesigen Einkaufswagen, auf dem sich noch weitere Kartons, Eimer und Pakete stapelten. Alles Dinge, die auf dem Ferienhof benötigt wurden. Zwar kamen die meisten Sachen für das kleine Hotel aus der Umgebung – Butter und Käse natürlich, und Konfitüren wurden selber gekocht. Aber für den reibungslosen Ablauf in solch einem Unternehmen wurde vieles gebraucht, das es eben nur im Großhandel gab. Na los, von allein wird's net in den Kofferraum fliegen, dachte die hübsche Mitinhaberin des Ponyhofes und machte sich an die Arbeit. Normalerweise erledigte Stephan Rössner den Einkauf. Er war der Mann von Sandra, die den heruntergekommenen Hof von einer Großtante geerbt hatte. Nina erinnerte sich noch mit Grausen an den Tag, an dem sie und die beiden Freundinnen in St. Johann angekommen waren. Alle drei, Sandra, Nina und Anja, studierten gemeinsam und lebten in einer Wohngemeinschaft zusammen. Ein richtiges Studentenleben, zwischen Vorlesungen und Kneipenjobs, Einkaufsbummel und Faulenzerei. Bis eines Tages der Brief eines Rechtsanwalts und Notars ins Haus flatterte. Sandra Haller, wie sie damals noch hieß, hatte geerbt. Keine von den drei jungen Frauen konnte ahnen, worauf sie sich einließen, als sie sich aufmachten, den Ponyhof zu be-sichtigen, aber für Nina und Anja war es Ehrensache, daß sie die Freundin nicht allein ließen. Vorerst wurde das Studium an den Nagel gehängt und die Ärmel hochgekrempelt. Und gemeinsam schafften sie das Unmögliche. Der marode Hof wurde davor gerettet, unter den Hammer zu kommen, und zwei alte Leute, Resi Angermeier und Hubert Bachmann, konnten dort bleiben, wo sie ihr halbes Leben verbracht hatten. Damals hatte Sandra auch Stephan Rössner kennengelernt, ihren späteren Mann.

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Der Bergpfarrer – 406 –

Hochzeit auf dem Ponyhof?

Toni Waidacher

Nina wuchtete den schweren Karton auf die Ladefläche des Kombis. Himmel, war das Zeug schwer! Mißmutig sah die dunkelhaarige Frau auf den riesigen Einkaufswagen, auf dem sich noch weitere Kartons, Eimer und Pakete stapelten. Alles Dinge, die auf dem Ferienhof benötigt wurden. Zwar kamen die meisten Sachen für das kleine Hotel aus der Umgebung – Butter und Käse natürlich, und Konfitüren wurden selber gekocht. Aber für den reibungslosen Ablauf in solch einem Unternehmen wurde vieles gebraucht, das es eben nur im Großhandel gab.

Na los, von allein wird’s net in den Kofferraum fliegen, dachte die hübsche Mitinhaberin des Ponyhofes und machte sich an die Arbeit. Normalerweise erledigte Stephan Rössner den Einkauf. Er war der Mann von Sandra, die den heruntergekommenen Hof von einer Großtante geerbt hatte. Nina erinnerte sich noch mit Grausen an den Tag, an dem sie und die beiden Freundinnen in St. Johann angekommen waren.

Alle drei, Sandra, Nina und Anja, studierten gemeinsam und lebten in einer Wohngemeinschaft zusammen. Ein richtiges Studentenleben, zwischen Vorlesungen und Kneipenjobs, Einkaufsbummel und Faulenzerei. Bis eines Tages der Brief eines Rechtsanwalts und Notars ins Haus flatterte. Sandra Haller, wie sie damals noch hieß, hatte geerbt.

Keine von den drei jungen Frauen konnte ahnen, worauf sie sich einließen, als sie sich aufmachten, den Ponyhof zu be-sichtigen, aber für Nina und Anja war es Ehrensache, daß sie die Freundin nicht allein ließen. Vorerst wurde das Studium an den Nagel gehängt und die Ärmel hochgekrempelt. Und gemeinsam schafften sie das Unmögliche. Der marode Hof wurde davor gerettet, unter den Hammer zu kommen, und zwei alte Leute, Resi Angermeier und Hubert Bachmann, konnten dort bleiben, wo sie ihr halbes Leben verbracht hatten.

Damals hatte Sandra auch Stephan Rössner kennengelernt, ihren späteren Mann. Auch ihm war es zu einem großen Teil zu verdanken, daß der Ponyhof sich inzwischen zu einem soliden Unternehmen gemausert hatte, das so langsam wieder aus den roten Zahlen herauskam. Leider lag Stephan mit einem entzündeten Fußgelenk im Bett und konnte die Fahrt zum Großmarkt nicht machen.

Nina schob den Einkaufswagen zurück und setzte sich in das Auto. Vorsichtig fuhr sie aus der Parklücke. Wie immer herrschte auf dem Parkplatz des Großmarkt ein fürchterliches Gedränge, und manche Autofahrer zeichneten sich in ihrer Fahrweise durch eine Rücksichtslosigkeit aus, die zum Himmel schrie. Abgebrochene Außenspiegel und Beulen an den Kotflügeln waren keine Seltenheit. Die Verursacher besaßen dann auch noch die Frechheit, sich einfach zu entfernen, ohne den Geschädigten zu benachrichtigen.

Endlich hatte sie es geschafft. Aufatmend fuhr Nina auf die Straße, fädelte sich beim Kreisel in den Verkehr ein und bog in die Richtung nach St. Johann ab. Als sie auf die Umgehungsstraße fuhr, schaltete sie das Radio ein und summte fröhlich das Lied mit, das gerade gespielt wurde. Schnell kam sie zum Abzweig und wechselte auf die kurvige Bergstraße, die sie nach Hause brachte. Das war geschafft! Jetzt bloß schnell zurück. Wahrscheinlich warteten die anderen schon mit dem Mittagessen auf sie.

In Gedanken ging die aparte junge Frau durch, was heute noch zu erledigen war. Am Nachmittag hatte sich eine Gruppe Kinder angemeldet. Die übernahm Anja Burger. Wahrscheinlich machte sie mit den Kleinen einen Ritt durch den Ainringer Wald. Hinterher gab’s Streuselkuchen und Kakao. Also würde Resi noch backen müssen. Sandra und Stephan wollten nach dem Mittag ins Dorf hinunter fahren. Dr. Wiesinger mußte sich noch einmal das Fußgelenk ansehen. Außerdem wurden am Nachmittag weitere Gäste erwartet, erinnerte sich Nina. Ein Ehepaar und ein einzelner Gast. Um die kümmere ich mich, dachte Nina und setzte unwillkürlich den Fuß auf das Bremspedal, als sie einen Wagen am Straßenrand stehen sah. Davor winkte ein junger Mann. Das Auto war durch die Warnblinkanlage gesichert. Ganz offensichtlich eine Panne.

*

Andreas Kramer schaute ärgerlich dem Auto hinterher. Der Fahrer hatte nicht einmal zu ihm hingeschaut, sondern war einfach weitergefahren. Der junge Angestellte einer großen Münchener Versicherungsgesellschaft schüttelte den Kopf. Seit einer Stunde stand er mit seinem Auto, dessen Motor streikte, am Straßenrand. Unzählige andere Wagen waren vorbeigefahren, niemand hatte angehalten. Was wäre, wenn es sich um einen schlimmen Unfall gehandelt hätte? Vermutlich würd’ ich bis zum Sanktnimmerleinstag hier liegen, ohne daß sich jemand drum schert, dachte er, als er doch ein Auto sah, das langsamer fuhr. Der Fahrer hatte den Blinker gesetzt und hielt vor Andreas’ Wagen an. Der junge Mann staunte nicht schlecht, als er ein unverschämt gutaussehendes Madel aussteigen sah.

»Grüß Gott«, sagte es. »Haben S’ eine Panne?«

Andreas nickte und deutete auf seinen BMW.

»Keine Ahnung, was er hat«, meinte er. »Plötzlich hat er einen Geist aufgegeben. Vielen Dank erstmal, daß Sie angehalten haben. Ich steh’ schon seit einer Stunde hier.«

»Wo wollen S’ denn hin? Nach Sankt Johann?«

»Nicht direkt«, antwortete der junge Mann. »In der Nähe. Ich muß zum Ponyhotel.«

Nina lachte überrascht auf.

»Ach, sind Sie etwa der Herr Kramer?«

Andreas staunte.

»Ja. Aber woher…?«

»Woher ich das weiß?«

Sie lachte immer noch und

reichte ihm die Hand.

»Nina Kreuzer. Ich bin eine der Inhaberinnen«, erklärte sie.

»Na, wenn das kein Zufall

ist.«

»Tja, dann laden wir am besten Ihr Gepäck um, und Sie fahren mit mir«, schlug die junge Frau vor.

»Das Angebot kann ich net ausschlagen«, stimmte Andreas Kramer zu.

Nina beobachtete ihn, während er den Kofferraum öffnete und eine schwarze Reisetasche herausnahm. Der schaut ja wirklich gut aus, schoß es ihr durch den Kopf. Einer, bei dem man schwach werden könnt’…

»So, mehr hab’ ich net«, sagte er und stellte die Tasche auf den Rücksitz. »Haben S’ einen Großeinkauf gemacht?«

»Ja, einmal die Woche muß es sein«, antwortete sie.

Der junge Mann nahm ein Warndreieck und stellte es in einiger Entfernung auf. Dann

setzte er sich neben sie und schnallte sich an.

»So, jetzt kann nix mehr passieren«, sagte er. »Den Wagen laß ich später abschleppen. Ist’s noch weit bis zu Ihrem Hof?«

»Eine Viertelstunde höchstens«, meinte Nina und fuhr auf die Straße zurück.

Während der Fahrt unterhielten sie sich. Andreas erzählte von seiner Arbeit.

»Ich hab’ net viel Gelegenheit für sportliche Unternehmungen«, berichtete er. »Aber als Ausgleich zu der Bürotätigkeit brauch’ ich das ab und zu. Jetzt hab’ ich mir ein paar Tag’ freigenommen. Ich hoff’, daß ich ein bissel was unternehmen kann – ausreiten, wandern und so…«

»Dazu werden S’ reichlich Gelegenheit haben«, erwiderte die junge Frau. »Wie sind S’ eigentlich auf den Ponyhof gekommen?«

»Ach, ein reiner Zufall. Ich hab’ vor einiger Zeit ein Ehepaar besucht, Eva und Georg Weidler. Eine Versicherungssache. Beim Gespräch kamen wir auf das Thema Urlaub. Die beiden haben vor einigen Wochen bei Ihnen gewohnt. Offenbar hat es ihnen gut gefallen. Sie schwärmten richtiggehend.«

»Ja, ich erinnere mich«, nickte Nina. »Nette Leute.«

Sie hatten St. Johann erreicht.

»Ein Bummel durch das Dorf lohnt sich allemal«, erklärte sie ihrem Gast.

»Ich seh’ schon die schönen Malereien an den Häusern.«

»Und erst einmal die Kirche! Die müssen S’ sich unbedingt anschau’n.«

Andreas beobachtete sie von der Seite her. Noch nie hatte er solch eine charmante Chauffeuse. Schade, daß er nur so kurz blieb. Für einen Urlaubsflirt war dieses Madel viel zu schade.

Schnell ließen sie das Dorf hinter sich. Bis zum Hof vergingen keine fünf Minuten mehr, dann lenkte Nina den Wagen durch die Einfahrt.

»So, willkommen auf dem Ponyhof«, sagte sie und ließ das Fahrzeug vor dem Haupthaus ausrollen.

*

Die junge Frau stieg aus dem Bus und schaute sich neugierig um. Sie trug einen schlichten hellbraunen Mantel, die kurzen blonden Haare waren sorgfältig frisiert. Ihr Blick fiel auf die Kirche. Da mußte auch gleich das Pfarramt sein. Kathrin Gramser atmete tief durch, dann überquerte sie die Straße und ging den Kirchweg hinauf. Ihr Herz klopfte ein wenig schneller, als sie vor der Tür des Pfarrhauses stand. Eigentlich war ja schon alles klar – die Stelle als neue Gemeindeschwester war ihr schon beinahe sicher. Pfarrer Trenker hatte sie lediglich für heute zum Mittag eingeladen, damit sie sich persönlich noch ein wenig besser kennenlernten. Schließlich würde sie mit dem Geistlichen und Dr. Wiesinger öfter zusammenarbeiten. Trotzdem konnte die Sechsundzwanzigjährige ihre Aufregung kaum verbergen, und ihre Hand zitterte, als sie den Klingelknopf drückte.

Es dauerte nicht lange, und eine ältere Frau öffnete, vermutlich die Haushälterin des Geistlichen.

»Grüß Gott«, sagte Kathrin. »Mein Name ist Gramser.«

Sophie Tappert lächelte

freundlich.

»Grüß Gott. Kommen S’ nur herein. Pfarrer Trenker erwartet Sie schon.«

Sie führte die Besucherin in Sebastians Arbeitszimmer. Der Bergpfarrer saß hinter seinem Schreibtisch. Als die Besucherin eintrat, stand er auf.

»Liebe Frau Gramser, herzlich willkommen in Sankt Johann«, begrüßte Sebastian die Frau. »Schön, daß Sie da sind. Wir sind froh, daß wir Sie für die Aufgabe gewinnen konnten.«

Kathrin Gramser freute sich über diese herzliche Begrüßung. Zuerst war sie ein wenig erstaunt gewesen. Wie ein Geistlicher sah Pfarrer Trenker nämlich überhaupt nicht aus. Eher schon wie ein prominenter Sportler oder Filmstar.

Sebastian hatte das Erstaunen in den Augen der jungen Frau bemerkt. Er wußte genau, was sie jetzt dachte. Allerdings hatte er sich längst abgewöhnt, weiter darüber nachzudenken, warum ihn die Leute immer mit irgend einer Berühmtheit verwechselten.

Er bot der Besucherin einen Platz an. Die Bewerbungsunterlagen sprachen für sich. Sebastian und Toni Wiesinger waren sicher, mit der neuen Gemeindeschwester einen Glücksgriff getan zu haben. Und auch Markus Bruckner, der Bürgermeister von St. Johann, hatte keine Einwände gegen die Einstellung gehabt.

»Nach dem Essen führ’ ich Sie herum und zeig’ Ihnen das Wichtigste«, erklärte Sebastian. »Die Wohnung, die Sie beziehen werden, ist renoviert, und am Nachmittag haben wir einen Termin beim Bürgermeister. Doktor Wiesinger wird auch dabei sein. Wie gesagt, wir freuen uns schon alle sehr auf Ihre Mitarbeit. Bleibt’s dabei, daß Sie in der nächsten Woche anfangen?«

»Vielen Dank, Hochwürden. Ja. Das meiste ist gepackt und der Umzugswagen bestellt«, antwortete Kathrin. »Am Wochenende wird alles aufgeladen und hergefahren.«

»Wenn S’ Hilfe brauchen, dann sagen S’ nur Bescheid«, bot der Seelsorger an.

Sie versicherte, daß sie genug Helfer habe, die auch beim Einräumen da sein würden. Schließlich meldete sich Sophie Tappert und bat zu Tisch. Kurze Zeit später kam auch Max. Sebastian machte die neue Gemeindeschwester mit seinem Bruder bekannt, und gemeinsam setzten sie sich an den gedeckten Tisch. Kathrin war hingerissen von den Kochkünsten der Haushälterin.

»Auch wenn’s unverschämt klingt – ich hoff’, daß ich öfter zum Essen eingeladen werd’«, meinte sie lachend.

»Darauf dürfen S’ wirklich hoffen«, stimmte Sebastian ein. »Uns’re Frau Tappert freut sich immer, wenn sie für viele Leute kochen kann.«

Die Unterhaltung bei Tisch wurde immer lockerer. Die junge Frau machte auf die anderen einen guten Eindruck, und schnell einigten sich Max und Kathrin darauf, sich mit den Vornamen anzureden.

»Lassen S’ bloß das ›Schwester‹ weg«, bat sie. »Schwester Kathrin – das klingt so nach Krankenhaus. Ich möcht’, daß die Menschen, die ich betreu’, sich mir gegenüber so ungezwungen verhalten wie nur möglich. Schließlich will ich keine Respektsperson für sie sein, sondern eine Hilfe. Dabei ist’s egal, ob sie körperlich krank sind, oder nur einmal seelischen Zuspruch brauchen.«

Dem Seelsorger gefiel diese Einstellung, zeigte sie doch, daß die neue Aufgabe für Kathrin Gramser mehr war als nur eine Arbeit, an die man nach acht Stunden nicht mehr dachte. Sebastian freute sich auf die Zusammenarbeit.

*

»Hallo, ich bin wieder da«, rief Nina Kreuzer.

Sie hatte den Kofferraum geöffnet und wartete darauf, daß jemand aus dem Haus käme, um beim Ausladen des Einkaufs zu helfen. Sie trat überrascht beiseite, als Andreas Kramer zupackte und einen der schweren Kartons heraushob.

»Um Himmels willen, lassen S’ das doch«, rief die dunkelhaarige Frau entsetzt. »Das geht doch net, daß…«

»Daß Ihre Gäste mit anpakken?« fragte Andreas lachend. »Warum net? Es ist doch net schlimm, behilflich zu sein. Und schließlich hab’ ich Ihnen zu verdanken, daß ich jetzt net am Straßenrand steh’.«

Endlich wurde die Haustür geöffnet und Anja und Hubert erschienen. Erstaunt schauten sie auf den jungen Mann, der den Wagen entlud.

»Wer ist das denn?« fragte Anja.

Das blonde, leicht füllige Madel sah Nina an. Die hob verzweifelt die Schulter.

»Das ist Herr Kramer – unser Gast…«

»Grüß Gott«, nickte die Blonde dem Mann zu und nahm ihm einen Eimer Öl aus den Händen. »Dank’ schön. Es geht schon.«

Zusammen mit dem alten Knecht leerte sie den Wagen aus. Nina zeigte Andreas unterdessen sein Zimmer. Die Unterkünfte für die Gäste waren in dem alten Gesindehaus eingerichtet worden. Es waren kleine, schlicht eingerichtete Zimmer, die allerdings nur halb so teuer waren, wie in vergleichbaren Hotels.

»Ich hoff’, Sie sind damit zufrieden«, sagte Nina und blickte den Mann erwartungsvoll an.

»Sehr schön«, nickte der.

»Wir haben net sehr viele Zimmer. Eben nur, was wir hier herrichten konnten«, fuhr sie fort. »Dafür kostet’s net viel. Das Frühstück bekommen S’ drüben im Haupthaus auf der Diele, und wenn S’ möchten, dann können S’ mittags auch was zu essen bekommen. Allerdings gibt’s da keine große Auswahl. Eben das, was die Resi, das ist uns’re Magd, auf den Tisch bringt. Aber das schmeckt ausgezeichnet.«

»Dann möcht’ ich das Angebot gern in Anspruch nehmen«, antwortete Andreas. »Hausmannskost sagt mir sowieso eher zu, als immer das feine Essen in den Lokalen.«

Zufrieden schaute er auf die Einrichtung. Sogar Telefon gab

es.

»Lohnt sich eigentlich gar net mehr«, meinte Nina. »Die meisten Leute haben heutzutage ein Handy.«