Hoffnung auf ein neues Leben - Patricia Vandenberg - E-Book

Hoffnung auf ein neues Leben E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Benedicte Martinsen saß vor dem Fernseher, trotz des strahlend schönen Wetters, aber das hatte auch seinen Grund, denn es wurde ein Tennisturnier aus Amerika übertragen, und jetzt war Arndt Bertram, mit dem sie schon drei Jahre eng befreundet war, auf dem Platz. Benedicte, von ihren Freunden Benni gerufen, war nicht enttäuscht, als er den ersten Satz verlor. Aber sie wußte, daß es ihn wurmen würde. Er war ungeheuer ehrgeizig, denn er wollte zu den zehn Besten der Welt gehören, aber das hatte er noch nicht geschafft, denn seine Leistung hing tatsächlich von seiner Tagesform ab. Benni spielte auch gern Tennis, aber sie hatte keinen Ehrgeiz, und Profi hätte sie schon gar nicht werden wollen. Sie war in einer Werbeagentur tätig und froh, so gut zu verdienen, daß sie sich auch manches Hobby leisten konnte, aber sie war nicht auf einen Sport konzentriert. »Hoppla, Arndt, was ist denn mit dir los«, sagte sie laut, als er auch den zweiten Satz verlor und danach wie ein begossener Pudel vom Platz schlich. Sie konnte sein Gesicht nicht deutlich sehen, sonst hätte sie festgestellt, daß es schmerzverzerrt war. Na gut, dann kommt er früher zurück, dachte sie, und ich werde ihn aufmuntern. Sie mochte ihn sehr, wenn sie es auch nicht als die große Liebe bezeichnen wollte, aber sie zweifelte überhaupt, daß es die gab. Sie war ein modernes Mädchen, das mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen stand, realistisch, ohne jedoch gefühllos zu sein, und bildhübsch dazu. Sie hätte wahrhaftig unter den Herren der Schöpfung wählen können, aber für das Verzetteln war sie nicht, weder im Beruf, noch im Gefühlsleben. Im Hause Norden hatten Danny und Felix die Übertragung des Tennisturniers angeschaut, während Dr. Daniel Norden und seine Frau Fee lieber den Sonnenschein auf der Terrasse genossen. Anneka und die Zwillinge spielten im Garten, und aus der Küche, in der Lenni wirtschaftete, kamen verlockende Düfte. Daniel schnupperte. »Riecht sehr gut«, sagte er, »es ist bald Kaffeezeit.« Da kamen Danny und Felix.

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Dr. Norden Bestseller – 361 –

Hoffnung auf ein neues Leben

Patricia Vandenberg

Benedicte Martinsen saß vor dem Fernseher, trotz des strahlend schönen Wetters, aber das hatte auch seinen Grund, denn es wurde ein Tennisturnier aus Amerika übertragen, und jetzt war Arndt Bertram, mit dem sie schon drei Jahre eng befreundet war, auf dem Platz.

Benedicte, von ihren Freunden Benni gerufen, war nicht enttäuscht, als er den ersten Satz verlor. Aber sie wußte, daß es ihn wurmen würde. Er war ungeheuer ehrgeizig, denn er wollte zu den zehn Besten der Welt gehören, aber das hatte er noch nicht geschafft, denn seine Leistung hing tatsächlich von seiner Tagesform ab.

Benni spielte auch gern Tennis, aber sie hatte keinen Ehrgeiz, und Profi hätte sie schon gar nicht werden wollen. Sie war in einer Werbeagentur tätig und froh, so gut zu verdienen, daß sie sich auch manches Hobby leisten konnte, aber sie war nicht auf einen Sport konzentriert.

»Hoppla, Arndt, was ist denn mit dir los«, sagte sie laut, als er auch den zweiten Satz verlor und danach wie ein begossener Pudel vom Platz schlich. Sie konnte sein Gesicht nicht deutlich sehen, sonst hätte sie festgestellt, daß es schmerzverzerrt war.

Na gut, dann kommt er früher zurück, dachte sie, und ich werde ihn aufmuntern. Sie mochte ihn sehr, wenn sie es auch nicht als die große Liebe bezeichnen wollte, aber sie zweifelte überhaupt, daß es die gab.

Sie war ein modernes Mädchen, das mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen stand, realistisch, ohne jedoch gefühllos zu sein, und bildhübsch dazu. Sie hätte wahrhaftig unter den Herren der Schöpfung wählen können, aber für das Verzetteln war sie nicht, weder im Beruf, noch im Gefühlsleben.

Im Hause Norden hatten Danny und Felix die Übertragung des Tennisturniers angeschaut, während Dr. Daniel Norden und seine Frau Fee lieber den Sonnenschein auf der Terrasse genossen.

Anneka und die Zwillinge spielten im Garten, und aus der Küche, in der Lenni wirtschaftete, kamen verlockende Düfte.

Daniel schnupperte. »Riecht sehr gut«, sagte er, »es ist bald Kaffeezeit.«

Da kamen Danny und Felix. »Mist«, sagte Danny, »Arndt Bertram hat verloren.«

»Davon geht die Welt nicht unter«, meinte Daniel.

»Er war einfach lätschert«, sagte Felix, »nicht in Form.«

»Er ist wirklich nur noch gelatscht«, meinte Danny.

»Vielleicht bekommt ihm das Klima nicht«, gab Fee ihren Kommentar dazu. »Aber da Lenni Apfelstrudel gebacken hat, werden wir uns lieber diesem widmen.«

Es war ein köstlicher Apfelstrudel. Die Kinder aßen ihn mit Vanilleeis, Daniel und Fee nahmen Schlagrahm. Lenni wurde von allen gelobt und strahlte. Für sie war es ja das höchste Glück, wenn alle zufrieden und gesund waren. Und dieses sonnige Wochenende konnte sie ungestört genießen.

*

Selbstverständlich hatte sich auch Christa Bertram, Arndts Mutter, das Spiel angeschaut, und sie war sehr enttäuscht. Sie war genauso ehrgeizig wie ihr Sohn.

Was war nur mit ihm los, dachte sie. Er hatte sie auch nicht wie sonst jeden Tag angerufen, und so hatte sie sich wieder eingeredet, daß daran Benedicte schuld sei, denn wahrscheinlich hatte er mit ihr telefoniert, und sie hielt es nicht für nötig, sie dann anzurufen.

Christa Bertram war mit dieser engeren Freundschaft nicht einverstanden, denn Benedicte hatte keinen reichen Vater vorzuweisen und stammte nicht mal aus einer bekannten Familie. Außerdem mochte sie diese selbstbewußten jungen Frauen nicht, die im Beruf erfolgreich waren. Daß Benedicte sehr attraktiv war, konnte allerdings auch sie nicht leugnen, und da sie selbst eine sehr eitle Frau war, wollte sie von ihrer Schwiegertochter nicht in den Schatten gestellt werden. Von Heirat war zwischen den beiden noch nicht die Rede gewesen, was sie mit Genugtuung erfüllte, denn mittlerweile gab es eine junge Dame, die ihr sehr in die Augen stach, die nicht zu attraktiv war, dafür aber aus reichem Hause kam, und die bereits Interesse für Arndt zeigte. Iris Wendl.

Christa Bertram hatte ihre eigenen Vorstellungen und Wünsche für ihren Sohn. Er sollte vor allem keine Frau haben, die ihm geistig überlegen war.

Er war kein schlechter Schüler gewesen, aber er hatte immer nur den einen Gedanken gehabt, ein Tennisprofi zu werden.

Solche Gedanken gingen jetzt auch Benedicte durch den Sinn. Arndt war dreiundzwanzig, genauso alt wie sie. Sie war bereits vier Jahre berufstätig, hatte gleich nach dem Abitur die Lehre angefangen, mit dem Ziel, Werbefachfrau zu werden. Sie hatte genau gewußt, was sie wollte und es auch erreicht.

Aber was würde Arndt wohl anfangen, wenn er keinen Erfolg mehr hatte? So viele Lorbeeren hatte er noch nicht gesammelt, daß er sich darauf ausruhen konnte. Gewiß, er war von Haus aus vermögend und würde nicht in Not geraten, aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, daß man kein festes Ziel im Auge hatte. Er war ein Sonnyboy. Er machte sich keine Sorgen, hatte sich nie welche zu machen brauchen, so wie sie, als ihr Vater starb. Da war sie gerade fünfzehn gewesen und hatte noch zwei kleinere Geschwister. Ihre Mutter hatte Schreibarbeiten zu Hause gemacht, um zu der nicht gerade großen Rente noch etwas dazu zu verdienen, damit sie ihr Häuschen nicht aufgeben mußten, ein schlichtes Reihenhaus, keine komfortable Villa wie die, in der Arndt aufgewachsen war. Auch sein Vater lebte nicht mehr, aber Geld war genug da, denn auch Christa war von Haus aus vermögend gewesen.

Woher kam es eigentlich, daß sie sich mit Arndt so gut verstand? Das fragte sie sich jetzt auch. Kam es daher, weil seine Mutter ihn immer beherrscht hatte und sie ihm jede Freiheit ließ? Ihr selbst gefiel es, daß er nichts forderte, daß er nicht den starken Mann markierte und Bewunderung verlangte.

»Wie ist Arndt Bertram eigentlich so privat?« hatte ihr Chef sie neulich gefragt, der von der Freundschaft wußte.

»Er ist ein netter Kerl«, hatte sie erwidert, und das war auch ihre ehrliche Meinung. Jetzt machte sie sich auch ehrliche Sorgen um ihn.

Um sich auf andere Gedanken zu bringen, beschloß sie, ihre Mutter zu besuchen. Seit einem Jahr hatte sie eine kleine Zweizimmerwohnung nicht weit entfernt von dem Elternhaus, und sie fühlte sich wohl, selbständig schalten und walten zu können. Sie hatte immer den Drang zur Unabhängigkeit gehabt.

Etwa zehn Minuten mußte sie gehen, um zur Buchenstraße zu kommen. Sie ging langsam. Ein leichter Wind verwehte ihr tizianrotes Haar und auch den leichten bunten Sommerrock, der ihre schlanken, gebräunten Beine umspielte. Kein Wunder, daß die Männer sie gern anblickten und ihr auch nachsahen. Aber es waren nur ein paar Leute unterwegs, so richtige Wochenendruhe.

Vicky Martinsen freute sich, daß ihre Tochter kam. Sie hatte nichts dagegen gehabt, daß Benedicte sich eine eigene Wohnung suchte. Sie war eine gute Mutter, aber sie hätte nie erwartet, daß ihre Kinder für sie sorgten.

»Lieb, daß du kommst, Benni, ich habe Kirschkuchen gebacken, und der Kaffee ist schon aufgebrüht.«

»Als ob ich es gerochen hätte, Ma. Ich habe mir eben erst die Tennisübertragung angesehen.«

»Ich auch«, sagte Rolf von der Tür her. »Dein Heini ist vielleicht eine Flasche, läßt sich so versägen.«

»Erstens ist es nicht mein Heini, und zweitens mach es doch erst mal besser, lieber Bruder«, rieb ihm Benni hin.

»Ich muß studieren, ich kann es mir nicht leisten, Tennis zu spielen. Ich frage mich nur, was er mal machen will, wenn er noch mehr absackt. Da ist doch schon lange der Saft raus.«

Sie sagte nicht, daß sie sich ähnliche Gedanken gemacht hatte, und Vicky ermahnte ihren Sohn, sich doch einer anderen Ausdrucksweise zu befleißigen.

»Benni nimmt es mir nicht übel, sie weiß doch, wie ich es meine. Und heiraten tut sie ihn sowieso nicht.«

Sie warf ihm einen schrägen Blick zu.

»Wie genau du das weißt«, stellte sie fest.

»Ist doch klar, ich kenne dich, und solche Schwiegermutter wünsche ich dir wirklich nicht.«

»Rolf«, sagte Vicky wieder mahnend.

Er grinste lausbubenhaft. Man konnte ihm gar nicht böse sein. Er war zwei Jahre jünger als Benni, aber schon im vierten Semester. Er studierte Informatik, und das wohlüberlegt, weil es ein Beruf war, der Zukunftschancen eröffnete, während andere Studienfächer überlaufen und manchmal schon chancenlos geworden waren.

»Wo ist Sabine?« fragte Benni.

»Wieder mal in der Tanzstunde«, erwiderte Vicky seufzend. »Der vierte Fortgeschrittenenkurs, aber zahlen brauchen wir nicht mehr, weil sie schwierige Schüler übernimmt. Inge Seifart ist ganz begeistert von ihr.«

»Dann laß sie doch, Ma«, sagte Benni, »ist doch besser, als wenn sie in Discos herumrockt.«

»Aber mit der Schule hat sie es gar nicht mehr. Und Turniertänzerin will sie werden, wenn sie den richtigen Partner findet. Was sagst du dazu, Benni?«

»Wenn es ihr Freude macht! Ich hätte es nicht mit dem Tanzen, aber immerhin ist es ein schöner Ausgleich.«

»Wenn du es auch sagst, bin ich beruhigt. Rolf meckert dauernd.«

»Weil das keine Basis für das Fortkommen ist. Sie soll erst ihren Abschluß machen und was lernen womit sie sich ernähren kann und nicht darauf warten, daß ein Märchenprinz kommt, mit dem sie übers Parkett flattern kann.«

Am Kaffeetisch gab er sich friedlich, fragte Benni, wie das Geschäft gehe und war zufrieden, als sie erklärte, daß es besser gar nicht gehen könnte.

»Du hast wenigstens die richtige Einstellung. Wenn ich mich mal für eine Frau interessieren sollte, müßte sie schon so sein wie du.«

»Ich habe dich doch neulich mal mit so einem niedlichen Mädchen gesehen.«

»Babsi? Nichts wie Stroh und Blödsinn im Kopf. Da kommt keine Freude auf. Ist schon abgehakt.«

»Dieser Bengel mit seinen Ausdrücken!« stöhnte Vicky.

»So reden sie doch alle, Ma. Das gibt sich wieder. Man darf das nicht so eng sehen. Du müßtest mal hören, wie die Männer in unserm Betrieb reden, da legt man die Ohren an.«

»Ich finde es blanke Heuchelei, wenn die Leute vornehm tun«, sagte Rolf. »Da ist meistens doch nichts dahinter. Ach Gottchen, wie etepetete Frau Bertram immer tut, das paßt doch gar nicht zu unserer Benni.«

»Wir sehen uns doch kaum. Ich glaube auch nicht, daß sie mich mag. Aber ich habe mit ihr doch auch gar nichts zu schaffen.«

»Und wenn du sie doch als Schwiegermutter bekämst?« fragte Rolf.

»Wenn ich mal heiraten sollte, heirate ich den Mann, nicht seine Mutter.«

»Aber im Fall Arndt würdest du sie mitheiraten und ertragen müssen«, stellte Rolf gelassen fest.

Benni staunte über sein Urteilsvermögen. Sie wußte, daß er recht hatte. Deshalb hatte sie ja auch immer Distanz gehalten, obwohl sie doch sehr verliebt in Arndt gewesen war.

Ja, war! Denn mit der Zeit hatte sie ihn und alles um ihn herum viel nüchterner gesehen. Aber je mehr sie sich zurückzog, desto mehr bemühte er sich um sie, und es war ja nicht so, daß sie ihn nicht mehr mochte. Sie konnte sich nur nicht vorstellen, ein ganzes Leben mit ihm zu verbringen und sich möglicherweise doch seinen Gewohnheiten anzupassen. Sie hatte aber auch festumrissene Vorstellungen von einer Ehe und überhaupt kein Verständnis dafür, daß sich Paare schon nach kurzer Zeit wieder trennten.

Sie war in einer vernünftigen Atmosphäre aufgewachsen, mit Liebe erzogen, aber doch nicht verwöhnt worden. Sie hatten beizeiten gelernt, mit Geld umzugehen, weil nie zuviel dagewesen war, und der frühe Verlust des Vaters hatte sie auch gelehrt, daß man mit unerwarteten Schicksalsschlägen fertig werden mußte.

Sie verstanden sich alle sehr gut. Es war ganz natürlich, daß es Meinungsverschiedenheiten gab, manchmal auch kleine Karambolagen, aber der Zusammenhalt war so stark, daß es nie zu ernsten Streitereien kam.

Nach dem Kaffee machte Benni mit ihrer Mutter noch einen Spaziergang. Rolf wollte schwimmen gehen.

»Du könntest doch mitkommen«, sagte er zu Benni. Er zeigte sich gern mit seiner schönen Schwester, aber sie winkte ab.

»Du weißt doch, wie allergisch ich auf das gechlorte Wasser reagiere«, erwiderte sie.

»Wir könnten auch mal an den See fahren.«

»Bei den Menschenmassen? Nein, danke.«

Rolf grinste. »Ich sehe es doch kommen, daß du einen Mann brauchst, der dir einen Swimmingpool präsentiert, in dem du ganz allein deinen edlen Körper baden kannst.«

»Du bist ein schrecklicher Bengel«, lachte sie. »Vielleicht bringst du es zu einem Haus mit Swimmingpool, dann kannst du mich einladen.«

»Das brauchst du nicht zweimal zu sagen«, erwiderte er mit einem Augenzwinkern.

Er schwang sich auf sein Fahrrad, und schnell war er auf und davon.

»Ich traue es ihm zu, daß er es schafft«, sagte Benni ziemlich nachdenklich zu ihrer Mutter. »Er hat Köpfchen und die nötige Energie.«

»Er ist auch sehr von sich überzeugt«, meinte Vicky nachdenklich.

»Er hat einen gesunden Menschenverstand, Ma, und er wird sich durchsetzen.«

Vicky nickte. »Wie du«, meinte sie, »bleibt also noch die Kleine. Sie schwebte ziemlich hoch über dem Erdboden dahin.«

»Laß sie doch, Ma. Sie ist halt romantisch veranlagt, und wir sind aus dem Gröbsten heraus.«

»Rolf wird schon noch ein paar Jahre brauchen, Benni. Manchmal mache ich mir doch Vorwürfe, daß ich wieder eine feste Stellung angenommen habe und nicht genügend Zeit für Sabine hatte.«

»Ich glaube nicht, daß das was ausgemacht hat. Ich finde es gut, daß du es gepackt hast. Du fühlst dich doch ganz wohl bei Wendl-Electronic, oder?«

»Ja, ich fühle mich wohl. Es ist ein angenehmes Arbeitsklima, nette Kollegen und ein freundlicher Chef.«

»Das hat man auch selten, daß reiche Leute so nett sind«, meinte Benni.

»Herr Wendl ist wohl auch eine Ausnahme. Man sagt ja, daß er sich sehr zum Vorteil verändert hatte, nachdem seine Frau gestorben war. Sie soll alles andere als nett gewesen sein.«

»Sie war eine Freundin von Arndts Mutter. Er hat es mir mal erzählt. Weißt du, Ma, für diese Art Frauen sind wir Menschen zweiter Klasse, und das ist auch ein Grund daß ich mich immer mehr zurückziehe. Aber ich bringe es auch nicht fertig, Arndt vor den Kopf zu stoßen. Er ist ja wirklich ein lieber Kerl.«

»Aber er hängt auch sehr an seiner Mutter.«

»Ich weiß nicht, ich glaube eher, daß sie sehr besitzergreifend ist, auch was ihn anbetrifft, und daß er nicht den Mut hat, sich zu lösen. Aber vielleicht spielen da auch finanzielle Erwägungen mit.«

Sie sieht alles ganz klar, dachte Vicky zufrieden. Ich brauche mir da wohl doch keine Sorgen zu machen.

Auf dem Heimweg trafen sie die Familie Norden, die mal wieder nach ihrem Neubau schauen wollten, der langsam Form annahm. Es war eine sehr freundliche Begrüßung. Man kannte sich gut. Daniel Norden war bei den Martinsens ein und aus gegangen, als Heinz Martinsen so schwer krank war, und er hatte alle verarztet, wenn sie die üblichen Krankheiten oder sich verletzt hatten.

Die Kinder erklärten gleich, wo ihre Zimmer sein würden, und Benni betrachtete entzückt die Zwillinge, die schon ganz lebhaft herumflitzten.