Ich lass mein Glück nie mehr los - Toni Waidacher - E-Book

Ich lass mein Glück nie mehr los E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Sebastian Trenker packte die Reste seines Frühstücks zusammen und lehnte sich behaglich an den Felsen zurück. Das sonnengebräunte Gesicht des Geistlichen drückte Zufriedenheit aus. Tief atmete er durch und ließ seinen Blick schweifen. Es hatte lange gedauert, bis Sebastian, den man schmunzelnd den »Bergpfarrer« nannte, wieder einmal eine seiner geliebten Touren unternehmen konnte. Die Amtsgeschäfte und etliche Ereignisse, die seinen Einsatz erforderten, hatten den guten Hirten von St. Johann davon abgehalten, seiner Leidenschaft zu frönen. In aller Frühe war er aufgebrochen. Sein Ziel war die Kandereralm, die er bis zum Mittag erreichen wollte. Franz Thurecker, der die Almwirtschaft betrieb, war nicht nur ein liebenswerter Zeitgenosse, er verstand sich auch darauf, einen Bergkäse zu machen, nach dem man sich die Finger leckte. Sebastian setzte seinen Hut wieder auf, schnallte den Rucksack um und wanderte weiter. Kein Mensch begegnete ihm zu dieser frühen Stunde. Ganz allein mit sich und dem lieben Gott­ war er in der Majestätschen­ Bergwelt unterwegs. Rechts grüßten die Zwillingsgipfel »Himmelsspitz« und »Wintermaid«, auf der anderen Seite der »Kogler«. Der einsame Wanderer liebte diese Stunden der Besinnung. Hier konnte er in aller Ruhe über die Probleme nachdenken, mit denen er immer wieder konfrontiert wurde, und Lösungen finden, die oft verblüffend und unkonventionell waren. Heute morgen allerdings war die Welt in Ordnung, und von den kleinen Katastrophen, die das Leben bestimmten, nichts zu merken. Kurz vor Mittag hatte der Seelsorger sein Ziel erreicht.

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Der Bergpfarrer – 275 –

Ich lass mein Glück nie mehr los

Es lohnt sich, um die Liebe zu kämpfen

Toni Waidacher

Sebastian Trenker packte die Reste seines Frühstücks zusammen und lehnte sich behaglich an den Felsen zurück. Das sonnengebräunte Gesicht des Geistlichen drückte Zufriedenheit aus. Tief atmete er durch und ließ seinen Blick schweifen. Es hatte lange gedauert, bis Sebastian, den man schmunzelnd den »Bergpfarrer« nannte, wieder einmal eine seiner geliebten Touren unternehmen konnte. Die Amtsgeschäfte und etliche Ereignisse, die seinen Einsatz erforderten, hatten den guten Hirten von St. Johann davon abgehalten, seiner Leidenschaft zu frönen.

In aller Frühe war er aufgebrochen. Sein Ziel war die Kandereralm, die er bis zum Mittag erreichen wollte.

Franz Thurecker, der die Almwirtschaft betrieb, war nicht nur ein liebenswerter Zeitgenosse, er verstand sich auch darauf, einen Bergkäse zu machen, nach dem man sich die Finger leckte.

Sebastian setzte seinen Hut wieder auf, schnallte den Rucksack um und wanderte weiter. Kein Mensch begegnete ihm zu dieser frühen Stunde. Ganz allein mit sich und dem lieben Gott­ war er in der Majestätschen­ Bergwelt unterwegs. Rechts grüßten die Zwillingsgipfel »Himmelsspitz« und »Wintermaid«, auf der anderen Seite der »Kogler«. Der einsame Wanderer liebte diese Stunden der Besinnung. Hier konnte er in aller Ruhe über die Probleme nachdenken, mit denen er immer wieder konfrontiert wurde, und Lösungen finden, die oft verblüffend und unkonventionell waren.

Heute morgen allerdings war die Welt in Ordnung, und von den kleinen Katastrophen, die das Leben bestimmten, nichts zu merken.

Kurz vor Mittag hatte der Seelsorger sein Ziel erreicht. Inzwischen hatten sich auch andere Wanderer auf der Alm eingefunden. Touristen, die von Engelsbach aus, das auf der anderen Seite lag, heraufkamen. Etliche Bänke auf der Terrasse waren besetzt, und Franz lief geschäftig zwischen der Küche und den Gästen hin und her.

Pfarrer Trenker hatte den Rucksack abgeschnallt, Hut und Jacke abgelegt und krempelte die Ärmel hoch.

»Grüß dich, Franz«, rief er dem Senner zu. »Wie ich seh’, komm’ ich gerad’ zur rechten Zeit.«

Sekunden später stand der Geistliche hinter dem Tresen, zapfte Bier, schenkte Wein und Apfelschorle ein und mixte »Radler«, das beliebte Mischgetränk aus Bier und Limonade. Franz schleppte indes große Terrinen aus der Küche. Meistens lebte und arbeitete er alleine hier oben, nur manchmal, wenn ein besonders großer Ansturm von Touristen zu erwarten war, hatte er eine Hilfskraft aus dem Dorf. Aus diesem Grund hatte er sich angewöhnt, nur noch ein warmes Gericht anzubieten. Manchmal ein Geschnetzeltes, oder ein Kartoffelgulasch. Oft auch einen deftigen Eintopf, wie heute. Wenn jemand sich damit absolut nicht abfinden wollte, konnte er immer noch eine Brotzeit bekommen. Doch die meisten Gäste wählten das Tagesgericht, was Franz’ Arbeit erleichterte.

Sebastian hatte gerade die letzte Bestellung fertig, als eine ältere Dame ihren Kopf zur Tür hereinsteckte.

»Herr Ober, wo bleiben denn unsere Getränke?« rief sie, ein wenig ungehalten.

Der Geistliche setzte ein charmantes Lächeln auf. »Sind schon fertig. Ich bring’ sie Ihnen sofort.« Gekonnt balancierte er das volle Tablett nach draußen.

»Das wurde aber auch Zeit«, kommentierte die Dame.

Ihre Augen blitzten ärgerlich, als Sebastian das Glas vor ihr abstellte.

»Wir geben uns die größte Mühe«, sagte er. »Aber manchmal geht’s leider net schneller. Ich hoff’, daß es Ihnen trotz der kleinen Wartezeit schmecken wird.«

Franz Thurecker, der am Nachbartisch die Suppe servierte, hatte dem Gespräch zugehört. Er schüttelte den Kopf. Es war doch einfach unglaublich – net einmal im Urlaub brachten die Leut’ ein bissl Zeit mit. Der Senner begrüßte Sebastian.

»Hochwürden, das war Rettung in höchster Not«, sagte er und reichte ihm die Hand. »Vielen Dank, für Ihre Hilfe. Jetzt lassen S’ uns aber auch erstmal was trinken.«

Er verschwand in der Hütte.

Die ungeduldige Dame am Tisch lief dunkelrot an, als sie hörte, wer sie da bediente. Sie hatte gerade etwas getrunken und verschluckte sich. Ihr Begleiter mußte ihr kräftig auf den Rücken klopfen, damit sie wieder Luft bekam.

Wie peinlich, dachte sie, ich konnte doch nicht wissen, daß der Mann Pfarrer ist… Da kommt man doch nicht darauf, schon gar nicht, wenn der so aussieht!

Sie schaute Sebastian verlegen an.

»Es… es tut mir sehr leid, Hochwürden«, sagte sie.

Der Bergpfarrer lachte.

»Schon gut«, erwiderte er verständnisvoll. »Wenn der Durst so groß ist, kann man schon mal die Geduld verlieren. Aber es hat sich wieder einmal bewiesen, daß man sich net vom äußeren Anschein blenden lassen darf. Was in einer Hülle steckt, sieht man erst, wenn man sie öffnet. Ich wünsch’ Ihnen und Ihrem Begleiter noch einen schönen Tag, und wenn S’ mal zufällig in St. Johann sind, dann schau’n S’ sich mal meine Kirche an. Ein Besuch lohnt immer.«

»Das werden wir«, versprach der Mann, der neben der Frau saß und von der Geschichte ebenfalls peinlich berührt war.

Franz Thurecker stand in der offenen Tür und hatte der Unterhaltung mit einem Kopfschütteln beigewohnt.

Als Sebastian hinter ihm die Hütte betrat, standen schon zwei Gläser eiskalter Milch auf dem Tisch.

»Ah, das tut gut«, freute sich der Geistliche und leerte sein Glas auf einen Zug.

Sie warteten, bis die anderen Gäste gegangen waren, dann setzten sie sich gemütlich nach draußen und ließen sich den Eintopf aus Rindfleisch, Graupen und Gemüsen ebenfalls schmecken.

*

Auf dem Rückweg lag ein gutes Stück Bergkäse in Sebastians Rucksack. Max und Frau Tappert würden sich darüber freuen.

Für den Weg zurück, nach St. Johann, hatte Sebastian eine andere Tour gewählt. Sie führte am Ende ein Stück durch den Bergwald und am Hof des Anstetterbauern vorbei. Wolfgang Anstetter und seine Frau Erika bewirtschafteten ihn in der dritten Generation, und Tobias, der älteste Sohn, würde diese Tradition einmal fortführen.

Markus Anstetter, der Zweitgeborene, hatte einen anderen Weg eingeschlagen. Der studierte Bauingenieur arbeitete für ein international tätiges Unternehmen. Die meiste Zeit verbrachte er im Ausland und kam nur für ganz wenige Wochen im Jahr nach Hause.

Dann lebte noch Vroni Behringer auf dem Hof. Ein Waisenkind mit einem tragischen Schicksal. Die Mutter starb bei der Geburt ihrer Tochter, der Vater, ein Waldarbeiter, verunglückte, als Vroni drei Jahre alt war, tödlich. Sebastian kümmerte sich um die kleine Waise und vermittelte ihr eine Pflegestelle auf dem Anstetterhof. So entging das Madel dem Schicksal vieler Waisen, in einem Heim aufwachsen zu müssen, und Erika Anstetter, die sich immer eine Tochter gewünscht hatte, sorgte aufopferungsvoll für die Kleine. Als wäre Vroni das eigene Kind, wuchs sie in einer liebevollen Umgebung auf, und ihre beiden »Brüder« überboten sich darin, der kleinen Schwester jeden Wunsch von den Augen abzulesen.

Inzwischen war aus dem Madel eine hübsche, junge Frau geworden, die sich vor Verehrern kaum retten konnte. Beim samstäglichen Ball im Löwen standen die Burschen Schlange für einen Tanz mit ihr.

Vroni saß draußen, vor dem Haus, und putzte Gemüse, als Sebastian Trenker auf dem Hof eintraf. Ihre hellen Augen blitzten freudig auf, als sie den Besucher erkannte.

»Grüß Gott, Hochwürden«, rief sie. »Schön, daß Sie uns wieder mal besuchen.«

Der Geistliche entledigte sich seines Rucksacks und setzte sich zu ihr.

»Hin und wieder schau’ ich gern’ mal bei meinen Schäfchen zu Haus’ vorbei. Wie geht’s euch denn?«

»Gut«, nickte Vroni, und ihre blonden Locken wippten hin und her. »Der Bauer ist auf dem Feld, Tobias hat hinten im Wald zu tun, und Erika ist in die Stadt gefahren, ein paar Einkäufe machen.«

Sie nannte ihre Zieheltern beim Vornamen. Irgendwann hatte sie erfahren müssen, daß es nicht die richtigen Eltern waren, bei denen sie aufwuchs, und so hatte man sich darauf geeinigt.

»Und, gibt’s was Neues vom Markus? Wo steckt er denn zur Zeit?«

Die Augen des Madels leuchteten bei dieser Frage, was dem Besucher nicht entging.

»Im Moment ist er in Brasilien. Er baut dort ein großes Einkaufszentrum«, berichtete sie begeistert. »Es soll das größte in ganz Südamerika werden, mit unzähligen Geschäften, Restaurants und Vergnügungsstätten.«

Hektische rote Flecken hatte sie während ihrer Erzählung bekommen, weil sie so stolz auf Markus war, daß er dieses gigantische Unternehmen leitete.

Sebastian schmunzelte, aber er machte sich auch so seine Gedanken, von denen er jedoch nichts verriet.

»Aber wissen S’, was noch schöner ist?« sagte Vroni. »Der Markus kommt nach Hause!«

»Tatsächlich? Wann denn?«

»In vierzehn Tagen. Gestern haben wir ein Telegramm bekommen, in dem er es ankündigt.«

»Na, das ist ja schön«, freute der Geistliche sich mit ihr. »Hoffentlich net nur für ein paar Tage.«

»Nein, nein, drei Wochen will er bleiben. Seinen ganzen Jahresurlaub nimmt Markus, weil er dann den Rest des Jahres drüben bleiben muß.«

»Dann wird’s ja noch ganz schön aufregend bei euch.«

»Ja, Erika und ich planen ein großes Fest für ihn. Sie müssen natürlich auch kommen.«

»Wenn ich’s einrichten kann, gern.«

Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile, bis es Zeit wurde, aufzubrechen. Es war bereits später Nachmittag, als Sebastian in St. Johann ankam.

Bis er zur Messe in die Kirche hinüber mußte, saß der Geistliche in seinem Arbeitszimmer und dachte über das Gespräch mit Vroni Behringer nach. Er hatte wirklich einen Glücksgriff getan, als er das Kind seinerzeit in die Obhut der Bauernfamilie gab. Nie hatten Wolfgang Anstetter und seine Frau das Madel spüren lassen, daß Vroni nicht ihr eigenes Kind war.

Jetzt, zur jungen Frau herangereift, würden sich die Zieheltern Gedanken machen müssen, wie es mit Vroni weitergehen sollte. Es war ihr eigener Wunsch gewesen, auf dem Hof zu bleiben und sich dort ihren Lebensunterhalt als Magd zu verdienen. Nachdem sie die Hauswirtschaftsschule besucht hatte, wollte sie nicht woanders hingehen, obgleich ihr Fleiß und die guten Zeugnisnoten ihr durchaus eine weniger schwere Stelle, vielleicht als Hauswirtschaftsleiterin, ermöglicht hätten.

»Hier ist mein Zuhaus«, hatte sie gesagt. »Und hier möcht’ ich bleiben, bis ich vielleicht eines Tag’s heirat.«

Sebastian glaubte nicht, sich getäuscht zu haben – als Vroni über Markus Anstetter sprach, da leuchteten ihre Augen, und die Aufregung, die sie befallen hatte, ließ nur einen Schluß zu.

Vroni liebte Markus!

Ob er wirklich der Richtige für sie war? Natürlich, sie kannten sich von Kindesbeinen an. Aber wäre das ein Leben für das bodenständige Madel? Entweder müßte es, als Markus’ Frau ihn auf seinen Reisen durch die Weltgeschichte begleiten. Oder, wenn sie das nicht wollte, war sie gezwungen, zehn, elf Monate im Jahr hier auf ihn zu warten.

Nicht gerade die ideale Basis für eine glückliche Ehe.

Nur selten hatte seine Menschenkenntnis ihn getrogen, und auch in diesem Fall meinte Sebastian Trenker, sich nicht zu irren. Während er zur Kirche hinüberging, machte er sich so seine Gedanken.

Hoffentlich kommt da net eine Katastrophe auf uns zu, ging es ihm durch den Kopf, als er die Sakristei betrat.

*

Vroni Behringer nahm ihre Arbeit, die sie während des Besuches unterbrochen hatte, wieder auf. Mit geschickten Fingern öffnete sie die Erbsenschoten, palte die grünen Kugeln aus und ließ sie in die Schüssel auf ihrem Schoß fallen. Dann folgten Karotten. Sie wurden geschält und in Scheiben geschnitten. Das alles ging ihr sehr schnell von der Hand. Zum Abendessen sollte es Fleischpflanzerl mit Mischgemüse und Kartoffelpüree geben.

Während sie so dasaß und die Arbeit wie nebenbei verrichtete, wanderten ihre Gedanken ins ferne Südamerika. Mächtig stolz war sie auf Markus, daß er solch eine tolle Arbeit hatte, die ihn überall auf der Welt hinführte. In ihrem Zimmer hatte sie die Ansichtskarten an eine Wand geheftet, die er aus jedem Land, in dem er gerade arbeitete, schickte.

Sie freute sich, daß er nun endlich wieder einmal nach Hause kam. Acht Monate waren seit seinem letzten Besuch vergangen, und jedesmal fiel ihr der Abschied schwerer.

Zuerst hatte sie mit diesem Gefühl gar nichts anfangen können. Der Jüngere der beiden Anstetterbrüder war ihr immer ein lieber Bruder gewesen. Doch seit dem letzten Mal war alles anders.

Damals hatte Markus nur eine Woche bleiben können. Auf der Baustelle, die er betreute, irgendwo im Nahen Osten, ging es nicht voran. Material wurde nicht rechtzeitig geliefert, oder gestohlen, und dann streikten die Arbeiter und forderten mehr Lohn. Markus wurde von seiner Firma, die ihren Sitz in München hatte, aus dem Urlaub gerufen und mußte unversehens abreisen, um die Wogen zu glätten, damit das Projekt nicht weiter gefährdet wurde.

Aber zuvor waren es wunderschöne Tage, die sie zusammen verbrachten, und beim Tanz im Löwen, es war der Abend, bevor der Bauingenieur wieder fort mußte, da war es Vroni, als habe er sie besonders zärtlich angeschaut.

Sie wußte längst, was sie für ihn empfand, und nichts auf der Welt wäre schöner gewesen, wenn er sie in diesem Augenblick in seine Arme genommen und geküßt hätte.

Das Rattern des Traktors riß sie aus ihren Gedanken. Tobias kam aus dem Bergwald zurück. Auf dem Anhänger stapelten sich Äste und junge Bäume, die der letzte Sturm abgeknickt hatte. Der älteste Sohn des Anstetterbauern hielt vor dem Haus und sprang herunter.

»Grüß dich! Himmel, ist das eine Hitze heut’«, sagte er.

»Im Kühlschrank steht Milch. Ich hol sie dir.«

»Dank’ schön, Vroni«, nickte er.

Als sie mit dem Krug und einem Glas zurückkam, saß er auf der Bank, die Beine weit von sich gestreckt. Dankbar nahm er ihr das Glas aus der Hand und ließ sich einschenken.