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Ein neuer Blick auf den Weltstar. Genialer Charakterdarsteller, charmanter Frauenheld, männliches Rollenbild: Johnny Depp ist einer der schillerndsten Schauspieler der Welt. Doch wer steckt hinter den exzentrischen Figuren von Captain Jack Sparrow oder Edward mit den Scherenhänden, die ein Millionenpublikum begeistern? In dieser Biografie lässt Thomas Fuchs ein lebendiges und sehr persönliches Bild des Menschen Johnny Depp entstehen. Einfühlsam und mit leichter Hand zeichnet er das turbulente Leben eines Ausnahme-Künstlers nach, der sich trotz diverser Rückschläge immer wieder neu erfunden hat - und damit zum Held mehrerer Generationen wurde.
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Seitenzahl: 369
THOMAS FUCHS
JOHNNY
DEPP
DER MANN
HINTERDEN MASKEN
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Originalausgabe
Copyright © 2014 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Ramona Jäger; Matthias Auer,
Bodman-Ludwigshafen
Umschlaggestaltung: Kirstin Osenau
Einband-/Umschlagmotiv: © getty-images/Marcel Hartmann
© Bilder im Innenteil: Kapitel »Heul doch!« und »Depp Man Tells No Tales«: © ddp images, übrige: © ullstein Bild
Datenkonvertierung E-Book: Greiner & Reichel, Köln
ISBN 978-3-838-75845-9
Sie finden uns im Internet unter: www.luebbe.de
Bitte beachten Sie auch: www.lesejury.de
INHALT
Kentucky Chicken und Frankforter Würstchen
Rock & Roll Highschool
Am Anfang ein Albtraum
Heul doch!
Scherenschnitte
Gielgud of Grunge
The Heart is a Lonely Hunter
Das Wunder des Lebens
Pirat auf Vergnügungsdampfer
Depp Man Tells No Tales
Danksagung
Literatur
Zeitungsartikel
TV-Sendungen
Webseiten
Personenregister
»Bei allem, was ich tue,
will ich mir treu bleiben.
Mich stört, wenn man versucht,
mich in eine Schublade zu stecken.«
Johnny Depp
Kentucky Chicken und Frankforter Würstchen
DIE JUGEND
In Gilbert Grape (1993)
»Ich wollte eines von
den richtig cleveren Kids sein.
Die habe ich immer beneidet.«
Johnny Depp (1990)
John Christopher Depp II ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Sonntagskind: Er wurde am 9. Juni 1963 um 08:44 Uhr Ortszeit im Catholic Mercy Hospital in Owensboro, Kentucky, geboren.
Der Tag, an dem er das Licht dieser Welt erblickte, sollte einer der heißesten des Jahres werden, auf der im Bundesstaat gelegenen Luftwaffenbasis Ford Campbell werden bis zu fünfunddreißig Grad Celsius gemessen.
In New York hat an diesem Sonntag nach Dreharbeiten, die so aufwendig gewesen sind wie der Bau einer Pyramide, endlich der Film Cleopatra mit Elizabeth Taylor und Richard Burton Premiere. Einige Jahrzehnte später wird Johnny Depp in Hollywood – inzwischen selbst ein etablierter Schauspieler, aber noch längst kein Superstar – den Kollegen Roddy McDowall bitten, ein Treffen zwischen ihm und Liz zu organisieren. McDowall sorgt prompt für eine Einladung zu einem Essen, bei dem auch Steve Martin und Billy Bob Thornton zugegen sind. Johnny Depp wird von der Begegnung sehr beeindruckt sein. Elizabeth Taylor erscheint ihm als eine »starke Braut« mit einem gesegneten Appetit: »Sie aß Leber mit Zwiebeln und haute richtig rein.«
In Großbritannien stehen am Tag von Johnny Depps Geburt die Beatles mit »From Me to You« auf Platz eins der Hitparade; in den Vereinigten Staaten hingegen ahnt man noch nichts davon, dass sich diese Band gerade anschickt, die weltweite Popkultur ein für alle Mal zu verändern. Hier steht ein japanisches One-Hit-Wonder namens Kyu Sakamoto mit dem Liedchen Sukiyaki an der Spitze der Charts.
Am Vormittag besagten Tages hat Präsident John F. Kennedy den britischen Weltkriegshelden Winston Churchill zum Ehrenbürger der USA ernannt; am Nachmittag schlagen im ersten Sonntagsspiel der Baseball-Geschichte die Houston Colts die San Francisco Giants mit 3 zu 0, und am Abend wird in der Ed Sullivan Show Barbra Streisand zu Gast sein.
Weltgeschichtlich betrachtet ist dieser Tag also eher nicht so aufregend, für Depp-Fans hingegen bedeutet er den Urknall.
Nicht nur weibliche Filmstars haben die Angewohnheit zu flunkern, was ihr Geburtsjahr angeht, aber da die USA in bestimmten Aspekten geradezu preußisch korrekt sein können, genügt ein Gang zum Einwohnermeldeamt von Owensboro, um sich Klarheit zu verschaffen und gegen ein geringes Entgelt Einblick in das Geburtenregister zu nehmen. Dort ist unter der Nummer 25420/63 ordnungsgemäß das freudige Ereignis verzeichnet. Geburtsname der Mutter: Betty Wells, Name des Kindes: John C Depp. Und auch die Lokalzeitung hatte eine eigene Rubrik für Neuankömmlinge: Zwischen Mr und Mrs Ralph Mapes und Mr und Mrs Vladimir Reuk gaben im Owensboro Messenger-Inquirer die stolzen Eltern Mr und Mrs John Depp am darauffolgenden Sonntag die Geburt ihres Sohnes bekannt. Zum damaligen Zeitpunkt dürfte die Freude über dieses glückliche Ereignis sich gleichmäßig auf alle drei Familien verteilt haben, doch in letzterem Falle ist sie bis heute weltweit ins Unermessliche gestiegen.
Johnnys Vater war bei seiner Geburt fünfundzwanzig Jahre alt, seine Mutter neunundzwanzig. Er war das vierte Kind seiner Mutter Elizabeth »Betty« Sue und ihr zweiter Junge. Seine Schwester Elisa Christine – von allen nur »Christi« gerufen – ist zwei Jahre älter als er, die Halbschwester »Debbi« (Deborah) sieben und Halbbruder »Danny« (Daniel) neun Jahre. Die beiden Vornamen John Christopher erhielt »Johnny« von seinem Vater. Die Augen des Filmstars, heute braun, sollen damals übrigens blau gewesen sein. Was seine Herkunft und seine Familienverhältnisse betrifft, hält sich Johnny Depp heute eher bedeckt, aber als er seine Schauspieler-Karriere als Serienheld begann und fürchtete, als niedlicher familienkompatibler TV-Liebling vermarktet zu werden, kam er auf seine Wurzeln in Gesprächen mit Journalisten gelegentlich auf recht drastische Weise zu sprechen. Er behauptete, alles, was seine Eltern ihm vererbt hätten, seien Verrücktheiten und der Hang zum Kettenrauchen, ihr Milieu beschrieb er als »white trash«.
Das ist jedoch nicht die ganze Wahrheit. Johnnys Eltern hatten am 20. Februar 1960 im Städtchen Campbell im Bundesstaat Tennessee geheiratet. Elizabeth brachte die beiden Kinder Daniel und Deborah mit in die Ehe, über deren Erzeuger auch die gründlichsten Rechercheure bis heute keine glaubwürdigen Informationen auftreiben konnten. Die beiden unehelichen Kinder wurden nach der Hochzeit von John Sr. adoptiert.
Als dessen Beruf wird in der Regel »civil engineer« angegeben, was man mit »Bauingenieur« übersetzen kann, allerdings muss man da bei Amerikanern vorsichtig sein. Selbst der Typ, der in einer Burgerbraterei Obdachlose und Drogensüchtige vom Klo verjagt, kann auf seiner Visitenkarte einen pompösen Titel wie »Senior Vice President for Public Relations« führen. »Civil engineer« könnte also in der Praxis so ziemlich alles sein zwischen Ziegelträger und Bauleiter.
Die akademische Karriere von Johnnys Vater ist allerdings über jeden Zweifel erhaben. Er machte 1956 seinen Abschluss an der Senior Highschool von Owensboro. 1961 schaffte er an der Universität von Kentucky seinen Bachelor of Science. Danach trat der junge Mann in das Bauunternehmen seines Vaters Oren ein. Für Johnny-Depp-Fans sind diese Informationen allerdings nicht halb so interessant wie die Tatsache, dass Johnny senior im Jahr seines Abschlusses zum schönsten Jungen der Highschool gewählt worden war.
Da sein Einkommen allerdings nicht ausreichte, um eine sechsköpfige Familie zu ernähren, und die Baubranche wie wenige andere von der Konjunktur abhängig ist, musste Mutter Elizabeth auch noch als Kellnerin arbeiten. Wenn man sich in die Situation der Eltern versetzt – hier der ehemalige Schulschönling, der als Mittzwanziger schon für vier hungrige Mäuler zu sorgen hat; dort eine gestandene Frau mit nicht unbedingt dem besten Männer-Instinkt, die sich während der Arbeit in der Kneipe von jedem dahergelaufenen Trucker anmachen lassen muss –, dann ahnt man, weshalb diese Ehe recht bald in schwieriges Fahrwasser geriet.
Trotz aller Probleme und Zerwürfnisse, zu denen es in den folgenden Jahren kam, halten die Depps indes bis heute zusammen. Nur Vater John Sr., der zuletzt – zumindest für ein paar Monate im Jahr – in Bal Harbour auf Florida gesehen wurde, ist seit einiger Zeit von der Bildfläche verschwunden. Mutter Betty lebt zwischenzeitlich in Nashville, Tennessee, freut sich ihres Lebens und denkt nach der Scheidung von ihrem Mann im Jahr 1978 vermutlich nur noch selten an jene verhängnisvolle Entscheidung zurück, die sie vor über fünfzig Jahren im benachbarten Campbell getroffen hatte. Johnny Depp sorgt schon seit Langem dafür, dass sie nicht mehr kellnern muss.
Schwester Christi wiederum ist ihrem Bruder ins Filmgeschäft gefolgt. Wer sehr viel Tagesfreizeit hat, kann sich mit dem ausgiebigen Studium der Abspänne von Johnny-Depp-Filmen die Zeit vertreiben und dabei beobachten, wie Christi Dembrowski langsam, aber stetig von Film zu Film auf der Karriereleiter immer höher stieg: erst Assistentin, dann Personal Assistant, Executive Assistant und schließlich Producerin. Heute leitet sie Johnny Depps Produktionsfirma Infinitum Nihil. Die lateinischen Worte stehen für »Unendliches Nichts«; sie entstammen einem weisen Satz des Schriftstellers Leo Tolstoi aus dessen Werk Bekenntnisse und sind unter anderem Beleg dafür, dass Schulabbrecher wie Johnny Depp bildungsbeflissener sein können als so mancher Streber.
Schwester Debbi lebt heute zurückgezogen als Grundschullehrerin in Lexington. Sie tritt nur manchmal anlässlich einer Filmpremiere ins Licht der Öffentlichkeit. Wenn sich bei Anlässen wie diesen die gesamte Familie einem größeren Publikum zeigt, wirken die Mitglieder wie bei einem Treffen des Dorian-Gray-Fanklubs. Während alle anderen so reifen, wie man es von Normalsterblichen erwartet, blickt Filmstar Johnny wie der Held des Romans von Oscar Wilde immer scheinbar alterslos in die Runde …
Bruder Daniel hat sich, nach einigen durchwachsenen Versuchen als Drehbuchautor, einen Namen als Krimi-Schriftsteller gemacht. Seinen ersten Roman widmete er seinem »Bruder Johnny«. Auf dem Klappentext lässt er den interessierten Leser wissen, dass er seinen Lebensmittelpunkt in Kalifornien und in Frankreich hat. Ansonsten betont er, dass er es gar nicht möge, als »Bruder des Filmstars« betrachtet zu werden. Das ist verständlich, aber wie groß das Interesse der Öffentlichkeit an seiner Schreiberei wohl wäre, wenn Daniel sein Debüt unter dem Mädchennamen der Mutter veröffentlicht und das Werk seinem Opa Oren gewidmet hätte, kann sich jeder selbst ausmalen.
Wie der Verfasser dieses Textes aus eigenem Erleben weiß, wird ein Besucher Bergisch Gladbachs früher oder später darauf hingewiesen, dass er sich in der Heimat der großen Heidi Klum befinde und man dem Gast gerne zeige, wo die Dame zur Schule gegangen sei. Eine solche Identifikation mit dem weltberühmten Sohn gibt es in dem am Ohio River gelegenen Owensboro nicht. Die meisten wissen zwar, wer Johnny Depp ist – wer weiß das nicht? –, aber dass er tatsächlich hier zur Welt kam, ist erstaunlicherweise nur den wenigsten bekannt.
Wenn man es nett formulieren will, kann man sagen, dass Owensboro, die Geburtsstadt Johnny Depps, ebenso ziemlich das Gegenteil der Glitzerstadt Hollywood ist. 1816 gegründet von einem Indianerkiller namens Colonel Abraham Owen, schmückt die Kommune sich mit dem Titel, die »Barbecue-Hauptstadt der Welt« zu sein, was nach einer ziemlich verzweifelten Bemäntelung der Tatsache klingt, dass hier nicht wirklich viel los ist. Owensboro ist im Wesentlichen eine kleine Stadt zwischen zwei größeren. Im Norden liegt St. Louis und im Süden Nashville. Im Umland werden vor allem Sojabohnen und Tabak angebaut. Das größte Gebäude der Stadt ist eine Kirche, welche – um ein Zeichen gegen den immer stärker werdenden Konsumwahn zu setzen – auf dem Grund eines ehemaligen Einkaufstempels errichtet wurde. Das imposanteste Bauwerk der Stadt ist allerdings immer noch die große blaue Stahlbrücke, welche den Mississippi-Nebenfluss Ohio überspannt.
Der Bundesstaat Kentucky gehört zum Herzland Amerikas, jener küstenfernen Gegend, die sich vor allem selbst genug ist. Im Ausland wird das Bild der Vereinigten Staaten durch Metropolen wie New York oder Los Angeles geprägt, wobei diese beiden Städte aus hiesiger Sicht überwiegend von merkwürdigem Personal bevölkert sind: New York von Bankern, die seltsame Hobbys wie Klavierstunden nehmen und Kunstsammeln pflegen; Los Angeles von laschen Liberalen, die vor allem deshalb ins Showbusiness gegangen sind, weil sie dort Party machen und ihre Sexträume verwirklichen können. Aus der Perspektive der Bewohner von Owensboro zählt das alles jedoch nicht, weshalb die großen Städte, die aller Blicke auf sich ziehen, hier Chicago und St. Louis heißen.
Man kommt mit den Einheimischen in diesem Landstrich schnell ins Gespräch, wobei man allerdings nie weiß, was mehr verblüfft: die Freundlichkeit oder die Weltfremdheit. Das Bemühen, schon nach den ersten Sätzen Gemeinsamkeiten zu entdecken, ist geradezu rührend. Einer verweist auf deutsche Vorfahren, die in der Gegend um Kopenhagen aufgewachsen seien. Eine Frau von höchstens Mitte dreißig erklärt stolz, sogar mal in Berlin gewesen zu sein.
»Oh, wann denn?«
Kurzes Nachdenken, dann: »Zur Olympiade.«
Die letzten Olympischen Spiele in Berlin fanden allerdings 1936 statt. Derzeit versucht der Regierende Bürgermeister zwar wieder mal, sich um die Ausrichtung zu bewerben (aber bevor das klappt, geht wohl eher noch der neue Flughafen in Betrieb).
»Da haben Sie sich aber gut gehalten«, sage ich schließlich, und die Dame lächelt dankbar: »Na ja, man tut, was man kann.«
Eine andere verbreitete Obsession ist die Ahnenforschung. Und spätestens wenn sich ein Gentleman nähert, dem irgendein skrupelloser Geselle erzählt hat, »Rszeszwesykowskylian« sei ein typisch deutscher Name, und der deshalb gern wissen möchte, ob man in der Heimat nicht Leute mit demselben Namen kenne, ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Dieser in deutschen Ohren aus historischen Gründen etwas pikant klingende Abstammungswahn macht auch vor Prominenten nicht halt. Es gibt diverse Internetforen, in denen sich wie befürchtet diverse rassistische Blödiane tummeln, aber ebenso viele Pedanten, die einfach nur ganz genau wissen wollen, aus welchen Viertel-, Achtel- oder Sechzehntel-Ahnen eine Person zusammengesetzt ist.
Bei Johnny Depp treibt die Stammbaumforscher vor allem eine Frage um: Hat er nun indianisches Blut in seinen Adern oder nicht? Depp selbst hat mehrmals in Interviews darauf hingewiesen, dass er über seine Mutter Vorfahren vom Stamme der Cherokee habe; seine allseits bewunderten hohen Wangenknochen etwa führt er auf dieses Erbe zurück. Allerdings gibt es dafür bis heute keinen überzeugenden Nachweis. Und dabei haben die ethnischen Erbsenzähler sich sogar die Unterlagen der großen amerikanischen Volkszählung von 1910 angeschaut.
Unstrittig hingegen ist, dass die Depps in Kentucky ein alteingesessenes Geschlecht sind. Depps gibt es hier seit mehr als neun Generationen. Der Gründervater soll ein 1697 aus Frankreich geflohener Hugenotte namens Pierre Deppe gewesen sein, der sein erstes Exil im nordamerikanischen Virginia fand. Der Name ist in der Gegend übrigens recht verbreitet. Johnson, Depp & Quisenberry klingt zwar wie eine Anwaltskanzlei aus einem Marx-Brothers-Film, doch dahinter verbirgt sich ein großes Bauunternehmen, welches Filialen in Owensboro, Lexington und Springfield hat und dessen Werbeflächen man an vielen Orten sieht. Leider konnte Johnnys Vater hier keine Anstellung finden.
Aus »Deppe«, dem Namen des französischen Exilanten, wurde später »Depp«, genau wie aus Owensborough nach einigen Jahrzehnten Owensboro wurde. Noch später kam heraus, dass Johnny Depp nicht nur französische Vorfahren hat, sondern über mehrere Dutzend Ecken auch mit der englischen Königin verwandt sein soll. Was sie möglicherweise stolzer macht als ihn …
Die Landeshauptstadt Louisville liegt am selben Fluss wie Owensboro. Drei Jahre vor der Geburt Johnny Depps hatte der Boxer Muhammad Ali – der damals noch Cassius Clay hieß – in Rom die olympische Goldmedaille im Halbschwergewicht gewonnen. Als er nach Louisville zurückkehrte, wurde er dort zwar gebührend gefeiert, durfte aber trotzdem nicht in einem Restaurant essen, welches für Weiße reserviert war. Darüber war Ali so wütend, dass er mit einem Freund zu einer Brücke über den Ohio fuhr und die Medaille in die Fluten schmiss. Jedenfalls hat er es so mit viel Liebe zum Detail in seiner ersten Autobiografie namens Ich bin der Größte geschildert. Später stellte sich jedoch heraus, dass man nicht alles, was man in diesem Zusammenhang in dem Buch lesen konnte, für bare Münze nehmen darf. Kentucky ist eben ein fruchtbarer Boden für Mythen und Legenden. Das sollte man, auch wenn es um die Lebensgeschichte Johnny Depps geht, nie vergessen.
Kentucky ist letztlich vor allem für drei Dinge berühmt: Whisky mit weltbekannten Marken wie Wild Turkeyoder Jim Beam. Pferderennen – wenn beim Kentucky Derby die reinrassigen Tiere galoppierend auf die Zielgerade einbiegen, soll das beginnen, was Pferdefreunde die »spannendsten zwei Minuten im Sport« nennen. Und natürlich Kentucky Fried Chicken. Alkohol sollte im späteren Leben Johnny Depps durchaus eine Rolle spielen, heiße Chicks auch; Reinrassigkeit hingegen eher nicht.
Aller Provinzialität zum Trotz scheint Kentucky aber auch ein guter Nährboden für Filmstars zu sein. Jennifer Lawrence (Die Tribute von Panem), der nicht mehr ganz so neue, aber immer noch aufsteigende weibliche Hollywoodstar, kommt aus der Hauptstadt Louisville, und selbst das kleinere Owensboro konnte schon vor dem Durchbruch Johnny Depps mit zwei namhaften Darstellern aufwarten: Tom Ewell, der in Das verflixte 7. Jahr Marilyn Monroe dabei zusehen durfte, wie sie über einem U-Bahn-Schacht ihre Röcke hochwehen ließ, stammt von hier, und auch Florence Henderson, die in der TV-Serie Die Brady Familie die nahezu unerträglich patente Familienmutter Carol Brady gab, kommt aus Owensboro.
George Clooney wurde zwei Jahre vor Johnny Depp in Lexington – knapp zweihundert Meilen entfernt im selben Staat gelegen – geboren. Und Tom Cruise – ein Jahr älter – stammt zwar aus dem Bundesstaat New York, verbrachte jedoch einen großen Teil seiner Kindheit in der Hauptstadt Louisville. Auch wenn diese Begegnung so wohl niemals stattfand, ist es doch reizvoll, sich vorzustellen, dass in den Sechzigern die Familien Depp, Clooney und Cruise irgendwann in der Hauptstadt auf Shopping-Tour waren und dort, weil sie ihre Ruhe haben wollten, ihre Kinder in der Betreuung abgaben.
Nach einem ersten Beschnuppern der Kleinen untereinander folgt das erste Angeben.
Klein George: »Wenn ich groß bin, werde ich Filmstar! Aber ich mach auch was mit Politik, damit man mich ernst nimmt. Und vielleicht noch Werbung! Möglicherweise Kaffeekapseln oder so.«
Da wollen sich die anderen beiden natürlich nicht übertrumpfen lassen. Klein Tommy: »Wenn ich groß bin, werde ich Megastar. Ich rette die Welt und kriege jedes Mal die Mädchen. Obwohl ich die total langweilig finde.« (Wie seine Spielgefährten ist Tommy zum Zeitpunkt des imaginierten Gesprächs in einem Alter, wo er sich noch nicht für das andere Geschlecht interessiert.)
Worauf sich nach einer kurzen Bedenkzeit auch Klein Johnny vernehmen lässt: »Wenn ich groß bin, werde ich der erfolgreichste Schauspieler der Welt. Aber am Ende soll es so aussehen, als sei mir das ganz aus Versehen passiert.«
Dann wird der Streit der kleinen Jungen durch eine Durchsage unterbrochen: »Die Eltern von Tom, George und John werden dringend gebeten, ihre Kinder aus dem Bälleparadies abzuholen. Bitte beeilen Sie sich, die Kleinen drehen langsam durch …«
Als Betty Depp mit ihrem neugeborenen Sohn aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hatte sie es nicht weit bis nach Hause. Die Depps wohnten damals in einem einfachen Häuschen am Stockton Drive. Hinter der Hausnummer 518 verbarg sich ein Gebäudetyp, wie ihn Millionen Menschen weltweit aus dem Vorspann unzähliger TV-Serien kennen: einstöckig, Beton-Fundament, Holzverschalung, rechts eine Garage. Es ist diese Sorte Haus, das man bis vor ein paar Jahren mühelos finanzieren konnte, wenn man eine Telefonnummer hatte und wusste, wie man den Namen »Bob« buchstabiert. In der Nachbarschaft befindet sich die Newton Parish Elementary School, weshalb verschiedene Depp-Biografen aus naheliegenden Gründen davon auszugehen scheinen, dass Johnny dort zur Schule gegangen ist. Allerdings kann Direktor Bratcher das nicht bestätigen. Johnny Depp war niemals auf der Newton Parish. Was der Schulleiter bedauert, denn er gehört zu jenen Einwohnern Owensboros, die um Johnny Depps Herkunft wissen und seine Filme schätzen.
Johnny Depp hat in seinem Leben zwei Dinge immer wieder betont: dass er seine Mutter über alles liebe und dass ihm ihre Neigung zu spontanen Umzügen gehörig Nerven gekostet habe. Eigentlich waren die Depps in das Haus am Stockton Drive mit der Aussicht auf Nachwuchs gezogen, aber schon bald nach der Ankunft des kleinen Krakeelers stellte sich heraus, dass die Behausung viel zu klein war. Nur zwei Jahre nach Johnnys Geburt zog die Familie deshalb neuerlich um. Diesmal in die Freeman Avenue, eine etwas bessere Wohngegend, die außerdem noch den Vorteil hatte, dass Oma und Opa Depp nur ein halbes Dutzend Blöcke entfernt wohnten.
Doch nur ein Jahr später beschloss Betty, dass sie lieber in der Nähe ihrer Eltern leben wollte, und die ganze Familie machte sich auf den Weg nach Frankfort, zweihundert Kilometer entfernt auf der anderen Seite der Landeshauptstadt Louisville gelegen, unweit des bereits erwähnten Lexingtons, wo der zu dieser Zeit noch genauso unbekannte George Clooney gerade seinen Windeln entwuchs. Die Aussicht, dass die Schwiegereltern gleich um die Ecke wohnten, dürfte Johnnys Vater genauso begeistert haben wie viele andere Ehemänner, aber zumindest stand er in Frankfort, was sein Berufsleben betraf, nicht mehr unter der väterlichen Fuchtel, denn dort arbeitete er für die Stadt.
Als Johnny Depp geboren wurde, befand sich seine Heimatgemeinde – wie sein Land allgemein – in einem Aufschwung. Amerika war dem Rest der Welt nicht mehr so weit voraus wie noch in den Fünfzigerjahren unter Eisenhower, aber der Lebensstandard war immer noch höher als anderswo, und der Ausspruch von Lyndon B. Johnson, der Präsident Kennedy nach dessen Ermordung als Chef der westlichen Welt gefolgt war: »Ein Hühnchen im Topf und zwei Autos in der Garage«, galt nach wie vor als typisches und erstrebenswertes Lebensmotto der Amerikaner.
Der Mord an John F. Kennedy im November 1963 in Dallas hatte die Vereinigten Staaten zwar erschüttert, aber kurz danach begann die Beatlemania, und bis zum blutigen Höhepunkt des Vietnamkriegs, den Schüssen bei den Studentenunruhen in Chicago und den Morden an Martin Luther King und Kennedys kleinem Bruder Robert konnte man immerhin noch davon träumen, dass das Märchen von Glück, Wohlstand und Aufstieg für alle immer so weitergehen würde. Dank des anhaltenden Booms hatte Vater Depp genug zu tun, aber dem Lebensstandard der oberen Mittelschicht kam die Familie dadurch trotzdem nicht unbedingt näher.
Johnnys Mutter scheint auf die Lebensphilosophie ihres Sohnes alles in allem den größeren Einfluss gehabt zu haben. Als Johnny jr. sich einmal beklagte, dass er auf dem Weg zur Schule von größeren Jungs gemobbt wurde, gab sie ihm den Rat, sich einfach einen Pflasterstein – oder was sonst greifbar wäre – zu nehmen und auf den Angreifer einzuprügeln, bis der Ruhe gebe. Johnny folgte dem Rat – und war beeindruckt. Zum einen, weil die Ergebnisse ihn überzeugten, und zum anderen, weil dieser Vorfall ihm zeigte, dass man mit Entschlossenheit und Einfallsreichtum gut anderweitige Defizite kompensieren konnte. Denn Johnny Depp war damals – und blieb es auch später noch lange – schmächtiger als viele seiner Klassenkameraden, was ihn aber nicht daran hindern sollte, sich durchzusetzen. Den Stil eines Straßenkämpfers, der nach eigenen Regeln (lies: ohne Regeln) kämpft, hat er bis heute beibehalten.
Da der Haussegen bei den Eltern immer öfter schiefhing, flüchtete der kleine Johnny gern zu Oma und Opa mütterlicherseits. Besonders Opa Walter »Pawpaw« Wells hatte es ihm angetan. »Pawpaw« baute Tabak an und nahm den Jungen gerne mit, wenn er zum Pflücken ging. Während der Ernte versorgte der Opa seinen Enkel mit unzähligen Anekdoten, Schrullen und Lebensweisheiten, die dem Schauspieler bis heute in Erinnerung geblieben sind.
Wenn es draußen regnete, konnte Klein Johnny vor dem Fernseher hocken und davon träumen, der erste weiße Harlem Globetrotter zu werden. Dass er beim Basketball in Wirklichkeit eine eher weniger beeindruckende Figur machte, war hierbei kein Problem. Es ging in erster Linie um das Träumen und die Illusion, für einen Moment ein ganz anderer zu sein. Auch der wagemutige Motorrad-Stuntman Evil Kneivel imponierte dem kleinen Jungen, obwohl der am Ende nicht mit einem seiner Kunststücke im Guinness Buch der Rekorde landete, sondern weil er sich bei seinen Versuchen so oft verletzte wie kein Artist zuvor.
Wenn Johnny nach Einbruch der Dunkelheit auf die Straße ging, faszinierten ihn vor allem die gigantischen Glühwürmchen (wenn man sieben Jahre alt ist, wirkt vieles gigantisch), die er im Dunkeln mit den Nachbarskindern jagte.
Für einen kurzen Moment sah es so aus, als würde Frankfort der neue Lebensmittelpunkt der Depps werden, ein Ort, an dem sie alle ihr Glück finden könnten. Johnny wurde in die Collins-Lane-Grundschule eingeschult, wo es üblich ist, dass die Schulkinder jeden Morgen ein Sprüchlein aufsagen. Die Schüler von Collins Lane nennen sich »Cougars« (Berglöwen), und ihr Motto formulieren sie zum Auftakt des Schulunterrichts so:
Ich habe Respekt. Ich bin verantwortungsvoll. Ich bin sorgfältig. Ich bin vorbereitet. Wir sind hier, um zu lernen. Deshalb werde ich nichts tun, was die Lehrer vom Lehren abhält. Ich werde mit allen an der Schule zusammenarbeiten. Ich werde mich selbst respektieren, die anderen und meine Umgebung.
Es dürfte in der Geschichte der Lehranstalt wohl kaum einen anderen Schüler gegeben haben, der letztlich so gründlich gegen das morgendliche Credo verstieß und dennoch so erfolgreich wurde. Aber das konnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnen.
1969 durfte sich Vater John dann endlich Baustadtrat nennen. Es schien weiter bergauf zu gehen mit der Familie. Danny, der ältere Bruder, wurde in die Franklin County Highschool aufgenommen.
Aber dann kam das Jahr1970, und mit ihm zwei Schicksalsschläge: Am 5. Oktober verstarb »Pawpaw«, noch nicht einmal fünfundsechzig Jahre alt, an den Folgen einer Herzattacke; wenn es in Johnny Depps Leben je eine idyllische Tom-Sawyer-Kindheit gegeben haben sollte, so war jene mit diesem Tag vorbei. Kurz nach dem Ableben des Großvaters beschloss die Familie dann, wieder einmal umzuziehen. Diesmal aber »ein bisschen weiter weg« nach Süden. Nach Florida, um genau zu sein. Das aber änderte alles.
In Südflorida kann man vor allem als Vertreter dreier sozialer Milieus ein gutes Leben führen: als Rentner, Drogendealer oder Exilkubaner. In einem Film um einen Drogenhändler hat Depp gespielt (Blow), in einem um einen Exilkubaner auch (Before Night Falls), die große Rentner-Rolle steht jedoch noch aus. Als die Familie 1970 in Miramar eintraf, war sie vom Establishment weiter entfernt denn je: Ihr erstes Jahr auf der Halbinsel verbrachte sie in einem Motel.
Miramar ist eine – noch recht junge – ausufernde Wohnsiedlung zwischen Miami und den Sümpfen der Everglades. Die Gegend sieht an manchen Ecken aus, als wäre sie von Stadtplanern entworfen worden, die ihr ästhetisches Erweckungserlebnis beim Anblick der Berliner Mauer gehabt hatten. Überall nur Beton, Beton, Beton. Grauer Beton in den Einfahrten, dunkelgrauer Beton auf den Fahrbahnen, hellgrauer Beton auf den selten genug vorhandenen Bürgersteigen. Es soll vor Jahren einen Developer gegeben haben, der Pflastersteine vorschlug, damit man einmal etwas anderes unter den Füßen spürt als diesen ewigen gerillten Zement. Doch wie man munkelt, verschwand er eines Tages unter ungeklärten Umständen in den Everglades; und bis heute wagt es niemand, auch nur seinen Namen in den Mund zu nehmen. Einem Bauingenieur mochte die Gegend eine Fülle von Jobmöglichkeiten bieten. Ästhetisch war der Teil Miramars, wo die Depps wohnten, ein Vorhof zur Hölle.
Nach dem Jahr im Motel bezog die Familie ihr erstes eigenes Haus, South West 68 Avenue unweit des Miramar Parkway. Auch hier reihte sich wieder Häuschen an Häuschen. Johnny bezog ein Zimmer mit seinem Bruder, was die beiden – der eine acht, der andere fast achtzehn – mit überbordender Freude erfüllt haben dürfte. Johnny Depp beschrieb sich selbst später als nicht unbedingt herziges und angenehmes Kind. Er pflegte ungewöhnliche Hobbys. Mit seinem Kassettenrekorder nahm er unbemerkt die Gespräche anderer Leute auf. Im Fernsehen war seine Lieblingsserie Ein Käfig voller Helden. In dieser während des Zweiten Weltkriegs in einem deutschen Gefangenenlager spielenden Sitcom liefern sich alliierte Kriegsgefangene mit ihren deutschen Bewachern – unter ihnen ein vertrottelter Feldwebel namens Schultz – vorwiegend Wortgefechte. Da dem kleinen Johnny die Ausbruchsversuche des Colonel Hogan imponierten, kam er eines Tages auf die Idee, vom Garten einen Tunnel bis zu seinem Zimmer zu graben. Glücklicherweise wurde er gestoppt, bevor das Haus zusammenbrach.
Zur Ablenkung bekam er von seinen Eltern einen Pudel namens Pepe, aber richtig glücklich machte ihn das nicht. In seinen Erinnerungen überwiegt die Trostlosigkeit. Der allgegenwärtige Geruch von Mutters Bohnensuppe und die Nachbarschaft von zwei Lebensmittelmärkten, die auch so ziemlich die einzige Attraktion der Gegend ausmachten. Als Johnny Depp ein paar Jahre später in Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa einen jungen Mann spielte, der sich in einer Kleinstadt auf dem Land in einem Netz sozialer und familiärer Bindungen gefangen fühlt, ließ er sich von den Anfangsjahren in Miramar inspirieren …
Erlösung kam erst, als er an der Sunshine Elementary School in der fünften Klasse einen neuen Freund kennenlernte, den ersten richtigen Freund seines Lebens. Salvatore »Sal« Jenco wohnte zwar in derselben Gegend, aber er kam aus einem intakten Elternhaus. Johnny erlebte hier zum ersten Mal, dass sich eine Familie vollständig zum Mittagstisch versammelte, dabei etwas anderes als Fast Food vertilgte – und das alles, ohne sich dabei anzuschreien! Das war schon faszinierend für ihn, aber am faszinierendsten war Sal selbst. Der schien zu wissen, wie man das Leben in dieser Welt nehmen muss. Sal war kleiner, runder und lauter als Johnny. Während der Junge aus Kentucky die Aufmerksamkeit auf sich zog, weil er stiller und zurückhaltender war als die anderen, sorgte Sal in der Regel durch sein Auftreten und seine Lautstärke dafür, dass man ihn nicht übersah. Was die beiden aneinander fanden, ist aus der Ferne schwer zu rekonstruieren; möglich, dass Sal gerne so ausgesehen hätte wie Johnny und dass der spätere Schauspieler an seinem Freund die Kunst bewunderte, alles zur Bühne zu machen. Auf jeden Fall hatten sich hier zwei Seelenverwandte gefunden, deren Freundschaft Jahrzehnte überdauern sollte.
Aber da war ja noch Johnnys Mutter und ihr altes Hobby: Umziehen. Auch in Miramar wollte sie davon nicht lassen. Manchmal wechselte die Sippe den Wohnsitz ohne Vorankündigung, manchmal räumte die allzeit mobile Kellnerin ihrer Familie einen Monat Vorwarnzeit ein. Noch bevor Johnny das fünfzehnte Lebensjahr vollendete, hatte seine Familie schon zwanzig Mal die Adresse gewechselt. Da sich die Umzüge in der Regel in den Ortsgrenzen von Miramar abspielten, musste Johnny dafür nicht die Schule wechseln, aber er kam immer wieder in neue Viertel, wo er sich jedes Mal neue Freunde suchen musste.
Als er auf die Henry D. Perry Middle School kam, trennten sich die Wege von Johnny und Sal. Er war wieder auf sich allein gestellt – und wieder mal der Außenseiter. Zwar empfand er in den Jahren nach seiner Ankunft Miramar nicht als weltstädtisch, doch für seine Mitschüler war er das Landei, der Hinterwäldler oder einfach nur der »dreckige Indianer«. Für Johnny Depp, der bis dahin trotz aller Widrigkeiten immer der Sonnenschein seiner Mutter und das niedliche Nesthäkchen der Familie war, bedeuteten diese Beschimpfungen einen Schock. Hinzu kam: Mochte seine Familie in Kentucky zum White Trash gehört haben, so lag die Betonung doch immer noch auf »weiß«. Hier in Miramar hingegen gab es konkurrierende Gangs aller Schattierungen. Schwarze, Exilkubaner, Latinos … Die Erfahrung, einfach ein paar aufs Maul zu bekommen, weil einem anderen die eigene Nase nicht passte, war neu. Johnny Depp musste sie öfter machen.
Ohne Freunde war er aufgeschmissen, und da Sal inzwischen in anderen Zirkeln verkehrte, suchte sich Johnny notgedrungen neue. Besonders hilfreich war der Umgang nicht. Die Jungs machten viel Blödsinn. Aus Schabernack (Eier auf vorbeifahrende Autos werfen) wurden kleine Diebstähle; aus Diebstählen Einbrüche. Zum Alkohol kamen Drogen. Es zeigten sich bei ihm psychische Störungen. Johnny begann an sich selbst herumzuschneiden. Wer will, kann hier einen frühen Grund für seine bald einsetzende Vorliebe für Tattoos sehen. Und er probierte aus, inwieweit ihm Suchtmittel helfen könnten, die Leere und Verwirrung des irdischen Lebens zu ertragen. »Ich wollte einfach wissen, was dran ist«, verriet er später. Auch in der Beziehung war er in Florida an einer guten Adresse. Wie jeder weiß, der den Film Scarface gesehen hat, war Miami in diesen Tagen im Begriff, die Kokain-Hauptstadt der Welt zu werden.
In der TV-Serie 21 Jump Street sollte Johnny Depp ein paar Jahre später einundsiebzig Folgen lang undercover Kleinkriminelle jagen. Es war mitnichten so, dass er jedes Delikt, das er als TV-Polizist verfolgte, selbst begangen hatte, aber einige dürften ihm aus eigenem Erleben vertraut gewesen sein …
Die ewigen Streitereien zu Hause sorgten dafür, dass Johnny nur allzu gerne in andere Welten flüchtete. Wenn er nicht mit seiner Gang unterwegs war, vertiefte er sich in Bücher. Sein älterer Bruder Daniel gab Johnny On the Road – Unterwegs von Jack Kerouac zu lesen. Ob der große Bruder dem kleinen tatsächlich aus reiner Selbstlosigkeit literarische Bildung angedeihen lassen oder einfach nur seine Ruhe haben wollte, weiß man natürlich nicht. Auf jeden Fall schlug der Stoff voll bei Johnny ein. Autor Jack Kerouac hatte behauptet, das Buch in einem Ritt in drei Tagen geschrieben zu haben, auf einer speziellen Schreibmaschine, in der das Papier auf einer Rolle – ähnlich wie in einer Kasse am Supermarkt – endlos hervorgequollen sei. On the Road wurde wie im Rausch geschrieben, und es schildert auch den Rausch des rastlosen Herumreisens. Das stete Herumzigeunern zwischen den Bundesstaaten der USA – das kannte aber auch Johnny. Doch bei ihm war die Ortsveränderung immer von ökonomischen Bedürfnissen motiviert gewesen, dass jemand aus purer Lebenslust durch die Lande zog, das war für die Depp’schen Bücherfreunde neu.
Als Johnny das Buch zum ersten Mal in die Hand bekam, war Kerouac noch nicht lange tot. Er war verbittert gestorben, weil sich in späteren Lebensjahren gezeigt hatte, dass bislang noch jeder Rausch in einem Kater endete. Nun gehören Bücher wie On the Road – ebenso wie Der Fänger im Roggen – mittlerweile zum Lesestoff der Oberschulen, und man kann sich als Schüler also mit gutem Recht fragen, was so rebellisch an Stoffen sein soll, die einem von weltenfernen Paukern aufgedrängt werden. Und hätte ein Lehrer Johnny zu der Lektüre geraten, wäre seine Reaktion wohl auch so ausgefallen, und er würde die Werke vermutlich heute noch nicht kennen. Aber es ist eben schon etwas anderes, wenn der große Bruder sagt, dass diese Texte cool seien. Denn Details wie die, dass der dreißigjährige Salinger eine fünfzehnjährige Freundin hatte (und vermutlich nur einen Hoden), erfährt man von Lehrern ja auch nicht.
Also begann Johnny die Bücher nicht nur zu lesen, sondern die Zeilen geradezu zu inhalieren. In der Schule hatte er kaum ein Buch freiwillig angefasst, nun wurde er zur Leseratte. Er wollte alles kennen, was der große Bruder kannte, und er wollte immer wissen, warum was cool ist. Und dies, obwohl er aufgrund einer gravierenden Sehschwäche bis heute gehandicapt ist.
Später kamen auch noch andere Heroen der amerikanischen Gegenkultur wie Allen Ginsberg oder Hunter S. Thompson auf seine Leseliste. Die Liebe zur Literatur und zu diesen Literaten war fürs Leben.
Viel später,1999, bekam Johnny Depp dann die Gelegenheit, in dem Film The Source Jack Kerouac höchstpersönlich zu spielen. Der Dokumentarfilmer Chuck Workman hat in diesem Streifen Dokumentaraufnahmen von Kerouac und Ginsberg sowie William S. Burroughs mit Spielszenen verknüpft. So ähnlich wie in diesen Dokudramen, die immer zu Jubiläen im Fernsehen laufen, aber man muss zu Workmans Verteidigung sagen, dass das Resultat bei ihm nicht ganz so schrecklich ist: Depp spielt, wie gesagt, Kerouac, Allen Ginsberg wird von John Turturro verkörpert und William S. Burroughs von Dennis Hopper. Als er Kerouac verkörperte, trug er dessen Tweedmantel, den der Schauspieler 1990 auf einer Auktion für neunzehntausend Dollar ersteigert hatte. Auktionator damals war übrigens Alan Horowitz, der Vater von Winona Ryder. Wenn das nicht etwas zu bedeuten hatte …
Für Johnny Depp selbst zeitigte seine Lektüre weitreichende Folgen für die eigene Lebensplanung. Wenn seine Eltern genug Arbeit hatten, gehörte er zu dem Milieu, das man als untere Mittelschicht beschreiben könnte. Der klassische Aufstiegstraum wäre also gewesen, zum College zu gehen und dann vielleicht so etwas wie Buchprüfer zu werden, um den reichen Leuten dabei zu helfen, so wenig Steuern wie möglich zu bezahlen.
Diese Perspektive hatten ihm Kerouac & Co. jedoch für immer verdorben. Nachdem er die letzte Seite von On the Road gelesen hatte, wusste Johnny, dass er niemals die Steuern anderer Leute machen würde und keinen dieser Jobs, bei denen man von neun bis fünf in einem Büro schwitzt und buckelt, um dann nach Hause zu gehen und den Hund zu tätscheln und zu gucken, was im Fernsehen läuft.
Und wie um seine grundsätzlichen Zweifel am Streben nach bürgerlicher Wohlanständigkeit zu bestärken, kam das Rattenrennen der Familie Depp schließlich zu einem krachenden Ende:1977, nach diversen Umzügen und Jobwechseln, konnte die Familie endlich ein eigenes Haus erwerben. Das Gebäude hatte auf hundertsechzig Quadratmetern ein Wohnzimmer, Badezimmer und Gästeklo zu bieten. Der Kaufpreis betrug fünfundvierzigtausend Dollar.
Doch ein Jahr später war der Traum ausgeträumt, die Ehe der Eltern endgültig zerrüttet. Zwar wurde die Scheidung zwischen Johnny Senior und Betty Sue erst im Juni 1981 rechtskräftig vollzogen, aber im Jahre 1978 kam es bereits zur Trennung. Johnnys Vater zog aus und nahm Tochter Christi mit sich. Da Debbi inzwischen auf eigenen Füßen stand und Bruder Danny mittlerweile im heimatlichen Kentucky studierte, bewohnte Johnny Depp das für die beiden plötzlich zu große Haus fortan allein mit seiner Mutter. 1981 konnten die Depps das Haus mit mehr als dreißigtausend Dollar Gewinn weiterverkaufen, doch das dürfte für alle Beteiligten zu diesem Zeitpunkt nur noch ein geringer Trost gewesen sein.
Johnny machte sich Vorwürfe. Er war der Jüngste. Wie den anderen Kindern waren auch ihm die ewigen Streitereien der Eltern nicht entgangen. Er litt unter den angespannten Verhältnissen, und so manches Mal hatte er gefleht, dass die Eltern sich endlich scheiden ließen. Denn ein klarer Bruch schien ihm ehrlicher zu sein als diese dysfunktionale Familie, die eine Harmonie vorspiegelte, die es einfach nicht gab. Doch als Vater und Mutter sich schließlich wirklich trennten, erlitt seine Mutter einen Zusammenbruch.
Johnny Depp sagte später, zu seinen prägenden Kindheitserinnerungen gehöre der Anblick seiner Mutter, wie sie des Abends einsam und allein geschafft von der Schicht nach Hause gekommen sei und das Trinkgeld gezählt habe. Zu den eher unangenehmen Aufgaben des jungen Johnny gehörte außerdem, dass er immer wieder mal beim Vater vorstellig werden musste, um den an die Unterhaltszahlungen zu erinnern. Trotz all dieser Widrigkeiten und häuslichen Probleme war Depp aber auch – und vor allem – ein Teenager mit all den Träumen und seelischen Torturen, die Jugendliche in diesem Alter so prägen.
Inzwischen war er von der Mittelschule auf die Miramar Highschool gewechselt. Hatte er in den ersten Jahren auf der Henry D. Perry noch als still und zurückhaltend gegolten – Lehrer Fred Brandes erinnerte sich später viel besser an Johnnys Schwester Christi, die ihm als Musterschülerin aufgefallen war, als an den schüchternen kleinen Bruder –, so hatte sich das Bild an der Highschool gewandelt: Johnny Depp war inzwischen ein übel beleumundeter Bad Boy geworden, und wo er auftauchte, war der Ärger nicht weit. Er beneidete die Cheerleader und die Kapitäne der Fußballmannschaft um ihren Erfolg, aber er wollte dafür nicht so werden wie sie. Was er aber tun sollte, um so akzeptiert zu werden, wie er war, das wusste er auch nicht. »Ich fühlte mich immer wie ein totaler Freak. Ich hätte gerne eine Freundin gehabt, die ich umarmen konnte und so, aber dann dachte ich, dass es ja doch niemals funktionieren würde.«
Nun wurde Johnny Depp zwar verschiedentlich bereits ein hoher IQ bescheinigt, und er hat mehrfach im Leben bewiesen, dass er alles andere als ein Blödian ist. Und auch die Miramar Highschool hat einen exzellenten Ruf und lässt sich viel einfallen, um Kreativität aus ihren Schülern herauszukitzeln: Findige Schüler haben hier beispielsweise vor einigen Jahren einen alten Porsche 944 zu einem Elektro-Mobil umgebaut, dem sie in Verehrung für den ehemaligen missratenen Mitschüler den Namen Black Pearl gaben. Doch trotz alledem eröffnete sich der fremdelnden Scheidungswaise Johnny an der Schule kein Weg in die Zukunft.
Und nachdem er einem Lehrkörper seine nackte Kehrseite entgegengestreckt hatte, war der Bildungsweg für ihn am Ende. Johnny wurde von der Schule verwiesen. Erst akzeptierte er die Entscheidung, dann kam die Reue. Hatte er etwa mit dieser obszönen Geste sein ganzes Leben versaut? Nun wollte er zurück und bat um einen Gesprächstermin. Der Direktor empfing Johnny Depp in seinem Büro und hörte sich geduldig die Bitte um Wiederaufnahme des reuigen Sünders an. Johnny beobachtete den Pauker gespannt. Normalerweise sind Lehrer ja gerührt, wenn Schüler ihre Fehler einsehen und Besserung geloben, aber hier war es irgendwie anders.
»Johnny, ich weiß wirklich zu schätzen, dass du diesen Weg auf dich genommen hast.«
Der Direktor verstummte. Ein Moment unangenehmen Schweigens folgte. Dann beschloss Johnny, dem Älteren eine Brücke zu bauen.
»Aber …?«, fragte er.
Der Direktor seufzte. »Ich denke, Leute wie du sind außerhalb von Schulen einfach besser aufgehoben.«
Johnny Depp war damals sechzehn Jahre alt. Er hatte keinen Abschluss, keine intakte Familie, keine wirklichen Freunde. Für einen Augenblick überlegte er, sich freiwillig zu den Marines zu melden. Schließlich gab es in der Familie der Depps einen Onkel, der sogar in Vietnam gewesen war. Onkel Bobby war schwer verletzt aus dem Landkrieg in Asien zurückkehrt und saß seitdem, vom Hals abwärts gelähmt, im Rollstuhl. Johnny Depp verwarf den Gedanken an eine militärische Karriere aber schnell wieder. Bei seiner ausgeprägten Abneigung gegen Autoritäten wären da Aufstieg und Erfolg auch eher unwahrscheinlich gewesen. Aber eine Orientierung, eine Balancierstange durch das Leben, brauchte er. Dringend. Ansonsten würde er vor die Hunde gehen.
Rock & Roll Highschool
DER ROCKER
In Chocolat (2000)
»Ich möchte keine Platte machen,
die die Leute nur kaufen,
weil ich im Fernsehen bin.
So wie bei Bruce Willis.«
Johnny Depp (1990)
Als Johnny Depp einmal gefragt wurde, wie er die Figur des Captain Jack Sparrow schuf, erklärte er, dass er sich den Piraten wie einen Rockstar vorgestellt habe. Als er vor einigen Jahren in dem Film Public Enemies den Gangster John Dillinger spielte, verlautbarte Depp, Gangster seien die Rockstars ihrer Zeit gewesen und deshalb könne man sie genauso interpretieren. Zwischen dem Regisseur Emir Kusturica und dem Schauspieler kamen die ersten Gespräche in Vorbereitung ihres Films Arizona Rising nurschwer in Gang. Es funkte erst, als sie eine Gemeinsamkeit entdeckten: Beide hatten als Teenager in einer Band gespielt. Depp war darüber so begeistert, dass er nach Produktionsende sogar mit Kusturica nach Belgrad flog, um dort nach der Vorstellung des Films auf einem Festival mit lokalen Musikern zu jammen. Auch Gore Verbinski, der Regisseur der ersten beiden Piratenfilme und des Zeichentrick-Abenteuers Rango, fühlt sich seinem Star verbunden, weil er wie der in seiner Jugend Mitglied einer Rockband war.
Wie Johnny Depp solo auf der Gitarre klingt, konnten die Kino-Zuschauer zum ersten Mal in Chocolat hören. Obwohl Depp hier einen Zigeuner spielt, klingen die Töne, die er seinem Instrument entlockt, eher nach Chicago-Blues. Regisseur Lasse Hallström war damit nicht sonderlich glücklich, aber man einigte sich schließlich auf den Kompromiss, dass Johnny Depps Roux auch irgendwie irische Wurzeln haben könnte. Und Irland ist an Chicago ja zumindest etwas näher dran als der Balkan.
Man merkt leicht: (Rock-)Musik ist ein wichtiger Bestandteil von Depps Leben. Nun ist die Affinität zur Musik bei Hollywoodstars nicht selten anzutreffen. Russell Crowe hat seine Formation 30 Odd Foot of Grunts,Bruce Willis seine Bluesband; sowohl Kevin Costner als auch Steven Segal spielen Gitarre und gehen gerne auf Tour. Depp ist allerdings der einzige Star, der regelmäßig mit gestandenen Rockstars auftritt und manchmal sogar auf ihren Platten zu hören ist; wie zum Beispiel 1996 mit dem Slidegitarren-Solo am Ende von Oasis’ »Fade in/Fade out«, weil Noel Gallagher am Aufnahmetag zu besoffen war. In den Augen mancher Fans ist »Fade In …« übrigens eine der letzten guten Nummern der BritPop-Band. Insofern hatten die Anhänger doppelt Glück: Gallagher war an diesem Tag voll – und Depp nüchtern.
»Visuelle« Kollaborationen sind bei einem Schauspieler naheliegend. Unter anderem war Johnny Depp in Videos von Tom Petty und den Lemonheads zu sehen, in letzter Zeit zudem öfter in Videos von Paul McCartney. 2013 auch gemeinsam mit Kate Moss in dem Video zu »Queenie Eye«, neue Verwicklungen ergaben sich aus den Aufnahmen allerdings nicht. Musiker mögen ihn also offenbar auch: Es gab sogar mal eine Punkband aus Brooklyn, die sich GFJD (Gay for Johnny Depp) nannte. Und im estnischen Tartu gründete sich 2007 ein Klub, der Independent-Bands ein Podium bieten wollte. Er nannte sich »Who Wouldn’t Like Johnny Depp« – allerdings hielt das weltweite Medienecho auf diese Namensgebung wohl länger an als der Erfolg des Klubs.
Immer mal wieder spielt Johnny mit Freunden in einer Band namens P. (»Ausgesprochen Pee wie Urin«, wie er Interessierten freundlich erklärt.) Zu den Mitgliedern gehören Gibby Haines von der Bona-Fide-Punkband Butthole Surfers, sein alter Kumpel Sal Jenco und Flea, der hauptamtlich bei den Red Hot Chili Peppers den Bass zupft und mit Johnny Depp die Leidenschaft für antiquarische Bücher teilt. Mitte der Neunziger nahm die Band eine Platte auf, auf der sich eine eigenwillige Version von Abbas »Dancing Queen« und Songs mit Titeln wie »Michael Stipe« oder »Mumble« (eine Parodie auf den Gitarrenklassiker »Rumble« von Link Wray) befanden. Die Scheibe verschwand kurz nach der Veröffentlichung indes schnell wieder in der Versenkung. 2007 – zu einer Zeit, als manche Leute vermutlich alles gekauft hätten, solange nur Johnny Depp draufstand – wagte Capitoleine Neuauflage, mit dem gleichen enttäuschenden Ergebnis. Heute bezeichnet Johnny Depp die Platte als Witz. Das scheint eine weise Einschätzung zu sein, denn so souverän die Figur ist, die Depp macht, wann immer er mit seinen Rockfreunden zusammen auf der Konzertbühne steht – er sieht cool aus, fällt niemals negativ auf –, man bekommt nicht wirklich das Gefühl, es sei ein Fehler gewesen, dass er die Gitarre an den Nagel gehängt hat. Der Star hat vielfältige Einkommensquellen, aber die neun P-Songs, für die er sich beim amerikanischen GEMA-Äquivalent als Komponist hat registrieren lassen, dürften ihm nicht mehr als ein paar Pfennige einbringen.
Johnny Depp ist auch ein begeisterter Gitarrensammler. Seine Kollektion ist so groß, dass bei deren Anblick sogar Keith Richards vor Staunen die Kinnlade runterfiel. Die deutsche Gitarrenbauer-Firma Duesenberghat ihn jüngst mit einem Sondermodell bedacht, welches er im Juli 2014 bei einem Auftritt mit Aerosmithin Massachusetts zum Einsatz brachte.