Kai der Hai und Supertroopers Abenteuer Band 3 - Sigrid Özeren - E-Book

Kai der Hai und Supertroopers Abenteuer Band 3 E-Book

Sigrid Özeren

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Beschreibung

Kai der Hai und sein Freund Supertrooper sind unzertrennliche Freunde, die gemeinsam Abenteuer in Deutschland und in der Türkei erleben. Der dritte Band handelt von ihren spannenden Erlebnissen im Felsendorf Kayaköy...

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Seitenzahl: 53

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Dieses Buch widme ichTamay und Elayda

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

1.

„Kannst du ein Geheimnis bewahren?“ Kai drehte sich um. Wer hatte da eben gesprochen? Und dazu noch auf Deutsch, wo sie doch in der Türkei waren! „Kannst du ein Geheimnis bewahren?“ kam es diesmal etwas lauter. Da sah er ihn: einen Jungen mit roten Haaren und Sommersprossen über das Gesicht und die Arme großzügig verteilt, die jedoch fast nicht mehr auffielen, so stark war die Haut von einem Sonnenbrand gerötet. Kai dachte, er sei als Baby ins Wasser gefallen, nicht abgetrocknet worden und dann angerostet. „Der ist bestimmt kein Türke“ dachte Kai und war froh darüber, denn immerhin verstand und sprach er nur ein wenig Türkisch. Seine Großeltern verbrachten viel Zeit hier und er war bei ihnen zu Besuch in den Sommerferien. Er ging mit seinen 9 Jahren in die dritte Klasse und hatte gerade mit Englisch begonnen und wenn er Türkisch sprechen wollte, kam er immer mit den neuen englischen Wörtern durcheinander. „Kannst du ein Geheimnis bewahren?“ Was sollte das denn bedeuten? Klar, konnte er. Aber zunächst einmal zu den Formalitäten. „Wer bist du denn und woher weißt du, dass ich Deutscher bin?“ wollte Kai wissen. „Ich heiße Joachim, aber alle nennen mich nur Joe, weil sie meinen Namen nicht so leicht aussprechen können und dass du Deutscher bist, wissen hier alle im Dorf, weil dein Opa dich doch heute vom Flughafen abgeholt hat.“ Ach so, na ja, dann war ja alles klar. „Ich heisse Kai und klar, dass ich ein Geheimnis bewahren kann.“ „Ok, dann holt dich die Clique ab, wenn du darfst, schon morgen früh.“ „Ist gut“ antwortete Kai cool, denn er wollte nicht zeigen, wie aufgeregt er war, weil das total spannend klang.

Sein Opa war im Dorfladen und kaufte ein. Früher einmal hatten seine Schulkameraden gemeint, sein Opa sei ein Schwächling, weil er doch „Weiberkram“ macht und sowieso, hatte er doch lange Haare, die er zu einem Zopf zusammengebunden trug. Daraufhin hatte Kai seinen Opa sehr kritisch beobachtet und festgestellt, dass der ganz und gar nicht schwach war. Im Gegenteil, er konnte ganz schön losdonnern. Meistens schlichtete er friedlich zwischen Leuten, die Streit hatten, aber Kai wusste, dass er auch losbrüllen konnte wie ein Löwe. Ein paar Mal war er respektlos zu seinen Großeltern gewesen und erinnerte sich noch an die warnenden Worte seines Opas, die, begleitet von großen aufgerissenen Augen, ihn mitten in sein kleines Herz trafen. Er hatte sich geschämt und versuchte seitdem, immer höflich zu bleiben, auch wenn ihm manchmal etwas nicht in den Kram passte. Es war doch so, dass kleine Jungs immer irgendwelche Pläne hatten, die wichtiger waren, als alles, was die Erwachsenen wollten. Warum musste man eigentlich immer gerade dann den Müll hinausbringen, wenn man total beschäftigt war? Und warum musste man freundlich sein zu einer Tante, die einen in die Wange kniff und die feuchte Küsse gab? Und warum durfte man zu seinem Cousin nicht „…“ sagen, wenn er doch einer war? Manchmal war es nicht leicht, die Regeln der Erwachsenen zu befolgen, aber Kai bemühte sich.

Er sah seinen Opa mit dem Ladenbesitzer lachen. Dies Bild war in der Türkei völlig normal. Hier kauften oft die Männer ein und trugen die schweren Tüten nach Hause, was ganz schön anstrengend war, also kein „Weiberkram“.

Kai lies den Blick nach links wandern und sah die alten Steinruinen von Kayaköy, dem Felsendorf, die aussahen, wie an den Berg geklebt.

Es waren Natursteinhäuser ohne rote Ziegeldächer, wie graue Schachteln mit schwarzen Tür- und Fensterhöhlen, die teilweise wie offene Augen und Münder wirkten. Nur ganz wenige Häuser waren in Ordnung gebracht worden und bewohnt. „Irgendwie unheimlich“ dachte Kai und ihm fiel wieder ein, dass Joe ihn gefragt hatte, ob er ein Geheimnis bewahren könne.

Plötzlich konnte er es gar nicht mehr abwarten, dass sie endlich zu dem Haus fuhren, in dem seine Oma auf ihn wartete. Auch sein Magen zeigte durch anhaltendes Knurren, dass er ungeduldig wurde. Oma hatte bestimmt toll gekocht, denn sie wusste genau, was er gerne aß und war sowieso die beste Köchin der Welt.

Nach liebevollen Umarmungen und köstlichem Essen bestehend aus gewürztem Hühnchen und selbst gerösteten Country-Kartoffeln, saßen sie auf der Veranda vor dem Haus und Kai versuchte tapfer, das Stück Schokoladenkuchen in seinen bereits vollen Magen zu befördern. Der Blick fiel über alte Bauernhäuser im Tal zu den Steinruinen am Berg, hinüber zum Babadag, dem großen Berg, dem Vater aller Berge, der dort über Ölüdeniz und Kayaköy zu wachen schien. Von Zeit zu Zeit muhte eine Kuh, die gerade gemolken wurde.

Seine Großeltern fragten Kai aus, wie es allen dort in Deutschland ginge, aber sie merkten bald, dass seine Augenlider schwer und schwerer wurden, obwohl er sich tapfer bemühte, dies nicht zu zeigen. Früh ins Bett gehen war nicht cool. Man nannte ihn Kai der Hai weil er stark war.

„Ich bin doch kein Mädchen“ dachte er. Aber dann war er ganz froh, als seine Großeltern ihn in sein Zimmer brachten. Die Oma hatte sein Bett bezogen mit seiner Lieblingsbettwäsche vom Istanbuler Fußballclub Fenerbahçe. All seine Poster und Sachen, die er während verschiedener Ferienzeiten gesammelt hatte, waren aufgereiht im Regal: Steine, die komisch geformt waren, ein Stück Treibholz, das wie ein Fisch aussah, Muscheln, die er gesammelt hatte, die Schildkröte aus Keramik und natürlich sein Schnorchel mit der Brille und den Schwimmflossen. Er putzte seine Zähne, zog sich aus und kroch unter das frische Laken ins Bett. Die Großeltern küssten ihn „Gute Nacht“, liebevoll und trocken. Sie machten das Moskitonetz fest an der Matratze und als sie das Licht ausgemacht und die Tür geschlossen hatten, war er schon halb eingeschlafen. „Morgen“, dachte er, „morgen muss ich herausfinden, welches Geheimnis mir Joe erzählen will.“

2.

Sie waren zu viert gekommen. Neben Joe, der rot wie eine Feuerwehr leuchtete, stand ein Junge mit schwarzen Locken, der als Marko vorgestellt wurde. Er war etwa so groß wie Joe und Kai selbst, von der Sonne gebräunt und hatte beide Knie voller Schrammen, teilweise frisch, teils verschorft.