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Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. »Sag mal, hast du denn schon das Neueste gehört?«, fragte Max Trenker, als er in das Büro seines Bruders stürmte. »Gehört?« Sebastian Trenker, der Pfarrer von St. Johann, blickte von seinen Unterlagen auf, an denen er bis eben gearbeitet hatte. »Was denn?« »Na, dass seit Kurzem ein Vampir unter uns lebt. Hier in St. Johann!« Der Bergpfarrer musste unwillkürlich lachen. »Was redest du denn da für einen Unsinn?« Er schüttelte den Kopf. »Gerade du als Polizeibeamter solltest doch eigentlich wissen, dass es so was wie Vampire überhaupt net gibt.« Mit einem Seufzen ließ sich Max auf den Besucherstuhl sinken. »Das ist mir natürlich schon klar – was man von deinen Schäfchen net unbedingt behaupten kann.« »Nun red schon. Was ist passiert?« »Du kennst doch das alte Giesing-Haus am Stadtrand.« Als sein Bruder nickte, fuhr er fort. »Nach dem Tod der Giesing-Annemarie hat jemand aus der Stadt das Haus gekauft.
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Seitenzahl: 123
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»Sag mal, hast du denn schon das Neueste gehört?«, fragte Max Trenker, als er in das Büro seines Bruders stürmte.
»Gehört?« Sebastian Trenker, der Pfarrer von St. Johann, blickte von seinen Unterlagen auf, an denen er bis eben gearbeitet hatte. »Was denn?«
»Na, dass seit Kurzem ein Vampir unter uns lebt. Hier in St. Johann!«
Der Bergpfarrer musste unwillkürlich lachen. »Was redest du denn da für einen Unsinn?« Er schüttelte den Kopf. »Gerade du als Polizeibeamter solltest doch eigentlich wissen, dass es so was wie Vampire überhaupt net gibt.«
Mit einem Seufzen ließ sich Max auf den Besucherstuhl sinken. »Das ist mir natürlich schon klar – was man von deinen Schäfchen net unbedingt behaupten kann.«
»Nun red schon. Was ist passiert?«
»Du kennst doch das alte Giesing-Haus am Stadtrand.« Als sein Bruder nickte, fuhr er fort. »Nach dem Tod der Giesing-Annemarie hat jemand aus der Stadt das Haus gekauft. Ein paar Jahre ist das nun schon her, aber bislang hat nie jemand darin gewohnt.«
»Das weiß ich alles. Bloß frag ich mich, was das jetzt mit Vampiren zu tun haben soll.«
»Nun, vergangene Woche ist spät am Abend eine schwarze Limousine mit Münchener Kennzeichen vor dem Giesing-Anwesen vorgefahren.«
»Und?«
»Ausgestiegen ist ein Mann, ganz in Schwarz gekleidet. Glaubt man den Aussagen der Maria Erbling, dann war er schrecklich blass und trug, trotz der späten Stunde, eine dunkel getönte Sonnenbrille.«
Sebastian lachte. »Na, wenn das keine hieb- und stichfesten Beweise sind, weiß ich’s auch net.« Er schüttelte den Kopf. »Ich wette, die Erbling ist gleich durch den ganzen Ort gelaufen und hat die Neuigkeiten jedem erzählt, der sie hören wollte.«
»Du hast es erfasst.«
»Ein Vampir in St. Johann also. Das ist doch wirklich net zu fassen. Ich hoffe nur, die Leut lassen den armen Mann in Ruhe, der ins Giesing-Haus eingezogen ist.«
»Nun, bisher hatten s’ kaum Gelegenheit, ihn mit Knoblauchringen zu behängen oder mit Holzpflöck’n auf ihn loszugehen.« Max machte eine spannende Pause. »Er ist nämlich seit dem Tag seiner Ankunft von niemandem mehr gesehen worden.«
Sebastian runzelte die Stirn. »Und was hast du damit zu tun, wenn ich fragen darf? Denkst du, ihm könnte was passiert sein?«
»Ich kann’s beim besten Willen net sagen. Was ich dafür umso besser weiß, ist das, wenn ich mich in der Nähe des Hauses blicken lass, die Gerüchteküche sofort zu brodeln beginnt.«
»Ah, daher weht der Wind also.« Der Pfarrer lächelte. »Du möchtest, dass ich unserem Neuankömmling einen Besuch abstatte, stimmt’s?«
»Wenn’s dir nix ausmacht, ja. Es wär mit Sicherheit die beste Lösung, um die Bedenken der Leute zu zerstreuen. Ich mein, wenn er einen Pfarrer in sein Haus lässt, dann kann er ja wohl schlecht ein Vampir sein, net wahr?«
»Dieser Logik gebe ich mich geschlagen«, entgegnete Sebastian.
»Der Mann soll übrigens von Leinheim heißen. Georg von Leinheim.«
Sein Bruder nickte. »Ich wollte ohnehin heute Abend noch einen kleinen Rundgang durch den Ort machen. Und bei der Gelegenheit werd ich auch gleich der Maria einmal die Leviten lesen.« Er schüttelte den Kopf. »Vampire, also wirklich!«
*
Unschlüssig stand Kathrin vor dem großen Haus am Ende der Straße. Sie warf einen Blick über die Schulter zurück, sodass sie den Kirchturm von St. Johann aus der Ferne sehen konnte.
Fünf vor sieben.
Die Sonne stand bereits tief über den Bergen und tauchte die schneebedeckten Gipfel in glühendes Rot. In spätestens einer halben Stunde würde es dunkel sein. War es da nicht vielleicht ein bisschen spät für ein Vorstellungsgespräch?
Noch einmal las sie den Text der Anzeige durch, die sie vorhin am schwarzen Brett des Gemischtwarenladens entdeckt hatte.
Haushälterin und Köchin gesucht, stand dort. Bei Interesse bitte melden unter …
Kathrin seufzte. Vielleicht hätte sie vorher lieber anrufen sollen. Doch sie war so aufgeregt gewesen, dass sie sich direkt auf den Weg hierher gemacht hatte. Sie suchte jetzt schon so lange nach einer neuen Stelle, dass sie die Hoffnung beinahe aufgegeben hatte, noch etwas zu finden.
Aber vielleicht war das hier ihre Chance. So weit sie wusste, war das Giesing-Haus längere Zeit unbewohnt gewesen. Gut möglich, dass die Leute, die hier wohnten, noch nichts von ihrem Zwist mit Xaver Brunner wussten.
Noch einmal atmete Kathrin tief durch, dann öffnete sie das Gartentor und trat vor bis zur Haustür. Da sie nirgends eine Klingel finden konnte, klopfte sie einfach an.
Das Herz pochte ihr vor Aufregung bis zum Hals, während sie wartete. Sie war schon enttäuscht zu der Überzeugung gelangt, dass niemand zu Hause war, als sie plötzlich von drinnen Schritte hörte, die sich rasch näherten.
Nervös ordnete Kathrin ihr Haar und holte tief Luft. Ruhig bleiben, ermahnte sie sich selbst. Wenn du diesen Job bekommen möchtest, dann musst du einen kompetenten und souveränen Eindruck vermitteln.
In diesem Moment öffnete sich die Tür einen Spalt weit, was von einem leisen Quietschen begleitet wurde. »Ja, bitte?«, erklang die leise Stimme eines Mannes, den Kathrin aber noch nicht sehen konnte, da es drinnen im Haus dunkel war. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Entschuldigen S’, dass ich Sie so spät am Tag noch überfalle«, sagte sie, bemüht, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen, »aber ich hab vorhin zufällig Ihre Anzeige gesehen. Und da wollt ich fragen, ob die Stelle denn noch zu haben ist.«
*
Georg musterte die junge Frau, die vor seiner Haustür stand, forschend. Hübsch sah sie aus mit ihrem schulterlangen hellblonden Haar, das ihr herzförmiges Gesicht umschmeichelte. Ein bisschen zu schlank vielleicht, wobei sie aber trotzdem weibliche Rundungen besaß. Am meisten Eindruck auf ihn machten jedoch ihre strahlenden kornblumenblauen Augen. Wenn man zu lange hineinschaute, drohte man darin zu versinken und …
Hör bloß auf!, rief er sich selbst zur Ordnung. Hast du denn gar nix aus der Vergangenheit gelernt? Lass die Finger von den Frauen, sonst verbrennst du dich!
Er atmete tief durch, dann öffnete er die Tür ganz. »Kommen S’ nur herein«, sagte er. »Ich bin froh, dass sich überhaupt einmal jemand auf meine Anzeige hin meldet. Seit fast einer Woche hängt s’ nun schon im Laden.«
»Tatsächlich?« Die Frau schien erstaunt zu sein. »Und niemand hat sich bis jetzt beworben?« Sie hob eine Braue. »Das ist in der Tat merkwürdig.« Plötzlich glaubte er, so etwas wie Argwohn aus ihrem Blick zu lesen. »Sagen S’, es geht hier doch ausschließlich darum, Ihnen den Haushalt zu führen, oder?«, vergewisserte sie sich.
Er runzelte die Stirn. Worauf wollte sie hinaus? »Selbstverständlich. Ich brauch ganz einfach jemanden, der mir bei den täglich anfallenden Arbeiten zur Hand geht. Vorzugsweise jemanden, der es auch versteht, eine anständige Mahlzeit zuzubereiten.«
»Ich kann kochen.« Sie strahlte. »Ich hab zwar keine Ausbildung zur Haushälterin erfahren, aber ich versichere Ihnen, dass ich Sie net enttäuschen werde, wenn S’ bereit sind, mir eine Chance zu geben.«
»Dann würd ich sagen, wir versuchen’s einfach einmal miteinander«, sagte Georg zu seiner eigenen Überraschung. Was war mit ihrem Lebenslauf, den Zeugnissen? Er konnte doch nicht einfach so eine wildfremde Person einstellen, über die er nicht das Geringste wusste. Was tat er hier? War er von allen guten Geistern verlassen?
Doch dann sah er, wie sehr sie sich freute, und schluckte seine Zweifel hinunter. »Für den Anfang zahle ich Ihnen zehn Euro in der Stunde. Wenn ich nach Ablauf des ersten Monats zufrieden mit Ihnen bin, erhöhe ich auf zwölf. Ach ja, Kost und Logis sind natürlich inbegriffen. Hier im Haus gibt es ein kleines Gästezimmer und …«
Er sah, wie sie sich versteifte, wurde aber nicht schlau aus ihrer Reaktion. Und dann war es auch schon wieder vorbei, und das Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück.
»Das ist vollkommen in Ordnung für mich«, sagte sie. »Wann soll ich anfangen?«
Er hob die Schultern. »Ginge es gleich morgen früh?«
»Aber sicher.« Sie nickte. »Ach so, ich bin übrigens Kathrin – Kathrin Baumann.«
Sie reichte ihm die Hand, die er ergriff. Sofort fuhr eine wohlige Wärme durch seinen Körper. »Georg von Leinheim«, stellte er sich vor. »Freut mich. Freut mich wirklich sehr, Sie kennen zu lernen, Kathrin.«
Es erstaunte ihn fast selbst ein wenig, wie leicht ihm diese Worte über die Lippen kamen.
*
Es war gegen halb neun, als es erneut an Georgs Tür klopfte. Da er annahm, dass es Kathrin war, die etwas vergessen hatte oder noch etwas wissen wollte, öffnete er sofort.
Zu seiner Überraschung stand ein Pfarrer vor ihm.
»Grüß Gott«, sagte dieser freundlich. »Ich bitte vielmals um Entschuldigung für die späte Störung, aber ich bin leider net früher dazu gekommen, Sie als neues Mitglied unserer kleinen Gemeinde willkommen zu heißen.« Er lächelte – es war ein offenes und ehrliches Lächeln, das ihn Georg sofort sympathisch machte. »Mein Name ist Sebastian Trenker.«
»Na, da bin ich aber überrascht. Kommen S’ doch bitt schön herein, Hochwürden«, sagte Georg und führte den Pfarrer in die gute Stube. »Möchten S’ vielleicht etwas trinken? Ich fürcht allerdings, dass ich nur Wasser und Kräutertee im Haus habe.«
»Das macht überhaupt nix«, erwiderte Trenker. »Es gibt doch nichts Erfrischenderes, als einen frisch aufgebrühter Kräutertee, finden S’ net?«
Georg füllte Wasser in einen Kessel und stellte ihn auf den Herd. Derweil überlegte er, wem oder was er den Besuch des Pfarrers wohl zu verdanken hatte. Aber er vermutete, dass es etwas mit seiner Nachbarin schräg gegenüber zu tun hatte.
Schon seit seiner Ankunft saß sie beinahe rund um die Uhr an ihrem Fenster und schaute zu ihm herüber. Er hatte schon einmal daran gedacht, zu ihr zu gehen und sie zu fragen, ob es ein Problem gab, sich dann aber dagegen entschieden. Wahrscheinlich lag es einfach nur daran, dass er hier fremd war.
»Wollen Sie mir net vielleicht schon einmal erzählen, was wirklich hinter Ihrem Besuch steckt, während ich uns den Tee zubereite?«, fragte er deshalb frei heraus.
Der Pfarrer lachte leise. »Ist ’s mir denn so deutlich anzumerken?«
»Nein«, erwiderte Georg lächelnd. »Ihnen net – aber ihr da«, er deutete zum Fenster hinaus in Richtung des Nachbarhauses, wo just in diesem Moment der Vorhang zugezogen wurde, »umso mehr.«
Sebastian Trenker seufzte. »’s tut mir leid, aber ich fürcht, es gibt kaum etwas, das ich dagegen tun kann.«
Georg hob die Schultern. »Mich kümmert’s herzlich wenig, solange sie nur schaut.«
»Genau da liegt ja das Problem«, entgegnete der Pfarrer. »Die Maria ist eine abergläubische Frau, und zudem leider auch eine rechte Klatschbase. Nun, ihr ist aufgefallen, dass Sie ungewöhnlich blass sind und ausschließlich schwarze Kleidung tragen und zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Sonnenbrille.«
»Und?«
»Was soll ich sagen?« Der Pfarrer zuckte ein wenig hilflos die Achseln. »Daraus hat s’ dann geschlossen, dass Sie …« Er schüttelte den Kopf, ein Zeichen dafür, dass ihm die nächsten Worte wirklich schwer über die Lippen kamen. »Sie glaubt, dass Sie ein Vampir sind.«
Einen Moment lang schaute Georg den Geistlichen fassungslos an, dann musste er lachen. »Ein Vampir? Verflixt, das ist wirklich der beste Witz, den ich seit Langem gehört hab. Ich versichere Ihnen, Herr Pfarrer, dass ich ganz gewiss kein Untoter bin – auch wenn ich eine Weile lang dem Tod tatsächlich näher g’wesen bin als dem Leben.«
»Ja, genau so etwas hab ich mir schon g’dacht. Haben S’ sich denn wieder gut von Ihrer Erkrankung erholt?«
Der Teekessel fing an zu pfeifen. Georg nahm ihn vom Herd und goss den Tee auf. »Ich will mich net beschweren«, sagte er, nachdem er eine Tasse vor dem Pfarrer abgestellt hatte. »Es geht mir schon viel besser, als noch vor zwei Monaten, aber ganz auf dem Damm bin ich, wie man sieht, noch immer net.«
»Sind S’ denn nach St. Johann gekommen, um sich hier zu erholen?«
»Die Ärzte haben mir dazu geraten. Die frische Luft und die Ruhe sollen mir guttun. Das Haus hier gehört einem guten Bekannten von mir. Er hat es mir für die Dauer meiner Genesung überlassen.«
Sebastian Trenker nickte. »Ich bin sicher, dass S’ sich nach ein paar Wochen hier bei uns wieder wie neu geboren fühlen werden. Allerdings …« Er seufzte. »Es wäre nicht fair Ihnen zu verschweigen, dass die Maria ihren Klatsch bereits überall im Dorf verbreitet hat. Natürlich werd ich versuchen, bei meiner Predigt am kommenden Sonntag entsprechend gegenzusteuern, aber …«
»Machen S’ sich bitte keine Sorgen, Herr Pfarrer, und auch keine unnötigen Umstände. Damit komm ich schon zurecht. Ich hab schlimmere Probleme, als ein paar abergläubische Dorfbewohner.« Er lächelte traurig. »Aber das ist eine andere Geschichte.«
*
»Hast du also doch endlich eine Anstellung gefunden?« Ria Stubler, die Pensionswirtin, lächelte Kathrin aufmunternd zu. »Du musst wissen, dass ich dir immer die Daumen gedrückt hab, auch wenn ich selbst es mich nicht getraut hätt, mich gegen den Brunner-Bauern aufzulehnen.«
»Schon gut, Ria, ich mach ja niemandem einen Vorwurf«, sagte Kathrin lächelnd. »Aber leicht war’s trotzdem nicht. Weißt du, ein paarmal war ich drauf und dran, meine Sachen zu packen und aus St. Johann fortzugehen. Aber das wird ja jetzt zum Glück nimmer notwendig sein.«
»Das will ich aber auch hoffen. Aber sag mal, wo hast du denn jetzt eigentlich die Anstellung bekommen? Hat sich’s der Bauer Weyrich doch noch anders überlegt und nimmt dich als Magd in seinen Dienst?«
»Nein, das net.« Kathrin schüttelte den Kopf. »Ich werde als Haushälterin und Köchin arbeiten.«
»Ach ja?« Die Wirtin runzelte die Stirn. »Bei wem denn? Ich wusste gar net, dass zurzeit jemand …« Plötzlich wurde sie blass. »Du hast doch net etwa auf die Anzeige von diesem Fremden geantwortet, oder?«
»Wenn du damit den Herrn von Leinheim meinst – doch, genau das habe ich, und er hat mich auch sogleich eingestellt.« Sie lächelte. »Er ist wirklich ein ungemein freundlicher Mann und recht attraktiv. Der Spleen mit der Sonnenbrille ist vielleicht ein bisserl seltsam, außerdem ist er recht blass, aber das wird die frische Bergluft schon …«
»Nein!«, stieß die Ria furchtsam hervor. »Nein, das lass ich net zu, Kathrin. Du kannst unmöglich zu diesem Mann gehen und für ihn arbeiten.«
Verwirrt runzelte Kathrin die Stirn. »Aber warum denn net?«
»Weil er … Weil er ein Vampir ist – deshalb!«
»Ein Vampir?« Kathrin fing an zu lachen. »Das ist aber jetzt hoffentlich net dein Ernst, oder? Wer glaubt denn heutzutage noch an solche Ammenmärchen?«
»Ich glaub fest dran, dass es Vampire gibt, und auch daran, dass dein Herr von Leinheim einer ist.«
»Ja, in Büchern und Filmen gibt’s die wirklich, da hast recht – aber doch net im richtigen Leben. Tut mir leid, aber daran glaub ich einfach net.«
Die Pensionswirtin seufzte. »Ach, Madel, ich kann ja verstehen, warum du diese Stelle unbedingt annehmen willst. Und ich werde dich wohl kaum davon abhalten können.«
»Nein, das kannst du in der Tat net.«
»Dann versprich mir wenigstens, dass du gut auf dich aufpassen wirst.«
»Das werd ich, keine Sorge.« Kathrin lächelte aufmunternd. »Und jetzt wünsch mir viel Glück.«
»Viel Glück«, erwiderte die Wirtin leise. »Der Herrgott weiß, dass du es brauchen wirst.«
*
Vampire – so ein Unfug.