Keine Hochzeit mit Diana? - Patricia Vandenberg - E-Book

Keine Hochzeit mit Diana? E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Dr. Daniel Norden betrachtete gedankenvoll das wahrhaft bezaubernde Mädchen, das ihm gegenübersaß und ihn mit ängstlichen Augen anblickte. »Was soll ich nur machen, wenn ich wieder scheckig werde, Dr. Norden?«, fragte Diana Faber kleinlaut. »Gestern hat es schon wieder gekribbelt, diesmal aber zum Glück nur auf den Armen.« »Und was haben Sie gegessen oder getrunken? Der Pollenflug ist doch vorbei.« Dr. Norden wusste, dass Diana Faber zu den geplagten Allergikern gehörte, denen nur schwer zu helfen war. Sie hatte auch eine überaus zarte, empfindliche Haut. Er wusste, warum sie jetzt besonders aufgeregt war, denn in einer Woche sollte ihre Hochzeit mit dem jungen Baron Julian von Beringher stattfinden. »Was kann ich Ihnen raten, Diana«, sagte Dr. Norden bedächtig. »Keine Erdbeeren oder Pfirsiche, keine Schalentiere und auch keinen Sekt. Aber vor allem keine Angst, die alles nur schlimmer machen könnte.« »Ich muss doch zum Friseur gehen, und wenn da gerade wieder Dauerwellen gemacht werden, kriege ich auch schon Zustände«, seufzte Diana. »Ich kann diesen Geruch nicht vertragen. Ich bin nur froh, dass meine Schwiegereltern keine Katzen mehr haben, weil Mama da auch empfindlich reagierte.« »Wie reagierte sie?«, fragte Dr. Norden. »Mit Reizhusten und später sogar mit Asthmaanfällen. Aber es hat lange gedauert, bis man dahinterkam.« »Ja, es ist die Schwierigkeit, die Ursache zu ergründen. Aber bei Ihnen wurde doch der Test durchgeführt, und wir wissen wenigstens, was Sie meiden müssen.« »Es ist aber schon arg komisch, wenn die Braut beim Sektfrühstück passen muss«, sagte Diana. »Ich mache mir ja nicht viel aus Sekt oder überhaupt aus Alkohol, aber bei solchem

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Dr. Norden Bestseller – 230–

Keine Hochzeit mit Diana?

Sollte alles anders sein, als es den Anschein hatte?

Patricia Vandenberg

Dr. Daniel Norden betrachtete gedankenvoll das wahrhaft bezaubernde Mädchen, das ihm gegenübersaß und ihn mit ängstlichen Augen anblickte.

»Was soll ich nur machen, wenn ich wieder scheckig werde, Dr. Norden?«, fragte Diana Faber kleinlaut. »Gestern hat es schon wieder gekribbelt, diesmal aber zum Glück nur auf den Armen.«

»Und was haben Sie gegessen oder getrunken? Der Pollenflug ist doch vorbei.«

Dr. Norden wusste, dass Diana Faber zu den geplagten Allergikern gehörte, denen nur schwer zu helfen war. Sie hatte auch eine überaus zarte, empfindliche Haut. Er wusste, warum sie jetzt besonders aufgeregt war, denn in einer Woche sollte ihre Hochzeit mit dem jungen Baron Julian von Beringher stattfinden.

»Was kann ich Ihnen raten, Diana«, sagte Dr. Norden bedächtig. »Keine Erdbeeren oder Pfirsiche, keine Schalentiere und auch keinen Sekt. Aber vor allem keine Angst, die alles nur schlimmer machen könnte.«

»Ich muss doch zum Friseur gehen, und wenn da gerade wieder Dauerwellen gemacht werden, kriege ich auch schon Zustände«, seufzte Diana. »Ich kann diesen Geruch nicht vertragen. Ich bin nur froh, dass meine Schwiegereltern keine Katzen mehr haben, weil Mama da auch empfindlich reagierte.«

»Wie reagierte sie?«, fragte Dr. Norden.

»Mit Reizhusten und später sogar mit Asthmaanfällen. Aber es hat lange gedauert, bis man dahinterkam.«

»Ja, es ist die Schwierigkeit, die Ursache zu ergründen. Aber bei Ihnen wurde doch der Test durchgeführt, und wir wissen wenigstens, was Sie meiden müssen.«

»Es ist aber schon arg komisch, wenn die Braut beim Sektfrühstück passen muss«, sagte Diana. »Ich mache mir ja nicht viel aus Sekt oder überhaupt aus Alkohol, aber bei solchem Anlass muss man doch anstoßen.«

»Man kann auch so tun als ob man trinkt«, sagte Dr. Norden. »Und Ihr zukünftiger Mann wird dafür bestimmt Verständnis haben.«

»Julian weiß doch gar nicht, dass ich so allergisch bin«, sagte Diana leise. »Ich war immer bange, dass ihn das abstoßen würde.«

»Aber er liebt Sie doch, oder zweifeln Sie daran, Diana?«

»Nein, das nicht. Aber ich habe eben Hemmungen. Und Sie haben doch gesagt, dass sich bei mir alles ändern könnte, wenn ich mal Kinder bekomme. Ich habe es auch gelesen, dass hormonelle Umstellungen sich günstig auswirken können.«

»Das alles ist gut und schön, aber ich sehe keinen Grund, darüber nicht mit Ihrem zukünftigen Mann zu sprechen, Diana. Ihre Schwiegermutter wird ohnehin Verständnis dafür haben, wenn sie selbst unter Allergien gelitten hat.«

»Aber nur auf Katzen, wie festgestellt wurde.«

»Mit ihr haben Sie gesprochen?«

Diana errötete. »Nein, ich habe meine Reaktionen nicht erwähnt. Sie sprach davon nur, als eine Kundin einmal eine Perserkatze mit in die Galerie brachte, weil dieses Luxusgeschöpf sich selbst für einen passenden Sessel entscheiden sollte, aber da hat Mama diese Dame mitsamt Katzendame doch schnell hinauskomplimentiert.«

»So was gibt es auch«, staunte Dr. Norden. »Das muss ich Fee erzählen, damit sie mal wieder was zum Lachen hat. – Nun machen Sie sich mal keine allzu großen Sorgen, Diana. Ich werde Ihnen ein Medikament verordnen, ein Antiallergikum, das Sie ausnahmsweise mal vorbeugend nehmen dürfen am Morgen des Hochzeitstages. Man soll mit solchen Mitteln vorsichtig sein und nicht ständig danach greifen, da es möglicherweise auch Gegenindikationen gibt. Und wenn man sie erst einnimmt, wenn die Allergie schon zu bemerken ist, kann es ziemlich lange dauern, bis sie zum Abklingen helfen.«

»Am Polterabend werden Sie doch mit Ihrer Frau kommen«, sagte Diana bittend. »Das wäre allein schon beruhigend für mich, und Sie wissen doch, wie sehr ich mich dann freuen würde.«

»Wir kommen, Diana«, versprach Dr. Norden. »Fee kommt bestimmt, aber ich schaue auf jeden Fall vorbei, falls es zu viele Kranke geben sollte. Aber nicht bei Ihrem Fest, wie ich hoffen will.«

»Am Polterabend gibt es keinen Champagner, und es wird ganz zünftig gefeiert, auf gut bayerisch, so will es Julian auch, und die Hochzeit selbst findet dann ja am Wochenende auf Schloss Beringhof statt, weil der Großpapa doch an den Rollstuhl gefesselt ist. Er ist so ein lieber Mensch. Wäre er doch an einen Arzt wie Sie geraten, Dr. Norden. Vielleicht wäre er doch wieder gesund geworden.«

»Ich kann auch keine Wunder vollbringen, Diana«, erwiderte Dr. Norden. »Sie wissen ja selbst, dass ich kein Wundermittel gegen Allergien weiß. Ein Trost kann es nur sein, dass Allergiker nur ganz selten an Krebs erkranken, weil die allergischen Reaktionen einer Zellwucherung entgegenwirken.«

»Das ist aber wirklich ein Trost«, sagte Diana, »aber wenn man sich oft mit so unschönen Hautreaktionen plagen muss, ist es wirklich nur ein schwacher Trost.«

»Wissen Sie, Diana, man kann sich auch selbst verrückt machen, um es ganz krass auszudrücken. Manche Menschen ziehen sogar ein Unglück an den Haaren herbei, nur weil sie mal einen bösen Traum hatten, und manche …«

Er konnte nicht weiterreden, denn Loni hatte die Tür aufgestoßen.

»Schnell, Chef, Frau Messner hat wieder Nasenbluten«, stieß sie eiligst hervor.

Später musste Dr. Norden darüber nachdenken, was er zu Diana noch sagen wollte, und was er auch schon gesagt hatte. Von dem Unglück, das man an den Haaren herbeiziehen konnte, denn er hatte sagen wollen, dass Menschen Nasenbluten bekamen, weil sie beim ersten Mal davon in panische Angst geraten waren. So war es nämlich auch bei Frau Messner. Eigentlich hätte sie gleich zu einem Facharzt gehen müssen, aber sie schwor eben auf Dr. Norden. Und diesmal war das Nasenbluten überhaupt nicht schlimm, und es war dadurch hervorgerufen worden, dass sie sich an einer offenen Schranktür gestoßen hatte. Aber es war erst ein paar Monate her, dass sie ganz plötzlich ein schreckliches Nasenbluten aus anscheinend heiterem Himmel bekommen hatte und dabei in Panik geraten war. Und da hatte ihr Dr. Norden auch nicht helfen können. Er hatte sie gleich in die HNO-Klinik gebracht. Ja, man hatte gerätselt, woher das wohl gekommen sei, da Hanne Messner vorher niemals Nasenbluten gehabt hatte, und dann war man den Tatsachen auf den Grund gegangen, um die Ursache herauszufinden. Man hatte dann auch eine Erklärung gefunden, die schon auf mehreren internationalen Gynäkologenkongressen diskutiert worden war. Frau Messner gehörte zu jenen Patientinnen, die schon verhältnismäßig früh eine Uterusamputation durchmachen mussten. Die regelmäßigen Monatsblutungen blieben aus und ein Vorgang, den man eben nicht klar darstellen konnte, verursachte dann eines Tages einen Durchbruch. Anders wollte Dr. Norden es nicht bezeichnen. Anstelle eines Aderlasses, der künstlich herbeigeführt hätte werden müssen, verschaffte sich aufgestautes Blut durch die Nase einen Ausweg. So schrecklich, wie die erste Wirkung auf Hanne Messner war, so wohltuend vollzog sich dann für sie die Regeneration. Es dauerte ein paar Wochen, bis die Angst überwunden war, aber dann ging sie wieder beschwingt durchs Leben, ja, sie schien um Jahre verjüngt und war auch unternehmungslustig. Bis zu diesem Tag. Aber das Blut war schnell versiegt, und Hanne Messner blickte Dr. Norden ungläubig an.

»Ich habe Ihnen doch alles erklärt, Frau Messner«, sagte er nachsichtig. »Seien Sie froh, dass Sie so natürlich reagieren. Und falls es doch mal wieder zum großen ›Aderlass‹ kommen sollte, anders wollen wir es nicht nennen, regen Sie sich nicht auf. Organisch ist alles bei Ihnen in Ordnung, und das Blutbild ist kontrolliert.«

»Aber meine Nachbarin hat gesagt, dass es Leukämie sein könnte«, murmelte Frau Messner.

»Hören Sie nicht auf Ihre Nachbarin«, sagte Dr. Norden geduldig, obgleich ihn in solchen Fällen immer ein Groll packte.

»Sie hat das bei ihrer Freundin aber auch mitgemacht, und da war es Leukämie«, sagte Hanne Messner.

»Und ich sage, dass es bei Ihnen keine Leukämie ist«, erklärte Dr. Norden nun schon energischer.

»Nichts für ungut, Herr Doktor, man macht sich ja Gedanken«, erwiderte Frau Messner verlegen. »Vielleicht kam es diesmal auch daher, dass ich den Speicher entrümpelt habe. Der Schorschi zieht ja aus. Jetzt packt er es. Aber dass er gleich zu seinem Mädel zieht, das will mir auch nicht gefallen.«

»Und da haben Sie sich innerlich aufgeregt, und am Boden herumgekrochen sind Sie dazu auch noch. Da brauchen Sie sich aber wirklich nicht zu wundern, Frau Messner.«

Dr. Norden konnte mit jedem so reden, wie der andere es brauchte, und Hanne Messner beruhigte sich nun rasch.

»Sie haben ja auch gesagt, dass der Schorschi sich mal auf eigene Füße stellen soll«, sprudelte es nun lebhaft über ihre Lippen. »Immerhin ist er ja fünfundzwanzig und tut auch schon ganz forsch. Na, er soll nur mal schauen, wie es weitergeht, wenn Muttern nicht dauernd hinterher ist, und was das dann auch kostet. Arg ist es mir ja schon, wenn ich denk’, dass er alles selber machen muss, und er hat doch zwei linke Händ’.«

»Aber vielleicht ist seine Freundin tüchtig«, sagte Dr. Norden mit einem versteckten Schmunzeln.

»Die? Na, der darf er doch eh alles nachräumen. Ich sag’ ja nichts mehr. Da muss er selbst zurechtkommen. Für mich ist es halt doppelt arg, weil der Herr Faber mich nimmer braucht.«

»Warum braucht er Sie nicht mehr?«, fragte Dr. Norden überrascht.

»Weil die Diana doch heiratet. Das wissen Sie doch bestimmt, wo Sie die Fabers doch so gut kennen, Herr Doktor. Und dann zieht Frau Hassler bei ihm ein und versorgt auch den Haushalt.«

»Frau Hassler?«, fragte Dr. Norden staunend.

»Ich will ja nichts sagen, aber sie haben doch schon einige Zeit so ein Verhältnis. Ich kann mir ja nicht vorstellen, wie es da weitergehen soll, aber das muss Herr Faber ja wohl selber wissen. Aber ich will nichts gesagt haben, Herr Doktor. Sie wissen, dass ich keine Klatschbase bin. Aber für Fräulein Diana bin ich schon sehr froh, dass sie ein so schönes Zuhause bekommen wird.«

Dr. Norden wollte sich zu dem, was ihm Frau Messner gesagt hatte, nicht äußern, aber er machte sich auch seine Gedanken. Helmut Faber, Dianas Vater, war schon seit sieben Jahren Witwer. Seine Frau war an einer schweren Nierenkrankheit gestorben, noch keine vierzig Jahre alt. Man konnte ihm, der jetzt auch erst achtundvierzig war, gewiss nicht verdenken, wenn er nicht länger allein bleiben wollte. Aber ob Ellen Hassler nun die richtige Partnerin sein würde, daran hegte Dr. Norden doch Zweifel. Allerdings war Diana mit Ellen Hasslers Tochter Cornelia seit der Schulzeit befreundet, dadurch was es zu engeren Kontakten zwischen den beiden Elternteilen gekommen, denn Ellen Hassler hatte ihren Mann vor zehn Jahren durch einen Unfall verloren, den er allerdings selbst verschuldet hatte, und er hatte Frau und Tochter in nicht gerade üppigen Verhältnissen zurückgelassen. Ellen Hassler hatte es jedoch verstanden, nach außen hin durchaus adäquat aufzutreten.

Wenn Dr. Norden jetzt in ihr Haus hätte hineinschauen können, wäre er noch mehr Zweifeln unterworfen gewesen, was diese Partnerschaft mit Helmut Faber einbringen sollte.

*

»Er will Diana doch tatsächlich fünfhunderttausend Euro Mitgift geben, Corni«, sagte Ellen Hassler gereizt zu ihrer Tochter zu der Zeit, als sich Dr. Norden noch Gedanken machte.

»Er wird es wohl haben«, meinte Cornelia mit einem schiefen Lächeln. »Und die Beringhers werden es wohl brauchen.«

»So ist es nicht«, sagte Ellen gereizt. »Ich habe mich erkundigt. Es ist Besitz da, und der Antiquitätenhandel bringt ihnen schon allerhand ein. Julian hat außerdem noch seine Großtante beerbt, und das muss ein schöner Batzen gewesen sein. Sie tun nur nach außen hin so bescheiden, und Helmut ist leider so beeindruckt von dem Adel, dass er was springen lässt.«

»Warum redest du nicht offen mit ihm, Mama?«, fragte Cornelia.

»Er ist da sehr empfindlich. Ich will es nicht mit ihm verderben. Für mich ist es ja auch eine Chance. Es gibt wenige Männer, die etwas springen lassen, wenn eine Frau ihre erste Jugend schon hinter sich hat.«

»Du solltest mir jedenfalls sehr dankbar sein, Mama, dass ich euch zusammengebracht habe«, sagte Cornelia anzüglich. »Aber mir wäre fröhlicher zumute, wenn Diana mir nicht Julian weggeschnappt hätte.«

»Du hättest dich eben mehr engagieren sollen«, meinte Ellen.

»Wie denn? Er war doch völlig chloroformiert, als er Diana zum ersten Mal sah.«

»Bedauerlich, dass sie da nicht gerade ihre Allergie hatte«, sagte Ellen boshaft.

Cornelia starrte sie an. Da war ein Wort gefallen, das sie augenblicklich in Atem hielt.

»Warum sagst du nichts?«, fragte Ellen.

»Ich habe eben auf die Uhr geschaut. Ich bin mit Diana verabredet. Sie muss zur Anprobe für das Brautkleid.«

»Wie wird es denn?«, fragte Ellen spitz.

»Ich darf es auch nicht sehen. Ich bin ja Brautjungfer, Mama. Es muss ein Traum sein.«

»Und wer wird dein Brautführer sein?«, fragte Ellen.

»Götz Brenninger.«

»Hatte es der nicht auch mal auf Diana abgesehen?«

»Da gab es mehrere … Ich habe mich oft gefragt, was denn so anziehend an ihr ist, Mama. Ich bin ja auch nicht gerade hässlich.«

»Irgendwas scheinst du verkehrt zu machen«, sagte Ellen gereizt.

»Vielleicht bin ich dir nachgeschlagen«, konterte Cornelia anzüglich. »Pass nur auf, dass dir der Faber nicht auch durch die Lappen geht.«

»Halte du deine Zunge im Zaum«, bekam sie zur Antwort. »Das klang wieder einmal ziemlich vulgär.«

Cornelia kicherte. »Ich habe eben nicht die feine englische Art von Diana, aber ich fand sie immer stinklangweilig und kann überhaupt nicht verstehen, was Julian an ihr liebt. Er ist doch ein Klassemann.«

»Vielleicht ist es doch die Mitgift.« Cornelia ging zur Tür.

»Verscherz dir Dianas Freundschaft nicht«, sagte ihre Mutter warnend.

»Für wie blöd hältst du mich, Mama?«, fragte Cornelia herablassend. »Sei lieber du vorsichtig in Bezug auf Faber.«

*

Für Diana wäre dieser Dialog ein Schlag ins Gesicht gewesen. Für sie war Cornelia seit Jahren ihre einzige Freundin, und sie hatte nie die leiseste Ahnung gehabt, dass sie für Cornelia nur der Mittel zum Zweck war, nämlich zu dem Zweck, den Anschluss an die oberen Tausend zu halten. Dass Diana wenig übrig hatte für diese Kontakte, hatte sie schon manches Mal geärgert, aber selten war sie allein eingeladen worden, und wenn, dann kein zweites Mal. Man konnte nicht sagen, dass Cornelia ein unscheinbares Mädchen gewesen wäre. Im Gegenteil, sie hatte auffällige Reize, eine aufreizende Figur, ein hübsches Gesicht, sofern man eben nur »etwas Hübsches« verlangte, und sie war keineswegs prüde, was manche neidischen Gemüter eben Diana nachsagten.

Aber Diana hatte eben das, was ihre zukünftigen Schwiegereltern auch sofort für sie eingenommen hatte. Ein mädchenhafter Zauber, ein Hauch von Unberührtheit umgab sie. Aber sie war ein fröhliches Geschöpf, allem Schönen aufgeschlossen, begeisterungsfähig und wissbegierig.

Ein bisschen kritischer waren Margret und Cornelius Beringher schon gewesen, als Julian ihnen Diana vorgestellt hatte, aber dann waren sie gleich einverstanden gewesen mit seiner Wahl. Sie hatten keinen Standesdünkel. Das, was sie besaßen und was sie erhalten konnten, hatten sie erarbeitet. Mit einigen schönen Dingen aus gerettetem Besitz hatten sie als junges Ehepaar nach dem Krieg den Antiquitätenhandel angefangen. Gut war es ihnen erst dann gegangen, als es auch allen anderen gut ging, aber sie hatten dann auch Entschädigungen für verlorene Besitzungen bekommen. Schloss Beringher, das klang zwar ein wenig hochtrabend, aber es war ein Gebäude mit Tradition, und vor allem Margret hatte dafür gesorgt, dass es vor dem Verfall gerettet wurde, weil der alte Baron Julian es so liebte. Er hatte schwerste Kriegsverletzungen zwar lebend überstanden, aber er verbrachte nun schon ein Dutzend Jahre im Rollstuhl. Doch damit konnte er sich fortbewegen, überall herumfahren, sich freuen an der Natur und an den tüchtigen Nachkommen. Und seit es Diana in seinem Leben gab, war sie sein Sonnenschein, auch wenn so viele trübe Tage kamen wie in diesem Frühjahr.

Für den alten Baron Julian von Beringher war es das größte Glück, dass sein Enkel Julian hier mit seiner jungen Frau leben wollte, um das Land zu bewirtschaften, um Pferde und Rinder zu züchten. Diana freute sich darauf.

*