Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Sandra Hofmayr lenkte ihren Wagen durch die Toreinfahrt des Grundstückes und hielt vor der Garage an. Als sie den Motor ausschaltete, wurde die Haustür geöffnet, und Frau Unterleitner, Sandras Zugehfrau, trat heraus. Sie winkte, als die junge Antiquitätenhändlerin aus dem Wagen stieg. »Grüß Gott, Frau Hofmayr«, rief sie. »Schön, daß Sie wieder da sind.« »Ja, Gott sei Dank ist es wieder Wochenende. Seien Sie gegrüßt, Frau Unterleitner. Ist alles in Ordnung?« Die Frau an der Tür winkte ab. »Alles bestens«, antwortete sie. »Ich bin gerade fertig geworden. Mein Mann hat eben noch den Rasen gemäht.« »Ach, das ist schön.« Sandra nahm die Reisetasche aus dem Wagen und ging ins Haus. Drinnen roch es angenehm frisch und sauber, und aus der Küche kam der Duft von frisch gebrühtem Kaffee. Auf den hatte die junge Frau sich schon die ganze Fahrt über gefreut. Sandra betrieb in der Kreisstadt ein kleines Antiquitätengeschäft. Da sie nebenbei viel unterwegs war, um alte Sachen aufzustöbern, mit Restauratoren zu verhandeln oder Expertisen abzugeben, schlief sie die Woche über in einem möblierten Zimmer über ihrem Laden.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 115
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Sandra Hofmayr lenkte ihren Wagen durch die Toreinfahrt des Grundstückes und hielt vor der Garage an. Als sie den Motor ausschaltete, wurde die Haustür geöffnet, und Frau Unterleitner, Sandras Zugehfrau, trat heraus. Sie winkte, als die junge Antiquitätenhändlerin aus dem Wagen stieg.
»Grüß Gott, Frau Hofmayr«, rief sie. »Schön, daß Sie wieder da sind.«
»Ja, Gott sei Dank ist es wieder Wochenende. Seien Sie gegrüßt, Frau Unterleitner. Ist alles in Ordnung?«
Die Frau an der Tür winkte ab.
»Alles bestens«, antwortete sie. »Ich bin gerade fertig geworden. Mein Mann hat eben noch den Rasen gemäht.«
»Ach, das ist schön.«
Sandra nahm die Reisetasche aus dem Wagen und ging ins Haus. Drinnen roch es angenehm frisch und sauber, und aus der Küche kam der Duft von frisch gebrühtem Kaffee. Auf den hatte die junge Frau sich schon die ganze Fahrt über gefreut.
Sandra betrieb in der Kreisstadt ein kleines Antiquitätengeschäft. Da sie nebenbei viel unterwegs war, um alte Sachen aufzustöbern, mit Restauratoren zu verhandeln oder Expertisen abzugeben, schlief sie die Woche über in einem möblierten Zimmer über ihrem Laden. Nur an den Wochenenden kam sie nach St. Johann in ihr kleines Haus, das von Hertha Unterleitner, die in der Nachbarschaft wohnte, behütet wurde.
»Ach, herrlich, frischer Kaffee«, rief sie aus.
»Einen Kirschkuchen hab’ ich auch gebacken«, sagte ihre Zugehfrau. »Auf der Terrasse ist alles gedeckt.«
Die junge Frau betrachtete sich kritisch im Spiegel der Garderobe.
»Na, ich weiß ja net«, meinte sie skeptisch. »Kaffee ja, aber Kuchen…«
Hertha Unterleitner lachte.
»Also, Frau Hofmayr, bei Ihrer Figur – da brauchen S’ sich wirklich keine Gedanken zu machen.«
»Recht haben S’«, stimmte Sandra in das Lachen ein. »Die ganze Woch’ über gibt’s Salat und Knäckebrot, da darf ich mich am Wochenend’ schon mal verwöhnen.«
Die beiden Frauen gingen durch das geschmackvoll eingerichtete Wohnzimmer hinaus auf die Terrasse, auf der bequeme Korbmöbel zum Sitzen einluden. Karl Unterleitner, Herthas Mann, kam eben aus dem kleinen Haus, in dem die Gartengeräte untergebracht waren. Er wischte sich die Hände an der braunen Cordhose ab, bevor er Sandra begrüßte. Seine Frau holte den Kaffee aus der Küche. Als sie an den Tisch trat, fiel ihr Blick auf den Kuchenteller. Sie erstarrte, schaute noch einmal und sah dann mit einem sehr strengen Blick ihren Mann an.
»Sag a’mal, was hast du dir dabei gedacht?«
Karl war erstaunt, er wußte gar nicht, wovon die Rede war.
»Was meinst du denn? Was soll ich mir wobei gedacht haben?«
»Dabei, als du dir einfach den Kuchen genommen hast.«
Ihr Mann hatte keinen blassen Schimmer.
»Kuchen? Von welchem Kuchen redest du?«
Hertha Unterleitner hatte die Kaffeekanne auf dem Tisch abgestellt und stemmte nun ihre Hände in die Hüfte. Karl kannte diesen Anblick. So stand sie nur, wenn ein Donnerweitter in der Luft lag. Aber er wußte immer noch nicht, welchen Verbrechens er sich schuldig gemacht hatte.
»Auf dieser Platte lagen acht Stücke Kirschkuchen«, klärte seine Frau ihn auf. »Und wenn ich richtig zähle, dann sind es nur noch sechs. Also fehlen zwei. Wer, frage ich, hat sie genommen?«
Karl Unterleitner hob die Arme.
»Ja, ich net«, antwortete er. »Was schaust’ mich so an?«
»Ach geh, ich kenn dich doch. Wenn du irgendwo auch nur einen Keks liegen siehst, ist der doch net vor dir sicher.«
»Aber wenn ich’s doch sage«, beharrte ihr Mann. »Ich hab’ den Kuchen net genommen.«
Sandra hatte dem Disput zwischen den Eheleuten schmunzelnd zugesehen. Jetzt wurde es Zeit, einzugreifen.
»Es ist ja net weiter schlimm«, wagte sie zu vermitteln. »Der Kuchen reicht doch immer noch. Mehr als ein Stück eß’ ich sowieso net.«
Mit grimmiger Miene schenkte Hertha Kaffee, ein, und ihr Mann nahm vorsichtshalber nur ein Stück von dem herrlichen, saftigen Kirschstreusel, der wie immer eine Meisterleistung seiner Frau war. Sandra lenkte geschickt das Gespräch in eine andere Bahn, so daß Hertha und ihr Mann wieder versöhnt waren, als sie sich verabschiedeten.
*
Pfarrer Trenker und Alois Kammeier, der Küster von Sankt Johann, nutzten den schönen Sommernachmittag, um die Wege rund um die Kirche zu harken, die Rasenflächen zu mähen und die ersten Sträucher zu beschneiden. Dabei sah der Geistliche in seinem blauen Arbeitsanzug mit der grünen Schürze drüber keineswegs wie ein Pfarrer aus. Wer ihn nicht kannte, würde ihn wahrscheinlich für den Gärtner gehalten haben.
Die beiden Männer hatten gerade ihre Arbeit beendet. Sophie Tappert wartete schon mit Kaffee und Kuchen auf sie, als sich auch Max Trenker, Sebastians Bruder, einfand. Der Polizeibeamte von St. Johann trug bereits Zivil, wenngleich es nicht ausblieb, daß Max unter Umständen Tag und Nacht im Dienst war, wenn es erforderlich wurde. Schließlich war er nicht nur Polizist, sondern auch der Dienststellenleiter dazu.
»Kommst’ gerade recht«, sagte sein Bruder. »Frau Tappert hat den Kaffee schon fertig.«
»Das hab’ ich mir gedacht«, grinste Max Trenker, der ein untrügliches Gefühl dafür hatte, wann im Pfarrhaus gegessen wurde.
Den Kochkünsten der Haushälterin seines Bruders verfallen, ließ der junge Beamte keine Mahlzeit aus – wenn er es verhindern konnte. Dabei entwickelte er einen enormen Appetit und wirkte jedoch keineswegs dick. Sebastian fragte sich so manches Mal, wo Max das alles ließ, was er essen konnte.
»Und gibt’s was Neues?« erkundigte sich der Pfarrer, als sie hinter’m Pfarrhaus im Garten saßen.
Max schüttelte den Kopf.
»Alles bestens«, meinte er gutgelaunt. »Die Kriminalitätsrate in Sankt Johann ist weiter im Sinken begriffen.«
»Na, das ist ja erfreulich.«
Der Geistliche wandte sich an seine Haushälterin.
»Der Zuckerkuchen ist wieder einmal ausgezeichnet«, lobte er.
»Stimmt«, nickte Max und griff erneut zu. »Aber das wissen S’ ja ohnehin.«
Sophie Tappert lächelte nur. Sie redete überhaupt wenig, und wenn sie mal etwas zu sagen hatte, dann hatte es auch Gewicht. Meistens bezog es sich auf den Lebenswandel von Maximilian Trenker, der der Perle des Pfarrhaushalts ein Dorn im Auge war. Sophie hatte den Bruder des Pfarrers wie einen Sohn in ihr Herz geschlossen, und es gefiel ihr überhaupt nicht, daß er mit seinen beinahe dreißig Jahren noch immer nicht unter der Haube war.
Max indes dachte überhaupt nicht daran, in den Stand der Ehe zu treten. Dazu liebte er seine Unabhängigkeit viel zu sehr. Er war jung und lebenslustig und für jeden Spaß zu haben. Wenn irgendwo eine Gaudi war, dann war Max Trenker meist nicht weit.
Und er war ein Herzensbrecher, und nicht wenige der Madeln weinten sich hinterher bei Sophie Tappert aus. Was dann erneuter Anlaß für die Haushälterin war, Max ins Gewissen zu reden. Im Moment allerdings hatte sie keinen Grund zur Klage, denn der Gendarm von St. Johann hielt sich sehr zurück, was die Frauen betraf. Sein Bruder argwöhnte, der gute Maxl könne in die Jahre gekommen und weiser geworden sein, aber eigentlich wußte der Pfarrer genau, daß es net so war. Dazu machten die Madeln es dem gutaussehenden Mann viel zu leicht.
»Ich pack’ Ihnen nachher noch ein paar Stückl ein«, versprach Sophie Tappert und räumte den Kaffeetisch ab.
»Für mich wird’s Zeit, die Predigt für die Sonntagsmesse zu überarbeiten«, sagte Sebastian und stand auf.
Auch der Kammeier verabschiedete sich mit dem Hinweis, die Kirche für die Abendmesse vorbereiten zu müssen, so daß Max schließlich alleine im Garten saß. Er stand von seinem Platz auf und legte sich in den Liegestuhl, den er zuvor in die Sonne rückte. Genüßlich schloß er die Augen und blieb bis zum Abendessen liegen.
Später, als er schon tief und fest schlief, kam Sophie aus dem Haus und breitete eine Decke über ihn aus.
*
Sandra Hofmayr brachte das Ehepaar Unterleitner zur Tür und kehrte dann auf die Terrasse zurück. Dort genoß sie die wärmenden Strahlen der Sonne. Ausgiebig reckte und streckte sie sich – es war einfach herrlich, endlich Wochenende, und damit zwei freie Tage zu haben.
Das Geschäft in der Kreisstadt lief so erfolgreich, daß sie es sich leisten konnte, am Samstag nicht zu öffnen. Viele ihrer Kunden wußten das und kamen an den anderen Tagen. Sandra hatte sogar eine Verkäuferin eingestellt, die sie zu den Zeiten, in denen die Antiquitätenhändlerin unterwegs war, im Geschäft vertrat.
Alles in allem konnte sie zufrieden sein. Der geschäftliche Erfolg hatte ihr zudem ermöglicht, dieses Haus zu kaufen, das sie auf einer ihrer Touren entdeckt hatte. Es war vor einem guten Jahr, als sie in dieser Gegend unterwegs war. Bei einem Bauern kaufte sie damals einen alten Schrank, der ihr, nachdem er restauriert worden war, einen guten Gewinn einbrachte.
Sandra griff nach der Kaffeekanne auf dem Tisch – und erstarrte. Der Kuchenteller war leer! Dabei hätte sie schwören können, daß eben, bevor sie die Eheleute zur Tür gebracht hatte, noch zwei Stücke darauf lagen.
Sie überlegte – sechs Stücke waren es, nachdem zwei auf mysteriöse Weise verschwunden waren. Von diesen sechs hatte sie selber eines gegessen, Karl Unterleitner ebenfalls, machte mit den zweien, die seine Frau aß, vier Stücke. Natürlich, sie hatte sich nicht getäuscht. Zwei Stücke Kirschkuchen hätten noch auf dem Teller liegen müssen, doch der war leer!
Das konnte doch nur bedeuten, daß – Sandra spürte ihr Herz heftig klopfen – daß sie nicht alleine war. Irgend jemand trieb sich in ihrem Garten umher…
Sandras Augen suchten alles ab, die Büsche, Bäume, die mannshohe Hecke, die das Grundstück zum rechten Nachbarn begrenzte.
Da! War da nicht etwas? Ein bunter, blitzender Fleck?
Sie tat zunächst, als wäre nichts gewesen und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, die sie langsam und bedächtig leerte. Der bunte Fleck bewegte sich unterdessen zwischen den Büschen hin und her, wanderte von hier nach da. Schließlich stand die junge Frau auf und ging langsam durch den Garten, wobei sie die Blumen und Sträucher begutachtete, hier den Reifestand der Äpfel prüfte oder dort eine Kirsche pflückte und in den Mund steckte.
Schließlich stand sie vor dem Busch, hinter dem sie die Person in dem bunten Hemd vermutete. Es war ein riesiger Rhododendron, mit dunklem, dichtem Laub. Es war wirklich nicht leicht, jemanden darin auszumachen, doch Sandra war sicher, sich nicht getäuscht zu haben.
»Komm nur heraus«, sagte sie im strengen Ton. »Ich hab’ dich längst gesehen.«
Es geschah nichts.
»Was ist?« fragte die Frau nach einer Weile. »Soll ich erst den Gendarm rufen?«
»Nein«, antwortete ein dünnes Stimmchen. »Ich komm ja schon.«
Sandra war gespannt. Es raschelte vor ihr, und Zweige knackten, und schließlich kroch ein kleines Mädchen unter dem Busch hervor. Es mochte vielleicht acht Jahre alt sein.
Die Antiquitätenhändlerin riß die Augen auf.
Die Kleine war schmutzig von Kopf bis Fuß. Die blonden Haare waren zerzaust, das bunte T-Shirt und die Jeans fleckig. In den Mundwinkeln klebten rote Flecken – die Überreste vom Kirschkuchen.
Als sie so vor ihr stand und dazu noch eine Arme-Sünder-Miene machte, konnte Sandra nicht an sich halten. Sie lachte laut los.
»Ja, sag mal, wer bist du denn?« fragte sie.
Die Kleine schaute sie von unten her an.
»Ich… ich bin die Nikki«, sagte sie schließlich.
»So, Nikki. Und wie weiter?«
Das Mädchen zögerte.
»Nun, ich höre.«
»Behringer. Ich heiße Nikki Behringer.«
»So, Nikki Behringer, und was machst du in fremder Leute Garten, hm?« fragte Sandra weiter. »Kuchen stehlen? Du warst es doch, die den Kirschkuchen vom Teller genommen hat. Man kann’s ja noch an deinem Mund sehen.«
Die Kleine wischte sich schnell mit der Hand über die Lippen.
»Das nützt dir jetzt auch nix mehr«, meinte die junge Frau weiter. »Du bist überführt.«
»Wenn ich doch solchen Hunger hatte«, erklärte Nikki kleinlaut.
»Ja, bekommst du denn zu Hause net genug zu essen?«
Das Madel hielt den Kopf gesenkt.
»Ich hab’ kein Zuhause«, sagte es mit leiser Stimme.
»Kein Zuhause? Aber wo wohnst du denn? Wo sind denn deine Eltern?«
Nikki schniefte.
»Ich… ich wohn’ im Waisenhaus«, gestand sie. »Und meine Eltern sind schon lange tot.«
»Was? Im Waisenhaus?«
Sandra spürte einen tiefen Stich, den ihr dieser Satz versetzte. Sie legte ihren Arm um die Kleine, die einen ängstlichen Eindruck machte.
»Nun komm erst einmal mit«, sagte sie beruhigend. »Du brauchst keine Angst haben. Das mit dem Gendarm war net so gemeint. Hast du denn immer noch Hunger?«
Sie zog das Kind mit auf die Terrasse. Nikki beantwortete die Frage mit einem Kopfnicken.
»Na, dann wollen wir mal sehen, was wir noch für dich zu essen finden. Wie wär’s mit einem Eis? Und vielleicht einen Kakao dazu?«
»O ja.«
Nikki war begeistert. Gehorsam setzte sie sich in einen Sessel, während Sandra Hofmayr in die Küche ging. In der Gefriertruhe fand sie eine Packung Vanilleeiscreme. Sie füllte eine nicht zu kleine Portion in ein Glasschälchen und stellte ein Glas mit kaltem Kakao dazu. Nikki bekam große Augen, als sie das Eis sah.
»Schmeckt’s?« fragte die junge Frau, die mit Vergnügen zusah, wie das Kind das Eis in sich hineinschlang.
»Super«, antwortete Nikki zwischen zwei Löffeln.
»Sag’ mal, mußt du denn net ins Heim zurück?« fragte Sandra. »Wieso bist du überhaupt alleine unterwegs?«
Die Kleine antwortete nicht, sondern schaute nur sonderbar auf die Frau. Die Antiquitätenhändlerin sah das Kind forschend an und eine merkwürdige Ahnung stieg in ihr auf.
»Sag’, bist’ gar ausgerissen?«
Nikki druckste eine Weile herum und nickte.
»Ich geh’ aber net zurück«, sagte sie trotzig. »Die anderen Kinder sind doof, und die Tanten im Waisenhaus sind überhaupt net lieb zu mir. Und wenn ich doch zurück muß, dann lauf’ ich wieder weg!«
Dabei schluchzte sie heftig. Unwillkürlich nahm Sandra sie in den Arm.
»Beruhig’ dich doch«, sagte sie sanft. »Du mußt ja net zurück. Zumindest net sofort. Paß auf,
wir zwei spielen erst einmal was Schönes, Mensch-ärgere-dich-nicht vielleicht, oder Schwarzer Peter, und nachher darfst du baden, und deine Sachen stecken wir in die Waschmaschine. Oben ist ein Gästezimmer, in dem kannst du schlafen, während deine Sachen trocknen. Was hältst du davon?«
»Au ja«, rief Nikki begeistert. »Mensch-ärgere-dich-nicht spiel’ ich am liebsten.«
»Na prima. Dann fangen wir doch gleich an. Noch haben wir herrliches Wetter, so daß wir auf der Terrasse spielen können.«
*