Kyras Tränen | Erotischer SM-Roman - Cole Roberts - E-Book

Kyras Tränen | Erotischer SM-Roman E-Book

Cole Roberts

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 256 Taschenbuchseiten ... Mit neunzehn bereits Vollwaise, verkauft Kyra ihre Unschuld und unterschreibt einen Vertrag, der sie zur bedingungslos dienenden Sklavin macht. Sie glaubt, sich dadurch vor Missbrauch schützen zu können, gerät aber in einen Strudel aus Abhängigkeit, Verzweiflung und Brutalität. Innerlich zerrissen, ist sie gefangen in einem neuem Universum aus heftigem Sex und Fesseln, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Kyra gibt alle Hoffnungen und sich selbst auf ... Wird es ihr gelingen, aus dieser Welt von Schmerzen und Selbstaufgabe zu fliehen? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 353

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Impressum:

Kyras Tränen | Erotischer SM-Roman

von Cole Roberts

 

Cole Roberts, geboren 1962 in Stirling, Schottland, arbeitete nach einem Biologiestudium hauptsächlich im Bereich DNA-Analyse und -Forschung und ist Autor mehrerer naturwissenschaftlicher Fachbücher. Vor dreißig Jahren hat er einmal „Die Geschichte der O“ gelesen, ansonsten bestand bisher nie eine Verbindung zur Prosa im Allgemeinen und zur SM- oder Sex-Szene im Besonderen. Seine Protagonistin Kyra hat sich irgendwann in seine Gedanken gedrängt und ihn quasi zum Schreiben aufgefordert. Das hat ihm so viel Freude bereitet, dass er diesen Weg weitergehen und auch künftig erotische Literatur schreiben möchte.

 

Lektorat: Nicola Heubach

 

 

Originalausgabe

© 2020 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © Kuznechik @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783964772220

www.blue-panther-books.de

Prolog

Entschuldigen Sie bitte, wenn ich mit der Tür ins Haus falle: Mein Name ist Kyra. Ich bin neunzehn Jahre alt und noch Jungfrau. Wundert Sie das? Oder glauben Sie, ich bin hässlich und fett? Bin ich nicht. Ich glaube sogar, ich sehe recht gut aus. Ich bin eins siebzig groß, wiege siebenundfünfzig Kilo, habe kastanienbraunes Haar, das in langen Wellen bis zur Mitte meines Rückens reicht, einen Apfelpo und zwei recht ordentliche Brüste. Also die Optik stimmt.

Ob ich Sex hatte? Nein. Einerseits ergab sich die Gelegenheit nicht und andererseits habe ich auch nie danach gesucht. Denn mir wurde schon früh bewusst, dass ich irgendwie anders bin als die meisten Mädchen meines Alters. Bereits zu Beginn meiner Pubertät interessierte ich mich für Sex. Nicht so schwärmerisch wie die meisten Mädchen, sondern für richtigen Sex. Dementsprechend habe ich mich auch informiert. Aufseiten die, na ich sag mal, für ein vierzehnjähriges Mädchen ungewöhnlich sind.

Schnell fand ich heraus, dass meine Unschuld ein Kapital darstellte, das ich nicht einfach so aufs Spiel setzen sollte. Wenn man als Vollwaise in Heimen groß geworden ist, ist das mit den Perspektiven im späteren Leben so eine Sache. Nach der Schule habe ich brav meine Lehre als Verkäuferin gemacht und bin dann, als ich achtzehn wurde, aus dem Heim ausgezogen. Ich habe niemanden, mich vermisst niemand, mich kennt kaum jemand, ich bin frei. Frei für gewisse Sachen. Also habe ich Inserate gelesen und selbst inseriert. Ich habe meine Unschuld angeboten. Und nicht nur das.

1

Es ist nicht leicht, seinen Körper zu verkaufen. Sie glauben gar nicht, welche perversen Angebote man bekommt, wenn man selbst platt inseriert: »Jungfrau veräußert ihre Unschuld«. Und wenn man sich auf entsprechende Gesuche meldet, ist es nicht viel besser. Zwei Mal war es bisher zu einem Treffen gekommen. Beide Male verliefen äußerst enttäuschend. Insbesondere der bullig korpulente, stinkende und ganz offensichtlich menschenverachtende zweite Bewerber war so eklig, dass ich kurzerhand geflüchtet bin.

Dann habe ich, versteckt in einer normalen Tageszeitung, ein Inserat gefunden, das mich irgendwie ansprach: »Sportlicher Endzwanziger sucht junge Frau für besondere Stunden – und mehr.«

Das war so kurz und knapp, dass es schon wieder viel aussagte.

Ich hatte natürlich keine Ahnung, ob der Inserent vermögend genug war, um meinen Preisvorstellungen für eine Entjungferung gerecht zu werden, aber ich meldete mich auf die Chiffre-Anzeige, gab eine kurze Beschreibung meiner Person ab und sprach ganz offen die Entjungferung an. Und dass ich tatsächlich für das »und mehr« auf der Suche nach einer bezahlten Stelle als Liebesdienerin war.

Nein, verstehen Sie mich nicht falsch, ich wollte keine Prostituierte werden! Meine Dienste sollten nur einem einzigen Mann, einem einzigen Herrn zur Verfügung stehen! Aber eben über die gemeinhin bei Ehepaaren normalen sexuellen Gepflogenheiten hinaus und ohne Kennenlernen, miteinander Laufen und Heiraten, sondern auf rein geschäftlicher Basis.

Meine Vorstellung war, dass ich mit meiner Unschuld und ein paar Jahren als Dienerin eines potenten Mannes ein gesundes Polster für mein weiteres Leben erwirtschaften könnte. Nennen Sie mich blauäugig, Sex-Luder, Hure, naiv oder dumm.

Aber ich wusste, dass es einen Markt für solche Angebote gab. Natürlich wollte ich nicht bei jedem »anheuern«! Nein, ich dachte, dass ich schon das Recht beanspruchen konnte, zumindest auf eine gewisse Optik, ein gewisses Minimum an Umgangsformen, eine gewisse Sympathie halt, zu pochen. Immerhin hatte ich vor, mit diesem Mann Dinge zu tun, die Gleichaltrige eigentlich erst nach einem halben Jahr Zusammensein mit sich machen lassen. Und viele auch nicht. Oder nie.

Und mit meinen gerade mal neunzehn Jahren glaubte ich auch, genug mitbekommen zu haben, um mich vor Ausnutzung und Prostitution zu schützen. Ich hatte einen Vertrag aufgesetzt, der die Grenzen meiner Dienste ganz klar beschrieb und hatte bei einem Notar schon eine Unterbringung des unterschriebenen Vertrages abgesprochen: Er sollte in einem verschlossenen Umschlag aufbewahrt und nur dann vom Notar geöffnet werden, wenn ich mich nicht regelmäßig alle drei Monate bei ihm meldete; persönlich natürlich. Da würden dann auch Name und Adresse meines Arbeitgebers vermerkt sein, damit man nach mir sehen könnte. Eine, wie ich meinte, recht sichere Sache.

Mit diesem Vertrag, schön in einem neutralen Umschlag verpackt, saß ich jetzt also in dem vereinbarten Café und schaute nervös auf die hereinkommenden Gäste. Ich trug, wie vereinbart, einen kurzen Rock und eine Bluse, die mit meinem Haar farblich korrespondierte. Gerade war ein junges Pärchen hereingekommen, aber den Endzwanziger vermochte ich noch nirgends zu entdecken. Der abgesprochene Zeitpunkt war schon um fast zehn Minuten überschritten.

Plötzlich stand dieses junge Pärchen vor meinem Tisch und der Mann sagte mit sonorer Stimme: »Entschuldigen Sie unsere Verspätung, aber Sie wissen ja: Die Parkplatzsuche.«

Ich war erst einmal sprachlos. Dass unser Treffen im Beisein einer zweiten Frau stattfand, hatte ich am allerwenigsten erwartet.

»Dürfen wir uns setzen?«, fragte der Mann mit einem wissenden Lächeln.

Ich stammelte: »Selbstverständlich …«, bekam einen puterroten Kopf und schämte mich erst einmal für meine mangelnde Souveränität.

Er setzte sich sogleich neben mich. Die Frau nahm mir gegenüber Platz. Ich schätzte sie auf Mitte zwanzig. Sie war außerordentlich attraktiv, mit hellblond gelocktem Haar und einer Figur, die meiner in keiner Weise nachstand.

Natürlich hatte er meine Verwunderung bemerkt und so übernahm er die Gesprächsführung: »Darf ich Ihnen meine Frau Helena vorstellen? Sie müssen wissen: Wenn es zu dem angedachten Vertrag kommen sollte, dann werden wir drei eine Menge Zeit miteinander verbringen. Deswegen wollte Helena Sie auf jeden Fall auch kennenlernen, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Darum sind wir zu zweit.«

Die Bedienung kam zu uns und er bestellte drei Kaffee; meiner war schon eine geraume Weile leer.

»Wenn ich Ihre wenigen Zeilen richtig verstanden habe, so bieten Sie ein besonderes körperliches Privileg zum Verkauf an, suchen aber darüber hinaus eine Arbeitsstelle, die man dem Bereich Servicedienstleistungen zurechnen könnte?«

»Ja …«, stotterte ich. »So in etwa. Es würde natürlich auch eine einmalige Sache gehen, aber damit würde ich auf Zeit nicht weiterkommen. Ich suche schon eher etwas Dauerhaftes.«

»An welche Art von Dienstleistung genau haben Sie gedacht?«

Die Bedienung brachte unsere Kaffees und ich musste mit meiner Antwort einige Augenblicke warten. »Entschuldigen Sie, wenn ich das jetzt so im Beisein Ihrer Frau sage, aber ich stelle mir vor, dass ich für eher außergewöhnliche Sachen im Zusammensein da sein möchte …« Ich brach ab.

Er blickte seine Frau an. »Ach so. Sie meinen wegen Helena. Nein, das ist kein Problem. Wir haben beide eine sehr freie Auffassung vom Eheleben oder besser gesagt: Ich nehme mir meine Freiheiten und Helena gehört da einfach dazu.«

Ich wusste nicht, wie ich das interpretieren sollte.

»Außerdem würde der Vertrag Helena natürlich einschließen!«

Allmählich dämmerte mir etwas. Helena hatte auch Spaß an Frauen und der Mann hatte wohl nichts dagegen, mit zwei Frauen zu schlafen. Ganz so hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt.

»Damit habe ich nicht gerechnet. Es müssten ohnehin erst einige Dinge geklärt werden …« Da mir wieder die Stimme versagte, schob ich ihm einen Umschlag zu.

Er öffnete ihn, nahm den vorbereiteten Vertrag heraus und las ihn aufmerksam durch.

»Über … Einzelheiten kann man natürlich reden …«, stammelte ich, obwohl ich genau das nicht geplant hatte.

Sehr leise, damit es im Café nicht hörbar war, aber laut genug, dass Helena, die sich interessiert vorgebeugt hatte, es verstehen konnte, las er einige Punkte vor: »Kein Toilettensex, kein Analsex, keine Analdehnung, keine Prostitution, keine bleibenden körperlichen Schäden, Narben oder Male, alle drei Monate eine Woche Urlaub zum Besuch des Notars, ein hübsches Sümmchen für das Häutchen, ein angemessenes Gehalt … hmm … noch ein, zwei Punkte …«

Helena lehnte sich zurück. »Sagen Sie, meine Liebe, wie kommen Sie in Ihrem Alter auf so genaue und spezielle Vorstellungen?«

»Ich habe mich informiert«, antwortete ich. »Es gibt einfach einige Dinge, die ich nicht machen will; nicht machen müssen will. Ich möchte nicht gegen meinen Willen in irgendeiner Stadt in einem Puff enden oder gar irgendwohin verkauft werden und ich möchte nach der Zeit körperlich noch für ein ganz normales Leben geeignet sein.«

Helena schaute ihren Mann an. »Mir gefällt die Kleine, sie weiß, was sie will, und ich glaube, sie weiß auch, was sie erwartet, entscheide du.«

»Hören Sie«, meinte er, »ich möchte natürlich schon in etwa wissen, was ich für mein vieles Geld bekomme. Wir werden hier in der Nische praktisch nicht gesehen. Würden Sie mir erlauben, ihre Scham und ihre Brüste einmal anzufassen? Ich meine: Wie ernst meinen Sie es wirklich damit, sich mir ›zur Verfügung zu stellen‹?«

Wortlos öffnete ich zwei Knöpfe meiner Bluse und spreizte meine Beine leicht. Zuerst griff er mir an die Brust. Prüfend massierte er sie ein wenig und konnte so spüren, wie fest sie war. Dann knibbelte er an meiner rechten Brustwarze. Ich spürte, wie sie sich zwischen seinem Daumen und Zeigefinger aufrichtete. Ein leichter Schauer überlief mich und ließ mich frösteln. Mit dem Daumen fuhr er über die Warze, zog sie leicht nach unten und ließ sie hochschnellen. Sein Gesichtsausdruck war unergründbar. Seine Augen fixierten mich. Sie waren stahlblau, wirkten tief wie Gletscherseen und ich glaubte, darin zu versinken.

Anschließend fuhr er mir mit der linken Hand zwischen die Schenkel. Es erforderte meine ganze Selbstbeherrschung, die Beine nicht einfach zu schließen. Sie zitterten leicht. Ich musste meine Augen schließen, so konnte ich ihm nicht die seinen gucken. Als er sich meinem Schambereich näherte, wurde es für seine tastend suchende Hand eng. Ich schluckte und versuchte, wieder den Impuls zu unterdrücken, die Beine zusammen zu pressen. Dann gelang es mir, sie noch ein wenig weiter zu spreizen. Und noch etwas weiter. So weit gespreizt hatte ich noch nie irgendwo gesessen. Mit einem Griff umfasste er meinen Venushügel. Jetzt schaute er doch etwas überrascht. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich glattrasiert war. Während er mir wieder fest in die Augen schaute, drang sein linker Mittelfinger in mein Allerheiligstes ein. Mein Allerheiligstes, das noch nie zuvor von einer Männerhand berührt worden war. Mein Allerheiligstes, das, so wurde mir klar, in diesem Moment seine Heiligkeit verlor. Denn diese Hand, diese Hände würden, und über die Entscheidung war ich mir jetzt schon im Klaren, in Zukunft jederzeit das Recht und die Macht besitzen, dieses ehemalige Allerheiligste zu benutzen, darin einzudringen, damit Spaß zu haben und vielleicht noch mehr Dinge damit zu tun, die ich mir nicht wirklich vorstellen konnte. Ich wusste, dass »Nein« sagen zukünftig für mich nicht mehr möglich sein würde. Ich hatte ein pauschales »Ja« formuliert. Ein »Ja« für alles. Die letzten Minuten hatten dafür gesorgt, dass ich erregt war. Ich spürte ein leichtes Brennen und Ziehen in meiner Vagina. Es war mir nicht möglich, seinem Blick auszuweichen. Noch wusste ich nicht, dass es mir zukünftig nicht mehr erlaubt sein würde, ihn unmittelbar anzuschauen. Auf jeden Fall war ich so feucht im Schritt geworden, dass es ihm ein Leichtes war, mit dem Finger ein wenig in mich einzudringen. Er ließ den Finger etwas in meiner Scham kreisen, zog ihn heraus und hielt ihn prüfend unter seine Nase. »Sie müssen wissen, dass der Geruch ganz wesentlich über Sympathie oder Antipathie zwischen zwei Menschen mit entscheidet«, dozierte er. »Und Sie riechen gut.«

Da hatte ich keine Erwiderung drauf und so übernahm er wieder die Gesprächsführung, während er noch mal an seinem Mittelfinger schnupperte. »Ich sehe, Sie sind ungeschminkt?«

»Ja«, antwortete ich. »Ich kann keinen Sinn darin entdecken, durch grellrot geschminkte Lippen jedem Mann auf der Straße zu signalisieren, dass ich paarungsbereit bin.«

Beide lachten und der Mann sagte: »Etwas drastisch ausgedrückt, aber durchaus richtig.«

Er wandte sich wieder dem Tisch zu, unterschrieb mit einem schnellen Zug den vor ihm liegenden Vertrag und schob mir seine Zweitausfertigung auffordernd hin. »Ich brauche keine Änderungen. Wenn Sie wollen, ist es abgemacht.«

Meine Hände zitterten, als ich den Kugelschreiber aus seiner Hand nahm und meine Unterschrift unter den von mir selbst erstellten Vertrag setzte. Ich wusste nicht, ob ich es richtig machte. Ich wusste nicht, was wirklich auf mich zukam. Ich wusste nicht, welchen Gefahren ich mich auslieferte, ich wusste eigentlich gar nichts mehr. Ich wusste nur, dass mich diese Augen nicht mehr losließen.

Die restlichen Regularien waren schnell besprochen. Ich sollte mich bereits am übernächsten Tag bei ihnen einfinden. Ich würde den Vertrag zum Notar bringen, mein möbliertes Zimmer kündigen und meine überzählige Kleidung entsorgen.

»Sie bringen maximal einen kleinen Koffer mit und was Sie am Leibe tragen, damit Sie etwas zum Wechseln für Ihre Urlaubszeiten haben«, sagte er. »Kleidung benötigen Sie zukünftig nicht mehr. Und Sie müssen einen Tag früher kommen, da die vertraglich gewünschte, zärtliche und liebevolle Entjungferung außerhalb der regulären und vertraglich vereinbarten Zeit des Dienstes als Liebesdienerin liegt. Über Schminke und ähnliche Dinge haben wir ja gesprochen: So etwas benötigen Sie nicht und brauchen auch nichts mitbringen. Alles verstanden?«

Ich nickte.

So war also auch das entschieden. Ich hatte gerade einen Vertrag unterschrieben und doch, oder besser, gerade deswegen, wusste ich eigentlich nicht, was mir die Zukunft wirklich bringen würde. Das Brennen in meiner Muschi wollte irgendwie nicht abklingen.

2

So stand ich also mit meinem kleinen Köfferchen vor einer Tür in einer hohen Mauer. Das Anwesen schien groß zu sein, wenn man die Mauer als Maßstab nahm. Sie verlief in beide Richtungen einige Dutzend, vielleicht gar hundert Meter weit, ehe sie in einem stumpfen Winkel abknickte. Wie weit sie dann reichte, war von hier aus nicht einschätzbar. Nirgendwo in der Mauer entdeckte ich eine Öffnung, außer dieser Tür. Das Tor für die Zufahrt musste sich wohl auf der Rückseite des Grundstückes befinden. Wenn man sich dem Eingang näherte, konnte man einige hohe Bäume erkennen, die viele Meter über die Mauer hinausragten.

Zögerlich streckte ich die Hand aus und drückte mit dem Finger langsam den Rufknopf. Ich war pünktlich. Sehr pünktlich.

Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis ich das »Ja bitte?« vernahm und die Stimme des für mich immer noch namenlosen Mannes erkannte.

»Kyra hier«, meldete ich mich.

»Einen Augenblick, ich hole Sie am Tor ab.« Dann war Stille.

Es dauerte ein paar Minuten, bis sich die Tür schwer öffnete und der Mann vor mir stand. Er trug eine Jeans und ein blaues Flanellhemd, dazu Sandalen. Einfache Hauskleidung halt.

»Kommen Sie rein«, meinte er freundlich und nahm mir den kleinen und sehr leichten Koffer ab.

Ich machte erneut zögerlich die ersten Schritte in mein neues Leben und betrat einen Kiesweg, der sich zwischen den Bäumen hindurch zu einem wirklich großen Haus, einer weiß getünchten Villa schlängelte.

»Seien Sie nicht überrascht«, erläuterte mein Begleiter, während wir auf die Villa zugingen. »Ich bin zwar erst neunundzwanzig, habe das Haus aber von meinen Eltern geerbt. Hier bin ich relativ unabhängig. Es ist für Helena und mich wirklich ein bisschen groß ausgefallen. Wir haben hier nur selten Gäste, kaum Verwandtschaft und wenig Freunde. Wir leben ziemlich zurückgezogen. Von der Nachbarschaft bekommt man auch nicht viel mit.«

Und die Außenwelt bekommt nicht viel davon mit, was hier drinnen passiert, dachte ich bei mir, während wir den Kiesweg voranschritten.

»Heute sind Sie in einem der Fremdenzimmer untergebracht«, erklärte er. »Ihren späteren Arbeitsbereich besichtigen wir dann morgen.«

Ich war erstaunt, dass er immer noch beim förmlichen »Sie« verblieb. Aber er würde dafür sicher seine Gründe haben. Als wir uns dem Haus näherten, erkannte ich meinen Irrtum: Ich war zum Nebeneingang hereingekommen, quasi dem Bediensteten-Eingang. Der Haupteingang musste auf der gegenüberliegenden Seite liegen, vermutlich mit der entsprechend repräsentativen Einfahrt, aber auch von der hohen Mauer umschlossen. Hier führte nur eine kleine Tür ins Haus. Wir betraten einen Flur, der zu einer größeren Halle mit Freitreppe führte. Die Erbschaft schien nicht ganz ohne gewesen zu sein.

Helena betrat die Halle, nahm ohne ein Wort den Koffer entgegen und sagte zu mir: »Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.« Dann ging sie voraus die Treppe hinauf. »Sehen Sie, hier oben links geht es zu unseren Schlaf- und einigen Nebenräumen. Von dort führt auch noch eine kleinere Treppe nach unten in den Salon und in die weiteren Wohnräume. Daran schließt sich der Spezialbereich an, der in beiden Etagen von unseren Räumen aus zu erreichen ist. Aber das wird Bernhard Ihnen morgen alles zeigen.«

Endlich war er nicht mehr namenlos. Bernhard also. Und ganz offensichtlich nicht nur einfach Bernd.

Wir gingen nach rechts, wo eine Zimmerflucht begann. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass man hier mehrere Besucher recht problemlos unterbringen konnte. Wir betraten eins der Zimmer. Das Gästezimmer hätte in jeder Mietwohnung wahrscheinlich als Wohn- und Essbereich eine gute Figur abgegeben, so groß war es. Auch das Bett war eigentlich für mehr als eine Person ausgelegt. Das Zimmer war groß und hell. Als ich zu einem der beiden Fenster ging, erkannte ich, dass der Blick nach vorn in den Park hinausging. Meine Vermutung mit der repräsentativen Einfahrt war richtig gewesen. Ein schöner Blick. Ob ich den in Zukunft wohl auch hin und wieder würde genießen dürfen? Dass das in gewisser Weise tatsächlich so ähnlich kommen würde, konnte ich in diesem Moment noch nicht ahnen.

»Ich lasse Sie jetzt allein. Bernhard wird sich in ein paar Minuten um Sie kümmern. Fühlen Sie sich wie zu Hause«, meinte Helena. Zu Hause. Ja, dieses Haus würde vermutlich für mindestens drei Monate mein Heim, mein Zuhause sein. Aber ob mein künftiges Schlafgemach ähnlich prunkvoll, hell und wohnlich aussehen würde, daran hegte ich meine Zweifel.

Unschlüssig ging ich auf und ab und betrachtete die Ausstattung, die eher etwas älter, aber gediegen wirkte. Sicher hatte Bernhard sie nach dem Tod seiner Eltern so übernommen und nichts geändert. Warum auch? Alles machte einen ungemein wertigen Eindruck.

Ich überdachte wieder meine derzeitige Situation. Hatte ich das wirklich richtig gemacht? Würde ich das hier drei Monate aushalten? Was aushalten? Sicher war ich auf einigen Seiten gewesen und hatte ein paar Dinge gesehen, aber Bilder anschauen und etwas erleben, das sind zwei Paar Schuhe. Eine Entjungferung ist die eine Sache, vor allem, wenn man sich dabei vertraglich abgesichert hatte. Aber ich hatte mich für mindestens drei Monate jemandem ausgeliefert, der vermutlich sadistisch veranlagt war. Der Dinge von Frauen verlangte, die Helena offenbar nicht bereit war, ihm zu geben. Das würde mein Part sein.

Sinnend schaute ich aus dem Fenster in die Bäume vor dem Haus, als ich hinter mir die Tür gehen hörte. Es fing schon ganz leicht an zu dämmern. Ich drehte mich um und sah Bernhard, der einen Servierwagen in den Raum schob, auf dem ein Sektkühler stand, daneben zwei Sektgläser und eine Schale mit ein paar Antipasti.

»Ich habe mir gedacht, dass wir uns ein wenig Zeit zum Kennenlernen nehmen sollten«, sagte Bernhard. »Helena hat außer Haus zu tun. Wir sind allein und haben alle Zeit der Welt.« Er schenkte uns beiden ein Glas Sekt ein. Dem Anlass entsprechend. Wenn Helena außer Haus etwas zu tun hatte, dann konnte ich mir das lebhaft vorstellen. Welche Frau möchte schon im Haus sein, wenn ihr Mann eine Neunzehnjährige entjungfert? Auch wenn sie es wusste, auch wenn sie es trug, Begeisterung durfte man von ihr nicht erwarten.

Wir unterhielten uns. Bernhard fragte nach meinem bisherigen Leben. Da gab es nicht sehr viel zu erzählen, und so ließ er minimale Einblicke in sein eigenes Leben zu. Immerhin erfuhr ich, dass er nicht zur Arbeit gehen musste. Das Erbe war so ausreichend, dass er seine Zeit verbringen konnte, wie er sich das vorstellte. Rentier halt. Seine Beziehung zu Helena sparte er aus dem Gespräch komplett aus. Einerseits ging mich das nichts an und andererseits hatten wir am heutigen Abend ein bestimmtes gemeinsames Ziel, das Gespräche über andere Mitglieder des weiblichen Geschlechts eher unschicklich erscheinen ließ.

Nach und nach leerten wir den Sekt. Schließlich setzte er sich neben mich und begann, sanft meine Oberschenkel zu streicheln. Nicht fordernd. Nicht zielgerichtet, nein, sanft und vorsichtig. Dabei vermied er es noch, unter meinen Rock zu fahren. Ich wusste nicht recht, wie ich mich verhalten und was ich tun sollte. Mir fehlte jegliche Erfahrung. Er war etwa zehn Jahre älter als ich und wusste, wie man mit einer Frau umzugehen hat. Also lehnte ich mich zurück, schloss erst einmal die Augen und horchte in meinen Körper hinein. Das sanfte Kribbeln, wo seine Fingerspitzen meine nackte Haut an den Schenkeln berührten, mein klopfendes Herz und der Geruch des Mannes, der unmittelbar neben mir saß … All das nahm ich sehr bewusst wahr.

Plötzlich spürte ich seine Lippen auf meiner Stirn. Dann auf der Wange. Und schließlich auf dem Mund. Ganz leicht. Ich spürte noch keine Zunge. Dann knöpfte er meine Bluse auf, unter der meine Brüste prall und erwartungsvoll mit hoch aufgerichteten Nippeln warteten. Vorsichtig streichelte er mit den Händen darüber und wieder zog er eine Brustwarze mit dem Zeigefinger nach unten und ließ sie zurückschnellen. Dann fuhr er mit eben diesem Zeigefinger um den Warzenhof herum, ehe er die Brust mit der ganzen Hand ergriff und sanft massierte. Mir liefen Schauer über den Rücken, meine Hände, nein, die ganzen Arme zitterten und ich hatte einen Kloß im Hals. Ich glaube nicht, dass ich jetzt etwas hätte sagen können.

Er griff nach meiner linken Wange und schob meinen Kopf etwas zu sich. Dann küsste er mich auf den Mund und drang erstmals mit seiner Zunge zwischen meine zitternden Lippen. Ich öffnete den Mund etwas und ließ es zu, dass seine Zunge auf meinen Zähnen spielte. Schließlich traute ich mich und meine Zungenspitze begrüßte die seine. Was darauf folgte, war ein langer und intensiver Zungenkuss. Der erste meines Lebens. Es war himmlisch.

Ohne den Kuss zu unterbrechen, streifte er mir jetzt die Bluse vollends über die Schultern, drückte meine Arme nach hinten, und zog sie mir aus. Als er sich von meinen Lippen löste, öffnete ich die Augen und wieder versank ich in den seinen, die tief und unergründlich wirkten und mich fixierten. Er stand auf. Mit der linken Hand griff er um meine Schultern und mit der rechten unter meine Oberschenkel und hob mich hoch, als würde ich kein Gewicht haben. Er drehte sich um und trug mich zum Bett, worauf er mich vorsichtig ablegte. Dann zog er mir den Rock hinunter und schaute, während er sich das Hemd auszog, auf mich herab, wie ich so völlig nackt vor ihm lag. Erstmals warf ich einen Blick auf seinen muskulösen und braun gebrannten Oberkörper, der jedem Dressman zur Ehre gereicht hätte. Achtlos ließ er sein Hemd fallen, öffnete die Hose und ließ sie ebenfalls zu Boden gleiten. Darunter war er nackt. Sein Glied war erigiert und stand in seiner vollen Pracht nur ein paar Zentimeter von meinem Gesicht entfernt vor mir. Das war er also. Der Stolz eines jeden Mannes. Erstmals in meinem Leben sah ich einen Penis in natura und, ehrlich, ich war zunächst wenig beeindruckt. Schönheiten sind Männer eigentlich nicht. Schon gar nicht untenrum. Aber dieser Penis hier würde in nächster Zeit vermutlich einen Teil meines Lebens bestimmen. Wie auch immer.

Ich verlor sein bestes Stück aus den Augen, als er sich neben mich legte. Wieder küsste er mich. Dann wanderten seine Lippen über mein Gesicht, meine Wangen, das Kinn und den Hals hinunter zu meinen Brüsten. Leicht liebkoste er die Warzen mit seiner Zunge, spielte daran herum und saugte leicht daran, sodass sich Brustwarze und Hof in seinen Mund hineinwölbten. Fast schien es, als wollte er wie ein Baby Muttermilch trinken. Das währte aber nur kurz, denn er ergriff meine rechte Brustwarze mit den Zähnen und zog sie ganz leicht in die Länge. Ich erschauerte ein wenig. Wieder begannen seine Lippen und seine Zunge zu wandern. Immer weiter an meinem Körper hinab. Sie hielten kurz am Bauchnabel inne, ehe sie ihren Weg zum Ziel fortsetzten. Dieses Ziel lag zwischen meinen geschlossenen Oberschenkeln. Da er seitlich von mir lag, liebkoste er zunächst meinen Venushügel. Doch dann legte er sich mehr nach unten und schob meine Oberschenkel auseinander. Wieder musste ich den Impuls unterdrücken, mich dagegen zu wehren und die Beine wieder zu schließen, so wie damals im Café. Damals? Das war vorgestern gewesen! Und doch schien es eine Ewigkeit zurückzuliegen. An den Innenseiten meiner Oberschenkel entlang näherte sich seine Zunge wieder meinem Allerheiligsten. Ich zitterte, ich erschauerte und als seine Zunge ganz sanft an meinen Schamlippen auf und ab fuhr, konnte ich nicht mehr an mich halten und stöhnte leise auf. Wie Vibrationen liefen die Schauer ausgehend von meiner Scham durch meinen Körper. Als seine Zunge sich durch die Schamlippen hindurch zu meinem Kitzler vorgekämpft hatte, und auch dieser von der Zungenspitze massiert wurde, wogten konvulsivische Zuckungen durch meinen Körper und ich erlebte den ersten Orgasmus meines Lebens.

Ich stöhnte auf und wollte mich gerade entschuldigen, als seine Lippen mir den Mund mit einem tiefen und innigen Zungenkuss verschlossen. Ebenfalls erstmals in meinem Leben nahm ich von seinem Mund und seiner Zunge verströmend meinen eigenen Intimgeruch und -geschmack bewusst wahr. Ich war viel zu verwirrt, um zu protestieren, konnte aber ein leichtes Unwohlsein nicht unterdrücken, als ich daran dachte, soeben meine eigene Scheidenflüssigkeit geschmeckt zu haben.

Bernhard focht das alles nicht an, ich glaube, er hatte meine Reaktion gar nicht bemerkt, die so kurz nach dem Orgasmus auch keine körperlichen Auswirkungen hatte. Jetzt ließ er seine Hand zwischen meine Beine gleiten und massierte leicht meine Schamlippen, die Scheideninnenseite und meinen Kitzler, was ein sonderbares Gefühl hervorrief, hatte ich doch noch vor wenigen Sekunden einen Höhepunkt erlebt. Weiter küsste er mich am ganzen Körper und wechselte bei der Erkundung meiner Körperoberfläche zwischen Händen, Lippen und Zunge. Ich fühlte mich wie im siebten Himmel und empfand plötzlich eine intensive Liebe für diesen Mann, der einer Frau so unsagbar schöne Gefühle bereiten konnte.

Nach geraumer Zeit erst drang er vorsichtig in mich ein. Ich spürte sein Glied in mir. Spürte, wie es sich nach und nach seinen Weg in die Scheide bahnte und das Häutchen ohne einen spürbaren Schmerz durchstieß. Dann nahm ich die auf und ab wogenden Bewegungen des prallen Penis in mir wahr und empfand schon wieder höchste Glücksgefühle. Ich schämte mich für meine Gedanken beim ersten Anblick seines Phallus, genoss die schauerartigen, kribbelnden Wellen, die mein ganzes Ich durch- und umliefen und als er zum Höhepunkt kam, wogte mein zweiter Orgasmus durch meinen Körper.

Dann war Stille. Ich brauchte einige Augenblicke, um überhaupt wieder zu mir zu kommen. Erst jetzt fiel mir auf, dass er während der ganzen Zeit kein einziges Wort gesprochen und auch bei seinem Orgasmus keinen Laut von sich gegeben hatte. Stumm lag er neben mir und schaute mich an. Ich rückte näher an ihn heran und legte meinen Kopf in seinen Arm. Gleichzeitig streichelte ich ihm über den Bauch, erreichte seine Schambehaarung und berührte vorsichtig und ängstlich sein langsam abschwellendes Glied.

Er streichelte mir über die Wange.

Ich zog meine Hand zurück, nicht wissend, ob ich das überhaupt gedurft hatte. Doch er streichelte nur weiter meine Brüste und ich legte meine Hand auf die seine. So schlief ich vollends glücklich ein.

3

Als ich am nächsten Morgen davon aufwachte, dass die Zimmertür ging, schien schon hell die Sonne zum Fenster hinein. Bernhard kam ins Zimmer. Ich hatte nicht bemerkt, wann er aufgestanden war und mich verlassen hatte.

»Guten Morgen, die junge Dame«, meinte er förmlich. »Ich hoffe, Sie hatten eine gute Nacht.«

Wollte er mich jetzt auf den Arm nehmen? Er hatte vor wenigen Stunden mit mir geschlafen und jetzt siezte er mich? Oder machte er einen Gag? Immerhin lächelte er mich an.

»Sie können mit uns frühstücken, es ist alles vorbereitet. Kommen Sie einfach die Treppe hinunter und in den Salon.« Dann drehte er sich um und ging.

Ich seufzte und drehte mich im Bett um. War das nur ein Traum gewesen? Ein wunderschöner Traum? Er war so überzeugend gewesen, so zart, so liebevoll. Dann fiel mir ein, dass er nicht gesprochen hatte. Kein Liebesgeflüster, nichts. Sollte das wirklich alles nur geschäftsmäßig gewesen sein? Ich zuckte mit den Schultern. Bisher war alles so gelaufen, wie von mir verlangt. Jetzt war Bernhard dran.

***

Nachdem ich mich ausgiebig frisch gemacht hatte, ging ich runter in den Salon. Bernhard und Helena saßen bereits am Tisch, beide hatten eine dampfende Tasse Kaffee vor sich stehen. Unschlüssig näherte ich mich. Ich konnte Helena nicht in die Augen schauen. Was mochte er ihr vom vergangenen Abend erzählt haben? Alles? Nichts? Das war bei Helenas Fantasie eigentlich unerheblich. Sie wusste genau, was geschehen war. Möglicherweise malte sie sich die wildesten Dinge aus. Eifersucht ist schnell ausgelöst.

Niemand sprach, nur Bernhard wies stumm auf einen Platz, der für mich gedeckt war. Helena und Bernhard saßen nebeneinander. Er am Kopfende des Tisches, sie unmittelbar seitlich neben ihm. Mein Platz war an der gegenüberliegenden Seite. Schüchtern setzte ich mich hin. Es hätten sicher noch sechs bis sieben Personen mehr an den Tisch gepasst.

»Wir haben keine Hausdiener«, sagte Bernhard zu mir. »Wenn Sie Kaffee mögen, müssen Sie ihn sich in der Küche nebenan selbst in der Kaffeemaschine machen. Falls Sie keinen Kaffee möchten: Der Wasserkocher steht direkt daneben, die Teekiste auch.«

Der Tisch war reichlich gedeckt. Aber irgendwie empfand ich keinen Hunger. Ich ging in die Küche und machte mir einen Pfefferminztee, den ich wie immer ungesüßt trank. Nachdem ich mich wieder gesetzt hatte, schaute ich unschlüssig um mich. Ich hatte das ungute Gefühl, als ob kein Gespräch so richtig aufkommen wollte.

»Greifen Sie zu«, forderte Bernhard mich auf. »Man weiß nie, wie das Leben spielt und wann es wieder etwas zu essen gibt«, ergänzte er doppeldeutig.

»Danke, ich bin nicht hungrig«, antwortete ich und rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. Irgendwie war die Situation peinlich.

Bernhard und Helena schienen schon einige Zeit am Frühstückstisch zu sitzen und mit dem Essen fertig zu sein, sodass Bernhard die Lage auflösen konnte: »Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Haus«, meinte er, als ich den Tee fast leer getrunken hatte.

Ich beeilte mich, aufzustehen und folgte ihm aus dem Salon heraus. Er zeigte mir die vielen Zimmer, die Bibliothek, Küche und Nebenräume, aber natürlich nicht jeden Raum im Haus, das wäre zu viel und vor allem, auch unnötig gewesen. Das ganze Haus strömte diese altdeutsch-wohnliche Gediegenheit aus. Hochwertige Möbel, Ölgemälde, deren Wert ich mangels jeglicher Kenntnis nicht einmal erahnen konnte, schwere Teppiche und viel Holz. Aber irgendwie keine Individualität. Es gab keine Hinweise auf den Besitzer. Kein Nippes, der seine Neigungen angedeutet hätte. Keine Pokale oder Fotos, die auf seine Hobbys hingedeutet hätten. Nicht einmal gemeinsame Urlaubsfotos von Helena und ihm, aus denen man etwas über ihn hätte herausinterpretieren können, nichts.

Als wir von unserem kurzen Rundgang zurück in den Salon kamen, war Helena verschwunden. Der Tisch war abgedeckt und auf einem hübschen Deckchen stand eine Vase mit einer einzelnen roten Rose. Die rote Farbe der Blume erinnerte mich an meine Entjungferung, die praktisch gänzlich unblutig verlaufen war.

Bernhard wies auf eine völlig unscheinbare kleine Tür neben einem Regal. »Das ist der Durchgang zu dem Bereich des Hauses, in dem Sie sich zukünftig überwiegend aufhalten werden«, meinte er. »Das ist recht praktisch: Ich komme von hier schnell hinein, Sie können aber auch leicht hierherkommen, wenn ich Sie rufe.«

Also nur auf Anordnung, rekapitulierte ich.

Er öffnete die Tür, dahinter erschien eine zweite, mit rotem Leder gepolsterte Tür, die er ebenfalls öffnete.

Schallsicher!, dachte ich bei mir.

»Kommen Sie!«, forderte er mich auf.

Zögernd trat ich auf den Durchgang zu. Ich erspähte einen großen Raum, der komplett in Rot und Schwarz gehalten war. Als ich durch die Tür trat, sah ich, dass der Raum genauso hoch war, wie der Salon, was die Möglichkeit schuf, einige Gerätschaften an der Decke zu befestigen, die ich noch nicht richtig einordnen konnte. An der Wand war ein Andreaskreuz, überall sah ich Ringe und Ketten an den Wänden, Regale mit den unterschiedlichsten Lederriemen, Bändern und vielem mehr. Daneben einige Kommoden, deren Inhalt unergründlich blieb, die aber auch auf der Oberseite gepolstert waren, so, als sollten sie als Sitz- oder Liegefläche dienen. Der Raum war groß und voll. Es war unmöglich, alles mit ein, zwei Blicken zu erfassen. Auf der gegenüberliegenden Seite befanden sich mehrere Türen, die ebenfalls gepolstert waren. Ein Fenster entdeckte ich nicht, dafür aber eine Treppe, die nach oben führte.

»Hier wirst du zukünftig leben. Du wirst meinen Anordnungen folgen und für mich da sein, wann immer ich will und wie ich es will.« Übergangslos war er zum du gewechselt, als wir den Raum betreten hatten. »Dein Dienst beginnt morgen früh um sieben. Zu dem Zeitpunkt erwarte ich, dass du in Erwartungshaltung auf der roten Ledermatte dort kniest.«

»Erwartungshaltung?«, fragte ich.

»Das erkläre ich dir später. Ich sehe es nicht gern, wenn meine Liebesdienerin in diesem Raum Kleidung trägt. Dein Dienst beginnt zwar erst morgen früh, ich würde es aber vorziehen, wenn du dich ausziehst.«

Das war schnell passiert: Ich trug nur ein leichtes Kleidchen ohne Unterwäsche, das er kommentarlos an sich nahm und in eine Öffnung in der Wand warf, hinter der ich einen Müllschacht vermutete. Trotzdem war es auf so plötzliche Art und Weise ein komisches Gefühl, splitternackt neben einem komplett angezogenen Mann zu gehen, der mir wie selbstverständlich die verschiedensten Folterwerkzeuge und Bondageeinrichtungen zeigte, mit denen man eine Person, in diesem Fall vorzugsweise eine Frau, quälen konnte.

»Hinter den Türen befinden sich mehrere kleinere Räume mit diversen Unterbringungsmöglichkeiten für dich. Die wirst du bei gegebenem Anlass kennenlernen.«

»Unterbringungsmöglichkeiten« sah ich auch hier schon reichlich. Da gab es Käfige, die an der Wand befestigt waren, Käfige und Kisten in unterschiedlichsten Ausführungen und Formen und Käfige, die unter der Decke hingen. Nur eins hatten all diese Behältnisse gemein: Sie wirkten extrem unbequem!

Wir gingen die Treppe hinauf. Die Decke über der Empore war nicht mehr so hoch, dafür gab es die Möglichkeit, die Treppenhöhe mit zu nutzen. Auch hier oben wirkte alles äußerst gut ausgestattet. Genau über der unteren Eingangstür befand sich auf der Empore ebenfalls eine Tür, die, wie mir mitgeteilt wurde, ins Eheschlafzimmer führte. Gegenüber, über den Türen mit den Unterbringungsmöglichkeiten, befanden sich wieder drei Türen. Eine führte zu einem Raum in dem mittig eine etwa zwei mal zwei Meter große, lederbezogene Pritsche stand; selbstverständlich aber auch mit diversen Ringen an den Seiten versehen. An den Wänden und auf Tischen auch hier die verschiedensten Gerätschaften, die sicher auch in einer mittelalterlichen Folterkammer ihren Dienst hätten verrichten können.

»Hier kannst du heute Nacht schlafen«, meinte mein Herr. »Vorher hast du ausreichend Zeit, die Regeln zu studieren.« Er wies auf eine Art Heftchen, welches auf einem der Tische lag. »Da wird dir alles noch einmal genauestens erklärt. Die geforderten Stellungen, dein erwartetes Verhalten und einiges mehr.«

Im Nachbarraum befand sich eine Nasszelle.

»Dein Bad. Ich erwarte peinliche Sauberkeit, natürlich und insbesondere auch im Intim-, Oral- und Analbereich!«, verlangte er.

Es war der erste Raum mit einem Fenster, welches Tageslicht hereinließ. »Das Fenster lässt sich zum Lüften einen Spalt öffnen.«

Das Bad hatte neben einer Dusche zwei Becken. Ein normales Keramikbecken mit darüber befindlichem Spiegel und an der Wand neben der Eingangstür eines aus emailliertem Blech, wo Eimer und Reinigungszeug drunter standen.

»Wir haben eine Putzfrau. Die kennt diesen Bereich aber nicht und wird ihn nie betreten«, erklärte er mir. »Für die Sauberkeit in diesen Räumen bist du zuständig. Es wird insbesondere auch vorkommen, dass einmal Flüssigkeiten oder andere Dinge auf dem Boden verbleiben, die natürlich entfernt werden müssen.«

Als wir den dritten Raum betraten, war ich doch einigermaßen überrascht: Es handelte sich um ein helles, freundliches Studio mit zwei großen Fenstern, die natürlich auch nur auf Spalt zu öffnen waren, angefüllt mit diversen Sportgeräten, Laufband, Fahrradergometer und vielem mehr.

»Ich erwarte, dass meine Dienerin fit bleibt und einen straffen und beweglichen Körper hat. Hier wirst du mindestens zwei-, dreimal die Woche ein paar Stunden verbringen.«

Ich schaute mich um: Neben den Sportgeräten war da ein Regal mit Handtüchern, daneben standen mehrere Kisten mit Getränken, auch hier war ein Spiegel an der Wand. Ein wirklich gut eingerichtetes Studio, aus dem man vom Ergometer aus sogar einen wunderbaren Blick in den Park hatte. Richtig schön.

Wir gingen zurück in den Hauptraum auf der Empore.

»Ich lasse dich jetzt allein. Hier drin kannst du dich frei bewegen, solange ich keine anderen Anweisungen gebe. Heute also ohnehin. Du hast Zeit, dich mit den Regeln vertraut zu machen, du kannst etwas Sport machen oder auch ein wenig schlafen. Wir sehen uns morgen früh.« Er drehte sich um und ging zur Tür, die zum Schlafzimmer führte. »Siehst du die rote Lampe dort über der Tür?«

Ich nickte, dann besann ich mich und sagte: »Ja, Herr.« Das ging mir doch noch etwas zögerlich über die Lippen.

»Unten über der Tür sind auch zwei Lämpchen. Eine grüne und eine rote, so wie hier. Wenn die roten Lampen leuchten, darfst du die Türen nicht passieren. Wenn die grünen Lampen an sind, erwarte ich dich im dahinter liegenden Zimmer. Heute wird gegen Abend die grüne Lampe zum Wohnzimmer leuchten, dann steht dort ein Tablett mit Essen und Trinken, das kannst du dir holen.« Dann war er verschwunden.

Die Uhrzeit nannte er kein zweites Mal. Es hatte ja auch nur geheißen, dass ich um sieben Uhr auf der Matte zu knien hatte, nicht, dass er auch um sieben Uhr käme. Apropos auf der Matte knien … Ich ging ins Schlafzimmer, nahm unschlüssig die Anweisungsmappe in die Hand und schaute mich um: Nirgendwo in der gesamten Zimmerflucht hatte ich einen Stuhl oder Ähnliches gesehen, auf den man sich hätte setzen können, um so etwas in Ruhe durchzulesen. Im unteren Bereich hatte da zwar eine Art Sitzmöbel gestanden, aber das erinnerte mehr an ein altes Gestühl zur Hexenfolter, als an einen Lesesessel. Vielleicht gab es in den unteren Nebenzimmern so etwas? Er hatte mir die drei Räume nicht gezeigt.

Von Neugier getrieben, ging ich die Treppe hinab und öffnete die erste Tür. Dort sah ich in einem gefliesten und mit Wasserversorgung und Abfluss ausgestatteten Raum eine flache Vertiefung im Boden, die nach oben von einem Gitter verschlossen war. Da passte, so erkannte ich mit einem gehörigen Magengrummeln, gerade mal ein menschlicher Körper hinein. Wenn das bis oben hin mit Wasser gefüllt wäre, so wurde mir klar, wurde Atmen zum Problem. Eine der Zimmerecken war durch ein Gitter abgeteilt, welches ebenfalls gerade noch eine schlanke Person aufnehmen konnte. Ohne die weiteren Gitterboxen näher in Augenschein zu nehmen, flüchtete ich schaudernd zurück ins Studio. Dennoch ließ mich die Neugierde nicht los und ich öffnete die zweite Tür. Wieder erspähte ich verschiedene Behältnisse, die ganz offensichtlich für die Aufnahme einer einzelnen Person gedacht waren. Sie erinnerten teilweise an die Käfige im benachbarten SM-Raum, aber bei diesem Raum bestanden Wände und Boden aus grauem, festem Gestein.

Ich betrat den Raum. Vor einer schmalen Nische, die wie in den Fels gehauen wirkte, war wieder ein verschließbares Gitter angebracht. Ich ging näher heran. Ja, ich konnte mich soeben seitlich in den schmalen Schlitz zwängen. Sogar an eine kleine Nut in Brusthöhe war gedacht worden, um der ausladenden Oberweite einer Frau in diesem Verlies etwas Raum zu lassen. Auch hier wieder ein Gitter in der Raumecke. Diverse Halsbänder, Ketten und Schnüre, die an der Wand verankert waren, verdeutlichten den Sinn des Raumes weiter.

Ich traute mich kaum, die dritte Tür zu öffnen. Als ich es, von Neugier getrieben, dennoch tat, erschrak ich heftig. Das war ein Stall! Die hintere Hälfte des Raums war wie ein Schweinestall hergerichtet. Der Boden war mit trockener Erde bedeckt, die sicherlich schnell zu einer Matschlache wurde, wenn man sie nässte. Leinen und Ketten mit Ringen daran erfüllten die weiteren Erfordernisse. Sogar an den Futtertrog hatte man gedacht.

Innerlich zitternd ging ich zurück in mein Schlafzimmer und setzte mich auf das Bett. Ja, es schien wirklich so, als gäbe es hier jede Menge Bestrafungsmöglichkeiten, oder auch schlicht Unterbringungsmöglichkeiten, wie es mein neuer Herr vorhin formuliert hatte. Ich sollte lieber versuchen, ihn gnädig zu stimmen. Also lehnte ich mich etwas zurück und begann zu lesen. Jetzt erfuhr ich, was eine kniende Erwartungshaltung war und einiges mehr.

4

Am nächsten Morgen stand ich um sechs Uhr auf und machte mich frisch. Körperliche Sauberkeit war schließlich mehr als eine Selbstverständlichkeit und hätte gar keiner Erwähnung bedurft. Einzig das mit dem Analbereich, den ich selbstredend auch sauber hielt, immer sauber gehalten hatte, irritierte mich etwas, wo ich doch Analsex und -dehnung vertraglich ausdrücklich ausgeschlossen hatte.

Um exakt eine Minute vor sieben kniete ich mich, wie befohlen, auf die rote Ledermatte. Ich streckte den Rücken, setzte mich aufrecht hin, spreizte die Beine, soweit ich konnte, und legte die Hände mit den Handinnenflächen nach oben auf die Oberschenkel. Das war die Erwartungshaltung. Ich hatte so in Erwartung des Herrn zu knien, bis dieser mir einen anderen Befehl erteilte. Ähnlich sah die Disziplinhaltung aus, auch da hatte ich mich zu knien, die Schenkel brauchten hier nur leicht geöffnet zu sein, dafür musste ich eine Reitgerte auf beiden nach oben geöffneten Händen in Kopfhöhe präsentieren. Es erforderte nicht viel Fantasie, woher hier das Wort »Disziplin« kam.

Also harrte ich in Erwartungshaltung aus und erwartete das Erscheinen des Herrn. Wobei das Wort Erwartung vermutlich selten so viel Sinn machte, wie gerade heute Morgen.

Was würde mich erwarten? Ich hatte kaum geschlafen und die wildesten Vorstellungen und Fantasien waren mir durch den Kopf gegangen. Dennoch: Jetzt kniete ich hier und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Ich versuchte, so ruhig wie möglich zu sitzen. Natürlich hatte ich die Kameras entdeckt, die überall in den Räumen verteilt waren. Ich war überzeugt, dass meine neue Herrschaft die Kameras nicht nur heute ausgiebig nutzen würde. Einen Rückzugsort, eine Nische, in die er nicht hätte hineinsehen können, irgendeine Form von Intimität, die gab es nicht.

Die Zeit, die ich warten musste, war leicht nachvollziehbar. An allen Wänden des Raumes hingen Uhren. Vermutlich sollte die Sklavin, je nachdem was sie gerade erdulden musste und wie sie hergerichtet wurde, die Zeiträume durchaus erfassen können. Mir war aber auch nicht entgangen, dass die Uhren ganz offensichtlich elektronisch abblendbar waren.

Schön Kyra, sagte ich innerlich zu mir,