Leben mit dem Krebs - Sebastian Stranz - E-Book

Leben mit dem Krebs E-Book

Sebastian Stranz

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Beschreibung

Tagebuchartige Auseinandersetzung eines Betroffenen über einen etwas anderen Umgang mit Krebs, mit persönlichen Einsichten und Prozessen. Es geht um eine ganzheitliche Sichtweise von Gesundheit, Krankheit und Heilung. Unsere heutige Gesellschaft erträgt nichts, was nicht der Norm entspricht. Das spiegelt sich in unserem Umgang mit Krankheiten. Unsere moderne Medizin möchte sie so schnell wie möglich wegmachen. Das zeigt sich besonders deutlich am Beispiel Krebs. Aber "Wegmachen" ist nicht Heilen! Im Grunde ist die Idee "Wegmachen" recht primitiv, denn sie misstraut der Körperintelligenz, die ja auch in den Krankheiten Ausdruck findet. Ein Buch für die, die wissen wollen, worum es wirklich bei dem Prozess der Heilung geht. Dabei soll niemand von den Methoden der modernen Medizin abgehalten werden. Der Weg muss individuell gefunden werden. Doch wer für sich erkennt, dass "Wegmachen" nicht wirklich eine Lösung ist, dass alles wiederkommt, was bloß unterdrückt wurde - der sollte sich damit befassen, dass das Gegenmodell dann nur lauten kann: Erstmal mit der Krankheit leben! Erstmal die Krankheit akzeptieren! Frieden schließen mit dem Krebs! Bei den meisten Krebsgeschichten geht es um einen "Kampf gegen den Krebs". Doch damit wird man der neuen Lebenssituation nicht wirklich gerecht. Es geht darum, die Botschaft in der Krankheit zu erkennen. Und es geht darum, zu erkennen, dass der Krebs im Körper wichtige Regulations- und Reinigungsaufgaben vollzieht. Das sind Tabus. Denn nicht nur die Ärzte, das ganze Umfeld sagt einem, man müsse doch was "gegen den Krebs machen". Man macht ja etwas! Aber nicht gegen den Krebs, sondern für die Gesundheit! Es geht um einen Paradigmenwechsel in der Heilkunde! Noch einmal: Das bedeutet nicht, die Methoden der üblichen Krebsbekämpfung - Stahl, Strahl und Chemie - abzulehnen. Durch die wahren Prozesse der Heilung werden diese Methoden effektiver und die Nebenwirkungen werden abgemildert. Es muss im Einzelfall entschieden werden, welchen Weg der Heilungssuchende geht. Dieser Erlebnisbericht ist sehr persönlich und beschreibt die persönlichen Prozesse und Fragestellungen, die den Autor betreffen. Es werden daran aber auch die allgemeingültigen Prinzipien der Heilung sichtbar.

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Inhalt

Einleitung

Uuups – da isser wieder

Gehn wir’s an

CT-Auswertung: Kurskorrektur oder Entwarnung?

Tanz auf dem Vulkan

Der Schmetterling der Gesundheit

Leben mit dem Krebs

Neue CT: Was tut sich da im Körper?

Epilog

Anhang

Alle hier gegebenen Empfehlungen sollen niemanden vom Gang zum Arzt seines Vertrauens abhalten. Die Verantwortung für eine Selbstbehandlung übernimmt jeder selbst.

Die Frau des Autors spielt mutmaßlich eine Rolle bei der Entstehung der Krankheit. Aus der Sicht des Autors geht es bei der Entstehung der Krankheit aber nicht um Schuld, nicht um die eigene und erst recht nicht um die Schuld anderer. Es geht nur darum, den Prozess zu beschreiben und zu verstehen.

Einleitung

2022 wurde bei mir Lymphdrüsenkrebs in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert („Follikuläres B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom“). Eigentlich war ich jemand, der sich intensiv mit gesunder Lebensweise befasst und dies auch versucht an andere weiterzugeben: als Referent in der Erwachsenenbildung, als Betrieblicher Gesundheitscoach, als Buchautor. Immer war ich davon ausgegangen, dass ich es den anderen zeigen kann, wie man nicht krank wird. Es haben auch alle Faktoren gestimmt – nur den Stress habe ich unterschätzt. Der Stress im häuslichen Umfeld, der zum Arbeitsstress hinzukam, das Seelische, die Erfüllung der eigenen Seelenaufgabe, die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse… Man bekommt nicht nur Krebs, wenn man nicht gesund lebt. Man bekommt auch Krebs, wenn man gesund lebt, aber an sich selber vorbeilebt. Außerdem gab es natürlich auch noch Spielraum nach oben, wenn es darum ging, in meiner gesunden Lebensweise konsequenter zu werden.

Ich begann sofort ein „Tagebuch einer Krebsheilung“1 zu führen, denn ich wollte es dann wenigstens beweisen, dass man ohne die konventionelle Medizin wieder gesund werden kann, wenn man an die Ursachen rangeht: konsequenter werden in der gesunden Ernährung (mehr pflanzliche Rohkost), Stressreduktion, Lebensumfeld-Veränderung, Heilmeditation… Da ich vorher selten beim Arzt war, waren für mich die Begegnungen mit der heutigen Medizin oftmals „Begegnungen der Dritten Art“. Wenn mir die Ärzte erzählten, das habe mit meinen Lebensgewohnheiten überhaupt nichts zu tun, Krebs sei eine zufällige Mutation, die nur auf der chemisch-biologischen Ebene bekämpft werden könnte, dann war mir natürlich vollkommen klar, dass die Ärzte keine Ahnung hatten und fühlte mich darin bestärkt, die Chemotherapie zu verweigern.

Schließlich habe ich mich doch noch einer Chemotherapie unterzogen, und habe es überhaupt nicht bereut und habe es so erfahren, dass mir dadurch das Leben gerettet wurde und ich dadurch die Möglichkeit erhielt, einen neuen Anfang zu machen und mich wieder meinem Gesundheitsweg zu widmen.

Ich möchte es hier also betonen: Mit diesem Buch soll niemand von konventionellen Anwendungen – Operation, Bestrahlung, Chemotherapie – abgehalten werden! Es geht nicht darum, die konventionelle Medizin zu verteufeln, es geht darum, dass sie dringend ergänzt werden muss durch alternative Ansätze. Diese alternativen Ansätze sind allerdings eben nicht nur eine „Komplementärmedizin“, also eine ergänzende Medizin, sondern sie stellen auch eigene Heilungswege dar, die unter Umständen die konventionelle Medizin ersetzen können. Es muss immer im Einzelfall entschieden werden und ohne idiologische Schranken der beste Therapieweg zusammengestellt werden.

In meinem Fall war es so, dass der Lymphdrüsenkrebs einherging mit massiven Wassereinlagerungen. Durch das Wasser im Pleuraspalt, dem Spalt zwischen Lunge und Rippenfell, war die Lunge stark eingeschränkt. Ich bekam kaum noch Luft und brauchte nicht nur ständig ein Sauerstoffgerät, sondern auch regelmäßig eine Pleurapunktion. Vor diesem schulmedizinischen Eingriff hatte ich anfangs natürlich etwas Bammel, aber die Erleichterung hinterher war einfach göttlich: Wieder atmen zu können und für kurze Zeit auf dem Rücken liegen zu können, war ein Luxus, der mir vor Glück die Tränen in die Augen trieb. Das Glück hielt dann natürlich immer nur kurz an, weil das Wasser ganz schnell in den Pleuraspalt nachsickerte. So kam es, dass ich mich immer öfter – schließlich fast alle zehn Tage – in die Notaufnahme eines Krankenhauses begeben musste, um diese Pleurapunktion durchführen zu lassen. Als überzeugter Lebensreformer und Behandlungsverweigerer musste ich durch diese segensreichen Punktionen die Arbeit der Schulmedizin dann doch zähneknirschend anerkennen. Durch die Drohungen der Ärzte, es würde mich hinwegraffen, wenn ich nicht die Chemo mache, ließ ich mich dabei allerdings nicht aus dem Konzept bringen: Ich verließ stets das Krankenhaus wieder, ohne mich auf eine Therapie einzulassen.

So ging es natürlich nicht weiter: Irgendwann stand ich vor der Wahl: Entweder eine Dauerdrainage im Rücken zu haben oder mir den Pleuraspalt veröden und verkleben zu lassen („Pleurodese“). Die Auswirkungen einer zeitweisen Drainage durfte ich im Krankenhaus schon kennenlernen: Der Vorteil war, dass die Pflegekräfte jederzeit einfach durch ein Umlegen des Hahnes das Pleurawasser ablassen konnten. Die Nachteile aber überwogen: Nach kurzer Zeit begann die Stelle zu schmerzen. Da links bei mir die stärker befallene Seite war, strahlten die Schmerzen auch noch auf das Herz. Es fiel mir noch schwerer, in der Nacht eine erträgliche Liegeposition zu finden, ich brauchte nachts Schmerzmittel, um schlafen zu können. Außerdem suppte es aus der Drainage-Wunde so sehr, dass ich nachts tatsächlich in einer richtigen Pfütze lag. Das alles als Dauerzustand und dann auch noch beidseitig?

Ich hatte mich schon dazu entschlossen und mich auf diese düsteren Aussichten eingelassen, da man eine Drainage, im Gegensatz zu einer Pleurodese, im Heilungsfall immer noch rückgängig machen kann. Der Onkologe, der mir die Verordnung ausstellen sollte, erwähnte beiläufig, wenn ich es doch mit einer Chemo probieren sollte, dann könnte das Wasser sehr rasch verschwinden. Da wurde ich doch hellhörig. Ich ließ mich darauf ein. Mein Körper hat mich regelrecht erpresst: „Entweder du machst die Chemo, oder ich erwürge dich!“

Die erste Chemo-Anwendung erhielt ich im Krankenhaus, wo mir auch der Port eingesetzt wurde. Bereits im Krankenhaus verlor ich innerhalb weniger Tage 15 Kilo! Innerhalb der nächsten Wochen verlor ich nochmals 15 Kilo! Ich verlor innerhalb von etwa acht Wochen 30 Kilo – fast alles Wasser – von 90 auf 60!

Ich fühlte mich wie neugeboren und konnte mir wieder das Leben erobern: Spazierengehen, selbständig Einkaufen, Busfahren, Autofahren… Pleurapunktionen waren bald nicht mehr nötig. Ich schickte Bewerbungen ab, um eine neue Arbeit anzutreten. Ich hatte zwar meine bisherige Arbeitsstelle noch, aber ich wollte ja eine Lebensumfeld-Veränderung, weniger Stress usw.

Anfang 2023 meldete sich der Krebs zurück. Mein Onkologe riet mir natürlich wieder zu einer Chemotherapie. Im Februar hatte ich die erste Anwendung. Ich hatte aber das Gefühl, es lohnt nicht, erneut die Nebenwirkungen der Chemo zu ertragen, weil sich mein Körper in wunderbaren Reinigungsprozessen befand. Die wurden durch die Wirkungen der Chemo eher gestört, als dass dem Körper damit geholfen würde. So nahm ich also meinen Mut zusammen und besprach mit meinem Onkologen Anfang April einen Abbruch der Chemotherapie. Er „warnte mich dringend“, er hielt eine Rückkehr der gleichen Zustände wie vor einem Jahr für möglich. Ich wollte es aber darauf ankommen lassen. So strichen wir bei diesem Gespräch die weiteren Chemo-Termine, ließen aber die Termine für die Computer-Tomografie mit dem anschließenden Auswertungsgespräch stehen. Mir war es wichtig, durch diesen Prozess in Zusammenarbeit mit meinem Onkologen zu gehen – zwar eigenverantwortlich, aber doch überwacht. Jederzeit kann ich mich bei Verschlimmerung an den Onkologen wenden und die Chemo wieder aufnehmen.

Nun ist dieser Termin für die CT herangerückt: Übermorgen werde ich in die Röhre geschoben, in knapp zwei Wochen ist das Auswertungsgespräch beim Onkologen. Bis jetzt habe ich den Abbruch der Chemo nicht bereut, mir geht es prächtig! Den weiteren Verlauf beschreibe ich in diesem neuen Tagebuch.

Nochmals sei es hier gesagt: Es geht nicht um eine Verteufelung der Chemotherapie oder anderer konventioneller Heilmethoden bei Krebs. Niemand soll abgehalten werden, dem Rat seines Arztes zu folgen. Es geht darum, dass die Säulen der gesunden Lebensweise entscheidend helfen können, gesund zu werden: Durch sie werden die Nebenwirkungen der Chemotherapie abgeschwächt, durch sie werden die Heilungsprozesse unterstützt. Eine Zusammenarbeit mit einem guten Therapeuten ist sehr wichtig. Allerdings darf der Patient dabei natürlich nicht seine Eigenverantwortung an den Arzt abgeben. Erst recht nicht, wenn die Ärzte nach den wichtigen Faktoren für die Heilung gar nicht fragen: Ernährung, Positives Denken, Bewegung, Lebensumfeld, Harmonie in der Partnerschaft und mit den Angehörigen… Auch in einem „christlichen“ Krankenhaus fragen die Ärzte nicht nach weltanschaulichem Rahmen, Gebet und Meditation… Was nicht kassenzugelassen ist, das gibt es für die meisten Ärzte einfach nicht.

Unsere moderne Krebsforschung steckt seine Gelder in die Wunderwelten der Teilchenbeschleunigung und der Genmanipulation. Die angewandte Krebstherapie hinkt aber dem Stand der Wissenschaft bereits heute meilenweit hinterher, wenn sie die oben angesprochenen Säulen der Gesundheit einfach ignoriert. Natürlich sollte der Patient ein Interesse entwickeln, danach zu fragen, was heilt – egal ob kassenzugelassen oder nicht. Nicht alles, was die Kassen verleugnen, ist kostspielig und außerhalb der Möglichkeiten!

Zurzeit befinde ich mich also in einer Lage, wo ich durch meinen eigenen Prozess vielleicht doch noch beweisen kann, welche enormen ernstzunehmenden Heilwirkungen in den Säulen der Gesundheit liegen. Ich bin sehr gespannt, wie mein Onkologe beim Auswertungsgespräch reagiert und werde diesen Prozess in diesem Tagebuch weiter protokollieren.

Strausberg, Samstag, 19.05.2023

1 BoD, Norderstedt, 2023

Uuups – da isser wieder

Strausberg, Freitag, 10.02.2023

Vorgestern war ich beim Onkologen für die CT-Auswertung. Anlass für die CT waren meine angeschwollenen Lymphdrüsen am Hals. Ergebnis: Die Lymphdrüsen am Hals sind allem Anschein nach bösartig krebsig und der Krebs ist im ganzen Körper wiedergekommen. Es war absehbar. Meine Sichtweise wird hierdurch bestätigt: Die Chemotherapie vermag es, den Krebs zu unterdrücken, sie vermag es aber nicht, wirklich zu heilen. Das ist ja das Verständnis der Schulmedizin. Der Krebs müsste geheilt werden. Wenn der Krebs weg sei, wäre der Mensch gesund. Nein, wenn der Mensch gesund werden soll, muss nicht der Krebs geheilt werden – der Mensch muss geheilt werden, also wieder vollständig, ganz.

Der Arzt will mir Angst machen, in ein paar Wochen ginge es mir wieder so schlecht wie zuvor. Von meiner inneren Verfassung her, bin ich überhaupt nicht in Angst. Ich gehe in der Wintersonne spazieren und freue mich auf das neue Jahr mit seinen neuen Herausforderungen. Ich fühle mich unglaublich viel weiter als noch vor einem Jahr.

Ich bereue die Chemo nicht und würde wieder eine machen – aber nur, wenn ich wieder wegen Pleurawasser keine Luft mehr kriege. Ansonsten beginnt jetzt die wirkliche Heilung. Nach der Schulmedizin war der Heilungsprozess durch das Absetzen der Chemo unterbrochen und könnte jetzt durch eine erneute Chemo fortgesetzt werden. Nach dem Verständnis mancher Naturheilkundler wurde der Heilungsprozess durch die Chemo unterbrochen. Der Körper macht jetzt weiter, wo er aufgehört hat. Der Krebs ist nicht der Feind. Er hat seine Aufgabe der Regulation und Reinigung einfach noch nicht abgeschlossen.

Nun wird notwendig das „Tagebuch einer Krebsheilung – Teil 2“. Ich freue mich auf die neue Stufe der Heilung.

Ein Termin ist angesetzt im Bundeswehr-Krankenhaus für eine histologische Untersuchung. Dann gibt es wieder eine Auswertung beim Onkologen. Am 13.03.2023 ist wieder turnusmäßig meine Antikörper-Therapie dran. Daran wird sich erstmal nichts ändern.

Strausberg, Samstag, 11.02.2023

Mein Onkologe ist gut, auf den lasse ich nichts kommen. Es ist nur einfach so, dass ich an diesem Tag fröhlich war, wie an den anderen Tagen auch. Ich war aufgeschlossen, interessiert, fragte in Bezug auf ein Bild im Regal, ob das seine Kinder seien und wollte mich so gar nicht von einer erneuten Aufnahme der Chemo überzeugen lassen. Er hat mich auch in dieser Hinsicht in keiner Weise bedrängt und sogar betont, ich sei ein freier Mann. Nur hat ihn anscheinend meine Fröhlichkeit und Unbekümmertheit etwas irritiert, und die heiter-sarkastische Art, wie ich über die Aussicht auf eine erneute Chemo die Nase gerümpft habe. Daher hat er nochmal den Ernst der Lage herausgestellt und mir die Perspektive eröffnet, es würde mir schon in wenigen Wochen so schlecht gehen wie zuvor.

Ich bin dann auch etwas stiller geworden und habe ihm versichert, dass ich durchaus erfasst habe, was er mir sagt. Allerdings hat sich in meinem Innern nichts verdunkelt, das fröhliche Licht ist geblieben.

Wie kommt das?

Zum einen glaube ich nicht, dass das Leben uns zweimal vor die gleichen Herausforderungen stellt. Es kommen immer neue Herausforderungen. Daher denke ich eher nicht, dass es wieder zu den gleichen Wassereinlagerungen kommen wird. Das kann natürlich sein. Aber wenn, dann werde ich mich nicht nochmal monatelang damit hinschleppen und x Pleurapunktionen über mich ergehen lassen. Dass das eine Sackgasse ist, habe ich ja schon erfahren. Dann werde ich mich sehr viel schneller für die Chemo öffnen.

Aber wenn mein Körper mich nicht nochmal in dieser Weise zu bloß unterdrückenden, aber nicht heilenden Brachialmethoden zwingt? Ich denke eher, dann werde ich diese auch nicht anwenden. Dann überlasse ich dem Körper das Feld, dann darf er die Prozesse weiterführen und vollenden, die ich bedauerlicherweise durch die Chemo abbrechen musste.

Wenn ich daran sterben sollte, dann möchte ich mich mit Vehemenz gegen den Satz verwahren, „er hat den Kampf gegen den Krebs verloren“. Diesen Satz lese ich immer wieder in den ständigen Nachrufen auf prominente Krebs-Verstorbene. Für mich ist er ein Ausdruck eines überholten Heilungsverständnisses. In einem neuen Heilungsverständnis kämpft der Erkrankte nicht mehr gegen die eigenen Körperzellen! Und Krebszellen SIND AUCH eigene Körperzellen! Es ist so primitiv und dumm gegen sie zu kämpfen und offenbart das völlig fehlende Vertrauen in die eigene Körperweisheit. Die Grundlage für ein neues Heilungsverständnis ist das Vertrauen in die eigene Körperweisheit.

Krebs ist ein Heilungsprozess. Es ist ungewiss, ob man ihn überlebt, wie es bei anderen Heilungsprozessen, wie der Grippe, auch der Fall ist. Man kann daran sterben, wenn der Körper es nicht schafft. Aber in einem neuen Heilungsverständnis hindert man den Körper nicht mehr bei seinen Heilungsprozessen, sondern man unterstützt ihn darin. Viel Schlaf, vitalstoffreiche Ernährung, weitgehend ohne Industriezucker, wohltuende Spaziergänge in der Natur, angenehme Gespräche und: Positives Denken! Lass die innere Sonne scheinen!

Wie dumm ist dieses Denken, „o je, jetzt ist es ernst, jetzt muss ich kämpfen, jetzt muss ich mich anstrengen und muss die Marter der Chemo-Vergiftung heldenhaft ertragen, um siegreich daraus hervorzugehen…“ Wie dumm. Denn es geht nicht um Sieg oder Niederlage. Das ist kein Wettkampf wie ein Tischtennisturnier oder eine Schachmeisterschaft. Im Grunde ist es viel ernster. Die Botschaft ist viel ernster: Es geht ums Annehmen, es geht darum, die neuartigen Prozesse im eigenen Körper mit Wertschätzung und mit Neugier anzunehmen. Es geht darum, auch die Frage nach Leben und Tod anzunehmen und sie ganz in Gottes Hände zu legen. Annehmen in Fröhlichkeit. Gerade in der Fröhlichkeit liegt der wahre Ernst. Gerade dieser verbissenen Sichtweise „Kampf mit dem Krebs, um den Sieger zu ermitteln“ fehlt der rechte Ernst. Diese Sichtweise ist lächerlich und unwürdig.

Rufe fröhlich aus, „Hier stehe ich, so wahr mir Gott helfe! Es ist nun einmal so gekommen, aber ich will diese wunderbaren neuartigen Prozesse in meinem Körper nicht verdrängen, um die Botschaften, die darin für meine Seele liegen, so gut es geht, zu erfassen! Wie es auch ausgeht, ich lege meinen Weg in Gottes Hände!“ Der rechte Ernst führt zur Fröhlichkeit!

Strausberg, Sonntag, 12.02.2023

Heute war ich mal wieder spazieren mit meinem Freund T.. Bei gesundheitlichen Problemen steht er mir in nichts nach. Krebs hat er zwar nicht, aber dafür genügend andere „Baustellen“. Er hat es wunderbar ausgedrückt:

„Wenn der Arzt zu mir sagt, ‚Sie haben noch sechs Wochen zu leben‘, dann antworte ich, ‚sehr schön, ich dachte schon, ich muss am Montag wieder arbeiten gehen‘“.

Das ganze Drama, das die Menschen aufbauschen (und vom Kranken auch erwarten), findet nur im Kopf statt und bringt überhaupt nichts.

Warum sagt man in einem Nachruf über einen Krebskranken nicht etwas Positives, wie, „er hat seinen Frieden mit dem Krebs finden können“. „Seinen Frieden mit dem Krebs finden“, heißt nicht aufgeben, im Gegenteil, ich bin überzeugt, die Heilungschancen sind umso größer, je früher und je gründlicher man seinen Frieden mit dem Krebs gefunden hat.

Mein körperliches Befinden ist insoweit gut, dass ich ohne Probleme spazieren gehen kann, dass ich nachts auf dem Rücken liegen kann. Es gibt keine Ödeme mehr, und wenn ich frei atmen kann, dann geht es mir gut. Aufgrund der wirklich extremen Zustände im letzten Jahr, die ich auch wirklich nicht wieder haben will, haben sich meine Ansprüche ans Wohlbefinden etwas relativiert. Das bisschen, was mir sonst zu schaffen macht, fällt da gar nicht mehr so ins Gewicht. Die Lymphdrüse links am Hals ist noch weiter angeschwollen und richtig dick. Die Nebenhöhlen sind ständig verstopft, eine Erkältung mit Schnupfen und Niesen begleitet mich nun schon seit über zwei Monaten, wo sich mit Fieber und Nachtschweiß die Lymphdrüsen erneut gemeldet haben. Dadurch fühle ich mich natürlich auch etwas schlapp und benötige weiterhin viel Schlaf. Zwischenzeitlich hatte ich nachts auch richtig Kieferschmerzen und konnte stundenweise nicht schlafen. Aber das ist wieder abgeklungen.

Bei der histologischen Untersuchung soll nun abgeklärt werden, ob es nun vielleicht doch wieder nicht Non-Hodgkin ist, sondern Hodgkin. Wie auch immer. Für mich spielt das keine Geige, aber ordentliche Diagnose muss sein, zumindest schon mal für dieses Tagebuch.

Wie sieht sonst mein Alltag aus?

Ich warte auf den Bescheid für die Erwerbsminderungsrente. Ich bin noch mit der Auflösung der Berliner Wohnung beschäftigt. Meine Frau und ich haben jetzt mehr Zeit füreinander, haben unsere Fernsehabende für uns, ich begleite sie zu Arztbesuchen und zu kleinen Ausflügen, und sei es für einen Einkauf in einem kleinen Regionalladen mit regionalem Gemüse, selbstgebackenem Brot und Kuchen und biologischen Wurst- und Käsespezialitäten (für meine Frau, abgesehen von einem kleinen Stück Käse, das ich mir zum Probieren abschneide). Wenn das Frühjahr kommt und es wärmer wird, werden wir auch wieder größere Ausflüge machen.

Und ich schreibe jetzt an zwei Büchern parallel. Nach dem Abschluss vom „Tagebuch Teil 1“ habe ich sehr bald ein anderes Buch begonnen. Ich habe gemerkt, wie gut mir das Schreiben tut, wie wichtig es für mich ist, ein Projekt zu haben, an dem ich arbeite. Die erneute Krebs-Diagnose zwingt mich jetzt natürlich dazu, das „Tagebuch einer Krebsheilung“ fortzusetzen. Mein Ehrgeiz ist es zwar nicht mehr, den Heilungsweg ohne Schulmedizin aufzuzeigen, mein Ehrgeiz ist es aber immer noch, dass das Tagebuch mit der vollständigen Heilung abschließt!

Strausberg, Freitag, 17.02.2023

Gestern Vormittag habe ich mal wieder in Berlin Kisten gepackt und ins Auto gehievt. Dann bin ich noch am Nachmittag durch den hektischen Berliner Verkehr hindurch auf die Autobahn und nach Strausberg gefahren. Heute habe ich in Strausberg die Kisten aus dem Auto geholt und sie in den Keller oder in die Wohnung gebracht. Manchmal fühle ich mich echt ganz schön gefordert, dass mir keine Wahl gelassen wird, ob ich körperliche Arbeit machen will oder nicht. Das Leben verlangt von mir fast täglich körperliche Arbeit. Aber meistens fühle ich mich damit ganz einverstanden. So ein gewisses Pensum am Vormittag an work-out brauche ich schon, um gesund zu werden und meine Leistungsfähigkeit nicht zu verlieren.

Heute Vormittag hatte ich also auch wieder Kistentragen, danach noch eine Einkaufstour. Nach Mittag und Mittagsruhe kann ich mich jetzt wieder den geistigen Aufgaben widmen.

Ich sehe ein Video von Bodo Schäfer zum Thema finanzielle Freiheit und Wohlstand. Er spricht von der „Geld-Lücke“, also der Differenz zwischen dem aktuellen Kontostand und dem, wo man hinwill. Bei der Analyse, wie es denn dazu gekommen ist, wo man gerade steht, wirft er die Frage auf, was sind denn das für Glaubenssätze über Geld, die uns beherrschen, und woher kommen sie? Ich bin immer davon ausgegangen, Geld kommt von Arbeit. Durch die Arbeit erschafft man einen Wert, der einem „vergütet“ wird. Man verdient, was man „verdient“. Was war das Ergebnis meines Ansatzes? Mein Gehalt ist zwar im Laufe der Jahre immer weiter gestiegen, aber der Anstieg war nicht viel mehr als ein Inflationsausgleich, bzw. hat gerade die Kosten ausgeglichen. So hat es sich in den letzten 12 Jahren ergeben, dass ich privat und beruflich ein Auto brauche. Es kamen Kosten hinzu, die ich vorher nicht hatte. Die Einnahmen haben immer gerade so die Ausgaben gedeckt. Dann kommen aber noch Kredite hinzu für Neuanschaffungen. Bzw. übernimmt man sich mit der Anmietung einer Wohnung. Die Wohnung wurde angemietet mit der Aussicht auf eine Arbeitsstelle, die man dann aber niemals antreten durfte.

Mein Stand heute ist der, dass ich Schulden habe, von denen ich nicht weiß, wie ich sie bezahlen soll. Mit dem letzten Gehalt ging es noch gut – laufende Kosten und Schuldenabzahlung. Das Krankengeld, das ich derzeit noch beziehe, beträgt aber nur zwei Drittel davon, und die Erwerbsminderungsrente, sobald ich sie bekomme, nur noch die Hälfte. Daher bin ich jetzt in einer Schuldenfalle, oder ich kann meine laufenden Kosten nicht mehr bezahlen. Das ist jetzt der Punkt, wohin mich die Arbeit geführt hat. Treffend ausgedrückt, steht das schon in der Bibel:

„…ein Arbeiter ist seiner Speise wert.“

Matthäus 10:10

Das ist ja auch in Ordnung. Ich würde diesen Weg wieder genauso gehen. Aber ich würde Dinge zusätzlich tun, um Wohlstand aufzubauen. Es ist auch wieder ein bisschen so eine deutsche Haltung, diese sture Arbeitsethik. Es wird den Heranwachsenden beigebracht, sie müssten arbeiten gehen, um Geld zu verdienen. Das ist so nicht ganz richtig, man verdient ja nur „seine Speise“, man verdient also das, was man benötigt, um weiter arbeiten gehen zu können. Man erhält Geld, um arbeiten zu gehen, nicht umgekehrt.

Das „Median-Vermögen“, also das durchschnittliche angesparte Vermögen, ist in Deutschland erstaunlich niedrig, dafür dass Deutschland ein so reiches Land ist und so viel zu exportieren vermag. Das Investieren in Aktien ist in den USA ein ganz natürlicher Bestandteil der Kultur. Man investiert in heimische Unternehmen, man hält Anteile an ihnen. Dadurch identifiziert man sich mit der heimischen Wirtschaft, unterstützt sie und schafft sich dabei noch eine Altersvorsorge, die nicht der Inflation unterliegt. Das Median-Vermögen der USA-Bürger beträgt etwa das Zweieinhalbfache von dem der Deutschen. Die Idee dahinter gefällt mir immer besser, sofern man darauf achtet, nicht Branchen zu unterstützen, die man eigentlich ablehnt, z.B. Rüstungsindustrie oder Atomkraftwerke.

Das „Aktien-Spekulieren“ habe ich immer verurteilt. Ich habe es dem „Werte-Schaffen“ gegenübergestellt. Hinzu kam das Empfinden, dass ich mit Aktien Unternehmen unterstützen muss, hinter denen ich nicht stehe. Heute sehe ich es anders. Man kann sich ja die Unternehmen aussuchen, von denen man Aktien kauft. Natürlich soll man Werte schaffen. Auch heute noch würde ich es jedem Heranwachsenden empfehlen, einen Beruf zu erlernen, zu lernen wie man Brötchen backt oder Autos baut oder Kranke pflegt. Denn das ist und bleibt natürlich die Grundlage eines jeden Unternehmens, dessen Aktien man dann kaufen kann. Aber es sollte gleichzeitig schon den Heranwachsenden in der Schule beigebracht werden, wie man sich Wohlstand aufbaut. Natürlich gilt für einen Christen:

„Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“.

Matthäus 6:24

Aber wenn man mit dem Konzept „Arbeit“ fast zwangsläufig in eine Situation gerät, wo man seine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen kann, dann kann das ja wohl auch nicht der Sinn der Sache sein. Meine Ansprüche in Bezug auf die „Geld-Lücke“ sind gar nicht so astronomisch hoch, ich muss kein Millionär werden. Ich möchte einfach nur zur Ruhe kommen. Ich möchte einfach nur meine Verbindlichkeiten bedienen können und bei Gelegenheit mal ein neues Auto anschaffen. Mir würde ein deutsches „Median-Vermögen“ schon reichen – wovon ich mit meinem jetztigen Minus weit entfernt bin. Da kommt man aber als Arbeiter, zumindest in meiner Branche, Sozialarbeit, nicht hin.

Allerdings kommt meine Erkenntnis gerade zur rechten Zeit: Wenn ich doch erkenne, dass Arbeit nicht die Quelle des Wohlstands ist, so macht es ja nichts, dass mein Arbeitsleben, abgesehen von der Schriftstellerei, gerade beendet zu sein scheint. Arbeitsleben und Wohlstand aufbauen sind eben zwei ganz unterschiedliche Bereiche, die weniger miteinander zu tun haben, als die meisten denken.

Im Grunde dient der Aktienmarkt einem kommunistischen Ideal. Denn bei ehrlicher Betrachtung kommt man zu der kuriosen Erkenntnis, dass eben nicht durch „Volkseigene Betriebe“, sondern nur durch den Aktienmarkt das kommunistische Ideal erfüllt werden kann, dass die Betriebe eines Landes der arbeitenden Bevölkerung gehören…

Strausberg, Montag, 20.02.2023

Heute fahre ich nach Berlin, packe in der Wohnung noch letzte Kisten und gehe morgen ins Bundeswehr-Krankenhaus für die Gewebeprobe. Es fällt mir schwer, meine Frau allein zu lassen. Außerdem unterbreche ich ungern mein Schreiben am Computer. Ich hoffe ja, der Aufenthalt dauert nicht lange.

Wahrscheinlich wird mir wieder die Chemo angeboten, aber ich werde ablehnen. Die Chemo unterdrückt nur, aber heilt nicht. Das Unterdrücken hat mir sehr geholfen, als mir „das Wasser bis zum Hals stand“. Aber jetzt muss mir was anderes helfen. Am 16.02.2023 ist der deutsche Leichtathletik-Star Tim Lobinger an Leukämie verstorben. Ganze sechs Jahre schlug er sich mit der Krankheit rum. Nach Chemo und Stammzellentransplantation schien er schon den Krebs besiegt zu haben. Doch er kehrte wieder, „aggressiver“ als zuvor.

Wieder ein Beispiel, das mir zeigt, die Krebs-Unterdrückung ist nicht Heilung. Das „Wegmachen“ ist keine Strategie, es sieht nur erstmal gut aus. Der Körper muss es lernen, sein Milieu zu verändern. Wenn man dem Körper die Gelegenheit entzieht, seine Lernschritte zu machen, ist das alte Milieu ganz schnell wieder da – und produziert das alte Krankheitsbild. Deswegen ist es ja für mich keine Tragödie, dass der Krebs wieder da ist. In meiner Sichtweise heißt das, der Körper kann jetzt wieder „einsteigen“, er kann jetzt seine Heilungsprozesse noch durchleben, die durch die Chemo abgebrochen wurden.

In meiner Ernährung habe ich so meinen Rhythmus gefunden: morgens Obstfrühstück, mittags einen großen Salat, abends eine gekochte Mahlzeit. Beim Mittagessen schiebe ich mir noch ein paar Stullen oder Brötchen hinterher. Ich wollte ja irgendwo den Frischkornbrei aus der Schnitzer-Ernährung integrieren. Er wird ja normalerweise für das Frühstück empfohlen. Aber das Obstfrühstück hat sich für mich seit Jahrzehnten bewährt. Ich würde es als Rückschritt empfinden, morgens Getreide zu essen. Doch mittags nach dem Salat: Da würde er gut passen. Statt Brot oder dafür weniger Brot. Zurzeit brauche ich noch eine alte Packung Müsli auf. Morgens weiche ich mir immer eine Schale für mittags ein. Wenn die Packung aufgebraucht ist, kommt der eigentliche Frischkornbrei: eingeweichtes Schrot, das morgens aus ganzen Körnern frisch gemahlen wird.

So mache ich doch wieder einen Fortschritt auf dem Ernährungsweg und nähere ich noch weiter der Rohkost an. Die gekochte Abendmahlzeit bestehend aus Gemüse mit Kartoffeln oder Klößen oder Nudeln oder Reis oder Hirse oder Buchweizen will ich beibehalten. Aber wenn ich es schaffe, dass der Frischkornbrei die Brote ersetzt, dann habe ich immerhin zwei Rohkost-Mahlzeiten am Tag.

Dieser Ernährungsprozess wird jetzt wieder einmal durch einen Krankenhausaufenthalt unterbrochen. Ich hoffe bloß, für nicht allzu lang.

Bundeswehrkrknhs., Berlin, Mi., 22.02.2023

Vorgestern bin ich am Nachmittag zur Berliner Wohnung gefahren. Gestern kam ich hier ins Bundeswehrkrankenhaus. Bis gestern früh hat meine Frau noch durchgehalten, aber gestern Nachmittag hatte sie wieder den voraussehbaren Rückfall. Das Gute an der Sache ist, dass sich durch diese Zehntausendste Episode mit dem gleichen Ablauf ein gutes Gespräch mit der Tochter meiner Frau aus erster Ehe entwickelte. Sie rief mich an, um mir von dem Rückfall zu berichten, von dem sie vom Pflegedienst erfahren hatte. Sie hatten sich darauf verständigt, für meine Frau den Notdienst zu rufen, wenn sie heute Abend weiterhin alkoholisiert bzw. nicht ansprechbar ist. In dem Fall wäre es sogar besser, wenn sie nicht ansprechbar ist, denn wenn sie einer Krankenhaus-Einlieferung widerspricht, kann sie nicht mitgenommen werden.

Von daher ist es vielleicht gar nicht so falsch, wenn sich das hier noch hinzieht. Zuerst wollte ich möglichst schnell wieder raus, um bei meiner Frau sein zu können. Aber nun denke ich, es ist vielleicht sogar besser, wenn die Lage erstmal eskaliert. Seit Jahrzehnten projiziert sie ihre früheren Verletzungen auf ihre heutige Umwelt. Sie beschimpft so ziemlich alle, mit denen sie zu tun hat und gibt ihnen die Schuld an ihrem Leben. Auch ihre Tochter kann aus früheren Zeiten davon berichten. Ob jemals der „Schuss vorm Bug“ kommen wird, der bei ihr ein Umdenken bewirkt? Da bin ich mir ganz sicher, denn es gibt kein „Unheilbar“. Man weiß eben nur nicht, wann.

Mein Freund und Gesundheits-Kollege von der Arthrose-Selbsthilfe hat mir per E-Mail eine Rückmeldung gegeben zu meinem „Tagebuch Teil 1“ und dabei besonders das Thema Glaube aufgegriffen. Ich habe ihm geantwortet:

„…Du liest es ja, für mich ist der Glaube ganz wesentlich. Heute bei der Morgenmeditation fühlte ich mich mal wieder angeschlossen an eine ‚Infusion von christlichem Heilstrom‘. Diese Infusionen sind die wichtigsten in meiner Situation, auch wenn es nur wenige gibt, die das wirklich ernst nehmen…“

Diese „Aufladung“ ist für mich seelisch und körperlich spürbar und begleitet mich den ganzen Tag. Dieses Heilmittel erfüllt allerdings gleich drei Kriterien, dass es von den meisten nicht ernst genommen wird. Es ist nicht nur spirituell, sondern auch kostenlos und wohltuend. Es passt so gar nicht in das Dogma, ein wirksames Heilmittel müsse auf dem neuesten Stand der Wissenschaft, teuer und unangenehm sein. Sollten nicht wenigstens die Christen diejenigen sein, die sich von so einem destruktiven medizinischen Dogma lösen?

Strausberg, Samstag, 25.02.2023

Die drei Tage im Bundeswehrkrankenhaus von Dienstag bis Donnerstag waren medizinisch nicht recht erfolgreich. Ich war in einer dauernden Warteschleife. Wenn das Krankenhaus den Ehrgeiz hat, dass der Patient sich wie in einem Schloss fühlt, dann hatte es bei mir sein Ziel erreicht: Ich fühlte mich wie in einem kafkaesken Schloss. Wenn ich mit Termin zu einer Gewebeprobe ins Krankenhaus eingeladen werde, dann habe ich die kühne und verwegene Vorstellung, dass an diesem Termin die Operation gleich stattfindet. Allerdings hat man sich überhaupt erst Gedanken um meine Person gemacht, nachdem ich da war. So war erst am Ende des zweiten Tages überhaupt klar, welche Abteilung überhaupt für mich zuständig ist: Nicht die Onkologie, sondern die HNO. Dann musste herausgefunden werden, wann diese Abteilung überhaupt OP-Termine frei hat…

Am dritten Tag war ich in einer Dauer-Warteschleife von Vorgesprächen. Ich musste als aufgenommener Patient mit Bändchen um das Handgelenk nochmal zur Aufnahme, damit ich nochmal aufgenommen werde und meine Daten für die HNO freigeschaltet werden können. Es wurden nochmal Virus-Abstriche vorgenommen, die zwei Tage vorher schonmal abgenommen worden waren. Es musste geklärt werden, ob denn die Operation überhaupt ambulant oder stationär durchgeführt wird. Sie wird stationär durchgeführt. Dann fehlte im Gespräch mit der Ärztin von der HNO-Abteilung noch meine Akte. Ich wurde losgeschickt, um meine Akte zu besorgen, wobei sich herausstellte, dass diese aus zwei Teilen besteht: „Kurve“ und Patientenakte. Aufklärungen über die Operation mit zahllosen Unterschriften, die ich zu leisten hatte. Dann noch Gespräche mit den operierenden Ärzten. Am dritten Tag habe ich von 8 Uhr bis 13 Uhr alle Schritte abgearbeitet, ohne ein Frühstück oder Mittag erhalten zu haben. Zum Glück bin ich ja fit, ich wüsste nicht, wie ein Kranker das alles bewältigen soll…

Da die OP erst am kommenden Montag stattfinden kann, wurde ich am Donnerstag nach diesem Ritt wieder nachhause geschickt und soll am Montag wiederkommen. Am Donnerstag-Nachmittag habe ich nach der U-Bahn-Fahrt zur Berliner Wohnung und nach der Autofahrt nach Strausberg meine Frau natürlich wieder betrunken vorgefunden und hatte die nette Feierabend-Aufgabe, sie wieder einmal ins Bett zu hieven. Zum Glück kam dann noch der Pflegedienst, der die weitere Versorgung übernommen hat. Ein ganz normaler Tag eines Schwerkranken. Ich habe so ziemlich jeden Tag das Gefühl, dass ich Vollzeit zu arbeiten habe.

Zuhause habe ich dann die Nachricht vorgefunden, dass meine Erwerbsminderungsrente genehmigt wurde. Diese gute Nachricht bedeutet, wie oben geschildert: noch weniger Geld als mit dem Krankengeld. Das ist wirklich ein ungelöstes Problem und kein schönes Gefühl, von seiner Frau finanziell abhängig zu sein, wenn man bisher doch immer getrennte Konten hatte.

Über diese drei Tage im Krankenhaus, so zermürbend sie auch waren, bin ich aber nicht böse. Denn diesmal hatte ich einen Zimmernachbarn, der genau an den gleichen Tagen als Kardiologie-Patient im Krankenhaus war. Wegen Überfüllung der Onkologie war ich in der benachbarten Kardiologie einquartiert. Mit dem haben sich gute Gespräche entwickelt. Es gibt eben keine Zufälle.

Bundeswehrkrknhs., Berlin, Mo., 27.02.2023

Die Kafka-Schlaufe nimmt kein Ende. Bevor ich auf Station kam, saß ich vor der geschlossenen Patientenanmeldung. Ich füllte den Patientenbogen aus, den ich beim ersten Mal übersehen hatte und schnell noch in der Anmeldekabine ausfüllen sollte. Ich wollte diesmal alles richtig machen. Da das Bedienfeld von der Wartenummern-Ziehung blind war, fragte ich bei der Pförtnerin nach. Als sie mit mir mitkam, um sich das anzusehen, war das Feld natürlich gerade aktiviert. Ich zog meine Nummer. Als ich reingebeten wurde, erfuhr ich, ich könne direkt auf Station, da ich bereits freigeschaltet sei. Alles umsonst. Mir scheint, es gibt keine Chance, alles richtig zu machen. Auf Station wurde ich nach dem Covid-Test gefragt. Gestern am Sonntag musste ich extra früh herkommen, um in einem Zelt neben dem Krankenhaus einen Covid-Test zu machen. Man wundert sich hier auf der HNO-Station, dass das Ergebnis im Computer nicht sichtbar ist. Erst nachdem man mit mir zwei weitere unangenehme Covid-Abstriche gemacht hat, stellt man fest, dass das Ergebnis auf der Inneren freigeschaltet worden war, wo ich vorher gelegen hatte…

Nachdem man mir gesagt hatte, ich sei an dritter Stelle der OP-Liste, war ich auf einmal ganz vorne. Alles ablegen, Kittelchen an, Netzhose an, Häubchen auf – und schon ging’s los. Ich dachte schon, na endlich klappt mal was. Im Vorraum zum OP-Saal kam dann raus, dass ein Apfel vor 2½ Stunden nicht als nüchtern gilt. Ich darf sechs Stunden vor der OP nichts essen. Den Apfel habe ich gegessen, weil ich weiß, dass er nach einer halben Stunde den Magen wieder verlässt. Es wird hier aber kein Unterschied gemacht zwischen einem Apfel und einem Wurstbrötchen, das mehrere Stunden im Magen hängt. Ich hätte den Apfel nicht erwähnen sollen. Dummerweise habe ich Vorwissen in Ernährungsphysiologie vorausgesetzt. Jetzt sehe ich, wie naiv das war. Dabei habe ich den Apfel ja nicht aus Trotz gegessen, sondern weil ich weiß, dass mein Verdauungsapparat danach optimal saubergefegt und entlastet ist. Man hat mich zurück aufs Zimmer geschoben, und jetzt hänge ich mal wieder in der Warteschleife. Warte auf eine kleine Gewebeproben-Operation, auf die ich schon seit dem letzten Dienstag warte. Ich habe das Gefühl, am falschen Ort zu sein. Man spricht nicht dieselbe Sprache. Dabei brauche ich die aktuelle Diagnose eigentlich nur für dieses Tagebuch. Die neuerliche Chemo, die mir der Onkologe voraussichtlich empfehlen wird, werde ich wieder ablehnen, sofern das Wasser nicht wiederkommt. Ich möchte immer noch aufzeigen, was die Selbstheilungskräfte vermögen. Dafür sollte natürlich erst einmal dokumentiert sein, wie krank ich bin.

Auch heute Morgen habe ich wieder meine Heilstrom-Meditation gemacht.

Eine Freundin und ehemalige Arbeitskollegin, mit der ich am Mittwoch aus dem Krankenhaus telefoniert habe, arbeitet mit Orthomolekular-Medizin, also Nahrungs-Ergänzungsmitteln. Sie nimmt hochdosiertes Vitamin D. Obwohl ich von diesem Weg vollkommen überzeugt bin, habe ich nicht das Gefühl, dass das zu meinem Weg wird. Durch die Heil-Meditation fühle ich mich vollständig. Im christlichen Heilstrom ist alles enthalten, weshalb ja auch Lichtnahrung funktioniert. Ich will, zumindest vorerst, nicht zum Lichtköstler werden, aber ich bin überzeugt, wenn der Körper von Kraft erfüllt ist, kann er eventuelle Mängel ausgleichen. Wir müssen nicht einzelne Nährstoffe isolieren. Aber ich möchte wieder Gerstengraspulver und Sprossen in meine Ernährung einbauen. Das ist die Form von Nahrungsergänzung, die mich anspricht.

Die Hauptkomponente für meine Heilung sehe ich in der christlichen Heilmeditation. Das umschließt sowohl meine christliche Pranayama-Meditation als auch geführte Meditationen von Audio-CD.

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Nun ist die OP überstanden. Man flachst mit dem Patienten rum, bis er keine Antworten mehr gibt. Ich habe so tief und fest geschlafen, ganz wunderbar. Man will mir aber von dem Narkosemittel partout nichts für zuhause mitgeben…;) Nach der OP fühlte ich mich besser als vorher. Schlussendlich hat also doch noch alles geklappt. Meine Gesichtsnerven sind auch nicht durchtrennt worden. Vor der OP habe ich mit Chlorhexamed gegurgelt (zweimal, weil es ja zwei Anläufe gab). Das ist eigentlich nur für OP von innen, bei mir war der Eingriff aber von außen. Bei all den Missverständnissen und organisatorischen Pannen: Es ist doch das Wichtigste, dass man freundlich bleibt. Und hier sind alle sehr freundlich, das rechne ich ihnen hoch an.

Bundeswehrkrknhs., Berlin, Di., 28.02.2023

Heute werde ich entlassen, ich warte nur noch auf meine Papiere. Natürlich merkt man die OP-Wunde ein bisschen, aber ob es hier wehtut, oder ob es zuhause wehtut… Der Arzt ließ mich heute zweimal grinsen und sagte, der linke Mundwinkel hänge doch noch ein bisschen nach unter, aber das komme wieder.

Meine Frau habe ich heute angerufen. Sie gibt zu, dass sie gestern wieder getrunken hat, heute möchte sie aber nicht trinken und freut sich schon auf mich. Sie geht mittlerweile offen damit um, und das ist ja schon ein Fortschritt. Ihr tut wieder die linke Hüfte weh. Allmählich versteht sie, dass das nach dem Alkoholkonsum immer besonders schlimm ist.

Gestern Nachmittag klaute ich mir die Tageszeitung aus dem Wartebereich. Darin entdeckte ich einen ganz wundervollen Artikel von Elke Naters zum Thema „Darum werden Beziehungen toxisch“2. Sie erklärt, dass so ziemlich jeder Mensch Traumata aus seinem Leben mitbringt.

“…Das Trauma will geheilt werden und sucht deshalb nach Partnern, die es auslösen, so unsinnig das auch ist. Das erklärt, warum es sich nicht vermeiden lässt, den ‚falschen‘ Partner zu wählen, weil er genau der richtige ist, um diese Unsicherheiten zu heilen. Paare versuchen, sich gegenseitig zu therapieren, dabei kann man sich nur selbst therapieren.“ (…)

„Solange das Trauma nicht geheilt ist, werden wir immer wieder Situationen und Menschen suchen und anziehen, die diese Empfindlichkeiten triggern. Paare stecken dann im ‚loop of doom‘ fest, der Schleife des Grauens. Beide fühlen sich als Opfer und reagieren mit einem Verhalten, mit dem sie sich gegenseitig dort verletzen, wo es am meisten weh tut. Das wird zu einem Selbstläufer von destruktivem Verhalten.

Das Trauma kann nicht von Außen geheilt werden. Das heißt, das Loch im Herzen, das wir in uns tragen (…), kann nicht vom Partner geheilt werden, sondern nur durch eigene innere Arbeit. Die ‚Trigger‘ sind lediglich ein Hinweis dafür, wo die Verletzungen liegen. Jede Beziehung ist in dieser Hinsicht Therapie. Nur sind wir nicht zu Therapeuten ausgebildet und deshalb wird oft mehr Schaden als Gutes angerichtet. Das ‚Gute‘, die Heilung kann geschehen, wenn man die Verantwortung für die ausgelösten Gefühle übernimmt und als Hinweis sieht, sich selbst besser zu verstehen und anzunehmen.“

Sie spricht von einer „inneren Arbeit“ und dass „man sich nur selbst therapieren kann“. Also müssen wir alle zu „Selbst-Therapeuten“ werden. Es geht um den Weg der Selbsterkenntnis und Bereinigung, wie er…

Strausberg, Dienstag, 07.03.2023

…In dem Moment bin ich entlassen worden. Erst heute komme ich dazu, das Tagebuch weiterzuführen. Es ist einiges nachzuholen. Ich beginne damit, direkt anzuknüpfen:

„Es geht um den Weg der Selbsterkenntnis und Bereinigung, wie er…“

…von Jesus von Nazareth gelehrt wurde.

Was siehst du aber einen Splitter in deines Bruders Auge, und des Balkens in deinem Auge wirst du nicht gewahr?

Lukas 6:41

Darum, wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und wirst allda eingedenk, daß dein Bruder etwas wider dich habe, so laß allda vor dem Altar deine Gabe und gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und alsdann komm und opfere deine Gabe.…

Matthäus 5:23-24

Im heutigen Urchristentum („Universelles Leben“) wird dieser „Weg der Bereinigung“ erläutert: Selbsterkenntnis (im Sinne des „Gesetzes der Entsprechung“ – „was dich aufregt, liegt in dir“), Reue, Vergebung und Bitte um Vergebung, so es möglich ist: Wiedergutmachung, Nicht-mehr-Tun, Integration von Gesetzmäßigkeiten in die tägliche Lebensführung.

Auf Golgatha hätte Jesus für unsere Sünden bezahlt, heißt es, und wenn wir daran glauben, wären wir von allen Sünden frei. Bei der kirchlichen Interpretation des Golgatha-Opfers hat sich schon immer innerlich bei mir alles zusammengezogen und verdunkelt. Jetzt wird mir bewusst, wie durch die kirchliche Interpretation des Golgatha-Opfers nicht nur Gott als rachesüchtiger und blutrünstiger Straf-Herrscher dargestellt wird, der zur Versöhnung Qualen und Leid benötigt. Das ist schon eine unsäglich finstere Lehre, die jeder Liebe entbehrt. Hinzu kommt aber, dass die Menschen durch diese Lehre vom „Weg der Bereinigung“ weggeführt werden. Wenn wir schon von allen unseren Sünden frei wären, wozu würden wir dann noch einen „Weg der Bereinigung“ benötigen? Offenbar widerspricht die kirchliche Lehre der biblisch-christlichen Lehre, wie die beiden Zitate zeigen. Es ist unglaublich, wie geschickt die kirchliche Lehre die Menschen davon abhält, den christlichen Weg zu gehen. Kann sie nicht einzig von der Finsternis selber erfunden worden sein?

Dabei ist die Wahrheit so einfach: Durch das Golgatha-Opfer wurde die Erlöserkraft in die gesamte gefallene Schöpfung ausgeschüttet. Jede Seele, ob auf Erden inkarniert oder in den Astralwelten unterwegs, hat einen „Erlöserfunken“ erhalten. Dieser „Erlöserfunken“ garantiert den Aufstieg der Seele und die Heimkehr in die himmlischen Reiche. Das Geschehen ist gleichzeitig weitaus einfacher und weitaus größer, als dass es sich einzig auf unsere erbärmlichen Sünden beziehen würde.

Die müssen wir schon selber bereinigen.

Aber durch den Text von Elke Naters sind noch mehr Erkenntnisse hochgespült worden.

Wenn wir doch alle irgendwelche Traumata haben – ist dann nicht jede Paarbeziehung mehr oder weniger eine solche toxische Trigger-Falle? Ich habe ja bisher die Beziehung zu meiner Frau als eine Ausnahme gesehen, als keine echte Paar-Beziehung. Weil sie so extrem ist. Weil das Toxische so sehr im Vordergrund steht. Aber jetzt erkenne ich: Das ist mehr oder weniger das Normale. Wir alle müssen zu „Selbst-Therapeuten“ werden. Beziehung ist nicht die Quelle des Glücks. Sondern Beziehungs-Arbeit führt zum Glück – wenn wir es vermögen, an der Liebe festzuhalten, die über allem steht, über den vielen „Trigger-Momenten“, die wir aushalten und bearbeiten dürfen.

Es gibt gewisse Voraussetzungen, dass eine Beziehung trotz aller Toxizität konstruktiv bleibt:

Mindestens einer der beiden Partner muss ein „Selbst-Therapeut“ sein, bereit an sich zu arbeiten, den Balken im eigenen Auge zu sehen.

Das „Gift“ darf den „Selbst-Therapeuten“ nicht überfordern. Es ist also wichtig, dass er trotz aller Verletzungen, Beleidigungen, Herabsetzungen nicht in die Verbitterung abrutscht. Nur wenn er es vermag, in der Liebe zu bleiben, wird die Beziehung nicht destruktiv.

Körperliche Gewalt, die ein gewisses Maß überschreitet, ist Tabu. Dabei kann die Gewalt nicht unbedingt nur vom „toxischen Partner“ ausgehen, sondern auch vom „Selbst-Therapeuten“, wenn die Trigger ihn überfordern und provozieren. Rechtzeitige Trennung kann hier Schlimmeres verhindern!

Fremdgehen ist aus dieser Perspektive heraus, eine Ventil-Handlung. Es gibt ja genug attraktive Menschen, mit denen wir nicht diese Entsprechungen haben, die uns nicht in dieser Weise triggern wie der eigene Partner. Natürlich sehnt man sich nach einem solchen Zusammensein. Man fühlt sich dann „verstanden“. Aber das ist eben nicht der Sinn der Partnerschaft. Der „Richtige“ ist eben der, der uns triggert! Zu dem kehren wir ja dann auch zurück.

Von allen Seiten werde ich gefragt, warum ich mich nicht trenne. Hier ist die Antwort: Weil ich ein Selbst-Therapeut bin. Es wird immer gefragt, ob sie Fortschritte macht, ob sie sich weiterentwickelt. Tja, weiß ich nicht so genau. Ist auch gar nicht mein Thema. Ich bin SELBST-Therapeut, ICH muss mich weiterentwickeln! Hier sehe ich einen wichtigen Heilungs-Ansatz für den Krebs! So sehe ich schon zwei Gründe, weshalb ich glaube, dass wir im christlichen Glauben den besten Weg zur Heilung gehen können:

die Aufnahme des christlichen Heilstromes,

der Weg der Bereinigung, um zu einer harmonischen Paar-Beziehung zu gelangen.

Es gibt viele Ansätze, die „Selbstheilungskräfte zu aktivieren“ und sich „auf dem Weg der Selbsterkenntnis zu therapieren“. Wenn wir Christus nicht miteinbeziehen, ist das für mich, als ob wir nach dem Licht suchen, aber mit der Sonne nichts zu tun haben wollen.

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Ich wurde am 28.02.2023 entlassen, fuhr zum letzten Mal zu meiner Berliner Wohnung, habe die letzten Kisten gepackt, fuhr von da zu meinem Neffen, um die Wohnungsschlüssel abzugeben, habe zuhause die Kisten vom Auto in die Wohnung geschleppt. Die Strausberger Wohnung ist jetzt ziemlich vollgestellt. Jetzt, wo endlich nichts mehr nachkommt, kann ich anfangen, allmählich Ordnung zu schaffen. So ist meine Situation: Ich kann jetzt in Strausberg allmählich zur Ruhe kommen. Jeden Tag ist noch so viel zu tun. Mein neues Leben als Erwerbsminderungsrentner ist angefüllt, so dass ich kaum mehr Zeit zum Schreiben habe als vorher. Von daher steht für mich eine ehrenamtliche Aufgabe – wie etwa bei der „Tafel“ – noch nicht an. Meine neue finanzielle Situation klären, ist eine davon. Ich bin dem Rat meiner Mutter gefolgt und habe eine Einnahmen-Ausgaben-Aufstellung verfasst. Dementsprechend ergeben sich weitere Schritte.

Meine Frau hatte in der Zwischenzeit einen echten psychotischen Schub, man kann es nicht anders sagen. Ihre extremen Anfeindungen und Gewaltfantasien, ihre Beleidigungen, bis hin dazu, die Trennung auszusprechen – all das kann ich einordnen. All das ist am nächsten Tag vollständig vergessen. Wer sonst sollte damit umgehen können, wenn nicht ich? Ich liebe sie mit alledem, weil ich ihre rufende und dürstende Seele sehe, die hinter der Oberfläche auf Erlösung wartet. Sie ist dann bereit, wenn sie sich für die Erlösung öffnet. Sie kann sich dann öffnen, wenn ihre Engel stärker werden als ihre Dämonen. Wer könnte sie auf diesem Weg unterstützen, wenn nicht ein Christ? Wie kann man also in einer konstruktiven „selbst-therapeutischen“ Beziehung leben, wenn nicht als Christ? Es ist mir ein Rätsel.

Strausberg, Donnerstag, 09.03.2023

Am letzten Montag beim Fäden-Ziehen wurde mir eröffnet, dass es sich bei der Schwellung am Hals um bösartiges Tumor-Gewebe handelt. Das war mir ja bereits klar seit der letzten CT-Auswertung. Was mich eher beschäftigt: Was mir diese kafkaesken Tage im Krankenhaus zu sagen haben. Sie sind für mich ein Abbild für mein gesamtes Leben. Genauso auf Formalitäten fixiert und dabei dysfunktional habe ich unser Bildungssystem erlebt. Ich mache ein Abi in der Abendschule und muss mich mit Wissensinhalten herumschlagen, die mit meinem Ziel, Sozialarbeit zu studieren, nichts zu tun haben. Meine Hoffnung dabei ist es, dass ich im Studium endlich Dinge lerne, die mir wirklich was bringen. Mein Abendschul-Abitur hatte einen schlechten Noten-Durchschnitt. Es ging nur darum, überhaupt zu bestehen. Denn ein „Nichtschüler-Abitur“, wo einen die Prüfer nicht kennen, ist eben ganz anders als ein normales Abitur, wo einen die Lehrer gezielt auf die Prüfungsinhalte vorbereiten können. Dennoch wurde ich aber an der Berliner Fachhochschule aufgrund dieses Abi-Durchschnitts nicht angenommen und hätte mich auf eine Warteliste setzen lassen können. Ich als Abendschul-Abiturient wurde mit den normalen Abiturienten verglichen, vollkommen unsachgemäß.

Weil ich ja sowieso verspätet dran war, ging ich nach Frankfurt am Main, wo ich an der Fachhochschule sofort angenommen wurde. Allerdings war das meiste von dem Studium wieder nur ein Alibi-Wissen, Inhalte, die in keinem Bezug zur wirklichen Arbeit standen. Die Inhalte, die für mich wichtig wurden und die ich mitgenommen habe, hätte ich in einem halben Jahr erwerben können. In einem weiteren halben Jahr hätte ich meine Diplomarbeit geschrieben – die für mich natürlich sehr hilfreich und weiterbringend war. Schließlich konnte ich mir das Thema selbst aussuchen. Ich weiß noch, wie ich im Studium lernte, das damalige Arbeitslosengeld auszurechnen. Alles veränderte sich, nicht nur die Gesetze, sondern auch die Währung. Das Wissen war natürlich später nichts mehr wert. Ich studierte dreieinhalb Jahre, die Regelstudienzeit, statt einem Jahr. Nach meinem Jahrespraktikum fand ich eine Stelle als Erzieher, wo ich unglücklich war. Da war ich für drei Monate. Danach arbeitete ich als Altenheim-Sozialarbeiter, wo ich ebenfalls unglücklich war. Altenheim-Sozialarbeit war keiner von den drei Schwerpunkten, die ich gewählt hatte. Da war ich für ein und ein viertel Jahr. Danach fand ich 15 Jahre lang nichts als Sozialarbeiter, obwohl ich mein Studium mit 1,0 abgeschlossen hatte. Ich jobbte als Altenheim-Pflegehelfer, als Küchenhelfer, als Versandmitarbeiter, und als Sanitätshaus-Mitarbeiter. Erst 15 Jahre später begannen die 12 Jahre als Sozialpädagoge in der Arbeit mit Arbeitslosen. Hier fand ich die Erfüllung für meinen schwierigen Berufsweg.

Diese Tage im Krankenhaus spiegelten mein Leben, das Gefühl, am falschen Ort zu sein, zu warten und nicht zu wissen, ob ich „nochmal aufgerufen werde“. Aber am Schluss findet sich doch noch alles, nach vielen Umwegen kann ich sagen, dass der Weg nicht umsonst war… Diese Umwege dienten dazu, mich zu vielen Begegnungen mit Menschen zu führen und dabei „das System“ immer besser verstehen zu lernen. Ich habe es gelernt, in der Gegenwart zu leben und mich in jede Begegnung bewusst hinein zu begeben…

Strausberg, Freitag, 10.03.2023

Dass meine oben geschilderten Probleme Luxusprobleme sind, damit werde ich unmittelbar konfrontiert. Mein iranischer Untermieter vermisst seinen Bruder und hat mich gebeten, ihm bei der Suche zu helfen. Der Bruder war von Teheran aus in die Türkei losgeflogen, mit dem Ziel, über die Balkanroute nach Berlin zu kommen. In Belgrad wurde er am 13.01.2023 am Flughafen festgenommen. Am 15.01.2023 gab es den letzten Handykontakt. Nun weiß mein Untermieter nichts mehr von seinem Bruder und ist ziemlich verzweifelt. Bei meinen Recherchen bin ich schon so weit vorgedrungen, dass der serbische Staat wahrscheinlich kein Ansprechpartner ist, der uns da weiterhilft. Über den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes habe ich eine Online-Suchanfrage aufgegeben. Es kam bereits gestern ein Rückruf aus Potsdam, wo ich so bald wie möglich mit meinem Schützling hinfahren werde, um die Details aufzugeben und die unverbindliche Anfrage in einen festen Auftrag umzuwandeln. Bei meinen Recherchen nach Flüchtlingslagern in und um Belgrad stieß ich auf ein illegales Flüchtlingslager hinter dem Hauptbahnhof. In verlassenen Produktionshallen vegetieren etwa 1700 Flüchtlinge vor sich hin, zum Teil ohne Aussicht auf ein Weiterkommen. Ihre Gelder für Schleuser sind aufgebraucht. Sie sind aufgegeben worden, und mehr und mehr von ihnen geben sich schließlich selber auf. Sie sind vom serbischen Staat nicht gewollt, werden nicht mit Essen und Trinken versorgt, leben unter katastrophalen hygienischen Bedingungen, sind der Kälte schutzlos ausgesetzt. Manche von ihnen schlafen den ganzen Tag und versinken in Depressionen.

Diese Menschenfeindlichkeit, diese Auffassung, der Mitmensch an sich wäre eine Bedrohung, ist in meinen Augen eine schwere Verirrung unseres Denkens. Das trifft bereits für die Auffassung zu, der Mitmensch wäre eine Last. Zumal es sich bei diesen Mitmenschen um junge arbeitsfähige Menschen handelt, die sich ein neues Leben aufbauen wollen und die unsere überalterte westliche Gesellschaft dringend braucht.

In der nächsten Woche fahre ich mit meinem Untermieter zum DRK Potsdam. Ich helfe ihm, da ich ja ohnehin schon überlegt hatte, mich ehrenamtlich nützlich zu machen. Wie dumm wäre es da, nein zu sagen, wenn die Aufgaben auf mich zukommen!

Strausberg, Mittwoch, 15.03.2023

Mein iranischer Untermieter hatte keine Geduld bis nächste Woche und ist gestern schon, wo ich verhindert war, alleine nach Potsdam gefahren. Umso besser. Dafür habe ich heute nochmal bei der serbischen Botschaft angerufen und tatsächlich erreicht, dass sie eine Anfrage an die Polizei Serbien stellen wollen, wo der Festgenommene sich aufhalten könnte. So habe ich bereits meine ehrenamtliche Tätigkeit. Sie kam auf mich zu.

Am Montag war ich bei meinem Onkologen in Berlin. Das Ergebnis aus Lübeck, wo meine Gewebeprobe hingeschickt wurde, war noch nicht da. Er hat mir aber schon dringend empfohlen, die Chemo zu machen. Er sprach von der Gefahr, dass die Lymph-Tumore auch die Blutbahnen angreifen, bzw. abdrücken und beschädigen können. Wenn es einen Riss in einer Blutbahn gibt und es anfängt zu bluten, dann höre es nicht mehr auf: Exitus. Ich habe das alles mir angehört, um es zuhause in Ruhe abzuwägen. Ich schließe die Chemo ja nicht mehr kategorisch aus. Allerdings ist es schon mein Wunsch, jetzt endlich mal den Heilungsprozess zum Zuge kommen zu lassen und ihn nicht schon wieder durch die Chemo abzubrechen. Eine abschließende Entscheidung über meine Behandlung konnte ja sowieso noch nicht am Montag gefällt werden.