Liebe besteht jeden Tag - Andrew Grey - E-Book

Liebe besteht jeden Tag E-Book

Andrew Grey

4,8
6,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

»Wir gehören zusammen. Du bist ein Teil von mir – jetzt und für alle Zeit.« Len und Cliff kennen sich seit ihrer Schulzeit, doch nach dem Abschluss trennen sich ihre Wege für fünf Jahre. Als Cliffs Ehefrau bei einem Autounfall ums Leben kommt, macht Len es sich zur Aufgabe, den gebrochenen Mann aus seinem Schneckenhaus zu locken und weckt damit nicht nur in ihm längst vergessene Gefühle. Doch obwohl Len auch Cliffs zweijährigen Sohn Geoff sofort ins Herz schließt, ist ihre gemeinsame Zukunft alles andere als rosig. Denn niemand weiß, ob ihre Liebe es schafft, jeden Tag aufs Neue vor den Augen der Gesellschaft zu bestehen… Buch 2 der »Liebe...«-Reihe

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 348

Bewertungen
4,8 (16 Bewertungen)
13
3
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Deutsche Erstausgabe (ePub) April 2013

Für die Originalausgabe:

©2009 by Andrew Grey

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Love means... courage«

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2013 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Umschlagillustration: Marek Purzycki

Bildrechte Umschlagillustration: Nolte Lourens;

vermittelt durch Shutterstock LLC

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

ISBN ePub: 978-3-95823-515-1

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem den Autor des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber seiner Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane des Autors und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

Klappentext:

»Wir gehören zusammen. Du bist ein Teil von mir – jetzt und für alle Zeit.«Len und Cliff kennen sich seit ihrer Schulzeit, doch nach dem Abschluss trennen sich ihre Wege für fünf Jahre. Als Cliffs Ehefrau bei einem Autounfall ums Leben kommt, macht Len es sich zur Aufgabe, den gebrochenen Mann aus seinem Schneckenhaus zu locken und weckt damit nicht nur in ihm längst vergessene Gefühle.Doch obwohl Len auch Cliffs zweijährigen Sohn Geoff sofort ins Herz schließt, ist ihre gemeinsame Zukunft alles andere als rosig. Denn niemand weiß, ob ihre Liebe es schafft, jeden Tag aufs Neue vor den Augen der Gesellschaft zu bestehen…Buch 2 der »Liebe...«-Reihe

Prolog

»Mr. Parker, ist das Licht so weit?«

»Ja, Mr. Stevens, kann sofort losgehen.« Ich bin schon seit einer halben Stunde fertig. Len schaltete den Scheinwerfer ein und richtete ihn auf Front und Mitte der Bühne aus, um dann auf den Start der Generalprobe zu warten.

»Danny, Sandy, können wir anfangen?« Der Schauspiellehrer bestand darauf, die Schüler während der Proben mit ihren Charakternamen anzusprechen; er glaubte, dass ihnen das dabei helfen würde, sich besser in ihre Rollen einzufinden. Len hingegen war – nach den zahlreichen Proben, die er bereits hier oben auf der Beleuchtungsebene saß und alles beobachtete – eher der Ansicht, dass es die Schauspieler noch mehr verwirrte. Aber wer fragte schon nach seiner Meinung?

»Ja, Mr. Stevens«, hallte es im Chor von hinter dem Vorhang nach vorne.

Die Probe begann. Lens Aufgabe war es, einen der beiden Scheinwerfer zu bedienen. Er und seine beste Freundin Ruby befanden sich weit oben auf der Plattform und folgten den Beleuchtungsanweisungen, während unten die Theaterprobe lief.

Sie waren seit der fünften Klasse befreundet, aber Len hatte die Befürchtung, dass Ruby vielleicht in ihn verknallt war, obwohl er sein Bestes gab, sie nicht zu ermutigen. Sie war seine beste Freundin, und er wollte das nicht mit irgendwas Romantischem versauen. Außerdem, wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, war sie nicht sein Typ – wirklich nicht sein Typ –, aber darüber wollte er lieber nicht allzu genau nachdenken.

Sie beugte sich zu ihm rüber und berührte seinen Arm. »Ich weiß nicht, warum du dich freiwillig hierfür gemeldet hast. Ich meine, es ist cool, dass du's getan hast. Aber es ist nicht gerade das, womit du für gewöhnlich deine Zeit verbringst.«

Stimmt, normalerweise wusste er sich anders zu beschäftigen. Aber der Theaterlehrer, der zufällig auch sein Englischlehrer war, hatte versprochen, jedem, der bei der Aufführung mithalf, Extrapunkte anzurechnen.

Kurz drehte er den Kopf zu Ruby. »Ich brauche in Englisch alles, was ich kriegen kann.« Dann wandte er sich schnell wieder der Bühne zu, um keinen seiner Einsätze zu verpassen. »Außerdem«, flüsterte er leise, als er den Lichtstrahl auf Sandy richtete, »ist es doch ganz lustig.«

Das war es tatsächlich, aber er konnte Ruby garantiert nicht sagen, warum genau. Er erweiterte den Radius des Lichtkegels, um sowohl Sandy als auch Danny damit zu erfassen, und musste sich davon abhalten, laut zu seufzen.

Gott, du verhältst dich echt wie ein Mädchen. Er schüttelte den Gedanken ab, bevor er sich darin verlieren konnte, und lenkte seine Aufmerksamkeit zurück auf das Geschehen auf der Bühne.

Cliff Laughton spielte Danny Zuko, und während der gesamten Proben hatte Len sehr viel an ihn denken müssen. Insbesondere spät nachts, wenn er allein in seinem Bett lag, hatte Cliff Laughton in den letzten Wochen unzählige Fantasien entfacht – meist darüber, wie er unter der schwarzen Lederjacke, dem weißen T-Shirt und den Jeans, die definitiv eine Nummer zu klein waren, aussah.

Gerade rechtzeitig kehrte Len aus seiner Fantasiewelt zurück, um das Licht an die Summer Lovin'-Szene anzupassen. Schnell wechselte er die Filter aus und vergrößerte den Lichtstrahl, um die gesamte Bühne erfassen zu können, als das Lied begann.

Len war begeistert. Die Tanzbewegungen der Schauspieler waren sehr anzüglich, besonders für so eine kleine Stadt wie Scottville in Michigan, aber Len war sich dessen kaum bewusst. Alles, was er wahrnahm, war Cliff, der seine Hüften bewegte und mit seinem knackigen Hintern wackelte.

»Sie ist wunderschön, nicht wahr?«

Scheiße! Ruby waren seine schmachtenden Blicke aufgefallen.

Er nickte nur und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Offensichtlich ging sie davon aus, er wäre von Sheila Gowell so angetan, dem Mädchen, das Sandy spielte. Und das war gut so.

»Ja, ist sie.«

Eigentlich hielt er Sheila für eine maßlos affektierte Kuh, die anderen die Show stahl, aber das hätte er Ruby niemals gesagt. Er konnte es sich nicht leisten, dass irgendwer auf falsche Gedanken kam. Er musste diese Gefühle für sich behalten.

Es mochte zwar 1979 sein, aber das hier war nicht New York oder San Francisco, sondern Scottville, Michigan. Allein der Gedanke, dass irgendjemand herausbekam, er könnte möglicherweise auf Jungs stehen, genügte, um ihm kalte Schauer über den Rücken zu jagen.

»Es läuft gut, findest du nicht?« Ruby war näher herangerückt und lehnte nun an der Brüstung, während das Treiben auf der Bühne weiterging.

»Ja, tut es.« Er senkte seine Stimme so weit, dass sie kaum zu hören war. Über das Scheinwerferlicht hinweg lächelte er sie an und konzentrierte sich dann wieder auf das Spiel und seine Einsätze.

In der Pause stieg er von der Beleuchtungsplattform runter und ging zu ihrem Schauspiellehrer hinüber, der in die Nähe der Bühne stand.

»Passt soweit alles oder möchten Sie irgendwelche Änderungen?«

»Nein, das Licht ist perfekt.« Motivierend legte ihm der Lehrer eine Hand auf die Schulter. »Gute Arbeit – weiter so!«

Len wollte sich gerade umdrehen und zurück an die Arbeit gehen, als er Cliff am Rande der Bühne bemerkte.

»Mr. Stevens«, rief er und sprang von der Bühne herunter. Dabei verlor er sein Gleichgewicht, stieß mit Len zusammen und riss ihn mit sich zu Boden. Bäuchlings landete er auf Len, der kaum noch atmen konnte – und das lag nicht nur daran, dass Cliff ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Luft aus den Lungen gepresst hatte.

Er konnte Cliffs Wärme durch seine Kleidung hindurch fühlen und als er seine Augen öffnete, blickte er direkt in Cliffs. Zu seiner Überraschung wandte der den Blick jedoch nicht ab, sondern erwiderte ihn. Der Ausdruck in seinen Augen war warm und weich, sein Atem roch nach Pfefferminz.

Entsetzt bemerkte Len, wie sich etwas bei ihm zu regen begann, und er wand sich unbehaglich unter Cliff. Das wäre die ultimative Erniedrigung – verdammt, er würde nie darüber hinwegkommen, sollte Cliff bemerken, dass er hier einen Ständer bekam.

»Cliff… Len… seid ihr beide in Ordnung?« Der Trubel um sie herum vertrieb den letzen Rest des Zaubers, der sie gefangen gehalten hatte.

Cliff erhob sich von Len und kam wieder auf die Beine. »Mir geht's gut, aber ich bin auf Len gelandet.« Er sah zu Len hinunter, der noch immer ausgestreckt auf dem Boden lag. »Bist du okay?« Er streckte seine Hand aus und Len ergriff sie. Langsam kam auch er wieder auf die Füße.

»Alles in Ordnung, nur ein bisschen außer Puste.« Und enorm erleichtert, dass du nichts sagst und offenbar auch nichts bemerkt hast. »Nichts passiert.«

Die Aufregung legte sich und die Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den zweiten Akt. Len lauschte den Anweisungen, bevor er sich auf den Weg in den hinteren Teil der Turnhalle machte und zurück auf die Beleuchtungsplattform kletterte.

Ruby stand dort – sie hatte seinen Platz beim Licht eingenommen. »Bist du wirklich okay?«

»Ja, mir geht's gut.«

»Okay, Jungs und Mädchen, lasst uns den zweiten Akt in Angriff nehmen!«

Das Licht wurde gedimmt und Len schaltete den Scheinwerfer ein. Er versuchte, sich auf die Bühne zu konzentrieren, mit seinen Gedanken war er allerdings definitiv woanders: bei Cliff Laughton.

Er hatte tatsächlich Cliffs Körper auf seinem gespürt. Zugegeben, Cliff war gestolpert, aber das spielte für seine aktive Vorstellungskraft und seinen hormongesteuerten Körper offensichtlich nur eine untergeordnete Rolle. Er hatte das Gefühl genossen und schwelgte noch immer darin.

Zum Glück war es dunkel, sodass niemand ihn sehen konnte, außer Ruby, deren Augenmerk komplett auf die Bühne gerichtet war. Für einen Moment ließ er seine Gedanken schweifen, unterbrach sich jedoch selbst, als die Schuldgefühle einsetzten.

Ich sollte diese Gedanken nicht haben. Ich darf nicht. Ich darf einfach nicht.

Ruby schaute ihn an. »Hast du was gesagt?«

Len schüttelte den Kopf und sie wandte sich wieder der Probe zu. Das Stück nahm seinen Lauf. Len verpasste keinen seiner Einsätze und machte Pause, als das Bühnenbild für den Drive-in umgebaut wurde.

Das Licht war schummrig, nur sein Scheinwerfer strahlte auf Danny und Sandy herab, als er versuchte, sie im Auto flachzulegen. Unwillkürlich stellte Len sich in ziemlich plastischen Bildern vor, wie er selbst bei Cliff im Auto saß und Cliffs Hände über seinen Körper wanderten. Während er der Szene unter sich folgte, war er sich sicher, dass er Cliff nicht wegstoßen würde, nicht, wenn er damit durchkommen könnte.

Um ein Haar hätte er seinen nächsten Einsatz verpasst. Er wechselte hastig die Filter und richtete das Licht neu aus, schaffte es aber gerade noch rechtzeitig. Dennoch brachte ihn dieser Beinah-Fehler dazu, seine Gedanken für den Rest der Probe im Zaum zu halten, und so lief alles glatt.

Am Ende schaltete er das Licht aus und ließ es abkühlen, bevor er Ruby von der Plattform herunterhalf. Alle waren um die Bühne herum versammelt und unterhielten sich angeregt. Die Aufregung in ihren Stimmen war nicht zu überhören.

»Len!« Er sah sich um und sah Cliff in seine Richtung marschieren. Len wartete bis er ihn eingeholt hatte. »Hey, ich wollte nur nochmal auf Nummer sicher gehen, dass ich dich nicht verletzt habe.«

Len schüttelte den Kopf. »Nein, mir geht's gut.«

Cliff ließ ein breites, strahlendes Lächeln aufblitzen und sagte: »Nach der letzten Vorstellung am Samstag machen wir eine kleine Abschlussfeier bei mir zu Hause. Du kannst auch kommen.«

»Danke.« Anstatt das zur Kenntnis zu nehmen und wieder abzuziehen, stand Cliff einfach nur so da, und Len fragte sich, ob es da noch mehr gab, das er sagen wollte. Die Stille begann, unangenehm zu werden. »Ich versuch's«, fügte Len hinzu.

»Gut.« Cliff zögerte erneut. »Gut.« Er vergrub seine Hände in den Taschen. »Ich wollte…«

Was immer Cliff hatte sagen wollen, wurde von Sheila unterbrochen, die auf sie zugestürmt kam und ihn am Arm packte.

»Da bist du ja! Ich bin fertig und du wolltest mich doch nach Hause fahren.« Sie ignorierte Len völlig und zog Cliff zu ihren wartenden Freundinnen hinüber. Len sah noch, wie Cliff sich flüchtig zu ihm umwandte, dann war er zwischen den anderen Schülern verschwunden.

»Du kennst Cliff Laughton näher?« fragte Ruby, die plötzlich hinter ihm auftauchte. »Zu schade, dass diese Schlampe Sheila ihn sich gekrallt hat.«

Len drehte sich zu ihr um, überrascht von ihrer Ausdrucksweise.

»Na, ist doch wahr«, fuhr sie fort, »und er ist zu nett, um ihr zu sagen, dass sie verschwinden soll. Vielleicht könntest du uns beide mal bekannt machen?« Ruby stand schon seit der siebten Klasse auf Cliff Laughton.

»Er hat mich nur nochmal gefragt, ob's mir gut geht, und mich zur Abschlussfeier am Samstag eingeladen.« Dass Cliff ganz offensichtlich noch etwas anderes auf der Zunge gelegen hatte, ließ er wohlweislich unter den Tisch fallen. »Würdest du mich begleiten?«

Ein breites Grinsen zog sich über ihr Gesicht und sie nahm seinen Arm.

»Liebend gern.« Sie starrte ihn so lange an, bis beide anfangen mussten, zu lachen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach draußen und warteten dort auf Lens Mutter, die sie abholen wollte.

***

Am Samstagabend setzte Lens Mutter Ruby und ihn bei Cliffs Party ab, nicht jedoch ohne sie vorher wie ein CIA-Agent durch die Mangel zu drehen.

»Wenn es dort Alkohol gibt, lasst ihr beide die Finger davon und ruft mich an.« Lens Mutter konnte enorm respekteinflößend sein und keinem von beiden kam der Gedanke, ihr zu widersprechen. »Ich hol' euch um elf wieder ab.«

»Okay, Mom.« Len half Ruby aus dem Auto. »Wir kommen schon zurecht.«

In weiser Voraussicht verzichtete er darauf, die Augen zu verdrehen – seine Mutter hätte es sowieso sofort mitbekommen. Diese Frau bekam alles mit.

Die Party fand offensichtlich im Innenhof statt. Ein Feuer war entzündet und Tische, beladen mit Essen und Getränken, in der Nähe aufgebaut worden. Der Großteil der Theaterbesetzung war bereits anwesend und so gesellten sie sich einfach dazu und grüßten in die Runde. Len kannte jeden. Die Mason County Central High School war nicht groß genug, um nicht jeden zu kennen.

»Hey, Len. Hi, Ruby«, nahm Cliff sie in Empfang und führte sie herum, während Sheila die ganze Zeit an ihm klebte, als wäre sie festgewachsen.

Die Schulaufführung war ein voller Erfolg gewesen, fast jede Vorstellung komplett ausverkauft, und während der Probenwochen war sich die komplette Besetzung recht nahe gekommen.

»Geht ihr zwei zusammen auf den Abschlussball?« Len wandte sich um und sah Brenda, eine der Pink Ladies, auf sie zukommen.

»Nein, ich muss arbeiten.« Len wusste, dass Ruby enttäuscht war, aber er wollte auch nicht, dass sie den Ball seinetwegen verpasste. »Aber Ruby wird mit Brad hingehen.«

Brenda kicherte und zog Ruby mit sich zu den Mädchen, die in einer Gruppe zusammenstanden und schwatzten.

Len erstaunte es jedes Mal aufs Neue, dass sie alle tagtäglich gemeinsam zur Schule gingen, in den selben Klassenräumen saßen und gemeinsam zu Mittag aßen, aber sobald sie sich außerhalb trafen, trennten sich Mädchen und Jungs voneinander wie Wasser und Öl.

Len schlenderte hinüber zu den Jungs. Cliffs Stimme übertönte die übrigen deutlich. »Sie macht mich wahnsinnig. Sie denkt, ich bin sowas wie ihr fester Freund. Ist die gestört? Ich bin nicht Danny und sie ist nicht Sandy. Das Theaterstück ist vorbei.«

»Dann mach Schluss. Sag ihr, dass du kein Interesse hast, das glaubt sie ja offensichtlich.«

Cliff wollte gerade etwas erwidern, als einer der anderen einwarf: »Ich hab' gehört, sie soll total versaut sein.«

Cliff schnaubte und lachte dann. »Machst du Witze? Sie ist 'ne Art Nonne oder so.« Er zog wohl eine Grimasse, die Len nicht sehen konnte, und alle lachten.

Nach einer Weile schlenderten die Mädchen zu ihnen rüber und die Stimmung der Party schwang um, als viele Leute sich pärchenweise aufteilten. Ruby unterhielt sich mit Brad und Len war froh, dass die beiden so gut miteinander auskamen. Ruby war eine Freundin und er wusste, dass da nie mehr sein würde. Allein der Gedanke daran, dass da jemals mehr sein könnte, jagte ihm eine Heidenangst ein.

Len blieb in der Nähe des Buffets, unterhielt sich mit den übriggebliebenen Jungs und hatte eine Menge Spaß dabei. Die Nacht war kühl, aber nicht zu kalt, und jeder war nett und locker drauf.

Im Verlauf des Abends sah er vereinzelten Pärchen dabei zu, wie sie sich für eine kleine Privatparty auf einen der abgelegenen Wege schlichen.

»Len.« Er wandte sich um und sah Cliff auf sich zukommen – ausnahmsweise ohne Sheila. »Hast du eine Minute?«

»Klar.«

Cliff führte ihn hinter die Ställe, während Len überlegte, was er wohl von ihm wollen könnte. »Ich wollte dich was fragen.« Cliff trat von einem Fuß auf den anderen; er war offensichtlich nervös. »An dem Tag…« Unbehaglich hielt er inne und setzte dann erneut an. »Während der Probe, als ich dich umgerissen hab'…«

Len wünschte, die Erde würde sich auftun, um ihn zu verschlingen. Cliff hatte es gemerkt – ihn bemerkt. Wie in aller Welt sollte er sich da bloß wieder herausreden?

»Hör zu, Cliff, das war ein Versehen…«, begann er zu stammeln und sah sich suchend nach einer Möglichkeit um, zu verschwinden.

»Ich weiß. Ich wollte dich nicht umrennen. Mir ging es echt mies bei dem Gedanken, dass ich dir wehgetan haben könnte. Mr. Stevens hat mich am nächsten Tag auch noch mal zusammengestaucht.«

Langsam atmete Len aus, als ihm bewusst wurde, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte.

»Mir war nur ein bisschen schwummerig, aber das hat nicht lange angehalten.« Allmählich normalisierte sich der Klang seiner Stimme wieder.

Cliff beugte sich zu ihm, sein Gesicht war ganz nah. »Da bin ich aber froh. Ich dachte schon, ich hätte was Wichtiges kaputt gemacht, wenn du verstehst, was ich meine.«

Das Blut in seinen Adern gefror und instinktiv stellte Len sich dumm. »Hä?«

»Ich hab's gespürt.« Cliffs Blick wanderte nach oben, traf seinen und erstaunt stellte Len fest, was er nicht sah.

Da war kein Ekel, keine Verurteilung, kein Ende der Welt. Len schluckte und wartete Cliffs nächsten Schritt ab. Trotz allem machte er sich auf das Schlimmste gefasst. Stattdessen hielt ihr Blickkontakt immer länger an, schien immer intensiver zu werden. Beinahe glaubte er, Cliff näherkommen zu sehen, als ob er vorhätte, ihn zu küssen…

Lens Lippen öffneten sich, als er sah, wie Cliff seinen Kopf leicht zur Seite neigte. Er schloss die Augen und fühlte eine sanfte Berührung auf seinem Mund. Oh Gott, er küsste gerade Cliff Laughton, oder Cliff küsste ihn... Es spielte keine Rolle, für ihn wurde gerade ein Traum wahr.

»Cliff!« Sheilas Stimme durchschnitt die Nacht wie ein Messer. Hastig lösten sie sich voneinander und brachten etwas Abstand zwischen sich, als Sheila auch schon um die Ecke bog. »Ich habe überall nach dir gesucht.« Ihr Blick fiel auf Len. »Hey, Len.«

Verdammte Scheiße! Warum musste sie ausgerechnet jetzt auftauchen? Len hätte am liebsten geschrien, brachte sich jedoch schnell wieder unter Kontrolle und verbarg seine Enttäuschung.

»Hi, Sheila.«

Sie hakte sich bei Cliff unter und machte Anstalten, ihn wegzuführen. Offensichtlich hatte sie keine Ahnung von dem, was beinahe geschehen wäre und was sie beinahe mitbekommen hätte.

Cliff versuchte, das Gespräch an sich zu reißen. »Sheila, wir müssen reden.«

»Das denke ich auch. Es gibt da einige Dinge, die wir auf jeden Fall vor unserem Abschluss noch klären müssen.« Dieses Mädchen war echt entschlossen, das musste man ihr lassen. Sie wusste, was sie wollte, und packte es an, ohne Kompromisse.

Len sah zu, wie sich die beiden entfernten, und wieder drehte sich Cliff dabei zu ihm um. Aber dieses Mal versperrte ihm nichts die Sicht. Und was er sah, überraschte ihn. War das etwa Enttäuschung?

Len riss sich zusammen und wanderte um die Stelle herum, um sich wieder der Party anzuschließen. Ruby und Brad saßen immer noch zusammen und waren in ein angeregtes Gespräch vertieft. Er sah auf die Uhr. Es dauerte noch eine gute halbe Stunde, bis seine Mutter sie abholen kam, also setzte er sich ans Feuer und unterhielt sich oberflächlich mit ein paar anderen Leuten, die er kannte.

Irgendwann flüsterte ihm eines der Mädchen ins Ohr: »Ist die Sache mit Ruby und Brad für dich okay?«

Len drehte sich zu ihr um und lächelte. »Ruby und ich sind nur gute Freunde.«

Er hörte ein Auto die Einfahrt hochfahren und erkannte, dass er abgeholt wurde. Eigentlich hatte er gehofft, Cliff nochmal zu begegnen, bevor er gehen musste, aber dieser war nirgends zu sehen. Sheila allerdings war inzwischen zur Party zurückgekehrt und wirkte ziemlich niedergeschlagen.

Len verabschiedete sich, schnappte sich Ruby und beide stiegen ins Auto. Seine Mutter fragte ihnen regelrechte Löcher über die Party in den Bauch und Ruby erzählte ihr geduldig alles, was sie wissen wollte.

Als sie aus der Einfahrt auf die Straße abbogen, reckte Len nochmal den Hals, um vielleicht doch einen letzten Blick auf Cliff zu erhaschen. Dann verschwand die Farm in der Dunkelheit.

Kapitel 1

Len erwachte langsam aus seinem Halbschlaf. Er lag in Tims Armen und die Wärme ihrer Körper vertrieb die leichte Kühle der Klimaanlage. Er mochte das Gefühl und den Moment, genau hier und jetzt. Kein Druck, keine Erwartungen, kein Verstecken, nur ein paar Stunden, die ihm immer wie gestohlene Augenblicke des Glücks vorkamen. Er gab sich noch ein paar Sekunden, dann machte er sich daran, aus dem Bett zu steigen, doch Tims Arme schlangen sich enger um ihn und hielten ihn zurück.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!