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Mit dem Bergpfarrer Sebastian Trenker hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen. Der Bergpfarrer Nr. Warum Siegfried seine Niederlage nicht einsehen wollte... Thomas Schaffner traf Max Trenker in der Polizeidienststelle an. Es handelte sich um eine Außenstelle der Polizeiinspektion Garmisch-Partenkirchen, die der Bruder des Bergpfarrers leitete. »Guten Morgen«, grüßte Thomas. Max erwiderte den Gruß und fragte: »Was wünschen S' denn?« Thomas stellte fest, dass die Ähnlichkeit der beiden Brüder geradezu frappierend war. Er hatte Max bisher nicht persönlich kennengelernt, doch hätte er ihn irgendwo im Ort in Zivil angetroffen, würde er ihn wahrscheinlich für einen Zwillingsbruder des Pfarrers gehalten haben. Thomas wusste, dass Max jünger war als Sebastian. »Mein Name ist Schaffner«, stellte Thomas sich vor. »Ich möchte eine Anzeige erstatten.« »Ah, der Herr Schaffner«, stieß Max hervor. »Freut mich, dass ich Sie nun auch persönlich kennenlerne. Mein Bruder hat mir von Ihnen erzählt. Sie haben sich ja ganz schön was vorgenommen hier in St. Johann. Donnerwetter!
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Seitenzahl: 128
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Thomas Schaffner traf Max Trenker in der Polizeidienststelle an. Es handelte sich um eine Außenstelle der Polizeiinspektion Garmisch-Partenkirchen, die der Bruder des Bergpfarrers leitete.
»Guten Morgen«, grüßte Thomas.
Max erwiderte den Gruß und fragte: »Was wünschen S’ denn?«
Thomas stellte fest, dass die Ähnlichkeit der beiden Brüder geradezu frappierend war. Er hatte Max bisher nicht persönlich kennengelernt, doch hätte er ihn irgendwo im Ort in Zivil angetroffen, würde er ihn wahrscheinlich für einen Zwillingsbruder des Pfarrers gehalten haben. Thomas wusste, dass Max jünger war als Sebastian.
»Mein Name ist Schaffner«, stellte Thomas sich vor. »Ich möchte eine Anzeige erstatten.«
»Ah, der Herr Schaffner«, stieß Max hervor. »Freut mich, dass ich Sie nun auch persönlich kennenlerne. Mein Bruder hat mir von Ihnen erzählt. Sie haben sich ja ganz schön was vorgenommen hier in St. Johann. Donnerwetter! Vor so viel Unternehmergeist ziehe ich den Hut.« Kaum dass das letzte Wort über Max’ Lippen war, schoben sich seine Brauen etwas zusammen. »Anzeige wollen S’ erstatten? Um was geht’s denn?«
»Jemand hat die ganze linke Seite meines Autos zerkratzt. Es muss in der vergangenen Nacht geschehen sein.«
»Haben S’ das Auto dabei?«, fragte Max betroffen.
»Es steht vor der Tür«, antwortete Thomas.
Max erhob sich. »Das möcht’ ich mir anschauen«, erklärte er und ging zur Tür. Thomas folgte ihm nach draußen.
Max war ziemlich fassungslos, als er sah, welch immensen Schaden der Autokratzer angerichtet hatte. »Davon, dass Ihnen jemand versehentlich einen Kratzer ins Auto gemacht hat«, sagte er, »kann man hier gewiss net sprechen. Da ist einer mit Vorsatz und einer gewaltigen Wut im Bauch ans Werk gegangen. Der Schaden beläuft sich auf mindestens dreitausend Euro.«
»Ich glaube zu wissen, wer der Täter ist«, äußerte Thomas.
Max musterte ihn überrascht. »So, wer denn?«
»Der Siegfried Grundler«, antwortete Thomas.
Jetzt glitt der Schimmer des Begreifens über Max’ Züge. Sebastian hatte ihm von Thomas Schaffners Rettungsaktion auf der Wintermaid erzählt und ihm auch nicht verschwiegen, dass sich die Gerettete und ihr Retter ineinander verliebt hatten. »Andrea Brunners Ex-Verlobter«, meinte er versonnen. »Der Verdacht ist sicherlich net von der Hand zu weisen. Mein Bruder hat mir verraten, dass er das Verlöbnis mit Andrea gelöst hat. Ich weiß auch von Andreas Kurzschlusshandlung auf dem Berg und davon, dass Sie sozusagen Schutzengel gespielt haben, Herr Schaffner. Aus welchem Grund sollte der Grundler-Siegfried aber Ihr Auto beschädigen?«
»Offenbar wissen Sie noch gar nichts von dem Vorfall von vorgestern Abend im Biergarten des Hotels«, erwiderte Thomas.
Max musterte ihn mit erwartungsvoll-fragendem Blick.
»Ich muss ein bissel ausholen«, erklärte Thomas. »Nachdem ich verhindern konnte, dass Andrea sich von dem Felsen stürzte, brachte ich sie ins Tal, und sie versicherte mir, sich auf keinen Fall mehr zu einer solchen Kurzschlusshandlung hinreißen zu lassen. Anders kann man ihren Suizidversuch nicht bezeichnen. Sie hatte sich, nachdem Grundler die Verlobung wegen einer anderen Frau gelöst hatte, dermaßen in die Sache hineingesteigert, dass sie in nichts mehr einen Sinn sah. Als ich sie zurückgerissen habe, war das, als erwachte sie aus einer Trance. Inzwischen sind Andrea und ich ein Paar.«
»Ja, das hat mein Bruder, als ich am Freitag zum Mittagessen im Pfarrhaus war, erzählt«, sagte Max, als Thomas schwieg. »Ich glaub’ jetzt auch, einen gewissen Zusammenhang erkennen zu können«, fuhr Max fort. »Allerdings seh’ ich keinen Sinn in der Kratzaktion. Siegfried selbst war es doch, der die Verlobung mit der Andrea aufgelöst hat. Was interessiert es ihn noch, wie sie ihr Privatleben gestaltet?«
»Ja, das könnte man sich fragen«, murmelte Thomas. »Das mit der anderen Frau, derentwegen er Andrea den Laufpass gegeben hat, scheint nicht geklappt zu haben. Denn am Samstagabend, Andrea und ich hatten im Biergarten gesessen, ist er plötzlich aufgetaucht. Er wollte mit Andrea reden, sich bei ihr entschuldigen und sie bitten, ihm eine zweite Chance zu geben. Als Andrea sein Ansinnen zurückwies, wurde er beleidigend, und als ihn eine der Reisingertöchter aufforderte zu verschwinden, stieß er Drohungen aus. In der vergangenen Nacht hat er, wie es scheint, mit dem Terror begonnen.«
»Was Sie mir erzählen, klingt plausibel, Herr Schaffner«, sagte Max. »Gehen wir wieder hinein. Ich nehm’ eine Anzeige auf, und dann knöpf’ ich mir den Burschen …« Max brach ab, als wäre ihm unvermittelt in den Sinn gekommen, dass seiner Absicht etwas entgegenstand. »Er lebt und arbeitet doch in München«, sagte er. »Vermutlich ist er spätestens heut’ Morgen dorthin zurückgekehrt.«
»Ihr Bruder hat versucht, mit ihm ein vernünftiges Gespräch zu führen«, gab Thomas zu verstehen. »Er hat auch kurz mit Frau Grundler gesprochen und erfahren, dass Siegfried eine Woche Urlaub genommen hat. Er dürfte also bei seiner Mutter in Waldeck anzutreffen sein.«
»Der Sebastian hat auch schon mit ihm geredet?«, kam es fragend von Max.
»Ja, gestern. Grundler blockte alles ab und war dem, was Ihr Bruder ihm zu sagen hatte, nicht zugänglich. Er habe die älteren Rechte bei Andrea, tönte er, und darum werde er um sie kämpfen.«
»Indem er irgendeinen spitzen Gegenstand nimmt und Autos zerkratzt?«, knurrte Max. »Meint er, damit kann er was erzwingen?«
»Weiß der Teufel, was in seinem Kopf vorgeht«, stieß Thomas hervor.
Während sie sprachen, betraten sie wieder Max Trenkers Büro. Max setzte sich an den Computer und sagte: »Dann geben S’ mir doch bitte zunächst Ihre Personalien an, Herr Schaffner. Name, Vorname, Geburtsdatum und Anschrift.«
Thomas begann zu sprechen, und Max bearbeitete die Tastatur des Computers …
*
Nachdem Thomas die Anzeige noch einmal durchgelesen und schließlich seinen Namen daruntergesetzt hatte, verabschiedete er sich von Max. Der verlor keine Zeit und fuhr nach Waldeck zum Haus von Karin Grundler.
Karins Mann war vor drei Jahren verstorben, seitdem lebte sie alleine. Von ihren drei Kindern wohnte keines mehr im Wachnertal. Siegfried, der sich bis vor Kurzem in Engelsbach noch mit Andrea Brunner eine Wohnung geteilt hatte, befand sich die Woche über in München. Er hatte dort ein Zimmer. Nachdem er sich in der Landeshauptstadt neu verliebt hatte, war Karin davon ausgegangen, dass er künftig nur noch zu Besuch nach Waldeck kommen würde. Dass diese Liebe so schnell endete, hatte sie nicht erwartet.
Überrascht musterte sie den Polizisten, der vor ihrer Haustür stand. »Sie, Herr Trenker!«, entfuhr es ihr. »Was führt Sie denn zu mir?«
»Ich würd’ gern den Siegfried sprechen«, trug Max den Grund seines Kommens vor. »Ich hab’ mir sagen lassen, dass er eine Woche Urlaub hat, und da er gestern noch hier war, nehm’ ich an, dass er die ganze Woche bei Ihnen wohnt.«
»Hat er was angestellt, der Bub?«, erkundigte sich Karin besorgt. »Ich hab’ mich gestern schon mit Ihrem Bruder über ihn unterhalten. Er hat schon großes Pech in der Liebe, der Siegfried. Dass er versucht, die Andrea zurückzugewinnen, ist doch kein Grund, ihm die Polizei zu schicken. Auch net, weil er am Samstagabend im Biergarten ein bissel renitent gewesen ist. Er war halt außer sich, als er sehen musst’, dass sich die Andrea schon anderweitig getröstet hat.«
»Darum geht’s net, Frau Grundler. Ist er da? Wenn net, wo kann ich ihn antreffen?«
»Er sitzt im Wohnzimmer und schaut fern«, erwiderte Karin. »Bitte, kommen S’ rein. Gütiger Gott! Was sollen denn die Nachbarn denken, weil die Polizei zu mir kommt?«
»Was sollen die Nachbarn schon denken?«, kam Max’ Gegenfrage. »Sie werden sich ein paar Fragen stellen, auf die sie keine Antwort finden, und damit hat’s sich.«
»Sie wissen doch, wie schnell eine Gerede entsteht, Herr Trenker«, lamentierte Karin und geleitete Max ins Wohnzimmer. Siegfried hatte in der Tat den Fernsehapparat eingeschaltet. Er lag auf der Couch und hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Auf dem Wohnzimmertisch stand ein Haferl mit Kaffee. Siegfried sah den Polizisten, erschrak sichtlich, schwang die Beine von der Couch und saß mit einem Ruck aufrecht. Ein Ausdruck von Unruhe lag auf seinen Gesichtszügen.
»Grüaß Ihnen«, grüßte Max, dem Siegfrieds unvermittelte Nervosität nicht entging. Er glaubte sich einen Reim darauf machen zu können.
»Guten Morgen«, erwiderte Siegfried mit belegter Stimme den Gruß. Er räusperte sich, doch er bekam den Hals nicht frei. Würgend schluckte er. Seine Augen flackerten. Fahrig griff er nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus.
»Darf ich mich setzen?«, fragte Max.
»Ja, natürlich, bitte …« Siegfried wies auf einen der beiden Sessel.
Karin war an Tür stehengeblieben. Auch sie verriet Unruhe. Sie hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was Max Trenker hergeführt haben könnte, doch sie ahnte, dass es irgendein unerfreulicher Anlass sein musste.
Max hatte sich niedergelassen. »Herr Thomas Schaffner hat Anzeige bei mir erstattet«, gab Max ohne weitere Umschweife zu verstehen und ließ, während er sprach, Siegfried nicht aus den Augen, denn er suchte nach verräterischen Zeichen in dessen Gesicht. »Jemand hat in der Nacht die ganze linke Seite seines Autos zerkratzt. Es ist ein beträchtlicher Schaden entstanden.«
»Und warum kommen S’ deswegen zu mir?«, fragte Siegfried und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn.
»Weil der Verdacht besteht, dass Sie der Übeltäter waren, Herr Grundler«, erwiderte Max. »Nach allem, was ich weiß, spricht tatsächlich vieles gegen Sie.«
»Ich hab’ kein Auto zerkratzt«, behauptete Siegfried. »Wer das behauptet, der lügt.«
»Ich glaub’, ich muss net wiederholen, was Sie am Samstagabend im Biergarten alles von sich gegeben haben, Herr Grundler. Da waren auch Drohungen dabei. Nun hat jemand das Auto des Herrn Schaffner beschädigt. Wer sonst, außer Ihnen, sollte Interesse daran haben, ihm zu schaden?«
Siegfried schien seine Unruhe einigermaßen unter Kontrolle gebracht zu haben, und jetzt nahm sein Blick sogar einen trotzigen Ausdruck an. »Das weiß doch ich net! Ich hab’s jedenfalls net getan. Fragen S’ meine Mutter. Ich war die ganze Nacht hier. Stimmt’s, Mama? War ich die Nacht über hier oder net?«
Karin nickte. »Als ich gegen zehn Uhr ins Bett gegangen bin, warst du hier im Wohnzimmer und hast irgendeine Musiksendung angeschaut.« Sie schaute Max an. »Das kann ich bestätigen, Herr Trenker. Heut’ früh, als ich den Buben geweckt hab’, hat er in seinem früheren Zimmer im Bett gelegen. Der Siegfried zerkratzt doch keine fremden Autos, Herr Trenker. Das würd’ ja auf meine Erziehung zurückfallen.«
»Ihnen würd’ niemand einen Vorwurf machen, Frau Grundler.« Max heftete den Blick wieder auf Siegfried. »Als ich vorhin das Wohnzimmer betreten hab’, sind S’ regelrecht erschrocken. Einer, der ein reines Gewissen hat, muss net erschrecken, wenn die Polizei auftaucht.«
»Vielleicht bin ich zu schnell mit dem Auto unterwegs gewesen, oder ich hab’ falsch geparkt«, versuchte Siegfried seine unruhige Reaktion auf Max’ Erscheinen zu erklären. Es war der nicht gerade überzeugende Versuch einer Rechtfertigung. »Es kann schon mal vorkommen, dass man ein Schild mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung oder ein Parkverbotsschild übersieht.«
»Glauben S’ wirklich, deswegen kommt die Polizei zu Ihnen ins Haus?«, fragte Max fast ein wenig spöttisch.
»Woher soll ich wissen, wie die Polizei arbeitet?«, fragte Siegfried, und es klang ziemlich patzig. »Sie haben den Weg umsonst gemacht, Herr Trenker. Bestellen S’ dem Pinkel, dem sich die Andrea an den Hals geworfen hat, dass er vorsichtig sein soll mit seinen Verdächtigungen. Wenn ich richtig informiert bin, ist es net erlaubt, jemand zu Unrecht zu verdächtigen. Sagen S’ ihm, dass er damit aufhören soll, sonst zeig’ ich ihn an.«
»Versuchen S’ net, den Spieß umzudrehen, Herr Grundler«, mahnte Max und erhob sich. »Diese Tat wird Ihnen leider kaum zu beweisen sein. Ich hoff’, dass der Herr Schaffner sein Auto vollkaskoversichert hat, sodass er net auf dem Schaden sitzen bleibt. Ich geb’ Ihnen aber den guten Rat, von weiteren Straftaten dieser Art abzusehen, Herr Grundler. Sie kennen gewiss das Sprichwort: Der Krug geht solang zum Brunnen, bis er bricht. Was ich damit sagen will, brauch’ ich Ihnen gewiss net zu erläutern. Sie handeln sich nur Probleme ein, wenn S’ net damit aufhören.«
»Sie sind also auch davon überzeugt, dass ich es war!«, blaffte Siegfried und funkelte Max zornig an.
»Ja. Ich werd’ meine Frau bitten, über diesen Akt von Vandalismus im ‚Kurier’ einen Bericht zu veröffentlichen und die Bevölkerung zu bitten, mir eventuelle Beobachtungen zu melden. Es gibt immer jemanden, der was gesehen hat, was ihm im Moment vielleicht gar net wichtig erschienen ist.«
Jetzt zuckten Siegfrieds Mundwinkel, als hätte dieser letzte Hinweis wieder Unruhe in ihm wachgerufen. Er schluckte und sagte: »Ich wünsch’ Ihnen viel Glück bei der Suche nach dem Täter, Herr Trenker. Es kann mir nur recht sein, wenn S’ ihn überführen. Denn dann müssen S’ den Verdacht gegen mich fallen lassen.«
»Zynismus steht Ihnen gar net gut zu Gesicht, Herr Grundler. Noch ein Spruch: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Da ist was dran, das dürfen S’ mir glauben. – Auf Wiedersehen.«
»Auf Nimmerwiedersehen, Herr Trenker«, rief der Bursche Max hinterher. Doch der Polizist ignorierte die hohnvollen Worte.
*
Es ging auf Mittag zu, als Thomas im Pfarrhaus anrief. Sophie nahm das Gespräch entgegen. »Grüß Gott, Frau Tappert«, grüßte Thomas, »ist der Herr Pfarrer zu sprechen?«
»Einen Moment, Herr Schaffner, ich verbind’ Sie mit ihm.«
»Danke.« Drei Atemzüge später hatte Thomas den Bergpfarrer an der Strippe. Nachdem sie sich begrüßt hatten, sagte Thomas: »Ich habe einen ersten Erfolg zu vermelden, Herr Pfarrer. Der Adrian und ich sind uns einig. Er und auch der Herr Brandt steigen ein. Wir gründen eine GmbH. Der Adrian will darüber hinaus in seinem Bekanntenkreis ein bisschen die Werbetrommel rühren. Vielleicht findet sich noch der eine oder andere, der Interesse an einer Gesellschaftsbeteiligung hat. Ich werde als Gesellschafter-Geschäftsführer fungieren. Ich bin guter Dinge, dass wir infolge der Einlagen schon mal auf ein beträchtliches Startkapital blicken können. Einzelheiten müssen wir mit der Bank natürlich noch abklären.« Er senkte die Stimme ein wenig, als er fortfuhr: »Heute Vormittag hab’ ich Ihren Herrn Bruder auch kennenlernen dürfen. Sie beide gingen jederzeit als eineiige Zwillinge durch.«
»Den Max haben S’ kennengelernt? Sind S’ eventuell zu schnell gefahren oder haben S’ eine Einbahnstraße in verkehrter Richtung benutzt?« Sebastian lachte. »Hoffentlich war er gnädig mit Ihnen. Ich hab’ ihm nämlich schon einiges über Sie erzählt. Es wär’ net so gut, wenn er Ihnen zu Ihrem Einstand im Wachnertal gleich einen Bußgeldbescheid zukommen lassen würd’.«
»Nein, das war nicht der Anlass unseres Kennenlernens«, erwiderte Thomas. »Der Grund war allerdings auch kein erfreulicher. In der vergangenen Nacht hat jemand die ganze linke Seite meines Autos zerkratzt. Ich hab’ Anzeige gegen Unbekannt erstattet, habe Ihrem Bruder gegenüber aber nicht verschwiegen, dass ich den Siegfried Grundler verdächtige.«
»Wer sonst sollt’ Interesse dran haben, Ihnen Schaden zuzufügen?«, sagte Sebastian. »Das darf doch net wahr sein. Der kann sich doch denken, dass nach allem, was er inszeniert hat, der Verdacht nur auf ihn fallen kann.«
»Ich bin sicher, dass er es war«, sagte Thomas, »Ihr Bruder ist ebenfalls davon überzeugt, und auch Sie scheinen der Überzeugung zu sein, dass er dahintersteckt. Doch es ihm zu beweisen wird schwer sein. Nun ja, ich werde den Schaden schätzen lassen und ihn meiner Versicherung melden. Wenn sich kein Schuldiger finden lässt, muss sie den Schaden übernehmen.«
»Von daher wären S’ aus dem Schneider, Thomas. Dennoch ist es unbefriedigend. Ich glaub’ nämlich net, dass es bei dem einen Terrorakt bleibt. Ruhe kriegen Sie und die Andrea erst, wenn dem Täter das Handwerk gelegt wird.«
»Malen Sie bitte den Teufel nicht an die Wand, Herr Pfarrer. Wenn ich im Endeffekt auch ziemlich schadlos aus der Sache herauskomme, ich meine finanziell, so hinterlässt das alles doch seine Spuren. Da ist zunächst schon mal der ganze Papierkrieg, der damit verbunden ist.«