Liebe, Leidenschaft und andere Katastrophen - Andreas Degkwitz - E-Book

Liebe, Leidenschaft und andere Katastrophen E-Book

Andreas Degkwitz

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Beschreibung

Wir wissen, dass unsere Träume vom Glück in der Liebe nicht so unmittelbar in Erfüllung gehen, wie wir es uns wünschen. Zugleich hindern uns Enttäuschungen nicht daran, unser Glück stets erneut und mit ungewissem Ausgang zu suchen. Dabei nehmen wir viel in Kauf, machen uns noch mehr vor und halten den Augenblick des Glücks für einen Dauerzustand. Eigentlich ist uns klar, dass wir jedes Glück auf diese Weise verspielen. Doch dieser Einsicht wollen wir uns nicht unterwerfen. Denn würden wir uns Träume und Wünsche verbieten, wüssten wir nicht, was Glück für uns ist. Die Geschichten des vorliegenden Bandes erzählen von der Ambivalenz der Suche nach Glück in der Liebe, die manchmal gelingt, aber oft im Unglück endet.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Samanthas Traum

Flirt

Erst etwas trinken ...

Die rote Matratze

Wahn eines Stalkers

Maries Rache

Xenia

Ausbruch

Der weiße Ritter

Desire

Paradise Lost

Sonjas Angst

Vorwort

Wir wissen, dass Träume vom Glück in der Liebe nicht so unbeschwert und unmittelbar in Erfüllung gehen, wie wir es uns wieder und wieder wünschen. Zugleich hindern uns Enttäuschungen nicht daran, Glück in der Liebe stets erneut und mit ungewissem Ausgang zu suchen. Dabei nehmen wir viel in Kauf, machen uns noch mehr vor, verlieren uns und können meistens nicht widerstehen, den Augenblick des Glücks für einen Zustand auf Dauer zu halten, so dass Leidenschaften in uns geweckt werden.

Eigentlich ist uns klar, dass wir jedes Glück auf diese Weise verspielen. Doch dieser Einsicht wollen wir uns nicht unterwerfen. Denn würden wir uns Träume und Wünsche verbieten, wüssten wir nicht, was Glück für uns ist. Die Geschichten des vorliegenden Bandes erzählen von der Ambivalenz der Suche nach Glück in der Liebe, die oft im Unglück endet. Dargestellt werden zarte Gefühle und bewegende Leidenschaften, aber auch heftige Katastrophen, wenn Träume und Wünsche nicht in Erfüllung gehen, sondern scheitern. Höhen und Tiefen unterschiedlicher Beziehungen und Lebenssituationen machen immer wieder deutlich, welche Überraschungen uns in dem Glauben widerfahren, unser Glück mit Händen greifen zu können. Dies führen uns die Protagonisten der „Stories“ vor Augen.

Die einen lassen sich auf den Lauf ihres Lebens ein und finden ihr Liebesglück genau dort, wo sie es niemals für möglich gehalten haben. Andere spielen mit Nähe und Ferne in ihren Beziehungen und haben es schwer, den passenden Ausgleich zwischen diesen beiden Polen der Zuneigung für sich zu finden. Manchen wird eine erfolgreiche Karriere und Glück in der Liebe in Aussicht gestellt. Doch sie müssen erleben, dass ihnen alle Voraussetzungen dafür fehlen. Wer Zuwendung leidenschaftlich erzwingen möchte und sich deshalb betrügt, kommt nicht ans Ziel, sondern verliert sich in Verzweiflung und Wahn.

Entscheidend ist, wie wir mit unseren Liebesgefühlen und Leidenschaften, die daraus erwachsen, umgehen und welche Chancen wir sehen, uns zu erfüllen, was wir uns wünschen. Auf den ersten Blick scheint das oftmals ganz einfach zu sein. Doch meistens erweist sich der Weg als schwierig - jedenfalls schwieriger, als wir zunächst gedacht oder vermutet haben. Jüngeren Menschen geht es dabei nicht anders als älteren Zeitgenossen.

Glück und Unglück in der Liebe sind nicht gerecht verteilt, sondern unterliegen oft Zufällen, die uns überraschen und die wir nicht beeinflussen können. Zwischen Liebe und Leidenschaften zu unterscheiden, fällt meistens schwer, so dass wir nicht in der Lage sind zu erkennen, was für nur kurze Zeit oder auf Dauer trägt. Das führt dazu, dass wir auf „Wolke 7“ aufwachen können oder von einer Katstrophe geweckt werden, die eintritt, obwohl wir damit niemals gerechnet haben.

Es ist schon erstaunlich, dass wir uns stets erneut auf diese Ungewissheiten einlassen, die uns zerstören können, und sie zugleich für Gewissheiten halten, die uns bereichern. Doch wer nichts wagt, wird nichts gewinnen - das gilt auch für die Suche nach Liebesglück. Deshalb stehen am Anfang des Weges zum Glück in der Liebe der Mut zu scheitern wie die Hoffnung auf Glück.

Samanthas Traum

Warum Märchen von Liebe und Wohlstand nicht wahr und Wirklichkeit werden können, das fragte sich Samantha, die eine samtige, dunkle Haut, krauses Haar und eine eher androgyne Figur hatte, oft und fand darauf keine zufriedenstellende Antwort. Um auf ihr Glück zu warten, war sie mit Ende 20 zu alt. Ihr Studium der Betriebswirtschaft hatte sie gerade abgeschlossen und sah sich deshalb in der Situation, sich zur Erreichung von Liebe und Wohlstand nun auf den Weg zu machen und ihre Chancen zu nutzen.

Dabei nahm sie sich vor, sich nach Möglichkeit nicht zum Kauf anzubieten, sondern ihr Glück genau da zu finden, wo Gewinn- und Umsatzziele nicht leitend waren und sie als Person und nicht als Ware im Mittelpunkt stand. Mit Humor und Selbstbewusstsein, so meinte sie, sollte das doch gelingen. Um das Thema methodisch und professionell anzugehen, entschied sich Samantha für eine Stärken- und Schwächenanalyse ihrer selbst und wollte dabei auch ihre Chancen und Risiken analysieren.

Zu ihren Stärken zählte sie Entschlossenheit, Mut und Sex-Appeal. Als ihre Schwächen sah sie Neugier, Raffinesse und Redseligkeit. Doch je länger sie über Stärken und Schwächen sinnierte, verfestigte sich ihre Auffassung, dass ihre Stärken auch Schwächen umfassten und sich dies umgekehrt auch so verhielt. Denn Sex-Appeal könne ihr als Oberflächlichkeit ausgelegt werden wie Redseligkeit auch eine starke Kommunikationsfähigkeit repräsentierte.

Ähnlich verhielt es sich mit den Chancen, die sie für sich sah, und den Risiken, denen sie sich ausgesetzt fühlte. Denn die Exotik ihrer Erscheinung machte sie attraktiv, konnte allerdings auch zu Ablehnung führen. Ihre Reize als Frau könnten ihre Karriere befördern, sie aber auch erniedrigen. In welchem Umfeld Mut und Entschlossenheit sehr geschätzt, Neugier und Redseligkeit hingegen abgelehnt werden, war ihr nicht klar. Samantha sah sich deshalb nicht in der Lage, ein eindeutiges Umfeld identifizieren zu können, das die Erfüllung ihrer Wünsche beförderte. Zugleich mochte sie ihre Stärken und Schwächen nicht als solche bewerten. Denn ihre damit verbundenen Eigenschaften konnten sich als Vorteil für sie erweisen wie auch von Nachteil sein. Entscheidend sei die jeweils eingenommene Perspektive, sagte sie sich, was sich auf ihrem Weg zum Glück bestätigte, der in folgender Weise verlief.

Als Verkäuferin in der Konfektionsabteilung für Herren eines großen Kaufhauses fühlte ich mich eher als „Mama“ denn als Ansprechpartnerin für passende Herrenmode. Nicht nur dass die klare Mehrheit der Kunden nicht in der Lage war, sich eine Krawatte zu binden, modische Desorientierung und noch mehr Phantasielosigkeit führten dazu, dass sich die „Jungs“ wie einst in ihrer Kindheit von „Mama“ anziehen lassen wollten. Zunächst ließen sie sich vermessen, weil für sie Konfektionsgröße ein Fremdwort war. Dann wurde gefragt, welche Farben am besten passten und ob es ein Anzug oder besser eine Kombination sein sollte. Schließlich überforderte sie die reiche Auswahl an Bekleidungsstücken komplett. Wenn sie dann mit einem „Haufen“ von Hemden, Hosen und Jacken in einer Umkleidekabine zur Anprobe standen, ging ihnen schnell die Motivation verloren, sich für diese oder jene Bekleidungsoption wirklich entscheiden zu wollen.

Waren die „Jungs“ allein auf Einkaufstour, habe ich sie oft auch in der Umkleidekabine beraten. Das regte natürlich an. Augen wie Ohren waren geöffnet. Offenbar sind Männer in Konfektionsfragen nur zu Entscheidungen fähig, wenn dabei ein Objekt zur Eroberung in ihren Gesichtskreis tritt. Deshalb kleidete mich nie ein BH in der Herrenabteilung, und meine Bluse war meistens recht aufgeknöpft. Das brachte die Herren in Fahrt und mir gute Umsätze. Doch im Hinblick auf meine Wünsche fand ich dort nichts.

Viele Reisen in welches Land auch immer hätte ich machen können, als ich in einem Reisebüro als Beraterin tätig war. Wie mutig wurde da oft geplant und beschworen, mal etwas ganz Anderes sehen und erleben zu wollen. Meinerseits pflegte ich, diese beglückenden Vorstellungen mit begeisternden Worten auszuschmücken, so dass die Kunden glaubten, schon auf Reisen zu sein. Wenig später unterschrieben sie ihren All-Inclusive-Vertrag. Besonders unternehmungslustig waren ledige Männer. Bisweilen kam es mir vor, als wollten sie nur auf große Tour gehen, um mich als Mitreisende zu gewinnen. Denn dabei durfte es an Exzentrik nicht fehlen: Formel-1-Rennen in Singapur oder Australien, Touren im Urwald auf Borneo oder Sumatra, Safaris durch die Sahara, Campen am Kilimandscharo oder hinauf in den Himalaya. Hinzukamen Kreuzfahrten, Trekking-Touren, Clubaufenthalte, Segeltörns oder Bergwanderungen. Zu allem und jedem erfand ich die Abenteuer der Entdeckung von Neuem und Unbekanntem wie auch der Selbsterfahrung bis hin zur Findung seiner selbst – da hörte ich oft: „Möchten Sie diese Reise nicht mit mir unternehmen? Ich lade Sie gerne als persönliche Reisebegleiterin ein. Ich kann mir bestens vorstellen, dass wir …“ Aber zum Spielzeug im Reisegepäck wollte ich mich natürlich nicht machen lassen. Um den Abschluss der Reise nicht zu gefährden, gab ich zur Antwort, mir dieses phantastische Angebot gerne und gut zu überlegen, doch zunächst sei die Reise für ihn, meinen Kunden, von Relevanz. Als Standard folgte dann meistens die freundliche Einladung zu einem Mittag- oder Abendessen in einem guten Lokal. Diesen Angeboten folgte ich nie. Denn als Escort-Girl wollte ich mich erst versuchen, wenn alle Alternativen gescheitert waren.

Erfolgreich bewarb ich mich als „Personal Trainer“ für interpersonale Kommunikation. Der Job machte mir wirklich Spaß. Denn ich brachte Menschen zum Reden.

„Sagen Sie mir, was Ihnen fehlt und was Sie von mir erwarten!“, sagte ich meinen Klienten, um sie zu beraten.

Meistens erhielt ich darauf keine Antwort und fragte:

„Wenn Sie mir nichts zu sagen haben, warum sind Sie dann hier?“

„Ich soll besser kommunizieren lernen“, hieß es dann.

„Dann sagen Sie mir, was Sie verbessern wollen“, insistierte ich, „oder glauben Sie gut kommunizieren zu können und gar kein Problem zu haben?“

Interessant war, wie wenig meine Klienten über sich selbst zu sprechen vermochten. Doch sobald ich sie aus Neugier dazu gebracht hatte, von und über sich zu erzählen, schien ihnen klar zu werden, dass ihre Erwartung, allein von mir zu besserer Kommunikation trainiert zu werden, nicht zum Erfolg führen würde. Vielmehr waren sie gefordert, die Stärken und Schwächen ihres Verhaltens zu entdecken und ihre Weiterentwicklung selbst in die Hand zu nehmen.

Mein Konzept ging auf, und es kam zu vielen Gesprächen, die mich bewegten wie sie mich bereicherten. Die Chancen erschienen mir groß, auf diesem Weg einen „Frosch zu küssen“, den ich zum Prinzen machte, so dass er mich zu seiner Prinzessin erkor. Insofern forderten diese Aktivitäten auch mich. Aus der Vielzahl an „Fröschen“ einen zu finden, der mir als Prinz der liebste wäre, war schwer. Von daher wuchs meine Bereitschaft, mein Wirken räumlich und zeitlich auszudehnen, so dass ich der Einladung des einen oder des anderen „Froschs“ zu einem Drink oder zu einem Essen folgte, um zu erfahren, wie sich der Erwählte außerhalb seiner Therapiestunden verhielt. Dabei erlebte ich, in welche Lebewesen sich diese „Frösche“ zu verwandeln vermochten und hielt kaum für möglich, dass sie sich zu Schoßhündchen wie zu halbstarken Tigern entwickeln konnten – so breit war das Spektrum, das einen ganzen Zoo an Verwandlungsoptionen umfasste und deshalb den Prinzen nicht bot, der sich mir mit meinem Kuss offenbarte.

So machte mich dieses Ergebnis stutzig und verdeutlichte mir zugleich, dass ich mehr von den „Fröschen“ erwartete, als ich von mir selbst zu geben bereit war. Ich war zwar bereit, einen „Frosch“ zu küssen. Aber wie sollten die „Frösche“ das wissen, wenn ich auch außerhalb meiner Sprechstunden ihre Trainerin blieb? Ich war weiterhin Coach und meine Klienten blieben Trainees – das konnte nicht funktionieren. Mit dieser Einsicht beendete ich diesen Job und kam zu dem Schluss, dass mein Märchen von Liebe und Wohlstand nicht Wirklichkeit werden könne, wenn ich mich nicht selber gab. Denn mein Märchen erfüllte mir sicher kein anderer - ich selbst würde es mir erfüllen, wenn ein anderer, den ich küsste, mir gleiches tat. Mit anderen Worten: Ich wurde doch Escort-Girl und setzte dabei auf Glück.

Vermutlich ist „Escort“, das leicht überschaubar auf Geben und Nehmen beruht, für die Erfüllung von Märchen und Wünschen besser geeignet als ein Modell, dessen Ziel nur der Weg ist. Sind dabei die Erwartungen an den Erfolg oftmals sehr hoch gesteckt, ist der Erwartungshorizont bei „Escort“ eher eingeschränkt und von Anfang an klar definiert.

Der erste, der mich buchte, war sicher zwanzig Jahre älter als ich, doch immer noch richtig fit. Zuerst ging er mit mir in ein Kunstmuseum und erklärte mir alles, was er von Kunst verstand. Dann lud er mich zu einem Dinner ein, dessen Hauptgang mir leider nicht schmeckte. In einem gebuchten Hotelzimmer vögelten wir bis Mitternacht, was mir Spaß gemacht hatte. Insgesamt war es ein netter Abend. Doch mein Märchen erfüllte sich nicht.

Dann hatte mich jemand gebucht, der sehr sportlich war und sich mit mir verausgaben wollte wie bei einem Marathonlauf. Wir haben so gut wie alle möglichen Stellungen ausprobiert und uns in jeder Hinsicht vergnügt. Da waren tolle Nummern dabei – er war einfach klasse im Bett. Doch das war es dann auch - mehr fand ich bei ihm nicht.

Sollte es also der dritte sein, der mich buchte und mit mir mein Märchen Wirklichkeit werden ließ? Er sah mich bewundernd, irgendwie liebevoll an und fragte mich, ob er mir etwas vorspielen dürfe auf seinem Flügel, der in seiner Wohnung stand. Sein Vorschlag begeisterte mich, ich willigte ein – in der Folge seines Vorschlags gelang ihm, mein Märchen Wirklichkeit werden zu lassen. Denn er spielte Klavier wie ein Gott, und lockte meine Gefühle für ihn, so dass ich fast den Verstand verlor. Als er mich nach seiner Vorführung berührte, waren wir so elektrisiert, dass wir uns wie auf „Wolke Sieben“ fühlten. Unser Empfinden ließ in uns ein Lied erklingen, das niemand außer uns beiden hörte. Das Lied war Ausdruck gegenseitiger Liebe, die ich nur mit ihm, Sergei, empfand. Seither bin ich Prinzessin und er ein Prinz. Wir beide sind glücklich – unser gemeinsames Lied bereichert uns.

Flirt

„Fast wäre ich auf Sie gefallen“, sagt sie, als die Straßenbahn anfährt und sie sich gerade noch festhalten kann.

„Wie wären uns näher gekommen!“, antwortet er, „aber ich habe verstanden“, seufzt ironisch, „das war nicht Ihre Absicht.“

„Vielleicht ist das besser für Sie. Denn Sie wissen ja gar nicht, auf was Sie sich einlassen würden“, entgegnet sie ihm.

„Sie haben Recht“, gibt er zur Antwort, „aber wären Sie mir für fünf Minuten in den Armen gelegen, hätte ich das schon ertragen.“

„Typisch Mann!“, sagt sie, „fünf Minuten Nähe, aber um Himmels willen nicht länger.“

„Immerhin fünf Minuten“, antwortet er, „die weibliche Gier nach Nähe ist mir immer wieder ein Rätsel. Vielleicht wären Ihnen fünf Minuten bereits zu viel.“

„Ich würde es mir schon bequem machen auf Ihrem Schoß“, gibt sie mit Spott zurück, „besteht das Angebot noch?“

„Wenn diesen Platz an der Sonne niemand anderes will, räume ich Ihnen diese Gelegenheit gerne ein.“

„Sie sind in der Tat großzügig, mein Herr. Leider muss ich Sie enttäuschen. An der nächsten Haltestelle steige ich aus.“

„Welcher Zufall! Denn da haben wir etwas gemeinsam. Auch ich steige beim nächsten Halt der Straßenbahn aus.“

„Es ist nicht nötig, dass Sie mich begleiten. Ich komme ganz gut alleine zurecht.“

„Begleiten will ich Sie eigentlich nicht.“

„Ach ja – was wollen Sie denn?“

„Jetzt sind Sie sicher der Auffassung, dass ich als Mann nur das „Eine“ will.“

„Das habe ich nicht gefragt. Doch was lässt Sie vermuten, dass dieses „Eine“ nur Männer wollen? Wollen Frauen aus Ihrer Sicht dieses „Eine“ nicht?“

„Wie interessant! Haben Sie Zeit für eine Tasse Kaffee? Denn was Sie mir sagen, passt nicht zu einer Straßenbahnstelle.“

„Na, wenn es denn sein muss, komme ich wegen Ihnen etwas zu spät ins Büro. Wie heißen Sie eigentlich?“

„Aufhalten will ich Sie nicht, freue mich aber über eine Tasse Kaffee mit Ihnen. Ich bin Arthur.“

„Drüben auf der anderen Straßenseite ist ein nettes Café, das ich gerne besuche. Ich bin Cornelia.“

„Wunderbar“, sagt er, als sie über die Straße gehen und das Café betreten.

„Da hinten in der Ecke am Fenster ist noch ein Tisch frei“, sagt sie, „wollen wir dort …?“

„Sehr gern“, sagt er und hilft ihr aus dem Mantel, „wie könnte ich Ihnen in Ihrem Café widersprechen?“

„Sind Sie immer so einfühlsam“, antwortet sie und setzt sich, „oder ist das nur männlicher Opportunismus?“

„Welches Bild haben Sie von Männern“, entgegnet er, „um ein Macho zu sein, bin ich viel zu sensibel.“

„Doch dass Männer triebhaft und Frauen Trieb befriedigend wirken, dem würden Sie nicht widersprechen.“

„Jetzt sind wir wieder beim Thema – wie schön! Haben Sie sich das auch schon einmal von der anderen Seite her überlegt?“

„Na klar, Arthur! Ich könnte Sie zur Befriedigung meiner Triebe schon auf die Palme bringen. Das ist ausschließlich Sache des Willens.“

„Das verstehe ich nicht. Offenbar reden Sie über ein anderes Thema.“