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Digitale Neuausgabe des Buches aus dem Jahr 1848, für eBook-Reader geeignet. +++ Aus dem Inhalt: "Durch vorliegende Schrift sollen, zugleich als ein lehrreiches Andenken an die vorigen Zeiten, einige denkwürdige örtliche Ereignisse der Vergessenheit entzogen werden. ..."
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Seitenzahl: 54
Original:
Liebertwolkwitz in den Tagen der Schlacht bei Leipzig vom 14. bis 18. October 1813 nebst einer kurzen Chronik der Parochie und Beschreibung der am 19. October 1847 auf dem Monarchenhügel stattgefundenen Feier. Zur bleibenden Erinnerung für seine Gemeinden und deren Nachkommen gesammelt und dem Druck übergeben von Theodor Voigt, Pfarrer in Liebertwolkwitz und Großpösna. Preis 5 Ngr. Der Ertrag ist nach Abzug der Druckkosten für die Orts-Armen bestimmt. Leipzig, 1848. In Kommission bei G. C. Orthaus. Druck der Teubner'schen Officin zu Leipzig.
Brigitte Hirschmann (geb. Groth) wurde in den Kriegsjahren geboren und wuchs in Lützen auf. Früh zeigten sich verschiedene Begabungen, spielte sie unter anderen mehrere Instrumente, doch galt ihr hauptsächliches Interesse der Literatur sowie Leipziger Stadtgeschichte. Als geschätzte Lehrerin und herzensgute Mutter vermittelte sie stets, den ideellen Wert in den Dingen zu sehen und zu schätzen. So setzte sie sich leidenschaftlich für die Bewahrung historischer Zeitzeugnisse ein und war maßgeblich am Entstehen der Buchreihe »Auf historischen Spuren« beteiligt.
In Wertschätzung, Dankbarkeit und Liebe setzen ihre Kinder die Reihe fort, um die ihnen geschenkte Liebe zu Büchern und zur Stadt Leipzig weiterzutragen und ihr Wirken über heutige Generationen hinaus lebendig zu halten.
Brigitte Hirschmann lebte viele Jahre in ihrer geliebten Stadt Leipzig, die sie für ihre Kinder mit ihnen verließ und bis zum letzten Tag auf eine gemeinsame Rückkehr hoffte. Leider war ihr das zu Lebzeiten nicht gegönnt. Ihre letzte Ruhestätte fand sie im Familiengrab auf dem Friedhof in Leipzig-Gohlis.
Durch vorliegende Schrift sollen, zugleich als ein lehrreiches Andenken an die vorigen Zeiten, einige denkwürdige örtliche Ereignisse der Vergessenheit entzogen werden. Gott segne die dabei vorschwebende Absicht, in den Seelen der Leser Gesinnungen der Ehrfurcht, der Dankbarkeit und des Vertrauens auf den rettenden Gott und auf seine Weise Fürsorge zu beleben und zu stärken. Wie die Vergangenheit war, wird auch die Zukunft sein, gemischt mit Freude und Leid, niemals ein vollkommenes irdisches Glück. Aber im Bunde mit Gott und der Tugend wird jede Veränderung der Zeit und unseres äußerlichen Zustandes zur Beförderung des inneren Wohlergehens beitragen und zum Genuss edlerer Geistesfreuden führen.
Diese Erfahrung wünscht seiner Gemeinde
Liebertwolkwitz, den 18. Februar 1848
Theodor Voigt
Mit der Reihe »Auf historischen Spuren« hat sich die Autorin zur Aufgabe gemacht, Literatur vergangener Jahrhunderte für heutige Leser aufzubereiten und wieder zur Verfügung zu stellen.
Dabei wird der Schreibstil des Verfassers möglichst unverändert übernommen, um den Sprachgebrauch der damaligen Zeit zu erhalten. Gleichwohl werden Änderungen, die sich beispielsweise aus der Überprüfung historischer Fakten ergeben, schonend eingearbeitet.
Das vorliegende Buch enthält gegenüber vorangegangenen Ausgaben unter anderen Berichtigungen kleinerer Irrtümer.
Leipzig, den 03. April 2020
Claudine Hirschmann
Von den in früherer Zeit in Liebertwolkwitz geschehenen Ereignissen sind wenig Nachrichten vorhanden. In den vielen und sehr bedeutenden Feuersbrünsten, die namentlich in den Jahren 1572, 1583, 1637, 1708 und 1808 stattgefunden haben, mag manche für den Ort denkwürdige Aufzeichnung mit verloren gegangen sein.
Wohl aber hat sich sowohl in schriftlichen Urkunden als im Volksmund die Geschichte von zwei, den Ort betreffenden früheren Zeitereignissen erhalten, welche in Bezug auf die nachfolgende Beschreibung der Oktobertage des Jahres 1813 diesen an Verwüstung und Verderben nicht nachgestanden haben.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts und besonders in dem Jahre 1431 ist der Ort von den Hussiten durch Raub, Mord und Brand gänzlich verheert worden. Als Ersatz für die erlittenen Verluste erhielt die Gemeinde von dem damaligen Gerichtsherrn, Götz von Ende, 25 Acker Holz, das so genannte Bischofsholz, geschenkt. Die Schenkungsurkunde ist ausgestellt »an dem abende dez heyligen martyn« nach Christi Geburt »in thusent Jar virhundert Jare In dem pppi Jar«. Eine ähnliche Verheerung erfuhr Liebertwolkwitz im dreißigjährigen Krieg durch die Schweden. Im Jahre 1637 brannten 42 Güter und Häuser und 36 Häuser wurden ruiniert, unter ersteren auch die Pfarre und Schule. Die Einwohner zerstreuten sich und lebten in Leipzig und anderen Orten. Aus dieser Zeit, wenn nicht schon aus der des Hussitenkrieges hat sich die und wohl nicht unverbürgte Sage von dem am Colmberg (Kolmberg) gelegenen und früher nach Liebertwolkwitz eingepfarrten, in einem der genannten Kriege aber gänzlich zerstörten und dann nicht wieder aufgebauten Dorf Colm erhalten. Wie Liebertwolkwitz ebenso hat auch Großpösna in jenen verhängnisvollen Kriegsjahren dieselben traurigen Erfahrungen geteilt: Dorf und Kirche sind im 30-jährigen Krieg gänzlich verheert worden.
Welche mit Glück und Unglück wechselnden Geschicke von da an beide Orte erfahren haben, darüber finden sich wenige Nachweise. In Liebertwolkwitz war es, wo bei der schwedischen Invasion der kaiserliche Minister von Wratislaw am 1. September 1707 die mit Carl XII. zu Altranstädt im Jahre 1706 abgeschlossenen Traktaten unterzeichnete, nach welchen der Kaiser Joseph I. den Protestanten in Schlesien freie Religionsausübung gestatten musste, weshalb ihre dortigen Kirchen noch jetzt Gnadenkirchen genannt werden. Die Unterzeichnung geschah im Gut Nr. 32.
Von den Schicksalen von Liebertwolkwitz und Großpösna während des 7-jährigen Krieges geht aus kirchlichen Nachrichten so viel hervor, dass sich in beiden Orten viele Kriegstruppen aufgehalten und die Einwohner schwere Kriegsdrangsale ausgestanden haben. Im Jahre 1762 starben in Liebertwolkwitz 64 Personen, in Großpösna 28 Personen. Eine bei der damaligen geringen Bevölkerung beider Orte sehr hohe Zahl.
Während des seit Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland geführten französischen Krieges lagen, meist auf Durchmärschen, bis zum Jahre 1813 ununterbrochen sowohl vaterländische als fremde Truppen in Liebertwolkwitz in Quartier.
Am 4. April 1813 kamen Russen in den Ort und quartierten sich ein. Der Pope wohnte in der Pfarre und hielt in dem oberen Saal Gottesdienst. Nach kurzem Aufenthalt marschierten diese Truppen weiter. Ihnen folgten bald wiederum Russen nach, welche das Osterfest hier feierten. Seitdem hielten sich fortwährend fremde Truppen im Ort und der Umgegend auf. Und wurden zwar schon viele Vorräte von ihnen verzehrt, auch Bedrückungen verübt, doch ahnte bei der Stellung der kriegführenden Mächte hier niemand, selbst noch Augenzeuge von den Tagen der großen Entscheidung zu sein. Bald stand es bevor!
Nach den schnell aufeinanderfolgenden Siegen der Verbündeten