Lolo, Bibi und die Lady von Kerry - Volker Schoßwald - E-Book

Lolo, Bibi und die Lady von Kerry E-Book

Volker Schoßwald

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Beschreibung

Diesmal fliegen Lolo und Bibi mit ihren Familien auf die grüne Insel. Da gibt es viel zu sehen. Da gibt es viel zu erleben. Abenteuer können bei den beiden Helden nicht ausbleiben. Ein Abenteuerbuch für alle Fans von Lolo und Bibi und ein Buch für alle, die Irland lieben oder einen Urlaub mit Kindern planen. Die liebevollen Bilder des Autors runden dieses Büchlein ab.

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Inhaltsverzeichnis

1 Cheers!

2 Der Plan

3 Käseschmelzen

4 Stopp! Sicherheitskontrolle

5 In den Lüften

6 Der heilige Patrick

7 Wikinger und Dublin

8 Fisch oder Kaninchen

9 Gulliver

10 Dunkles Schloss und weißer Fleck

11 Die Schauergeschichte

12 Schloss mit Grillen

13 Schloss mit Gespenst

14 Rüstungen und Geister

15 Grüne Hügel und weiße Schafe

16 Die List der Iren

17 Verirrt im Klosterkeller

18 Nick und seine irischen Freunde

19 Auf in den Süden

20 Zwischenstopp in Marymount

21 Mit der Bouti-Queen in Cork

22 Schloßkerker und Mönchsbier

23 Papa im Pub

24 Wer fängt wen in Kilkenny?

25 Geheimnis? Steinzeit Newgrange

26 Lady von Kerry

27 Abflug

Anhang Was die Väter erzählten

28 Der verhinderte Glücksucher

29 Nils Jugend-Burgabenteuer

30 Der Sankt-Georgs-Brunnen in Gostenhof

Rätsel: Wo ist die Lady of Kerry?

Lolo fällt… Was sieht er?

Wer steckt in der Rüstung?

1 Cheers!

Nick und Nils, die Väter von Lolo und Bibi hockten gemütlich auf der grünen Couch. Es war der Abend vor Silvester. Morgen feierten sie zusammen den Jahreswechsel– hoffentlich ohne entführte Esel, gruselige Mumien und verschwundene Madonnen. Lolo und Bibi freuten sich auf den verheißenen Silvesterschmaus: Raclette. Da schob man Käsescheiben mit Pilzen, Schinken, Gurken und vielen anderen Leckereien in Pfännchen unter einen Grill, um sie dann knusprig braun in die Mäulchen wandern zu lassen.

Während die Mütter am Vorabend ein Konzert ihres Lieblingssängers besuchten, tauschten sich die beiden Väter im Wohnzimmer über die Qualitäten fränkischer Bierkultur aus – natürlich mit entsprechenden Materialproben: Prosit. Lolo und Bibi bevorzugten Planetenquartett, aber sie hörten, wie die Stimmung der beiden stieg.

„Oje, gleich singen sie!“ befürchtete Lolo.

„Genau, jetzt produzieren sie sich als Lieblingssänger unseres Stadtteils!“ lästerte Bibi.

„Wenn Mama heimkommt, bringen sie ein Konzert!“

„Und ihre Fans jaulen nach Autogramme von ihnen.“

„Komm, wir gehen auf mein Zimmer. Da können wir in Ruhe spielen“, ermunterte Lolo seine Freundin. Sie stiegen in den ersten Stock, wo sich Lolos Playmobilsammlung auf dem Boden tummelte.

„O Gott, was sagt denn deine Mutter über das Chaos bei dir?“

„O Gott!“

„Was meinst du?“

„Naja, Mama ruft: O Gott. Dann kommt Papa angerannt und die beiden streiten sich, wessen Sohn ich sei.“

„Bestimmt nicht Gottes Sohn!“

Lolo kreischte fast beim Lachen. Er als Gottes Sohn? Papa als der liebe Gott?

Der Aufbruch der Kinder ins Land der Ritter und Dinos tat der guten Laune ihrer Väter keinen Abbruch. Beschwingt erhob sich Lolos Vater, während Nils das farbenprächtige Bild von Picasso an der Wand studierte. Nick strich die Ärmel seines karierten Hemdes zurück und stieg in die Abgründe des Kellers. Schnaufend kehrte er zurück.

„Lieber Nils“, keuchte er, geschafft vom ermüdenden Treppensteigen, „schau mal, was ich hier habe!“

Nils lockerte seine Krawatte. Hoffnungsvoll betrachtete er Nicks Mitbringsel.

„Junge, Junge!“ knurrte Nils bewundernd.

„Na“, meinte Nick, „wonach sieht das wohl aus?“

„Das sieht mir nach einem erstklassischen Whiskey aus.“

Nils anerkennendes Brummen gelang, aber beim Reden zeigte er Probleme mit der Aussprache. Der Alkohol ließ ihn ein bisschen lallen. Vor allem das „erstklassig“ klang eher nach „ähst-klaschsch…schisch“.

„Das sieht nicht nur erstklassig aus, es schmeckt auch so! Probier mal! Jahrelang in Irland in Holzfässern gereift.“

„Einzelhaft für Whiskey. Irre! Ach ja, Irland, davon träume ich schon lange…“

Nick ließ ihn nicht lange jammern, sondern goss ihm ein Glas von der hellbraunen Flüssigkeit ein und sich auch eines.

Mit breitem Lächeln prosteten sie sich zu: „Cheers!“ „Cheers!“

Angefeuert durch den kräftigen Schluck schwärmte Nick von dem leckeren Whiskey Irlands und die grünen Hügel und…

„Was red‘ ich lang!“ jubelte Nick, „Irland, dieses süffige Bier, du weißt schon… fällt mir jetzt nicht ein… brauch wohl noch ‚nen Whiskey dazu.“

Nils half ihm: „Guinness! Ja, lecker, lecker… Das könnt ich jetzt auch vertragen, aber wo kriegt man ein gutes Guinness.“

„Jetzt in einer dunklen irischen Kneipe, mit einer Funzel, Fischernetzen an der Decke und…“

„Sei ruhig!“ stöhnte Nils, „Du machst mich echt gierig drauf.“

„Weißt du noch… Whiskey in the Jar?“ brummte Nick.

“Na klar! Von diesem Räuber in den Bergen von Kilkenny!”

Nick sprang auf. Im Arbeitszimmer lehnte seine Gitarre an der Wand. Er schnappte sich schnell zwei zerfledderte Liederbücher. „Alter Junge, lass uns singen!“ forderte er Nils heraus. Nils fuhr sich mit der Hand durch die grauen Haare, erkannte, dass er diese Herausforderung nur mit einem Schluck Whiskey bestehen konnte und jodelte dann: „Let us sing!“

Zu den Kinder im ersten Stock klangen plötzlich fröhliche Weisen: „And it’s no nay never“ Hände klatschten, Füße stampften, „No nay never no more…“

„Papa ist in seinem Element!“ kommentierte Lolo. „Jetzt jault er seinen Waild Rower...“

„Ich verstehe kein Wort!“ murrte Bibi.

„Ich auch nicht, aber Papa nennt mich Wild Rover, wenn ich mit einer Ermahnung aus der Schule komme.“

„Du, der Musterknabe?“

„Sei bloß still!“ Lolo drohte neckisch mit dem Zeigefinger, „Wilder Nichtsnutz! So heißt der Typ!“

„Du ein wilder Nichtsnutz?“

„Naja, Papas Wilder-Streuner verspricht seinen Eltern immer wieder, nicht mehr über die Stränge zu schlagen…“

„Und das glauben die ihm?“

„Klar, meine sind auch nicht besser. Und dem Rover seine Eltern vergeben ihm alles, wie schon immer…“

„Sehr lehrreich!“ staunte Bibi. „Mein Papa würde so etwas nie erzählen. Das wäre ja ein schlechtes Vorbild für mich.“

„Das meint mein Papa auch. Aber er findet das Lied einfach gut. Dann schnappt er sich seine Gitarre und singt und Mama…“

„Deine Mama singt mit?“

„Nein, sie schlägt die Hände über dem Kopf zusammen: ‚Wie kannst du dem Jungen solche Flausen in den Kopf setzen?‘, aber Papa grinst nur: ‚Dein Prinzchen kann nichts verderben!‘ und dann kriege nicht ich den Krach wegen der Ermahnung in der Schule, sondern die beiden streiten sich.“

„O, das klingt schlimm…“ seufzte Bibi.

Doch Lolo lachte: „Ach was, die streiten doch nur, um sich dann zu versöhnen.“

Bibi schüttelte weise den Kopf: „Diese Erwachsenen! Sie werden auch nie erwachsen!“

Sie stellten ihre Piraten auf die beiden Schiffe zurück, legten die Kanonenkugeln neben die Geschütze und schlichen sich hinunter. Dieses Konzert zweier gutgelaunter, stimmgewaltiger Väter wollten sie sich nicht entgehen lassen.

Was für ein Anblick: Nick, im Holzfällerhemd traktierte die Gitarre während Nils, mit der Krawatte als Stirnband um den Kopf, auf einem Karton trommelte.

Nick grölte: „Da ist noch Whiskey im Krug!“

Nils goss aus einer Flasche eine hellbraune Flüssigkeit in ein Glas und reichte es zu ihm hinüber. Die Musiker erhoben die Gläser: „Tschiers!“ Voller irischem Feuer drosch Nick auf seine Gitarre ein. Nils schlug den Karton wie den Hintern eines ungezogenen Knaben vor dreihundert Jahren, als man Kinder noch verhauen durfte.

„Whiskey in the Jar“, Nick hatte Lolo die Geschichte bestimmt schon tausend Mal erzählt, oder hundert Mal, oder bestimmt schon zehn Mal… Lolo könnte sie im Schlaf wiederholen:

„Der Räuber aus Irland will eines Abends in einer Kneipe übernachten, aber die Wirtin schnauzt nur: ‚Mach die Fliege!‘ Da zeigt er ihr die Goldstücke aus seinem Raub. Plötzlich wird Jenny total nett: „Setz dich her, ich habe gutes Bier, ich habe guten Whiskey und allerbesten Wein.‘

Der Räuber setzt sich. Sie serviert ihm lauter gute Sachen, vor allem viel zum Saufen. Betrunken und glücklich sinkt er ins Bett. Aber die kluge Wirtin weiß: Es gibt ein Kopfgeld auf diesen Räuber, eine Belohnung, wenn man ihn fängt. Jenny meldet ihn bei der Polizei und der Sheriff kommt, um ihn zu verhaften.

Die Gendarmen dringen in sein Zimmer ein, der Räuber wacht auf und greift zu seiner Pistole, um sich zu verteidigen. Aber die Wirtin hat die Patronen aus der Pistole genommen und mit Wasser gefüllt. Wasser kannst du nicht schießen! So kann der Sheriff ihn sich krallen und ins Gefängnis stecken. Da hockt er niedergeschlagen und schwört sich, nie wieder einer Frau zu trauen.“

„Warum?“ wollte Bibi wissen.

„Na, die Wirtin hat ihn doch verraten, aber an dieser Stelle schaltet sich Mama ein, wenn sie es mitbekommt und sagt zu Papa, er soll den Jungen nicht gegen sie aufhetzen.“

„Den Jungen?“

„Naja, mich halt. Mama ist ja auch eine Frau.“

Die beiden lachten, denn Bibi kannte ihre Mama und die würde bestimmt genauso reagieren. Aber Lolo sagte: „Es ist alles Schmarrn, dir traue ich ganz bestimmt, Bibi, mehr als allen Jungen in meiner Klasse.“

Wieder einmal wurde Bibi rot - und freute sich ganz heimlich. So heimlich, dass Lolo es merkte.

Die gutgestimmten Väter merkten nichts. Lolo war heilfroh, dass keine anderen Leute im Haus wohnten. Denn bei dem doppelväterlichen Lärm hätte es bestimmt Beschwerden gegeben.

2 Der Plan

Als die Damen von ihrem Konzert heimkehrten, trafen sie auf voll aufgedrehte Jungs, also Väter. Begeistert weihten diese sie in ihre neuesten Pläne ein.

„Also, Lads!“ rief Nils.

„Genau, verehrte Ladys, wir haben den vollen Plan entwickelt…“

Die Damen wechselten bedenkliche Blicke. Lolo und Bibi hinten an der Treppe glühten die Ohren vor Neugier. Was hatten die singenden Papas ausgeheckt?

Nick nahm seine Noelle in den Arm, und Nils seine Nicole. Nils legte vor: „In den nächsten Ferien fahren wir nach…“

Kunstpause. Die beiden Männer blickten sich aufmunternd an. Dann sprachen sie im Chor: „Nach Irland!!!“

Irland mit drei Ausrufezeichen.

„Irland?“ Die Frauen blickten sich an: „Sind die Männer noch bei Trost?“

Mit gerollten Augen fragte Lolo Bibi: „Was wollen wir denn in Irland?“

Bibi Antwort verklang im Schwärmen der Papas. Voll des leckeren Whiskeys redeten Nick und Nils gleichzeitig. Keiner konnte etwas verstehen. Höchstens begeisterte Worte wie „grüne Hügel, Whiskey, Dubliners, Flöten…“, die immer wieder erklangen.

Die Frauen nickten sich verständnisvoll zu: „Die beiden hat’s aber voll erwischt!“

„Der Whiskey, der Whiskey!“ stöhnte Noelle.

„Naja, mein Göttergatte macht manchmal den Eindruck, Oma hätte ihn bei der Geburt gleich in Whiskey gebadet!“

„Woran merkst du das?“ neckte Noelle.

„Er grölt irische Pub-Songs und entwickelt dumme Gedanken.“

„Doch nicht vor dem Kindern!“ mahnte Noelle. Aber sie lachte und die Kinder merkten, dass die Mütter es freundlich meinten.

Die Männer wollten nicht reden, sondern singen. In ihr Schicksal ergeben setzten sich die Mütter neben sie und sangen fröhlich mit.

Lolo stieß Bibi an: „Immer auf Englisch. Ich versteh nichts.“

Noelle erbarmte sich der beiden und verschwand in der Küche. Mit Besteck und Tassen kehrte sie zurück. Damit konnten die Kinder den Rhythmus mitmachen: Gabel auf Messer, Messer auf Tasse, Tassen gegeneinander und immer wieder einfach nur mit den Händen klatschen oder den Füßen stampfen. „Echt geil!“ rief Bibi und entpuppte sich als einfallsreich. Sie verschwand Richtung Küche und kehrte mit einem Kochlöffel zurück. Ein Sessel verwandelte sich zur Trommel. Vermutlich war Noelle zutiefst dankbar, dass sonst niemand im Haus wohnte. Das hätte Ärger gegeben. So aber gab es nur gute Stimmung. Die Mütter schnippten und nippten vom Rhythmus. Schließlich sprang Noelle auf, stemmte die Fäuste in die Seite und begann wie wild zu tanzen, angefeuert von der klatschenden Nicole.

Lolo beugte sich zu Bibi hinüber: „Silvester ist doch erst morgen!“

Aber Bibi schaute ihn ernst und weise an: „Erwachsene können eben nicht warten.“

3 Käseschmelzen

Am Silvesterabend gab es in der Küche viel vorzubereiten.

„Raclette ist ganz einfach!“ hatte Nick behauptet. „Man muss nur den Käse zum Schmelzen bringen.“

„Typisch Mann!“ Noelle schaute genervt zum Himmel, genauer zur Küchendecke. „Einfach ist das Essen, aber dazu musst du ganz viel bereitstellen.“

Den Kindern machte es Spaß. Lolo schnitt die Paprikaschoten in schmale Streifen und Bibi machte dasselbe mit den Pilzen, die Noelle geschält hatte:

„Halt! Den Stiel musst du auch noch unten abschneiden. Der ist so hart und geschmacklos.“

„Aha, Pilz mit Stiel ist stillos!“ scherzte Bibi. Also: Stil ab. Es lief super. Lolo bewunderte, wie seine Freundin die Pilze fein säuberlich in hauchdünne Scheibchen schnitt.

Nicole öffnete einige Döschen: Mini-Mais, Erbsen, Ananasscheiben, Mais… Mama Noelle bereitete leckere Saucen zu: Curry-Sahne, Paprika-Thymian-Sahne. Den Kindern lief das Wasser im Mund zusammen.

„Papa braucht noch Chili!“ mahnte Lolo.

„Papa will eine scharfe Knoblauchsoße!“ fügte Bibi hinzu.

Die Mütter seufzten: „Immer diese Papa-Wünsche.“

„Sollen die Herren sich doch ihre eigenen Saucen mixen.“

Aber die Herren waren noch unterwegs, denn Nick hatte eine geniale Idee: „Weißt du was, Nils? Ich habe eine geniale Idee!“

Nils zwinkerte verstehend: „Ist doch klar!“

Nick war verwundert: „Was weißt du?“

„Wenn schon, denn schon: Jetzt muss Guinness ins Haus. Ich hoffe, euer Getränkemarkt ist gut sortiert.“

Genervt kamen sie zurück: „Nix, nix, wohin man schaut.“

„Da kannst du in Gerstensäften baden. Aber alles kommt aus Franken oder Bayern.“

„Oder laue Nordlichtmassenware.“

„Schau doch mal ins Internet. Da sitzt du doch sowieso immer davor!“ stichelte Noelle.

„Gute Idee!“ nickte Nick. Er begab sich mit Nils zum Computer und tippte „Ginnes…“ in die Tastatur.

„Mensch, Ginnes schreibt man doch ganz anders.“

„Stimmt!“ grummelte Nick. Nils buchstabierte: „Geh Uh i En En e Es!“

‚Guinness‘ schrieb Nick und fügte den Wohnort hinzu.

Nils nickte: „Gut so. Mal schauen, was da auftaucht…“

„Mist, doch zwei Ess!“ knurrte Nick, aber es störte nicht.

„Weißt du, was unten auf einer Guinessflasche steht?“

Nils schüttelte den Kopf.

„Bitte auf der anderen Seite öffnen…“

Es dauerte zwei Sekunden, aber dann feixte Nils doch.

„Na, die Herren! Erfolgreich?“ Noelle steckte den Kopf durch die Tür des Arbeitszimmers.

„Natürlich!“ behaupteten die Väter im Chor. Aber es stimmte nicht. Sie brauchten noch ziemlich lange bis sie merkten: „Heute wird das nichts mehr. Silvester machen alle früher zu und an den Tankstellen bekommen wir so was nicht.“

„Dann bleiben wir beim Whiskey!“ erklärte Nick.

„Ich muss ja nicht mehr fahren…“ ergrinste Nils. Seine Augen glänzten, als hätte er den ersten Schluck schon genommen.

„Zuviel Alkohol ist ungesund, und heute gibt es noch Sekt!“ bremste Nicole. Die Männer seufzten ergeben. Nicole hatte natürlich Recht.

Das Raclette garantierte den Erfolg des Abends. Die Frauen und die Kinder trugen auf. Der Tisch bog sich schier unter den Genüssen. Lolo und Bibi häuften sich sämtliche Zutaten säuberlich auf ihr Pfännchen.

„Aber Bibi, das passt doch nie hinein!“ mahnte Nicole.

Wie immer wusste ihre Tochter es besser. Aber sie säbelte den halben Belag auf den Tisch hinunter, als sie den Berg in den schmalen Spalt schieben wollte.

„Mist! Der Spalt ist zu schmal!“

„Nein, du hast dir einfach zu viel drauf genommen…“

Bevor Tochter und Mutter sich in eines ihrer gefürchteten Streitgespräche steigern konnten, mahnte Nick: „Bald kommt das Feuerwerk! Wir müssen uns ranhalten.“

„Ich will noch ‚Dinner for One‘ sehen.“

„Ich sehe Raclette for Six!“ lachte Nick.

„Halte dich mal bei Raclette ran“, meinte Noelle. „Das dauert doch ewig.“

„Da frisst man zum Glück dann doch nicht zu viel, weil man schneller satt ist.“

„Champions! Lecker!“ jubelte Lolo.

„Minimais! Hmmm!“ verkündete Bibi.

Und tatsächlich begann es um Mitternacht zu krachen, die Kirchturmglocken läuteten, die Sektkorken flogen auf die Straße und alle Nachbarn prosteten sich zu:

„Prosit Neujahr! ‚s Geld is gar. Ä Häfele Kraut und a Ripple dazu…“

4 Stopp! Sicherheitskontrolle

„Wahnsinn! Hier kann man sich ja verlaufen!“ Lolo beeindruckte der Münchner Flughafen.

„Wo müssen wir hin?“ Der Irrwald an Wegweisern verwirrte mehr als zu helfen. Die Kinder faszinierte das bunte Treiben der Fluggäste: Alle schienen woanders hin zu laufen. Zur Orientierung halfen A, C oder andere Buchstaben, dann wieder 24 oder 13 oder… Hoffentlich wusste Papa, wo es lang ging. Nick stoppte immer wieder und schaute suchend. Arrival, Departure… Oder „Ankunft“ und „Abflug“? Dazwischen kamen Durchsagen, wo sie aufmerksam zuhörten bis sie merkten, dass es sie nicht betraf, weil Passagier Otto Meier, der zum letzten Mal aufgerufen wurde, weder Nick noch Noelle noch Lorenz hieß.

„Jetzt sind wir da!“ jubelte Lolo. Seine Eltern schauten irritiert. Woher wusste er das? Welcher Buchstabe, welche Zahl? Da drüben prangte das Erkennungszeichen: Blonde, strähnige Haare und braune Augen mit zwei Erwachsenen, die leicht gestresst blickten. „Da seid ihr ja….“ schienen die vier Erwachsenen einstimmig zu zu rufen. Die Gruppen prallten aufeinander. Hali, Hallo, Hi! Lolo und Bibi jubelten vor Freude. Die Väter verständigten sich, dass das „Gate“ mit ihren Tickets übereinstimmte und reihten sich an zum Einchecken.

Lolo hatte Bibis Hand geklatscht: „Jetzt geht es los!“

„Zumindest mit dem Anstehen!“ brachte ihn Bibi auf den Boden der Tatsachen. Beide sprühten vor Aufregung.

Eine lange Schlange Menschen wartete vor ihnen.

„Unsere Airline!“ Bibi deutete auf das Zeichen ihrer Fluggesellschaft über dem Schalter. Darunter saßen Sekretärinnen am Computer, die die Fluggäste instruierten und eine Karte reichten. Die Passagiere stellten das Gepäck auf ein Fließband. Das Band setzte sich in Bewegung und die Koffer und Rucksäcke verschwanden in einem Loch.

„Was passiert denn, wenn das ins falsche Flugzeug kommt?“ wollte Lolo wissen.

„Wie erkennen die Leute ihr Gepäckstück? Da sehen doch viele so gleich aus…“

Auf so viele Fragen wollte keiner antworten, irgendwie standen die Erwachsenen unter Spannung. Sie wollten die Sache bald hinter sich haben und gelassen in irgendeinem Sessel auf das Flugzeug warten.

Als ihre Koffer auf dem Fließband ins schwarze Loch fuhren, hätte Lolo sich am liebsten mit drauf gesetzt. Einfach mitfahren! Aber er wusste: So einen Unsinn durfte nicht mal er sich leisten.

„Auf zum Sicherheitscheck!“ Noelle ging zielstrebig voran.

Sicherheitscheck? Eine seltsame Sache. Lolo beobachtete die Leute vor sich. Sie leerten ihre Taschen und legten die Sachen in große Schalen. Das Handgepäck folgte. Männer zogen sogar ihre Hosengürtel aus. Dann fuhr die Schachtel auf Rollen durch einen Kasten.