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Der christliche Glaube dreht sich zentral um Jesus von Nazareth, den Christus. Eine entsprechende Rolle spielt Leben, Wirken und Lehre Jesu in allen Jahrgängen des Religionsunterrichtes. Volker Schoßwald hat jahrzehntelange Erfahrungen in allen Schularten gesammelt, mit besonderem Schwerpunkt bei den beruflichen Schulen und den Grundschulen, aber auch bei Haupt- und später Mittelschule, Gymnasium Walddorfschule und noch mehr. Die praktischen Ergebnisse seines Unterrichtens legt er nun in Buchform vor. Er versteht dieses als Steinbruch für Lehrkräfte. Entsprechend finden sich auch Arbeitsblätter, die sich modifizieren lassen. Zur Person: Dr. Volker Schoßwald, geb. 1955 ist Pfarrer in Nürnberg, zuvor in Schwabach und Würzburg. Nach dem Zivildienst an einer evangelischen Schule studierte er in Erlangen und Tübingen, die Vikarsausbildung absolvierte er in Neuensdettelsau. Er ist Verfasser etlicher Sachbücher sowie von Biographien. Als Vater zweier Söhne verfügt er auch über den Familienaspekt Richtung Schule und Unterricht.
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Seitenzahl: 245
1 Didaktische und pädagogische Vorüberlegungen
1.1 Exempla trahunt
1.2 Glauben und Religion: etwas für Kinder?
1.3 Theologische Positionierung
1.4 Der aufgeklärte kritischen Religionslehrer
1.5 Aktualität und Aktualismus
1.6 Zur Methodik
Die Erzählung
Die Bibel
Mandala
Der Aufbau
Der Film
Recherche
Vorbilder
Lieder
2 Stundenverteilplan als Steinbruch
3 Titelblatt: Jesus auf Turiner Grabtuch
4 Gestaltung eines Jesusbildes nach Vorlage
5 Brainstorming An was denkst Du bei "Jesus"?
6 Grundriß: Jesu Leben und Wirken
6.1 AB Grundriß Jesus, Leben und Wirken
6.2 Das Christentum Bibelstellen-Lösungsblatt
7 Quiz
8 Referate
8.1 Arbeitsaufträge projizieren:
9 Einige wichtige Bibelstellen, persönlich notiert….
10 Kreuz, Kreuzestheologie, Auferstehung
10.1 Gottes folgenlose Allmacht und ihre ungedeckten Ausreden
Hier ist kein Mann, der helfen kann...
Wenn Heil und Freiheit sich ausschließen, wie ist es dann im "Himmel"?
Wer ist Gott?
Ich glaube nicht an den allmächtigen Vater
Das Wesen Gottes und die Leidenden
Wenn Gott als Sündenbock ausfällt, wer bleibt dann?
10.2 Die Theodizeefrage
11 Heilungen Jesu
11.1 AB Jesus: Heilsame Begegnungen
11.2 Eine Tod-gleiche Krankheit: Aussatz – Lepra
1.1.1. Lepra Experten: Lepra noch lange nicht besiegt
12 Jesu Gleichnisse
12.1 Die (Selbst-) Verständlichkeit der Gleichnisse und der Transfer
12.2 Bibliodramatische Zugänge zu Gleichnissen
12.2.1 Das Gleichnis von den Talenten
Talente (Mt 25)
12.2.2 Das große Festmahl
Großes Festmahl (Lk14,15-24)
Der verlorene Sohn (Lk.10)
12.2.3 Der verlorene Sohn (Lk.15)
12.2.4 Der barmherzige Samariter
Barmherziger Samariter (Lk10)
12.3 Grundschule: Schuld und Schalksknecht
13 Streitgespräche
13.1 AB Streitgespräche
14 Jesus und die Außenseiter
14.1 Stichpunkte zu den diversen Aspekten
14.2 Resümee "Außenseiter"
14.3 AB Außenseiter
15 Jesus und die Frauen
15.1 Bemerkenswerte Aspekte zum Thema Jesus und Frauen
16 Jesus und Aspekte der Sexualität
16.1 Jesus als Mann
16.2 Askese
16.3 Ehebruch und Scheidung
16.4 Johannes 8: Ehebruch
16.5 Lukas 7,36-50 / Matthäus 26,7-13: die große Sünderin
16.6 „Unbefleckte Empfängnis“
1.1.2. Hintergrund: Jeder sechste Deutsche glaubt an unbefleckte Empfängnis
17 Der Messias
17.1 Der Messias im Frontalunterricht
17.2 Verheißung und Erfüllung
17.3 Der Messias mit Madalas
18 Schulaufgabe zum Christentum
LE Schwerpunktarbeit „Jesus Christus“ (aus der Praxis)
19 Ergebnisorientierter existentieller Religionsunterricht Oder: Schule ist Leben
19.1 PISA und Religionsunterricht - Warum?
19.1.1 Info: die PISA-Studie
19.1.2 Überschneidende Interessen von PISA und Kirchlicher Bildungsarbeit
19.1.3 Programm: Die Relevanz der Fragestellungen von PISA 2000 für den Religionsunterricht
19.1.4 Untersuchungskriterium Anwendungsorientierung
19.1.5 Religionsunterricht und das System der Familie
19.2 Facette Lehrerpersönlichkeit
19.2.1 Der Identitätsverzicht des Religionslehrers
19.2.2 Jesu Lehrerpersönlichkeit
19.2.3 Jesus und seine Voll-Macht
19.2.4 Pädagogische Implikationen der Gleichnisse Jesu
19.2.5 Jesus und sein Klientel
19.2.6 Unterricht unter dem Kreuz
19.3 Religionsunterricht im Kontext Schule
19.3.1 Lernfeldbezogener Unterricht oder eingebetteter Religionsunterricht
19.3.2 Der Religionslehrer in seinem beruflichen Umfeld
19.3.3 Der Religionslehrer und seine Themen
19.3.4 Religion als Heimat
20 Verstehen und Verständigung
20.1 Bonus-Text: Heiden-Angst vor dem christlichen Profil
21 Index
Diese Entwürfe zum Unterricht sind Ergebnis eines langen schulischen Prozesses.1 In ihnen spiegeln sich Erfahrungen sowohl aus meiner Arbeit in der Schule2 wie auch aus vielen Kasualgesprächen meiner Gemeindearbeit, in denen deutlich wurde, dass das Wissen um Jesu Leben und Wirken - formal ausgedrückt - defizitär ist. Wie sollen Glaubenserfahrungen gemacht und verstanden werden, wie sollen ethische Positionen bezogen und begründet werden, wie soll eine christliche Kindererziehung möglich sein, wenn das Basiswissen fehlt? Wenn ich der Mehrzahl meiner Schülerinnen im Jahrgang 10-12 Glauben schenken darf, dann haben sie in zehn Jahren Religionsunterricht keine Geschichten von Jesus gehört und nie eine Bibel in der Hand gehabt. Ich schenke ihnen an diesem Punkt keinen Glauben. Ich rechne damit, dass die meisten einen gut verantworteten Religionsunterricht hatten.
Trotzdem scheint oft Tabula Rasa da zu sein. Dafür gibt es viele, vor allem gesellschaftliche und familiäre Gründe. Wenn wir die Schule als eine Chance sehen (eine noch gegebene, mitunter politisch leichtfertig aufs Spiel gesetzte), grundlegendes christliches Wissen zu vermitteln, dann müssen wir in den höheren Klassenstufen oft genug Lernstoff, der eigentlich mehr der Grundschule zugeordnet wird, einbauen. Wir müssen fundamentale Dinge vermitteln oder wieder freilegen. Auf diesem Erfahrungshintergrund ist dieses Buch entstanden, das Lehrkräften aller Schularten etwas in die Hand gibt. Darüber hinaus mag es allen religionspädagogischen Interessen dienen, auch dem Konfirmandenunterricht und dem Bibelgesprächskreis.
Noch eine entscheidende Vorbemerkung: Dies ist ein Sachbuch. Und doch verwende ich oft die Ich-Form. Das hat einen inhaltlichen Grund: Im Religionsunterricht spielt auf den verschiedensten Ebenen der Religionslehrer als Person eine entscheidende Rolle. Natürlich wissen wir, dass das für SchülerInnen die Lehrerpersönlichkeit immer ganz wichtig ist. Aber anders als in Mathematik und Deutsch spielt im Religionsunterricht auch der persönliche Glaube eine zentrale Rolle. Dem Lehrer wird abgenommen, womit er sich identifiziert. Er hat allerdings den Auftrag des konfessionellen Unterrichtens. Das macht das Geschäft mitunter schwierig. Aber es bleibt das Wissen: Bei den SchülerInnen kommt der Inhalt nur über den Weg der Person.
Daher leitet ein wichtiger pädagogischer Grundsatz, eine zentrale alte Erfahrung die Pädagogik: Verba docent, Exempla trahunt: Worte belehren, Beispiele ziehen nach sich. Wenn die SchülerInnen spüren, dass Jesus uns selbst interessiert, dass er uns begeistert, dann nehmen sie den Stoff als eine Möglichkeit auf, mit der man auch für sich selbst etwas anfangen kann. Egal in welcher Altersstufe: SchülerInnen gehen von Natur aus immer diesen Weg.
Die Anordnung meiner Stunden, selbst was die Einstiegsphase betrifft, war nicht immer identisch. Es war für mich hilfreich, mehrere Möglichkeiten präsent zu haben und auf die Klasse bzw. die Situation abzustimmen. Mitunter gibt es Ereignisse, über die gesprochen wird, die einen Einstieg ermöglichen. Dass sich im Glauben eines aus dem andren ergibt, macht uns Querverbindungen leicht. Die Arbeitsblätter, die ich zur Verfügung stelle, habe ich entsprechend flexibel eingesetzt, mal früher, mal später, sie mussten eben als Klassensatz greifbar sein.
Auch im Religionsunterricht gibt es etwas, das man vor einem halben Jahrhundert als Kairos bezeichnete: der Augenblick, in dem ein Funke überspringen kann. Kinder und Jugendliche sind sehr sensibel: sie spüren, wenn man selbst von etwas gepackt wird. Das soll diesem Buch abzuspüren sein und in der persönlichen Weise, die jeder Lehrer und jede Lehrerin hat, sich weiter entfalten.
Noch eine kleine Geschichte, die mich nachdenklich machte: In einem Gruppengespräch in einem evangelischen Kindergarten über Jesus und den Glauben outete sich ein Junge als nichtgetauft. Als ich ihn fragte, ob er nach den Geschichten von Jesus, die ihm gefielen, nicht vielleicht selbst Lust bekommen hätte, sich taufen zu lassen, reagierte er sehr prompt: "Nein! Taufe ist was für Babys." Natürlich. Aus seiner Sicht stimmte es. Der inzwischen Fünfjährige erlebte in seinem Umfeld permanent, dass praktisch ausschließlich Babys getauft wurden. Wenn man es unsentimental beschreibt, kann man sagen, dass die Babys in die Kirche gebracht werden, Wasser über sie gegossen wird und sie dann durch die Eltern jahrelang der Kirche wieder entzogen werden. Möglicherweise gibt es einen kurzen Zwischenstopp bei der Konfirmation, die wohl viele als positiv erleben 3 (auch der Freizeiten wegen), aber nicht als Anlass sehen, sich der Gottesdienstgemeinde anzuschließen.
Nota bene: als jener Gemeindejunge dann in der dritten Klasse war, ließ er sich wirklich taufen. Natürlich sprach ich ihn darauf an. Was hatte seinen Sinneswandel veranlasst? Die ebenfalls prompte Antwort: "Ich will dazu gehören."4
Meine meist getauften (Berufs-)SchülerInnen (beider Konfessionen) erklärten ermüdend häufig mit einem durch nichts begründeten Stolz, seit der Kommunion bzw. Konfirmation nicht mehr in der Kirche gewesen zu sein. Es ist also nicht nur eine intellektuelle oder kognitive Tabula Rasa, sondern auch eine emotionale. Der Ausdruck Tabula Rasa stammt aus dem alten Rom, wo die Schüler mit Wachstafeln arbeiteten und die Ergebnisse immer wieder abgerieben wurden. In der Tat erlebe ich das religiöse Wissen meiner Schülerinnen häufig als „abgewischt“ – durch sie selbst, durch die Eltern, durch das persönliche Umfeld, weniger durch die Zeit. Dabei erscheint es für sie kein Widerspruch, wenn sie zeitgleich schwärmen, wie toll Erlebnisse als KonfirmandInnen waren.
Man kann die Tabula rasa beklagen, man kann sie konstatieren, ich möchte sie vorwiegend als Herausforderung sehen. Wir haben die Chance, in bestimmten biographischen Situationen Wissen von Jesus an das Leben heran zu tragen. Wir haben die Chance, weil der Religionsunterricht noch Pflichtunterricht ist. Von sich aus würden die SchülerInnen nicht zu uns kommen. Aber manchmal nehmen sie ganz gerne mit, was sie unerwartet bekommen haben. Vor einem halben Jahrhundert sprach man von der existentialen Interpretation des Neuen Testamentes. Darin steckt eine Wahrheit, die nicht verloren gehen sollte: Nur, wenn ich selbst durch die Botschaft Jesu betroffen bin, kann ich sie überzeugend weitergeben. Dafür gibt es immer wieder Personen auch in unserer Biographie, in unserer Lebensgeschichte, die uns in den Religionsunterricht führte.
Hinter den Unterrichtsentwürfen steht also eine theologische Position. Man muss sie nicht teilen, um etwas zu übernehmen, aber ich möchte sie doch benennen.
Rein formal stehe ich in der Tradition der historisch-kritischen Exegese. Die Bibel enthält für mich Wahrheiten, aber nicht jede Zeile enthält exakte historische Informationen. Wenn es um Jesus geht, sind die Informationen relativ zeitnah festgehalten, ich rechne also häufig mit einem grundsätzlichen „so ist es wirklich gewesen“. Manche Geschichten sind so erkennbar gestylt, dass ich dann nur noch sagen kann: da steckt etwas Historisches dahinter5; und bei manchen erkenne ich mythologische Figuren, die in verschiedenen Bereichen des Mittelmeerraumes erscheinen, da frage ich dann eher: Was wollten sie damit ausdrücken?
Zunehmend begegnen mir Menschen mit abgeschlossenem Theologiestudium, die eine sehr eigentümliche Position vertreten: Weil alles hinterfragbar ist, halte ich alles in der Bibel für historisch. Wenn man die teilweise widersprüchlichen Ergebnisse historisch-kritischer Forschung sieht, ist das verständlich. Aber leider ist diese Lösung falsch, denn die widersprüchlichen Ergebnisse haben eines gemeinsam: die Gründe, die zu solchen Untersuchungen führen. Die Bibel und auch das Neue Testament sind in sich nicht schlüssig, sondern enthalten faktische Widersprüche.6 Wer aufrichtig ist, kommt um eine kritische Sicht nicht herum. Leider enthalten Fragen nicht zwangsläufig bereits die Lösung. Aber das gilt ja nicht mal in der Physik als einer "objektiven" Wissenschaft.
So gehe ich mit den Geschichten, die Jesus betreffen, auch den Schülerinnen gegenüber um: differenziert.
Wen die theologische Position hinter den Entwürfen interessiert: Sie ist christozentrisch, und dabei staurozentrisch. Damit stehe ich in Traditionen, die durch Martin Luther oder Jürgen Moltmann plakatiert werden könnten. Es geht also in meinem religiösen Reden letztlich immer um Jesus, und zwar den Gekreuzigten – das finden wir auch schon bei Paulus in dieser knappen Form (1.Kor.2,2). Knapp ausgedrückt: Wer Gott ist, lässt sich nur beschreiben, wenn wir es an einer Geschichte von Jesus deutlich machen. Und Jesus nimmt für mich die Stellung „Gott“ ein. Dabei ist „Gott“ Jesus, der am Kreuz endete. Es ist also eine Religiosität ohne Überschwang, wenn es um Leid und Tod geht, aber eine Religiosität mit Feuer, wenn es um Hoffnung geht. Darum gehören für mich zu Jesus auch Geschichten von Menschen, die sich durch ihn bewegen ließen (z.B. Schweitzer und Luther-King), und es gehören in den Religionsunterricht Lieder, die mehr sagen als Predigten, also neues geistliches Liedgut und Gospels.
Der Religionsunterricht ist für mich ekklesiologisch zu sehen: Ich vertrete die Kirche. SchülerInnen erleben durch mich Kirche. Egal, ob ich das will oder nicht, es ist so. Reli-Lehrkräfte, die sich mit ihrer Kirche nicht identifizieren, sind für mich fehl am Platz. Sie könnten vielleicht mit gutem Gewissen Ethik unterrichten. Sie können auch gute LehrerInnen und gute Menschen sein, aber der Religionsunterricht wird mit Kirche identifiziert. Darum müssen Religionsunterrichtende sich mit Kirche identifizieren, sonst ist es Etikettenschwindel7.
Kirche sehe ich ebenfalls staurozentrisch: Jesus würde heute von „der Kirche“ vielleicht auch gekreuzigt. Wir leben nicht im Paradies, auch in der Kirche nicht. Bei den Katholiken ist sogar Petrus, der Versager, Vorbild des Oberhauptes, auch wenn das jeweils reale Oberhaupt der Konfession es vielleicht nicht wahrnimmt. Aber Johannes XXIII ließ geistliche Selbsterkenntnis und Bescheidenheit durchblicken und Franziskus sendet ähnliche Signale aus. Also: Du bist Kirche und Kirche ist genau unvollkommen wie du – nur sind es Repräsentanten vielleicht anders als Du.
Mein Unterricht basiert wie gesagt auf historisch-kritischer Exegese. Das stört meine SchülerInnen (und KonfirmandInnen) oft wenig. Sie unterstellen mir – selbst wenn sie mich schon länger kennen – immer wieder einen platten Biblizismus. Da muss die Schöpfung mit Adam und Erde begonnen haben und da Kain keine weiblichen Geschwister hat ist die Geschichte rein biologisch ab der Pubertät reiner Unsinn. Da sie diese Interpretation nicht von mir gehört haben und vermutlich auch selten von KollegInnen, wird wohl in den Elternhäusern tradiert, wie wirklichkeitsfremd Religionsvertreter sind. Das sitzt so tief, dass ich auch nach mehrjährigem Unterricht von denselben Schülern wieder zu hören bekomme, dass ich daran glaube, dass der erste Mensch aus Lehm gemacht wurde.
Abgesehen davon, dass dies verletzend ist – schließlich behandeln mich die SchülerInnen dann wie einen unbelehrbaren Vollidioten -, ist es natürlich auch ausgesprochen billig: Mittels eines Buhmanns kann man sich leicht aus religiösen Entscheidungen stehlen. Vor allem dann, wenn Gott nicht so ist, wie ich es will, sondern anders.
Wenn ich andererseits beim Unterrichtsthema „Okkultismus – Esoterik“ induktiv vorgehe – also eine esoterische Praxis nachstelle, ihre anscheinend überzeugende Seite aufzeige und dann in die Kritik gehe, beharren viele auf irrationalen Positionen – die sie vermutlich nicht sich selbst gesucht haben, sondern aus dem Elternhaus mitbekamen.8 Der Vorteil an der Esoterik ist nämlich: Man braucht sich vor niemandem zu verantworten – und im Zweifelsfall muss der arme Werner Heißenberg dafür herhalten, dass es selbst in der Natur „Widersprüche“ gibt; auch eine 5 in Physik nimmt einem nicht das Recht, mit Quantenphysik zu argumentieren.
Das mit dem „Sich-Verantworten“ ist in der Kirche anders; dort gibt es einen ethischen Kanon, der zwar immer wieder diskutiert wird, aber im Prinzip bekannt ist und auch partiell göttliche Dignität genießt. Wenn ich es richtig beobachte, halten sich der Wunsch nach verlässlichen Regeln und der Unwille, sich zu verpflichten, in etwa die Waage. Wenn die Kirche als normgebende oder normverwaltende Kraft abgelehnt wird, hängt dies wohl damit zusammen, dass man /frau scih selber aussuchen möchte, wem man normsetzende Autorität zuerkennt.
Wer mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat, muss sich ein Stück weit in ihrer Welt auskennen. Das ist heutzutage extrem schwierig, weil diese Welt professionell ferngesteuert wird durch Medien und Werbung. Ich finde das schlimm und könnte stundenlang dagegen wettern, aber es ist die Realität. Zugleich ist es sehr anstrengend, immer wieder die Moden mitzuerleben oder gar die wichtigen Personen, die die Medienwelt beherrschen. Bei Jugendlichen bezieht sich das ganz stark auf die Musik. Es ist gut, sich da auszukennen, aber es gehört nicht zu den 10 Geboten. Allerdings ist die Frage, wie man mit den Defiziten im eigenen Wissen im Unterricht umgeht.
Beim grundlegenden Arbeitsblatt über Jesu Leben habe ich in die Lösungsvorschläge spielerisch aktuelles eingefügt. Das veraltet sehr schnell und es legt sich nahe, Namen wie David Beckham durch aktuellere zu ersetzen… Man und frau sollte allerdings wissen, um wen oder was es wirklich geht. Wenn ich in einem (inzwischen auch veralteten) veröffentlichten Unterrichtsentwurf lesen muss, dass „By the rivers of Babylon“ von Abba sei, dann tun mir die SchülerInnen leid; es wurde nun mal durch Boney M. populär und ABBA waren lediglich in der gleichen Zeit Hitparadenstürmer (gemeint sind die Charts). Wer keinen Zugang zu Jugendlichen und ihrer Tageskultur hat, sollte sich auch nicht anbiedern. Das ist nur noch peinlich. Und genau das brauchen wir im Religionsunterricht am allerwenigsten.
Weshalb sollst du nicht einfach den Kindern und Jugendlichen einen Erfahrungs- und Wissensvorsprung in ihrer eigenen Generation lassen? Wenn du gar keine Ahnung hast und dich auch nicht darum bemühen willst, dann wechsle deinen Arbeitsbereich. Ansonsten reicht es durchaus, sich punktuell zu informieren – Kinder und Jugendliche machen es auch nicht anders. Da sind keineswegs alle uniformiert.
Und noch etwas: Wir können Trends beobachten, wir können Trends aufnehmen, wir können aber ein Stück weit auch Trendsetter sein. „Jesus war schon immer aktuell“ ist ein ziemlich dümmlicher Satz. Aber wenn durch konkrete Übertragungen deutlich wird, dass die Botschaft Jesu und die Botschaft von Jesus in Schülersituationen furchtbar ist, übernehmen wir das Steuer und überlassen es nicht nur den Steuermännern in Wirtschaft und Medien.
Von Jesus her hat sich eine Weltreligion entwickelt. Das bedeutet, dass mit dieser Person sehr viel verbunden wird, was das Leben jedes Einzelnen betrifft und auch vieles, das einfach interessante Facetten von Lebenserfahrungen anspricht. Entsprechend vielfältig können die Methoden und die Zugänge zu Jesus gewählt und gestaltet werden.
Die klassische Methode ist natürlich die Erzählung. Sie erfordert viel Einübung und ein paar grundlegende Kenntnisse über erzählerische Mittel. Ob als Sozialform der Kreis gewählt wird oder es als klassischer Frontalunterricht stattfindet, hängt natürlich von den Umständen ab; auf alle Fälle ist das freie Reden und der Blickkontakt unerlässlich. Der Einsatz von Erzählkerzen hat sich bewährt, auch um ein Zeichen zu setzen, um eine Art Ritus für die narrativen Unterrichtspassagen zu haben.
Jesus selbst hat wohl viel erzählt und wer arabische Formen des Geschichtenerzählens kennt, kann sich vorstellen, dass die biblischen Gleichnisse nur Kurzfassungen sind. Erzählen kann Genuss bedeuten, kann Spaß machen, gibt der Phantasie Nahrung, stellt Beziehung her zwischen Erzähler, Hörer und Hörgemeinschaft. Erzählen kann gut tun – und das Wort „Wellness“ wäre eine Beleidigung dafür, weil Trivialisierung.
Leider sind meine Erfahrungen mit dem Erzählen nicht so toll, wie ich es mir gewünscht habe. Zwar kommt es bei allen Altersgruppen immer wieder gut an (wird ja ansonsten weder in der Schule noch im Elternhaus allzu oft praktiziert) und die Bitte „Erzählen Sie uns wieder etwas…“ höre ich oft und mit sehnsüchtigen Untertönen, aber: Wenn ich die Erzählungen nachbespreche (in der Regel erst in der folgenden Stunde), dann bleibt doch relativ wenig hängen, d.h. der kognitive Erfolg ist begrenzt. Der emotionale Erfolg ist nicht zu unterschätzen, aber es geht ja auch um Wissensvermittlung.
Noch eine Erfahrung: Ich habe viele Schüler aus zweiter, dritter, vierter und „x-ter Hand“ bekommen und dabei ist mir aufgefallen: wenn überhaupt etwas hängen blieb, was sie weiter erzählen konnten, dann waren es immer wieder Rahmengeschichten. Dass der kleine Simon und sein Schwesterchen Jesus beobachten, wie er etwas tut und ihr Opa Josua es ihnen erklärt, ist zwar süß, gehört aber nicht in den Religionsunterricht. Diese Identifikationsfiguren sind auch überflüssig, denn unsere kleinen oder großen Zuhörerinnen sind durch die Erzählung selbst dabei. Und im Zweifelsfalle ersetze ich dann eben den Opa.
SchülerInnen erzählen verletzend offen, dass sie noch nie eine Bibel in der Hand gehabt haben.9 Ich glaube es den meisten nicht, alleine schon wegen des Konfirmandenunterrichts kann ich es mir nicht vorstellen. Trotzdem können viele nicht gut damit umgehen. Natürlich kommt es dann auch auf die jeweilige Bibelausgabe an.
Wenn es um Jesus geht, ist jedenfalls eine Einführung in den Gebrauch einer Bibel immer wieder hilfreich. Neben spielerischen Möglichkeiten, die bekannt sind, bietet sich in unserem Fall das grundlegende AB an: Hier sollen Bibelstellen zugeordnet werden. Dazu muss man sie aufsuchen. Das ist eine gute Möglichkeit für Einzelarbeit und da der Weg hier wichtiger ist als das Ergebnis (ich könne es ja gleich dazuschreiben), habe ich genügend Zeit, in der Klasse herumgehen und jedem, der Schwierigkeiten hat, zu seinem Weg helfen.
Deswegen hat diese Passage für mich zwei Schwerpunkte: Kognitiv: Die SchülerInnen sollen erfahren, dass unsere Behauptungen hinsichtlich von Jesus auch belegbar sind – zumindest mit verschiedenen biblischen Texten. Zum Zweiten sollen die SchülerInnen am Schluss auch merken: Ich kann mit der Bibel effektiv umgehen.
Manchmal ist es auch nötig, bei „Bibel“ zu differenzieren: Natürlich ist es die Heilige Schrift und das Wort Gottes; aber die vorliegende Bibel ist auch Handwerkszeug und Dokument.
Mitunter setze ich Mandalas ein, damit die SchülerInnen etwas zu tun haben, während sie zuhören; manchmal lese ich dabei nur aus der Bibel vor (chronologisch eklektizistisch; thematisch zusammenhängend etwa bei Heilungen; Themen, die unter keiner Überschrift zu subsumieren sind), oft erweitere ich das Vorlesen mit Kommentaren, Paraphrasen. Wenn das Malen als absolute Einzelarbeit geschieht (also auch ohne Tauschen von Stiften), lässt sich so eine Geschichte zum Nachklingen bringen, evtl. mit ruhiger Musik unterlegt. Ich bevorzuge ruhige Stücke von Bach oder italienischen Barockkomponisten. Man kann auch Kernsätze an die Tafel schreiben und in dieser Phase bedenken lassen.
Der einfachste Start wäre mittels der Übersicht, die biblizistisch orientiert ist, weil dieser Zugang am wenigsten verwirrt. Natürlich darf er keine Infos enthalten, die später revidiert werden. Manches muss ausgespart werden und anderes später differenziert.
Der Stoffplan reicht für ein Schuljahr gut aus. Man kann also locker eklektisch damit umgehen. Es kommt auf die Ziele an, die man verfolgt. Vieles ist auch im Konfirmandenunterricht einsetzbar. Grundsätzlich sind die einzelnen UE changierbar. Ich habe selbst in parallelen Klassen nie das gleiche Schema durchgehalten. Manches ist zu bestimmten Zeiten einfach sinnvoller einzubringen.
So passt das Thema „Messias“ an verschiedenen Stellen, wobei das AB „Verheißung und Erfüllung“ sich für die Adventszeit anbietet. In diese Zeit, in der Spendenaufrufe uns überschwemmen, kann auch das Thema „Heilungen“, insbesondere „Aussatz“ aufgegriffen werden und dazu die Problematik des Spendens und der Seriosität der Hilfsorganisationen.
Die Theodizee-Frage ist nahezu allgegenwärtig, aber es gibt persönliche und öffentliche Katastrophen, wo sie angesprochen werden muss. Man könnte meinen, die Theodizeefrage würde nicht zum Thema „Jesus“ gehören. Stimmt, die Frage ist in der Gotteslehre angesiedelt. Aber die „Antwort“ ist nur auf dem Hintergrund der Lebensgeschichte Jesu sinnvoll zu geben.
Das Thema „Jungfrauengeburt“ taucht als fundamentale Anfrage immer wieder auf. Ob es sich lohnt, darauf einzugehen, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Nachdenkliche SchülerInnen zumindest könnten erleichtert sein, wenn ihnen das „sacrificium intellectus“ abgenommen wird.
Wenn Berufspraktika anstehen oder der Schulabgang ins Haus steht, legt sich das Gleichnis von den Talenten nahe. Viele SchülerInnen bezweifeln, überhaupt Begabungen zu haben. Im Unterricht bekommen sie zwei Aufgaben: erstens, einige ihrer Begabungen zu erkennen und zu notieren, zweitens sich sagen zu lassen, wo MitschülerInnen Begabungen bei ihnen sehen.
Religionslehrer sind dafür bekannt, dass sie gerne Medien einsetzen, zu denen häufig Filme gehören. Filme haben den Vorteil, dass sich Profis darum bemüht haben, den Stoff für ihr Publikum ansprechend zu gestalten. Wenn es um Jesus geht, erleben wir allerdings eine schmerzende Vielfalt von unangemessenen Darstellungen. Wir können natürlich mit SchülerInnen über Filme oder Passagen diskutieren und differenzieren. Aber es gilt die Erkenntnis: Bilder prägen mehr als Worte und prägen sich auch besser ein. Ich würde mit diesem Medium sehr vorsichtig umgehen – einmal ganz abgesehen von der Zeit, die ich dafür zur Verfügung stelle.
In den oberen Klassen könnten sich SchülerInnen auch einen klassischen Film anschauen und ihn danach mit dem „Leben des Brian“ vergleichen. Sofern man den schwarzen Humor der Monty Pythons erträgt, haben die Filmemacher sehr viel Detailwissen über Jesus, aber auch über die Jesus- und Religionsforschung eingearbeitet (Mündliche Tradition, Astrologen aus dem Morgenland, Verklärung, Sektenbildung, Messiasprojektionen).
Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, wäre der Film für mich allerdings kein Mittel der Wahl.
Im Zusammenhang mit Referaten10 werden Recherchen notwendig sein. Die einfachste Form ist die der biblischen Recherche. Freilich müssen die SchülerInnen dazu in den Umgang mit der Bibel angemessen eingewiesen werden; manche versuchen ja tatsächlich, vorne beginnende den ganzen Text zu lesen. Also weisen wir sie ein: Wo kann ich überhaupt fündig werden? Jesus erscheint nicht im Alten Testament, seine Geschichten werden in den Evangelien erzählt. Es bleibt immer noch zu viel Text. Also weiß ich: die Evangelien erzählen vieles parallel. Ich beschränke mich zunächst auf ein Evangelium und orientiere mich dabei an den Überschriften. Meine Ergebnisse halte ich nicht nur stichpunktartig fest, sondern auch mit Stellenangaben, um sie leichter wieder zu finden oder für andere auffindbar zu benennen.
Manchmal ist es hilfreich, den Computer zu benutzen, um eine Konkordanz zur Hand zu haben.
Die Recherche im Internet habe ich an anderer Stelle besprochen. Sollte sie während des Unterrichts geschehen, ist es unerlässlich, die entsprechenden Adressen den SchülerInnen zur Verfügung zu stellen.
Bleiben noch die Bibliotheken. Hier vertraue ich auf den Kontakt zum Deutschlehrer, um zu erfahren, wie viele Kompetenzen die SchülerInnen diesbezüglich haben müssten. Bei unserem sehr speziellen Gebiet wäre allerdings eine Vorarbeit sinnvoll.
Einen besonderen Reiz machen Unterrichtseinheiten zu Nachfolgern Jesu aus, die zu Vorbildern wurden. Das sind abgeschlossene Themeneinheiten, die zugleich bestimmte Aspekte des Glaubens beleuchten. Jesus als Vorbild und Jesu Nachfolger als Vorbilder hat natürlich einen gewissen Charme.
Diese Vorbilder sprechen in besonderer Weise die Emotionen von Jugendlichen an, wenn an ihnen deutlich wird, dass sie Ideale hatten und versuchten, diese Ideale umzusetzen. Idole gibt es in der „Jugendkultur“ genügend und sie werden entsprechend produziert und vermarktet. Aber Ideale und Idealisten sind ausgesprochen rar; sie passen auch nicht besonders gut in die merkantile Welt, die Kinder und Jugendliche primär als Konsumenten betrachtet und auch nicht in eine Politik und Gesellschaft, die in Kindern und Jugendlichen nur künftige Mitwirkende in der Wirtschaft sehen. In einer Gesellschaft, die überwiegend mammonisiert ist, wirken Idealisten antizyklisch und, wenn wir Glück haben, exorzistisch. Die Dämonen Macht und Geld wirken dämonisch, aber ihre Fratze bedecken sie mit dem Charme von Erfolg und Wohlergehen.
Da kommen Franz von Assisi, Albert Schweitzer, Martin-Luther King und Friedrich von Bodelschwingh gerade recht.
Gott ist alles: Armut
Gott begegnet dir im Ärmsten: Demut
Gott kennt keine Unterschiede: Gleichheit
Gott braucht dich: Geschwisterlichkeit
Pädagogisch wichtig ist, die „Vorbilder“ erst für sich selbst, den Lehrer (wieder) zu entdecken: Warum begeistern sie mich? Wie begeistern sie mich? Wozu motivieren sie mich? Sollte das nicht der Fall sein, dann bin ich in einer ernsten Krise, dann können die SchülerInnen nichts Substantielles von mir lernen; aber vielleicht kann ich dann etwas von ihnen lernen. Das ist das Schöne am Unterrichten: Es kommen auch Impulse von der anderen Seite…
Es gab eine Zeit, da war der RU in Verruf, weil man in ihm Lieder lernen musste. Seitdem ist viel Zeit vergangen und ebensoviel Substanz. Die Lieder vergangener Jahrhunderte sind natürlich keine Schlager und mitunter auch ziemlich schlecht, musikalisch wie textlich, aber das gilt nicht für alle. Und: Selbst in der Kirche gibt es Lieder aus der Gegenwart. Freilich ging in unserer Gesellschaft auch das gemeinsame Singen großteils verloren. Ich finde es immer wieder faszinierend, wenn z.B. kleine Gruppen von Türken auf einmal gemeinsam Singen: Die kennen ihre Lieder noch. Vermutlich nicht mehr lange. Ab und zu, wellenartig, gibt es auch deutschsprachige Hits, die von vielen Jugendlichen geträllert werden- Aber auch das hält sich in Grenzen.
Trotzdem: wenn ich im Unterricht singe, passiert immer wieder, dass es wirklich zum gemeinsamen Singen wird, und zwar mit christlichen Liedern. Einige Lieder haben schon Fans. "Laudato si" oder "Danke für diesen guten Morgen…" Daran sind häufig die Schulgottesdienste schuld!
Auf die Lieder gehe ich bei den Unterrichtsentwürfen weiter nicht ein, da nach meiner Erfahrung die meisten nur auf etwas zurückgreifen können, was sie irgendwie schon einmal hörten und mitsangen.
1 Zu weiteren Überlegungen hinsichtlich des Religionsunterrichtes und seiner Qualität siehe: V. Schoßwald, „RU im Schatten von PISA“ Deutsches Pfarrersblatt
2 In meiner Tätigkeit als Pfarrer unterrichtete ich an allen gängigen Schularten (in Bayern). Schwerpunkt war die Berufsschule (wie auch BOS), dann Grundschule und Mittelschule, auch als diese noch Hauptschule hieß. Das Material ist tendenzmäßig eher an der Oberstufe orientiert.
3 Untersuchungen belegen, dass die Konfirmandenzeit als ein häufig erwähntes Highlight der Biographie erlebt wird.
4 Er war übrigens regelmäßiger Besucher des Kindergottesdienstes. In diesem wird das "Kinderglaubensbekenntnis" gesprochen. Das "Dazugehören" hatte der Junge aus diesem Kinderglaubensbekenntnis sich eingeprägt. Es ist für uns Erwachsene manchmal leicht beschämend, wenn sie merken, wie ernst Kinder die Welt nehmen, an die wir sie heranführen.
5 Ich habe z.B. viele Klassen von Auszubildenden im Frisörhandwerk unterrichtet: wenn ich mich an deren mündliche Traditionen wörtlich halten würde, landete ich schnell in der Irrealität. Allein schon dann, wenn sie wiedergeben, was ich ihnen eine Woche zuvor erzählte… und ich vermute mal: die Fischer am See Genezareth waren nur begrenzt verlässlicher als unsere SchülerInnen, die immerhin von Fachkräften unterrichtet werden.
6 Ohne das Thema zu vertiefen, nenne ich für das AT die Dauer der Sintflut und für das NT den Wochentag des Abendmahls. Dass Adam und Eva drei Söhne hatten, die sich dann mit irgendwelchen Frauen fortpflanzten, sei nur am Rande notiert.
7 Das gilt auch vom GG her so. RU ist eine konfessionelle Aufgabe, keine individuelle. – Das macht das Fach Ethik seinerseits ausgesprochen problematisch. Welchen Inhalten, Intentionen und Werten sind Ethiklehrer verpflichtet?
8 Durch Nachfragen konnte ich meine Vermutung erhärten, dass dies tatsächlich so ist. Häufig spielen auch Tanten (oder andere weibliche Personen des Umfeldes) eine prägende Rolle.
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