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Ein Schiff voller Fantasie und Leben? Ganz sicher! Auf alle Fälle ist es ein Schiff, ein Buch, welches die Unberechenbarkeiten des Alltags aufzeigt. Es sind Geschichten, die sich überall und immerzu ereignen könnten. Manche Begebenheiten sind unerklärlich und sonderbar. Doch sie zeigen immer wieder die Verflechtungen des Lebens auf. Nicht immer ist es leicht, hinter allem Schleier der Unklarheit den wahren Sinn zu erkennen. Doch wenn man das Ganze aus einer gewissen Entfernung betrachtet, ergibt alles einen Sinn. Es ist das "Loveboat" der Erkenntnis und des Zusammenhaltes. Es ist das "Loveboat" der Magie und der ganz unterschiedlichen Wege des Lebens. Es ist das "Loveboat" unserer Träume.
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Seitenzahl: 150
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Idee, Design & Layout: PiT
Alle Stories sind frei erfunden
Die Decke
Gelbe Rosen
Der Pullover
Der Eimer
Der Stein
Flug ins Jenseits
Steppenbrand
Der Brunnen
Alte Kronleuchter
Schmetterlinge
Knoten
Die Telefonzelle
Der Helm
Die Erbschaft
Einbruch
Der Weihnachtsengel
Das Tattoo
Magische Brücke
Spritztour
Das Loch
Steinschlag
Das seltsame Schloss
Taxifahrt
Im Bann
Märchenauto
Blizzard
Manchmal bist du ganz allein
Fühlst nur Einsamkeiten
Glaub nur dran, so wird’s nicht sein
Und dann bleibst du nicht allein
Glück wird dich begleiten
Marc Lindsay hatte gerade erst seine liebe Frau Shane verloren. Sie starb an Krebs und musste wegen ihrer Schmerzen starke Schmerzmittel einnehmen. Eigentlich hatte sich Marc immer gewünscht, dass sie eines Tages von ihren grausamen Schmerzen, diesem fürchterlichen Leiden erlöst werden würde, als es aber so weit war und sie der Herr zu sich gerufen hatte, schien alles doppelt so schwer. Sie konnte ihm auch nicht viel hinterlassen, denn die Familie besaß nicht viel und Marc wollte auch nichts von ihr. Die Erinnerungen saßen viel zu tief und alles, was an sie noch erinnerte, was von ihr in den schweigenden Zimmern des alten Hauses in „Valery Cove“ zu finden war, bewahrte sich Marc und hing mit seinem Herzen daran. So schottete er sich mehr und mehr ab und ging auch nicht mehr unter die Leute. Das einzige, was ihm von Shane noch geblieben war, lag auf seinem Sofa. Es war eine beigefarbene Kissendecke, die so kuschelig und weich war, dass sich Marc beinahe täglich in sie einhüllte. Aber nicht, weil er so sehr fror, sondern weil er Shane auf diese Weise nahe sein wollte, weil er sie noch immer so sehr liebte.
Es war an Thanksgiving, Marc hatte sich mal wieder tief in seine Erinnerungen an Shane zurückgezogen, da klopfte es ziemlich energisch an die Tür. Eigentlich öffnete Marc niemand mehr, doch weil der vermeintliche Besuch einfach keine Ruhe gab, immer wieder klopfte und es schon dunkel draußen war, erhob er sich stöhnend und öffnete doch. Draußen standen zwei fremde Männer, die überdies sehr sonderbar aussahen. Marc rieb sich die Müdigkeit aus den Augen und wollte die Besucher wieder wegschicken, aber da standen sie schon im Haus! Und nun begriff Marc, was die beiden wirklich wollten – es waren Einbrecher, die sich an diesem Feiertag eine besonders reichhaltige Beute versprachen, weil die Leute daheim waren und sicherlich Geld und Geschenke dort gelagert haben könnten. Die beiden konnten nicht ahnen, dass es bei Marc völlig anders war. Recht unsanft schubsten sie ihn durch die Zimmer und wollten lautstark wissen, wo er sein Geld und die vermeintlichen Wertgegenstände versteckt hielt. Marc kam kaum zu Wort, wehrte sich mit aller Kraft gegen die hartnäckigen Gauner. Doch es half nichts, die beiden Gangster waren einfach zu stark, überdies glaubten sie ihm kein einziges Wort und schlugen ihn schließlich nieder. Unsanft fiel er auf die ausgebreitete Kissendecke und blieb leblos liegen. Die Gauner glaubten, Marc würde sich nur verstellen, damit sie Angst bekämen und davonliefen. Aber das taten sie nicht und wollten sich ihr Opfer gleich noch einmal vorknöpfen. Aber da geschah etwas Unglaubliches: Plötzlich und ohne Vorankündigung leuchtete es hellrot über der Kissendecke und damit auch über Marc auf. Es sah aus wie ein ovales Dach, welches sich über Marc auf der Decke wölbte. Die Gauner lachten laut und glaubten, es handelte sich um einen Scherz. Doch es war keineswegs ein Scherz, denn der ovale Bogen bestand aus purer Energie! Kaum hatten sich die Gauner über Marc gebeugt, da knisterte es, als wenn sich ein Feuer entzündete. Augenblicklich standen beide in lodernden Flammen und hatten Mühe, ihre Kleidung wieder abzulöschen. Noch hatten sie sich nicht verletzt, aber sie waren wütend und stürzten sich noch einmal auf Marc. Diesmal knisterte es viel lauter und ein grelles Flammenmeer entzündete sich auf dem ovalen Energiedach über Marc, welches die Gangster in hohem Bogen durch das Zimmer schleuderte. Mit Beulen und Schrammen rannten sie aus dem Haus und kamen auch nicht wieder. Marc erhob sich und konnte selbst nicht glauben, was da eben geschehen war. Mit zitternden Händen strich er über die Decke, doch da war nichts. Sie war weich und kühl und es gab weder Hinweise auf ein Feuer noch auf eine erhöhte Energie. Auch war der rote ovale Bogen über ihm verschwunden. Marc verstand nicht, was da vor sich ging und breitete die Decke wieder auf seinem Sofa aus. Müde legte er sich darauf und schlief schnell ein. Der nächtliche Überfall war ohne jegliche Folgen geblieben, doch die Gauner hatten noch längst nicht genug. Sie glaubten wohl noch immer an einen Mechanismus, den Marc installiert hatte und kehrten gegen Mitternacht zu Marcs Haus zurück.
Vielleicht hätten sie das besser sein lassen sollen, denn was sich dann ereignete, konnte auch die später eintreffende Polizei nicht mehr rekonstruieren. Die beiden Gauner hatten sich Waffen besorgt und wollten sich nun an Marc rächen. Er sollte einen Denkzettel bekommen, als Strafe für den missglückten Raubüberfall. Zunächst schnitten sie die Telefonkabel und die Stromleitung durch, welche Marcs Haus mit dem Netz verbanden. Sie wollten absolut sicher sein, dass ihnen nicht noch einmal eine solche Pleite unterlief wie am Abend. Schließlich schlichen sie sich ins Haus, denn weil Marc so müde war, hatte er vergessen, die Tür abzuschließen. Marc lag auf seiner Kissendecke und schlief tief und fest. So bemerkte er auch nicht, dass die beiden Ganoven schon im Haus hierumschlichen und sich überall nach Wertsachen umschauten. Sie fanden nur eine alte Armbanduhr, die sie sich einsteckten und kamen dann ins Marcs Schlafzimmer. Als sie den schlafenden Marc erblickten, richteten sie die Waffen auf ihn und drückten gnadenlos ab!
Doch die Kugeln trafen nicht etwa den armen Marc, nein, sie trafen den roten ovalen Bogen, der sich längst wieder schützend über der Kissendecke, auf welcher Marc schlief, gebildet hatte. Dabei knisterte es wieder so wie am Abend und die Kugeln prallten einfach an diesem Bogen ab. Wie gefährliche Pfeile sausten sie durch den Raum und trafen letztendlich die Gauner. Die fielen leblos zu Boden und rührten sich nicht mehr. Marc, der natürlich von den lauten Schüssen sofort wach geworden war, zog sein Mobiltelefon unter der Decke hervor und rief die Polizei. Und ehe sich die Gauner noch erholen konnten, wurden sie festgenommen. Sie waren an den Händen getroffen, und zwar an den Händen, in denen sie die Waffen gehalten hatten. Es handelte sich bei dem kriminellen Duett um zwei lange gesuchte Ganoven, die schon ein Menschenleben auf dem Gewissen hatten. Bei Marc hatten sie weniger Glück, denn der hatte seine magische Kissendecke. Als sich alles wieder beruhigt hatte, untersuchte Marc die Decke ganz genau, konnte aber nichts finden, außer einem Brief, der in das weiche Fell eingenäht worden war. Es war ein Brief von Shane, seiner so sehr geliebten Frau, in welchem sie Marc zum Abschied einige Worte aufgeschrieben hatte:
Lieber Marc, ich danke dir
Doch ich kann nicht bleiben
Bist für immer hier bei mir
Ach, mein Marc, ich danke dir
Schön warn unsre Zeiten
Wenn du einmal sehr in Not,
Hol die Kissendecke
Auch, wenn ich schon lange tot,
Darfst du kommen nie in Not
Helfen wird die Decke
Es war der dritte und letzte Verhandlungstag. Der arbeitslose Gauner Eddi Johns war angeklagt, den Banker James Miller aus Habgier ermordet zu haben. Auf einem Friedhof sollte er den Banker abgefangen haben, als dieser gerade dabei war, seinem Vater einen Strauß seiner geliebten gelben Rosen aufs Grab zu legen. Eddi wollte Geld von ihm. Doch als dieser ihm keines geben konnte, schoss er auf ihn. Der Banker starb noch auf dem Grab seines Vaters. Auch der starb vor wenigen Wochen unter merkwürdigen Umständen. Der Mord wurde von einem angetrunkenen Obdachlosen beobachtet, der sein Nachtlager in unmittelbarer Nähe des Grabes aufgeschlagen hatte. Eddi leugnete jedoch bis zur letzten Minute. Schließlich wurde er freigesprochen. Denn obwohl man dem Obdachlosen glaubte, konnte die Waffe, mit welcher er umgebracht wurde, nirgends gefunden werden. Damit schien der Fall abgeschlossen. Eddi verließ als freier Mann das Gerichtsgebäude. Millers Mutter aber blieb verstört und allein gelassen zurück. Ihre Trauer war unbeschreiblich. Sie konnte den Verlust des einzigen Sohnes einfach nicht verkraften. Ihr ging es von Tag zu Tag immer schlechter. Ein klein wenig Trost fand sie bei ihren geliebten gelben Rosen. Überall im Garten hatte sie diese wunderschönen Blumen angepflanzt. Sehr oft sprach sie mit ihnen. Und gerade jetzt, wo sie in so kurzer Zeit hintereinander den Mann und den Sohn verlor, weinte sie sich bei ihren Rosen aus. Beinahe jeden Tag ging sie auf den Friedhof, um am Familiengrab, in welchem nun auch ihr geliebter Sohn lag, zu trauern. Jedes Mal nahm sie einen Strauß ihrer gelben Rosen mit. Sie konnte nicht mehr allein zu Hause sein. Zu schwer wog der Verlust. An einem Sonntag ging sie wieder einmal völlig verzweifelt zum Grab. Sie hatte zwei große Sträuße gelber Rosen bei sich. Als sie vor dem Grab stand, brach sie weinend zusammen. Dabei fielen ihr die Sträuße aus der Hand. Sie landeten auf der Wiese neben dem Grabstein. Als sie die Blumen wieder aufheben wollte, bemerkte sie etwas Glänzendes, welches sich unter den Blumen im dichten Gras verbarg. Als sie das Gras etwas beiseite drückte, erstarrte sie vor Schreck, im Gras lag ein Revolver! Sie holte den Friedhofsverwalter und der alarmierte die Polizei. Da sich der Fundort in unmittelbarer Nähe des Grabes befand, hatten die Ermittler einen ganz bestimmten Verdacht. Vermutlich war das die Waffe, mit der Eddi den Banker erschossen hatte. Der Revolver wurde auf Fingerabdrücke untersucht. Und wirklich, auf der Waffe fanden die Ermittler seine Fingerspuren. Eddi gestand alles. Doch beim Verhör gab es plötzlich Unklarheiten. Eddi beteuerte, die Waffe in einen Fluss geworfen zu haben. Er beschrieb sogar, an welcher Stelle er den Revolver ins Wasser warf. Die Ermittler untersuchten das gesamte Gelände, welches Eddi beschrieb. Doch einen Revolver fanden sie nicht. Dafür aber einen wunderschönen Strauß gelber Rosen. Irgendjemand hatte sie in den Papierkorb, der am Flussufer neben einer weißen Holzbank stand, geworfen. Einer der Ermittler nahm den Strauß aus dem Korb. Dabei fiel eine kleine weiße Tüte heraus. Darauf war der Schriftzug „Arsen“ zu lesen. Sofort wurde der Rosenstrauß zur Gerichtsmedizin gebracht. Es stellte sich heraus, dass die Tüte ebenfalls Eddi gehört hatte. Denn neben den Fingerspuren, welche auf der Tüte gesichert werden konnten, fanden die Ermittler auch einen kleinen Notizzettel, auf dem der Name und die Adresse von Millers Vater stand. Es war eindeutig Eddis Handschrift! Nun konnte auch der rätselhafte Tod von James Millers Vater aufgeklärt werden. Als die Ermittler Eddi mit dem Rosenstrauß, in welchem sie die Arsentüte fanden konfrontierten, bestritt dieser, jemals einen Rosenstrauß in seinen Händen gehalten zu haben. Er litt seit seiner Kindheit an einer seltenen Rosenallergie.
Der neunjährige Rick wünschte sich einen bunten Pullover. Einen besonders schönen sah er in einem kleinen Geschäft in der Stadt. Doch seine Mutter hatte nicht das Geld, um ihm diesen Pullover zu kaufen. Und da er noch zu jung war, um sich das Geld selbst zu verdienen, musste er wohl oder übel auf den schönen Pullover verzichten. Eines Tages kam er mal wieder geschafft von der Schule und ging wie immer an dem kleinen Laden vorbei. Sehnsüchtig schaute er in das große Schaufenster und betrachtete sich seinen bunten Pullover. Wie toll würde jetzt er in diesem schmucken Kleidungsstück aussehen. Ach, er würde ihn so gern einmal anziehen. Dicke Tränen liefen ihm über die Wangen. Die Verkäuferin, die das durch die Schaufensterscheibe beobachtet hatte, kam heraus und fragte ihn, warum er so bitterlich weinte. Rick gestand ihr, dass er den bunten Pullover so gern einmal anziehen würde. Da die nette Verkäuferin selbst einen Jungen in seinem Alter hatte, nahm sie Rick kurzerhand mit in den Laden und holte den Pullover aus dem Schaufenster. Rick durfte ihn einmal drüberziehen. Vielleicht passte er ja und seine Mutter würde ihm das Kleidungsstück doch noch schenken. Immerhin hatte er ja in drei Monaten Geburtstag. Als Rick den Pullover angezogen hatte, betrachtete er sich in dem großen Spiegel, der in der Umkleidekabine hing. Tatsächlich, der Pullover passte wie angegossen. Lange stand er vorm Spiegel und bewunderte sich. Auch die Verkäuferin meinte, dass er so richtig gut darin aussehen würde. Das bestärkte Rick noch mehr, mit seiner Mutter zu reden, damit sie sich erweichen ließe. Schweren Herzens zog er das Schmuckstück wieder aus und gab es der Verkäuferin zurück. Traurig trottete er aus dem Laden. Irgendwie schien alles keinen richtigen Sinn mehr zu machen. Und plötzlich wollte er auch gar nicht mehr nach Hause gehen. Er blieb stehen und dachte kurz nach. Die Mutter würde ihm den schönen Pullover ohnehin nicht kaufen, also brauchte er auch nicht mehr heim zu gehen. Er lief durch die Stadt und setzte sich in eine Eisdiele. Seiner Mutter war oft mit ihm dort, weil es da die größten Eisbecher mit dicken Früchten und so richtig viel Sahne obendrauf gab. Rick zählte sein Taschengeld, na ja, viel war ja nicht mehr da, aber für eine Kugel Eis würde es vielleicht noch reichen. Gerade kam eine Bedienung, da fiel ihm seine Geldbörse herunter. Als er sie schon wieder in der Hand hielt, entdeckte er noch etwas anderes unter dem Tisch. Unter einem Heizkörper versteckte sich eine weitere Geldbörse. Offenbar hatte sie bisher noch keiner gesehen. Rick zog sie unter Heizung hervor und legte sie auf den Tisch. Dann fragte er die Bedienung nach dem Preis für eine einzige Kugel Eis. Und welch Glück, er konnte sie sich gerade noch leisten. Die Bedienung ging und Rick schaute in die fremde Geldbörse hinein. Dort steckten mehrere Geldscheine, ein Personalausweis und eine Kreditkarte. Rick wusste, dass man damit auch bezahlen konnte. Als die Bedienung mit seiner Eiskugel zurückkehrte, bezahlte er schnell und drückte ihr die soeben gefundene Geldbörse in die Hand. Die Bedienung freute sich sehr über Ricks Ehrlichkeit und sagte, dass schon ein älterer Herr danach gefragt hätte. Und als sie noch davon sprach, stand dieser ältere Herr auch schon hinter ihr. Er war sehr glücklich, dass jemand seine vermisste Geldbörse gefunden hatte. Denn er musste ja bezahlen können und brauchte seinen Ausweis. Vor lauter Freude spendierte er Rick einen riesengroßen Eisbecher mit vielen bunten Früchten. Die waren beinahe so bunt wie sein Pullover, den er ja nicht haben konnte. Der alte Mann bemerkte Ricks Traurigkeit und fragte ihn, was ihn bedrückte. Erst wollte Rick nichts von seinem Pullover erzählen. Doch als der Alte nicht lockerließ, berichtete ihm Rick in allen Einzelheiten, wie schön der Pullover doch sei und dass er ihn so gernhätte. Er erzählte dem alten Mann auch, dass er ganz allein mit seiner Mutter lebte, weil Papa schon tot sei. Und er erzählte, dass sie deswegen ganz wenig Geld hätten. Der Alte schaute Rick nachdenklich an. Er fragte Rick nach dem Preis des bunten Pullovers. Doch Rick schwieg, er konnte ja das Geld eh nicht aufbringen. Wozu also noch über den Preis sprechen. Es hätte ja sowieso keinen Sinn. Schließlich fragte der Alte, wo Rick wohnte.
Und dann gingen die beiden zusammen zu Ricks Haus, welches nicht weit entfernt war. Die Mutter wartete schon auf ihn und fragte, wo er geblieben sei. Der alte Mann wartete Ricks Antwort gar nicht erst ab und sagte: „Rick hatte heute eine gute Tat vollbracht. Er hat meine Geldbörse gefunden. Dafür soll er einen Finderlohn bekommen, denn darin befanden mein Personalausweis und etwas Geld.“ Dann zog er einen Geldschein heraus und gab ihn Rick. Unbemerkt fiel jedoch auch eine kleine Visitenkarte aus der Geldbörse und segelte geradewegs hinter den Fußabstreicher vor der Tür. „Kaufe Dir Deinen bunten Pullover. Er ist der Lohn für Deine Ehrlichkeit.“ Eigentlich war der Mutter nicht recht, dass Rick Geld von dem alten Mann erhielt. Aber sie wusste, wie gern Rick den bunten Pullover haben wollte und der hatte ihn sich ja auch wirklich verdient. Der Alte verabschiedete sich und ging. Rick konnte es gar nicht erwarten, endlich mit seiner Mutter ins Geschäft zu gehen. Das erste Mal konnte er sich selbst etwas kaufen. Und dann auch noch etwas, das er sich so sehnlich gewünscht hatte. Voller Stolz zog er den Pullover an und wollte ihn auch gar nicht wieder ausziehen. Zu sehr gefiel er ihm und er wollte ja allen zeigen, was er jetzt besaß. Beim Bezahlen bekam er eine Menge Geld zurück. Und das bereitete ihm ein schlechtes Gewissen. Er wollte es dem alten Mann zurückgeben. Nur wusste er leider nicht, wo er wohnte. Die Mutter tröstete ihn und meinte, dass er das übrige Geld ja in sein Sparschwein werfen könnte. Rick war zwar einverstanden, doch so richtig wohl schien ihm nicht dabei zu sein. Dennoch überwiegte schließlich die große Freude über seinen neuen Pullover. Mit stolz geschwellter Brust lief er neben seiner Mutter her und schaute alle Leute an, die ihnen entgegenkamen. Die schienen sich mit ihm zu freuen und winkten ihm sogar zu, als er sie grüßte. Als die beiden zu Hause ankamen, fiel der Mutter die kleine Visitenkarte auf, die in dem kleinen Spalt hinter dem Fußabstreicher lag. Sie hob das etwas zerknitterte und zerschlissene Kärtchen auf und las: „Balthasar Krause, Klavierlehrer“. Neben der Adresse des Mannes war auch ein kleines Foto darauf. Es zeigte den alten Mann vor einem Klavier. Natürlich gab sie Rick sofort die Karte. Der war überglücklich, denn nun konnte er dem Mann das übrig gebliebene Geld zurückbringen. Außerdem wollte er ihm seinen neuen Pullover zeigen. Als die zwei vor dem alten verfallenen Haus standen, wunderten sie sich sehr. Denn das Haus war nur noch eine unbewohnte Ruine. Auch ein Klingelschild fanden sie nicht mehr. Die Mutter fragte eine alte Dame, die gerade vorbeilief, ob sie den vermeintlichen Klavierlehrer Krause kenne. Doch die winkte nur ab und sagte dann traurig: „Ja, ich kannte Herrn Krause sehr gut. Als ich noch ein Kind war, hat mir das Klavierspiel beigebracht. Leider ist bereits vor drei Jahren gestorben.“
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