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Frauen sind keine Ware! Frauen haben Schicksale! Und diese Schicksale sind nicht immer leicht - sie sind schwer und oftmals kaum zu ertragen! In diesem Werk handelt alles von Frauen, vielleicht von starken Frauen, vielleicht von schwachen Frauen. In jedem Fall von Menschen, die irgendwo ihre Frau stehen -müssen-. Wer fragt sie nach dem, was sie fühlen, was sie denken, was sie wollen? Wer will wissen, wie es in diesen Frauen aussieht? Wer kann sie verstehen, wenn sie sich durchkämpfen, ackern bis zum Umfallen, ihren ganz eigenen Weg gehen wollen? Ist nicht jede Errungenschaft, die Frauen heutzutage leben, ein hart erkämpftes und täglich neu errungenes Gut? Lernen Sie die Frauen in diesem Buch näher kennen - es sind ganz sicher mutige, nicht immer so starke, aber kluge Frauen. Frauen, die ein Leben haben, welches sie sich nicht immer so ausgesucht haben. Sie leben es und sie kämpfen und sie weinen und sie lachen. Sie sind ganz normale, aber dennoch ganz besondere Menschen - sie sind Frauen, die ganz einfach ihren Weg gehen wollen. Begleiten Sie diese Frauen ein Stück auf einem langen, holprigen, nicht ganz einfachen Weg. Es geht irgendwie immer vorwärts!
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Seitenzahl: 136
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Irgendwo
Die Angestellte
Die Fee
Mona Lisa
Für einen Star
Die Partisanin
Mein schönstes Geschenk Bekenntnisse der Ingeburg L. / Story
Zeit
Eine Weihnachtsgeschichte
Alte Frau
Der letzte Sommer
An die Eltern
Wiedersehen
Träume der Erinnerung
Maries Wunder / Story
Für meine Mama
Eine Frau
Späte Heimkehr
Die Fremde
Besuch bei ihr
Letzter Sommer
Eine Mutter
Die Toilettenfrau / Story
Die Königin
Drei Frauen / Story
Eine Geschichte
Liebe Omi
Ninas Engel / Story
Die Abhängige
Brief an einen Star
Irgendeine Frau
Die Barfrau
For Mom
Die Hafenbar
Glogau-Lied /
Erinnerungen
Die Mörderin
Die Tänzerin
Sie
Weiße Frau
Sehnsucht nach Glogau /
Mamas Lied
Gedanken an Mama
Das bisschen Leben
Babyklappe / Story
The Lady
Die Arbeitsvermittlerin
Die Könnerin
Die Wärterin
Oma Paulsen / Story
Familiendrama
Die Wahrsagerin
Frau Holle
Intensivstation
Die Weihnachtsfrau
Die eine und die andere Frau
Die Frau an der Grenze
Ihr letzter Sommer
For Amy
Wir hatten diese Zeit
So gegen 4
Me Too – An die Frauen
Irgendwo in dieser Stadt
Dort, wo keiner Namen hat
Fand ich dich am Rand der Zeit
Warst zu schnellem Sex bereit
Dort, am Ende aller Zeit
Irgendwo in dieser Stadt
Warfst dir harte Drogen ein
Bloß nichts fühln
Das muss so sein
Träume, Liebe gibt’s hier nicht
Niemand schaut dir ins Gesicht
Traum und Hoffnung gibt’s hier nicht
Selbst das Bier ist selten rein
Tränen netzten deinen Blick
Wolltest Freiheit, nur ein Stück
Irgendwo in dieser Stadt
Wo kein Mensch mehr Namen hat,
Bliebst du hungrig
Warst nicht satt
Sehnsucht netzte deinen Blick
Als ich ging, bliebst du zurück
Bliebst im Schatten, ohne Glück
Irgendwo im Hinterhaus
stirbt so manche graue Maus
Dort hälts keiner lange aus
Kann man leben ohne Glück
Und schon bald fuhr ich nach Haus
Hier sieht alles anders aus
Trank den Sekt, so gegen Vier
War doch noch so nah bei dir
Schloss die dicke Eingangstür
Weit entfernt vom Hinterhaus
Es war ein Morgen, irgendwann
Der Kaffee schmeckte schlecht, so schlecht
Noch schnell ein Küsschen für den Mann
An diesem Morgen, irgendwann
Sie macht´ es allen immer recht
An jenem Tag, als Regen fiel,
War´s trübe noch und seltsam lau
Ihr Job war hart, kein leichtes Spiel
Der Tag war grau und Regen fiel
Sie war ´ne starke schwache Frau
Sie sah das Elend vis-à-vis
Und mancher Fall wog tonnenschwer
Sie hielt es durch, wohl irgendwie
Sie sah manch Trauer vis-à-vis
Doch auch sie selbst schien müd und leer
Vorm Spiegel in der Pause dann,
Da sah sie sich und weinte leis
Ein Handyklingeln – wohl der Mann
Vorm Spiegel jetzt – minutenlang
Und irgendwo zerschmolz das Eis
Was, wenn sie einfach wortlos ging
Dorthin, wo alles Glück vielleicht
Dorthin, wo aller Segen hing
Wer fragt, wenn sie jetzt einfach ging
Ob´s für das Leben dann noch reicht
Sie schloss die Augen, hielt sich fest
Sie wankte hin und wieder her
Was, wenn man sich mal treiben lässt
Sie hielt am Waschbecken sich fest
Im Leben geht so manches quer
Was für ein schöner ferner Traum
Sie wischte sich die Tränen fort
Mit Seife und mit reichlich Schaum
Wusch sie sich ab, den großen Traum
Man rief nach ihr, mit lautem Wort
Und lächelnd lief sie schnell zurück
Ein neuer Kunde wollte Rat
Wo liegt des Lebens größtes Glück
Sie lief nur ins Büro zurück
Und tat, was sie sonst immer tat
Sie sagte „Ja“, sie sagte „Nein“
Der Arbeitstag ging schnell vorbei
So musste es wohl immer sein
Ein Leben zwischen Ja und Nein
Ihr Mann kam heim, so gegen 3
Von fern spielt eine Melodie
Und irgendwo, da sah ich sie
Ein Zauber drang ins Herze mir
Am Weihnachtsabend, gegen 4
Vom Schnee verweht ihr Angesicht
Sie tanzte leicht im Kerzenlicht
Ihr weißes Kleid
Ein Sternenmeer
Und Glück und Friede um uns her
So leicht erschien mir da die Welt
Ganz ohne Leid und Hass und Geld
Ihr Lächeln schien fern aller Zeit
Mein Aug von Tränen längt befreit
Sie flog davon
Sie blieb nicht hier
Am Weihnachtsabend, gegen 4
So etwas Schönes sah ich nie
Mir blieb die ferne Melodie
Was für ein göttliches Gesicht
So wunderschön
Ich kann mich gar nicht satter sehn
Und dieses Lächeln,
Welch wundervoller Schein
Dies kann fürwahr ein Traum nur sein
Mir ist, als sei im Himmel ich
So meisterlich
Dies unbeschreiblich Wesen
Nein, etwas Schöneres gibt’s wohl nicht
Dies zauberhafte
Angesicht
Bleibt mir vielleicht für immer
In den Träumen
Und auf die Knie sink ich vor Dir
Am Ende allen Seins mit Dir
Und jenseits doch
Ein märchenhafter Schimmer
Ein Film, ein Mensch, ein Angesicht
Sie ist ein Star und sieht gut aus
Sie scheint so stolz und steht im Licht
Sie trägt ein Leben im Gesicht
Man kennt sie in fast jedem Haus
Sie lacht und weint – ihr Film ist gut
Ich seh sie gern zu jeder Zeit
Und wenn sie spielt mit heißem Blut,
Fühlt sich auch meine Seele gut
Ihr Spiel hat mich schon oft befreit
Doch wenn sie dann nach Hause geht,
So fern von Film und Bühnenschau,
Wer fragt, ob man sie dort versteht
Wer sagt ihr, wies wohl weitergeht
Ist sie zu Haus noch stark und schlau
Vielleicht rinnt in so mancher Stund
Ein Tränenmeer ins Taschentuch
Vielleicht liegt auch die Seel mal wund
Vielleicht läuft manchmal gar nichts rund
Erreicht auch sie manch bittrer Fluch
Ich weiß es nicht und freu mich sehr
Denn sie ist da und spielt für mich
Manch Schweres scheint nur halb so schwer
Sie ist ein Star, ich freu mich sehr
Ein Film, ein Mensch, ein Angesicht
Ein Grabmal, irgendwo, weit fort
Es ist kein sehr bekannter Ort
Die junge Frau starb hier im Krieg
Ihr Grabstein nur als Mahnung blieb
Sie war noch jung und sie war schön
Doch musste sie so früh schon gehn
Im Kugelhagel, dort am Feld,
Hat sie gekämpft für unsre Welt
In einem Himmelsbataillon,
Da rächte sie manch´ toten Sohn
Sie setzte Mut und Leben ein
Und wollt doch nie Soldatin sein
Die Schüsse sind längst schon verhallt
Und damals wars in Russland kalt
So viele blieben irgendwo
Im Vaterland, im Nirgendwo
Ich schau den Grabstein lange an
Hat einst getrauert hier ein Mann
Hat irgendwo im Taiga-Wind
Geweint die Mutter um ihr Kind
Erfahren wird das keiner mehr
Nur die Geschichte wiegt so schwer
Und schweigend leg ich Blumen ab
An diesem einsam, fernen Grab
All jene Frauen in der Erd,
Sie klagen an, vom Blut beschwert
Nein, niemals ist die Schuld vorbei
Ich fühl mich schlecht- doch ich bin frei
So zieh voll Trauer ich nun fort
Von diesem unbekannten Ort
Die Partisanin starb im Krieg
Ihr Grabstein mir als Mahnung blieb
In stillem Gedenken an
Soja Anatoljewna Kosmodemjanskaja
Das Wichtigste auf dieser Welt
Ist stets das Leben und die Kraft
Ist Hoffnung, die uns sicher hält
Und Liebe, die uns leidend macht
Bekenntnisse der Ingeburg V.
Es war im Sommer 69. Ich lebte von meinem Mann getrennt, er arbeitete im Ausland, ziemlich weit weg. Sicher, es war schwer, den Jungen allein groß zu ziehen. Ich arbeitete damals in Chemnitz als Säuglings- und Kinderkrankenschwester in drei Schichten. Auch wenn wenig Zeit blieb, unternahm ich so oft ich konnte etwas mit meinem Sohn.
Stundenlang gingen wir spazieren. Als ich ihm das lang ersehnte Fahrrad schenkte, konnte er unterwegs sein und mit seinen Freunden baden fahren. Meine Mutter half mir in dieser schweren Zeit wo sie nur konnte. Mit vereinter Kraft kamen wir über die Runden. Und obwohl die damalige DDR viel für junge Mütter tat, musste man doch zusehen, wie man die Dinge unter einen Hut bekam. In diesem Sommer jedenfalls war es besonders schön.
Es war ein wunderschöner Sommer am Meer. Ein FDGB-Ferienplatz, der kaum Wünsche offenließ. Meinem Sohn gefiel es am Meer. Er war und ist eine regelrechte Wasserratte. Doch bereits auf der Heimreise hatte ich immer wieder diese bohrenden Schmerzen im Oberbauch. Ich konnte es mir einfach nicht erklären. All diese wundervollen Tage am Meer. Die Wanderungen, das Schwimmen – ich hatte nie etwas bemerkt. Und nun? Pit, mein damals achtjähriger Sohn durfte nichts von alledem mitbekommen. Darauf achtete ich sehr. Doch in der Nacht, als wir im Schlafwagen in die Heimat zurückfuhren, konnte ich vor Schmerzen kein Auge zu tun. Nervös lief ich den langen Gang vor dem Abteil auf und ab. Der Schaffner fragte mich, ob er mir helfen könnte. Doch ich winkte nur ab und zwang mir dabei ein verkrampftes Lächeln aufs Gesicht. Irgendwie musste es gehen! Natürlich fielen mir seine besorgten Blicke auf. Wieder und wieder kam er aus seinem Dienstabteil und rollte bedenklich mit den Augen.
Am nächsten Morgen, längst hatte ich den Frühstücksbeutel aus der Reisetasche gekramt und die Thermoskanne mit Früchtetee auf die Ablage unterm Fenster abgestellt, weckte ich meinen Sohn. Verschlafen schaute er mich an. „Wir sind bald da. Komm, Du musst noch etwas frühstücken“, sagte ich leise. Die Schmerzen hatten merkwürdigerweise etwas nachgelassen. Auf dem Chemnitzer Hauptbahnhof half mir der Schaffner aufopferungsvoll, die schweren Koffer aus dem Abteil zu tragen.
„Kann ich sonst noch was für Sie tun, junge Frau“, meinte er nur. Ich verneinte.
„Na denn, kommen Sie gut heim.“
Pit sprang schon übermütig auf dem Bahnsteig herum und zählte die einfahrenden Züge. Ich war glücklich, ihm wieder einen schönen Urlaub ermöglicht zu haben. Doch plötzlich kehrten die Schmerzen zurück. Sie wurden stärker und stärker. Zeitweise wurde mir so schlecht, dass ich die Koffer absetzen musste, um tief durch zu atmen. Und da waren auch diese quälenden Ängste. Was, wenn ich nicht mehr in der Lage wäre, mich um meinen Sohn zu kümmern. Was, wenn ich plötzlich … Ich konnte diesen Gedanken nicht zu Ende denken, denn ich spürte bereits, wie die ersten Tränen aus den Augen rannen. Hastig zog ich ein Zellstofftaschentuch aus der Tasche und wischte mir heimlich die Augen trocken. Hoffentlich hatte Pit nichts bemerkt. Doch der schien bester Laune und hatte bereits einen kleinen Eisstand im Visier.
„Nur nicht an die Schmerzen denken“, zwang ich mich, „Du musst Deinen Jungen groß bekommen! Du hast für ihn da zu sein! Du musst!“
Die Bahnfahrt bis in unsere kleine Stadt schien sich mein Körper an die drastischen Befehle zu halten. Doch als wir endlich daheim auf dem kleinen Bahnhof ankamen, hielt ich es vor Schmerzen einfach nicht mehr aus. Ich drückte Pit zwanzig Pfennig in die Hand und bat ihn, bei Evi und Kurt, meiner Schwester und meinem Schwager, anzurufen. Sie besaßen ein Fahrzeug und sollten uns vom Bahnhof abholen. Es dauerte nicht lange bis sie kamen. Sie bemerkten sofort, dass mit mir etwas nicht stimmte. Ich wollte es ihnen erklären. Doch dazu kam ich nicht mehr. Mir wurde übel und taumelig. Ich spürte, wie ein leichtes Taubheitsgefühl durch meine Gliedmaßen fuhr und mir die Kräfte nahm. Große Angst machte sich breit, vor allem die Angst um meinen Sohn. Was sollte nur aus ihm werden, wenn ich kein Geld mehr verdienen konnte? Niemals wollte ich ihn in irgendein Heim geben. Ich musste doch für ihn da sein. Evi rief den Notarzt an. Frau Dr. Müller kam sofort. Sie war eine gute Freundin und ihre Praxis lag nicht sehr weit entfernt. Wenigstens kein fremder Arzt, dachte ich nur.
Plötzlich bekam ich keine Luft mehr! Ich röchelte nur noch und ein schneidender Schmerz zuckte durch meinen Leib. Die Sinne schwanden mir, ich fiel und fiel, endlos tief…
Ich sah viele Etappen meines Lebens an mir vorüberziehen, sah die Geburt meines Sohnes. Und am Ende eines seltsamen Tunnels sah ich ein weißes, warmes, wunderbares Licht.
Rasch kam es näher. Alle Schmerzen vergingen und mir wurde leicht, so unendlich leicht. Unter mir breitete sich die Erde aus, eine Szenerie wie in einem Science-Fiction-Film. Ich sah, wie sich Ärzte über eine leblose Frau beugten, wie die Frau beatmet wurde, wie ein kleiner Junge weggeführt wurde. Ich wusste damals nicht, dass ich mich selber sah.
Das weiße Licht war plötzlich so nah, dass ich es beinahe greifen konnte. Da flackerte plötzlich ein greller Blitz auf und abrupt wurde es schwarz um mich herum!
Nur eine leise Stimme sang aus der Ferne:
Oh Du wundervolles Leben, Du
Gabst mir viel, doch niemals Ruh
Gabst mir meinen lieben Sohn
Gabst mir Kraft als schönsten Lohn
Oh Du wundervolles Leben, ach
Halte meine Sinne wach
Denn mein Sohn braucht mich so sehr
Lass nicht zu, dass ich verlier
Wenn´s Dich gibt, Du lieber Gott,
mach gesund mich, mach mich flott
Meine Zeit, ich spüre es,
ist nicht um, muss leben jetzt
Als ich erwachte, fiel mein Blick auf ein kleines geöffnetes Fenster gegenüber von meinem Bett. Ich versuchte, mich aufzurichten, doch es gelang mir nicht. Kraftlos fiel ich in die weißen Kissen zurück. Ich riss die Augen auf, wollte irgendetwas sehen, doch ich war einfach zu müde. Immer wieder fielen mir die scheinbar schweren Augenlider zu. Aus der Ferne vernahm ich eine Stimme. Sie rief fortwährend meinen Namen: „Hallo Frau Vogt, aufwachen! Frau Vogt, hören Sie mich?“
Mühsam gelang es mir endlich, meine Augen einen winzigen Spalt zu öffnen. Schemenhaft erkannte ich weit über mir das Gesicht einer jungen Frau. Ihre dunklen Haare hoben sich unnatürlich grell von ihrer weißen Bekleidung ab. Sie lächelte mich an. Ich glaubte, im Himmel angekommen zu sein. War das ein Engel?
„Wo bin ich“, hörte ich mich wispern. Mit beruhigender Stimme sagte die junge Frau: „Sie sind im Krankenhaus. Und Sie haben die Operation gut überstanden, ich bin Schwester Ina.“
Ungläubig starrte ich die Schwester an. Ich glaubte wohl noch immer, im Himmel zu sein. Doch so langsam kehrten die Erinnerungen zurück. Und seltsam verwirrt säuselte ich: „Operation? Was für eine Operation? Und wo ist mein Sohn?“
Ich erholte mich schnell. Pit war bei meiner Mutter, die sich rührend um ihn kümmerte. Später erfuhr ich, dass ich zusammengebrochen war. Die Ärztin brachte mich umgehend ins Krankenhaus. Dort wurde mir die Gallenblase entfernt. Außerdem diagnostizierte man eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse bei mir. Der behandelnde Arzt offerierte mir, dass dieses Leiden nicht besser werden würde. Im Gegenteil, ich müsste nun erstrecht sehr stark auf meine Gesundheit achten. Ich durfte nicht mehr alles essen und brauchte etliche Medikamente. Insgesamt sechs Wochen lag ich im Krankenhaus. Nur an den Besuchstagen sah ich meinen Sohn, den meine Mutter jedes Mal mitbrachte. Es brach mir damals fast das Herz, ihn so traurig zu sehen. Evi und Kurt brachten mir alle drei Tage frisches Obst, obwohl ich es eigentlich noch gar nicht essen durfte. Alle waren sehr bemüht und sorgten sich sehr. Doch es wollte einfach nicht aufwärts gehen mit mir. Eines Nachts starb Irene, mit der ich all die lange Zeit im Zimmer lag. Sie litt an der gleichen Krankheit. Ihre Bauchspeicheldrüse hatte einfach aufgehört zu funktionieren. Ich mochte sie sehr, und dieses Erlebnis brachte mich beinahe an den Rand der Verzweiflung. Es warf mich um Wochen zurück. Ich weinte sehr viel in dieser Zeit.
Manchmal hörte ich meinen Sohn, wie er vor dem Fenster meines Krankenzimmers stand und nach mir rief: „Hallo Mami, bist Du da? Wie geht’s Dir?“
Ich schleppte mich dann zum Fenster, nur um ihn zu sehen. Das gab mir wieder die nötige Kraft, um weiter durchzuhalten. Denn oft wusste ich nicht, wie lange ich all das noch ertragen könnte. In einer der folgenden Nächte wurde ich von einem lauten Geräusch aus meinem leichten Schlaf gerissen. Es musste von draußen kommen. Ich hob mich umständlich aus dem Bett und wankte zum Fenster. Draußen fielen dicke Flocken vom Himmel und vor dem Haus stand eine sehr hohe Tanne. Ihre Zweige wurden vom Wind immer wieder an die Scheiben geweht. Ich legte mich zurück ins Bett, wollte weiterschlafen. Da fiel plötzlich ein helles Licht, welches über der Tanne zu schweben schien, auf mein Bett. Ich erschrak, dachte im ersten Moment, jemand würde mit einer Taschenlampe vor meinem Fenster herumspielen. Doch wer sollte um diese