Mein Europa - Michael Krüger - E-Book

Mein Europa E-Book

Michael Krüger

0,0

Beschreibung

DIE VIELGESTALT EUROPAS EINGEFANGEN IN GEDICHTEN VON MICHAEL KRÜGER. ZUGÄNGLICHE, VIELFACH PREISGEKRÖNTE LYRIK IN FORM EINES REISETAGEBUCHS Die Welt in Gedichten erfassen, vermeintlich im Vorübergehen, und doch an DAS WESEN DER DINGE rühren - MICHAEL KRÜGER hat diese Kunst zur Meisterschaft gebracht in seiner Jahrzehnte währenden Arbeit als Lyriker. In "Mein Europa" zeigt er sich auf intime Weise als ENTHUSIAST DES STILLEN BEOBACHTENS, als EINGEWEIHTER IM GESPRÄCH DER TIERE, als Skeptiker der menschlichen Natur, als Kenner vielfältiger Traditionen, Kulturen und Sprachen - und nicht zuletzt als GLÜHENDER ANHÄNGER DES EUROPÄISCHEN GEDANKENS. GEDICHTE VON ORTEN IN GANZ EUROPA, VON DEN ZENTREN BIS IN DIE PERIPHERIE Über den Zeitraum von eineinhalb Jahren hat Michael Krüger AN ALL DEN ORTEN, DIE ER BEREISTE, GEDICHTE VERFASST. Es sind die Orte der Peripherie, an denen er mehr über sich und das Leben vernimmt als im Trubel der großen Städte. Entstanden ist ein SEHR PERSÖNLICHER ATLAS EUROPAS, chronologisch unterteilt in die VIER JAHRESZEITEN, in dem man MIT DEM BLICK DES AUTORS IN DIE WELT EBENSO WIE IN SEINE GANZ PRIVATE UMGEBUNG schaut.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 104

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



MEINEUROPA

GedichteausdemTagebuch

 

 

 

INHALT

HERBST

Soglio

Zagreb

Fellbach

Allmannshausen

Wangen im Allgäu

Odessa

Odessa

München, Pinakothek

München, Gellertstraße

Schwangau

Marseille

Marseille

Marseille

Hinter Toulon, am Strand

Toulon

Le Pradet

Sanary-sur-Mer

Corbara

Calvi

Pigna

Speloncato

Lumio

Bastia

Sarajewo

Sarajewo

Bei Ilidža

Auf dem Weg nach Visoko

Berlin, Friedrichstraße

Darmstadt

Ingolstadt, Hauptbahnhof

Allmannshausen, 31. Oktober

Berg

Wien, Allerheiligen

Wien, Stephansdom

Burgkunstadt

Marburg

Nantes

Nantes

Nantes

Berlin Wilhelmshorst, Huchel-Haus

Berlin, im November

Elmau

Ruse, 1. Dezember

Von Ruse nach Bukarest

Versailles, 6. Dezember

Chaville, 6. Dezember

Düsseldorf, Nacht vom 8. zum 9. Dezember

Berlin, im Dezember, mit Empedokles

WINTER

Baden-Baden–St. Gallen

Speicher bei St. Gallen

Trogen

Elmau

Guarda Val

Lantsch

Lenzerheide

Chur

Chur

Tiefencastel, Heiligabend

Spoina, Weihnachten

Churer Joch

Spoina

Tgantieni

Kloster Banz

In Nürnberg umsteigen

In den Isarauen

Lancaster

Lancaster–Oxford

Oxford, New College

London

London, von oben

Nachtrag zu Oxford

Köln

Berlin

Graz

Berlin, im Februar

Zürich, Flughafen

Berlin, Friedrichstraße, Hotel Maritim proArte

Lenzerheide

Parpan

Rätien

Irgendwo

Irgendwo

Warschau, März

Warschau

München, gegen Freising zu

Leipzig

Haar

Gdańsk

Gdańsk 2

München. Englischer Garten. Am Wehr

FRÜHJAHR

Münchner Norden

Bogenhausen, April

Bogenhausen, April

Bogenhausen, April

Koblenz

Hannover

Amras

Innsbruck

Am Wehr im Englischen Garten

Salamanca

Madrid

Madrid

Vomp

Am Wehr, Mitternacht

Seeshaupt, Friedhof

Niemandsland

Kleinhesseloher See

Starnberg

Tutzing

Murnau

Im Erdinger Moos, Gewitter

Mildenfurth

Allmannshausen

Allmannshausen

Berg

München

Zürich

Baden-Baden

München

München

SOMMER

München

Innsbruck

Bamberg

Dresden

Lech am Arlberg

Oldenburg

München

Soglio

Nymphenburg

Allmannshausen

Leoni

Berlin, Fasanenstraße

Starnberg

München

Loisachtal

Calvi

Île Rousse

Corbara

Davia

Davia

Île Rousse

Davia

Davia

Gmunden

Abschied von Gmunden

Allmannshausen

Starnberger See

Im Münsinger Wald

Allmannshausen

Allmannshausen

Allmannshausen

Auf der Höhe über Ambach, ein mystischer Augenblick

Berg

Ljubljana

Drava/Drau

Ptuj

Münsing, Ende August

Allmannshausen

Aufkirchen

Ambach, am See

Allmannshausen

Bei Uffing

Allmannshausen

Am Staffelsee

Hinter dem Staffelsee, Richtung Süden

Auf dem Weg nach Leoni

Berlin-Charlottenburg

Nida, am Haff, auf der Wanderdüne

Segovia

Madrid

HERBST

Allmannshausen

Starnberger See, Oktober

Berg, Bismarckturm

Ödhof

Allmannshausen

Großhadern

Allmannshausen

Bei Freising

Kurz vor der Zugspitze

Erdinger Moos

Die Stadt im Norden verlassen

Wien

Malta

Casalvecchio Siculo

Bar am Fuße des Ätna

Vor Lübeck

Lübeck, Hotel in der Altstadt

Gilching

Berlin, Knesebeckstraße, Hotel V.

Berlin-Nikolassee

Schlosspark Charlottenburg

Gaubüttelbrunn

Bad Mergentheim

Düsseldorf

Am Rhein

Innsbruck

Pöcking

München, am nördlichen Rand

Bei Freising

WINTER

Obervaz

Griebnitzsee / Glienicker Lake

Lantsch, Marienkirche, 9. Jahrhundert

Pedra Grossa

Lenzerheide

Rückkehr nach Spoina

Bergün

Nach Chur

Thusis

Parpan

Lantsch / Maiensäss

Zorten

Nach Zürich

Ravensburg

NACHWORT

 

 

 

Ach, aber mit Versen ist so wenig getan,

wenn man sie früh schreibt.

Man sollte warten damit und Sinn

und Süßigkeit sammeln ein ganzes Leben lang

und ein langes womöglich, und dann,

ganz zum Schluss, vielleicht könnte man dann

zehn Zeilen schreiben, die gut sind. ...

Um eines Verses willen muss man viele Städte sehen,

Menschen und Dinge, man muss die Tiere kennen,

man muss fühlen, wie die Vögel fliegen,

und die Gebärde wissen, mit welcher

die kleinen Blumen sich auftun am Morgen.

Rainer Maria Rilke,»Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge«

Soglio

Hier, wo das Land sich steil

nach oben verliert, musst du

der Sonne sagen,

dass sie stillstehen soll,

weil du in aller Ruhe

dem Sommer nachsehen willst,

dem Kastanienpflücker

mit dem hellen Sinn für das Ende.

Also soll das Buch sich

von selber schreiben,

im Rhythmus des Brunnens,

bis der Tag, müde geworden,

im Gras die Rede Gottes nachliest,

das aufmüpfige Gebet der Steine.

Zagreb

Wenn die schwarzen Störche nicht wären,

das grincajg am Markt,

St. Georg, der sich weigert, den Drachen zu töten,

ich wüsste nicht, wo ich aufgewacht bin.

Früher gab es hier ein Narrenhaus

für Philosophen, die šnicl aßen

und die taubek fütterten,

übermüdet von Schlaflosigkeit und Wut.

Spuck nicht in den Brunnen,

sagt die Bettlerin, die ihre Geschichte

auswendig kennt und meine in der Hand hat,

aus dem du trinken willst.

Endlich die Spatzen, gut katholisch,

sie sorgen mit winzigen Schritten dafür,

dass die Sonne sich um die Erde dreht,

immerdar.

Fellbach

Den Bach habe ich nicht gesehen

in Fellbach, aber ich sah Mörike

kurzsichtig im Neckar stehen:

Sinnlos, murmelte er, ist ein böses Wort,

dann verlor er den Faden,

und die Fische schwammen ihm

in Scharen davon.

Schon wieder eine Hausdurchsuchung

im Herzen, alle sind stärker als du.

Rede, wenn die Grillen wieder schwirren,

aber achte auf das Ungeteilte,

dein chinesisches Erbe.

Aus dem Asphalt in Fellbach

brach ein Büschel Gras,

man sah ihm die Anstrengung an,

auf die Welt zu kommen, nur ich

habe es gesehen, nur ich,

aber keiner will davon wissen.

Allmannshausen

Hast du den Igel gesehen?

Er liest Nietzsches »Morgenröte«,

ein Buch für Tiere.

Ein Kohlweißling blättert ihm

die Seiten um, sie kleben vom Schleim

einer Schnecke.

Iss keine Walderdbeeren,

die hat der Fuchs bestrichen.

Und bitte: keine Levkojen

auf meinem Grab, überhaupt keine

Kreuzblütengewächse, kein Grab,

die Birke hat Asche nötig.

Wangen im Allgäu

Wund kam ich in Wangen an,

vorbei an Wertach, Sebalds wüstem Land,

ich hatte nichts in Händen mehr,

nur Eichendorff, die Lieder und Gedichte,

den langen Weg zum Abschied einer Liebe.

Die Bruderschaft zum Guten Tod

aß in der »Traube« Heiße Seelen

mit Schinken oder Wurst.

Darf ich mich zu euch setzen

an diesem Tage vor der Wahl?

Die Antwort, wie aus einem Munde, klang,

als würden Sterne auf das Pflaster fallen.

Odessa

Vor der Kirche die Bettlerin

mit dem Gesicht eines Engels,

ihre rissigen Hände erinnern

an Hering und Zwiebel,

die fromme Genossenschaft.

Künstliches Licht; der Segen

eingenäht in das Futter des Mantels.

Ich habe eine Kerze für dich angezündet,

sie soll dich erleuchten.

Arm und Reich senden nicht mehr,

die Trauer verachtet voll Stolz

die kleinen traurigen Worte.

Aber was in dir stirbt, bleibt dir erhalten,

du nimmst es mit in den Tod.

Es ist hohe Zeit, das Gedicht aufzugeben,

das unfertige, das nicht abzuschließen ist.

Odessa, durch Babels Brille gesehen,

gehört jetzt den streunenden Katzen.

Das wollte, zum Abschied, ich sagen.

Odessa

Auf meiner Taschenweltkarte

darf das Öllämpchen nicht fehlen

vor der Madonna im Park.

Als ich mich näherte,

flammte es zischend auf

und wies die Schöpfung zurück.

Die Madonna, noch mit der Hand

gemalt, nicht mit dem Hirn,

unfähig zu lächeln,

hob ihre sanften Hände:

Du darfst nicht sterben,

bevor der Krieg gegen das Leben

nicht verloren ist.

München, Pinakothek(zu einem Bild von Paul Klee, 1927)

Es ist leicht, nach oben zu steigen,

freihändig, wenn du das Chaos der Treppen

hinter dir lässt, die schlecht vermessene Welt.

Nimm eine Katze mit und einen Indianer,

schwindelfrei müssen sie sein

und die Grenze nicht kennen,

die das Land des Verstandes vom Land

der Wahrheit trennt.

Der Ehrgeiz kommt von den Augen,

die Unterwerfung der Welt mit einem Blick,

der sich trübt, wenn er die Sonne trifft,

ihren schwarzen, nebligen Hof.

Ehrgeiz ist der Tod des Denkens, sagt einer,

dem wir glauben dürfen.

Wie ein schweigsames Kind steht er

auf der sich neigenden Treppe

zwischen Diesseits und Jenseits

und lacht.

München, Gellertstraße

Ich habe das Gras gemäht, wahrscheinlich

das letzte Mal vor dem Winter.

Sie hoben ihn hoch und hängten ihn

an einen Kohlstrauch, diese Demütigung

geht mir nicht aus dem Kopf. Nein,

ich will nicht mehr nach Jerusalem fahren.

(Aber der Kohl war so hoch wie die Tanne

vor mir, in der ein wilder Wein leuchtet,

eine offene Wunde!)

Nulla è vero, tutto è permesso, meine Zeit

ist zusammengeflickt wie eine Narrenjacke,

die keiner mehr anziehen will vor dem Winter.

Schwangau

Wir gingen durch das Tal, der König und ich,

seine Schlösser vor uns im Abendlicht,

dann nahmen wir ein Bad im Bannwaldsee

und aßen Fisch aus der Hand.

Ilse Schneider-Lengyel gab uns Masken

aus Polynesien, damit man uns nicht erkennt.

Der König fror und wollte die Kühe umarmen.

Ich konnte nichts für ihn tun,

meine Krone war ja aus Gras.

Marseille

Wie fleißige Archäologen sortieren

Kakerlaken den Müll vor Bonne Mère.

Man sieht den unhöflichen Mistral nicht,

der den afrikanischen Sand

über die Steppe des Meeres trägt

und die Bouillabaisse aufwärmt,

für die Lebenden und die Toten.

Dein kindlicher Ehrgeiz, Marseille,

schön und verrucht zu sein

wie deine lange Geschichte

aus Höflichkeit, Armut und Not,

die du jedem auf die Nase bindest,

der sich gegen dich nicht wehren kann.

Marseille

Der Mann, der das Salz bringt,

braucht keinen Namen,

das Salz für die Suppe.

Nur der Unbenennbare braucht einen,

er will sich verleugnen.

Seine Hand bleibt verschlossen.

Ich schaue den Spatzen zu,

sie bezwitschern theologische Projekte

vor dem Haus der Wahrheit.

Die Poststelle ist nicht besetzt.

Das Meer, vom Mistral gepeinigt,

schreibt heute mit Tinte.

Im Arabischen, entziffere ich,

gibt es dreißig Wörter für Liebe,

aber nur eines, das trifft.

Marseille

In der rue Paradis,

der zweitlängsten Straße der Stadt,

wurde gefoltert,

eine Blutspur hat sich erhalten.

Hinter Toulon, am Strand

Ein Wassermaler,

dem die Wellen gehorchen.

Sonst nichts.

Toulon

In Toulon, am Hafen,

wo das Licht gelöscht wird

aus Afrika, gibt es mehr Himmel

als Meer, und das Meer ist schwarz.

Unter der Bank, auf der ich sitze,

um den Moment zu erhaschen,

wenn Wasser und Himmel

ohne Übergang verschmelzen,

bauen Ameisen

an einem unterirdischen Reich.

Kleine Missionare,

die auf allen sechsen den Sand zählen,

als sei das ein Beruf.

Ein Volk darf man nicht zählen,

so lautet das Gesetz,

das nichts zu tun hat mit Recht.

Ein Landstreicher setzt sich zu mir

und beklagt das Ende der Gastfreundschaft.

Er ist Tunesier, wie alle hier,

die noch auf der Erde

arbeiten müssen.

Le Pradet

Ich war der letzte Gast im Restaurant

und schrieb und schrieb,

bis ich den Faden spürte in der rechten Hand,

der meine Kindheit fest umwickelt hielt.

Ein Kind mit schwarzen, toten Augen

schöpfte Wasser aus dem Brunnen

und ließ die späte Sonne trinken,

die Götter waren längst geflohen.

Die Tragödie, wenn es denn eine ist,

nahm hier ihren Anfang, sie schloss sich

der Sonne an und ging mit ihr unter.

Barfuß lief ich über die Steine,

vom Kummer glatt gewaschen,

die Rechnung bezahlte der Wirt.

Sanary-sur-Mer

Der erste Schluck von einem kalten Wein,

schon höre ich das Herz des Kummers schlagen.

Was kommt ans Licht, was bleibt für immer dunkel?

Lukrez ist bei mir. Niemand weiß so richtig, was er will,

sagt er, und sucht dennoch beständig,

wechselt den Ort, als ob er der Last sich

entledigen könnte ... Wie hat solch böse Begierde

nach Leben so sehr sich unsrer bemeistert?

Fest ist des Daseins Ende den Sterblichen Allen bestimmet.

Aber, Lukrez, es gibt keinen Ersatz für die Welt,

das lernt man an der Universität der Steine.

Corbara

Heute fand ich den Ort wieder,

wo ich vor Jahren ein Samenkorn

in die vom langen Sommer rissige Erde gelegt.

Es war ein Baum geworden, zu dem die Vögel

des Himmels kamen und nisteten in seinen Zweigen.

Es waren Krähen, mit braunen Fräcken über der Brust,

die nicht wussten, wie ihnen geschah. Sie taten so,

als würden sie mich nicht erkennen.

Ich schimpfte mit ihnen, sie holten Verstärkung

und trieben mich den Berg hinab bis zum Meer.

Ich konnte nicht mehr lachen, nicht mehr weinen,

das Krähenfieber hatte mich gepackt.

Calvi

Am Hafen die Möwen, schreiend warten sie

auf die Abendfähre aus Marseille.

Es ist schon fast dunkel,

und doch lese ich weiter in einem Buch,

das mein Leben bis ins Detail versteht.

Eine hinkende Katze läuft vorbei.

Die Welt ist eine Abschrift einer anderen Welt,

aber der Kopist konnte nicht lesen.

»Nicht auf verstreuten Blättern ist das Gesetz

Gottes zu suchen, sondern im Herzen des Menschen«,

wo es keiner mehr sucht oder findet.

Pigna

Als ich heut früh, in einem grauen sanften Licht,

den Vogel auf der Spitze der Zypresse wippen sah,

im Einverständnis mit dem ersten dünnen Schatten,

wollt ich ihn bitten, für mich mit zu sehen:

die Olivenbäume, die Pinien, die Mauern und das Meer,

das wie eine dunkle Frage in der Ferne blitzte.

Alles versammelt in zwei kleinen schwarzen Augen,

und keine Sprache, der Dinge zu gedenken, nur Jetzt,

nur Blick und nichts wie weg für immer.

Alle wissen, wer du bist, nur du weißt nichts von dir.

Speloncato

In der Église St. Michel

tragen Tauben Todesanzeigen aus.

Sie halten den Schnabel

und verdoppeln das Schweigen.

Der Erzengel zwinkert mir zu:

Für dich nichts dabei!

Glück gehabt. Mir schlägt

das Herz bis zum Hals

und hinaus.

Lumio

Was zu berichten ist:

Ein Kind wollte unbedingt ein Eis essen.

Als ich ihm eins kaufte,

lief es schreiend davon.

Ein Schmetterling flog vorbei,

er hatte alle Aussagen

über den Menschen geladen,

die flog er aus der übersättigten Welt