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Mit dem Bergpfarrer Sebastian Trenker hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen. Roland Wiedermann, normalerweise ein vernünftiger und rücksichtsvoller Autofahrer, bewies an diesem Abend, dass auch er über einen Bleifuß verfügte, mit dem er das Gaspedal seines Autos teilweise bis zum Bodenblech durchdrückte. Zum Glück war um diese Zeit auf der Landstraße von Waldeck nach St. Johann kaum Verkehr. Die Urlauber saßen in den Biergärten oder vor den Eisdielen und Cafes und ließen den Tag ausklingen, die Einheimischen machten es sich nach vollbrachtem Tagwerk in ihren Häusern und Wohnungen gemütlich. Mareile Frischholz saß auf dem Beifahrersitz, sie war zutiefst erschüttert. Ihr Herz raste und schmerzliche, zermürbende Gedanken jagten durch ihren Verstand. Die Möglichkeit, dass das Gästehaus, das sie gemeinsam erworben hatten, um es zu einer Ferienanlage für Ruheständler umzubauen, bis auf die Grundmauern niederbrennen konnte, ließ sie erschaudern. Mit brüchiger Stimme entrang es sich ihr: »Wie konnte sich Thomas zu einer solch niederträchtigen Tat hinreißen lassen? Er zerstört damit nicht nur mein, sondern auch sein Leben. Es – es übersteigt mein Begriffsvermögen.« »Ja, das kann man sich fragen«, presste Roland zwischen den Zähnen hervor. Seine Konzentration galt dem Auto und der Straße und er war angespannt bis in die letzte Faser seines Körpers. Ebenso wie für Mareile stand auch für ihn fest, dass die alten Möbel, die auf dem früheren Feilhuber-Anwesen für den Sperrmüll bereitgestellt worden waren, kein anderer als Mareiles ehemaliger Lebensgefährte in Brand gesetzt hatte. Das Licht der Scheinwerfer huschte vor dem Fahrzeug her über den Asphalt, am Straßenrand schienen Büsche, Bäume und Begrenzungspfosten regelrecht vorbeizufliegen. Roland hielt das Lenkrad mit beiden Händen fest, seine Zähne waren fest zusammengebissen, sodass die Kieferknochen hart unter seiner Haut hervortraten. Schon bald tauchten die Lichter von St. Johann auf. Roland umfuhr den Ort, und als sie in die Nähe der ehemaligen Pension Feilhuber kamen, sahen sie schon von weitem die flackernden Blaulichter zweier Löschfahrzeuge und eines Polizeiautos. Bei dem Anwesen angekommen fuhr Roland rechts ran.
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Seitenzahl: 125
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Roland Wiedermann, normalerweise ein vernünftiger und rücksichtsvoller Autofahrer, bewies an diesem Abend, dass auch er über einen Bleifuß verfügte, mit dem er das Gaspedal seines Autos teilweise bis zum Bodenblech durchdrückte. Zum Glück war um diese Zeit auf der Landstraße von Waldeck nach St. Johann kaum Verkehr. Die Urlauber saßen in den Biergärten oder vor den Eisdielen und Cafes und ließen den Tag ausklingen, die Einheimischen machten es sich nach vollbrachtem Tagwerk in ihren Häusern und Wohnungen gemütlich.
Mareile Frischholz saß auf dem Beifahrersitz, sie war zutiefst erschüttert. Ihr Herz raste und schmerzliche, zermürbende Gedanken jagten durch ihren Verstand. Die Möglichkeit, dass das Gästehaus, das sie gemeinsam erworben hatten, um es zu einer Ferienanlage für Ruheständler umzubauen, bis auf die Grundmauern niederbrennen konnte, ließ sie erschaudern.
Mit brüchiger Stimme entrang es sich ihr: »Wie konnte sich Thomas zu einer solch niederträchtigen Tat hinreißen lassen? Er zerstört damit nicht nur mein, sondern auch sein Leben. Es – es übersteigt mein Begriffsvermögen.«
»Ja, das kann man sich fragen«, presste Roland zwischen den Zähnen hervor. Seine Konzentration galt dem Auto und der Straße und er war angespannt bis in die letzte Faser seines Körpers. Ebenso wie für Mareile stand auch für ihn fest, dass die alten Möbel, die auf dem früheren Feilhuber-Anwesen für den Sperrmüll bereitgestellt worden waren, kein anderer als Mareiles ehemaliger Lebensgefährte in Brand gesetzt hatte.
Das Licht der Scheinwerfer huschte vor dem Fahrzeug her über den Asphalt, am Straßenrand schienen Büsche, Bäume und Begrenzungspfosten regelrecht vorbeizufliegen. Roland hielt das Lenkrad mit beiden Händen fest, seine Zähne waren fest zusammengebissen, sodass die Kieferknochen hart unter seiner Haut hervortraten.
Schon bald tauchten die Lichter von St. Johann auf. Roland umfuhr den Ort, und als sie in die Nähe der ehemaligen Pension Feilhuber kamen, sahen sie schon von weitem die flackernden Blaulichter zweier Löschfahrzeuge und eines Polizeiautos.
Bei dem Anwesen angekommen fuhr Roland rechts ran. Er und Mareile sprangen aus dem Wagen und legten die letzten Meter bis zur Pension, vor der sich ein ganzer Pulk Neugieriger zusammengerottet hatte, im Laufschritt zurück. Stimmen schwirrten durcheinander. Zwei Feuerwehrleute hielten die Neugierigen davon ab, auf den Hof zu drängen.
Roland und Mareile bahnten sich einen Weg durch die Menschenansammlung. Als sie einer der Feuerwehrmänner aufhalten wollte, rief Roland: »Wir sind die Besitzer! Lassen Sie uns vorbei!«
Jetzt schien ihn der Feuerwehrmann zu erkennen. »Ah, ja, richtig. Ihr könnt passieren.«
Die Feuerwehr hatte das Feuer schon gelöscht. Die Möbel waren nur noch ein qualmender und glimmender Haufen Brandschutt. Auf dem Hof stand das Löschwasser mehrere Zentimeter hoch. Ein Übergreifen der Flammen auf das Haus und die anderen Gebäude hatte verhindert werden können. Es roch nach verbranntem Holz und verschmorter Farbe. Dunkler Qualm verflüchtigte sich über dem Hof. Hier und dort glühte es auf, wenn der Wind in die Brandreste fuhr, aber die Feuerwehr sorgte dafür, dass die Flammen nicht mehr aufflackerten.
Max Trenker, der Leiter des Polizeireviers in St. Johann, war auch schon anwesend. Er kannte Roland und ahnte, dass es sich bei dessen Begleiterin um Mareile Frischholz handelte. Er trat an die beiden heran und konnte im Licht der Scheinwerfer von ihren Gesichtern deutlich den Schrecken ablesen, der sie gepackt hatte.
»Guten Abend«, grüßte er und schaute erst Roland, dann Mareile an. »Die Möbel haben sich kaum von selbst entzündet«, sagte er, nachdem sie seinen Gruß erwidert hatten. »Auch der Kommandant des Löschtrupps geht von Brandstiftung aus. Haben Sie einen Verdacht, wer Ihnen das angetan haben könnte?«
»Thomas Bertram!«, brach es über Mareiles zuckende Lippen. Im unwirklichen Licht wirkte ihr Gesicht krankhaft bleich, die roten Lippen darin muteten an wie eine frische Wunde.
Max Trenker, der Mareiles Geschichte kannte, hatte sie in St. Johann doch für Gesprächsstoff gesorgt, nickte und sagte: »Thomas Bertram ist ihr ehemaliger Lebensgefährte, nicht wahr?« Das wusste er von seinem Bruder, dem Pfarrer von St. Johann, bei dem er während der Woche Mittagessengast war und mit dem er sich regelmäßig über die Vorgänge in und um St. Johann austauschte.
»Ja«, murmelte Mareile. »Er lebt in Frankfurt. Dass er sich zu so etwas hinreißen lässt, ist mir unbegreiflich. Er – er kann sich doch denken, dass der Verdacht sofort auf ihn fällt.«
»Sehr richtig, Frau Frischholz«, gab Max zu verstehen. »Bis jetzt ist es lediglich ein Verdacht. Sollte er sich bestätigen, hat Ihr früherer Lebensgefährte ein gewaltiges Problem am Hals. Ich werde unverzüglich mit meinen Ermittlungen beginnen, wobei ich befürchte, dass durch das Löschwasser sämtliche Spuren, soweit der Brandstifter überhaupt welche hinterlassen hat, vernichtet worden sind.«
»Gott sei dank sind die Gebäude verschont geblieben«, murmelte Roland und beobachtete die Feuerwehrleute, die den Brandschutthaufen mit Stangen, an denen eiserne Haken befestigt waren, auseinanderzerrten. Asche wirbelte durch die Luft. Wo sich das Feuer noch einmal zu entfachen drohte, wurde es sofort erstickt.
»Das ist dem aufmerksamen Nachbarn zu verdanken, der den Brand entdeckt und sofort die Feuerwehr verständigt hat«, erwiderte Max. »Außerdem hat der Brandstifter anscheinend keinen Brandbeschleuniger wie zum Beispiel Benzin benutzt, sondern mit Pappe und Papier einfach ein Feuer unter dem Haufen mit den Möbeln entfacht. Das schließe ich aus der Beschreibung des Nachbarn, der das Feuer entdeckt hat. Es hat sich nur langsam ausgebreitet. Hätte der Täter einen Brandbeschleuniger benutzt, würde sich der Berg aus Möbeln sofort in ein Feuermeer verwandelt haben.«
Max machte sich daran, mit Hilfe einiger Feuerwehrmänner um den Hof des Anwesens ein rot-weiß gefärbtes Warnband zu ziehen. Es sollte die Neugierigen davon abhalten, den Hof zu betreten. Nach und nach löste sich der Pulk der Gaffer auf. Am nächsten Tag würde der Brand natürlich Tagesgespräch in St. Johann und im ganzen Wachnertal sein.
Nachdem sichergestellt war, dass das Feuer endgültig gelöscht war, zogen auch die Löschfahrzeuge der Feuerwehr ab.
Zuletzt befanden sich nur noch Max Trenker, Roland und Mareile auf dem Hof. »Jetzt, in der Dunkelheit, hat es net viel Sinn, mit der Spurensicherung zu beginnen«, erklärte Max. »Ich werd’ morgen Früh, sobald es hell ist, wieder herkommen. Sie sollten hier nix verändern, solang ich kein grünes Licht geb’. Ich mein’ damit, dass Sie niemand beauftragen, den Brandschutt zu beseitigen, solang ich meine Feststellungen net abgeschlossen hab’.«
»Wir lassen alles, wie es ist«, versicherte Roland, legte in einer beschützenden Geste den Arm um Mareiles Schultern und sagte: »Komm’, wir können nix tun als abwarten, was die Ermittlungen ergeben. Dass der Kerl, der das angestellt hat, heut’ in der Nacht noch einmal zurückkommt, ist kaum anzunehmen.«
Mareile erbebte innerlich. Ihre Nerven lagen blank. Ein trockenes Schluchzen stieg aus ihrer Kehle, dann ächzte sie: »Er kommt wieder! Wenn auch nicht in dieser Nacht. Irgendwann schlägt er wieder zu. Thomas ist nicht mehr der Herr seiner Sinne. Das war erst der Anfang. Der Terror geht weiter.«
Es klang wie eine düstere Prophezeiung und Roland verspürte Gänsehaut …
*
Am Mittag des folgenden Tages, als die Glocke auf dem Kirchturm die zwölfte Stunde anläutete, erschien Max im Pfarrhaus, er legte seine Jacke ab und setzte sich gleich darauf an den Tisch im Esszimmer, den Sophie Tappert bereits gedeckt hatte.
Sebastian erschien. »Servus, Bruderherz.« Max erwiderte den Gruß und der Pfarrer setzte sich. »Gibt’s schon irgendwelche Erkenntnisse, die Brandstiftung betreffend?«, fragte er.
»Es waren keine verwertbaren Spuren vorhanden«, antwortete Max. »Wenn es welche gegeben hat, dann wurden sie mit den Löscharbeiten vernichtet. Frau Frischholz und der Roland sind allerdings fest davon überzeugt, dass Thomas Bertram dahintersteckt. Ich hab’ die Kripo in Frankfurt eingeschaltet. Deren Feststellungen muss ich abwarten, ehe ich irgendetwas in die Wege leiten kann.«
Sophie Tappert brachte das Essen. Es gab gebratenes Fischfilet mit Buttergemüse. Die Haushälterin legte jedem der Brüder ein Stück von dem köstlich duftenden Fisch auf den Teller, gab einen großen Schöpfer Gemüse dazu und sagte: »Ich wünsch’ einen guten Appetit. Und scheuen S’ sich net, einen Nachschlag zu nehmen. Es ist, wie Sie sehen, genügend da.«
»Vergelt’s Gott, Frau Tappert«, bedankte sich der Pfarrer und griff nach dem Besteck.
»Es riecht tatsächlich nach mehr«, verlautbarte Max und lachte Sophie an. »Ich glaub’ net, dass noch viel von dem Fisch und dem Gemüse übrig bleibt.«
»Dann lassen S’ es sich ruhig schmecken«, erwiderte die gute Seele des Pfarrhauses lächelnd und verließ das Esszimmer.
Max und Sebastian aßen eine Weile schweigend, bis Max schließlich das Schweigen brach: »Die Claudia wird im ›Kurier‹ einen Bericht über den Brand bringen und net damit hinter dem Berg halten, dass es wahrscheinlich Brandstiftung war.«
»Wenn der Bertram dahintersteckt«, versetzte Sebastian, »dann hoff’ ich, dass es gelingt, ihn so schnell wie möglich zu überführen. Ich befürcht’ nämlich, dass er sich – vorausgesetzt, dass er der Täter ist –, mit der Brandstiftung am gestrigen Abend net zufrieden gibt. Denn dann will er Rache. Er will es Mareile heimzahlen, dass sie seinen Stolz verletzt hat, und seine Drohung, dass sie es noch bereuen werde, sich von ihm getrennt zu haben, ein zweites und vielleicht sogar ein drittes und viertes Mal wahrmachen.«
»Mal den Teufel net an die Wand, Sebastian«, knurrte Max kauend. Sein Teller war fast leer, doch er hatte bereits ein weiteres Stück von dem köstlichen Fischfilet ins Auge gefasst. »Außerdem steht gar net fest, dass es der Bertram war. Gerade die Offensichtlichkeit macht mich stutzig. Frau Frischholz hat es völlig richtig formuliert, als sie gesagt hat, dass der Bertram sich doch denken musste, dass der Verdacht sofort auf ihn fallen würde. – Das Essen schmeckt wieder einmal vorzüglich«, wich Max vom Thema ab. »Viel zu gut …«
»Tu’ dir keinen Zwang an«, forderte ihn Sebastian auf, zuzugreifen. Auch ihm schmeckte es ausnehmend gut, und auch er würde nachfassen.
Max sicherte sich noch ein Stück Fisch und mehrere Löffel von dem appetitlich bunten Gemüse.
»Es ist net so, dass ich den Teufel an die Wand malen will, Max«, sagte Sebastian und nahm damit den Gesprächsfaden wieder auf. »Ich befürcht’ tatsächlich, dass derjenige, der den Brand gelegt hat – wer immer das auch war –, weitermacht. Wenn der Bertram dahintersteckt, dann dürft’ sein Motiv klar sein. Ist es jemand anders gewesen, wird er einen Grund gehabt haben. Dass dem Roland und der Frau Frischholz jemand nur einen Streich spielen wollt’, können wir, glaub’ ich, ausschließen.«
»Es macht keinen Sinn, zu spekulieren und diesen oder jenen Verdacht anzustellen«, brummte Max. Seine Stimme hob sich, als er fortfuhr: »Ich werd’ alles dransetzen, um den Täter zu überführen, doch dabei kann ich mich net von irgendwelchen Vermutungen leiten lassen. Nur Fakten zählen. Wenn sich beweisen lässt, dass der Thomas Bertram der Täter war, wird er die Konsequenzen tragen müssen. Ist ihm die Brandstiftung net nachzuweisen, gilt er als unschuldig und niemand kann ihm was am Zeug flicken. Auch wenn Frau Frischholz und der Roland noch so überzeugt von seiner Schuld sind.«
»Dann bleibt es uns nur, das Ermittlungsergebnis abzuwarten«, versetzte Sebastian, nahm sich ebenfalls noch vom Fisch und dem Gemüse. »Hmm«, brummte er, »es schmeckt wieder einmal hervorragend.«
Von jetzt an aßen sie voller Genuss. Nach etwa einer halben Stunde verabschiedete sich Max, bedankte sich bei Sophie für das vorzügliche Essen und versicherte Sebastian, ihn auf dem Laufenden zu halten.
Schon zwei Tage später flatterten die Ermittlungsergebnisse der Frankfurter Kripo in Form eines schriftlichen Berichts auf Max Trenkers Schreibtisch. Aufmerksam las er durch, was ihm die Kollegen aus der Mainmetropole mitzuteilen hatten. Danach war Thomas Bertram den ganzen Tag und an dem Abend, an dem es auf dem Feilhuber-Anwesen gebrannt hatte, in Frankfurt anwesend. Sein Alibi war hieb- und stichfest. Man habe auch die in den Tagen vor dem Brand von ihm geführten Telefonate überprüft. Er hatte lediglich Leute angerufen oder wurde ihrerseits kontaktiert, mit denen er in geschäftlicher Verbindung stand. Unter ihnen war niemand, den er mit der Brandstiftung in St. Johann beauftragt haben konnte.
Max rief seinen Bruder an: »Mir liegen die Ermittlungsergebnisse aus Frankfurt vor. Danach ist der Bertram aus dem Schneider. Er hat Frankfurt net verlassen und auch mit niemand telefoniert, der als Auftragstäter in Frage käme. Er hat den Kollegen auch versichert, dass er mit der Sache net das Geringste zu tun hat. Etwas Gegenteiliges ist net zu beweisen.«
»Und nun?«
»Ich werd’ der Staatsanwaltschaft in Garmisch die Ermittlungsergebnisse vorlegen und nehm’ an, dass, von dort aus, die Ermittlungen gegen Bertram eingestellt werden.«
»Du ermittelst aber doch weiter?«, fragte Sebastian.
»Ja, ich wart’ noch ein bissel, bis ich den Fall ad acta leg’. In dem Zeitungsartikel, der heut’ im ›Kurier‹ erschienen ist, wurde die Bevölkerung gebeten, mir eventuelle Beobachtungen mitzuteilen. Vielleicht kommt da noch was. Das Gästehaus Feilhuber liegt allerdings ein bissel abseits, und ich glaub’ net, dass irgendjemand was gesehen hat.«
»Das bedeutet, dass die Ermittlungen früher oder später völlig eingestellt werden«, konstatierte Sebastian.
»Darauf läuft’s wohl hinaus«, gestand Max. »Ich ruf’ jetzt in Waldeck an und unterricht den Roland, dass der Thomas Bertram als Täter ausscheidet. Das wird ihn sicherlich net zufriedenstellen, aber ich kann’s leider net ändern.«
»Im Endeffekt kann das bedeuten«, murmelte der Bergpfarrer, »dass der Roland oder die Frau Frischholz einen Feind haben, den sie net kennen. Das macht die ganze Angelegenheit noch schlimmer, als sie eh schon ist. Ein Feind, den man net kennt, ist gefährlich.«
Max widersprach nicht.
Gedankenvoll legte Sebastian den Hörer weg, nachdem sich sein Bruder verabschiedet hatte.
*
Nachdem Max Trenker Roland Wiedermann darüber informiert hatte, dass Thomas Bertram als Verdächtiger ausschied, verließ der Juniorchef von Wiedermann-Bau sein Büro, um auch seinen Vater in Kenntnis zu setzen. Er musste durch das Büro, in dem einige Angestellte tätig waren, sah Birgit Fladerer, die Buchhalterin, beim Kopiergerät stehen, und sagte laut: »Soeben hat mich der Trenker-Max angerufen und mir erklärt, dass es keine Spur zu dem Brandstifter gibt. Die Ermittlungen werden wohl eingestellt.«
»Vielleicht haben sich wirklich nur einige angetrunkene Halbstarke einen Spaß erlaubt«, mutmaßte eine der Frauen, »und ein wenig gezündelt. Ganz so abwegig ist das doch net. Wollt’ euch nämlich jemand ernsthaft schaden, hätt’ er doch das Haus und net nur die alten, ausrangierten Möbel angezündet.«
»Ich weiß es net«, versetzte Roland achselzuckend und schaute wieder zu Birgit Fladerer hin, die sich jetzt vom Kopierer abwandte und zu ihrem Schreibtisch ging. Sie würdigte ihn nicht eines einzigen Blickes.
Roland registrierte es und verspürte einen leichten Stich. Schon seit es sich im Betrieb herumgesprochen hatte, dass er und Mareile ein Paar waren, ignorierte ihn Birgit, oder sie gab sich kühl und distanziert, wenn es sich nicht vermeiden ließ, mit ihm in einer betrieblichen Angelegenheit zu sprechen.
Natürlich kannte Roland den Grund. Birgit hatte sich ausgerechnet, irgendwann einmal im Betrieb die Juniorchefin zu sein. Diese Hoffnung hatte er nun zunichte gemacht. Allerdings war er sich keiner Schuld bewusst. Seine kleinen Flirts mit Birgit waren bedeutungslos. Wenn sie sich mehr ausgerechnet hatte, so konnte das nicht ihm angelastet werden. Er sah auch keinen Bedarf, sich Birgit gegenüber zu rechtfertigen. Von seiner Seite war nichts ausgegangen, was sie zu konkreten Hoffnungen berechtigt hätte.
Er erreichte die Tür zum Büro seines Vaters, klopfte und öffnete, ohne die Aufforderung zum Einzutreten abzuwarten. »Stör` ich?«
»Nein. Komm’ ruhig herein.« Alfred Widermann lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Was gibt’s? Du schaust net gerade glücklich drein.«