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USA Today Bestseller! Merrick Ta'Duran ist der Anführer des Clans der Östlichen Berge auf der Hauptwelt Baade, und er spürt die erdrückende Verantwortung, als die Männer seines Clans verzweifelt versuchen, unter den wenigen verbliebenen Frauen eine Gefährtin zu finden. Als er erfährt, dass eine neue Spezies entdeckt wurde, weiß er, dass er das Richtige für sein Volk tun muss – selbst wenn das bedeutet, dass er dafür in ein fremdes Reich reisen muss.
Auf der Erde wird er verletzt, gefangen genommen und es werden Experimente an ihm durchgeführt. Nach monatelanger Gefangenschaft fürchtet er, dass sein Leben hier enden wird – doch dann gibt eine zufällige Begegnung ihm neue Hoffnung.
Addie Banks' Welt ist seit einer schlimmen Krankheit im Alter von sechzehn Jahren eine Welt des Schweigens. Entschlossen, auf eigenen Füßen zu stehen, geht sie tagsüber zur Schule und arbeitet nachts, um ihr Studium finanzieren zu können. Während ihrer Schicht bei Keiser Research stolpert sie über etwas, das sie nicht hätte sehen sollen. Nun hört sie eine Stimme in ihrem Kopf – und diese Stimme treibt sie noch in den Wahnsinn! Ihre einzige Hoffnung auf Frieden besteht darin, dieser Kreatur zur Flucht zu verhelfen.
Die international gefeierte Autorin S.E. Smith, Bestsellerautorin der NY Times und der USA Today, präsentiert eine neue Geschichte mit ihrem einzigartigen Humor und vielen überraschenden Wendungen! Spannende Abenteuer, heiße Romanik und Helden mit Kultcharakter haben ihr eine riesige Fangemeinde beschert. Über ZWEI MILLIONEN verkaufte Bücher!
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Seitenzahl: 327
Diese Geschichte ist für meinen Vater, der mit 12 Jahren an Spinaler Meningitis erkrankte und in einer stillen Welt aufwachte. Er war der beste Vater, den ein Mädchen haben kann, und ich vermisse ihn unsagbar. Danke, Dad, dass du der beste Vater warst, den sich ein Mädchen wünschen kann, und dass du mir so viele schöne Erinnerungen geschenkt hast.
Ich liebe dich. ~ Susan
Ich danke meinem Mann Steve dafür, dass er an mich geglaubt hat und so stolz auf mich war, dass ich den Mut hatte, meinem Traum zu folgen. Ein besonderer Dank gilt außerdem meiner Schwester und besten Freundin Linda, die mich nicht nur zum Schreiben ermutigt, sondern auch das Manuskript gelesen hat; und auch meinen anderen Freundinnen, die an mich glauben: Maria, Jennifer, Jasmin, Rebecca, Julie, Jackie, Lisa, Sally, Elizabeth (Beth), Laurelle, und Narelle. Diese Mädels geben mir Kraft!
Und ein ganz besonderes Dankeschön an Paul Heitsch, David Brenin, Samantha Cook, Suzanne Elise Freeman, Laura Sophie, Vincent Fallow, Amandine Vincent, und PJ Ochlan – die wunderbaren Stimmen meiner Hörbücher!
—S.E. Smith
Science Fiction Romance
Merricks Mädchen
Cosmos' Portal Buch 5
Copyright © 2023 bei Susan E. Smith
E-Books auf Englisch 2014 und auf Deutsch 2023
Umschlaggestaltung von: Melody Simmons und Montana Publishing
ALLE RECHTE VORBEHALTEN: Kein Teil dieses Buches darf ohne ausdrückliche schriftliche Zustimmung der Autorin auf irgendeine Art und Weise vervielfältigt werden, dazu zählen auch vollständige oder teilweise elektronische oder fotografische Vervielfältigungen.
Alle Charaktere und Ereignisse in diesem Buch rein fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen oder tatsächlichen Ereignissen oder Organisationen sind rein zufällig und von der Autorin nicht beabsichtigt.
Zusammenfassung: Addie Banks' Welt ist seit einer verheerenden Krankheit, als sie sechzehn war, eine Welt des Schweigens. Doch plötzlich hört sie eine Stimme in ihrem Kopf! Diese Stimme gehört einem Mann, der kein Mensch ist und der ihre Hilfe braucht.
ISBN: 9781959584483 (Taschenbuch)
ISBN: 9781959584476 (eBook)
Romantik (Liebe, expliziter sexueller Inhalt) | Thriller | Science Fiction (Aliens) | Royal | Paranormal (Telepathie) | Action / Abenteuer | Fantasie | Schicksalsliebe
Veröffentlicht von Montana Publishing.
www.sesmithfl.com
USA Today Bestseller! Merrick Ta'Duran ist der Anführer des Clans der Östlichen Berge auf der Hauptwelt Baade, und er spürt die erdrückende Verantwortung, als die Männer seines Clans verzweifelt versuchen, unter den wenigen verbliebenen Frauen eine Gefährtin zu finden. Als er erfährt, dass eine neue Spezies entdeckt wurde, weiß er, dass er das Richtige für sein Volk tun muss – selbst wenn das bedeutet, dass er dafür in ein fremdes Reich reisen muss.
Auf der Erde wird er verletzt, gefangen genommen und es werden Experimente an ihm durchgeführt. Nach monatelanger Gefangenschaft fürchtet er, dass sein Leben hier enden wird – doch dann gibt eine zufällige Begegnung ihm neue Hoffnung.
Addie Banks' Welt ist seit einer schlimmen Krankheit im Alter von sechzehn Jahren eine Welt des Schweigens. Entschlossen, auf eigenen Füßen zu stehen, geht sie tagsüber zur Schule und arbeitet nachts, um ihr Studium finanzieren zu können. Während ihrer Schicht bei Keiser Research stolpert sie über etwas, das sie nicht hätte sehen sollen. Nun hört sie eine Stimme in ihrem Kopf – und diese Stimme treibt sie noch in den Wahnsinn! Ihre einzige Hoffnung auf Frieden besteht darin, dieser Kreatur zur Flucht zu verhelfen.
Sechs Jahre zuvor:
„Hi, Addie! Kommst du an diesem Wochenende zur Party?“, fragte Pam, als sie im Flur der Centennial High School in Portland, Oregon, hinter Addie auftauchte.
Addie Banks schob ihr blondes Haar müde seufzend zurück. Sie hatte sich den ganzen Tag nicht besonders gut gefühlt, allerdings wollte sie den großen Chemietest nicht verpassen, denn sie hatte sich deswegen zwei Tage lang den Hintern wund gesessen und gelernt. Ein Schauer durchlief ihre schlanke Gestalt, als sie Pam anlächelte.
„Ich hoffe es“, sagte Addie, während sie ihren Rucksack schloss und ihn über ihre Schulter warf. „Mir geht es nicht so gut, daher werde ich nach der Schule nicht bleiben. Ted meinte, er würde mich nach Hause fahren.“
Pam rümpfte die Nase. Ted war Addies bester Freund, auch wenn er nicht gerade zu den „angesagten“ Typen gehörte, mit denen die Mädels gern abhingen. Ehrlich gesagt, wusste Pam nicht, was Addie an dem Kerl fand, außer dass sie seit dem Kindergarten Nachbarn waren. Der Typ war ein totaler Trottel, und er hatte seit seinem dreizehnten Lebensjahr ein Gesicht, das aussah, als wäre es durch den Fleischwolf gedreht worden.
„Ich verstehe einfach nicht, wieso du dich mit Ted abgibst“, murmelte Pam, drehte sich um und ließ ihren Blick anerkennend über ein paar der Jungs schweifen, die gerade vorbeigingen. „Er ist so ein Schwachkopf. Es schadet bloß deinem Image, wenn man dich bei ihm im Auto sieht, das weißt du doch, oder?“
Addie hätte angesichts Pams egozentrischer Haltung gern die Augen verdreht, wenn ihr Kopf nicht so verdammt weh getan hätte. Stattdessen wandte sie sich zu den Türen, die auf den Parkplatz hinausführten. Sie war einfach nur froh, dass sie den Tag hinter sich hatte und nach Hause fahren konnte.
„Ted ist ein wirklich toller Kerl“, antwortete Addie und ging zum Ausgang. „Sein Gesicht ist doch gar nicht so schlimm. Er hat ein kleines Akne-Problem, doch das wird sicher wieder besser.“
„Er trägt eine Zahnspange!“, erwiderte Pam, als Ted auf die beiden zukam.
„Das bedeutet, dass er gerade Zähne haben wird, wenn er die Spange loswird!“, antwortete Addie verärgert.
„Hi Ted“, murmelte Pam und schenkte Ted ein aufgesetztes Lächeln.
„Hey, Pam“, sagte Ted grinsend, während er nach Addies Rucksack griff. „Ich trage den, Addie, sieht schwer aus.“
„Danke, Ted“, Addie atmete erleichtert auf, als sie spürte, wie die schwere Last verschwand. „Wir sprechen uns später, Pam.“
„Okay“, antwortete Pam. „Ruf mich an.“
„Das mache ich“, sagte Addie und zitterte plötzlich. „Danke, dass du mich fährst, Ted.“
„Aber immer doch, Addie“, antwortete Ted und sah in Addies gerötetes Gesicht. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Ich fühle mich nicht besonders gut“, gestand Addie.
* * *
Addie winkte ihm hinterher, als Ted aus der Einfahrt fuhr. Sie hatte ihm gesagt, er könne einfach die zwei Häuser weiter bei sich parken. Doch er hatte entgegnet, dass es sei keine große Sache, sie vor ihrer Haustür abzusetzen, weil es ihr nicht gut ging. Sie wollte ihm nicht die Wahrheit sagen, dass eine Untertreibung war. Genaugenommen fror sie und hatte Schmerzen am ganzen Körper.
Addie stieß die Eingangstür auf und ließ ihren Rucksack auf den Boden fallen. Sie stöhnte leise, als sie sich an den Kopf fasste. Ihre Stirn glühte.
„Mom?“, rief Addie und hielt sich an der Rückenlehne der Couch fest, als sie stolperte. „Mom?“
„Ich bin in der Küche“, rief ihre Mutter. „Du bist ja früh zu Hause.“
„Ich … Mom, ich fühle mich nicht wohl“, stieß Addie hervor, als eine weitere Welle unerträglicher Kopfschmerzen sie erfasste.
„Was?“, sagte Helen Banks, als sie das Wohnzimmer betrat. „Addie!“
Addie hörte ihre Mutter schreien, doch es klang, als käme das Geräusch vom Ende eines langen Tunnels. Der Schmerz in ihrem Kopf explodierte und sie spürte, wie sie fiel. Angst und Panik ergriffen sie, als ihre Muskeln plötzlich von selbst zu zucken begannen. Der Schrei nach Hilfe blieb ihr in der Kehle stecken, während eine Schmerzwelle nach der anderen ihren Körper überschwemmte, bevor die Dunkelheit sie schließlich einhüllte.
Addie erwachte mehrere Male, sie hörte die Bitten ihrer Mom und die leisen Fragen ihres Dads, doch die Worte waren unzusammenhängend und klangen seltsam. Verschwommen nahm sie die blinkenden Lichter und die Menschen um sie herum wahr, die sich verzweifelt unterhielten. Die Sonnenstrahlen verursachten ihr stechende Schmerzen und schickten sie zurück in die Dunkelheit.
Kurz darauf spürte sie, wie ihr Körper wieder angehoben wurde. Sie versuchte sich auf das zu konzentrieren, was geschah, doch die rasch blinkenden Lichter über ihr verursachten ihr Übelkeit. Verängstigt schloss sie die Augen. Eine Träne löste sich und floss über ihr Gesicht.
Ich will nicht sterben, dachte sie. Ich habe so viel, wofür es sich zu leben lohnt.
* * *
Vier Tage später blinzelte Addie schläfrig. Sie runzelte die Stirn, als sie einen Luftballon neben ihrem Bett schweben sah, und die Worte „Gute Besserung“ auf dem Bauch des Teddybären verwirrten sie. Ihr Blick wanderte zu den Blumen auf der Fensterbank.
Sie drehte sich um, als sie eine Bewegung auf ihrer rechten Seite spürte. Ihre Mutter war aufgestanden und beugte sich über sie. Ein besorgtes Lächeln lag auf Addies Lippen, als sie zu ihrer Mutter hochsah, ihr Gesicht war erschöpfte Gesicht und eine Träne lief über ihre Wange.
Addie legte verwirrt den Kopf schief. Sie sah, wie sich der Mund ihrer Mutter bewegte, doch es kamen keine Worte heraus. Als sich die Tür öffnete, drehte sie den Kopf. Sie blinzelte erneut, als sie einen Mann in einem weißen Kittel sah. Ihre Augen blickten auf das Namenschild auf seinem Kittel: W. H. Harris.
„Hallo, Addie, ich bin Doktor Harris“, sagte der Mann, als er an ihr Bett kam.
„Sie ist gerade aufgewacht“, sagte Helen erleichtert. „Addie, wie fühlst du dich, Schatz?“
Addie blickte hin und her, während Gefühle von Angst, Panik und Verwirrung sie erfassten. Sie sah, wie sich die Münder der beiden bewegten, doch sie konnte nicht hören, was gesagt wurde. Sie hob ihre rechte Hand und strich mit den Fingern leicht über ihr Ohr, denn sie wollte feststellen, ob etwas das Ohr bedeckte.
„Addie, was ist mit dir?“, fragte Helen und verschränkte ihre Finger mit denen von Addie, als diese ihr die Hand hinhielt.
„Ich kann dich nicht hören“, flüsterte Addie und blickte zu ihrer Mutter hoch. „Mom, warum kann ich dich nicht hören?“
Helen Banks riss entsetzt die Augen auf. Addie sah ruckartig von ihrer Mutter zu dem Arzt, der sie besorgt anschaute. Sie sah, wie er seine Lippen bewegte, doch sie hörte nicht, was er sagte. Aus lauter Frustration füllten sich ihre Augen mit Tränen, während sie zwischen den beiden hin und her schaute. Weshalb konnte sie sie nicht hören?
* * *
Zwei Monate später saß Addie auf dem Rücksitz des Honda CRV ihrer Eltern und starrte missmutig aus dem Fenster. Sie wusste, dass ihre Eltern sich unterhielten, doch sie versuchte gar nicht erst, herauszufinden, was sie sagten. Sie hatten gerade einen weiteren Spezialisten hinter sich, den fünften in ebenso vielen Wochen.
Diesmal brannten keine Tränen in ihren Augen, denn sie hatte sich geschworen, nicht mehr zu weinen. Sie war es leid, zu weinen, denn es führte zu nichts. Seit dem Tag, an dem sie im Krankenhaus aufgewacht war, waren es zu viele Tränen gewesen. Sie hatte geweint, war außer sich gewesen und hatte sich schließlich einfach von allen zurückgezogen.
Anfänglich war sie von der Stille fast erdrückt worden, da sie stets irgendwelche Hintergrundgeräusche gewohnt war. Sie hörte gern Musik und unterhielt sich mit ihren Eltern und Freunden. Verdammt, sie redete sogar mit sich selbst, wenn sonst niemanden da war, mit dem sie reden konnte!
Jetzt war da nichts mehr. Sie begann, einiges von dem zu verstehen, was zwischen den Ärzten und ihren Eltern gesagt wurde, indem sie ihre Mimik beobachtete und ein paar Worte von ihren Lippen ablas.
Dieser Spezialist sagte ihnen das Gleiche wie die anderen: es war sehr wahrscheinlich, dass sie nie wieder hören konnte. Das hohe, langanhaltende Fieber infolge der bakteriellen spinalen Meningitis, hatte ihre Welt für immer zum Schweigen verdammt. Sie gingen davon aus, dass sie sich beim Schwimmen angesteckt hatte, als sie in ihrem Ferienhaus am Wochenende zuvor gewesen waren.
Addie beobachtete teilnahmslos, wie ein Motorrad neben ihnen anhielt. Sie konnte das Motorengeräusch nicht hören, während der Mann darauf wartete, dass die Ampel grün wurde, doch stattdessen legte sie ihre Hand gegen das Glas und spürte die Vibrationen. Sie schloss die Augen und empfand tiefe Traurigkeit. Nie wieder würde sie die Geräusche hören, die sie für selbstverständlich gehalten hatte. Eine Träne lief stumm über ihre Wange. Sie ließ sie laufen.
Vielleicht war da doch noch Platz für eine weitere Träne, dachte sie, als ihr endlich bewusstwurde, dass sie nie wieder hören würde. Nur noch eine.
Gegenwart:
Merrick Ta'Duran biss vor Schmerzen die Zähne zusammen, als er einen weiteren Schlag auf seinem Rücken spürte. Trotzdem weigerte er sich, seinen Griff um die Kehle des Mannes zu lockern. Plötzlich zuckte sein Körper, als ein mächtiger Stromstoß ihn durchfuhr. Zwei Sonden, die an langen Drahtsträngen befestigt waren, gruben sich in seine Haut. Noch eine letzte Drehung, dann hörte er das befriedigende Geräusch von brechenden Knochen.
„Verdammte Scheiße! Das ist die dritte Wache, die er umgebracht hat“, brüllte eine Stimme. „Verpass ihm noch eine Ladung!“
Merrick ließ den Körper los und sackte auf einem Knie, als ihn ein weiterer Stromstoß durchfuhr. Er kämpfte gegen den lähmenden Angriff an, doch einer nach dem anderen traf ihn. Diesmal waren fünf nötig, um ihn zu Fall zu bringen. Er entwickelte entweder eine gewisse Toleranz dafür, oder es lag an seiner Wut und dem Wunsch, endlich frei von den andauernden Schmerzen zu sein.
„Kettet ihn an“, sagte der Mann und klang angeekelt. „Und schafft die Leiche weg.“
„Wollen Sie ihn einfach davonkommen lassen, obwohl er Ray umgebracht hat?“, fragte eine andere Stimme verblüfft.
„Ray hat sich selbst umgebracht, als er einen direkten Befehl missachtete, die Zelle nicht zu betreten“, erwiderte Weston Wright angewidert. „Wir brauchen ihn lebend. Und jetzt tun Sie, was ich gesagt habe, oder ich sperre Sie mit ihm zusammen hier ein.“
„Auf keinen Fall, verdammt“, brummte der Mann und zog die Ketten in Richtung Merrick, während mehrere Männer ihn mit langen, mit einer Sprengladung gefüllten Stangen auf dem Boden hielten. „Dafür werde ich nicht gut genug bezahlt.“
„Sie können jederzeit ersetzt werden, Mr. Crawford“, antwortete Wright. „Jeder hier drinnen kann ersetzt werden – außer der Kreatur, die Sie gerade anketten, vergessen Sie das nicht.“
Bradley Crawford grunzte nur zur Antwort. Er wusste, was das Wort „ersetzen“ bedeutete. Es bedeutete tot, genau wie es das für Ray und die anderen beiden Männern bedeutet hatte.
Brad ließ die Schlösser um die Handgelenke des riesigen Mannes einrasten, der da auf dem Boden lag. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als die unheimlichen silbernen Augen des Mannes zu ihm sahen. Er hätte schwören können, dass es so aussah, als leuchteten winzige Flammen darin.
„Er ist wieder gesichert“, sagte Bradley und stolperte über Rays Körper, als er versuchte, von Merrick wegzukommen.
„Schafft die Leiche weg“, sagte Wright und wandte sich ab. „Und stellen Sie einen anderen Wachmann ein.“
„Verdammt“, knurrte Bradley, während er Rays Körper an den Armen aus der Zelle zog. „Ich hasse diesen verfluchten Scheißjob!“
* * *
Merrick saß auf dem harten, kalten Boden und beobachtete teilnahmslos, wie die Tür zu seiner Zelle wieder geschlossen wurde. Er war gestern spät in eine neue Zelle verlegt worden, diese war mit dicken Gittern versehen, so dass sie ihn auch ohne Kameras sehen konnten. Dort gab es lediglich ein langes, schmales Bett, das auf dem Boden verschraubt war, eine Toilette und ein Waschbecken.
Er war aus der Zelle mit festen Wänden verlegt worden, nachdem er sich in der alten Zelle von seinen Ketten losgerissen und die Überwachungskameras zerstört hatte. Als die Wachen hereinkamen, war er bereit gewesen. Er hatte zwei von ihnen getötet, bevor die anderen Wachen mit ihren Betäubungsgewehren und Beruhigungsmitteln auf ihn losgingen.
Es war ihm gelungen, diesen Mann umzubringen, da er allein hereinkam. Die Spötteleien waren dem Mann schnell vergangen, als Merrick eine der Ketten, mit denen er gefesselt war, um den Hals des Menschen legte. Ein böses Lächeln lag auf Merricks Lippen, als er an den toten Menschen dachte.
„Ich werde dir die Scheiße aus dem Leib prügeln“, hatte Ray versprochen und dabei auf die Metallstange in seiner Hand gezeigt. „Du hast Bill getötet. Ich mochte Bill. Ich darf dich nicht umbringen, doch ich kann dafür sorgen, dass du dir wünschst, du wärst tot.“
Das hatte sich Merrick in den letzten vier Monaten schon hundertmal gewünscht. Er senkte sein Gesicht und lehnte seine Wange auf den kalten Boden. Seine Muskeln zogen sich zusammen und entspannten sich wieder, als Reaktion auf die mächtigen Stromstöße, die ihn getroffen hatten. Sogar sein Herz war einen Moment lang aus dem Takt und versuchte, wieder den richtigen Rhythmus zu finden.
„Göttin, hilf mir“, flüsterte er, während er die Augen schloss. „Gib mir den Frieden des Todes, wenn du mir keinen Weg zeigst, mich zu befreien.“
Es war nicht seine Art, sich den Tod zu wünschen, doch die fortwährenden Prüfungen zehrten allmählich an seiner Entschlossenheit. Sein Körper und sein Geist waren wieder und wieder herausgefordert worden. Es gab zwei Männer und eine Frau, die er töten würde, wenn er die Chance dazu bekäme.
Nie im Leben hätte er gedacht, dass er das Bedürfnis verspüren würde, einer Frau etwas anzutun. Doch bei diesem alten Menschen würde er nicht zweimal nachdenken, wenn er die Gelegenheit dazu hätte. Teriff 'Tag Krell Manok, der Anführer der Prime, mochte die Menschenmänner vielleicht für nicht vertrauenswürdig halten – doch sie waren nichts verglichen mit dieser einen Frau. Die von ihr angeordneten Tests waren weitaus schlimmer als die Schläge, die die Männer ihm zufügten.
Er hatte die Hoffnung aufgegeben, dass man ihn finden würde. Nein, wenn er überleben wollte, dann würde das nur mit seinen eigenen Mitteln geschehen. Merrick verdrängte seine Erschöpfung und stützte sich mit zitternden Armen auf. Er setzte sich mühsam aufrecht hin und versuchte, die endlose Müdigkeit zu ignorieren.
Er rutschte auf dem glatten Betonboden entlang und stützte sich mit dem Rücken an dem schmalen Bettgestell ab. Seine Augen erforschten seine neue Zelle. Dieser Raum war anders als die anderen, nicht sehr groß. Der Käfig, in dem er sich befand, nahm fast ein Viertel des Raumes ein.
An der gegenüberliegenden Wand stand ein langer Tisch aus rostfreiem Stahl, und auf der anderen Seite befand sich Schränke und ein Waschbecken. Auch dieser Raum sah aus wie ein Untersuchungszimmer, dieses Mal könnte es sein letzter Raum sein.
Die Menschen, die ihn festhielten, blieben nie länger als ein paar Wochen an einem Ort. Er hatte aufgehört zu zählen, wie oft man ihn in den letzten Monaten betäubt hatte und er in einer neuen Zelle aufgewacht war.
Merrick schloss die Augen und dachte an die Nacht zurück, in der man ihn gefangen hatte. Es war nur sein Versprechen an seinen Clan gewesen, dass er als Gefährtinnen geeignete Frauen finden würde, das ihn in diese Welt gebracht hatte. Und jetzt … jetzt hatte er nicht nur versagt bei dem Versuch, seinem Volk zu helfen, er hatte es sogar in Gefahr gebracht, indem er entführt worden war.
Er hatte dem Menschenmann, Cosmos Raines, geholfen, Tansy Bell und zwei andere Erdenfrauen zu schützen. Tansy war eine Agentin für ihre Regierung. Persönlich war Merrick der Meinung, dass Mak 'Tag Krell Manok, der riesige mittlere Sohn von Teriff, die kleine Frau einfach über seine Schulter hätte werfen und mit ihr in ihre Welt zurückkehren sollen, und gleichermaßen hätte man mit den beiden anderen Frauen vorgehen sollen. Es war zu gefährlich, die Frauen, die mit einem Prime-Krieger zusammenwaren, an einer so Arbeit teilhaben zu lassen.
Stattdessen hatte Mak der Frau erlaubt, ihren gefährlichen Auftrag fortzusetzen. Seine Gedanken schweiften ab und er ließ die Nacht noch einmal Revue passieren. Es war, als wäre es erst gestern geschehen. Er wusste, dass Tansy versucht hatte, ihren eigenen Anführer, Präsident Askew Thomas, davor zu bewahren, von seinem Vizepräsidenten ermordet zu werden. Bedauerlicherweise war bei dieser Mission etwas schiefgelaufen.
* * *
Vier Monate zuvor:
„Ihr solltet den Frauen eurer Welt nicht erlauben, derartige Risiken einzugehen“, murmelte Merrick, während er auf die leuchtenden Geräte im Lieferwagen starrte. „Mak hätte Tansy zusammenschnüren und in unsere Welt zurückschaffen sollen.“
Cosmos blickte über seine Schulter und zog eine Augenbraue hoch. „Du hast Tansy doch gesehen. Glaubst du allen Ernstes, sie hätte tatenlos zugesehen, wie Mak versucht, sie zu fesseln? Er wäre derjenige gewesen, der Hilfe gebraucht hätte, verdammt noch mal! Tansy, Helene und Natasha sind nicht die Art von Frauen, die man fesselt – nun, es sei denn, sie bitten darum“, antwortete Cosmos mit einem schiefen Grinsen. „Scheiße, jede von ihnen könnte mich im Handumdrehen fertig machen, bevor ich es überhaupt bemerke. Und ich bin erprobt, was Nahkämpfe anbelangt.“
Merrick machte ein finsteres Gesicht. „Weshalb gehen die Frauen in eurer Welt solche Risiken ein? Und warum lassen die Männer das zu?“, fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust, während er sich an die Innenwand des Wagens lehnte.
„Alter, hast du nicht gehört, was ich gerade gesagt habe?“, fragte Cosmos verärgert. „Es ist zwar nicht in jedem Land so, obwohl wir daran arbeiten, aber Frauen haben ein Recht darauf, eigene Entscheidungen zu treffen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Tansy, Natasha und Helene haben sich entschieden, die Menschen zu schützen, die sich nicht selbst schützen können. Sie kämpfen an der Seite von Männern und Frauen weltweit, die versuchen, die Welt zu einem besseren Ort zum Leben zu machen. Ich bin einfach froh, dass wir die Tansys dieser Welt haben. Und zweifellos brauchen wir noch mehr von ihrer Sorte!“
Merrick runzelte die Stirn, als er Cosmos zuhörte. Er erzählte, dass Tansys Arbeit einige der größten Drogen- und Menschenhandel der Welt zerschlagen hatte. Helene und ihre Schwester Natasha leisteten die gleiche Arbeit in Russland. Ohne sie hätten viele der organisierten Verbrecherbanden nicht infiltriert werden können.
„Wenn ich meine Gefährtin finden würde, würde ich sie beschützen“, murmelte Merrick leise, während er beobachtete, wie einer von Cosmos' Männern eine Kamera scharfstellte, die Tansy im Gespräch mit einem Mann zeigte. „Ich würde ihr nie im Leben erlauben, etwas derart Gefährliches zu tun.“
Cosmos schaute erneut über seine Schulter und schüttelte den Kopf. „Warum vertrittst du dir nicht für eine Weile draußen die Beine? Du kannst auch die Gegend für uns beobachten, um sicherzugehen, dass keine Gefahr droht. Allein dein Anblick, wie du hier drinnen so zusammengefaltet bist, verursacht mir Schmerzen in den Beinen.“
„Gute Idee“, grunzte Merrick und nickte erleichtert. Er griff nach der Tür, bevor er innehielt und Cosmos erneut ansah. „Ich verstehe nicht, warum du die Männer nicht einfach tötest, hinter denen du her bist. Ihr wisst, dass sie eurem Anführer schaden wollen. Wäre das nicht sinnvoller, als die Frauen in Gefahr zu bringen?“
„Ja, das erscheint sinnvoller, doch leider sind unsere Gesetze ein wenig anders als eure“, antwortete Cosmos, bevor er sich wieder zu Tansy auf dem Bildschirm umdrehte, die ihr Ziel, den Mann, verführerisch anlächelte. „Diese Gesetze würde Tansy allerdings einen Dreck interessieren, wenn man ihr die Chance gäbe, die schlimmen Kerle auszuschalten.“
„Du lebst in einer sehr, sehr, merkwürdigen Welt, Mensch“, murmelte Merrick und schüttelte den Kopf, während er die Hintertür des Wagens öffnete und ausstieg.
Er hatte die Tür kaum geschlossen, als plötzlich zwei schwarze Fahrzeuge am anderen Ende der engen Gasse auftauchten. Männer stiegen aus und bewegten sich auf den Lieferwagen zu. Merrick wusste sofort, dass etwas schiefgelaufen war.
„Cosmos!“, knurrte Merrick mit tiefer Stimme und riss die Tür wieder auf. „Da kommen Männer die Gasse runter.“
„Scheiße! Wir sind aufgeflogen! An alle Einheiten: Deckung suchen, wir sind aufgeflogen“, warnte Cosmos über das Headset, bevor er es sich vom Kopf riss und den anderen drei Männern im Transporter hastig zuwinkte. „Behaltet Tansy, Helene und Natasha im Auge“, wies er einen der Männer an. „Wie viele sind es?“
Merrick schaute um die Ecke des Wagens. „Zehn“, antwortete er. „Ich schalte die Männer auf der rechten Seite aus. Darf ich sie umbringen?“
„Lass einen am Leben, wenn du kannst“, antwortete Cosmos und überprüfte seine Waffe, während er aus dem Lieferwagen kletterte. „Wir müssen wissen, wie sie erfahren haben, dass wir hier sind.“
„Ich werde es versuchen“, sagte Merrick und nickte Cosmos kurz warnend zu. „Jetzt“, murmelte er, drehte sich um und lief auf die fünf Männer auf der rechten Seite der Gasse zu.
Schüsse erhellten die Nacht, er selbst hatte drei Kugeln abbekommen, eine in den Arm, eine in den Oberschenkel, und einen Streifschuss in seine linke Seite. Es tat zwar weh, doch keine Wunde war lebensbedrohlich.
Er verfluchte die primitiven Waffen, die Cosmos ihm aufgezwungen hatte. Sie waren klobig und ungewohnt in seinen Händen, und er hatte sie schließlich weggeschmissen. Als er einen einzelnen Mann die Gasse entlang verfolgte und um die Ecke bog, musste er feststellen, dass er in eine Falle gelaufen war.
Er hatte gekämpft und mehr Tote als Lebende zurückgelassen, als eine weitere Gruppe Männer ihn umzingelte. Seine Augen flackerten, als er sich an das Gesicht eines Mannes erinnerte, der aus der Dunkelheit hervortrat, während er zu Boden sackte. Der Mann war kleiner als er, hatte jedoch eine bullige Statur. Er trug ein langes Gewehr, das Pfeile schoss, statt Metallstücke, wie sie die anderen Männer benutzten.
Die Pfeile enthielten einen Wirkstoff, der seine Muskeln lähmte. Der Mann, Markham, war der erste Mensch, den er töten wollte. Das hässliche und zugleich zufriedene Lächeln des Mannes brannte sich in sein Gedächtnis.
„Ich habe die Berichte über einen ungewöhnlichen Mann in Russland gehört, der meiner Zielperson zur Flucht verholfen hat“, hatte Markham gesagt und sich neben ihm auf den harten Boden gekniet. „Mein Auftraggeber wollte wissen, wer derartig tötet. Es scheint, dass die flüchtige Ms. Bell mehr als ihre Familie und Cosmos Raines zur Hilfe hat. Ich bin sicher, dass es meinen Auftraggeber sehr interessieren wird, Sie am Leben zu sehen … nun, jedenfalls für kurze Zeit.“
* * *
Merrick wusste, dass er in einem Tobsuchtsanfall nach dem Mann griff, um ihn zu töten. Doch das letzte, woran er sich in dieser Nacht erinnerte, war, dass Markham ihn mit einem Gewehrkolben schlug. Seither hatte Merrick den Mann bei drei weiteren Gelegenheiten gesehen. Markhams hämischer Blick bestärkte ihn in seinem Entschluss, den Mann umzubringen, bevor er in seine Welt zurückkehrte – auch wenn er bei dem Versuch starb.
Er lehnte den Kopf zurück und starrte an die Decke, als die Erschöpfung ihn übermannte und er dem Bedürfnis nach Schlaf endlich nachgeben wollte. Ein weiterer Schauer ging durch seinen Körper, es waren Nachwirkungen der Stromstöße, die ihm zugefügt worden waren. Er musste dringend fliehen.
Seine Gedanken kreisten um seine Heimatwelt Baade. Er empfand tiefe Traurigkeit angesichts der Verzweiflung, die der Geburtenrückgang bei den Prime-Frauen angerichtet hatte. Die meisten Frauen auf Baade waren bereits vergeben, sobald sie die Volljährigkeit erreichten.
Er und die anderen Männer wurden durch eine zweimal im Jahr stattfindende Paarungszeremonie mit ihren möglichen Gefährtinnen zusammengebracht. Bei dieser Zeremonie versammelten sich alle Frauen und Männer, die noch keine Partner hatten. Sie wurden einander in kleinen Gruppen vorgestellt, die sich abwechselten, bis die Markierungen auf den Handflächen erschienen, die bezeugten, dass sie füreinander geschaffen waren. Wenn keine Paarung zustande kam – so wie in seinem Fall – hatte der Krieger zwei Möglichkeiten: entweder er nahm weiterhin an den Zeremonien teil und hoffte, seine Gefährtin zukünftig zu finden, oder er musste sich mit einer einsamen Existenz abfinden.
Die chemische Veränderung, die auftrat, wenn ein Prime-Mann mit einer genetisch idealen Frau in Berührung kam, konnte nicht künstlich nachgebildet werden. Die starke Chemikalie löste eine körperliche und emotionale Reaktion im Mann aus, die ihn an eine Frau band. Die Männer wurden von Gefühlen der Besitzergreifung, des Schutzes und des sexuellen Verlangens überwältigt.
Zudem erschien auf der Handfläche des Mannes und der zu ihm passenden Frau ein Paarungszeichen, eine Reihe verschlungener Kreise, die das unlösbare Band zwischen den Partnern symbolisierten, wenn sie miteinander in Kontakt kamen. Jedes Zeichen war so individuell wie das verbundene Paar selbst. Es erschien erst, wenn der Mann und die Frau das Alter für die Paarung erreicht haben.
Ohne eine solche Verbindung war eine Fortpflanzung nicht möglich. Die Wissenschaftler auf Baade hatten herausgefunden, dass die chemische Reaktion eine genetische Weiterentwicklung war. Soweit er wusste, hatten die Wissenschaftler noch keine Lösung für dieses Problem gefunden. Wenn dies nicht bald geschah, war die Prime-Spezies vom Aussterben bedroht.
Ein zögerliches Lächeln trat auf Merricks Lippen, als er an die ungewöhnliche Lösung dachte, die seiner Spezies urplötzlich in Form einer winzigen Menschenfrau erschienen war. Jasmine 'Tinker' Bell war unerwartet auf J'Kar 'Tag Krell Manoks Kriegsschiff aufgetaucht, durch ein Portal, das ihre beiden Welten miteinander verband. Das von Cosmos Raines geschaffene Portal hatte seiner Welt und seinen Männern die Hoffnung auf eine Zukunft gegeben.
Merrick betrachtete seine Handflächen. Nichts war auf ihnen zu sehen und würde es wahrscheinlich auch nie. Doch das spielte keine Rolle. Er war nicht wegen sich selbst in diese Welt gereist, sondern wegen der Männer unter seinem Kommando. Als Anführer des Clans der Östlichen Berge war es seine Pflicht, sie zu leiten und alles Erdenkliche zu tun, um ihr Überleben zu sichern.
Er und sein Cousin Core waren in die Hauptstadt von Prime gereist, nachdem sie einen Menschenmann gefangen genommen hatten. Der Mann hatte sie angelogen. Es war ein erster Hinweis auf die Hinterlistigkeit der Menschen, den Merrick erlebt hatte. Er berührte sein Ohr, als er an J'Kars kleine Gefährtin dachte und er musste leicht kichern. Sie war ein Vorgeschmack auf die wilden Fähigkeiten von Menschenfrauen gewesen, die diejenigen beschützten, die sie liebten.
Tink hatte ihn angegriffen, als er auf ihren Gefährten losgegangen war. Sie war auf seinen Rücken gesprungen, hatte ihm die Augen zugehalten und mit ihren weichen Zähnchen in sein Ohr gebissen. Ihre Mutter hatte ihm zwischen die Beine getreten, während Tinks Schwester ihn mit einem Pflanzenkübel niedergeschlagen hatte. Er schüttelte den Kopf, als die Erinnerungen allzu lebhaft zurückkehrten.
Nein, nicht alle Menschen sind verräterisch. Auch die Männer nicht, gestand er sich widerwillig ein, als er an Cosmos und dessen Mitarbeiter dachte. Es gibt hier, wie auch auf meiner Welt, Individuen, denen man vertrauen kann, und solche, denen man nicht vertrauen kann.
Er öffnete die Augen, als sich die Tür öffnete und Weston und drei weitere Männer eintraten. Weston beäugte ihn mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Hass und Merrick erwiderte den Blick des Menschen.
„Betäuben Sie ihn“, befahl Weston. „Doktor Rockman will eine weitere Probe.“
Merrick richtete sich bei dem Namen der Ärztin auf. Sein lautes Brüllen hallte durch den Raum, als Weston die Spritze in seiner Hand hob. Drei Männer mussten an den Ketten ziehen, um ihn nahe genug an die Gitterstäbe zu bekommen, damit Weston ihm die Spritze geben konnte. Wäre er nicht noch von seinem früheren Kampf geschwächt gewesen, wäre es unmöglich gewesen.
Merrick rutschte auf Händen und Knien auf den Boden, als die Droge durch seine Adern rauschte. Seine Arme zitterten heftig, er versuchte dagegen anzukämpfen, doch es war unmöglich. Langsam ließ er sich wieder auf den kalten Boden sinken. Für einen Moment schlug sein Herz unregelmäßig, als die übermäßige Menge der Droge, die sie ihm verabreicht hatten, durch seinen Blutkreislauf floss.
Vielleicht ist dies das letzte Mal, dachte er, als die Dunkelheit ihn umfing.
Addie winkte Ted mit ihrem Ausweis zu und lächelte. Er lächelte und winkte ebenfalls, bevor er den Knopf drückte, um das Sicherheitstor zu öffnen. Sie nahm den Fuß von der Bremse und fuhr ihren kleinen dunkelblauen Kia Sonata langsam über die Bodenschwelle. Dann drückte sie das Gaspedal durch, bog nach rechts auf den Parkplatz und steuerte auf den Mitarbeitereingang zu.
Sie zog eine Grimasse, als sie auf die Uhr am Armaturenbrett blickte. Sie war einige Minuten zu spät. Sie kicherte leise und verdrehte die Augen.
Wen kümmert es schon, wenn ich nicht pünktlich den Boden wische oder den Müll rausbringe?, dachte sie grinsend, denn der Parkplatz war menschenleer.
Es war fast zehn Uhr und Freitagabend. Alle, die bei Keiser Research arbeiteten, hatten Wochenende – außer den armen Trotteln wie ihr, Ted und ein paar anderen Sicherheitsleuten. Addie seufzte unbewusst, als sie in eine Parklücke nahe beim Hintereingang fuhr und den Motor abstellte.
Sie nahm ihr dickes, langes blondes Haar in eine Hand, wickelte ein Haarband darum und zog es zu einem Pferdeschwanz zusammen, damit es ihr nicht im Weg war. Sie sah sich suchend um und stellte sicher, dass sie ihren Ausweis hatte, um das Gebäude betreten zu können. Sie arbeitete erst seit einigen Tagen dort.
Sie öffnete die Fahrertür und vergewisserte sich, dass sie ihre Autoschlüssel und ihre kleine, lederne Brieftasche dabeihatte, dann schloss sie den Wagen ab. Ihr Blick schweifte über das Gebäude. In diesem Bereich hatte sie noch nicht gearbeitet, hatte jedoch heute eine E-Mail erhalten und war angewiesen worden, in dieses Gebäude zu kommen und nicht in den Bürokomplex auf der Südseite des Parkplatzes.
Sie hielt ihren Ausweis vor das Sicherheitsschloss und wartete, bis die Ampel grün wurde, dann zog sie die Tür auf. Wenigstens hatte diese Tür ein Licht! Der Bürokomplex hatte keins, und da sie das Geräusch des sich öffnenden Schlosses nicht hören konnte, musste sie den Zeitpunkt der Entriegelung abpassen. Wenn sie es zu früh versuchte, funktionierte es nicht, und wenn sie es zu spät versuchte, klappte es auch nicht.
Addie seufzte, als sich die Tür hinter ihr schloss. Sie griff in ihre Gesäßtasche und holte den Plan des Gebäudes heraus. Sie würde sich zuerst bei der Wache in der Eingangshalle melden müssen. Ted hatte mit dem Mann sprechen und ihm erklären sollen, dass sie taub war.
Als sie den Hauptkorridor entlangging, dachte sie an Ted und Pam. Es war schwer zu glauben, dass Miss High and Mighty, die „Er-wird-deinen-Ruf-ruinieren-Pam“, sich in der letzten Hälfte ihres Abschlussjahres in Ted verliebt hatte! Ted war einer der wenigen Schüler, die mit ihr in Kontakt geblieben waren, nachdem sie nach St. Augustine gezogen war, um auf die Florida School for the Deaf and Blind zu gehen. Nach ihrem Abschluss zog sie zurück nach Portland und begann mit dem Studium, während sie nebenher zahlreiche Jobs hatte.
Als sie vor ein paar Wochen beiläufig erwähnt hatte, dass sie einen zweiten Job brauchte, um die Kosten für ihren letzten Kurs aufzubringen, hatte er ihr geholfen, eine Stelle im Hauspersonal bei Keiser zu bekommen, wo er nachts als Wachmann am Eingang arbeitete. Addie tat ihr Möglichstes, um von ihren Eltern unabhängig zu bleiben.
Sie hatte zwei Jahre gebraucht, um genug zu verdienen, um in ihre eigene Wohnung zu ziehen, während sie das College besuchte. Sie erschauderte bei der Erinnerung daran, dass ihre Mutter darauf bestand, dass sie zu Hause blieb, wo sie sich um sie kümmern konnte. Ihre Eltern hatten sie zwar motiviert, nach St. Augustine zu gehen und ihre Schule zu beenden. Sie hatten allerdings darauf bestanden, dass sie nach ihrem Abschluss wieder nach Hause zurückkehrte.
Es bedurfte der vereinten Kräfte ihrer fünf älteren Geschwister, um ihre Eltern zu überzeugen, dem Besuch des Colleges zuzustimmen. Sie hatte eingewilligt, die ersten zwei Jahre zu Hause zu wohnen. Sie hatte ihren Eltern jedoch nicht erzählt, dass sie einen Großteil dieser Zeit mit Teilzeitjobs verbracht hatte, um genug Geld für den Auszug zu sparen. Sie liebte ihre Eltern über alles, doch deren Überfürsorge – insbesondere das Bedürfnis ihrer Mutter, über alles Bescheid zu wissen – trieb sie in den Wahnsinn!
Nein, wenn ich Böden wischen muss, um mein Einkommen aufzubessern, während ich den letzten Kurs beende, um mein Zertifikat als lizenzierte Massagetherapeutin zu erhalten, dann wische ich hunderte Böden, dachte sie, während sie zum Wachposten ging.
Am folgenden Nachmittag hatte Addie noch eine Prüfung, bevor sie ihren Abschluss machte. Sobald sie ihre Lizenz hatte, konnte sie ihre Arbeit hier aufgeben und als Masseurin beginnen, während sie an ihrem Master in Physiotherapie arbeitete. Jeder Schritt führte sie näher zu ihrem Traum, eines Tages ihre eigene Klinik zu eröffnen. Mit einem Abschluss sowohl als Massagetherapeutin als auch in Physiotherapie konnte sie es schaffen, und würde niemals wieder von jemandem abhängig sein!
Addie atmete tief ein und schenkte dem Wachmann, der auf dem Stuhl saß und die Füße auf den Schreibtisch gelegte hatte, ein kurzes, höfliches Lächeln. Sie erschauderte angeekelt, als er seinen Blick über sie schweifen ließ. Sie ignorierte seinen interessierten Blick und wartete darauf, dass der Wachmann in ihrer Nähe auf ihre Anwesenheit reagierte. Es schien ihm schwer zu fallen, seinen Blick von einem der Monitore abzuwenden. Als er sie schließlich ansah, reichte sie ihm ihren Ausweis, damit er ihn scannen konnte.
„Sie ist heiß“, sagte der Wachmann, der hinter demjenigen saß, der ihren Ausweis kontrollierte, mit einem Lächeln. „Vielleicht hätte sie Lust, den Vorratsschrank heute Nacht ein wenig aufzuräumen.“
„Halt die Schnauze, Josh“, murmelte Bradley.
„Warum? Ted meinte, dass sie taub ist. Sie hört mich also gar nicht, verdammt“, kicherte Josh. „Du kannst nicht hören, wenn ich sage, dass ich mich über dich beugen und deinen süßen Arsch ficken will, nicht wahr, Süße?“
Addie hielt ihre Gesichtszüge unter Kontrolle und setzte einen „Ich bin blond und blöd“-Blick auf. Sie hatte im Laufe der Jahre zu viele Arschlöcher kennengelernt, als dass es ihr noch etwas ausmachen würde. Das einzig Gute am Taub sein war, dass sie sehr schnell gelernt hatte, wem sie aus dem Weg gehen musste. Und natürlich hatte sie zuerst gelernt, von den Lippen abzulesen und die Mimik zu deuten.
Das hatte ihr bereits zweimal das Leben gerettet. Beide Male hatte sie die Absichten der Typen erkannt. Das erste Mal war es, als sie während der High School zu einem Date an den Strand gegangen war. Der Typ hatte ihr eine Droge in eine Dose Limonade gemischt. Sie hätte die Limo getrunken, wenn der Typ nicht vor seinem Freund damit geprahlt hätte, während er ihr die Dose reichte.
Das zweite Mal war, als sie kurz nach ihrem einundzwanzigsten Geburtstag eine Bar verließ. In der Bar war ein Mann, der sie den ganzen Abend über beobachtet hatte. Es waren nicht seine Worte, sondern die Art, wie er sie ansah, was sie alarmiert hatte. Ab da war sie nie wieder allein unterwegs. Drei Tage später sah sie den Mann in den Nachrichten. Er hatte ein anderes Mädchen angegriffen, nachdem er ihr aus derselben Bar gefolgt war.
„Halt einfach die Klappe“, murmelte Bradley wütend. „Mach diese Bereiche sauber.“
Addie schaute auf die Karte, die der Wachmann für sie ausgedruckt hatte. Er kreiste mehrere Abschnitte ein und schrieb das Wort „Gründlich reinigen“ oben auf das Papier, bevor er es ihr reichte. Addie nickte und nahm die Karte.
„Hey, geh nicht in den dritten Stock“, rief Bradley ihr hinterher, als das Telefon klingelte.
„Sie kann dich nicht hören, du Vollidiot“, kicherte Josh, während er Addie auf den Hintern starrte, als sie den Flur entlangging. „Verdammt, davon hätte ich gern ein Stück!“
* * *
Merrick wurde ruckartig wach und drehe sich auf die Seite. Er schaffte es kaum bis zur Toilette, bevor sich sein Magen umdrehte. Er wusste nicht, was sie diesmal in ihn hineingepumpt hatten, aber er spürte, wie sein Körper sich dagegen wehrte. Er umklammerte die Gitterstäbe, bis die Übelkeit nachließ.
Einige Minuten später richtete er sich langsam auf. Mit einem leise Fluch ließ er die Gitterstäbe los und ging zum Waschbecken. Er drehte das kalte Wasser auf, beugte sich hinab und spülte sich den Mund aus, dann wusch er sich das Gesicht. Es dauerte einige Minuten, bis er sich etwas besser fühlte.
Er richtete sich auf und rollte mit den Schultern. Die Ketten um seine Handgelenke rasselten, als er sich das Haar aus dem Gesicht strich. Die schwache Erinnerung an Hände auf seinem Körper ließ ihn von Ekel und Wut erschaudern. Sein Magen drehte sich erneut, doch diesmal aus einem anderen Grund. Er wandte sich wieder dem Bett zu und streifte die dünne Decke von der Matratze. Er riss einen Streifen davon ab, befeuchtete ihn und wischte seinen Körper schnell ab, um das Gefühl von Dr. Rockmans Händen auf ihm loszuwerden.