Natascha, die Karrierefrau - Patricia Vandenberg - E-Book

Natascha, die Karrierefrau E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Dr. Norden blickte auf die Karte, die Dorthe ihm jetzt auf den Schreibtisch legte. Natascha Monheim, irgendwie kam ihm der Name bekannt vor. Er sah Dorthe Harling fragend an. »Das ist die Filmemacherin«, sagte Dorthe, »eine bemerkenswerte Frau.« Das mußte Dr. Daniel Norden auch zugeben, als Natascha gleich darauf sein Sprechzimmer betrat. Aber auch in ihren Blick kam ein Staunen. »Ich habe schon so viel Gutes von Ihnen gehört, Herr Dr. Norden, daß ich mich auch überwunden habe, einmal einen Arzt aufzusuchen. Ich bin diesbezüglich sehr kritisch. Man kann auch sagen mißtrauisch.« Sie hatte eine so angenehme Altstimme, daß diese Bemerkung nicht aggressiv klang, und nun legte sich auch ein Lächeln um ihren Mund, der diesen noch schöner machte und diese Frau noch anziehender. Sie war ziemlich groß, hatte eine vollendete Figur, ein überaus apartes Gesicht, das sehr ausdrucksvoll war, und wunderschönes, seidig blondes Haar. Naturblond, wie Dr. Norden mit Kennermiene feststellte, da seine Frau Fee auch eine Blondine war. Natascha Monheim war also die Filmemacherin, aber als Filmstar hätte sie sicher auch Karriere gemacht. »Was haben Sie für Beschwerden, gnädige Frau?« fragte Dr.

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Dr. Norden Bestseller – 281 –

Natascha, die Karrierefrau

Patricia Vandenberg

Dr. Norden blickte auf die Karte, die Dorthe ihm jetzt auf den Schreibtisch legte.

Natascha Monheim, irgendwie kam ihm der Name bekannt vor. Er sah Dorthe Harling fragend an.

»Das ist die Filmemacherin«, sagte Dorthe, »eine bemerkenswerte Frau.«

Das mußte Dr. Daniel Norden auch zugeben, als Natascha gleich darauf sein Sprechzimmer betrat. Aber auch in ihren Blick kam ein Staunen.

»Ich habe schon so viel Gutes von Ihnen gehört, Herr Dr. Norden, daß ich mich auch überwunden habe, einmal einen Arzt aufzusuchen. Ich bin diesbezüglich sehr kritisch. Man kann auch sagen mißtrauisch.«

Sie hatte eine so angenehme Altstimme, daß diese Bemerkung nicht aggressiv klang, und nun legte sich auch ein Lächeln um ihren Mund, der diesen noch schöner machte und diese Frau noch anziehender.

Sie war ziemlich groß, hatte eine vollendete Figur, ein überaus apartes Gesicht, das sehr ausdrucksvoll war, und wunderschönes, seidig blondes Haar. Naturblond, wie Dr. Norden mit Kennermiene feststellte, da seine Frau Fee auch eine Blondine war.

Natascha Monheim war also die Filmemacherin, aber als Filmstar hätte sie sicher auch Karriere gemacht.

»Was haben Sie für Beschwerden, gnädige Frau?« fragte Dr. Norden.

Sie seufzte, zwang sich aber zu einem Lächeln. »In letzter Zeit sehr häufig Kopfschmerzen, vielleicht Migräne, aber ich weiß nicht, wie ich plötzlich dazu komme.«

»Vielleicht zuviel Streß?« fragte er.

»Es könnte sein, aber mir macht die Arbeit Spaß«, erwiderte sie. Sie hatte sich gesetzt und schlug die Beine übereinander, sehr lange, schöne Beine. Sie war topmodisch gekleidet, aber lässig, und sie konnte es sich leisten, diese junge Mode mitzumachen, obgleich sie der Vierzig gewiß näher sein mochte als der Dreißig. Auch dafür hatte Dr. Norden einen Blick, aber man konnte Natascha leicht zehn Jahre schenken.

Etwas in ihrem Gesicht störte den erfahrenen Arzt Es war das rechte Auge, das sehr gerötet war, und er merkte, daß sie nervös wurde, als er sie so intensiv betrachtete.

»Das Auge ist wieder mal entzündet«, erklärte sie, bevor er noch eine Frage gestellt hatte, »aber das kommt von den Kontaktlinsen, die ich zeitweise tragen muß.«

»Und warum tragen Sie keine Brille, da es doch so schicke Modelle gibt?« fragte er lächelnd.

»Ich empfinde sie als störend, aber ich werde mich wohl dazu entschließen müssen«, erwiderte sie.

Er stand jetzt vor ihr und legte seine Hände um ihren Kopf. Sie zuckte leicht zusammen, als seine Daumen sich leicht an ihre Schläfen preßten.

»Ich würde Ihnen empfehlen, baldmöglichst einen Augenarzt aufzusuchen«, sagte Dr. Norden ruhig. »Aber um den Dingen auf den Grund zu gehen, würde ich raten, auch die Blutwerte feststellen zu lassen, wenn Sie in letzter Zeit nicht ärztlich untersucht wurden.«

»Ich war seit der Geburt meines Sohnes nicht mehr beim Arzt«, sagte sie.

»Und wie lange ist das her?«

Sie lächelte. »Siebzehn Jahre, aber ich habe noch eine Tochter, die bereits neunzehn Jahre ist.«

»Alle Achtung«, staunte er.

»Es waren problemlose Geburten, und ich war nie krank«, erklärte sie beiläufig.

»Das höre ich gern, aber Vorsorgeuntersuchungen können nicht schaden, wenn ich das sagen darf. Zu einem Gynäkologen sollten Sie doch einmal gehen.«

»Nein«, erwiderte sie kategorisch, »mir hat es gelangt, als ich schwanger war. Man wird dadurch nur nervös gemacht. Ich habe das schon öfter erlebt, daß Frauen, die kerngesund waren, dann plötzlich das Spinnen anfingen und schon bei einem kleinen Leberfleck in Panik gerieten.«

Er wechselte das Thema. »Sie reisen doch sicher viel, wie ist es da mit den Impfungen?«

»Ich reise nur in Länder, die solche überflüssig machen. Ich habe eine Abneigung gegen Spritzen aller Art, gegen Medikamente überhaupt. Meine Mutter ist bei einer Operation gestorben, weil sie die Narkose nicht vertrug. Mein Sohn ist nach der Kinderlähmungsimpfung so schwer erkrankt, daß wir das Schlimmste befürchten mußten. Und was man jetzt so hört von Bluttransfusionen, was dadurch alles passieren kann, nein, bei mir wird nicht experimentiert. Ich lebe gesund, rauche nicht, trinke nicht und nehme keine Drogen. Wenn Sie das wissen wollten, jetzt wissen Sie es.«

Eigentlich hat sie eine ganz vernünftige Einstellung, und sie ist keineswegs arrogant, dachte Daniel Norden, dann fühlte er sich forschend gemustert.

»Sie hätte ich gern für einen Film«, sagte sie. »Schade, daß Sie Arzt sind.«

»Und Vater von fünf Kindern«, fügte er lächelnd hinzu, »dazu auch glücklich verheiratet.«

Sie errötete leicht. »Ich wollte Ihnen keinen Antrag machen«, sagte sie ironisch, »es war nur eine Idee.«

»Aber ich bin sehr gern Arzt und neige nicht zum Schauspielern. Ist Ihr Mann auch Schauspieler?«

»Nein, Architekt, und wir leben getrennt, um das auch gleich zu sagen, damit ich diesbezüglich keine weiteren Fragen beantworten muß.«

»Ich wollte nicht indiskret sein, Frau Monheim. Darf ich Ihnen jetzt ein bißchen Blut abnehmen?«

»Ich denke, ich habe genug, und solange ich kein fremdes zugeführt bekomme, soll es gestattet sein.«

Schön, charmant und geistreich, und zwei fast erwachsene Kinder, ging es ihm durch den Sinn, als er das Blut aus der Vene nahm.

»Sie machen das sehr gut«, sagte Natascha anerkennend, »ich hab’ kaum etwas gespürt. Aber ich muß sagen, daß ich auch nicht sehr schmerzempfindlich bin, und deshalb verstehe ich nicht, daß die Kopfschmerzen manchmal so stark sind.«

»Haben Sie auch Rückenschmerzen?« fragte er.

»Nur beim Sitzen. Es kann auch sein, daß ich schon ins Klimakterium komme.«

Sie sagte das so gelassen und gleichmütig, daß Dr. Norden konsterniert war.

»Das ist doch wohl kaum möglich«, stellte er fest.

»Wieso nicht?«

»Sie dürfen mir schon einige Erfahrung zutrauen. Sie sind vierzig.«

»Einundvierzig«, erwiderte sie, »und an Liebesbeziehungen nicht interessiert, falls Sie das als Grund von der räumlichen Trennung von meinem Mann annehmen. Wir sind nicht geschieden.«

Sie setzte ihn immer mehr in Erstaunen. Sie war überzeugend. Es waren kein Floskeln, die da über ihre Lippen kamen, aber eine so attraktive Frau konnte doch nicht schon so abstinent sein.

»Jetzt überlegen Sie, ob ich nicht lüge«, stellte sie mit einem leisen Lachen fest, »aber Sie können mir glauben. Wenn es anders wäre, würde ich mich auch ganz anders benehmen, denn Sie sind genau der Typ, bei dem ich früher schwach geworden wäre.«

Ihre Offenheit war umwerfend, und sie sagte es mit einem solchen Charme, daß man es überhaupt nicht als frivol empfinden konnte.

Ja, sie war amüsant und dennoch auf eine unerklärlich und ganz besondere Weise distanziert.

»Nun, wie ist mein Blut?« fragte sie.

»Jetzt wird festgestellt werden, ob Ihnen etwas fehlt, worauf auch die Kopfschmerzen zurückzuführen sind, oder ob diese allein psychisch bedingt sind.«

»Also, meine Psyche ist in Ordnung, das wage ich zu behaupten«, erklärte sie.

Sie übertreibt wohl etwas, dachte Daniel Norden jetzt, denn zum ersten Male spürte er eine Unsicherheit in ihrer Stimme und in ihrem Mienenspiel.

»Den Befund bekommen Sie übermorgen«, erklärte er.

»Übermorgen bin ich schon in San Francisco«, erwiderte sie. »Aber ich bleibe ja nur zehn Tage. Und ganz sicher wird sich mein Gesundheitszustand zwischenzeitlich kaum verändern. Vielleicht sind dann auch meine Kopfschmerzen wieder verschwunden.«

Er sah sie nachdenklich an. »Aber falls Ihr Auge schlimmer werden sollte, würde ich an Ihrer Stelle doch lieber einen Augenarzt aufsuchen. Das meine ich ganz ernst.«

Sie lächelte wieder. Dann hielt sie sich das linke Auge zu.

»Ich kann Sie aber auch mit einem Auge ganz gut sehen«, stellte sie heiter fest. »Aber ich werde mir ganz sicher ein paar tolle Brillen zulegen. Vielleicht wirke ich dann seriöser.«

»Darf ich fragen, ob Sie drüben filmen?«

»Ich führe Regie für einen Teil des Films. Das ist eine Gemeinschaftsarbeit mit Joe Lavalle. Sie haben sicher von ihm schon gehört.«

»Leider nicht, und zu meinem Bedauern muß ich gestehen, daß ich noch keinen Film mit Ihnen gesehen habe. Ich habe zu wenig Zeit.«

»Aber dann sollten Sie doch mal ins Kino gehen. Falls Sie so viel Interesse für Ihre neue Patientin aufbringen. ›Ihr zweites Gesicht‹, ist gerade angelaufen.«

»Da Sie nicht zu sehen sein werden, lasse ich mich von meinen Mitarbeiterinnen informieren. Dorthe und Franzi gehen öfter mal ins Kino.«

»Sie sind sehr charmant«, stellte sie fest. »Schade, daß ich nicht zwanzig Jahre jünger bin.« Sie seufzte leicht. »Aber da war ich ja bis über beide Ohren in meinen Mann verliebt.«

»Und es ist nichts geblieben?«

Sie sah an ihm vorbei. »Er versteht mich nicht. Er ist ein Patriarch. Seine Frau braucht keinen Beruf. Aber lassen wir das. Vielleicht verstehe ich ihn auch nicht richtig.«

Sie reichte Dr. Norden die Hand. »In zwei Wochen melde ich mich bei Ihnen. Ich komme gern wieder.«

»Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, und kommen Sie gesund zurück.«

An diese Verabschiedung sollte er später noch oft denken.

»Eine tolle Frau«, sagte Franzi Spar, eine junge Sprechstundenhilfe, andächtig, als Natascha gegangen war.

»Sie hat den Film ›Ihr zweites Gesicht‹ gemacht. Ich spendiere euch den Besuch, wenn ihr mir erzählt, wie der Film ist«, sagte er zu Dorthe und Franzi.

»Er hat doch schon eine gute Kritik«, sagte Dorthe.

»Aber ich würde gern euer Urteil hören.«

»Vielleicht würde Ihre Frau auch gern mal mit Ihnen ins Kino gehen«, meinte Dorthe mit einem feinen Lächeln.

Er lachte. »Wir haben beide kein Sitzfleisch, wenn Leute um uns sind, die Eis schlecken, Nüsse knabbern und reden, und dann auch noch an den falschen Stellen lachen«, erwiderte er. »Und wenn wir mal Zeit füreinander haben, machen wir lieber einen Abendspaziergang und machen es uns zu Hause hinterher noch gemütlich.«

»Und den Fernseher kann man ja einfach ausstellen, wenn einem ein Stück nicht gefällt«, sagte Dorthe.

»Aber heute abend kommt ein ganz toller Krimi«, warf Franzi ein.

»Und ich muß sechs Hausbesuche machen«, seufzte Daniel Norden. »Dann bis morgen, meine Damen.«

Sie verstanden sich prächtig. Dorthe Harling und Franzi Spar wären für ihren Doktor durchs Feuer gegangen, aber er mußte auch sagen, daß er mit beiden genausogut auskam wie vorher mit Loni.

*

Daheim wurde Daniel Norden von seiner Frau Fee und der Kinderschar erwartet. Es gab jedesmal ein großes Hallo. Das Essen stand schon bereit, denn auch Lenni ahnte schon, daß er bald wieder zu seinen Hausbesuchen aufbrechen mußte. Es war ein Glück für die große Familie, daß Lenni ihnen treu blieb, aber sie wollte ja gar nichts anderes mehr, als bis an ihr Lebensende bei ihnen zu bleiben. Sie gehörte ja schon dazu.

»Sagt dir der Name Monheim etwas, Fee?« fragte Daniel bei Tisch, als er die gute Spargelsuppe gegessen hatte und Lenni die Teller in die Küche brachte, um die Hauptmahlzeit zu holen.

»Natürlich sagt der mir was«, erwiderte Fee. »Das ist doch ein ganz bekannter Architekt, der endlich mal wieder eine familiengerechte Siedlung geplant hat, für die er auch einen Preis bekommen hat.«

»Du hast mir nichts davon erzählt, mein Schatz«, sagte Daniel

»Ich wußte nicht, daß du dich dafür interessierst.«

Sie warf ihm einen Seitenblick zu, »oder meinst du ›die‹ Monheim, Natascha Monheim, deren Film die Kritiker Purzelbäume schlagen läßt.«

»Ja, die meine ich. Sie war heute in der Praxis.«

»Und du bist sehr beeindruckt«, lächelte.

»Sie ist eine interessante Frau. Ist sie mit dem Architekten verwandt? Ach, richtig, sie sagte ja, daß ihr Mann, von dem sie getrennt lebt, Architekt sei.«

»Über ihre Familienverhältnisse weiß ich nichts«, sagte Fee. »Aber sie ist sehr attraktiv, wenn das Foto in der Zeitung nicht täuscht.«

»Ich kann es nicht leugnen. Sie ist einundvierzig, sieht gut fünf Jahre jünger aus und hat zwei fast erwachsene Kinder.«

»Und was fehlt ihr?« fragte Fee.

»Weiß ich noch nicht, aber ich fürchte, daß sie eine Netzhautablösung hat. Ich habe ihr empfohlen, einen Augenarzt aufzusuchen, aber das ist wohl der einzige Arzt, den sie ab und zu doch aufsucht, weil sie Kontaktlinsen braucht.«

»Deshalb hätte sie doch nicht zu dir kommen brauchen«, meinte Fee.

»Sie leidet auch unter Kopfschmerzen, und wie ich diese Frau einschätze, müssen diese ziemlich stark sein, da sie mal einen Arzt konsultiert. Ich wurde ihr empfohlen.«

»Von wem?«

»Das habe ich gar nicht gefragt. Sie hat nicht viele Fragen gestattet. Ich habe ihr Blut abgenommen, und sie erklärte, daß sie erst in zwei Wochen wiederkommen würde, da sie nach San Francisco fliege.«

Lenni brachte die Rahmschnitzel, die auch die Kinder gern aßen, die es aber gar nicht gern hatten, wenn sich die Eltern über Patienten unterhielten.

»Du hast noch gar nicht gefragt, was ich im Aufsatz habe, Papi«, wagte Anneka einen Einwurf.

»Brauche ich doch nicht, du hast bestimmt einen Einser«, meinte Daniel lächelnd.

»Stimmt, und Danny hat in Deutsch einen Zweier«, sagte Anneka.

»War aber kein Aufsatz, sondern eine schwere Schulaufgabe«, sagte Danny brummig.

»Ich finde einen Zweier gut«, sagte Daniel.

»Aber Anneka hat immer Einser.«

»Warten wir es mal ab, bis sie auch in die vierte Klasse kommt«, erwiderte Daniel gelassen.

»Aufsatz ist ja auch leicht für mich«, sagte Anneka. »Ist doch nicht schlimm, wenn du einen Zweier hast, Danny. Papi hat schon recht, wer weiß, was ich mal für Noten bekomme, wenn ich erst mal so alt bin wie du.«

Da mußten Daniel und Fee lächeln. So alt –, aber sie wünschten sich so oft, daß die Jahre nicht so schnell vergingen, und doch schien die Zeit Flügel zu haben.

Daniel mußte dann bald aufbrechen. Er ging noch mal zu den Zwillingen, die schon in ihren Bettchen lagen, aber noch mit ihren Schlaftierchen spielten.

»Bald wiederkommen, Papi«, sagte Jan.

»Bussi-bussi, Papi«, schloß sich Jolly an, und sie warf ihm auch noch Kußhändchen nach.

Sie wurden nun auch schon recht selbständig, und manchmal kletterten sie auch abends aus ihren Betten und erschienen tapptapp im Wohnzimmer, um sich zu erkundigen, ob sie noch was Süßes haben dürften, doch diesbezüglich waren Fee und Daniel streng.

Danny, Felix und Anneka begleiteten ihren Papi zum Auto.

»Komm nicht so spät!« riefen sie ihm nach, aber sie würden dann bestimmt schon schlafen.

Fee brauchte nicht lange zu mahnen, damit sie zu Bett gingen. Diesbezüglich hatte sie nie Schwierigkeiten mit ihnen gehabt.

Sie brauchte auch nicht zu mahnen, daß die Zähne geputzt werden mußten. Das vergaßen sie nur mal, wenn sie sehr müde waren, und so schlimm war das dann auch nicht.

Fee ging zu Lenni in die Küche. Die hatte schon aufgeräumt, und Fee staunte immer wieder, wie fix ihr alles von der Hand ging. Noch nicht ein einziges Mal hatte Fee es erlebt, daß Lenni etwas zuviel wurde.

»Setzen Sie sich noch ein bißchen zu mir, Lenni, oder sind Sie auch schon zu müde?« fragte Fee.

»Jetzt doch noch nicht«, erwiderte Lenni lächelnd. »Ich muß noch Knöpfe annähen und ein paar Sachen ausbessern. Die Kleinen brauchen auch schon wieder neue Strümpfe.«

»Ich habe es schon bemerkt, Lenni. Morgen gehe ich mal wieder einkaufen. Schreiben wir mal zusammen, was wir sonst noch brauchen.«

Damit waren sie für die nächste Viertelstunde beschäftigt, denn immer wieder fiel ihnen etwas ein.

Wenn Fee zum Einkaufen fuhr und es sich nicht nur um Lebensmittel handelte, wollte sie gleich immer einen Vorrat haben, denn gern drängte sie sich nicht in den Kaufhäusern herum, und allzulange wollte sie Lenni mit den lebhaften Zwillingen auch nicht allein lassen.

Die Liste war diesmal lang, und schon war acht Uhr vorbei.

Schnell stellte Fee noch den Fernsehapparat an, um die Nachrichten zu hören, aber versäumt hatten sie noch nichts. In der Politik gab es nur das übliche Gerangel, und Erfreuliches gab es sowieso selten genug. Aber danach wurde noch eine aktuelle Sendung angekündigt, die die neuesten Filme betraf, so auch den von Natascha Monheim, »Ihr zweites Gesicht«.

»Das werde ich mir doch anschauen«, sagte Fee. »Bis Daniel kommt, dauert es sowieso noch.«

*

Daniel Norden kam zu der Zeit zu einer Patientin Hildegard Moser, die beim Tennis gestürzt war und sich einen Bänderriß zugezogen hatte. Sie war zehn Tage in der Klinik gewesen, dann aber mit einem leichten Gipsverband entlassen worden. Sie litt aber auch unter Kreislaufstörungen, seit sie nicht mehr ständig in Bewegung sein konnte.

Sie hatte auch den Fernseher eingeschaltet und lag in einem bequemen Fernsehsessel.

»Es kommt gerade ein Interview mit der Monheim, das muß interessant sein«, sagte sie, »aber wenn es Sie stört, Herr Doktor, schalte ich aus.«