Neue Geschichten von Rübezahl - Erik Schreiber - E-Book

Neue Geschichten von Rübezahl E-Book

Erik Schreiber

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Dieses zweite e-book beschreibt weitere Sagen von Rübezahl. Der Herr des Riesengebirges ist seit Jahrhunderten bis in die heutige Zeit eine Persönlichkeit, die wie ein Mensch handelt. Mal ist er freundlich, dann wieder abweisend, steht aber immer für Gerechtigkeit undHilfe für Bedürftige. Der Inhalt wurde aus alten Quellen bezogen und neu veröffentlicht. Mit dem vorliegenden Buch lernt man mit den Sagen und die eigene Heimat besser kennen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 304

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Herausgeber

Erik Schreiber

Märchen Sagen und Legenden

neue

Rübezahlgeschichten

Saphir im Stahl

Märchen Sagen und Legenden 23

e-book: 257

Titel: neue Rübezahlgeschichten

Erscheinungstermin: 01.08.2024

© Saphir im Stahl Verlag

Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

www.saphir-im-stahl.de

Titelbild: Archiv Andromeda

Lektorat: Peter Heller

Vertrieb neobook

Herausgeber

Erik Schreiber

Märchen Sagen und Legenden

neue

Rübezahlgeschichten

Saphir im Stahl

Inhaltsverzeichnis

Der freigiebige Rübezahl

Rübezahl und der Glaser

Wie Rübezahl Getreide kauft

Rübezahl und der arme Bauer

Rübezahl narrt einen Junker.

Rübezahl verkauft Schweine.

Rübezahl zaubert etlichen Kuh- und Ochsenköpfe an.

Rübezahl lässt ein Kleid machen.

Rübezahl wird ein Holzhacker.

Rübezahl verwandelt Blätter in Dukaten.

Rübezahl hilft einem armen Mann einen Schlitten Holz aus dem Gebirge fahren.

Rübezahl verwandelt sich in einen Esel

Rübezahl verwandelt sich in einen Botenspieß.

Rübezahl und sein Spielmann

Rübezahl - Das Schauerfeld

Rübezahl und die Springwurzel

Wie Rübezahl die Redlichkeit belohnt

Rübezahls Kampf mit dem Riesen Sturmhaube

Der Mann im Baum

Rübezahl und der Wolkenfänger

Rübezahl und der Hofzug des Kaisers

Hochmut kommt vor dem Fall

Die Wunderdose

Rübezahl und Doktor Pullig

Der Pillendoktor

Der Gasthof zum Riesen

Wie die Arbeit, so der Lohn

Der Zauberstab

Rübezahl als Holzfäller

Der Erzherzog und der Hirsch

Rübezahl, der Zauberwirt

Rübezahl, der Händelstifter

Rübezahl als Holzhacker in Aupa

Der Zauberring

Das fliegende Haus

Der Wegweiser

Der Feuerreiter

Rübezahl als Handelsmann

Rübezahl verliert seinen Mantel

Rübezahl und der Wanderstab

Rübezahls Edelsteine

Rübezahls Lustgarten

Rübezahl und Hans mit den Zauberfingern

Rübezahl und die Kinder

Der Amtmann, der mit dem Esel sprach

Rübezahl und die Müllerstochter

Rübezahl macht sein Testament, stirbt und lebt doch weiter

Der freigiebige Rübezahl

In den mannigfachsten Gestalten neckt und erschreckt Rübezahl die Wanderer, die sein Gebiet betreten; denen, die ihn verspotten oder verachten, tut er allerlei Nachteil an, anderer aber, namentlich, wenn er bei guter Laune ist, beschenkt er reich und macht sie glücklich. Bald erscheint er als Jäger, Bergmann oder Mönch, bald als Riese oder Zwerg oder in Tiergestalt. Von ihm sind viele Sagen im Schwange.

Eine arme, alte Frau, welche nach Kräutern und Wurzeln suchte, verirrte sich dabei im Walde. Da begegnete ihr der Berggeist in Gestalt eines Jägers; den bat die Frau, er möge ihr doch den rechten Weg sagen, damit sie rasch nach Hause komme und die Wurzeln zu Geld mache; denn sie habe noch kleine Kinder daheim, die schon etliche Tage kein Brot gegessen hätten.

Der Jäger antwortete: „Die Wurzeln sind dir zu schwer, wirf sie weg; ich will dir ein Laub weisen, das nimm, und trag es in die Stadt, es wird dir mehr bringen als die schweren Wurzeln!“

Aber die Frau wollte nicht, sondern behielt ihre Wurzeln. Da sprach der Jäger wiederum, indem er auf einen Strauch wies, von diesem solle sie Laub mitnehmen, das werde ihr nützlicher sein als die Wurzeln; er streift ihr auch von dem Laube ab und tut es in den Korb. Die arme Frau dankt und geht fort, denkt aber bei sich: „Was soll dir das Laub?“ und schüttet es fort. Als sie nach Hause kommt und die Wurzeln heraus nimmt, kleben noch etliche Blättlein von dem Laub am Korb; diese weist sie den Leuten im Hause und sagt, es hätte ihr solche ein Jäger im Walde gegeben, sie sollte sie mitnehmen. Während sie davon redet, werden die Blättlein alle zu Gold, und ist jedes Blatt ein Dukaten gewesen. Die gute Frau, in dem Glauben, sie wisse die Stelle noch wohl, wo sie die anderen ausgeschüttet habe, geht hin und sucht, findet jedoch weder Ort noch Blätter. Wenn sie behalten hätte, was ihr der Berggeist gab, sie wär' eine reiche Frau geworden. So ist manchem Glück beschert gewesen, dass er leichtsinnig wieder verscherzt hat.

Rübezahl und der Glaser

Einst reiste ein Glaser über das Gebirge und ward über die schwere Last des Glases, die er auf dem Rücken trug, müde; er schaute sich daher um, wohin er sich wohl setzen könnte. Der ihn beobachtende Rübezahl bemerkte dies kaum, als er sich in einen runden Klotz verwandelte, welchen der Glaser nicht lange hernach am Wege liegend antraf, und zu welchem er mit frohem Mut ging, um sich darauf zu setzen. Doch die Freude dauerte nicht lange; denn kaum war er einige Zeit gesessen, so wälzte sich der Klotz so geschwinder unter ihm fort, dass der arme Glaser samt seinem Glase zu Boden schlug und es in tausend Stücke zerschellte.

Der betrübte Mann erhob sich von der Erde, blickte um sich, sah aber den Klotz nicht mehr, auf dem er vorhin gesessen war. Da fing er an, bitterlich zu weinen, und beseufzte mit herzlichen Klagen den erlittenen Verlust; doch wandelte er seine Straße fort. Da gesellte sich Rübezahl in Gestalt eines Reisenden zu ihm und fragte ihn, was er doch so weine, und worüber er Leid trage. Der Glaser erzählte ihm, wie er auf einem Block, um auszuruhen, gesessen; dieser habe sich schnell mit ihm umgedreht, sein ganzer Glasvorrat, wohl acht Taler an Wert, sei zerbrochen und der Klotz verschwunden. Er wisse nun nicht, wie er seinen Schaden zu gutem Ende bringen solle. Der mitleidige Berggeist tröstete ihn, sagte ihm, wer er sei und dass er ihm den Possen gespielt habe; er solle aber nur guten Mutes sein, denn sein Schaden solle ihm vergütet werden.

Flugs verwandelte sich Rübezahl in einen Esel und gab dem Glaser Befehl, ihn in einer am Fuß des Berges liegenden Mühle zu verkaufen, sich mit dem Gelde aber schnell von dannen zu machen. Der Glaser bestieg den verwandelten Berggeist sogleich und ritt ihn vom Gebirge hinunter zur Mühle, wo er ihm den Müller zeigte und für zehn Taler feilbot. Derselbe erstand ihn für neun Taler, mit denen sich der Glaser ohne Säumen davon machte. Das erkaufte Tier ward in den Stall geführt, und der Knecht legte ihm Heu vor; aber Rübezahl sprach sogleich:

„Ich fresse kein Heu, sondern lauter Gebratenes und Gebackenes.“

Dem Knechte sträubte sich das Haar. Er eilte zu seinem Herrn und verkündete ihm die Mär. Als dieser aber in den Stall kam, fand er nichts; denn der Esel und mit ihm die neun Taler waren verschwunden; und das geschah dem Müller recht, weil er viele arme Leute betrogen hatte. So rächte Rübezahl geschehene Unbill.

Wie Rübezahl Getreide kauft

Das Glück hat schon manchem im Gebirge wohlgewollt, der sich dessen nicht versah. Einem böhmischen Bauern, der sein Korn nach Schmiedeberg fahren wollte, begegnete unterwegs ein Mann, welcher das Aussehen eines Wirtes hatte, von der Seite des Berges herkam und ihn fragte, was er geladen habe.

„Korn“, versetzte der Bauer, „das will ich nach Schmiedeberg fahren.“

Der Wirt fragte, ob er's ihm nicht verkaufen wolle; dann brauche er den schweren Weg nicht erst zu fahren, und was das Korn in Schmiedeberg gelte, wollte er ihm gleichfalls dafür geben. Nach kurzem Bedenken sagte der Bauer zu, wollte auch keinen Preis dafür fordern, weil der andere zu dieser Zeit schon mehr gekauft haben und den Wert des Getreides wohl kennen werde.

„Gut“, sagte Rübezahl, „Ihr seid, wie ich sehe, eine ehrliche böhmische Haut; fahrt immer zu, es wird euer Schaden nicht sein!“

Als sie ein gutes Stück Weges gefahren waren, zeigte ihm Rübezahl seine Wohnung; das wollte dem Bauern freilich nicht gefallen, da hinaufzufahren, weil es den Berg schwer hinan ging. Als aber Rübezahl sah, dass es die Pferde kaum mehr ziehen konnten, half er mit nachschieben, und also brachte der Fuhrmann das Korn glücklich ins Haus und lud es ab. Hierauf nahm Rübezahl die leeren Kornsäcke, füllte sie mit etwas anderem, gab sie dem Bauern statt des Geldes und verbot ihm, die Säcke eher zu öffnen, als bis er zu Hause sei. Der Bauer war mit allem wohl zufrieden, lud die Säcke auf den Wagen und machte sich auf den Rückweg. Unterwegs begann aber die Last so schwer zu werden, dass er zum Öfteren halten musste, auch die Pferde nicht mehr ziehen wollten. Da sah sich der Bauer genötigt, seinen Wagen leichter zu machen, nahm einen von den Säcken und warf ihn uneröffnet hinunter. Ein Stück weiter kam die Reihe an einen zweiten, und nicht lange hernach musste er, weil die Last immer noch zu schwer war, auch den dritten, vierten und fünften aufgeben; nur den sechsten behielt er und vermeinte ihn sicher nach Hause zu bringen. Aber auch damit wollt' es nicht gehn; selbst der eine Sack war den Pferden noch immer zu schwer, um ihn von der Stelle zu schaffen. Der Bauer wusste nicht mehr, was er anfangen sollte, schimpfte auf Rübezahl, der ihn also betrogen habe, band seinen letzten Sack auf und schüttete die vermeintlichen Kohlen, welche sich darin befanden, auf die Erde; den Sack warf er wieder auf den Wagen und fuhr sehr missvergnügt nach Hause. Der Markt war vorüber, das Korn fort und kein Geld dafür gelöst. Da fiel es dem Bauern ein, den Sack vom Kohlenstaube zu reinigen, er drehte ihn um und fing an, ihn auszustauben. Wie er den Sack aber schüttelte, sieh, da laufen haufenweise Körner von gediegenem Golde heraus; die bezahlten den Bauern sein Getreide doppelt so hoch, als es wert war. Er bedauerte nun nichts mehr, als das er nicht wenigstens ein halbes Maß solcher Kohlen in seinem Sack behalten hatte.

Rübezahl und der arme Bauer

Ein armer Bauersmann hatte sich ein wenig Holz im Gebirge zusammengelesen in der Hoffnung, solches bei guter Schneebahn bequem hinunterzubringen. Da der Winter aber strenge war und dabei wenig Schnee fiel, musste er mit Weib und Kindern große Kälte ausstehn. In solcher Not ging er in den Busch, um viel oder wenig Holz, so gut es ihm möglich sei, nach Hause zu schaffen. Wie er so recht in Gedanken dastand und keinen Rath wusste, das Holz den Berg hinunterzubringen, kam unverhofft ein Mann mit einem Schlitten auf ihn zu und fragte, was ihm fehle. Der Bauer klagte seine Not.

„Seid ohne Sorge“, entgegnete Rübezahl, denn dies war der andere, „helft nur das Holz auf den Schlitten zu packen, dann will ich euch hinunterhelfen.“

Da luden sie beide Schlitten, Rübezahls und des Bauern, voll auf. Rübezahl hieß ihn getrost bergab zu fahren und folgte ihm nach. Das ging wie der Blitz; ehe sich's der Bauer versah, waren sie unten. Rübezahl half ihm den Schlitten bis vor das Haus zu schieben, trat in die Stube und nahm vorlieb mit dem, was ihm die guten Leute, die an dem vielen Holz große Freude hatten, bereitwillig auftrugen. Der Bauer gab ihm auch einige Groschen für seine Mühe und wollte ihm diese gern besser bezahlt haben, wenn er's hätte. Zwei hübsche Kinder, welche in der Stube umhersprangen, gefielen Rübezahl besonders wohl. Er rief das eine, einen munteren Knaben, freundlich zu sich, zog ein paar Kügelchen aus der Tasche und sagte:

„Sieh, was ich dir zum Spielen schenke!“

Der Knabe griff beherzt zu, und weil das andere Kind so verlangend danach blickte, aber nicht heranzukommen wagte, warf ihm Rübezahl gleichfalls so ein paar Kügelchen in den Schoß. Darauf nahm er Abschied und zog mit seinem Schlitten dem Gebirge zu. Nach einer guten Weile, als die Eltern eine von den kleinen Kugeln in die Hand nahmen und näher betrachteten, entdeckten sie, dass es lauter gediegenes Gold sei. Da wurden sie von Herzen froh, denn sie waren blutarm und konnten nun von dem Golde eine schöne Zeit haushalten. Ihre Freude war so groß, dass sie das unverhoffte Glück sogar ihren Nachbarn erzählten, einen geizigen Mann, der ihnen nie in der Not geholfen hatte. Das machte dem Geizigen Lust, auf gleiche Weise zu solchem Glück zu gelangen. Am anderen Morgen ging er gleichfalls nach dem Gebirge, um sich Holz zu holen. Doch weil ihm niemand zu Hilfe kommen wollte, so musste er zuletzt seinen Schlitten ganz allein und ledig wieder nach Hause schleppen.

Rübezahl narrt einen Junker

Im Jahr 1512 hat einer von Adel, ein rechter Tyrann und Wüterich, einem seiner Untertanen auferlegt, er solle ihm eine überaus große Eiche auf dem Wagen mit seinen Pferden und seinem Wagen heimführen, mit heftiger Androhung höchster Strafe und Ungnade, wenn er solches nicht tun und solchem Befehl nicht nachkommen würde. Der Bauer sah, dass es ihm unmöglich war, seines Junkers Befehl zu verrichten, und ist daher mit Seufzen und großer Klage in den Wald gegangen. Da kommt zu ihm der Rübezahl in eines Menschen Gestalt und fragt, was die Ursache sei solches seines Herzeleids und seiner Kümmernis? Demselbigen erzählt der Bauer den ganzen Handel nach einander. Der Rübezahl spricht: Er solle guten Mutes und unbekümmert sein und nur wiederum heim zu Hause gehen; denn er wolle die Eiche seinem Junker oder Lehnherrn bald und ohne Verzug in seinen Hof führen.

Als nun der Bauer kaum recht heimgekommen war, nimmt der Rübezahl die große, ungeheure, schwere Eiche, samt ihren dicken und starken Ästen und wirft sie dem Edelmann vor seinen Hof und vermacht und versperrt ihm mit dem Stamme und den großen ungeheuren Ästen dermaßen das Tor, dass er weder ein noch aus hat kommen können. Und dieweil die Eiche härter als der Stahl geworden war, also, dass sie auf keinerlei Weise und Wege, auch mit ganzer Gewalt, nicht konnte zerhauen oder zerschlagen werden, hat der Edelmann, aus unvermeidlicher Not, an einem andern Orte im Hofe müssen durch die Mauer brechen und ein neues Tor, nicht ohne große Beschwernis und Unkosten, machen lassen.

Rübezahl verkauft Schweine

Rübezahl machte einst, aus welchem Stoffe ist unbekannt, etliche Schweine, trieb sie in der Nähe zu Markte und verkaufte sie einem Bauer, doch unter der Bedingung, dass der Käufer die Schweine ja nicht ins Wasser treibe. Doch was geschieht? Wie solche Schweine sich einstmals sehr im Kot besudelt hatten, da hat dennoch der Bauer, ungeachtet des Verbots, sie zu der Schwemme getrieben, da dann gedachte Schweine alle zu Strohwischen geworden sind und also auf dem Wasser empor geschwommen. Der Käufer musste also mit dem Schaden dahin gehen; denn er wusste nicht, wie das zugegangen wäre, oder wer ihm die Schweine zu kaufen gegeben hatte.

Rübezahl zaubert etlichen Kuh- und Ochsenköpfe an

Es soll sich auch auf eine Zeit begeben haben, dass Rübezahl sich in eine verlassene Herberge gemacht und sich wie ein stattlicher Wirt benahm, indem es sich begeben, dass unterschiedliche vornehme Leute vorbeigereist und sich über Nacht allda haben bewirten lassen. Zwar anfänglich, wie die Gäste angekommen, ist wenig Köstliches zu sehen gewesen, aber in kurzer Zeit waren die Tische gedeckt und lagen auf den Bänken herum etliche leere Fässer und große Klötzer, darinnen steckten Hähne, wie sonst in den Fässern zu sein pflegen.

Noch ferner hatte der Rübezahl das eine Fenster in dem Saale hübsch wie einen Schrank vermacht, den tat er auf und nahm immer eine Schüssel voll Essen nach der andern heraus und setzte sie auf den Tisch. Ein Teil war kalt, ein Teil noch ein wenig warm. Und als er dies vorgetragen hatte, meinten die Gäste, es wäre nun alles geschehen, da geht er abermals hin und bringt noch mehr Gerichte. Da fingen sie erst an sich zu verwundern, wo das herrliche Essen herkommen möchte und wie er so viel drinnen beherbergen könne. Aber sie schwiegen doch stille und hätten gern getrunken, fragten: ob nicht was zu trinken vorhanden wäre? Der unbekannte Rübezahl nahm einen Stab, schlug an die Wand, da kam ein schöner Jüngling heraus, ganz wohl wie ein Deutscher gekleidet und geziert, der hatte zween güldene Becher in seiner Hand, darauf stunden des türkischen Kaisers Namen und Wappen; ging hin zu dem einen leeren Fasse und zapfte einen guten spanischen Wein heraus, setzte den auf den Tisch und ließ sie den versuchen.

Bald schlug Rübezahl an eine andere Seite der Wand, da kam herfür eine hübsche Jungfrau, hatte einen ganzen Korb voll schöner, kunstreicher, güldener und silberner Trinkgeschirre, darunter vieler Fürsten und Herren Namen und Wappen waren, und sonderlich des Königs in Frankreich und Spanien; auch anderer vornehmer Prälaten, dass sie genug daran zu sehen hatten. Diese Dame ging hin zu dem dürren Klotz, zapfte einen guten und köstlichen Rheinischen Wein heraus und gab ihn den Gästen. Oben über dem Tisch hing ein hölzernes Rohr. Wenn einer ein wenig Wasser haben wollte, so hielt er sein Geschirr an das Rohr, da lief das Wasser hinein, solange er an das Rohr klopfte, doch wusste niemand, wie das Wasser hinein kam; denn es hing oben an einem Zwirnsfaden. Überdies lagen auch noch andere Fässer dabei, aus welchen allen Spanische, Ungarische und andere Weine gelassen wurden, dergleichen von den Gästen vor diesem niemals gekostet worden. Nach diesem brachte der Rübezahl noch mehr Speisen von seltsamen Vögeln und wunderlichen Fischen, deren in Schlesien nicht gefunden werden. Und als die Gäste nun fröhlich waren, kamen unterschiedliche andere Geister, in Spielleute Gestalt, mit einer lustigen Zunft, hatten alte Fiedeln und schrabbten darauf etliche Lieder. Bald nahmen sie andere Instrumente und zeigten sich fröhlich, ja, sie waren so lustig, dass die merklichen und kurzweiligen Stücklein nicht alle können erzählt werden.

Wie sie nun das Mahl gehalten hatten, da griff Rübezahl wieder in seinen Schrank und brachte herfür allerlei seltsame Früchte, so in Spanien, Frankreich, Niederland, Arabia, India und Griechenland wachsen, von herrlicher, frischer Würze, und andre schöne Gewächse, so man mit Lust und Lieblichkeit essen und genießen kann, welche zum Teil den Gästen bekannt, zum Teil aber unbekannt gewesen. Auch waren dabei allerlei Blumen und wohlriechende schöne Kräuter, deren sie sich hoch zu verwundern. Und als sie eine gute Weile fröhlich gewesen waren, wandte sich einer an unter ihnen und sagt zu Rübezahl: „Herr Wirt, ich bitte freundlich, ihr wolltet uns doch auch einen hübschen kurzweiligen Possen sehen lassen.“ Der Rübezahl antwortet und sagt: „es wäre genug auf diesmal; er (der Gast) hätte, nebst andern Herren, genug gesehen.“ Welches sie sämtlich bekannten und sagten: „dass der Kurzweil ein großer Überfluss gewesen.“ Aber er hielt weiter an und wollte nicht nachlassen, bat nur noch um eins zum Schlaftrunk. Da sprach Rübezahl: „es soll geschehen.“

Bald hernach, in einem Hui, bekommt derselbe einen Ochsenkopf mit großen Hörnern, recht wie ein solches Tier. Die andern Herren fangen an seiner zu lachen und zu spotten. Dies verdrießt ihn und er will sich verantworten mit Schelten, fängt aber also gräulich an zu brüllen und zu brummen, als ein rechter natürlicher Ochse. Bald wollte er einen Becher ins Maul nehmen und trinken; da konnte er sich auch nicht dazu schicken, die Lappen am Maule waren ihm zu groß. Da brachte Rübezahls Knecht Wein in einem Fass, da tat er einen guten Trunk. Also hatten die Herren ihre Phantasie mit dem Ochsen und gönnten ihm diesen Schalkspossen gar wohl. Unterdessen kommt dies Geschrei an dieses Gastes Ehefrau, indem sie auch, nebst andern Gefährten, bei Rübezahl einkehrte und ihrem Mann nachreiste. Die erfährt, dass ihr Ehemann einen Ochsenkopf habe. Sie geht geschwind hinein und findet es also. Da machte sie sich mit losen Worten an den Rübezahl, fluchte ihm sehr, warum er ihren Mann also beschimpft hätte. Rübezahl gab der Frau gute Worte und hieß sie stille schweigen. Also taten auch die andern, aber es war umsonst. Da zauberte Rübezahl der Frau einen Kuhkopf auf mit seinen Hörnern. Da ward das Gelächter noch größer; und wollte die Frau viel Winds machen, hub an zu päarren, desgleichen auch der Ochse.

Da hätte man lustige Gebärden gesehen, wie sie sich stellten und wie ihnen die Kappen so lustig anstunden. Über solches Wesen schliefen endlich die Gäste miteinander ein und schnarchten die ganze Nacht durch. Wie sie aber endlich frühe, gegen den andern Tag, erwachten, siehe da lagen sie in einer Wüstenei und nahmen die Begegnung des vorigen Tages nicht anders auf, als einen Traum. Doch besannen sich etliche, dass dieser Possen vielleicht ihnen vom Rübezahl widerfahren.

Rübezahl lässt ein Kleid machen

Vor gar langer Zeit ist der Rübezahl nach Liebenthal zu einem Schneider, in Gestalt eines fremden Junkers, gekommen und hat sich von schönem Tuch ein Kleid zuschneiden lassen, welches er um eine gewisse Zeit hat abholen wollen. Aber was geschieht? Wie erstlich der Schneider das Kleid zuschneidet, da legt er das Tuch doppelt, gedenkend, es werde solches der Edelmann nicht merken. Zum andern tauschte der listige Vogel das Tuch aus und tat zum Kleid eine andere Gattung hin und verfertigte davon das gewünschte Kleid, welches er auch dem Edelmann, wie darnach geschickt wird, verabfolgen lässt, wiewohl der Schneider das Macherlohn nicht zugleich mit bekommen hat, sondern nur die Versprechung auf die und die Zeit, da es der Edelmann selber ihm hat überreichen wollen.

Was geschieht? Der Schneider meinte zuerst, er habe trefflich gefischt und wollte nunmehr das gestohlene Gewand sehr wohl zum eigenen Nutzen anwenden. Aber wie er's recht beschaut, da war es eine große Decke von Schilf, darein die Kaufleute ihre Waren zu packen pflegen. Vors andere nahte auch die bestimmte Zeit heran, da der Edelmann hatte bezahlen wollen. Siehe, da trägt es sich unverhofft zu, dass der Schneider eine nötige Reise über das Riesengebirge vornehmen muss. Wie er aber nunmehr unter Weges gewesen, da kommt in aller Herrlichkeit der Rübezahl auf einer großen Ziege hergetrabt und hat ihm selber eine Nase gemacht, über eine halbe Elle lang, und in solcher Stellung schnurgleich auf Meister Hansen losgezuckelt, welchen die verwandte Ziege etliche Male mit bekannter Stimme angemäckert und gleichsam den Meister willkommen, auf ihre Art, genannt hat. Der Rübezahl hat nicht minder seiner Rede nicht geschont, sondern vielmal geschrien: „Glück zu, Meister! Glück zu, Meister! Wollt ihr euer Macherlohn für mein Kleid holen, das ihr mir vergangen zugeschnitten und ich jetzt gleich am Leibe habe?“ Inmittelst mäckerte die Ziege ihr: „Meister, Meister,“ immer fort. Der Schneider aber erschrak, wie sehr er auch vorher über den seltsamen Reiter gelächelt hatte und gedachte nunmehr gar wohl, dass er für seine Diebes-Stückchen würde den verdienten Lohn überkommen.

Darauf höhnte ihn denn Rübezahl meisterlich aus und zog ihn mit dem vermeinten Diebstahl des Tuches wacker durch, sagend: „Wie steht's, Bruder, haben wir nicht etwas zu schachern? Hast du nicht neulich etwas gefuscht und von einer oder der andern Sache etliche Stückchen abgezwackt, oder hinter den Ofen geworfen und gesprochen: das soll der Teufel haben? Oder hast du nicht etwas nach den Mäusen geworfen und etliche feine Bischen erübrigt?“ Der Schneider aber verstummte und sprach nichts. Darauf fuhr der Ziegenreiter weiter fort und sagte: „Es müssen ja alle Schneider stehlen. Dazu ihnen flugs die allerersten Schneider und Menschen auf der Welt Anlass gegeben haben, nehmlich sie haben sich Schürzen von Feigenblättern gemacht, dadurch sie die Bäume beraubt haben. Es musste der Anfang der Schneiderei nicht ohne Diebstahl sein, sollte auch gleich der Feigenbaum einbüßen müssen und sich, wegen des ersten Kleides, bestehlen lassen.“ Endlich sprach der Rübezahl zum überzeugten Schneider: „Gehe, du Hudler, gebrauche dich fortan mehr deiner Nadel zum enge nähen, und nicht weite Stiche zu tun, als deiner Fäuste zur Abzwackung. Lass den Leuten das Ihrige und nimm ihnen weder von den übrigen Knöpfen oder Seide und anderen übergebenen Sachen nichts mehr. Bleibe und halte dich an deinen richtigen Macherlohn, dass du, Lumpenhund, hoch genug steigern kannst, und suche deinen Vorteil nicht mehr an ungebührlicher Unterschlagung, oder ich will dich nach diesem Übel zerschlagen und ärger willkommen heißen, als dieses Mal geschehen ist.“

Darauf zuckelte er mit seiner großen Ziege und langen Nase immer davon und ließ den Schneider stehen. Doch tat er ihm dieses noch fürder zum Schabernack an, dass so oft der Schneider eine Ziege hat mäckern hören, er stets gemeint habe, es rufe ihm ein Mensch und sagte: „Meister, Meister.“ Wie es denn auch soll geschehen sein, dass dieser Schneider, aus unrecht hören, einmal zum Ziegenbock hingegangen sei, fragend: „Herr, wollt ihr ein Kleid zuschneiden lassen?“ da ihm der Bock zur Antwort gegeben hat: „puff!“ Nehmlich er stieß ihn mit den Hörnern in die Rippen, dass es puffte.

Rübezahl wird ein Holzhacker

Einstmals kam Rübezahl in das, seinem Bergbezirk benachbarte Hirschberg und bot einem Bürger seine Dienste als Holzhacker an, indem er für seine Bemühung nicht mehr als eine Hucke Holz forderte. Dem stimmte der Bürger zu und ging auf den Vorschlag ein. Er zeigte ihm etliche Fuder, dabei gedenkend, er wolle ihm noch etliche Gehilfen zugesellen. Aber hierzu spricht der Rübezahl: „nein, es ist unnötig, ich will es alles selber wohl allein bezwingen.“ Darauf redet ihn der Herr noch ferner an, fragend: wo er denn die Axt habe? Da er keine bei dem gedungenen Knechte bemerkte. Darauf antwortete der Rübezahl: „Ich will bald eine kriegen.“ Und erwischte hiermit sein linkes Bein, zog solches mit dem Fuße aus den Lenden heraus und hieb, als wenn er toll und rasend wäre, damit alles Holz in einer Viertelstunde gar kurz und in kleine Scheite, dazu sich ein ausgerissener Fuß viel tausendmal hurtiger, als die schärfste Axt, erzeigte.

Inmittelst rief der Hauswirt aber immer, was er rufen konnte (weil er flugs Unrat merkte), dass der abenteuerliche Hacker einhalten und sich aus dem Hofe packen sollte. Der Rübezahl sagte aber immer: „nein, ich will nicht aus der Stelle weichen, ehe ich mein Holz klein gemacht habe und meinen Lohn davon trage.“ Und unter solchem Gezänke ward der Rübezahl gleich fertig, steckte sein Bein wieder hinein, indem er vorher nur auf dem einen, nach Storchs Manier, gestanden und sackte alles geschlagene Holz auf einem Haufen auf seinen Buckel, es waren aber bei vier Klafter, und spazierte zu seiner Wohnung davon; ließ den Wirt schreien und wehklagen, so viel er immer wollte.

Diesmal war aber Rübezahl kein schelmischer Geist, sondern nur ein Rächer der Unbill. Der gedachte Bürger nehmlich hatte das Holz durch etliche arme Bauern zu sich fahren lassen, um einen gewissen Lohn, den der wortbrüchige Mensch den armen, darauf wartenden Bauern nicht gezahlt hatte. Rübezahl soll einem jeden Bauer das von ihm angefahrene Holz vor die Türe geworfen und dabei den Verlauf der Sache erzählt haben.

Rübezahl verwandelt sich in einen Botenspieß

Es soll einmal ein Bote den Rübezahl geschabernackt haben, welcher sich auf folgende Art gerächt und seine Scharte ausgewetzt hat. Wie dieser Bote auf dem Gebirge in eine Herberge einkehrte und seinen Spieß hinter die Tür stellte, siehe, da soll der schnackische Geist denselben Spieß weggebracht und sich in einen gleichen verwandelt haben. Wie nun der Bote, nach geschehener Pause, abgereist und seinen Spieß hervorgesucht hat, auch damit auf dem Wege gewesen ist, gleitet er etliche Male aus, so dass er oftmals vorwärts in den schlimmsten Schmutz fällt und sich gar arg besudelt. Ja, also oft war es geschehen, dass der Kerl seinem Leibe keinen Rat wusste, wie er mit seinem Spieße daran wäre, warum er so ausglitt oder in der Erde nicht haften wollte. Er besieht ihn in die Quere und Länge, bald unten, bald oben, und findet keine gesuchte Veränderung. Er geht darüber mittlerweile ein wenig weiter fort, verdutzt liegt er abermals im Morast und schreit ach und weh über seinen Spieß, dass er ihn so verließe und keine Hilfe gäbe. Doch richtet er sich aufs neue empor und kehrt den Spieß um, auf die andere Spitze. Wie dies geschehen, da fällt er alle mal rücklings in den tiefsten Schmutz und hatte er sich vorher vorne beschmutzt, so beschmutzt er sich noch ärger nunmehr hinterwärts und sieht aus wie ein leibhaftiger Misthammel, der dem Henker aus der Bleiche entlaufen.

Darauf nimmt der alberne Schöps seinen Spieß auf den Nacken, wie ein Pikenier, weil er so auf der Erden kein Gutes tun wollen und geht also wie ein rechter Finkenritter daher. Doch lässt der spießbare Rübezahl dennoch seine Hudelei nicht, sondern drückt den Boten, als wenn er etliche doppelte Haken trüge und dannenhero von einer Schulter zur andern die verspürte Last hebt, bis er endlich, aus Unleidigkeit, den ungearteten Spieß in des bösen Feindes Namen wegwirft und davon geht. Aber, wie er etwa eine Viertelmeile also unbespiest gereist und sich ungefähr einmal umschaut, siehe, da liegt sein Spieß bei ihm, darüber er sehr erschrickt und nicht weiß, wie er daran ist. Er fasst dennoch endlich getrost zu, hebt den Spieß auf und weiß nicht, wie er sich ferner damit gebärden soll. Dass er ihn an die Erde setze, dazu hat er keine Lust mehr, dass er ihn auf den Buckel trug, er einen Abscheu daran hatte, drum nahm er ihn in die Hand, also, dass er ihn mit der Erde gleichlaufend trug.

Aber, siehe von neuem, da wird ihm derselben Seite Fuß so schwer, dass er ihn nicht aus der Stelle zu bewegen vermochte, und wiewohl er umwechselte aus einer Hand in die andere, so wollte es doch nicht anders werden, sondern blieb bei der alten Geige. Drauf nahm er es noch auf eine andere Weise mit seinem Spieß vor, nehmlich er ritt darauf, wie ein Kind auf einem Stecken und auf diesen Schlag ging es vonstatten, wie wenn es geschmiert wäre, nehmlich er kam eilends fort, fühlte keine Müdigkeit und dachte nicht anderes, als wenn er ein schnelles Roß unter sich hätte. Er ritt aber ohne Aufhören immer fort, bis er vom Gebirge in ein Städtlein kam und den Bürgern ein sonderliches Gelächter erregte.

Hatte dieser Bote nun also vorher wacker leiden müssen, so war er dennoch wieder zuletzt erquickt worden und tröstete sich nunmehr eben derselben Erquickung in den andern bevorstehenden Reisen, da er allemal auf seinem Spieß zu reiten gesonnen war. Aber vergeblich; denn der Rübezahl hatte seinen Beruf vollendet und seine Lust mit dem Narren gebüßt, darum er sich aus dem Staub machte und den wahrhaften Spieß unbemerkt wieder zu Wege brachte, welcher keine Possen mehr machte, sondern auf die alte Manier, wie ein anderer Spieß, sich mit seinem Herrn verhielt.

Rübezahl verwandelt Blätter in Dukaten

Eine arme Kräuterfrau ging einstmals mit ihren zween kleinen Kindern auf das Gebirge, mit sich führend einen Korb, darin sie gedachte Wurzeln zu graben und solche hernach zu verhandeln, oder an die Apotheker zu bringen. Darauf soll sie auch eine große Tracht feiner Wurzeln zu Wege gebracht haben, aber sie war darüber aus dem rechten Wege geraten, da sie dann nicht gewusst, wo aus oder ein, als ihr gleichsam ein Bauersmann erschien und ungefähr (es war aber der Rübezahl) zu ihr spricht: „Frau, was sucht ihr so ängstlich und wo wollt ihr hinaus?“

Sie antwortete: „ach, ich bin ein armes Weib und habe weder zu beißen noch zu brechen, deretwegen ich bin genötigt worden heraus zu wandern, um etwas Wurzeln zu graben und mich und meine hungrigen Kinder zu erhalten, und nun bin ich aus dem Wege geraten und kann mich nicht zurechtfinden. Ach, guter Mann, erbarmt euch doch und führet mich aus dem Gebüsche auf die richtige Straße, dass ich fortkommen kann.“

Der Rübezahl antwortete: „Frau, seid zufrieden, ich will euch schon den Weg zeigen. Aber was macht ihr mit den Wurzeln? Damit werdet ihr wenig verdienen. Schüttet das Zeug aus und pflückt euch von diesem Baume so viel Blätter ab, als ihr wollt, dass der Korb ganz voll werde, das wird euch besser bekommen.“

„Ach, wer wollte mir dafür einen Pfennig geben, es ist ja nur gemeines Laub, das zu nichts tüchtig ist.“

„Ei, Frau, lasst euch sagen und schüttet eure Lumpenwurzeln aus und folgt mir.“ Allein es hatte der Rübezahl diese Vermahnung so vielmals vergeblich wiederholt, dass er selbst fast müde ward, darüber, da sich die Frau es nicht hat wollen einreden lassen, bis er selber zugreifen musste und mit Gewalt die vorigen Wurzeln heraus stürzte, dafür aber einen Haufen Laub von einem nahe dabei stehenden Busche hineinstreifte, der Frau damit davon zu gehen befahl und sie auf den rechten Weg brachte. Darauf die Frau mit ihren Kindern und belaubtem Korbe, zwar wider Willen, eine Weile fortgegangen, bis sie abermals schöne Wurzeln im Gehen ansichtig geworden, da sie dann neue Lust solche zu graben und mit sich zu nehmen bekam, weil ihr nun einmal die Hoffnung war, sie würde hiermit etwas erhalten, als mit nichtigem Laub, darauf sie den Korb umstürzte und den vermeinten Schmutz herauswarf und ihn wiederum mit Wurzeln besackte, damit sie nach ihrer Behausung Kirschdorf gewandert ist.

Allda hat sie die ausgegrabenen Wurzeln von noch anklebender Erde gesäubert, zusammengebunden und vor allen Dingen aus dem Korbe herausgeschüttet; darüber sie etwas flinkern sah, woher sie Anlass genommen, fleißiger darnach zu sehen, was es gewesen. Wie solches geschieht, siehe, da findet sie etliche Dukaten unten im Korb stecken, welche übrig geblieben waren von dem Laube, so sie auf dem Gebirge so unbedachtsam und nicht rein heraus geschüttet hatte, drüber sie teils über die Maßen erfreut ward, teils auch sich betrübte, dass sie das Laub nicht alles behalten, daher sie auch wieder zurücklief und Nachsuchung tat, aber vergebens; denn es war alles verschwunden.

Rübezahl hilft einem armen Mann einen Schlitten Holz aus dem Gebirge fahren

Ein armer Mann hatte sich im Gebirge einen Stoß Holz zusammengelesen und wollte ihn zu guter Schneezeit hinunterfahren. Der Winter kam und brachte wenig Schnee, und der arme Mann wusste sich nicht zu helfen. Es -fror, durch. Stein und Bein, und er musste mit Weib und Kindern bittere Kälte ausstehen. Wollten sie nicht alle erfrieren, so musste er mit dem Schlitten hinauf und sehen, was er herunterbrächte.

So stieg er denn in die Berge, kam zu seinem Holz und kratzte sich vergeblich hinter den Ohren; denn es wollte ihm nicht einfallen, wie er die Knüppel hinunterbringen könnte. Da sieht er mit einmal nahebei einen Mann mit einem Schlitten, der kommt gleich zu ihm gezogen und fragt ihn, wie's ihm gehe, und ob auch Schnee genug liege, um das Holz hinabzuschlitten.

Der arme Mann antwortet: „Nein, der Schnee liegt heuer schlecht; ich weiß mein bisschen Holz nicht hinunterzubringen.“ Antwortete Rübezahl - denn der war der Mann mit dem Schlitten: „Oho, wenn ich nur so viel Holz hätte, meinen Schlitten damit zu beladen, ich wollte ihn schon hinunterbringen! Zeigt mir, wo Euer Holz liegt!“

Als sie an die Stelle kamen, sprach der Mann: „Ihr habt Euer Holz an einer schlechten Stelle zusammengetragen. Wolltet Ihr es mir etliche Schritte weit hinüberwerfen, so wollte ich Euch helfen, es den Berg hinabzuschlitten.“ Der Arme sprach: „Das will ich gern tun, und Eure Hilfe brächte mich aus großer Not; denn ich habe daheim kein Holz, und Weib und Kinder sind schier erfroren. Wenn Ihr nur nicht zu viel für Eure Hilfe verlangt! Denn ich bin arm.“

Rübezahl erwiderte: „Das werden wir schon machen. Werft nur herüber! Nachher will ich auch für mich noch aufladen.“

Der Mann tat; was Rübezahl ihm geboten hatte. Der lud das über den Fels geworfene Holz auf seinen Schlitten und segelte damit den Berg hinunter, dass der Bauer erstaunte, als er ihn vorbeikommen sah. Rübezahl lachte und sprach: „Seht, so müsst Ihr's laden und fahren! Sonst lohnt es die Mühe nicht.“

Sie kamen aus den Bergen. Der Mann dankte seinem Helfer und bat ihn, nun möge er ihm auch helfen, das Holz ins Dorf zu bringen. Rübezahl antwortete: „Weil wir nahe beim Dorf sind, kann es schon geschehen. Zieht Ihr vorn, so will ich hinten schieben!“

Darauf brachten sie den Schlitten bis vor das Haus des Armen. Der Bauer ging zu seinem Weib und sagte, sie solle rasch eine warme Stube machen, er werde bald wiederkommen und mehr Holz bringen. Das Weib fing an, die Stube zu heizen, und nicht so lange, so kamen die beiden mit noch einem zweiten Schlitten voll Holz. Weib und Kinder freuten sich, als sie das viele Holz sahen. Der Bauer bat seinen Helfer, er möge mit ihm ins Haus kommen und vorliebnehmen. Als sie hereinkamen, sah Rübezahl wohl, dass sie arme Leute waren. Das Weib trug auf, was sie im Hause hatte, und der Bauer fragte, was er für die Hilfe zahlen solle. Rübezahl sagte: „Gebt, was ihr für Recht haltet! Ich sehe wohl, dass Ihr's selbst nötig habt.“

Der Bauer gab ihm drei Groschen; damit war der hilfsbereite Rübezahl zufrieden.

Die Leute hatten zwei Kinder; die warme Stube hatte sie hinter dem warmen Ofen weggetrieben, sie liefen in der Stube umher und spielten. Das gefiel Rübezahl, besonders das eine Kind, der muntere Knabe. Rübezahl griff in seine Tasche und sagte:

„Komm her und schau! Ich will dir ein paar Knippkäulchen schenken zum Spielen.“

Der Knabe war beherzt, griff mit Freude zu und fing damit an zu spielen. Der andere aber war schüchtern und wollte nicht kommen: Da warf Rübezahl auch ihm ein Knippkäulchen zu, damit er nicht traurig werde. Hierauf nahm er Abschied von den guten Leuten und zog mit seinem Schlitten dem Gebirge zu. Der Mann geleitete seinen Helfer ein Stück Wegs und ging dann heim.

Die Eltern waren froh, und nach einer Weile, die sie mit den Kindern gespielt hatten, beschauten sie eines der KnippkäuIchen und merkten, dass es aus purem Gold war. Sie freuten sich noch mehr; denn sie waren ja arm und konnten's wohl brauchen.