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Eigentlich sind es zwei Bücher, und zwar noch unvollendete. Zum einen stellt der Autor die Systematik des Drolshagener Dialekts als eine Mischmundart mit niederfränkischen und westfälischen Anteilen vor. Trotz der Randlage zwischen wesentlichen nieder- und mitteldeutschen Sprachräumen hat sich der Dialekt als eigenständige Mundart erhalten, die sich von diesen deutlich abgrenzt. In diesem Sprachraum haben sich über die Jahrhunderte auch besondere Bei- und Familiennamen entwickelt, die im Wesentlichen nur über ein Verständnis dieser Mundart und im Rückgriff auf die über Jahrhunderte gehende Entwicklung der örtlichen Sprache zu verstehen sind. Daher hat der Autor über 120 Familien- und Beinamen systematisch auf sprachliche Herkunft und regionale Besonderheiten untersucht und ist dabei zu oft verblüffenden Ergebnissen gekommen, die sich auch von gängigen Erklärungen abgrenzen. Letztere legen oft Deutungen vor, die aus Mangel an mundartlichen Kenntnissen zu einseitig sind und damit eine falsche Fährte zum Verstehen legen. Die vorliegende Untersuchung legt Wert auf die Feststellung, dass das Plattdeutsch eine vollwertige eigene Sprache ist, in der philosophische und poetische Texte mit der gleichen Kraft und Klarheit formuliert werden können wie im Hochdeutschen. Dies wird an einschlägigen Texten präsentiert. Und von dieser Position aus werden auch die Namen aus den jeweiligen Sprachkontexten des westfälischen, niederfränkischen und ripuarischen Sprachräumen und sprachhistorisch erschlossen. Es ist ein wichtiger Anfang der Erforschung und gleichzeitig Aufforderung, die hier begonnene Analyse weiterzuführen, zu korrigieren und zu publizieren. Dazu wird es nötig sein, mit denjenigen, die wie der Autor des Plattdeutschen noch mächtig sind, zusammenzuarbeiten, um aus der Einheit von Sprachpraxis und wissenschaftlicher Akribie die Kenntnisse zu sichern.
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Seitenzahl: 297
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Ich widme dieses Buch allen Mitgliedern der Plattdeutschen Runde im Heimatverein für das Drolshagener Land, insbesondere +Maria Hütte und +Grete Ackerschott, die die Runde viele Jahre gefördert und begleitet haben, sowie den heutigen Moderatoren Jutta Nebeling, Gertrud Schneider und Heinz Stachelscheid als Dank für das ungebrochene Engagement für die eigene regionale Sprache.
Inhaltsverzeichnis
Dieses Buch ist erst ein Anfang…
Das Dräulzer Platt – eine systematische Betrachtung
Sprache als System
Bei der Betrachtung des Plattdeutschen geht es immer um Sprache.
Übersysteme
Was ist Niederdeutsch?
Die Sprachgrenzen
Grammatikalische Eigenheiten des Platts
Besonderheiten der Wortbildung im Platt
Diphthonge - Doppellaute
Westfälische Brechung
-nd wird zu -ng
Sprossvokal
Verschwundene Buchstaben
Kurzes Fazit
Widerspruch zur Abwertung des Plattdeutschen
Was wird aus dem Platt?
Plattdeutsche Runde und Pflege der eigenen Sprache
Drolshagener Familien- und Beinamen
Was können wir wissen und woher?
Entwicklung der Zweinamigkeit
Gründe für die Bildung von Beinamen
Die Ableitungen der Familien- und Beinamen
Grammatikalische Eigenheiten
Die Besonderheit des Genitiv-s
Der erstarrte Genitiv – eine Analogiebildung
Die Endung „-ches“ bei Familien- und Beinamen
Vorbemerkung zu den Beinamen
Familien- und Beinamen
Die „Börlinghauser Connection“
Italienische Namen in Drolshagen
Weitere Beinamen in Kürze
Drolshagener Spitznamen
Und ein Wort zum Schluss
Anhang
Erläuterungen – Worterklärungen
Glossar der verwendeten Namen
Familiennamen
Beinamen
Spitznamen
Originaltexte zu den Transkriptionen in Drolshagener Platt
Ein Himmisches Erlebnis (Heinz Berg)
Nebenbei: Hützemert
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Literatur
Autor:
„Nu klaffe dou…“ ist ein typischer Drolshagener Ausdruck, wenn man nach einer erstaunlichen Mitteilung jemanden zum Sprechen auffordert im Sinne „Nun sag du mal was dazu“. Er greift die plattdeutsche Formulierung für „sprechen“ auf, die im Drolshagener Platt eben „klaffen“ heißt. Und darum geht es auch in diesem kleinen Buch, um das alltägliche Sprechen im lokalen Platt und den Gebrauch der jahrhundertealten Familien- und Beinamen in Drolshagen Stadt und Land.
Jede historische oder sprachliche Erforschung einer Region kann nur einen Ausschnitt des möglichen Wissens darstellen. Das, was letztendlich zu Papier gebracht wird, ist die Auswahl dessen, der geforscht hat und wesentlich davon abhängig, welche Quellen ihm zur Verfügung standen, aber auch welche Kompetenz er oder sie für die Behandlung des Themas hat. Und nicht zuletzt, worauf er oder sie besonderen Wert legt.
All das gilt auch für dieses Buch, das die beiden Referate im Heimathaus Drolshagen erweitert und mit Quellenangaben wiedergibt. Die Untersuchungen hierzu beruhen auf öffentlich zugänglichen Dokumenten und qualifizierten Aussagen von Drolshagenern. Von Vorteil für die Erstellung der beiden Recherchen zum „Dräulzer Platt“ und den „Familien- und Beinamen“ war, dass ich selbst in einem Platt sprechenden Umfeld meines Herkunftsortes aufgewachsen bin und mir daher die damit verbundene Denkweise und Sprachlogik vertraut ist. Gleichzeitig jedoch ist mir das „Dräulzer Platt“ eine Fremdsprache geblieben, die ich zwar in allen Nuancen verstehen und deuten kann, aber trotz jahrelanger Mitarbeit in der Plattdeutschen Runde nur rudimentär spreche – und dann kommt immer wieder „das Wendsche“ durch.
Letztlich hat sich aber dies als Vorteil erwiesen, denn im Vergleich der beiden – durchaus verwandten – Mundarten, wenn sich Ähnlichkeiten oder Unterschiede zeigten, war mir durch die Distanz ein objektiverer Blick möglich.
Ich habe die Analysen wissenschaftlich angelegt, das heißt durch Rückgriff auf einschlägige Erkenntnisse, Quellen und Dokumente, gleichzeitig aber auch versucht, sie für den mit der Materie nicht so vertrauten Leser verständlich zu halten. Dadurch ist dieses Buch spröder als ein populärer Bildband zu Drolshagen geraten, aber eben gut fundiert. Hilfreich waren auch bei meinen ständigen Rückfragen zum Dräulzer Platt und den Personen die Kenntnisse meiner Frau Dorothee und die zeitweilige Mitarbeit von Heinz Stachelscheid.
Bei alldem ist nicht zu vermeiden, dass viele Unsicherheiten, gerade bei der Herkunft und Bedeutung der Familiennamen, bleiben. Ich musste mich oft für eine der möglichen Varianten entscheiden, zeige aber immer auch die anderen Möglichkeiten auf. Und diese sind auch die Aufforderung, meine Ergebnisse zu bestätigen oder sie durch andere Fakten und Dokumente zu widerlegen. Damit wäre der Prozess angestoßen, die Sprache Drolshagens in Stadt und Land weiter zu untersuchen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Darüber würde ich mich freuen. Daher ist dieses Buch erst der Anfang…
Nicht zuletzt plädiere ich auch dafür, das (Dräulzer) Platt als eine vollwertige Sprache anzuerkennen und führe dies auch in diesem Buch aus. Gemeinsam mit Heinz Stachelscheid habe ich dazu auch Texte eingefügt, die dieses Plädoyer untermauern. Das führte auch dazu, dass oberflächliche, unzureichende und falsche Argumentationen als solche offenbart und gekennzeichnet werden.
Die Drolshagener Sprache und Menschen haben das verdient.
Drolshagen, im Februar 2024 Walter Wolf