Obscura- Dunkle Kreaturen (3) - Dennis Weiß - E-Book

Obscura- Dunkle Kreaturen (3) E-Book

Dennis Weiß

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Beschreibung

Tenebras hat es vollbracht, dass die Untoten eine Art Armee bilden und sich bis nach Sonnenglut durchschlagen. Matera ist dem Untergang geweiht. Währenddessen schlägt sich Amberius durch die Unterwelt, um Rubina zu finden, dort begegnet er einem alten Bekannten. Kann Matera gerettet werden durch den mysteriösen Nomag?

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Seitenzahl: 160

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Dennis Weiß

Obscura- Dunkle Kreaturen (3)

Part 3- Resistenz

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

OBSCURA

Vorwort

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Impressum neobooks

OBSCURA

Part 3- Resistenz

© Dennis Weiß 2013, 2014, 2018

3. überarbeitete Version

Vorwort

Dies ist der dritte Teil der Obscura Reihe- er wurde nochmals überarbeitet.

Dank

Besonders bedanken möchte ich mich bei meiner Familie- Meike, Vinzenz und Merle, sowie bei Nicole, Christian, Steffi und den Arbeitskollegen.

Ebenso bedanken möchte ich mich bei allen Kollegen, Freunden und bei denen, die mir Mut gemacht haben, (weiter-) zu schreiben. Das Schreiben gibt mir Kraft und ich kann dadurch meine Fantasien ausschöpfen.

Matera

Erstes Kapitel

Es begab sich zu einer Zeit, die einige Jahre vor den Ereignissen lagen, die zu der Dunkelheit über Matera geführt hatten.

Olrath war ein kleines Dorf, welches auf der Insel Smara lag. Die Insel befand sich im südlichen Bereich der Schwarzen Bucht und östlich von Calidarena. Zwischen ihnen war das Ende der Teufelsenge.

Es war ein großer Tag, denn heute ward ein Kind geboren. Der Älteste, sein Name war Rafta, machte sich auf, so wie er es stets tat, wenn ein Kind geboren wurde. Es gehörte zu seinen Pflichten.

Man hatte ihn in ein Zelt gerufen, denn die Olrather lebten in solchen. Sie waren ein Naturvolk, welches noch eines des letzten gewesen war auf Matera. Sie hatten ihre Rituale, ihre Regeln, Ihren Glauben.

Raftas Aufgabe bestand darin, die Geburt zu begleiten. Er sollte dem Neugeborenen den Segen geben und einen Zauber zu seinem Schutz aussprechen. Die Olrather glaubten, dass sie so lange und glücklich leben würden.

Rafta war 120 Jahre und damit sehr alt. Mit seinem knorrigen Stock bewegte er sich sehr langsam, was ihn selbst störte, denn er musste zeitig losgehen, um an seinen Zielort pünktlich anzukommen.

Er erreichte das Zelt zur rechten Zeit, denn Laboria, die gebärende Mutter, hatte schon sehr starke Wehen. Die anderen Mütter, die diese Geburt ebenfalls begleiteten, signalisierten, dass es nun soweit war.

Laboria presste und steckte all ihre Kraft in die Geburt und bald konnten die Anwesenden einen Kopf sehen. Der Rest des Körpers kam rasch hinterher, sodass bald ein Schrei durch das Zelt hallte.

Es war der Schrei eines kleinen Jungen. Der Schrei des Lebens, und der, nach seiner Mutter. Bevor er allerdings zu ihr in die Arme konnte, musste Rafta seine Zeremonie durchführen, damit das Kind gesegnet war.

Rafta entnahm seiner Tasche, die er mit sich trug, eine Flasche, in der einer magische Kräutertinktur war. Diese träufelte er auf seinen Zeigefinger und setzte an, ein Kreuz auf die Stirn des kleinen Jungen zu ziehen. Das Kreuz verschwand allerdings sofortig.

Rafta wirkte verunsichert, hatte er so etwas in den ganzen Jahren als Ältester nie erlebt. Er glaubte an einen Fehler in seiner Durchführung und wiederholte diesen Schritt.

Erneut trug er die magische Tinktur auf, und erneut löste sie sich auf. Rafta erschrak. Er befürchtete nichts Gutes. Wenn sich magische Zeichen auflösen, war es nie etwas Gutes!

Trotz seiner intuitiv gefühlten Sorge, machte er mit dem nächsten Schritt weiter. Er legte seiner Hand auf die Brust des kleinen und segnete ihn. Die Segnung konnte nicht abgeschlossen werden, da er die Hand nicht verließ. Der Älteste fühlte sich schwach.

Er fühlte sich erschöpft. Er fiel zu Boden. Die Frauen eilten zu ihm, um ihn wieder aufzuhelfen. Rafta ging es den Umständen entsprechend körperlich gut, er spürte allerdings, dass etwas mit dem Kind nicht stimmte.

Der Junge, den der Name Liberia gegeben wurde, wurde in die Arme der Mutter gelegt. Sie hatte die Zeremonie nicht mitbekommen und machte sich keinerlei Sorgen. Die anderen Frauen dagegen schauten den Ältesten an, als bestünden sie auf eine Antwort.

„Es ist alles gut“, erklärte der Älteste mit rauchiger Stimme, „Es bedeutet nichts weiter. Liberia ist nun bei seiner Mutter und das ist doch wunderschön.“

Rafta merkte, wie schwer es ihm fiel, die anderen anzulügen, aber er wollte keine Panik auslösen. Dies konnte die Mutter nicht gebrauchen. Für Rafta bedeutete es zugleich, dass er sich informieren musste, denn es hatte etwas zu bedeuten, da war er sicher.

In den nächsten Tagen forschte Rafta beinahe jede freie Sekunde seines Lebens. Zugleich beschloss er, Beobachtungen anzustellen, um weitere Erkenntnisse zu erhalten. Laboria verriet er nichts, denn er fürchtete, sie könne es nicht verstehen, waren Mütter in solcher Beziehung auch geneigt, aggressiv zu reagieren.

Die alten Bücher über die Magie oder auch die der unerklärlichen Phänomene gaben keinerlei Ergebnisse. Rafta schien am Ende seines Wissens angelangt zu sein. Rafta musste jemandem finden, der ihm in dieser Not weiterhelfen konnte.

Libera war körperlich in einer sehr guten Verfassung. Außer Rafta spürte niemand irgendetwas in seiner Nähe. Rafta dagegen fiel es zunehmend schwerer, sich dem Säugling zu nähern, zu stark waren die körperlichen und magischen Schwächen, die er erlitt.

Rafta beschloss, eine Reise anzutreten, um seinen alten Freund Cosmas zu besuchen. Cosmas war ein weitaus mächtigerer Zauberer als er einer gewesen ist. Dem Dorf erzählte er, dass er auf Studienreise gehe und dies einige Woche in Anspruch nehmen würde. Er hasste es, seinesgleichen anzulügen, aber er wollte nicht, dass sie panisch wurden, oder den Kleinen lynchen wollten.

Um von der Insel Smara zu gelangen, nutze Rafta ein Anuk. Es handelte sich um ein kleines ein bis zwei Personen Boot, welches die Olrather häufig gebrauchen, um auf Jagd zu gehen. Rafta war sehr alt. Sollte man also denken, er hätte nicht genügend Energie, um ein Anuk zu bedienen, oder gar über die Teufelsenge zu kommen, der sollte sich irren.

Rafta besaß Magie, die ihm nun verhelfen würde, um nach Calidarena zu kommen. So erschuf er sich eine kleine Strömung, die ihn sicher über das Wasser tragen sollte.

Um mit dem Anuk über die Teufelsenge zu gelangen, vergingen in der Regel drei Tage, denn ein Anuk war kein schnelles Boot, hatte es weder Segel, noch genug Besatzung. Die Magie, die ihm half, ersetzte vom Prinzip her nur einen weiteren Mann. Ausruhen konnte er sich dadurch nicht.

So vollbrachte er es, nach nur zwei Tagen in Volto anzukommen. Natürlich wählte er nicht den Hafen als Anlegeplatz, sondern blieb etwas außerhalb, sodass er nicht entdeckt werden konnte. Rafta hatte das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen.

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Es herrschte Stille. Es war wie die Ruhe vor dem Sturm- und der Sturm würde definitiv kommen. Die Truppen standen sich gegenüber. Auf der einen Seite waren es treue und bezahlte Krieger und Truppen des Königs von Sonnenglut, die bereit waren, ihr Leben zu geben, um ihre Heimatstadt oder auch ihren König zu schützen, wie auch sich und ihre Familie.

Auf der anderen Seite befand sich eine bereits geschwächte Armee von Untoten, die unter der Kontrolle des Obscura Tenebras waren. Er beherrschte sie alle, machte sie willenlos, skrupellos, mörderisch. Sie lechzten nach Fleisch, rohes, blutiges Menschfleisch, oder was ihnen in den Weg kam.

Es reichte nur ein Biss, ein Kratzer aus, um als Untoter ebenso umherzuirren, die Kontrolle über sich und das Leben zu verlieren. Dessen waren sich die Krieger des Königs bewusst. Es machte ihnen Angst, aber sie hatten genug Mut, um alles zu geben, denn sie konnten alles verlieren.

Cosmas war ein großer Zauberer, wenn auch nicht so mächtig wie der Obscura, aber schon in der Lage ihm einiges entgegenzusetzen. Er hatte die Truppen eingeschworen, er hatte die Tage über alles getan, was in seiner Macht stand, um sie auf der Kampf vorzubereiten- auf den Kampf ihre Lebens.

Cosmas hatte noch eine Geheimwaffe, die er einsetzen wollte, aber er wusste nicht, ob sie wirkte. Bei ihm zeigte sie all ihre Macht, obwohl sie keine besaß. Zudem war die Geheimwaffe nicht selbst überzeugt, sich dem Bösen zu stellen. Das schwächte ihn.

Tenebras unterschätzte, obwohl er sehr stark war, niemanden. Er wusste, dass es eine Art Prophezeiung gegeben hatte und gab, aber er fürchtete sie nicht, im Gegenteil, er wartete darauf. Vielleicht würde jemanden gelingen, ihn herauszufordern. Hatte es Agamemnon nicht geschafft und sich ihm gebeugt, sodass er Besitz ergreifen konnte.

Er konnte die Macht des Zauberers Cosmas spüren und die tapferen Morituri, aber eines konnte er nicht bemerken, denn es strahlte keine Macht aus, obwohl es mächtig war. Tenebras würde erstmal die Horden auf die Soldaten von Sonnenglut loslassen, um ihre Furcht zu schüren, denn diese spürte er bei ihnen.

„Angriff!“ schrie Tenebras mit aller Kraft.

Die Untoten setzten sich in Bewegung und schritten auf Sonnenglut zu. Ihre Kräfte waren nicht mehr so ausgeprägt, blieben sie dennoch gefährlich.

Die Truppen des Königs ließen ihre Bogen sprechen und schossen einige mit Feuer versehen in die Menge der Untoten, sodass einige von ihnen entbrannten. Es verlangsamte sie, aber ausschalten konnte es sie weniger.

Tenebras veranlasste, dass nur ein Teil seiner Armee aus Untoten nach Sonnenglut ging. Der andere blieb stehen. Zum einen konnte er so die Taktik des Gegners herausfinden, aber auch wie gut sie trainiert wurden.

Die Soldaten von Sonnenglut waren weitestgehend gut vorbereitet, sie verharrten in der Position und ließen den Fernangriff den Vortritt. Warum sollten sie sich auch in den Kampf stürzen? Sie waren ja nicht lebensmüde.

Die meisten Untoten schafften es, durch die Flut von Pfeilen, bestückt mit Feuer, zu kommen. Schon bald würde der erste von den lebenden Toten an das Tor von Sonnenglut gelangen.

Gordian hatte Angst. Sein Puls raste. Er atmete sehr flach. Er musste sich zusammenreißen, um nicht zu schreien und anschließend umzufallen. Er drehte seinen Kopf und sah den Rest der Morituri. Sie hatten ihn aufgenommen- als neuestes Mitglied.

Die anderen schauten gespannt aus. Es hatte für ihn den Anschein als freuten sie sich auf die Untoten, auf das Töten dieser Bestien. Es war verständlich, waren sie doch allesamt Krieger. Vanesto befand sich nicht bei ihnen. Als Bogenschütze war er gerade bei dem Fernangriff beteiligt. Mit ihm war auch die kleine Saphira, die eine Ausbildung zur Schützin bei ihrem Schwarm begann.

Gordian freute es für sie. Dennoch fürchtete er, dass die Untoten die Stadt überfallen würden und sie alle in lebende Tote verwandeln. Die Macht der dunklen Seite schien unendlich. Verzichtete sie auf Gnade, Empathie oder Brüderschaft.

Hanos war der Anführer ihrer Truppe. Sie waren die 1. Kompanie. Es war die gefürchtetste und geübteste, mal abgesehen von Gordian. Hanos bestand darauf an vorderster Front zu kämpfen- er akzeptierte nichts anderes. Der König ließ ihn gewähren.

Hanos war bereit für die Schlacht, wie auch seine Männer. Er würde sein Leben geben, um die Menschen innerhalb der Stadtmauern zu schützen. Er war gebeutelt genug von diesem Krieg. Er hasste die Untoten. Er hatte keine Angst.

„Männer“, brüllte er lauthals, „dies ist die entscheidende Schlacht um Leben oder Tod!“

Er zeigte dabei auf seine Männer als er „Leben“ sagte und nach draußen, als er „Tod“ von sich gab.

Die Morituri bestätigten ihrem Anführer durch ein lautes „Huh!“, dass sie für den Kampf bereit waren.

„Dann lasst uns ihren Arsch aufreißen!“ schrie er aus Leibeskraft.

Die Morituri bekräftigten abermals mit einem lautem „Huh!“ ihre Zustimmung.

„Los“, forderte er den Rest seiner Kompanie auf, „reißt ihnen ebenso den Arsch auf!“

Die Morituri machten in kurzen Intervallen wieder das bejahende „Huh!“ bis auch die gesamte Truppe mit einstimmte. Die Männer waren soweit.

Die Tore von Sonnenglut öffneten sich nacheinander. Gerade so, dass die erste Kompanie hindurch-marschieren konnte. Hinter ihnen schloss das erste sich wieder, während das vordere aufging.

„Angriff!“ gab Hanos den Befehl und die Männer stürmten mit voller Energie in die Schlacht.

Gordian blieb eher verhalten. Er hatte in der Zeit seiner Flucht zwar gelernt, sich zu wehren, aber nie, die Toten anzugreifen. Er war halt kein Krieger. Die anderen Morituri hingegen metzelten sich geradezu durch die Menge der Untoten.

Hanos gelang es, mit seinen zwei Schwertern, die er zugleich nutzte, die Köpfe der ankommenden Untoten, von den Torsos zu trennen. Schnell hatte er ein Dutzend von ihnen beseitigt. Er konnte allerdings sehen, dass es weitaus mehr brauchte, um alle den Boden gleich zu machen.

Zisma war gröber bei der Sache, gelang es ihm nur schwerer, den Untoten den Gar auszumachen. Mit seiner schweren Axt musste er viel Kraft investieren, um erfolgreich zu sein.

Grind, Kales und Titan waren Meister ihres Faches und töteten im Akkord. Ihnen gelang es sogar, mehr zu schaffen als Hanos. Sie waren voller Motivation, sodass es ihnen Energie verlieh. In den ersten Minuten schien es, als würde die 1. Kompanie den Untoten das Fürchten lehren.

Aber sie sollten sich irren. Hanos hatte es kommen sehen. Er wusste, dass zwar diese Gegner keine Qualität besaßen, da sie im Grunde keine Fertigkeiten besaßen, wie Schwertkampf, aber sie hatten die Maße auf ihrer Seite.

Dies bekam die 1. Kompanie nun zu spüren. Die ersten Soldaten wurden angefallen. Die Untoten bissen ihnen in den Hals, oder rammten ihre Zähne in das Fleisch, welches vor Blut nur so spritzte.

Es waren plötzlich überall Schreie zu hören. Die Untoten wurden wilder, es trieb sie an- das Blut. Es gelang ihnen, einen derartigen Rückschlag zu verüben, sodass die Kompanie gezwungen war, sich zurückzuziehen. Hanos gab den Befehl, denn er war nicht lebensmüde.

Er schaute sich um, suchte nach seinen Leuten. Er wollte niemanden verlieren. Die Morituri waren weiterhin am Werk. Grind, Kales und Titan schützten sich gegenseitig, waren schnell in ihrer Ausführung und trotzdem konnten sie nicht verhindern, dass bei einem Manöver Grind unvorsichtig geworden war und ein Untoter ihn in seinen Arm biss.

Grind erschrak sich und tötete seinen Angreifer im nächsten Augenblick. Kales und Titan hatten es vernommen. Sie wussten nicht, wie sie reagieren sollten. Der Krieger in ihnen riet ihnen, Grind zu töten. Der Freund wollte ihn am Leben lassen.

Sie wussten durch all ihre Erlebnisse, dass die Verwandlung unausweichlich war. Und trotzdem hatten sie Hoffnung. Grind erkannte in ihren Augen, welche Überlegungen sie anstellten.

„Geht und sagt Hanos, dass er wie ein Bruder war“, sprach er, „genauso wie ihr.“

Er dreht sich um und schritt auf die Untoten zu.

„Ich reiß‘ noch ein paar Ärsche auf…“, brachte er noch heraus, ehe er sein Schwert zog und kämpfend in der Menge verschwand.

„Nein!“ schrie Titan.

Kales hielt ihn fest und zog ihn zurück. Er sah die Gefahrenwelle auf sich zukommen. Die Untoten hatten die Oberhand. Wenn sie nicht genauso enden wollten, wie Grind, dann mussten sie jetzt gehen.

„Lass‘ los“, brüllte Titan, „ich werde ihm folgen!“

Doch Kales wollte nicht nachgeben. Er wollte ihn nicht auch noch verlieren.

„Tu‘ das nicht“, warnte er, „du wirst sterben!“

Titan war das gleichgültig, wollte er nur seinen Bruder zurückholen. Er war doch noch nicht gestorben. Titan ging. Kales blieb wie angewurzelt stehen, für einen kurzen Moment, dann musste er sich verteidigen. Knapp entkam er dem Tod.

Kales konnte sich durch die Menge kämpfen. Er entwickelte erstaunliche Fähigkeiten, um bis zum Grind vorzustoßen. Grind stand mit dem Rücken zu Titan. Er hielt sein Schwert in seiner rechten Hand und verharrte. Die Menge der Untoten rannte an den beiden vorbei.

„Grind komm‘ zurück, wir suchen Hilfe, wir finden etwas, um dich zu befreien“, sprach Titan mit Verzweiflung.

Grind drehte sich um. Er sah verändert aus. Sein Blick war blutrünstig. Wie ein Tier atmete er schwer.

„Geh, bevor ich dich töte!“ drohte er seinen alten Bruder.

„Nein!“ entgegnete Titan, „noch ist es nicht zu spät- wehre dich!“

Grind nahm sein Schwert. Er stellte sich mit letzter Kraft zum Kampf hin. Er war in Begriff, Titan zu verletzen, so schien es. Aber Titan sollte sich irren. Grind machte kehrt und verschwand. Die Menge der Untoten hatte ihn umkreist. Er war in der Falle.

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Er war am Ende seiner Kräfte. Seit Josias beschlossen hatte, nicht mehr Friedrich zu dienen, verfolgten ihn auch die Untoten. Er konnte entkommen, hatte er doch eine solide Ausbildung.

Er fühlte sich wie ein Versager, da er auf den falschen gesetzt hatte. Zudem erkannte er durch die Flucht, was er angerichtet hatte. Er herrschte die totale Verwüstung und überall waren diese Untoten.

Josias versteckte sich in den Bäumen. Sein Plan war, erst einmal wieder zu Kräften zu kommen. Dann müsste er nach Süden, denn hier im Norden waren alle dem Tode geweiht, zu viele Bestien liefen hier herum. Josias hatte seit Tagen keine lebendige Seele mehr angetroffen.

Es war für ihn kein Grund, in Mitleid zu zerfließen, viel mehr machte es ihn stark. Und er benötigte diese Stärke für das, was noch kommen sollte. Er hatte, zu seinem Glück, ein Schwert in einem kleinen Dorf gefunden, welches er an sich nahm. Es war nicht das Beste, aber zum Töten reichte es allemal.

Es waren einige Tage vergangen seit er Edengaard verlassen musste. Nahrung fand sich nur schwer auf und seine Energie musste er einteilen. Die Untoten waren einfach in einer immensen Überzahl, das wurde ihm mit jedem Moment bewusst.

Er bewegte sich in Richtung Gaardes, denn ihn musste man passieren, um in den Süden zu gelangen. In normalen Zeiten hätte er den Dunkelwald gemieden, denn er war gefährlich, selbst für einen wie ihm. In den dunklen Zeiten, wie es nun eine gab, war der Dunkelwald wohl sicherer als die Welt außerhalb des Waldes.

Er sollte Glück behalten, denn die Untoten kamen nur vereinzelt hierher. Zudem konnte er hier Nahrung finden. Es wuchsen einige Äpfel an Bäumen und wilde Beeren konnten sich in diesem Gehölz ebenso finden lassen.

Des Nachts beschloss er, wie die Tage zuvor, auf einem Baum seine Nachtruhe zu halten. Es ging in den Umständen entsprechend gut. Josias hatte einen leichten Schlaf, verständlicherweise. In einer Nacht weckte ihn das Knacken eines Astes.

Sofortig schreckte er hoch. Er konnte eigentlich gar nichts sehen, denn es war stockduster. Ein Feuer würde ihn verraten und die Massen an Untoten kämen, um ihn mit Haut und Haar zu verspeisen. Zudem gab es im Dunkelwald genügend Tiere, die den Untoten zuvorkommen würden.

Dennoch nahm er etwas wahr. Seiner Erfahrung nach, musste es sich um ein Tier handeln. Vielleicht ein Raubtier? Ein Untoter schien keine ausgeprägte Intelligenz zu besitzen, um sich anzuschleichen. Sie wirkten wie ferngesteuert. Sie waren Raubtiere, die einfach drauf losstürmten, ohne Rücksicht auf Verluste.

Es knackte ein weiteres Mal. Wenn etwas oder jemand ihn hätte töten wollen, wäre dies schon längst geschehen. Es könnte die Möglichkeit bestehen, dass es sich um ein Tier handelte, welches auf seiner Nahrungsliste stand.

Es machte ihn neugierig, weshalb er beschloss, seine Sinne zu schärfen. Wieder verriet das Brechen eines Zweiges, dass sich jemand näherte. Josias dachte nicht mehr an Nahrung, sondern ging davon aus, dass es sich um eine naive Person handeln müsste, oder tatsächlich um einen Untoten, denn intelligent kamen sie ihm nicht vor.

Die Wolken wichen dem Mond, sodass Josias nun durch das entstandene Licht mehr sehen konnte. Was er zu sehen bekam, erschrak ihn, denn es war ein kleines Mädchen. Sie musste zwischen sechs und sieben Jahren alt gewesen sein.

Plötzlich verlief alles sehr schnell. Das Mädchen musste schreien, denn eine Hand voll Untoter kamen aus dem Nichts und verschreckten sie. Josias sprang instinktiv dem Baum herunter. Unter anderen Umständen hätte er sich das Bein gebrochen, aber nun war er vollgepumpt mit Adrenalin, weshalb er schnell war.

Die Meute Untoter sah ihn nicht kommen, hatten sie doch das Mädchen als Opfer auserkoren. Josias erledigte die ersten beiden binnen Sekunden, ehe die restlichen drei auf ihn aufmerksam wurden. Das Mädchen schrie noch immer, war es jetzt geschockt von der plötzlichen Attacke Josias aus dem Nichts.