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Ein alter Mann taucht in einer Schenke in Viridan auf, welches auf einem anderen Kontinent liegt. Er erzählt die Geschichte, wie er von Matera bis hierher gelangte. Er berichtet von dem Nomag und seiner Veränderung zum Bösen.
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Seitenzahl: 166
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Dennis Weiß
Obscura- Dunkle Kreaturen (4)
Part 4- Malum
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebstes Kapitel
Achtes Kapitel
Impressum neobooks
OBSCURA
Part 4- Malum
© Dennis Weiß 2013, 2014, 2018
3. überarbeitete Version
Vorwort
Dies ist der dritte Teil der Obscura Reihe- er wurde nochmals überarbeitet.
Dieses Buch widme ich meiner Familie, allen voran meine bezaubernde Frau Meike, meinen Kinder Merle und Vinzent.
Ich bitte zu bedenken, dass ich als Hobbyautor mir die allergrößte Mühe gebe, um die Geschichten so zu schreiben, dass sie fehlerlos sind, sowohl inhaltlich als auch in der Rechtschreibung. Immer wieder passieren kleine Fehler- bitte verzeiht diese!
Matera
Der Regen prasselte immerzu auf die Holzdielen des Daches. Heute waren besonders viele Männer gekommen, um ihren Alltag zu vergessen, indem sie einige Biere oder andere alkoholische Getränke zu sich nahmen. Sie wollten sich nicht mit ihren Ärgernissen des Alltags beschäftigen, sie wollten einfach nur feiern, oder sich besaufen, wenn auch sinnlos.
Es sollte ein Gewitter folgen, dass spürte Michael. Er war Wirt der Schenke- hatte es von seinem alten Herren übernommen, kurz bevor der von ihm gegangen war. Die Schenke existierte schon seit mehrerern Jahrhunderten, stets in der Hand seiner Familie.
Michael war stolz darauf, sein eigener Herr zu sein, obwohl dies nur zum Teil stimmte. Er musste ebenso Steuern abführen, die die Hälfte seiner Einnahmen schluckten- wie gerne hätte er etwas dagegen unternommen. Obwohl viele in seiner Umgebung den gleichen Gedanken hatten, wurde nichts getan.
Die Menschen diskutierten jeden Abend über politische Themen. Die Königin und ihr unermessliches Reich. Sie war so mächtig, es gab kaum einen Fleck Erde, der nicht ihrer war, ausgenommen der Ländereien der Atrox und der Viduas. Diese Völker konnten der Macht trotzen. Es gelang der riesigen Armee all die Jahrhunderte nicht, sie zu erobern.
Manch ein Betrunkener hat schon einmal behauptet, dass es Glück sei oder die Götter verrückt sein müssen, da die Atrox oder die Viduas noch nicht auf die Idee kamen, das riesige Reich der Königin erobern zu wollen.
Dabei könnte es sich lohnen. Viridan- so der wunderschöne Name des Landes- war reich an nährhaftem Boden. Die Untertanen konnten alles anpflanzen. Sie hatten nicht mal eine Wüste. Die Ostküste war sehr lang und die Fischerei war die Haupteinnahmequelle für die Bewohner. Andere waren Bauern, oder Händler. Wer aus sich etwas machen wollte, musste zur Armee. Manch einer wurde ebenso in die Pflicht genommen und konnte nichts entscheiden.
Zudem gab es Sklaverei. Jeder, der nicht ein reiner Viridaner war, konnte versklavt werden. Er hatte keine Rechte, was ihn zu anderen nicht unterschied, denn im Gegensatz zur Königin und ihrer Familie hatten nur noch die Wachen und Priester Rechte.
Der Rest konnte verdienen und Steuern abführen, sonst würde das Hab und Gut gepfändet werden. Ohne Besitz rollt der Kopf. Sklaven hatten nicht mal Geld oder Besitz. Sie mussten sich selbst anbieten, um eine Schuld zu begleichen. Einige waren als Sklaven geboren, um noch die Schuld ihrer Ahnen abzuzahlen. Manche kamen frei oder wurden von der Königin begnadigt.
Wie an jedem Abend waren die Gäste auch an diesem eifrig dabei, einen Teil ihres Geldes zu versaufen und etwas zu vergessen und spaß zu haben. Einige spielten Karten oder probierten sich im Armdrücken. Demnächst sollte es ein Tunier in der Schenke geben. Dafür wollten sie üben.
Michael verstand das Geschäft zu leiten. Er hatte genug zum Leben, wenngleich er die Hälfte abführen musste. Er hatte keine Kinder. Nicht mal eine Frau, obwohl es Interessentinnen gegeben hatte. Sie passten nicht in sein Leben rein. Er wollte nur Abenteuer erleben, wenn es um die Gunst einer Frau ging- nicht mehr und nicht weniger.
Der Regen wurde stärker. Selbst die laute Kulisse, die die anwesenden Männer boten, vermochte es nicht immer zu übertönen. Michael schaute immerzu besorgt an die Decke, denn Holz konnte Wasser nicht ewig standhalten. Natürlich hatte er eine Schutzschicht draufgestrichen, aber auch die gab keine absolute Sicherheit, denn sie war schon etwas älter und bestimmt rissig.
Das Geschäft war sein Leben, deshalb machte es ihm Sorgen. Für heute abend zumindest brauchte er sich keine Gedanken zu machen, denn seine Einnahmen waren gesichert. Es donnerte auf einmal. Dies bereitete Michael noch mehr Kopfzerbrechen, da ein stärkerer Regen, oder auch Hagel sein Dach mehr und mehr zerstören würde.
Die Tür der Schenke öffnete sich. Michael schaute kurz herüber, um zu sehen, wer dort hereingekommen war. Er kannte den Fremden nicht. Der Fremde wirkte alt. Er hatte eine Kapuze über sein Haupt gezogen, weshalb sein Gesicht überwiegend verdeckt war. Man konnte anhand der Statur und die erkennbaren Teile des Gesichts erkennen, dass es sich um einen Mann handelte.
Er schloss die Tür hinter sich. Seine Kleidung lag eng an seinem Körper und war durchtränkt von Wasser. Sie hing an seinem Körper und machte ihn träge. Zudem tropfte es an ihm herunter. Mit jedem Schritt, den der Fremde in Richtung Tresen machte, hinterließ er eine kleine Pfütze.
Die Stiefel gaben matschende Geräusche von sich, da auch sie voller Wasser waren. Der Fremde ging geruhsam an den Tresen und setzte sich auf einen der Hocker. Sein Blick war gesenkt. Das Gesicht noch immer verborgen.
Michael begab sich zu dem Fremden. Es umgab ihn eine schaurige Aura. Michael konnte nicht sagen, weshalb, aber der Fremde machte ihm Angst. Er versuchte, sie zu überspielen.
„Wilkommen in meiner Schenke“, begrüßte Michael ihn, „was darf ich Ihnen anbieten. Vielleicht eines unserer Biere oder gar eine Mahlzeit?“
Michael wollte freundlich sein. Er konnte nicht riskieren, dass zu einer körperlichen Auseinadersetzung kam. Die kosteten ihn immer etwas, auch wenn er nicht teilnahm und ganz gleich wie die Kämpfe ausgingen.
Der Fremde blickte Michael in die Augen. Eines war verdeckt, aber das andere starrte in an. Michael hatte das Gefühl, dass der Mann ihm direkt in die Seele schaute. Es war ihm unangenehm. Zudem fiel ihm auf, dass es rote Augen waren.
Michael wurde schaurig zumute. Er riss sich zusammen, um dem Fremden nichts anmerken zu lassen. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, seit er die Frage nach einem Getränk gestellt hatte.
„Bier klingt gut“, antwortete der Fremde mit tiefer, rauher Stimme.
Sie flösste Michael noch mehr Angst ein. Es war etwas Grausames in dieser Stimme, was in den Ohren schmerzte. Michael stand wie angewurzelt dort als hätte die Furcht ihn gelähmt.
„Ich kann aber nicht zahlen“, ergänzte der Fremde.
„Dann kann euch nichts anbieten“, schoss es aus Michael heraus.
Bei den Finanzen dachte er nie nach. Wer nicht zahlen kann, fliegt. Aber hier zögerte er. Die meisten Gäste würden ihm helfen, den Fremden hinauszuprügeln, wenn er wollte, aber das würde ihm etwas kosten. Freibier oder gar Essen- meist jedoch Bier.
„Ich habe einen Vorschlag zur Güte“, sprach der Mann.
Michael wollte erst ablehnen, aber er war neugierig, um was es sich handeln könnte. Vielleicht wollte der fremde einen Tausch und hatte Reichtümer bei sich, obwohl es ihm nicht ansah.
„Was schlagt ihr vor?“ fragte Michael.
„Ich werde euch eine Geschichte erzählen“, bot der Fremde an.
In Viridan waren Geschichten etwas Wertvolles. Die Menschen hatten nicht viel und ihre Freiheit war sehr eingeschränkt. Sie hatten nur noch ihre Gedanken, die frei waren. Frei von den Zwängen des Lebens und vor allem frei von den Machenschaften der Königin.
„Ich kann euch ein Gegenangebot unterbreiten“, schlug Michael vor, „ihr werdet die Geschichte allen erzählen, um sie bei Laune zu halten und ich werde euch Freibier geben für den gesamten Abend.“
Der Geschäftsmann in Michael hatte gesprochen. Er schlug so zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Leute blieben, um die Geschichte zu hören und bestellten in der Regel mehr Bier und der Fremde war beschäftigt und nicht mehr bedrohlich, da es keinen Grund mehr gab.
„Einverstanden“, erklärte der Fremde.
Er stand auf und ging schnurstraks in eine Ecke. Dort befand sich eine kleine Bühne, auf der Sänger, Dichter oder eben Geschichtenerzähler Platz nahmen. Der Fremde wirkte nicht mehr so alt und langsam, so wie er anfangs die Schenke betreten hatte. Es schien als sei er erleichtert. Die Kleidung klebte nicht mehr an seinem Körper. Die Kapuze hüllte dennoch sein Gesicht zum größten Teil ein.
Ebenso erlosch die grausige Aura des Fremden nicht. Michael nahm die Bedrohung noch immer wahr, obwohl er es nicht festmachen konnte. Er zapfte ein Bier und brachte es dem Fremden, der Platz genommen hatte.
„Männer, so hört“, rief Michael, „wir haben heute einen Geschichtenerzähler zu Gast, der den weiten Weg hier in meine Schenke gemacht hat. Er wird uns nun mit einer von seinen Erzählungen beglücken- viel Vergnügen.“
Die meisten Männer hatten sich umgedreht, aber waren nicht ineressiert. Sie kannten ihn nicht, den Fremden, und deshalb war es nicht würdig, ihm zuzuhören. Der Fremde nahm einen kräftigen Schluck seines Freibieres.
„Ich komme aus von einem fremden Kontinent, welches Matera genannt wird“, begann er, „einem Land, das weit über dem Meer liegt.“
Die meisten der Gäste kannten die Mythen und Sagen aus Matera. Für sie existierte es nicht, es war nur ein Ort der Fantasie. Die wenigen Männer, die davon berichteten, waren allesamt verrückt. Zudem hatten die meisten sich ihr Leben genommen. Dennoch waren die Geschichten spannend und aufregend.
„Einst war Matera voller Pracht. Die Königreiche waren zahlreich und den Menschen dort ging es gut. Sie hatten zahlreiche und fette Ernten, gutes Geld und Ehre. Es gab zwar auch das Böse, aber es war zu klein, um irgendeinem etwas antun zu können. Kriege hatte es gegeben zwischen den Reichen, aber sie waren, alös meine Gesichte beginnt, ausgefochten.
Es war ein Zeitalter des Friedens angebrochen. Das Gute hatte eine lange Zeit dafür gekämpft. Doch während sich das Gute nach dem Sieg von in der Schlacht vom Teufelsberg, der danach in Friedensberg umbenannt wurde, zurückzog und sich auf den Lorbeeren ausruhte, verschaffte sich das Böse im Untergrund eine neue Stärke.“
Einige der Männer hatten sich umgesetzt, um der Geschichte besser lauschen zu können.
„Es gibt eine Prophezeiung, die besagt, dass eines Tages das Böse endgültig besiegt werde. Was viele nicht wissen ist, dass es diese Prophezeiung ebenso auf der Seite des Bösen gibt. Die Unterwelt glaubt, dass eines Tages das Gute nicht mehr existieren wird. Und dennoch schließen sich diese beiden Vorhersagungen nicht aus, denn es sind ein und dieselbe.“
Der Fremde machte eine kurze Pause und trank einen kräftigen Schluck, bevor er fortfuhr. Er musste sich beeilen, denn er hatte nicht mehr viel Zeit.
„Auf der Seite des Guten dachte man eine lange Zeit, dass die Liebe alles heilen werde und die Menschen schütze, aber es war genau sie, die alles Unheil losgelassen hatte. Durch ein geschicktes Täuschungsmanöver gelang es einer Kreatur der Unterwelt, einem Obscura, Matera in die Finsternis zu stoßen.
Ein Obscura ist eine abscheuliche dunkle Kreatur, die aus dem tiefsten der Hölle entstammt. Sie nimmt Besitz von einem und nutzt die Kräfte, um die Welt ins Unglück und Chaos zu stürzen. Wird er angegriffen, stirbt nur die Hülle, also der Wirt, der Obscura aber kann nicht getötet werden, denn er ist unsterblich!“
Er zitterte als er es den Leuten erzählte. Auf seiner Stirn bildete sich Schweiß. Er war nicht warm, sondern ein Zeichen seiner Furcht.
„Nachdem es dem Obscura gelungen war, die Prophezeiung loszutreten, indem er Besitz von einem Zauberer genommen hatte, der in seiner Seele verletzt war, überfielen seine Schergen ganz Matera. Die Menschen wandelten von nun an als willenlose Untote umher, wenn sie getötet wurden oder verletzt. Es breitete sich aus wie ein Virus. Die wenigen, den es gelang, flüchteten in den Süden in die Wüste Devien. Es lag in Calidarena.
Dort gab es eine Stadt namens Sonnenglut. Manchen, wie Zauberern, konnten es sich leisten, sich zu verstecken. Ein Zauberer aber wollte dies nicht und nahm den Kampf auf. Er hatte sich schon weit vor dieser Zeit aufgemacht, um nach einen merkwürdigen Jungen auszuschauen, da ein alter Freund ihm es berichtete. Dieser Junge konnte einem die Kraft entziehen.
Er war ein Nomag- Ein Wesen, dass einem alles heraussaugte, was man an Kräften hatte, ob es wollte oder nicht. Es konnte einem selbst die Lebensenergie nehmen. Die genommennen Energien konnte ein Nomag nutzen. Statt ihn zu töten, wie es andere getan hätten, nahm er ihn bei sich auf und unterrichtete ihn. Der Nomag, der wie du und ich aussah, sollte der Erlöser werden. Er sollte den Obscura, dem Wesen aus der Unterwelt das Leben nehmen. Allerdings fehlte ihm etwas.“
Der Alte nahm einen weiteren, letzten Schluck von dem Gerstensaft. Dann hob er die Hand. Der Blick richtete sich zu Michael. Dieser verstand sofort- schenkte ihm ein neues ein und brachte es ihm.
„Spannende Geschichte“, kommentierte er leise.
Der alte Mann antwortete nichts, sondern trank von dem gebrachtem Bier eine größere Menge als wolle er sich auftanken. Danach machte er einfach weiter:
„Es handelte sich um ein Schwert, mit dessen Hilfe er den Obscura hätte töten können. Da er es nicht in seinem Besitz hatte, half ihm die von Natur gegebene Kraft und er sugte ihm die Lebensenergie aus und der Obscura war besiegt- zumindest dachte er das. Was er nicht wusste war, dass nicht er den Obscura ausgesaugt hatte, sondern in sich hinein.
Die Menschen in Matera fühlten sich sicher, da die Untoten reihenweise umfielen, der Spuk schien vorbei zu sein. Doch weit gefehlt. Es dauerte nicht lange, ehe ganz andere, furcherregendere Wesen auftauchten. Sonnenglut war schnell wieder dem Allttag verfallen und es vergingen zuerst einige Tage, bevor die ersten Vorfälle passierten. Die allerersten waren die Lunater, eine Art dunkle Geschöpfe, halb Mensch und halb Wolf.
Sie griffen Sonnenglut an, als die Stadt am wehrlosten war und sie selbst am stärksten, und zwar mitten in der Nacht. Die Sonnengluter hatten Schwierigkeiten, sich zu wehren, obwohl die Lunater nur etwa ein Dutzend waren. Sie waren voller Kraft, voller Energie und voller Blutdurst. Schließlich waren sie eine halbe Ewigkeit in der Höhle gefangen. Sie schlichen sich an die Wachen heran und durch ihre langen, scharfen, herausspringenden Krallen schnitten sie ihnen die Kehle durch und ließen sie ausbluten.
In dieser Nacht schlief ich tief und fest- ich teilte mir einen Raum mit dem Nomag, der ebenfalls sehr erschöpft war. In den Nachbarzimmern waren weitere Krieger, die die Schlacht mit den Untoten überlebt hatten. Auch ihnen war es nicht gelungen, vorgewarnt zu sein. Erst die Schreie der ersten Opfer, die reflexartig losschrien, hatte sie aus ihrem tiefen Schlaf gerissen. Wir hatten unsere schweren Augenlider noch nicht ganz geöffnet und nicht vernommen, was um uns herum geschehen war, als zwei dieser Krieger in unser Gemach platzten. Uns blieb keine Zeit der Beschwerde, da wir ebenso die Schreie hörten.
„Los, kommt“, forderte einer von Ihnen auf.
Sie hatten sich bereits mit voller Montur zu uns aufgemahct, sie waren halt Krieger und sie wollten ihn schützen, den Nomag, schließlich hatte er sich gerettet. Sie verstanden nicht, was hier geschehen war. Wer würde sie nun angreifen wollen?
„Der König hat angeordnet, dass Sie mitkommen“, teilte der Krieger mit, als gebe er einen Befehl, aber das hatte er sicher nicht so gemeint, Krieger redeten halt so, sie konnten nicht anders, es war ihre Natur.
„Ich möchte nicht alleine gehen“, sprach der Nomag und flehte, „bittet trennt uns nicht!“
Der Krieger schaute ein wenig verwirrt:
„Das hatte ich auch nicht vor. Hauptsache Ihr kommt mit.“
Der Nomag und ich folgten dem Krieger. Er führte uns in unterirdische, für uns unbekannte Gänge.
„Wo gehen wir hin?“ fragte der Nomag.
„In Sicherheit“, antwortete der Krieger.
„Weg von hier“, entgegnete ein anderer.
„Ich kann nicht“, sagte der Nomag und blieb stehen.
Mit schlotterten die Beine vor Aufregung. Was hatte er nur vor?
„Ich werde zurück gehen, die Menschen brauchen mich“, gab er an.
„Das geht nicht“, stellte sich der erste Krieger dazwischen, „denn die Menschen brauchen dich lebend und nicht tot.“
„Gehe nicht“, flehte ich den Nomag an, „bitte…“
„Nein, das ist nicht deine Entscheidung, sondern allein meine“, giftete der Nomag mich an, „und nun hälst du deine Fresse!“
Er war deutlich, sehr deutlich. Etwas an ihm war anders, nicht wie vorher und es machte mir Angst. Die Krieger aber blockierten seinen Weg.
„Wir können das nicht zulassen“, machte einer der Kämpfer deutlich, „wir werden dich mitnehmen müssen auch gegen deinen Willen, es ist die Anordnung des Königs.“
„Dann lasst ihr mir keine andere Wahl, als euch zu töten“, drohte der Nomag.
Ich war erschrocken, was er bereit war, zu riskieren, denn er war vorher ein anderer. Zumindest hatte ich ihn als solches kennengelernt. Er bekam diesen speziellen Blick. Einen Blick, den man sah, wenn jemand bereit war zu töten. Der Nomag war es- ich nicht. Ich blieb wie angewurzelt stehen und wurde in eine Art Bann gezogen. Ich konnte mir nicht erklären wie es geschehen war.
„Also, wie ist eure Wahl?“ drängte der Nomag.
Die Wachen schauten sich gegenseitig an. Man konnte an ihren Gesichtern erkennen, dass sie nicht den Eindruck hatten, hier als Verlierer zu gehen, denn sie waren bewaffnet und er nicht. Warum er sich so verhielt, war ihnen offensichtlich egal.
„Hör zu“, machte der eine deutlich, „wir machen hier nur unsere Arbeit, denn wir diesen dem König. Da er und aufgetragen hat, dich in so einem Fall zu ihm zu führen, sind wir angehalten, unseren Forderungen auch Nachdruck zu verleihen.“
Die Wachen zogen demonstrativ die Waffen und unterstrichen ihre Drohungen durch entsprechendes Verhalten.
„In Ordnung, es ist eure letzte Möglichkeit, hier lebend herauszukommen“, machte der Nomag erneut deutlich.
Die Wachen aber bleiben stehen und signalisierten, dass sich nicht im entferntesten bereit waren, von fort zu gehen.
„Dann habt ihr euer Schicksal gewählt“, sprach der Nomag, wobei ich feststellte, dass er eine anderen, finstere Stimme bekommen hatte.
Die Wachen hatten offenbar genug von den Drohungen und griffen an. Der Nomag wich beiden gekonnt aus und schlug dem einen auf den Rücken, wobei ein lautes Knacken zu hören war.
Es handelte sich vermutlich um die Wirbelsäule des Angreifers, die im Begriff war zu brechen. Die Wache schrie. Der Nomag ergriff das Schwert und erledigte die andere Wache mit einem Hieb. Der Kopf schoss mit einer derartgien Wucht vom Rest des Körpers, sodass er ein paar Meter flog und auf dem Boden aufprallte, ehe der Körper zu Boden kippte.
Ich schluckte. Für mich war klar, dass ich der nächste sein müsste. Ich schloss die Augen und erwartete den Tod. Er würde es schnell machen, da war ich mir sicher. Mit jeder Sekunde, die wie eine halbe Ewigkeit an mir vorbeistrich, bekam ich das Gefühl, tausend Tode u sterben. Es geschah nichts.
Dann, nach einer Weile öffnete ich meine Augen aus Neugierde. Ich war verwirt, denn ich musste feststellen, dass er verschwunden war. Ich schaute mich um, aber ich konnte ihn nicht finden. In mir stieg eine Verunsicherung, die ich nicht erklären konnte. Warum hatte er mich verschont? Warum war er nun wie vom Erdboden verschluckt?
Mir blieb nicht viel Zeit zum Nachdenken, denn es kamen andere Wachen. Ich beschloss zu fliehen, denn wenn sie mich so sahen, mit den beiden Leichen auf der Erde, dann würden sie mir das Leben nehmen, da sie annehmen würden, ich hätte diese Tat vollbracht, wenngleich dies unmöglich scheint, wenn man betrachtet wie alt ich bereits bin.
„Stehenbleiben“, hörte ich sie schreien, aber ich konnte nicht anders als zu rennen.
Ich lief solange bis mir die Puste ausging und ich vor Erschöpfung fast umgefallen wäre. Ich befand mich irgendwo und es war dunkel. Der Mond schien klar, sodass ich etwas sehen konnte, aber diese Schatten ließen mehr vermuten als mir lieb war.“
Der alte trank einen weiteren, langen Schluck aus seinem Gefäß. Der Regen nahm zu und das Prasseln der Tropfen, wie sie aufs Dach knallten, war nun deutlich zu hören. Michael schaute immer wieder hoch, aber es waren keine Schäden zu sehen.