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Das Thema Organspende wird in unserer Gesellschaft sehr einseitig gesehen. Man betrachtet im Grunde nur den Organempfänger, dessen Leben durch eine Transplantation gerettet werden kann. Den Spender hat man kaum im Blick, weil man glaubt, dass dieser ohnehin tot sei. Der allgemeine Tenor lautet, dass man ihm kein Leid mehr antun könne, dass man ihn keiner Zukunft mehr berauben könne, so dass es ethisch berechtigt sei, ihm Organe zu entnehmen, wovon der Organempfänger erheblich profitieren könne. Der Spender ist aber nicht tot, sondern nur hirntot. Sein Herz pumpt Blut, sein Magen und sein Darmtrakt verdauen usw. Bestimmte Organe bzw. Zellkomplexe können noch eine Weile überleben. Darüber hinaus können die meisten Organfunktionen durch Anschluss an ein Beatmungsgerät sogar noch sehr lange aufrechterhalten werden. Auch ist nicht völlig auszuschließen, dass er trotz seines komatösen Zustands den martialischen Prozess der Explantation, der ihn letztlich tötet, wahrnehmen kann. Selbst der Nutzen, den der Organempfänger hat, ist nicht so groß, wie allgemein behauptet wird. Er muss lebenslang Medikamente nehmen, damit das fremde Organ nicht abgestoßen wird. Durch diese Immunsuppressiva wird sein Immunsystem unterdrückt und geschwächt, so dass er sehr anfällig für die verschiedensten Infektionen und Krankheiten ist. Des Weiteren wird sich in vielen Fällen sein Wesen stark verändern, was gewaltige Probleme nach sich zieht. Im Gegensatz zu den meisten Publikationen liegt der Schwerpunkt dieses Buches auf den spirituellen Folgen einer Organtransplantation für Spender und Empfänger. Es wird gezeigt, wie dadurch in das Schicksal beider eingegriffen wird und welche Folgen es im nachtodlichen Leben haben könnte. Bei einer Organtransplantation handelt es sich sowohl für den potentiellen Spender als auch für den Empfänger um eine äußerst schwierige und folgenschwere Entscheidung, die nur jeder Einzelne nach reiflicher Gewissensprüfung selbst treffen kann und muss. Um sich aber für das für jeden Menschen individuell Richtige entscheiden zu können, bedarf es einer Aufklärung mit umfassenden sachlichen Informationen. In der Tat ist eine Organspende ein ganz außergewöhnliches Ereignis im Schicksal aller Beteiligten, das von einem klaren Bewusstsein begleitet sein will. Daher bedarf es keiner Werbung, sondern einer Aufklärung! Zu dieser Aufklärung möchte dieses Buch einen wichtigen Beitrag leisten.
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Seitenzahl: 293
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Hab Achtung vor dem Menschenbild, und denke, dass, wie auch verborgen, darin für irgendeinen Morgen der Keim zu allem Höchsten schwillt!
Christian Friedrich Hebbel
Vorwort
Einleitung
1 Organtransplantation – Modalitäten, Daten und Fakten
1.1 Die Geschichte der Organtransplantation
1.2 Wie ist der Stand heute?
1.3 Wer kommt als Organspender, wer als Organempfänger in Frage?
1.4 Modalitäten und Ablauf einer ›postmortalen‹ Organtransplantation
1.4.1 Organexplantation
1.4.2 Organimplantation
1.5 Cui bono? – Wer sind die Profiteure der Organtransplantation?
1.6 Kriminelle Machenschaften
1.6.1 Unfassbare Verbrechen
2 Wann ist ein Mensch tot? – Die Crux mit dem Hirntod
2.1 Definition des Hirntodes
2.2 Voreilige oder irrtümliche Feststellung des Hirntodes
2.3 Der Hirntod darf
nicht
mit dem biologischen Tod gleichgesetzt werden
2.3.1 Ergebnisse der Nahtod-Forschung
2.4 Höchst bedenkliche Praktiken und Bestrebungen
2.4.1 Herztote als Organspender
2.4.2 Justified Killing
3 Wenn zwei Herzen in einer Brust schlagen…
3.1 Auffällige Wesensveränderungen
3.2 Merkwürdige Erinnerungen
4 Das Wesen und das Ziel des Menschen aus Sicht der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft
(Exkurs)
4.1 Das Wesen des Menschen
4.1.1 Der physische Leib
4.1.2 Der Ätherleib
4.1.3 Der Astralleib
4.1.4 Das Ich
4.2 Reinkarnation und Karma
4.2.1 Was ist der Sinn der vielen Erdenleben?
4.2.2 Karma – das große kosmische Schicksalsgesetz
4.3 Karma und Krankheit
4.3.1 Die
wahren
Ursachen von Krankheiten
4.3.2 Der Sinn von Krankheiten
4.4 Das Leben des Menschen zwischen Tod und neuer Geburt – ein kurzer Überblick
4.4.1 Wichtige Wahrnehmungen, Erfahrungen und Erlebnisse in den ersten Jahren nach dem Tod
4.4.1.1 Der Todesaugenblick
4.4.1.2 Die Lebensrückschau
4.4.1.3 Das erneute ›Durchleben‹ des letzten Erdenlebens
4.4.2 Wichtige Aufgaben in der Geisteswelt
5 Wahrnehmungen eines hirntoten Organspenders und mögliche Folgen in seinem nachtodlichen Leben
5.1 Verfrühter Todeszeitpunkt
5.2 Welche Wahrnehmungen und Empfindungen kann ein Hirntoter noch haben?
5.2.1 Welche
›sinnlichen‹
Wahrnehmungen kann ein Hirntoter haben?
5.2.1.1 Wie kann man diese ›sinnlichen‹ Wahrnehmungen erklären?
5.2.2 Welche
übersinnlichen
Wahrnehmungen kann ein Hirntoter haben?
5.2.2.1 Wie kann man diese übersinnlichen Wahrnehmungen erklären?
5.2.3 Kann ein Hirntoter denken?
5.2.4 Kann ein Hirntoter – insbesondere bei der Explantation – Schmerzen empfinden?
5.3 Fehlende oder unzureichende Verabschiedung
5.4 Quälende Fragen und Zweifel der Angehörigen
5.5 Folgen für das nachtodliche Leben des Organspenders
5.5.1 Ein Organspender braucht nach dem Tod Hilfe
5.6 Die karmische Dimension einer Organspende
5.7 Folgen für die Explanteure im Leben nach deren Tod
5.8 Kann es ›gute‹ Gründe für eine ›postmortale‹ Organspende geben?
5.9 Wie ist eine Lebendspende zu bewerten?
6 Mögliche Folgen im weiteren Erdenleben sowie im nachtodlichen Leben des Organempfängers
6.1 Eine schicksalsträchtige Entscheidung
6.2 Gründe für die Abstoßung des gespendeten Organs
6.3 Mögliche Folgen für das weitere Leben des Empfängers
6.3.1 Wie kann man diese Phänomene aus spiritueller Warte erklären?
6.4 Mögliche Folgen im nachtodlichen Leben und im nächsten Erdenleben
6.4.1 Mögliche Folgen im nachtodlichen Leben
6.4.2 Mögliche karmische Folgen im nächsten Erdenleben
6.5 Empfehlungen für Organempfänger
6.5.1 Dem Organspender danken
6.5.2 Das Leben neu ergreifen
7 Die Widerspruchslösung droht!
Anhang
Quellennachweis
Literaturverzeichnis
Buchempfehlungen
Das Thema »Organspende« geht im eminentesten Sinne alle an! Jeder von uns könnte eines Tages durch einen Unfall oder eine schwere Krankheit, welche zu einem irreversiblen Ausfall der Gehirnfunktionen führen, als sogenannter »postmortaler« Organspender in Frage kommen. Somit sollte sich jeder beizeiten entscheiden, ob er dazu bereit ist und es dann durch einen Organspendeausweis oder eine Patientenverfügung dokumentieren – oder aber darauf bewusst verzichten.
Genauso gut könnte jeder von uns irgendwann einmal dringend eines Spenderorgans bedürfen, um dadurch ein lebenswerteres Dasein fristen oder überhaupt am Leben bleiben zu können.
In der öffentlichen Darstellung und in den meisten Publikationen zum Thema »Organspende« kommen in recht einseitiger Weise vorwiegend oder gar ausschließlich die äußeren, also beispielsweise die medizinischen, gesetzlichen – allenfalls noch die psychologischen – Aspekte zur Sprache, die man als Argumente für oder gegen eine Organtransplantation ins Feld führt. Die aus unserer Sicht viel wichtigeren spirituellen Gesichtspunkte werden viel zu wenig berücksichtigt.
Wie jemand ein gesellschaftlich wichtiges Thema – wie auch die Organtransplantation eines ist – beurteilt, hängt ganz wesentlich von seinem Weltbild ab. Ein Zeitgenosse, der materialistisch gesinnt ist und somit in dem Menschen lediglich ein reines Körperwesen sieht, dessen Existenz sich nur auf den kurzen Zeitraum zwischen Geburt und Tod erstreckt, wird zu anderen Urteilen tendieren als jemand, der ein spirituelles Weltbild hat. Letzterer weiß, dass der Mensch nicht nur einen Körper, sondern auch eine Seele und einen Geist hat. Er weiß, dass der Mensch ein geistigseelisches Wesen ist, das ewig existiert und im Zuge seiner unerdenklich langen geistig-seelischen Entwicklung viele Male den irdischen Schauplatz betritt und zwischen zwei aufeinanderfolgenden Erdenleben lange Zeit in der geistigen Welt verbringt (Kapitel 4, S. →ff.).
Selbstverständlich haben wir die medizinischen und psychologischen Gesichtspunkte auch in unserem Buch nicht ausgespart. Allerdings werden hier die spirituellen Aspekte in den Mittelpunkt gestellt. Wenn man weiß, was der Mensch aus geisteswissenschaftlicher Sicht wirklich ist und worin der Sinn seines Daseins besteht, kann man mit ganz anderen Augen auf alles, was mit einer Organtransplantation zusammenhängt, schauen. Erst dann können viele essentielle Fragen eine Antwort finden.
Um ein tragfähiges Fundament für diese spirituellen Aspekte zu haben, werden wir uns hier nicht ausschließlich, aber doch weitgehend an den reichhaltigen Erkenntnissen der »anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft«, kurz »Anthroposophie«, die der große Eingeweihte und Geisteslehrer Dr. Rudolf Steiner (1861 bis 1925) der Welt geschenkt hat, orientieren.
»Alle aus unterschiedlichen Quellen entnommenen Zitate in diesem Buch sind in einer anderen Schriftart gedruckt.«
»Die im Text eingebetteten Original-Zitate aus Büchern und Vorträgen Rudolf Steiners sind fett gedruckt, um auf den ersten Blick als solche erkannt zu werden.«
Erfahrungsberichte, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Organtransplantation stehen, sind eingerückt.
Alle älteren Zitate in diesem Buch sind an die heute gültige Rechtschreibung angepasst.
Wenngleich die Bereitschaft, Organe zu spenden, in den letzten Jahren etwas abgenommen hat, betrachtet die Mehrheit unserer Mitbürger die Organtransplantation als einen Segen der modernen Medizin und steht ihr positiv gegenüber.
Selbstverständlich handelt es sich bei einer Organtransplantation um eine große medizinische Errungenschaft, die Menschen das Leben retten kann. Allerdings haben sich die weitaus meisten nicht hinreichend und umfassend über alles, was damit zusammenhängt, informiert. So haben beispielsweise viele keine Vorstellung davon, was bei einer ›postmortalen‹ Organentnahme auf den Spender und seine Angehörigen wirklich zukommt. Des Weiteren ist den wohl meisten nicht bekannt, dass mit einer Organspende – insbesondere, wenn es um die Verpflanzung des Herzens geht – auch für den Empfänger gewisse Gefahren verbunden sind, die weit über die üblichen medizinischen Risiken hinausgehen.
Gemäß einer Befragung der »Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung« aus dem Jahre 2022 sind 84 Prozent der Deutschen dem Thema Organspende gegenüber positiv und zustimmend eingestellt. 44 Prozent unserer Mitbürger haben ihren Entschluss, im Falle eines Falles Organe zu spenden, in einem Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung dokumentiert. Weitere 17 Prozent der Befragten gaben an, zwar auch diese Entscheidung schon getroffen, sie aber bisher noch nicht schriftlich festgelegt zu haben. 36 Prozent haben sich noch nicht endgültig entschieden. Betrachtet man diese Zahlen, so könnte man annehmen, dass es sich bei einer Organspende um einen ausnahmslos guten und sinnvollen Akt handele, der geradezu alternativlos ist.
Wenn man einen Menschen, der sich zu einer ›postmortalen‹ Organspende entschlossen hat, nach seinen Motiven für diese Entscheidung fragt, bekommt man häufig sinngemäß die folgende Antwort: »Wenn ich einmal tot bin, kann mir doch egal sein, was mit meinem Körper geschieht. Das bekomme ich nicht mit, falls ich nach dem Tod überhaupt noch irgendetwas mitbekommen sollte. Bevor meine Organe verbrannt werden oder im Grab verrotten, sollen sie lieber entnommen und einem anderen Menschen, der dadurch weiterleben kann, eingepflanzt werden. Das ist doch eine gute Tat!«
Allerdings dürften den weitaus meisten von ihnen das ganze Ausmaß und die Tragweite ihrer Entscheidung nicht bewusst sein. Sie wiegen sich in dem sicheren Gefühl, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es eines Tages ernst werden könnte, verschwindend gering ist.
Diese durchweg positive und bejahende Einstellung zur Organspende ist nicht zuletzt die Folge davon, dass dieses Thema seitens der Politik, der Medizin und der Medien mit einem gewaltigen Werbeetat seit Jahrzehnten stark beworben wird. Man möchte damit erreichen, dass sich möglichst viele Bürger bereiterklären, im Falle eines Falles Organe zu spenden.
Die Werbeslogans sind alles andere als freilassend und zum Teil sehr suggestiv bzw. manipulativ. Wir wollen hier nur einige Beispiele anführen:
Träumst Du von Unsterblichkeit? – Dann lass einen Teil von Dir weiterleben!
Wollen Sie nicht noch einmal Ihr Herz verschenken?
Eine neue Niere ist wie ein neues Leben!
Gib alles, was Du geben kannst!
Dem Gesunden fehlt viel, dem Kranken nur eins!
Das trägt man heute: den Organspendeausweis!
Die »Deutsche Stiftung Organtransplantation« warb vor einigen Jahren auf Bahnhöfen in 14 deutschen Städten mit der Botschaft: »Jede Minute zählt, verschwendete Wartezeit kann für Schwerkranke tödlich sein!« In Einkaufszentren, Apotheken, Krankenhäusern, Arztpraxen und Behörden wird man mit Werbebroschüren, in denen man um die Spendenbereitschaft gebeten wird, und mit Organspendeausweisen versorgt. Auch die beiden großen Kirchen haben sich wie so oft ganz auf die Seite der Politik und der Wissenschaft geschlagen. Im Jahre 1990 gaben sie eine gemeinsame Erklärung zur Organtransplantation heraus, in der Organspenden als »Akt der Nächstenliebe« befürwortet werden. Kommt Ihnen das vielleicht bekannt vor?
Freilich liegt es in der Natur der Werbung, dass diese nicht objektiv und oftmals auch nicht ganz ehrlich ist, wie man es von der üblichen Produktwerbung gewohnt ist. So wird in vielen Berichten, die im Fernsehen ausgestrahlt werden, insbesondere immer wieder über das Schicksal von Kindern und Jugendlichen berichtet, die nur noch durch den Anschluss an bestimmte Maschinen künstlich am Leben erhalten werden können und bald sterben müssen, wenn sie nicht ein neues Organ bekommen. Es wird die ›Moralkeule‹ ausgepackt und an das Mitleid der Zuschauer appelliert, denen man ein schlechtes Gewissen machen möchte, falls sie sich nicht als Spender zur Verfügung stellen. Einige sprechen sogar von unterlassener Hilfeleistung, wenn sich jemand nicht als potentieller Organspender bereit erklärt. Manipulative Werbung oder solche, die auf die Tränendrüsen drückt, ist völlig ungeeignet, damit jemand eine fundierte, wohlabgewogene und vor allem freie Entscheidung treffen kann.
In der üblichen Arzneimittelwerbung werden in den Spots die Wirksamkeit und die positiven Folgen für den Patienten in schillernden Farben dargestellt. Immerhin wird am Ende noch in einer kurzen Einblendung auf mögliche Risken und Nebenwirkungen hingewiesen. Bei der Werbung für die Organspende bleibt dieser Hinweis aus.
In einschlägigen Quellen werden Erfahrungsberichte von Menschen, denen ein Spenderorgan eingesetzt wurde, veröffentlicht, die fast immer sehr positiv sind. Um auf Schilderungen negativer Erfahrungen zu stoßen, muss man schon etwas länger suchen. Außerdem werden sich viele Organempfänger auch nicht negativ äußern, weil sie nicht undankbar erscheinen wollen.
In der Öffentlichkeit findet kaum ein ergebnisoffener Diskurs statt. Es kommen vorwiegend die Befürworter aus Politik und Medizin zu Wort. Das birgt die große Gefahr in sich, dass viele diesen vermeintlichen Autoritäten vertrauen und ihre Narrative für die einzige Wahrheit halten. Kritischen Stimmen wird nur selten eine Bühne gegeben. Folglich werden nur die zweifellos vorhandenen positiven Aspekte einer Organtransplantation thematisiert. Die negativen oder zumindest bedenklichen – wie etwa das höchst fragwürdige Konzept des Hirntodes (Kapitel 2, S. →ff.) oder die Tatsache, dass nicht einmal ganz so wenige Organempfänger durch die Transplantation lediglich das nackte Überleben, das mit Lebensqualität nicht viel gemein hat, gewonnen haben – werden totgeschwiegen. Was in kaum einer Debatte eine Rolle spielt, sind die spirituellen, also etwa die karmischen bzw. schicksalsmäßigen und nachtodlichen Folgen, die eine Organtransplantation sowohl für den Spender als auch für den Empfänger nach sich ziehen können. Das ist aber in einer durch und durch materialistisch gesinnten Gesellschaft gewiss nicht verwunderlich. Wir werden uns mit diesem Thema in den Kapiteln 5 und 6 ( S. →ff.) sehr ausführlich befassen.
Eine Organspende ist ein ganz außergewöhnliches Ereignis im Schicksal aller Beteiligten, das von einem klaren Bewusstsein begleitet sein will. Daher bedarf es keiner Werbung, sondern einer Aufklärung!
In der Tat handelt es sich hierbei sowohl für den potentiellen Spender als auch für den Empfänger um eine äußerst schwierige und folgenschwere Entscheidung, die nur jeder Einzelne nach reiflicher Gewissensprüfung selbst treffen kann und muss. Um sich aber für das für jeden Menschen individuell Richtige entscheiden zu können, bedarf es zunächst einmal einer Aufklärung mit umfassenden sachlichen Informationen. Eine objektive Aufklärung mit Beleuchtung aller Aspekte schränkt die Freiheit des Menschen nicht ein. Sie ist nicht nur viel sinnvoller, sondern auch wirksamer als einseitige Narrative und gesetzliche Verordnungen.
Zu dieser so dringend erforderlichen Aufklärung möchte das vorliegende Buch einen wichtigen Beitrag leisten.
Daher sollte es jeder, der sich bereits zu einer Organspende entschlossen hat oder zu dieser Entscheidung tendiert, lesen.
Möglicherweise wird er dann seinen Entschluss revidieren oder wenigstens noch einmal überdenken. Vielleicht wird er dadurch aber auch in seiner bereits getroffenen Entscheidung bestärkt.
Keiner sollte eines Tages sagen: »Ich habe nichts von den Modalitäten und Konsequenzen einer Organtransplantation gewusst.« In unserem heutigen Informationszeitalter kann sich jeder im Vorfeld umfassend informieren. Informationen sind eine Holschuld!
Es sei nochmals betont: Die Entscheidung, ob sich jemand für oder gegen eine Organspende entscheidet, ist eine freie Tat des freien Menschen, für die nur er selbst die Verantwortung trägt.
Aber auch jeder, der sehnlichst darauf wartet, dass ihm endlich ein Organ eingepflanzt wird, sollte dieses Buch lesen, selbst wenn die Darstellungen seine Hoffnungen etwas trüben könnten.
Das ist der Fluch der Medizin:
Alles, was machbar ist, wird irgendwann gemacht –
es sei denn man verpflichte sich mit dem
französischen Reproduktionsmediziner Jaques Testart
einer »Ethik der Nicht-Forschung«.
Markus M. Ronner
In diesem Kapitel wollen wir zunächst einen Blick in die Geschichte der Organtransplantation werfen. Dann werden wir die gegenwärtige Situation beleuchten. Insbesondere werden wir die heute üblichen Modalitäten, Rahmenbedingungen sowie besondere Aspekte einer ›postmortalen‹ Organverpflanzung erläutern und mit Daten und Fakten, die jeder durch eigene Recherchen selbst nachprüfen kann, belegen.
Die Idee, ein Organ oder Körperteil eines Menschen zu verpflanzen ist schon viel älter, als allgemein bekannt sein dürfte.
Gemäß einiger Mythen bzw. Legenden soll das bereits vor mehr als 5.000 Jahren praktiziert worden sein. Die ersten historisch nachweisbaren Transplantationen fanden vor etwa 2.500 Jahren statt. Heiler im alten Indien verpflanzten die Haut und halfen damit Menschen, deren Nasen oder Ohren verstümmelt waren. Berichte über diese Hauttransplantationen erreichten im 16. Jahrhundert auch Europa. Die Methoden wurden insbesondere in Italien weiterentwickelt. So ist beispielsweise überliefert, dass der italienische Chirurg und Anatom Gasparo Tagliacozzi (1546 bis 1599) anno 1597 Verletzungen durch Hauttransplantationen behandelte. Aufgrund seiner Nasenrekonstruktionen gilt er als Pionier der plastischen Chirurgie.
Die ersten zarten Anfänge der Transplantationsmedizin finden sich im späten 19. Jahrhundert.
Im Jahre 1883 verpflanzte der Schweizer Chirurg Theodor Kocher (1841 bis 1917) einem jungen Patienten, dem zuvor die gesamte Schilddrüse entfernt wurde, Schilddrüsengewebe unter die Haut des Halses. Das Gewebe starb allerdings kurze Zeit später ab.
Das Zeitalter der modernen Transplantationstechnik brach dann im frühen 20. Jahrhundert an. Nachdem um 1900 die Transplantation als grundsätzlich sinnvolles medizinisches Konzept anerkannt wurde, wurden in den folgenden Jahrzehnten verschiedene Versuche durchgeführt.
So demonstrierte im Jahre 1902 der österreichische Chirurg Emerich Ullmann (1861 bis 1937) vor der Wiener Gesellschaft für Chirurgie die erste gelungene Nierentransplantation bei einem Hund. Das Organ produzierte mehrere Tage Urin, bis es abstarb.
Im Jahre 1933 wurde erstmals eine ›postmortal‹ gespendete menschliche Niere verpflanzt. Operateur war der ukrainische Chirurg Jurij Woronyj (1895 bis 1961). Die Organempfängerin überlebte den Eingriff vier Tage. Das Spenderorgan funktionierte zu keinem Zeitpunkt.
Dem US-amerikanischen Chirurgen Joseph E. Murray (1919 bis 2012) gelang im Jahre 1954 erstmals eine erfolgreiche Lebendorganspende einer Niere bei eineiigen Zwillingen.
Im Jahre 1962 gelang die erste erfolgreiche Transplantation einer Niere bei genetisch nicht verwandten Patienten.
Die erste Verpflanzung einer Lunge fand im Jahre 1963 durch James D. Hardy (1918 bis 2003) statt. Der Patient verstarb 18 Tage später an multiplem Organversagen.
Im Jahre 1967 gelang dem US-amerikanischen Chirurgen Thomas Starzl (1926 bis 2017) die erste Lebertransplantation.
Als ein Meilenstein in der Geschichte der Organtransplantation gilt zweifellos die erste Herztransplantation, die der südafrikanische Chirurg Christiaan Barnard (1922 bis 2001) am 3. Dezember 1967 in Kapstadt durchführte. In einer fünfstündigen Operation setzte sein aus 31 Ärzten bestehendes Team dem aus Litauen stammenden Gemüsehändler Louis Washkansky das Herz der 25-jährigen Denise Darvall ein.
Der 54-jährige Empfänger hatte mehrere schwere Herzinfarkte erlitten. Die Ärzte prognostizierten, dass sein Herz nicht mehr lange arbeiten werde.
Die Organspenderin wurde am Tag zuvor auf dem Weg zum Bäcker mit ihrer Mutter von einem Auto angefahren. Während die Mutter sofort starb, wurde Denise mit schweren Kopfverletzungen ins »Groote Schuur Hospital« gebracht und dort ohne Erfolg behandelt. Noch am selben Tag diagnostizierten die Ärzte ihren Hirntod. Mit Einwilligung ihres Vaters entnahm ein Ärzteteam, das von Christiaan Barnard geleitet wurde, ihr Herz, das dann ein paar Stunden später Louis Washkansky eingepflanzt wurde.
Nachdem der Organempfänger sich zunächst gut von dem Eingriff erholt zu haben schien, verschlechterte sich sein Zustand nach wenigen Tagen. Knapp drei Wochen später starb er an einer Lungenentzündung.
Diese erste Herztransplantation erzielte ein weltweites Aufsehen, das allenfalls eineinhalb Jahre später von der ersten Mondlandung noch übertroffen wurde. Christiaan Barnard erlangte Weltruf und gilt als der Begründer der Herztransplantation.
Professor Barnard hatte die Herzverpflanzung durchgeführt, obwohl ihm klar war, dass einige grundsätzliche Probleme noch nicht gelöst waren. Das Hauptproblem bestand darin, dass man noch nicht genau wusste, wie man einer Abstoßung des Organs vorbeugen konnte. Die Medikamente, die damals zur Verfügung standen, konnten kaum verhindern, dass das körpereigene Abwehrsystem des Empfängers das fremde Organ angriff und zerstörte. Außerdem machten sie den Körper wehrlos gegenüber zahlreichen Krankheitserregern.
Trotz dieses Misserfolges folgten zahlreiche Ärzteteams den Spuren Barnards. Hier sind in erster Linie Adrian Kantrowitz (1918 bis 2008) und Norman E. Shumway (1923 bis 2006), der schon im Jahre 1956 experimentelle Herzverpflanzungen an Hunden durchführte, zu nennen. Rund einen Monat nach der ersten Herzverpflanzung durch Professor Barnard pflanzte Dr. Shumway dem 54 Jahre alten Stahlarbeiter Mike Kasperak, der seit zehn Jahren eine schwere Myokarditis hatte, ein Spenderherz ein. Der Patient überlebte den Eingriff nur 15 Tage. Er starb an einer Reihe verschiedenster Komplikationen.
Als Pioniere der Herzchirurgie in Deutschland gelten Werner Klinner (1923 bis 2013), Fritz Sebening (1930 bis 2015) und Rudolf Zenker (1903 bis 1984). Unter der Leitung von Zenker führten Klinner und Sebening die ersten beiden Transplantationen im Jahre 1968 am Deutschen Herzzentrum in München durch. Mehrere Kollegen folgten ihrem Beispiel. Die meisten Patienten starben jedoch innerhalb weniger Wochen aufgrund einer schweren Infektion oder weil der Körper das Transplantat abstieß. Bei einer Patientin verlief der Eingriff erfolgreich. Die dreifache Mutter erholte sich so schnell, dass man von einem medizinischen Wunder sprach. Die befürchtete Abstoßung des Organs trat bei ihr nicht auf.
Durch die Verabreichung von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken, sogenannte Immunsuppressiva, stieg die Chance, dass das eingepflanzte Organ nicht mehr abgestoßen wurde, ganz erheblich.
Im Jahre 1989 erfolgte die weltweit 100.000. Nierentransplantation.
Bis zur Jahrtausendwende wurden auf der gesamten Welt bereits etwa 470.000 Nieren, 74.000 Lebern, 54.000 Herzen und rund 10.000 Lungen transplantiert.
Heute können insbesondere die vier lebensnotwendigen Organe, also Herz, Leber, Nieren und Lunge, mit recht guten Erfolgsaussichten transplantiert werden. Die Verpflanzung dieser Organe stellt für ein erfahrenes Ärzteteam längst einen Routine-Eingriff dar.
Selbst die Herztransplantation ist heute Routine. Sie gehört zu den Standard-Operationsverfahren innerhalb der Herzchirurgie. Im Vergleich zu manchen anderen Operationsverfahren ist der technische Aspekt sogar eher einfach. Allerdings ist eine Transplantation der Lunge immer noch recht schwierig.
Weltweit werden Jahr für Jahr weit mehr als 100.000 Organverpflanzungen durchgeführt. Allein in Deutschland wurden nach Angaben der Deutschen Stiftung für Organtransplantation ( S. →) im Jahre 2023 965 Spendern 2.877 Organe ›postmortal‹ entnommen und anschließend transplantiert. Im Durchschnitt wurden also den Spendern 3 Organe explantiert. Am häufigsten wurden Nieren gespendet, gefolgt von Lebern, Herzen und Lungen. Etwa 370 Menschen bekommen in Deutschland jährlich ein Spenderherz.
Nach der ersten Herztransplantation im Jahre 1967 überlebte der Organempfänger nur 18 Tage mit dem neuen Herzen. Heute beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate annähernd 80 Prozent. Nach zehn Jahren lebt noch etwa die Hälfte der einst schwer herzkranken Patienten. Eine verpflanzte Niere arbeitet im Durchschnitt etwa 15 Jahre im Körper des Empfängers. Dennoch ist nicht zu übersehen, dass die Sterberate innerhalb des ersten Jahres nach der Transplantation nicht gering ist. Bei Herzempfängern beträgt sie knapp 20, bei Lungenempfängern etwa 28, bei Leberempfängern etwa 27 und bei Nierenempfängern rund 15 Prozent.
Dann ist auch heute die Gefahr, dass es zu einer langsamen und allmählichen Abstoßung des transplantierten Organs kommen kann, immer noch sehr groß – insbesondere wenn das Gewebe von Spender und Empfänger nicht hinreichend übereinstimmen. Der Grund für dieses Abstoßen liegt aus medizinischer Sicht in der eigenen Immunabwehr des Körpers. Das Immunsystem erkennt das neue Organ als einen Fremdkörper, das es ja de facto auch ist, und versucht es abzuwehren. Diese Reaktion ist durchaus nachvollziehbar, da das fremde Organ nichts mit der originären Leibesorganisation des Empfängers zu tun hat. Um diesen Abwehrprozess zu verhindern, werden dem Patienten Immunsuppressiva, also Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, verabreicht. Da diese Medikamente im Laufe der letzten Jahre und Jahrzehnte immer wirksamer geworden sind, ist auch die Chance, dass das fremde Organ nicht – oder wenigstens nicht so schnell – abgestoßen wird, deutlich gestiegen. Auf die spirituellen Hintergründe einer Abstoßung werden wir in Kapitel 6 ( S. 183ff.) zu sprechen kommen.
Allerdings darf nicht übersehen werden, dass das Immunsystem durch diese Medikation erheblich geschwächt wird, so dass der Organempfänger einer deutlich größeren Infektionsgefahr als alle anderen Menschen ausgesetzt ist. Das Immunsystem kann Viren, Bakterien und Pilze nicht mehr so effektiv abwehren wie zuvor. Insbesondere in der ersten Zeit, wenn die Immunsuppressiva noch hochdosiert verabreicht werden müssen, gibt es weitere Risiken wie etwa eine erhöhte Anfälligkeit für Tumore, Schädigung des Knochenmarks, Osteoporose, Bluthochdruck und Magen-Darm-Beschwerden.
Des Weiteren besteht immer die Gefahr, dass das implantierte Organ abstirbt, so dass eine weitere Transplantation erforderlich werden könnte.
Jede Organtransplantation bedarf eines Organspenders und eines Organempfängers.
Wer kommt als Organspender in Frage?
Als Spender kommt grundsätzlich jeder Mensch in Frage, bei dem der sogenannte »Hirntod«, über den wir in Kapitel 2 ( S. 31ff.) noch ausführlich schreiben werden, festgestellt wurde. Freilich dürfen nur einem solchen Menschen Organe entnommen werden, der seine Bereitschaft dazu beizeiten ausdrücklich erklärt hat. Das kann er – sofern er nach derzeitiger Rechtslage mindestens 16 Jahre alt ist – beispielsweise in einer Patientenverfügung festlegen oder durch einen Organspendeausweis dokumentieren. Hat der Betreffende sich nicht erklärt, können die Angehörigen nach dem »mutmaßlichen Willen« des Verstorbenen entscheiden.
Das ist im Übrigen juristisch doch eine äußerst sonderbare Formulierung. Schließlich darf man auch für ein verstorbenes Familienmitglied kein Testament nach dessen mutmaßlichen Willen verfassen. Die überwiegende Mehrheit der Organtransplantationen erfolgt übrigens durch eine Einverständniserklärung der Angehörigen, weil der Spender sich zu Lebzeiten dazu nicht erklärt hat. Oftmals werden sie von den Ärzten dazu gedrängt oder wenigstens ›ermuntert‹.
In Deutschland wurde am 18. März 2024 ein Organspende-Register eingerichtet. Dieses zentrale elektronische Verzeichnis ermöglicht es den Bürgern, ihre Entscheidung für oder gegen eine Organspende festzuhalten. Das Ziel ist es, dass Krankenhäuser diese Erklärung zeitnah abrufen können.
Wer eignet sich als Organspender?
Für eine Organspende gibt es keine Altersbegrenzung. Was zählt, ist die jeweilige Funktionsfähigkeit der Organe. Diese hängt nur bedingt vom jeweiligen Lebensalter ab. Ob ein Organ transplantiert werden kann, entscheiden medizinische Voruntersuchungen und der Arzt zum Zeitpunkt der Entnahme. Es gibt nur wenige Krankheiten, die eine ›postmortale‹ Organspende ausschließen. Das ist im Grunde nur dann der Fall, wenn beim Hirntoten eine akute maligne Tumorerkrankung oder ein positiver HIV-Befund vorliegen. Bei allen anderen Erkrankungen entscheiden die Ärzte nach den vorliegenden Befunden, ob bzw. welche Organe für eine Entnahme in Frage kommen. So kann es beispielsweise sein, dass ein Typ-1-Diabetiker zwar seine Bauchspeicheldrüse nicht spenden kann, aber möglicherweise andere Organe.
Es liegt auf der Hand, dass junge und gesunde Menschen besonders geeignete Spender sind. So sind die meisten Organspender zwischen 16 und 55 Jahren alt. Patienten über 65 Jahren machten 2021 immerhin noch rund ein Viertel aller Spender in Deutschland aus. Die bisher älteste Organspenderin Deutschlands war 98 Jahre alt. Ihre Leber konnte erfolgreich transplantiert werden.
Wer kommt als Organempfänger in Frage?
Laut der »Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung«, kurz BzgA, gibt es drei Kriterien, die ein potentieller Organempfänger erfüllen muss, um auf die Warteliste zu gelangen: eine lebensbedrohliche Erkrankung eines Organs, das Versagen konservativer Therapien und eine durch die Transplantation erwartbare deutlich höhere Lebensqualität. Wenn eine Erkrankung so schwerwiegend ist, dass nur noch eine Organtransplantation helfen kann, wird der Patient von seinem Arzt an ein »Transplantationszentrum« überwiesen. Dort wird untersucht, ob eine Organverpflanzung notwendig ist und ob der Patient als Empfänger eines Organs geeignet ist. Des Weiteren werden medizinische Daten erhoben, die für die Vermittlung von Organen relevant sind. Sofern die Ärzte nach Abschluss aller Untersuchungen zu dem Resultat gelangen, dass eine Transplantation notwendig und möglich ist, werden alle Daten an die Stiftung »Eurotransplant« übermittelt, die in acht europäischen Ländern (Belgien, Deutschland, Kroatien, Niederlande, Luxemburg, Österreich, Slowenien und Ungarn) als Service-Organisation vertreten und für die Zuteilung der Spenderorgane zuständig ist. Das hat für den Patienten zur Folge, dass er auf die dort geführte Warteliste für das benötigte Organ gesetzt wird. Patienten, die auf der Warteliste stehen, leben mit der Hoffnung, bald ein gesundes Organ implantiert zu bekommen, das ihnen ein Weiterleben ermöglicht oder ihre Lebensqualität erheblich erhöht.
Zu den häufigsten Gründen dafür, dass ein Patient als Empfänger eines gespendeten Herzens in Betracht kommt, zählen die koronare Herzerkrankung und die dilatative Kardiomyopathie, also die Erkrankung des Herzmuskels mit einer erheblich verminderten Leistungsfähigkeit, sofern die medikamentöse Therapie ausgereizt ist und chirurgische Eingriffe wie Herzklappen- oder Bypass-Operationen keinen Erfolg versprechen.
Bei der Vergabe der verfügbaren Organe müssen einige wichtige Kriterien berücksichtigt werden. Das wichtigste Kriterium ist, dass die Blutgruppen von Organspender und -empfänger kompatibel sind. Bei einigen Organen ist die Übereinstimmung bestimmter Zellmerkmale von Bedeutung. Je besser diese bei beiden übereinstimmen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das neue Organ vom Empfänger angenommen wird. Damit das implantierte Organ seine Funktion im Organismus gut erfüllen kann, sollten Körpergröße und Gewicht von Spender und Empfänger nicht zu stark differieren.
Es ist in jedem Einzelfall eine äußerst schwierige Entscheidung, welchem Patienten ein verfügbares Organ zugeteilt und letztlich eingepflanzt wird. Der Platz auf der Warteliste ist nicht das entscheidende Kriterium. Es geht vielmehr um die Dringlichkeit. Aber diese Beurteilung ist nach ethischen Gesichtspunkten nur sehr schwer zu treffen. Nehmen wir an, es gibt zwei Patienten, die dringend ein neues Herz benötigen. Bei dem einen handelt es sich beispielsweise um einen 17-jährigen jungen Mann, dem ohne ein neues Herz eine Restlebenszeit von nur noch wenigen Wochen prognostiziert wird. Der andere ist eine 40-jährige Frau, deren Lebenserwartung noch auf ein halbes Jahr geschätzt wird. Während der junge Mann noch andere gesundheitliche Einschränkungen aufweist, ist die Frau von ihrem nicht mehr richtig funktionierenden Herzen abgesehen kerngesund. Nun steht aber gerade nur ein einziges explantiertes Herz zur Verfügung. Welchem der beiden Patienten soll man nun dieses einpflanzen, sofern beide gleich gut geeignete Empfänger wären?!
Gibt es genügend Spender bzw. Spenderorgane?
Die Frage muss eindeutig verneint werden. Allein in Deutschland stehen derzeit rund 9.000 Menschen auf der Warteliste für eine Organtransplantation. Im Jahre 2023 sind über 4.000 neue Patienten auf die Warteliste gekommen. Die weitaus meisten von ihnen benötigen eine Niere. Organe, die nur ›postmortal‹ entnommen werden können, sind noch weniger verfügbar, wie man sich leicht klarmachen kann. In Deutschland liegt die jährliche Sterberate bei etwa einer Million. Unter diesen befinden sich nur rund 4.000, die als hirntot diagnostiziert werden. Und von diesen kommen die weitaus meisten nicht für eine Organtransplantation in Frage, sei es, weil sie keine Erlaubnis gegeben haben, sei es aus medizinischen Gründen.
Es gibt also deutlich mehr potentielle Organempfänger als Spender. Oftmals warten die Patienten, die auf der Warteliste geführt werden, monate- oder gar jahrelang, bis sie an der Reihe sind. Nicht selten sterben sie vor der Zuteilung des benötigten Organs.
Das Missverhältnis, das zwischen der Anzahl der potentiellen Spender und Empfänger besteht, führt nicht selten dazu, dass Ärzte die Angehörigen eines hirntoten Patienten, welcher im Vorfeld keine Entscheidung in dieser Frage getroffen hat, regelrecht nötigen, das Einverständnis zur Explantation zu geben, was diese unter einen gewaltigen psychischen Druck setzt.
Nach dem Transplantationsgesetz ist die »Deutsche Stiftung Organtransplantation«, kurz DSO, die beauftragte Koordinierungsstelle für die Organspende in Deutschland.
Die DSO begleitet den gesamten Ablauf einer ›postmortalen‹ Organtransplantation. Sie arbeitet eng mit den Krankenhäusern, welche die Organentnahme der Spender vornehmen, zusammen und ist direkter Ansprechpartner für die Transplantationszentren, welche die Organe dem Empfänger implantieren und diesen versorgen. Des Weiteren organisiert sie alle nötigen Schritte, etwa die Veranlassung aller medizinischen Untersuchungen des Organspenders, die Entnahmeoperation, die Übermittlung der relevanten Spenderdaten an Eurotransplant sowie die Konservierung und den Transport der Organe zu dem jeweils verantwortlichen Transplantationszentrum.
Bei einer ›postmortalen‹ Organspende sind zwei operative Eingriffe zu unterscheiden, die meistens nicht in derselben Klinik durchgeführt werden.
Zunächst einmal müssen dem Organspender die Organe, die er zu spenden bereit war, entnommen werden. Zu dieser Organexplantation ist nicht jedes Krankenhaus berechtigt. Die Kliniken, in denen Organe entnommen werden dürfen, bezeichnet man als »Entnahmekrankenhäuser«. Diese müssen aufgrund ihrer räumlichen und personellen Ausstattung in der Lage sein, Organentnahmen durchzuführen. In Deutschland gibt es derzeit rund 1.200 solcher Einrichtungen. Entnahmekrankenhäuser sind gesetzlich zur Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle und den Transplantationszentren verpflichtet.
Kommen wir nun auf den eigentlichen Vorgang einer ›postmortalen‹ Organexplantation zu sprechen, der von vielen Befürwortern der modernen Transplantationsmedizin gern verschwiegen oder verdrängt wird. In der Tat handelt es sich hierbei um einen recht martialischen und menschenunwürdigen Prozess, der nichts für zartbesaitete Gemüter ist. Er stellt selbst für die Ärzte, bei denen es sich um Chirurgen mit einer speziellen Qualifikation handelt, sowie für das ganze Transplantationsteam – sofern sie nicht durch Routine schon abgestumpft sind – immer wieder eine gewaltige psychische Belastung dar.
Nachdem der Hirntod des Spenders festgestellt wurde, beginnt die sogenannte »Spender-Konditionierung«. Darunter versteht man, dass dafür Sorge getragen wird, dass Kreislauf und Blutdruck so stabil erhalten werden, dass die Organe nicht absterben. Über bestimmte Katheter-Systeme wird eine 4° C kalte – also geradezu eiskalte – Lösung mit einem Druck von ungefähr 160 mmHg in den Körper geleitet. Man spricht hier von »Kalt-Perfusion«. Dann werden die großen Venen geöffnet, so dass das Blut herauslaufen kann, das anschließend durch die Kühlflüssigkeit ersetzt wird. Da die Organe dadurch von innen und von außen gekühlt werden, bleiben sie länger funktionsfähig. Durch diesen Prozess kommt es zum Kreislaufstillstand des Patienten, der in dieser Phase erwünscht ist.1 Dann können aus der durch die vorausgegangene Auftrennung der Vorderseite des Körpers – vom Hals bis zur Schambeinfuge – entstandenen ›Wanne‹ die brauchbaren Organe explantiert werden. Eine sachgemäße Organentnahme, die sehr zügig, aber doch mit größter Sorgfalt durchgeführt werden muss, ist ein schwieriger Vorgang, der vom Explanteur viel Können und Geschick verlangt. Somit kann nicht jeder Chirurg jedes beliebige Organ explantieren. Folglich kommen oftmals in Abhängigkeit von den zur Transplantation vorgesehenen Organen spezialisierte Entnahme-Teams zum Einsatz. Nach der erfolgten Explantation aller brauchbaren Organe werden die Operationswunden sachgerecht verschlossen.2
Der Prozess des Explantierens ähnelt dem des Ausweidens eines Tieres. Allerdings sind die Tiere schon vor dem Ausgeschlachtetwerden definitiv tot.
Zur Implantation von ›postmortal‹ gespendeten Organen sind nur die bereits erwähnten Transplantationszentren legitimiert. Derzeit gibt es in Deutschland 45 solcher Zentren.
Zunächst einmal müssen die im Entnahmekrankenhaus explantierten Organe zu dem bisweilen mehrere Hundert Kilometer entfernten Transplantationszentrum, in dem sie dem Patienten eingepflanzt werden sollen, transportiert werden. Sie müssen schnellstmöglich dort ankommen, wo der Empfänger schon auf die Implantation vorbereitet wird. Sobald ein gespendetes Organ entnommen wurde, ist es von der Durchblutung und Sauerstoffversorgung abgeschnitten. Die Zeitspanne zwischen Explantation und Implantation wird als »Ischämiezeit« bezeichnet. Diese Zeit ist für das entnommene Organ sehr kritisch, da es durch die fehlende Durchblutung geschädigt werden kann. Die Ischämiezeit muss also so kurz wie eben möglich gehalten werden. Die Organe werden während dieser Zeit konserviert und kontinuierlich gekühlt. Die Implantation findet unmittelbar nach Eintreffen des Organs im Transplantationszentrum statt.
Die eigentliche Implantation ist viel unproblematischer als die Explantation. Es ist heute – wie bereits erwähnt – eine Routineoperation, selbst wenn es sich um die Verpflanzung eines Herzens handelt. Das kranke Herz des Empfängers wird an den Vorhofgrenzen herausgeschnitten und das dann eingepflanzte Herz des Spenders mit den Vorhöfen im Körper des Empfängers vernäht. Anschließend werden die großen Arterien miteinander verbunden. In dieser Zeit übernimmt eine Herz-Lungen-Maschine die Funktion des Herzens.
Die Erfolgsquote bei Organtransplantationen ist mittlerweile sehr hoch. Dank der meist lebenslang verabreichten Immunsuppressiva nehmen die weitaus meisten Empfänger das Organ mehr oder weniger gut an und können so noch geraume Zeit ihr Leben mit einer meistens akzeptablen Lebensqualität fortsetzen. Allerdings dürfen die bereits erörterten Nebenwirkungen der Medikamente und die daraus resultierenden Komplikationen nicht unterschätzt werden.
Wie bei allen medizinischen oder technologischen Errungenschaften muss man sich auch im Zusammenhang mit der Organtransplantation die Frage stellen, wem sie nützen.
Nun könnte jemand sagen: »Das ist doch offensichtlich! Sie nützen dem Organempfänger, der durch die Organspende weiter leben kann!«
Das ist natürlich richtig. Aber man sollte nicht so naiv sein zu glauben, dass Organtransplantationen von Seiten der Politik, der Medizin und auch der Pharmaindustrie so stark beworben würden, weil man nur das Wohl der Organempfänger im Sinn hätte. Wie bei so vielen anderen Dingen muss man auch hier der Spur des Geldes folgen. Wer verdient sich also mit Transplantationen eine ›goldene Nase‹?
Hier sind zunächst einmal die Transplantationszentren zu erwähnen. Für sie ist eine Organtransplantation finanziell sehr lukrativ. Mit jedem Patienten steigt der Umsatz ganz beträchtlich. In Deutschland übernehmen die Krankenkassen der Organempfänger die Kosten für den operativen Eingriff. Sie zahlen je nach konkretem Fall einen festen Satz an das Krankenhaus. Also gehen die Kosten letztlich zu Lasten der viel beschworenen Solidargemeinschaft, sprich der Mitglieder der jeweiligen Kassen, die es mit den Beiträgen finanzieren. Richard Viehbahn, Chefarzt am Bochumer Universitätsklinikum und Vorsitzender der Ethikkommission der Deutschen Transplantationsgesellschaft, sagt: »Ein gut funktionierendes Transplantationsprogramm ist gut für jede transplantierende Klinik.«3 Weiter sagt er, dass beispielsweise eine Lebertransplantation mit Vor- und Nachbehandlung bis zu 200.000 € kosten könne. Die Transplantation einer Niere koste immerhin noch mindestens 50.000 €. Um eine Relation zu den Kosten anderer operativer Eingriffe herzustellen, sei erwähnt, dass etwa eine Bypass-Operation ungefähr 18.000 € kostet. Transplantationen gehören zu den teuersten Operationen, also zu denen, die den meisten Gewinn abwerfen.
Die Vergütungspauschale, die das Transplantationszentrum erhält, liegt natürlich deutlich unter den oben angeführten Kosten. Selbstverständlich erhält auch das Entnahmekrankenhaus einen erklecklichen Batzen. Zudem fallen Transportkosten für das entnommene Organ an. Hinzu kommen noch die Kosten für die Untersuchungen, die im Vorfeld stattfinden, sowie die unterschiedlichsten Verwaltungskosten. Dennoch sind Transplantationen für die Klinik, die das gespendete Organ einpflanzt, finanziell immer noch sehr attraktiv. Daher streben weitere Kliniken an, als Transplantationszentrum zugelassen zu werden. Somit herrscht schon heute ein Konkurrenzkampf unter den Kliniken. Der Grund ist, dass für