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77 Denkmäler, Gedenk- und Infotafeln zu Komikern, Kabarettisten und anderen Humoristen sind in diesem kleinen Büchlein mit Schwerpunkt Mitteleuropa zusammengetragen. Ein neuer Blickwinkel auf Humoristen verschiedener Epochen und die Spuren, welche sie hinterlassen haben. Für alle denkmal- und humorinteressierten Stadtflaneure.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 36
Vorwort
18. Jahrhundert
19. Jahrhundert
1900- Zweiter Weltkrieg
3.1 Berlin
3.2 München
3.3 Andere Orte
Nachkriegszeit bis 1960er Jahre
1970er Jahre bis 2010
Nach 2010
Europa
Schlusswort
Zum Autor
Quellennachweis
Ich bin ein Städte-Vielreisender und habe in Deutschland bereits mehr als 1000 Städte besucht und im restlichen Europa 1000 weitere Städte. Bei manchen dieser Städtebesuchen stieß ich auf interessante Bronzefiguren und andere Personendenkmäler.
Im Sommer 2022 fasste ich den Beschluss, die 77 interessantesten Figuren in einem kleinen Taschenbuch aufzulisten. Das wäre jedoch eine etwas beliebige Sammlung geworden und so entschied ich, es thematisch weiter einzugrenzen. Nach einem Band zu städtischen Originalen, einem zu fiktiven Figuren, einem weiteren zu Denkmälern für Stadtplaner und Architekten, beschloss ich, zu Humoristen im weitesten Sinne einen eigenen Band zu publizieren. Anfang 2023 unternahm ich dann kleinere Reisen, um Lücken zu schließen und eine ausreichende Zahl von Denkmälern für ein kleines Büchlein zusammenzubringen. Im März 2023 war dann eine Mindestzahl erreicht und ich konnte eine erste Auflage abschließen. Ergänzt sind die Bilder durch Zitate, die, wenn nicht anders angegeben, von den jeweiligen Humoristen stammen.
Seit der ersten Auflage sind mittlerweile weitere besuchte Denkmale hinzugekommen. In der vorliegenden zweiten Auflage sind deshalb folgende Humoristen neu aufgenommen worden: Prangerl und Weiß Ferdl (München) Maathes Fischer (Trier), Hubert Hisel (Nürnberg).
Ich freue mich, wenn das Buch interessierte LeserInnen findet, die es lehrreich und unterhaltsam finden. Rückmeldungen und Kommentare sind willkommen. Vielleicht werden LeserInnen auch angeregt, die eine oder andere Figur oder Gedenktafel selbst in Augenschein zu nehmen.
Viel Spaß beim Lesen und dem Betrachten der Denkmäler.
Isny, im Mai 2023Richard Deiss
Am Vorabend von Aufklärung und Modernisierung wurde im 18. Jahrhundert letztmals das Amt des Hofnarren besetzt. Damals bekannte Hofnarren waren etwa Joseph Fröhlich, Hofnarr Augusts des Starken (Reiterstandbild unten) in Dresden und Perkeo in Heidelberg.
In die Humorlücke stießen jedoch aufgeklärte Denker, so der erste deutsche Aphoristiker Georg Christoph Lichtenberg.
Goldener Reiter, Reiterstandbild August des Starken
Standort: Neustädter Markt
Bildhauer: Jean Joseph Vinache, Kunstschmied: Ludwig
Wiedemann, Bronze, blattvergoldet, 1732-34
Semper fröhlich, nunquam traurig.
(immer fröhlich, niemals traurig)
Der in der Steiermark geborene Joseph Fröhlich (1694-1757) war der Hofnarr Augusts des Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen. 1727 erhielt er den Titel eines Hoftaschenspielers und eine entsprechende Anstellung. Am nördlichen Brückenkopf der Augustusbrücke in Dresden ließ er sich 1755 ein Wohnhaus errichten, welches von der Bevölkerung Narrenhäusl genannt wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude, welches mittlerweile eine Gaststätte beherbergte, stark zerstört und später abgerissen. Seit Jahren gibt es Pläne, das Narrenhäusl wieder aufzubauen. 1978 wurde an dieser Stelle eine vom Bildhauer Heinrich Apel geschaffene Joseph Fröhlich-Bronzeplastik aufgestellt.
Bildhauer: Heinrich Apel (1935-2020), Bronze, 1978
Standort: Große Meißner Str. 3 in Dresden, (Neustädter Ende der Augustusbrücke)
Das war der Zwerg Perkeo
Im Heidelberger Schloß,
An Wuchse klein und winzig,
An Durste riesengroß.
Man schalt ihn einen Narren,
Er dachte: "Liebe Leut,
Wart ihr wie ich doch alle
Feucht-fröhlich und gescheut!
(Joseph Viktor Scheffel, 1876-1926)
Der Südtiroler Clemens Pankert (1702-1735), genannt Perkeo, wurde 1718 im Alter von 16 Jahren als Hofzwerg und Hofnarr des Kurfürsten Karl III von der Pfalz nach Heidelberg geholt. Außerdem hatte er die Rolle des Hüters des mit Wein gefüllten Großen Fasses des Heidelberger Schlosses. Neben dem Fass ist heute ein Holzfigur Perkeos zu sehen. Perkeo soll sehr trinkfest gewesen sein. Auf die Frage, ob er das Große Fass leertrinken möchte, soll er auf Italienisch perché no (warum nicht) geantwortet haben und so zu seinem Spitznamen gekommen sein. Der Legende nach starb er nach dem Genuss von Wasser.
Bildhauer: unbekannt
Standort: Hauptstr. 75 in Heidelberg, Fassade Restaurant Perkeo
Der in München geborene Georg Pranger (1745-1820), genannt Prangerl, war der letzte Hofnarr der Münchner Residenz. Er war Geigenspieler und Mitglied des Orchesters der Residenz. Pranger war von kleiner Statur, aber mit Reiterhosen, grauem Frack und großem Hut, und gelegentlich sogar mit einem kleinen Pony, auffällig unterwegs. Zu den Anekdoten, die über ihn erzählt werden, gehört folgende: einmal soll er über den Marienplatz gegangen sein und die Leute, die sich dort aufhielten, gebeten haben, ihm bei der Suche nach seinem verlorenen Verstand zu helfen.
Standort: Mittelgewölbe des Karlstors in München