Parker angelt dicke Fische - Günter Dönges - E-Book

Parker angelt dicke Fische E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Lady Agatha war der Einladung Lord Kennymores zu einem Ausflug in die Irische See gefolgt. Sie wollte ihm zeigen, was richtiges Hochseeangeln war. Am Heck der Yacht »Seabride« wartete sie mit wachsender Ungeduld auf die erhoffte Beute. »Na, schon Glück gehabt?« erkundigte sich Kennymore, ein schlanker, hochgewachsener Mann mit wettergebräuntem Gesicht und sehr männlich wirkenden Zügen. »Was hat das denn mit Glück zu tun, mein lieber Geoffrey?« mokierte sich die ältere Dame und holte tief Luft. »Entweder man kann's – oder man kann's nicht. So ist das nun mal.« »Demnach haben Sie Fische gefangen?« Kennymore sah sich neugierig an Deck um, hielt aber vergebens Ausschau. »Drei oder vier Haie«, meinte Lady Agatha leichthin. »Ich habe sie wieder zurückgeworfen, sie waren zu klein.« »Tatsächlich?« fragte der Lord interessiert, dem trotz zahlreicher Fahrten in diesen Gewässern noch keine Haie begegnet waren. »Wohl ein Fall minderer Bedeutung«, äußerte Parker. »Mylady pflegt sich aber grundsätzlich nur mit großen Fischen abzugeben.«

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Der exzellente Butler Parker – 33 –

Parker angelt dicke Fische

Günter Dönges

Lady Agatha war der Einladung Lord Kennymores zu einem Ausflug in die Irische See gefolgt. Sie wollte ihm zeigen, was richtiges Hochseeangeln war. Am Heck der Yacht »Seabride« wartete sie mit wachsender Ungeduld auf die erhoffte Beute.

»Na, schon Glück gehabt?« erkundigte sich Kennymore, ein schlanker, hochgewachsener Mann mit wettergebräuntem Gesicht und sehr männlich wirkenden Zügen.

»Was hat das denn mit Glück zu tun, mein lieber Geoffrey?« mokierte sich die ältere Dame und holte tief Luft. »Entweder man kann’s – oder man kann’s nicht. So ist das nun mal.«

»Demnach haben Sie Fische gefangen?« Kennymore sah sich neugierig an Deck um, hielt aber vergebens Ausschau.

»Drei oder vier Haie«, meinte Lady Agatha leichthin. »Ich habe sie wieder zurückgeworfen, sie waren zu klein.«

»Tatsächlich?« fragte der Lord interessiert, dem trotz zahlreicher Fahrten in diesen Gewässern noch keine Haie begegnet waren.

»Wohl ein Fall minderer Bedeutung«, äußerte Parker. »Mylady pflegt sich aber grundsätzlich nur mit großen Fischen abzugeben.«

»Sehr richtig, Mister Parker«, stimmte Lady Agatha gönnerhaft zu. »Es ist nämlich nicht ganz ungefährlich Haie zu jagen. Ich weiß nicht, ob Sie dafür geeignet sind, mein lieber Geoffrey.« Sie musterte den Lord kritisch und runzelte nachdenklich die Stirn.

Kennymore zog sich zurück, um gegebenenfalls ein Fachbuch zu Rate zu ziehen. Obwohl er sich noch dagegen wehrte, kamen ihm leichte Zweifel, was die fachliche Kompetenz seines Gastes betraf. Er strebte zu seiner Kabine, um in Ruhe nachzudenken.

*

»Mister Parker, ich hab’s ja gewußt«, stellte Agatha Simpson später fest und beobachtete einen Schwarm Fische, der auf die Yacht zukam.

»Mylady?« fragte der Butler höflich zurück, während er mit unbewegter Miene die näher kommenden Meerestiere beobachtete. Irgend etwas schien ihm seltsam.

»Das habe ich nur meinem Köder zu verdanken, der hat sie angelockt«, betonte die ältere Dame. »Der richtige Köder ist das A und O beim Angeln, das sollten Sie sich merken.«

»Ein ungemein wertvoller Hinweis, den man ganz sicher speichern wird«, erwiderte Parker würdevoll, ohne sich über die Bemerkung seiner Herrin zu wundern.

»Ich werde fette Beute machen«, kündigte Lady Agatha euphorisch an. »Die ganze Herde, Mister Parker... passen Sie gut auf!«

»Mylady sprechen sicher von einem Schwarm«, korrigierte der Butler höflich und lüpfte andeutungsweise seine Melone.

»Ob Herde oder Schwarm, das ist doch völlig gleichgültig«, grollte sie. »Daß Sie Ihre Haarspaltereien nicht lassen können, Mister Parker!«

»Man wird sich intensiv um Besserung bemühen, Mylady«, versprach der Butler, der jetzt wußte, was ihn an dem Schwarm störte. Die Fische bewegten sich zwar auf die Yacht zu, aber keineswegs aus eigener Kraft. Es war unzweifelhaft der vorherrschenden Strömung zuzuschreiben, daß sie immer näher kamen. Als störend empfand Parker zudem, daß die Tiere ganz offensichtlich mit dem Bauch nach oben trieben.

»Das wird ein Fang, Mister Parker«, freute sich Mylady und schwenkte aufgeregt ihre Angel. »Hoffentlich kriegen wir die Fische überhaupt alle aufs Schiff.«

Josuah Parker harrte in Ruhe der kommenden Ereignisse.

»Das ist wirklich eine ausgemachte Unverschämtheit«, beschwerte sich Agatha Simpson wenige Minuten später. »Diese dümmlichen Tiere wollen einfach nichts von meinem Köder wissen, aber ich sagte Ihnen ja bereits, daß Sie ihn nicht genau nach meinen Angaben besorgt haben, Mister Parker«, klagte sie und blickte ihn vorwurfsvoll an.

»Möglicherweise sollten Mylady ein andere Fanggerät verwenden«, schlug Parker vor und reichte seiner Herrin ein großes Netz, das er an Deck gefunden hatte. »Hiermit werden Mylady sicher reiche Beute machen, wenn dieser Optimismus erlaubt ist.«

»Ist er, Mister Parker, ist er!« Lady Agatha ergriff das Netz und warf es schwungvoll ins Wasser. »Aber ist das nicht sehr unweidmännisch?« sorgte sie sich, während sie sich gespannt vorbeugte, um zu sehen, was passierte.

Josuah Parker verzichtete darauf, den verbalen Mißgriff zu korrigieren. »Nur der Erfolg zählt letztendlich, Mylady«, kommentierte er statt dessen und legte diskret Hand an, um das prall gefüllte Netz an Bord zu ziehen.

»Na, wenn das keine Beute ist...« Agatha Simpson betrachtete mit glänzenden Augen den Berg Fische, der vor ihr auf den Deckplanken lag.

»Eigentlich hätte ich gedacht, daß sie noch zappeln würden, Mister Parker«, wunderte sie sich, während sie die Menge stirnrunzelnd musterte.

»Möglicherweise sind die Tiere von dem langen Kampf mit Mylady so erschöpft, daß sie aufgegeben haben«, vermutete Parker ungeniert, während er einen Fisch aufhob und ihn nachdenklich betrachtete.

»Das wäre natürlich gut möglich, Mister Parker«, gab Lady Agatha umgehend zu. »Es war tatsächlich nicht so ganz einfach, diese Riesenfische zu bezwingen.«

»Um so höher ist Myladys Erfolg einzuschätzen«, lobte Parker, ohne eine Miene zu verziehen. Tatsächlich hatten die Tiere nicht den geringsten Widerstand geleistet, was ihnen auch kaum möglich gewesen wäre. Sie waren nämlich schon lange tot gewesen, bevor sie ins Netz gegangen waren, wie der Butler nach kurzer Stichprobe feststellte.

»Da wird der Lord Augen machen«, freute sich Agatha Simpson und sah ihrem Gastgeber mit triumphierendem Blick entgegen. »Einen solchen Fang hat er mit Sicherheit noch nie erlebt.«

»Dem kann man nur beipflichten, Mylady«, antwortete Parker etwas zweideutig und dachte daran, daß es Lord Kennymore keinesfalls entgehen würde, daß die Fische bereits seit längerer Zeit tot waren.

»Donnerwetter, Mylady, da haben Sie ja ganz schön zugeschlagen«, lobte auch Lord Kennymore. »Das nenne ich fette Beute, muß ich sagen.«

Er nickte seinem Gast anerkennend zu und bückte sich, um einen Fisch aufzuheben und in der Hand zu wiegen. Dann stutzte er plötzlich, hob den Fisch direkt vor die Augen, und musterte ihn angestrengt.

»Sie haben eine Entdeckung gemacht, Sir?« erkundigte sich Parker höflich.

»Ja, aber...« Geoffrey Kennymore geriet ins Stottern und wandte sich verwirrt zu Lady Agatha um.

»Na, was ist, mein Junge? Solche Brocken haben Sie noch nicht erbeutet, geben Sie’s zu!« Sie nickte huldvoll.

»Ja, aber, die sind doch schon lange tot!« rief der Lord und bückte sich nach einem anderen Tier. »Also, das verstehe ich wirklich nicht!«

»Was wollen Sie damit sagen?« erkundigte sich Agatha Simpson und musterte ihren Gastgeber grimmig. »Deuten Sie damit etwa an, ich hätte die Beute mit an Bord gebracht, um zu betrügen.«

»Nein, nein, keinesfalls, Mylady!« Lord Kennymore brach hilflos ab und sah den Butler flehend an.

»Man sieht sich in der Tat einem interessanten Phänomen gegenüber, Mylady«, erklärte Parker würdevoll. »Die Aufklärung desselben dürfte sich unter Umständen schon anbahnen.« Der Butler wies mit der Spitze seines Universal-Regenschirmes, den er auch an Bord dabei hatte, aufs Wasser. Hinter dem Heck der Yacht näherte sich mit schäumender Bugwelle ein Kutter, der genau auf sie zuhielt.

*

»Ein impertinenter Seefahrer ist das!« stellte Lady Agatha fest, während Parker bereits unter Deck ging, um ein Handtuch zu holen. Der Kutter war haarscharf am Heck der »Seabride« vorbeigerauscht und hatte Lady Agatha dabei mit einem Schwall Wasser überflutet.

Als der Butler zurückkam, lag der Kutter längsseits, und ein bärtiger Mann flankte über die Reling der Yacht. Ohne Parker eines Blickes zu würdigen, ging er auf Lord Kennymore zu, der ihm stirnrunzelnd entgegensah.

»Ich habe Sie nicht an Bord gebeten«, stellte der Adelige fest und musterte seinen Besucher verärgert. »Ihr Benehmen befremdet mich etwas, muß ich sagen.«

»Und wennschon!« Der Bärtige ließ seinen Blick über Deck schweifen und deutete auf die Fische, die hinter Lady Agathas Drehsessel aufgetürmt lagen. »Sie haben sich meine Fische unter den Nagel gerissen, Mann, wir werden sie gleich umladen.«

»Sind Sie der Lümmel, der mich durchnäßt hat?« verlangte Agatha Simpson zu wissen und musterte grimmig den Besucher. »Ich denke, ich werde Sie dafür zur Ordnung rufen müssen, junger Mann.«

»Du liebe Zeit, wer ist denn das alte Wrack da?« amüsierte sich der Bärtige und sah die Lady kopfschüttelnd an. »Sagen Sie bloß nicht, Sie hätten die Fische rausgeholt.«

»Und ob ich das habe!« Die passionierte Detektivin hatte den hochgewachsenen, etwa vierzig Jahre alten Mann erreicht und baute sich unheildrohend vor ihm auf. »Sie wollen mir meine Fische stehlen, habe ich das richtig verstanden? Über Ihre unverschämte Bemerkung unterhalten wir uns anschließend, das verspreche ich Ihnen.«

»Ich zittere jetzt schon«, behauptete der Bärtige und lachte verächtlich. »Verdrück dich, Oma, die See taugt nicht für dich!«

»Das war sicher eine Beleidigung, Mister Parker«, wandte sich die Lady an Parker.

»Donnerwetter, ein echter Butler, wie er leibt und lebt«, spottete der seltsame Besucher und verbeugte sich grinsend vor Myladys Begleiter.

»Sie beanspruchen diese Fische für sich, Sir?« vergewisserte sich Parker. »Können Sie dafür einen entsprechenden Grund nennen?«

»Den brauche ich nicht, du Witzblattfigur, die Fische gehören mir, und damit ist das Thema auch schon erledigt.« Er steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen Pfiff aus.

Im nächsten Augenblick erschienen an Deck des Kutters drei kräftig gebaute Männer, die sich umgehend daran machten, über die Reling der »Seabride« zu steigen und ihrem Anführer zu folgen.

»Das erinnert mich verdammt an Piraterie, was Sie da treiben, Mann. Und genau das werden die zuständigen Behörden auch von mir erfahren«, knurrte der Lord, der seine Verärgerung nicht länger zügeln konnte.

»Ach, wirklich?« Der bärtige Gast blickte Kennymore höhnisch grinsend an und langte in seine Tasche. Einen Moment später wurde ein kurzläufiger Revolver auf den Yachteigner gerichtet und ließ ihn erschrocken einige Schritte zurücktreten.

»Sie bedienen sich recht ungewöhnlicher Methoden des Fischfangs, Sir«, stellte Parker fest, ohne eine Miene zu verziehen.

»Finden Sie?« Der Mann mit dem Revolver winkte Parker gleichfalls zurück und wandte sich an seine Männer, ohne den Lord, Lady Agatha und den Butler aus den Augen zu lassen. »Packt das Zeug ein und schafft es rüber, aber beeilt euch!« befahl er, während er zur Seite trat, um sie vorbeizulassen.

»Sagte ich Ihnen nicht bereits, daß es sich um meine Fische handelt?« erkundigte sich Lady Agatha grollend. »Wenn Sie auch welche haben wollen, fangen Sie gefälligst selbst welche, Sie Lümmel!«

»Reichlich keß, die alte Dame, wie?« bemerkte einer der drei Männer und bückte sich, um eine Handvoll Fische in einen mitgebrachten Nylonsack zu werfen. Im nächsten Augenblick fühlte er, wie sich etwas sehr unsanft über seine Augen legte und ihm die Sicht nahm.

Bevor er sich darüber klarwerden konnte, was passiert war, traf ihn erneut etwas Glitschiges im Gesicht. Seufzend warf er die gummistiefelbeschwerten Beine in die Luft und legte sich mitten zwischen den Fischen zu einer Ruhepause nieder.

Agatha Simpson schwenkte unternehmungslustig einen großen Fisch in der Hand und sah sich nach einem neuen Opfer um. Sie fand es in dem Mann, der seinem Kollegen zu Hilfe kommen und ihn aus dem Berg Fische ziehen wollte.

Die Detektivin nahm kurz Maß, dann schlug sie erneut zu. Der Fisch legte sich liebevoll auf die Nase des hilfsbereiten Mannes und fügte ihr mittelschweren Schmerz zu.

Der Mann heulte beeindruckt auf und fingerte nach seinem Riechorgan, um dessen Zustand zu überprüfen. Agatha Simpson nutzte die Gelegenheit und machte ihn mit einer ihrer zu Recht gefürchteten Ohrfeigen vertraut.

Der Gemaßregelte jaulte, rieb sich die schmerzende Wange und sah die Lady empört an. Dabei wandte er ihr die unversehrte Gesichtshälfte zu und bekam prompt die Quittung. Lady Agatha konnte nicht widerstehen und schickte ihn mit einer Maulschelle zu seinem Kameraden zwischen die Fische.

Der dritte Mann sah sich verwirrt um und wußte nicht, wie er reagieren sollte. Unvorsichtigerweise wandte er sich an seinen Anführer, um sich neue Direktiven zu holen.

»Einen Augenblick, junger Mann«, machte sich die ältere Dame bemerkbar und klopfte ihm energisch auf die Schulter. »Würden Sie mal kurz hersehen?«

Verdutzt kam der Mann ihrem Wunsch nach und... lag einen Augenblick später neben seinen Kameraden im Fischhaufen. Lady Agatha hatte ihr stämmiges Bein hinter ihn gestellt und ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie hatte das vor kurzem in einem Fernsehkrimi gesehen und wünschte sich, diesen Trick endlich mal in der Praxis anzuwenden.

»Eine bemerkenswerte Vorstellung, Mylady«, gratulierte Parker und lüftete grüßend die Melone.

»Nun ja, richtige Gegner waren das nicht. Aber was tut man nicht alles, um in Form zu bleiben«, bemerkte sie ungewöhnlich bescheiden. »Sie an meiner Stelle, Mister Parker, wären wohl überfordert gewesen. Ich hoffe, Sie haben gut aufgepaßt, um daraus zu lernen«, fuhr sie fort und nickte ihm huldvoll zu.

»Das ist ja wohl...« Der Anführer, der ungläubig auf die Szene gestarrt hatte, erwachte aus seinem tranceähnlichen Zustand und wollte selbst eingreifen. Er hob den Arm, um nach Mylady und Parker zu zielen und... stellte verblüfft fest, daß er keine Waffe mehr hatte.

»Sollten Sie Ihren Revolver vermissen, Sir?« erkundigte sich Parker höflich und hielt den fraglichen Gegenstand hoch. Während der Bärtige von dem turbulenten Geschehen abgelenkt war, hatte sich Parker erlaubt, ihn um seine Waffe und einige andere Gegenstände aus seinen Taschen zu erleichtern, ohne daß er es merkte.

Parker hatte dabei wieder mal seine überragende Geschicklichkeit unter Beweis gestellt und mit einer Fingerfertigkeit gearbeitet, um die ihn mancher professionelle Taschendieb beneidet hätte.

Der Bärtige starrte ihn verwirrt an, dann warf er sich plötzlich herum und hechtete über die Bordwand. Kurz darauf heulte die schwere Maschine des Kutters auf, und das Schiff drehte ab.

Einen Augenblick später war es bereits ein ganzes Stück von der Yacht entfernt und jagte mit schäumender Hecksee davon.

*

»Diese Lümmel und die Fische stinken einfach zum Himmel, Mister Parker«, beklagte sich Lady Agatha, die im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum saß und sich die Nase zuhielt.

»Man bedauert die Geruchsbelästigung ungemein«, ließ sich Parker vernehmen, der das ehemalige Londoner Taxi aus Dover heraus auf den Motorway Richtung London lenkte. »Leider werden sowohl die drei Herren als auch die Fische benötigt, um den neuen Fall voranzubringen.«

»Ich werde die Burschen einem strengen Verhör unterziehen, Mister Parker«, kündigte sie an und nickte energisch. »Diese Subjekte wollten mir meine Beute streitig machen, und das kann ich nicht durchgehen lassen.«

»Eine Provokation, die Mylady auf keinen Fall ignorieren konnte«, bestätigte Parker, dessen Blick auf dem Rückspiegel ruhte, um nach Verfolgern Ausschau zu halten.

»Was glauben Sie, was die Untersuchung der Fische ergibt, Mister Parker?«

»Mylady gehen davon aus, daß es sich nicht um gewöhnliche Fische handelt«, antwortete der Butler und schwieg.

»Selbstverständlich nicht, Mister Parker. Ich habe einen ganz bestimmten Verdacht.«

»Mylady denken möglicherweise daran, daß besagte Fische als Transportmittel dienen«, vermutete Parker, während er den blauen Austin im Rückspiegel beobachtete, der sich seit einiger Zeit hinter ihnen hielt und mit drei Personen besetzt war, wie der Butler registrierte.

»Genauso ist es«, behauptete die passionierte Detektivin.

»Mylady argwöhnten sofort eine neue Möglichkeit des Rauschgiftschmuggels«, präzisierte Parker, der einen Fisch mit seinem Taschenmesser geöffnet und im Innern einen kleinen Plastikbeutel mit einem weißen Pulver gefunden hatte.

Lady Agatha ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken und nickte nachdrücklich. »Es war kein Zufall, daß ich diese Einladung zu dem Angelausflug annahm, Mister Parker. Es war meine Intuition, die mir dazu riet. Ich ahnte, daß ich einem neuen Verbrechen auf die Spur kommen würde.«

»Mylady haben nicht umsonst sagenhafte Erfolge in der Bekämpfung der Kriminalität zu verzeichnen«, schmeichelte Parker ihr. »Mylady spüren das Verbrechen auf, wo immer es sich auch nur andeutungsweise zeigt.«

»Das ist allerdings wahr«, freute sich die Detektivin und lehnte sich zufrieden zurück. »Gegen mich haben die Gangster keine Chance, Mister Parker, das dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben.«

*

»Ist das nicht etwas umständlich, Parker?« erkundigte sich Mike Rander, der nach einem Anruf Lady Agathas mit Kathy Porter aus der nahe gelegenen Kanzlei in der Curzon Street herübergekommen war. Der etwa vierzigjährige Anwalt, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem bekannten James-Bond-Darsteller aufwies, verwaltete das immense Vermögen der Lady und stand mit dem Butler auf vertrautem Fuß.