Parker nimmt die Crasher hoch - Günter Dönges - E-Book

Parker nimmt die Crasher hoch E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Auf den ersten Blick machten die beiden Besucher einen durchaus seriösen Eindruck. Sie trugen sandfarbene Popelinemäntel, deren Kragen sie wegen der herbstlichen Witterung hochgeschlagen hatten. Der ältere von ihnen schien über 50 zu sein. Das Auffallendste an ihm war die Nase von beeindruckendem Ausmaß. Sie hatte die Form einer Tomate und verlieh seinem Gesicht clownhafte Züge. Sein Begleiter war etwa 20 Jahre jünger und besaß einen sorgfältig gestutzten Backenbart. Beim Sprechen sah man einen goldblitzenden Schneidezahn. »Zwei Herren vom Inkassobüro Peterson bitten höflich um die Erlaubnis, Mylady sprechen zu dürfen«, meldete Butler Parker seiner Herrin, die gerade ihre Teestunde mit einem Glas Sherry beschloß. »Jagen Sie die Kerle zum Teufel, Mister Parker!« fauchte die ältere Dame. »Und sagen Sie ihnen, sie könnten sich weitere Mahnungen sparen. Ich zahle keinen Penny!« Mit einer höflichen Verbeugung wandte sich der Butler zum Gehen, um Myladys Besuchern Bescheid zu überbringen, doch auf halbem Weg wurde er zurückgerufen. »Ich habe es mir anders überlegt, Mister Parker, verkündete die Hausherrin. »Lassen Sie die Burschen herein. Ich werde ihnen die passende Antwort erteilen.« »Sie haben auch unsere zweite Mahnung mißachtet, Mylady«, begann der Clownnasige, sobald Parker ihn und seinen Begleiter in den Salon geführt hatte. »Deshalb sind wir gekommen, um die achthundert Pfund persönlich einzutreiben.«

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Butler Parker – 236 –

Parker nimmt die Crasher hoch

Günter Dönges

Auf den ersten Blick machten die beiden Besucher einen durchaus seriösen Eindruck. Sie trugen sandfarbene Popelinemäntel, deren Kragen sie wegen der herbstlichen Witterung hochgeschlagen hatten.

Der ältere von ihnen schien über 50 zu sein. Das Auffallendste an ihm war die Nase von beeindruckendem Ausmaß. Sie hatte die Form einer Tomate und verlieh seinem Gesicht clownhafte Züge. Sein Begleiter war etwa 20 Jahre jünger und besaß einen sorgfältig gestutzten Backenbart. Beim Sprechen sah man einen goldblitzenden Schneidezahn.

»Zwei Herren vom Inkassobüro Peterson bitten höflich um die Erlaubnis, Mylady sprechen zu dürfen«, meldete Butler Parker seiner Herrin, die gerade ihre Teestunde mit einem Glas Sherry beschloß.

»Jagen Sie die Kerle zum Teufel, Mister Parker!« fauchte die ältere Dame. »Und sagen Sie ihnen, sie könnten sich weitere Mahnungen sparen. Ich zahle keinen Penny!«

Mit einer höflichen Verbeugung wandte sich der Butler zum Gehen, um Myladys Besuchern Bescheid zu überbringen, doch auf halbem Weg wurde er zurückgerufen.

»Ich habe es mir anders überlegt, Mister Parker, verkündete die Hausherrin. »Lassen Sie die Burschen herein. Ich werde ihnen die passende Antwort erteilen.«

»Sie haben auch unsere zweite Mahnung mißachtet, Mylady«, begann der Clownnasige, sobald Parker ihn und seinen Begleiter in den Salon geführt hatte. »Deshalb sind wir gekommen, um die achthundert Pfund persönlich einzutreiben.«

»Ich denke nicht daran, auch nur einen Penny zu zahlen!« wurde Lady Simpson ärgerlich. »Diese lächerliche Beule war ja nicht der Rede wert. Und sagen Sie Ihrem Mister Meterson ...«

»Peterson«, korrigierte der Mann.

»Nichts anderes habe ich gesagt«, behauptete Mylady. »Also unterbrechen Sie mich nicht! Ihrem Mister Keterton können Sie ausrichten: Wenn er mich nicht ab sofort in Ruhe läßt, werde ich ihn verklagen.«

»Vielleicht sollten Sie es sich doch noch mal überlegen, Mylady«, meinte ihr Gegenüber und setzte ein herablassendes Grinsen auf. »Wenn Sie das Geld nicht bar im Haus haben – wir nehmen auch Schecks.«

»Ich denke nicht daran!« wiederholte die ältere Dame.

»Sie denken nicht daran?« fragte der Mann lauernd. »Was sagst du dazu, Mick?« Wie unabsichtlich stieß er mit dem Ellenbogen gegen die kostbare, altchinesische Vase auf Myladys prachtvoller Barockkommode. Klirrend landete das edle Stück auf dem Fußboden und zersprang in tausend Scherben.

»Sind Sie wahnsinnig?« fuhr Agatha Simpson auf.

»Pat ist nur etwas tolpatschig, Mylady«, meldete sich der jüngere Mann zu Wort. »Am besten rücken Sie sofort die Kohlen raus, damit wir gehen können. Sonst passieren ihm vielleicht noch mehr Mißgeschicke.«

»Das werde ich zu verhindern wissen«, drohte Mylady. Ächzend schwang sie ihre beeindruckende Körperfülle aus dem Sessel und nahte wie eine zürnende Furie.

Pat jaulte auf wie ein getretener Hund, als er eine der berüchtigten Ohrfeigen bekam. Benommen torkelte er zur Seite und rieb wimmernd seine Wange, die sich farblich immer mehr seiner Nase anglich.

Tolpatschig, wie er offenbar wirklich war, trat er im nächsten Moment auf die Reste der chinesischen Vase. Die Scherben brachten ihm aber alles andere als Glück. Auf dem spiegelblanken Parkettboden rutschten sie wie Bananenschalen unter seinen Füßen weg und brachten ihn endgültig aus dem Gleichgewicht.

Pat jammerte noch mal auf, als er sich mit dem Hosenboden mitten in die Porzellansplitter setzte. Da er aber gleichzeitig mit dem Hinterkopf gegen die Kommode schlug, war dieses Jammern seine vorerst letzte Äußerung.

Dafür fühlte sich sein jüngerer Kollege zu Aktivitäten aufgerufen. Doch es erging ihm nicht viel besser. Als er sich mit wütendem Gebrüll auf Mylady stürzen wollte, plazierte Parker seelenruhig das Silbertablett, das er gerade in der Hand hielt, auf seinem Schädel.

Auf der Stelle vergaß der Besucher seine unfreundlichen Absichten und sank vor der Hausherrin auf die Knie, als wollte er sie um Verzeihung bitten. Anschließend streckte er sich mit einem tiefen Seufzer gleich neben Pat auf dem Boden aus.

»Möglicherweise sollte man Mister Peterson auf die mangelhaften Umgangsformen seiner Bediensteten hinweisen«, schlug Parker vor.

»Natürlich werde ich mich beschweren«, stimmte Agatha Simpson ihm zu. »Aber unabhängig davon werden die Kerle mir den Schaden ersetzen, den sie hier angerichtet haben.«

Unter den kritischen Blicken seiner Herrin mußte Parker die bewußtlosen Männer durchsuchen. Personalpapiere hatte keiner bei sich. Dafür fanden sich in Pats Brieftasche immerhin knapp fünfhundert Pfund, die Lady Simpson als Anzahlung für die zertrümmerte Vase betrachtete und wegsteckte.

Anschließend schleppte Parker die Besucher nach draußen und setzte sie auf die Stufen vor der Haustür. Minuten später wurde draußen ein Automotor gestartet. Bertrand Petersons Geldeintreiber waren verschwunden.

*

Die Straße, an der das Inkassobüro Peterson lag, zählte nicht gerade zu den feinsten Adressen in London. Das zweistöckige Haus im Baustil der Jahrhundertwende machte einen heruntergekommenen Eindruck. Von der Fassade bröckelte der Putz. Das Firmenschild war kaum noch zu entziffern.

Gemächlich ließ Parker sein hochbeiniges Monstrum am Straßenrand ausrollen. Früher hatte der schwarze Kasten brav seinen Dienst als Taxi getan. Parker hatte das schwerfällig wirkende Gefährt jedoch zu einem technischen Wunderwerk aufgerüstet, das bei Freund und Feind als »Trickkiste auf Rädern« galt.

Mit einer formvollendeten Verbeugung öffnete der Butler den Wagenschlag und war seiner Herrin beim Aussteigen behilflich. Josuah Parker war ein Mann unbestimmbaren Alters und wenig mehr als mittelgroßer Statur.

Bekleidet war er mit einem steifen, schwarzen Covercoat. Der schwarze Bowler und der altväterlich gebundene Regenschirm am angewinkelten Unterarm vervollständigten seinen Aufzug, der an einen hochherrschaftlichen Butler aus längst vergangenen Zeiten denken ließ.

Seine Herrin stand schon weit in den Sechzigern. Sie trug ein derbes Tweedkostüm von nicht gerade modischem Schnitt und rustikale Schnürschuhe. Auf ihrem Haupt thronte ein undefinierbares Gebilde, das sie hartnäckig als »Hut« titulierte, obwohl es eher einem mißratenen Napfkuchen glich.

Zu erwähnen wäre noch ein perlenbestickter Pompadour von nicht gerade damenhaftem Format an Myladys muskulösem Handgelenk. Dieser Beutel, den Mylady ebenso überraschend wie erfolgreich einzusetzen wußte, enthielt ihren sogenannten Glücksbringer, ein Pferdehufeisen, das von einem stämmigen Brauereigaul stammte.

Gemessenen Schrittes geleitete Parker seine Herrin durch den schmuddeligen Flur und öffnete die Tür mit der Aufschrift »Anmeldung«. Die beiden Männer, die es sich mit den Füßen auf den Schreibtischen bequem gemacht hatten, fuhren wie elektrisiert in die Höhe, als sie sahen, wer da ihre vormittägliche Ruhe störte.

Pat und Mick schienen die Lektion vom Vorabend schon wieder vergessen zu haben, denn beide warfen sich, wie aufgeschreckte Wachhunde den Ankömmlingen entgegen. Seelenruhig faßte der Butler seinen schwarzen Universal-Regenschirm am Griff und hielt dem anstürmenden Pat die bleigefüllte Spitze entgegen.

Der Angreifer schnappte nach Luft und verdrehte die Augen, als er das unerwartete Hindernis in seiner Magengrube spürte. Wie ein Taschenmesser klappte er in der Hüfte ein und ließ sich stöhnend zur Seite fallen.

Dadurch kam er allerdings seinem Kollegen Mick in die Quere, der gerade mit bloßen Fäusten auf Mylady losgehen wollte. Mick absolvierte einen eindrucksvollen Salto, der allerdings den sauberen Abgang vermissen ließ. Sein Bemühen, nach dieser turnerischen Vorführung wieder auf die Beine und ins Gleichgewicht zu kommen, endete kläglich. Daran hatte allerdings die resolute Dame nicht unbeträchtlichen Anteil.

Mit kaum hörbarem Zischen durchschnitten lederne Tragriemen die Luft, als Lady Agatha ihren Pompadour auf die Reise schickte. Unbeirrbar suchte sich der perlenbestickte Beutel sein Ziel.

Mit heiserem Aufschrei quittierte Mick den Empfang der Überraschung. Reflexartig riß er die Arme hoch und faßte nach der Stelle an seinem Hinterkopf, wo sich die Umrisse von Lady Agathas Glücksbringer unübersehbar eingeprägt hatten. Seine Augen schienen aus den Höhlen springen zu wollen, als er rückwärts torkelte, über einen Bürostuhl stolperte und röchelnd zu Boden ging.

Im selben Moment wurde die ledergepolsterte Tür aufgestoßen, die Pat und Mick so glücklos verteidigt hatten.

Das kahlköpfige, spindeldürre Männchen, das fassungslos die Verwüstungen in seinem Vorzimmer musterte, versuchte erst gar nicht, Mylady und den Butler am weiteren Vordringen zu hindern.

»O mein Herz«, jammerte der Mann. Mit der Linken faßte er sich an die Brust, mit der Rechten zog er ein blütenweißes Taschentuch hervor und tupfte sich den Schweiß von der Stirn.

»Führen Sie sich gefälligst nicht so wehleidig auf«, knurrte Agatha Simpson unbeeindruckt. »Ich habe mit Ihnen zu reden.«

Mit ängstlichen Blicken wich der Mann in sein Büro zurück und ließ sich heftig atmend an seinem ledergepolsterten Schreibtisch nieder. Anschließend griff er nach seiner silbernen Pillendose und schluckte ein halbes Dutzend Dragees auf einmal.

»Nun hören Sie schon mit diesem Firlefanz auf! Man sieht doch, daß Sie kerngesund sind«, herrschte Mylady ihn an. »Mein Kreislauf ist dagegen außerordentlich sensibel und verlangt dringend nach einer Stärkung.«

Wortlos hielt ihr das Männchen die geöffnete Pillendose entgegen, doch die ältere Dame hob abwehrend die Hände und wandte sich mit einem Ausbruch des Ekels ab.

»Mylady bringt den Produkten der pharmazeutischen Industrie keinerlei Vertrauen entgegen«, klärte Parker den Mann auf. »Ein Kognak wäre eher hilfreich, falls man sich die Bemerkung erlauben darf.«

»Bitte, bedienen Sie sich«, sagte der Gastgeber mit kraftloser Stimme und wies auf einen eleganten Wandschrank aus kostbarem Palisanderholz. »Flasche und Gläser stehen dort.«

Mit wohlwollendem Grunzen registrierte die ältere Dame das Etikett eines renommierten französischen AbFullers, als Parker ihr das erste Glas vollschenkte.

»Darf man davon ausgehen, Mister Peterson persönlich gegenüberzustehen?« erkundigte sich der Butler, während er die Flasche in Myladys Reichweite abstellte.

»Bertrand Peterson«, bestätigte das Männchen.

»Man bittet um Nachsicht wegen der Unruhe im Vorzimmer, die Sie zweifellos gestört haben dürfte, Mister Peterson«, fuhr Parker in seiner höflichen Art fort. »Die Umgangsformen Ihrer Bediensteten ließen allerdings gewisse Maßregelungen unvermeidlich erscheinen.«

»Wer sind Sie denn überhaupt?« fragte der Mann, der allmählich seine Fassung wiedergewann.

»Lady Simpson ...«, wollte Parker die Vorstellung beginnen, doch der Mann hinter dem Schreibtisch fiel ihm ins Wort.

»Lady Simpson?« wiederholte er. »Dann war es Ihr Haus, in dem meine Mitarbeiter schon gestern nachmittag brutal mißhandelt wurden? Ich protestiere energisch gegen derartige Übergriffe, Mylady!«

»Stimmt«, bestätigte die passionierte Detektivin und hielt dem Butler ihr leeres Glas zum Nachfüllen entgegen. »Ich habe den Burschen schon gestern eine Lektion erteilt. Aber vermutlich bin ich dabei noch nicht deutlich genug geworden.«

»Meine Mitarbeiter haben nicht mehr und nicht weniger als ihre Pflicht getan«, entgegnete Peterson. »Sie haben die Anweisung, bei besonders hartnäckigen Schuldnern mit einer gewissen Bestimmtheit aufzutreten.«

»Hartnäckige Schuldner?« empörte sich Mylady. »Ich schulde Ihnen keinen Pfennig, Sie mir aber fünfhundert Pfund.«

»Für die kaputte Vase?« erkundigte sich ihr Gegenüber. »Wenn ich recht informiert bin, haben Sie meine Mitarbeiter gestern schon um einen Betrag dieser Größenordnung erleichtert.«

»Das war selbstverständlich nur die Anzahlung, Mister Meterson«, erwiderte Lady Agatha kühl. »Ich erwarte von Ihnen, daß Sie Ihre restliche Schuld unverzüglich begleichen.«

»Es steht Ihnen natürlich frei, Ihre Forderungen auf gerichtlichem Weg geltend zu machen«, gab Peterson zurück und war plötzlich wieder ganz Geschäftsmann. »Ebenso werde ich verfahren, falls Sie nicht bereit sind, unverzüglich den von Ihnen zu verantwortenden Unfallschaden in Höhe von achthundert Pfund zu regulieren.«

»Achthundert Pfund für eine kleine Beule an einem schrottreifen Auto? Das ist doch lächerlich«, prustete Mylady los und ließ sich von Parker noch mal nachschenken.

»Kleine Beule?« reagierte Peterson verwundert. »Sie werden doch nicht das Gutachten des amtlich vereidigten Sachverständigen anzweifeln wollen? Außerdem gibt es einen unbeteiligten Zeugen, der die Schwere der Schäden zu Protokoll gegeben hat.«

»Alles Unsinn«, fegte Mylady seine Einwände vom Tisch. »Und wenn Sie alle Gerichte der Welt bemühen – von mir werden Sie keinen Penny bekommen.«

»Natürlich sind achthundert Pfund kein Pappenstiel«, lenkte Peterson ein. »Aber Sie hätten eben Ihre Haftpflichtversicherung einschalten sollen, Mylady. Die Versicherungen haben bisher immer anstandslos gezahlt.«

»Darf man aus Ihrer Äußerung den Schluß ziehen, Mister Peterson, daß Sie häufig mit ähnlich gelagerten Fällen zu tun haben?« erkundigte sich Parker.

Ein verlegenes Lächeln huschte über das Gesicht des dürren Mannes. »Nun – ab und zu«, antwortete Peterson ausweichend.

In diesem Moment wurde ein Rumpeln und Poltern aus dem Vorzimmer hörbar. Offensichtlich waren Pat und Mick aus ihren Träumen erwacht. Gleich darauf wurde die Klinke gedrückt.

Parker, der sich mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt hatte, leistete zwar erfolgreichen Widerstand, doch er ahnte, daß die beiden Männer mit Gewalt ins Büro dringen würden, um ihrem Chef zu Hilfe zu eilen.

»Möglicherweise sollte man Mister Peterson Gelegenheit zu einer vertraulichen Beratung mit seinen Mitarbeitern geben«, schlug Parker seiner Herrin vor, die ohnehin an Aufbruch dachte.

Während Mylady sich zum Gehen wandte, öffnete der Butler ruckartig die Tür. Pat und Mick, die gerade Anlauf genommen hatten, um die Tür einzurennen, waren zu überrascht, um noch stoppen zu können. Stolpernd schossen sie ins Zimmer und prallten beide gegen Petersons Schreibtisch. Bäuchlings rutschten sie über die polierte Platte auf ihren Chef zu und umarmten ihn so stürmisch, daß Peterson samt Sessel nach hinten kippte und sie weiter mit sich riß.

Ehe der Menschenknäuel hinter dem Schreibtisch sich wieder entwirrt hatte, verließen Josuah Parker und Agatha Simpson den Kaum.

»Man wünscht noch ungestörte Stunden«, sagte der Butler, zog die Tür zu und schloß von außen ab.

*

»Das werden die Kinder sein. Bitte, gehen Sie öffnen, Mister Parker«, ordnete Mylady an, als es zur Teezeit an Ihrer Haustür läutete.

Wenn die Hausherrin von ihren »Kindern« sprach, waren damit allerdings keine leiblichen Nachkommen gemeint. Vielmehr pflegte sie mit diesem irreführenden Begriff ihre attraktive Gesellschafterin Kathy Porter und den erfolgreichen Rechtsanwalt Mike Rander zu belegen.

Rander, ein Vierziger, braungebrannt und sportlich, erinnerte an einen beliebten Hauptdarsteller aus James-Bond-Filmen. Er hatte zusammen mit Parker einige ereignisreiche Jahre in den Staaten verbracht, bevor der Butler nach London zurückkehrte und in Lady Simpsons Dienste trat.

Als Rander später nachkam und in der Metropole an der Themse eine Kanzlei eröffnete, führte Parker ihn im Hause Simpson ein. Mylady schloß den sympathischen Anwalt sofort in ihr Herz. Seitdem gehörte es zu Randers wichtigsten Aufgaben, ihr immenses Vermögen zu verwalten.

Die hübsche Kathy, die Rander im Hause Simpson kennengelernt hatte, schien ihm nicht gleichgültig zu sein. Doch bisher waren alle Bemühungen der älteren Dame, zwischen ihren »Kindern« einen legalen Bund fürs Leben zu stiften, im Sand verlaufen.

»Ich hoffe, es geht Ihnen gut, Mylady«, begrüßte Rander beim Hereinkommen die Hausherrin. »Sie sehen jedenfalls blendend aus.«

»Danke, mein lieber Junge, danke«, gab Mylady geschmeichelt zurück. »Man tut eben, was man kann. Aber wahrscheinlich ist es der ständige Ärger, der mich so jung und fit erhält.«

»Ärger?« fragte Kathy Porter mitleidig und nahm neben der älteren Dame auf dem Sofa Platz. »Sie hatten doch nicht etwa schon wieder Ärger?«

»Von früh bis spät, Kindchen«, übertrieb Agatha Simpson. »Die Burschen, die mir dieser Meterson auf den Hals geschickt hat, waren wirklich unerträglich.«

»Meterson?« fragte Rander. »Wer ist denn das?«

»Mylady geruhte, von zwei Mitarbeitern des Inkassobüros Bertrand Peterson zu sprechen, falls die Anmerkung erlaubt ist«, gab der Butler Auskunft.