Parker piesackt die "Piraten" - Günter Dönges - E-Book

Parker piesackt die "Piraten" E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Dichter Regen klatschte gegen die Windschutzscheibe. Josuah Parker, der Mylady von den Edinburgher Opernfestspielen ins heimatliche London zurückchauffierte, saß schon seit Stunden am Steuer. Seine Konzentration ließ auch unter widrigen Umständen keine Sekunde nach. Deshalb nahm er unverzüglich den Fuß vom Gaspedal, als die merkwürdig vermummte Gestalt im Lichtkegel der Scheinwerfer auftauchte. »Das ist mit Sicherheit eine Falle, Mister Parker«, meldete sich Agatha Simpson über die Sprechanlage, die den schußsicher verglasten Fond mit dem Fahrersitz verband. »Ein Verdacht, der keineswegs von der Hand zu weisen sein dürfte, Mylady«, pflichtete der Butler seiner Herrin bei. »Trotzdem werde ich halten und der Sache auf den Grund gehen, Mister Parker«, entschied die passionierte Detektivin. »Niemand soll mir nachsagen können, ich wäre einer Gefahr ausgewichen.« Der Mann, der wie ein Hase auf dem Grünstreifen herumhüpfte, um auf sich aufmerksam zu machen, bot einen erbärmlichen Anblick. Er war nicht nur bis auf die Haut durchnäßt, sondern an Händen und Füßen gefesselt. Mit wilden Verrenkungen mühte er sich, den Jutesack abzuschütteln, der über seinen Oberkörper gestreift war... Mit seinen Nachtvogelaugen versuchte Parker die schwarze Finsternis links und rechts der Straße zu durchdringen, ehe er das Fahrzeug verließ. Anzeichen, die auf einen Hinterhalt gedeutet hätten, vermochte er nicht zu entdecken. Auch die geheimnisvolle innere Stimme, die ihn schon oft vor tödlichen Gefahren gewarnt hatte, blieb stumm. Würdevoll, als hätte er einen Ladestock verschluckt, schritt der Butler im Regen auf den Unbekannten zu. Rasch befreite er ihn von Sack und Fesseln und half ihm auf den Beifahrersitz. »Gott sei Dank!«

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Der exzellente Butler Parker – 29 –

Verbrecherjagd mit Stil

Günter Dönges

Dichter Regen klatschte gegen die Windschutzscheibe. Josuah Parker, der Mylady von den Edinburgher Opernfestspielen ins heimatliche London zurückchauffierte, saß schon seit Stunden am Steuer. Seine Konzentration ließ auch unter widrigen Umständen keine Sekunde nach. Deshalb nahm er unverzüglich den Fuß vom Gaspedal, als die merkwürdig vermummte Gestalt im Lichtkegel der Scheinwerfer auftauchte.

»Das ist mit Sicherheit eine Falle, Mister Parker«, meldete sich Agatha Simpson über die Sprechanlage, die den schußsicher verglasten Fond mit dem Fahrersitz verband.

»Ein Verdacht, der keineswegs von der Hand zu weisen sein dürfte, Mylady«, pflichtete der Butler seiner Herrin bei.

»Trotzdem werde ich halten und der Sache auf den Grund gehen, Mister Parker«, entschied die passionierte Detektivin. »Niemand soll mir nachsagen können, ich wäre einer Gefahr ausgewichen.«

Der Mann, der wie ein Hase auf dem Grünstreifen herumhüpfte, um auf sich aufmerksam zu machen, bot einen erbärmlichen Anblick. Er war nicht nur bis auf die Haut durchnäßt, sondern an Händen und Füßen gefesselt. Mit wilden Verrenkungen mühte er sich, den Jutesack abzuschütteln, der über seinen Oberkörper gestreift war...

Mit seinen Nachtvogelaugen versuchte Parker die schwarze Finsternis links und rechts der Straße zu durchdringen, ehe er das Fahrzeug verließ. Anzeichen, die auf einen Hinterhalt gedeutet hätten, vermochte er nicht zu entdecken. Auch die geheimnisvolle innere Stimme, die ihn schon oft vor tödlichen Gefahren gewarnt hatte, blieb stumm.

Würdevoll, als hätte er einen Ladestock verschluckt, schritt der Butler im Regen auf den Unbekannten zu. Rasch befreite er ihn von Sack und Fesseln und half ihm auf den Beifahrersitz.

»Gott sei Dank!« schnaufte der Fremde, sobald er sich auch noch des zusammengeknüllten Taschentuchs entledigt hatte, das als Knebel in seinem Mund steckte.

»Darf man die Hoffnung äußern, daß Sie körperlich unversehrt sind?« erkundigte sich Parker.

»Danke, es geht schon wieder«, antwortete der Mann und massierte seine Handgelenke, die noch die Spuren der Fesseln zeigten. »Wenn ich die verdammten Halunken erwische, breche ich ihnen jeden Knochen einzeln.«

Trotz seines bulligen Körperbaus und seiner martialischen Äußerung erweckte der Unbekannte nicht den Eindruck eines brutalen Schlägers. Obwohl er vor Wut schäumte, wirkten die hellblauen Augen im sommersprossigen Gesicht eher freundlich und verständnisvoll.

»Möglicherweise darf man erfahren, wer die Herren sind, die Sie auf so wenig schmeichelhafte Weise zu titulieren belieben«, äußerte Parker in seiner manchmal etwas umständlichen Art.

»Wenn ich bloß wüßte, wer die Gangster sind«, knurrte der Sommersprossige. »Auf jeden Fall sind sie mit meinem Lastwagen auf und davon.«

»Ein Umstand, den man nur bedauern kann, Mister ...«

»Fields. Marvin Fields«, nannte der Mann seinen Namen.

»Darf man fragen, wie lange Sie bereits am Straßenrand ausharren mußten, Mister Fields?« wollte der Butler wissen.

»Zum Glück nur ein paar Minuten«, erwiderte der etwa Fünfundvierzigjährige. »Weit können die Burschen nicht sein.«

»Unter diesen Umständen dürfte eine Verfolgung noch gewisse Aussichten auf Erfolg haben«, bemerkte Parker und wandte sich mit einem fragenden Blick an seine Herrin.

»Eine Verfolgung wollte ich auch gerade anordnen, Mister Parker«, nickte Lady Agatha eifrig und ließ ihren perlenbesticken Pompadour wippen. »Ich werde die Lümmel stellen und ihnen eine Lektion erteilen, die sie ihr Leben lang nicht vergessen.«

»Ein Vorsatz, der Myladys beeindruckende Tatkraft aufs neue dokumentiert«, entgegnete der Butler, legte mit unbewegter Miene den ersten Gang ein und gab seinem hochbeinigen Monstrum die Sporen.

Früher hatte das altertümlich wirkende Gefährt mal brave Dienste als Taxi geleistet. Seit Parker den Wagen erworben und nach seinen Vorstellungen umgebaut hatte, war daraus jedoch eine »Trickkiste auf Rädern« geworden, die über schußsichere Panzerung, ein leistungsstarkes Zusatztriebwerk und diverse Einrichtungen zur Abwehr von Verfolgern verfügte.

*

»Ich kam mit einer Ladung Whisky aus Aberdeen und hatte meinen Laster auf dem Parkplatz neben der Raststätte bei Darlington abgestellt, um im Führerhaus ein paar Stunden zu schlafen«, berichtete Fields, während das schwarze Vehikel mit aufgeblendeten Scheinwerfern und gleichmäßig brummender Maschine über die leere Landstraße jagte.

»Plötzlich wurde ich wach, als zwei Kerle mich packten und mir einen Wattebausch unter die Nase preßten«, fuhr der Mann auf dem Beifahrersitz fort. »Ich verlor das Bewußtsein und kam erst wieder zu mir, als ich gefesselt und geknebelt auf der Ladefläche lag. Kurz darauf hielten die Burschen an, warfen mich in den Straßengraben und fuhren weiter.«

»Sagten Sie Whisky, junger Mann?« erkundigte sich Agatha Simpson unvermittelt.

»Bester schottischer Whisky, Madam«, erwiderte Fields mit unüberhörbarem Stolz in der Stimme. »Vierzig Paletten. War alles für eine Londoner Exportfirma bestimmt.«

»Vierzig Paletten?« wiederholte die ältere Dame. »Sie wollten wohl Flaschen sagen, mein Lieber.«

»Unter Paletten versteht man im Transportgewerbe stabile Holzgestelle, auf denen eine größere Anzahl Kartons oder entsprechendes Versandgut gestapelt werden kann«, erläuterte Parker beiläufig. »Beim Be- und Entladen mit Gabelstaplern bieten Paletten entscheidende Vorteile, falls dieser Hinweis gestattet ist.«

»Dachten Sie, das wüßte ich nicht, Mister Parker?« reagierte die passionierte Detektivin gereizt.

»Nie würde meine Wenigkeit es wagen, Mylady Wissenslücken zu unterstellen«, versicherte der Butler in seiner unbeirrbaren Höflichkeit.

»Wie auch immer«, kam Agatha Simpson zielstrebig zum Thema zurück. »Wie viele Flaschen haben Sie denn auf so eine Palette gestapelt, Mister Fields?«

»Das sind jeweils zwanzig Kartons à zwölf Flaschen, macht zweihundertundvierzig Flaschen pro Palette«, rechnete der Lastwagenfahrer vor.

»Also neuntausendsechshundert Flaschen«, ergänzte Lady Agatha, die sich auf ihr Kopfrechnen etwas zugute hielt.

»Sie wollen es aber genau wissen, Madam«, schmunzelte Fields.

»Wenn ich den Fall übernehme, muß ich zunächst den präzisen Sachverhalt ermitteln«, belehrte Mylady ihren Mitfahrer. »Meine Fragen stelle ich natürlich aus rein dienstlichem Interesse.«

»Sie sind Detektivin, Madam?« fragte der Sommersprossige entgeistert.

»Sie haben es erraten, junger Mann«, bekräftigte Agatha Simpson. »Sie dürfen sich darüber hinaus glücklich schätzen, daß mein kriminalistischer Instinkt mich zu Ihnen geführt hat.«

»Das war ja wohl eher ein Zufall«, wandte Fields ein, der die Empfindlichkeit der älteren Dame noch nicht kannte.

»Zufall?« grollte Mylady. »Bei mir gibt es keine Zufälle, junger Mann. Außerdem muß ich Sie dringend davor warnen, mich zu beleidigen. In solchen Fällen werde ich ausgesprochen ungemütlich, wie Mister Parker Ihnen bestätigen kann.«

»Schon gut, Mylady«, lenkte Marvin Fields ein. »War ja nicht so gemeint. Glauben Sie denn, daß wir die Burschen, die meinen Laster geklaut haben, noch kriegen?«

»Ohne Zweifel«, stellte Agatha Simpson fest. »Mein Konzept steht bereits. Doch davon später. Auf jeden Fall werden Sie Ihren Lastwagen zurückbekommen, Mister Fields.«

»Wenn’s nur die alte Karre wäre«, entgegnete der Fernfahrer. »Damit ist sowieso kein Staat mehr zu machen.«

»Demnach kann und muß man davon ausgehen, daß die Unbekannten das Fahrzeug um der Ladung willen gestohlen haben, Mister Fields?« schaltete Parker sich wieder ein.

»Sollte man meinen«, erwiderte der Lastwagenfahrer zögernd. »Aber woher wußten die Burschen, was ich geladen hatte?«

»Darf man Ihre Äußerung so verstehen, daß die Täter vor der Tat keinerlei Gelegenheit hatten, Ihre Fracht in Augenschein zu nehmen, Mister Fields?« vergewisserte sich der Butler.

Der Fernfahrer schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Das halte ich eigentlich für ausgeschlossen«, sagte er. »Auch die Frachtpapiere können die Schurken nicht gesehen haben.«

Er griff in seine Jacke, zog eine abgeschabte Brieftasche heraus und klappte sie auf. »Da sind noch alle Unterlagen drin«, stellte er fest.

»Und Sie hegen keinen Verdacht, wer die Gangster möglicherweise über Art und Wert Ihrer Ladung informiert haben könnte, Mister Fields?« blieb Parker hartnäckig am Ball.

»Keine Ahnung«, erwiderte der Mann achselzuckend. »Die Polizei wird’s ihnen ja wohl nicht gesteckt haben.«

»Die Polizei?« fragte Agatha Simpson mißtrauisch dazwischen.

»Das hab ich nur im Scherz gesagt«, wiegelte Fields ab. »Die Polizei fiel mir gerade ein, weil sie abends auf dem Parkplatz eine Kontrolle gemacht hat.«

»Darf man um Aufklärung bitten, welcher Art die Kontrolle war, Mister Fields?« hakte der Butler sofort nach.

»Sie ließen sich Führerschein, Tachoscheibe und Frachtpapiere zeigen«, lautete die Antwort.

»Und Sie sind sicher, daß es sich tatsächlich um Angehörige der Polizei handelte, Mister Fields?« bohrte Parker weiter.

»Sie waren in Zivil, aber ich habe mir den Dienstausweis zeigen lassen«, teilte der Blauäugige mit. »Die sahen wirklich echt aus.«

»Was unter Umständen eine eingehende Überprüfung wert wäre, Mister Fields«, sagte Parker und schaltete auf Abblendlicht um. Eben waren in der Ferne die verschwommenen Rücklichter eines Lastwagens aufgetaucht.

*

Ebenso plötzlich, wie sie in der Dunkelheit aufleuchteten, waren die roten Lichter auch wieder verschwunden. Marvin Fields, der ebenfalls aufmerksam geworden war, glaubte an eine Bodenwelle, doch die unbestechlichen Augen des Butlers sahen mehr.

Josuah Parker war nicht entgangen, daß der Fahrer des vorausfahrenden Lastwagens die Fahrzeugbeleuchtung ausgeschaltet hatte und gleichzeitig von der breiten Piste nach rechts in eine schmale Landstraße abgebogen war.

»Wo fahre ich denn jetzt hin, Mister Parker?« fragte die Detektivin überrascht, als der Butler bremste und gleichfalls nach rechts abbog.

»Myladys Aufmerksamkeit dürfte kaum entgangen sein, daß der Fahrer des gesuchten Lastwagens diese Richtung einschlug«, gab Parker in seiner höflichen Art Auskunft. »Da die Fahrzeugbeleuchtung unmittelbar vor dem Abbiegemanöver ausgeschaltet wurde, dürften Mylady mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, daß es sich um den entführten Whiskyfrachter handelt.«

Der Butler hatte bis auf einige Wagenlängen zu dem Lkw aufgeschlossen.

»Das ist er!« jubelte Marvin Fields und drückte sich die Nase an der Frontscheibe platt. »Jetzt geht’s den Ganoven an den Kragen!«

»Meine Wenigkeit wird nichts unversucht lassen, Ihren verständlichen Wunsch der Verwirklichung näherzubringen, Mister Fields«, versprach Parker und trat gelassen das Gaspedal bis zum Anschlag durch.

Während der Rennmotor unter der eckigen Haube aufröhrte, betätigte der Butler kurz die Lichthupe und setzte zum Überholen des unbeleuchteten Fahrzeuges an. Zügig glitt das hochbeinige Monstrum an dem schon betagt wirkenden Whiskytransporter vorbei. Im selben Moment flammten Scheinwerfer und Rücklichter des Lastwagens wieder auf.

Der Butler fuhr einen kleinen Vorsprung heraus, ehe er mehrmals leicht auf das Bremspedal tippte und die Bremslichter aufleuchten ließ. Dabei hielt er sich in der Mitte der Fahrbahn, so daß an Überholen nicht zu denken war.

Der Gangster am Steuer des entführten Lkws schien das Signal zu verstehen. Er bremste und erweckte den Eindruck, als wollte er seinen Wagen hinter Parkers hochbeinigem Monstrum zum Stehen bringen. Doch dieser Schein trog ...

Der Butler, der sein altertümlich wirkendes Gefährt mittlerweile gestoppt hatte, sah die Lichter des Lastwagens in beunruhigendem Tempo im Rückspiegel näherkommen. So handelte er mit der kaltblütigen Präzision eines Computers.

Auf jaulenden Pneus machte das hochbeinige Monstrum einen regelrechten Satz nach vorn, als Parker Vollgas gab und gleichzeitig die Kupplung springen ließ. Der Start, der jedem Formel-Eins-Fahrer anerkennende Bemerkungen in der Fachpresse eingetragen hätte, erwies sich – abgesehen von seinen motorsportlichen Aspekten – als schlicht lebensrettend.

Nur um Zentimeter verfehlte die wuchtige Stoßstange des herandonnernden Lastwagens das Heck des losspurtenden Ex-Taxis.

»Das war verdammt knapp«, stöhnte Fields, derweil Mylady verärgert die Pralinen einsammelte, die aus der offenen Schachtel gefallen waren.

Im selben Augenblick legte der Butler einen der zahlreichen Kipphebel am Armaturenbrett um, deren Funktion nur ihm selbst bekannt war. Postwendend quoll eine ölige Rußwolke aus dem Auspuff seines schwarzen Vehikels und breitete sich rasch über die ganze Straße aus.

Sekunden später waren die Scheinwerfer des Lastwagens im undurchdringlichen Qualm verschwunden. Der Gangster am Lenkrad tat das einzige, was er unter diesen Blindflug-Bedingungen tun konnte: Er bremste, was die Bremsen hergaben, und brachte das schwere Gefährt unter beträchtlichem Rappeln und Quietschen, aber ohne Zwischenfälle zum Stillstand.

»Ich werde diesen kriminellen Subjekten keine Atempause gönnen und unverzüglich angreifen, Mister Parker«, setzte Agatha Simpson den Butler ins Bild, der seinen vierrädrigen Kasten gleichfalls angehalten hatte. Dabei widmete sie sich unverdrossen den Pralinen, genauer gesagt dem, was noch davon übrig war.

»Sie dürfen schon vorangehen, Mister Parker«, beschied sie den Butler, der mit höflicher Verneigung den Wagenschlag öffnete. »Und Sie dürfen Mister Parker begleiten, Mister Fields. Nur keine Angst. Ich komme gleich nach.«

»Wie Mylady wünschen«, sagte Parker und steuerte gemessenen Schrittes die schwarze Wolke an, die den Lastwagen immer noch vollständig verhüllte. Marvin Fields, dessen Rachegelüste jeden furchtsamen Gedanken vertrieben, schloß sich ihm an.

Vorsichtig tasteten die Männer sich durch den dichten Qualm vorwärts. Aufmerksam lauschte der Butler auf seine innere Stimme, doch sie meldete sich auch diesmal nicht.

Als das Duo endlich das Führerhaus des eingenebelten Lastwagens erreicht hatte, wußte Josuah Parker, warum. – Die Fahrerkabine war leer!

*

Lauschend und spähend ließ der Butler den scharf gebündelten Lichtstrahl seiner Kugelschreiberlampe umherwandern. Er leuchtete unter den Wagenboden, hinter die fast mannshohen Räder... Von den Unbekannten fehlte jede Spur.

Ob sie in der Nähe lauerten und nur darauf warteten, daß einer ihrer Widersacher ein gutes Ziel abgab?

»Wo stecken Sie denn, Mister Parker?« war in diesem Moment das sonore Organ Agatha Simpsons zu hören.

»Hier, Mylady«, meldete sich der Butler und schritt seiner Herrin entgegen, die sich schnaufend einen Weg durch die zähen Schwaden bahnte.

»Und wo sind die dreisten Lümmel, die ich unverzüglich ins Verhör nehmen werde, Mister Parker?« wollte sie wissen.

»Bedauerlicherweise sieht man sich zu der Mitteilung gezwungen, daß die Herren das sprichwörtliche Weite gesucht haben, Mylady.«

»Sie haben die Schurken entwischen lassen, Mister Parker. Das ist ja wirklich unerhört! Muß ich denn alles allein machen?«

»Passiert ist passiert, Madam«, versuchte Fields die Lady zu besänftigen. »Am besten fahren wir in den nächsten Ort und alarmieren die Polizei.«

»Polizei?« entgegnete Agatha Simpson ungehalten. »Was soll denn die Polizei hier, junger Mann?«

»Die Gangster fangen, was denn sonst?« reagierte Fields unbekümmert.

»Seit wann fängt die Polizei denn Gangster?« grollte Mylady. »Die hat doch mit dem Verkehr genug zu tun.«