Parker setzt zur Schußfahrt an - Günter Dönges - E-Book

Parker setzt zur Schußfahrt an E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Lady Agatha war wild entschlossen. Sie konzentrierte sich auf den Golfball und schien ihn hypnotisieren zu wollen. Dann schaute sie wieder hoch und maß die Entfernung, die sie mit dem Ball zu überbrücken gedachte. Sie hatte sich viel vorgenommen und wollte natürlich Butler Parker überbieten, der seinen Schlag bereits ausgeführt hatte. »Darf man höflichst anregen, Mylady, mit dem Schlag noch einen Augenblick zu warten?« regte der Butler an. »Neben der Baumgruppe sind einige andere Spieler zu sehen.« »Die ich ignorieren werde«, gab sie zurück. »Selbstverständlich werde ich meinen Ball weit über diese Amateure hinwegtreiben.« Sie war eine bemerkenswerte Erscheinung, hatte das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit überschritten und zeigte eine majestätische Körperfülle. Man traute ihr ohne weiteres einen weiten Schlag zu. Die ältere Dame konzentrierte sich erneut und... schädigte dicht neben dem Golfball den gepflegten Rasen. Eine Erdscholle flog hoch in die Luft und klatschte satt zurück zu Boden. »So etwas wäre Ihnen eben beinahe passiert, Mister Parker«, sagte sie ohne jede Verlegenheit und blickte ihren Begleiter fast strafend an. »Sie hätten den Ball um ein Haar nicht getroffen.« »Meine bescheidene Wenigkeit befindet sich noch im Stadium des Anfängers«, erwiderte der Butler und trat sicherheitshalber einen Schritt zurück, als Agatha Simpson erneut zum Schlag ausholte.

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Der exzellente Butler Parker – 37 –

Parker setzt zur Schußfahrt an

Günter Dönges

Lady Agatha war wild entschlossen.

Sie konzentrierte sich auf den Golfball und schien ihn hypnotisieren zu wollen. Dann schaute sie wieder hoch und maß die Entfernung, die sie mit dem Ball zu überbrücken gedachte. Sie hatte sich viel vorgenommen und wollte natürlich Butler Parker überbieten, der seinen Schlag bereits ausgeführt hatte.

»Darf man höflichst anregen, Mylady, mit dem Schlag noch einen Augenblick zu warten?« regte der Butler an. »Neben der Baumgruppe sind einige andere Spieler zu sehen.«

»Die ich ignorieren werde«, gab sie zurück. »Selbstverständlich werde ich meinen Ball weit über diese Amateure hinwegtreiben.«

Sie war eine bemerkenswerte Erscheinung, hatte das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit überschritten und zeigte eine majestätische Körperfülle. Man traute ihr ohne weiteres einen weiten Schlag zu. Die ältere Dame konzentrierte sich erneut und... schädigte dicht neben dem Golfball den gepflegten Rasen. Eine Erdscholle flog hoch in die Luft und klatschte satt zurück zu Boden.

»So etwas wäre Ihnen eben beinahe passiert, Mister Parker«, sagte sie ohne jede Verlegenheit und blickte ihren Begleiter fast strafend an. »Sie hätten den Ball um ein Haar nicht getroffen.«

»Meine bescheidene Wenigkeit befindet sich noch im Stadium des Anfängers«, erwiderte der Butler und trat sicherheitshalber einen Schritt zurück, als Agatha Simpson erneut zum Schlag ausholte. Er kannte das Temperament seiner Herrin, für die der Begriff Selbstkritik ein Fremdwort war.

Und diesmal traf Mylady.

Der Golfball jagte hoch in die Luft und beschrieb einen Bogen, mit dem selbst Josuah Parker nicht gerechnet hatte. Das kleine Flugobjekt zischte auf eine Gruppe von Golfspielern zu, die sich am Rand der Bahn eingefunden hatten und miteinander sprachen. Der Golfball überwand mit spielerischer Leichtigkeit etwa achtzig Meter und landete dann auf dem Rücken eines Mannes, der verständlicherweise zusammenzuckte und ein wenig von seinem Gleichgewicht verlor.

»Nun, Mister Parker, habe ich das Grün erreicht?« erkundigte sich Lady Agatha bei ihrem Butler. Sie hatte die Flugbahn des Balles nicht weiter beachtet und ging wie selbstverständlich davon aus, daß sie sich dem 6. Loch genähert hatte.

»Mylady erreichten mehr ein gewisses Braun«, beantwortete Parker die Frage.

»Braun?« Sie sah ihn mißbilligend an. »Sie haben keine Ahnung vom Golf, Mister Parker.«

»Das Braun eines sportlich geschnittenen Jacketts, Mylady«, präzisierte der Butler seine Angabe.

»Jackett? Was soll denn das?« Sie runzelte die Stirn.

»Myladys Golfball muß durch widrige Winde offensichtlich vom geplanten Kurs abgekommen sein.«

Der Butler beobachtete die Gruppe der Golfspieler.

Ihm war keineswegs entgangen, daß zwei Teilnehmer nach dem Treffer schnell und typisch reagiert hatten. Sie hatten sich vor dem Getroffenen aufgebaut und ihre rechte Hand in Caddy-Taschen versenkt. Die beiden jungen Mitspieler machten einen wachsamen Eindruck und suchten offensichtlich nach dem Golfspieler, der diesen Flugball gespielt hatte. Sie blickten in Richtung Mylady.

»Reden Sie mir nichts ein, Mister Parker«, grollte die ältere Dame. »Mein Ball muß auf dem Grün liegen.«

»Meine Wenigkeit kann sich natürlich auch getäuscht haben.« Parker beobachtete weiter die beiden jungen Männer, die den Getroffenen unter Wahrung aller Vorsicht auf einen Golfkarren bugsierten und ihn nach allen Seiten hin absicherten. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis der Getroffene im elektrisch angetriebenen und überdachten Karren saß.

Zwei Golfspieler blieben zurück und wandten sich in Richtung einer nahen Strauchgruppe, in der sie verschwanden.

»Weshalb soll ich eigentlich weiterspielen?« fragte sich Lady Agatha. »Für mich ist diese Bahn keine Herausforderung.«

»Sie bietet in der Tat kaum nennenswerte Schwierigkeiten, Mylady«, pflichtete Parker ihr umgehend bei. Er griff nach dem kleinen zweirädrigen Caddy-Wagen und dachte über das Verhalten der Golfspieler nach.

War man durch Zufall auf Sportler gestoßen, die sich mit Leibwächtern umgaben? Wer mochte der Mann im braunen Jackett sein? Warum hatte er die Spielbahn so fluchtartig verlassen?

Parker rechnete mit baldigen Schwierigkeiten.

*

Der Butler hatte Agatha Simpson in der Lounge des Sport-Hotels zurückgelassen und schritt über die Treppe in die dritte und oberste Etage, wo sich Myladys Räume und sein Zimmer befanden. Er handelte aus einem wachen Instinkt heraus.

Oben angekommen, bog er um einen Pfeiler herum und entdeckte am Ende des Korridors einen sportlich gekleideten Hotelgast, der eine Zigarette rauchte und interessiert eine Regionalkarte betrachtete, die an der Wand hing. Der Mann, das sah Parker auf den ersten Blick, mußte eben noch auf dem Golfkurs gewesen sein. Die Schuhe waren staubbedeckt. Der Unbekannte mußte über einen Zufahrtsweg rechts von der Spielbahn gegangen sein.

Auf wen mochte dieser Mann warten? Er stand in der Höhe der Türen, die in Myladys Räume und in Parkers Zimmer führten. Zufall oder Absicht?

Josuah Parker räusperte sich kurz und bekam mehr als deutlich mit, wie schnell der Wartende reagierte. Er langte mit der rechten Hand unter seine Sportbluse, entdeckte den Butler und winkte ihm mit der linken Hand. Gleichzeitig löste er sich von der Wandkarte und trat schnell und elastisch auf den Butler zu. Dabei lächelte er knapp.

»Ich suche einen Mister Lennon«, sagte der Mann unnötig laut. »Er soll hier oben sein Zimmer haben. Können Sie mir da vielleicht helfen?«

Er sprach mit leichtem amerikanischem Akzent und zeigte Verblüffung, als Parker wie selbstverständlich auf eine nahe Tür deutete. Bevor der Mann dann allerdings schalten konnte, war es bereits um ihn geschehen.

Parker ließ ihm keine Chance, die Waffe zu ziehen. Der Butler winkelte seinen Arm hoch und sorgte dafür, daß der bleigefüllte Bambusgriff seines Universal-Regenschirmes gegen den Unterkiefer des Mannes gedrückt wurde.

Da dieser Druck recht heftig ausgeführt wurde, ging der Mann sofort in die Knie und verdrehte die Augen. Er ging klassisch k.o und fiel gegen die Wand des Korridors.

Butler Parker fing den Stürzenden ausgesprochen behutsam auf und setzte ihn vorsichtig auf den Boden. Anschließend suchte und fand er eine Pistole, die in einer Schulterhalfter steckte.

Damit gab es für ihn keinen Zweifel mehr. In den Räumen, die Mylady und er gebucht hatten, mußte sich zumindest ein weiterer Mann aufhalten, der sicher damit beschäftigt war, das Gepäck zu durchsuchen. Es konnte also keineswegs schaden, sich auch noch mit diesem Burschen auseinanderzusetzen.

Parker drückte vorsichtig die Tür zu Myladys Räumen auf und entdeckte den vermuteten zweiten Mann auf Anhieb. Er stand vor einem kleineren Schrankkoffer der älteren Dame und durchwühlte ihn. Erfreulicherweise wandte er dem Butler den Rücken zu.

Parker klopfte kurz bei dem Überraschten an.

Dazu benutzte er erneut den Bambusgriff des Schirmes, den er auf den Hinterkopf des Suchenden legte. Auch in diesem Fall ging der Mann sofort in die Knie und rutschte nach hinten.

Parker ließ ihn zu Boden gleiten und durchsuchte ihn. Diesmal fand er einen kurzläufigen Revolver, der einen ausgesprochen giftig-tödlichen Eindruck machte.

Josuah Parker schleifte den ersten Mann aus dem Korridor in Myladys Apartment und legte ihn neben den zweiten. Dann vergewisserte er sich, daß die beiden Schlafenden vorerst nicht wieder zu sich kamen, wechselte hinüber in sein Hotelzimmer und sah sofort, daß hier eine Durchsuchung noch nicht stattgefunden hatte.

Der Butler öffnete seine schwarze, abgegriffene Reisetasche und holte eine Rolle hervor. Mit nylonverstärktem Klebeband umwickelte er dann die Hand- und Fußgelenke der beiden Männer. Er hatte seine Arbeit gerade beendet, als die Leute sich zu rühren begannen und leise stöhnten.

»Sie sind hoffentlich nicht sonderlich nachtragend«, begann Josuah Parker das Gespräch. »Aber aus guten Gründen sah meine Wenigkeit sich gezwungen, Sie außer Gefecht zu setzen.«

Sie starrten ihn an, merkten, daß ihre Bewegungsfreiheit empfindlich eingeschränkt war, und ärgerten sich umgehend.

»Was versprechen Sie sich davon?« wollte der Mann vom Korridor wissen und bemühte sich um Überlegenheit.

»Eine gewisse Ungestörtheit der Unterhaltung«, erwiderte Josuah Parker. »Falls Sie es natürlich nicht vorziehen, daß meine Wenigkeit sich sofort mit der Polizei in Verbindung setzt.«

»Lassen Sie die Polizei mal aus dem Spiel«, schaltete der andere Mann sich ein. Auch er sprach mit amerikanischem Akzent, wie unschwer zu hören war. »Sie sind doch Butler, oder?«

»In der Tat«, gab Parker zurück.

»Dann werden wir ’nen Vorschlag machen, Mann«, schickte der Sprecher voraus. »Wir verpassen Ihnen, sagen wir mal, fünfzig Pfund, und dafür lassen Sie uns verduften. Klar?«

»Sie hatten immerhin die Absicht, Lady Simpson zu bestehlen«, erinnerte Josuah Parker.

»Unsinn, Mann«, lautete die Antwort. »Das hier mit dem Zimmer war nur ‚ne dumme Verwechslung.«

»Und mehr sollten Sie nicht wissen, sonst könnte Ihre Gesundheit darunter leiden«, drohte der Zimmerbesucher. »Wir haben nämlich noch Freunde hier draußen. Wollen Sie mit denen Ärger bekommen?«

»Und die werden mächtigen Ärger machen, wenn Sie die Polizei rufen«, fügte der andere Mann hinzu.

»Sie haben meine Wenigkeit bereits völlig überzeugt«, sagte der Butler. »Mit Ihrer Erlaubnis wird man die fünfzig Pfund umgehend an sich nehmen.«

»Und dann ’runter mit diesem verdammten Packband«, verlangte der Zimmerbesucher gereizt. »Beeilen Sie sich ein bißchen!«

*

»Ich werde mir gründlich überlegen müssen, Mister Parker, ob Sie sich richtig verhalten haben«, meinte Agatha Simpson etwa zehn Minuten später. Der Butler hatte ihr gerade Bericht erstattet. Sie nahm einen durchaus kräftigen Schluck aus ihrem Cognacglas und runzelte die Stirn.

»Mylady finden, daß meine Wenigkeit einen Fehler beging?« erkundigte sich Parker.

»Das ohnehin«, entschied sie. »Sie hätten wenigstens hundertfünfzig Pfund verlangen sollen. Diese beiden Subjekte haben nicht versucht, Sie zu überlisten?«

»Ihre Handfesseln blieben intakt, Mylady, als meine Wenigkeit ihnen erlaubte, das Apartment zu verlassen.«

»Aber Sie haben natürlich keine Ahnung, wer die Strolche sind und wohin sie sich getrollt haben?«

»Persönliche Papiere waren in beiden Brieftaschen nicht zu finden, Mylady. Nach dem Verlassen des Sporthotels durch einen Hinterausgang bestiegen sie einen Wagen, dessen Kennzeichen nun bekannt ist. Der Wagen ist eindeutig in Edinburgh zugelassen worden.«

»Und was sagt mir das, Mister Parker?«

»Es dürfte sich um einen Mietwagen handeln, Mylady. Man darf daran erinnern, daß beide Männer mit amerikanischem Akzent sprechen. In Edinburgh könnten sie sich diesen Wagen beschafft haben.«

»Wo sonst, Mister Parker?« Sie wußte es wieder mal ganz genau. »Aber warum durchsuchten sie mein Gepäck?«

»Man möchte herausfinden, wer Mylady sind. Die beiden Männer dürften zu jener Gruppe von Golfspielern gehört haben, die Mylady sich als Ziel erwählten.«

»Jetzt haben Sie begriffen, Mister Parker.« Sie lächelte ihm wohlwollend zu. »Ich stehe am Beginn eines neuen Falles. Und ich habe nichts dagegen, wirklich nicht. Ich langweilte mich bereits.«

»Mylady haben mit Belästigungen aller Art zu rechnen.«

»Wie schön«, freute sie sich. »Gegen Abwechslungen habe ich grundsätzlich nichts. Ich frage mich allerdings, was zwei amerikanische Gangster hier in Aviemore zu suchen haben? Hier gibt es doch nur mehr oder weniger nette Feriengäste.«

»Die beiden Herren werden sicher erneut versuchen, Kontakt mit meiner Wenigkeit aufzunehmen.«

»Und mit mir!« Sie lächelte versonnen. »Und dann werden sie etwas erleben! Übrigens, die fünfzig Pfund werden meine Unkosten hier erheblich mindern.«

»Mylady müssen mit jedem Penny rechnen«, antwortete Parker ernst. Sein glattes Pokergesicht zeigte keine Regung.

»Sie sagen es, Mister Parker«, pflichtete sie ihm bei. »Wie animiere ich jetzt die beiden Flegel, sich mit mir anzulegen?«

»Mylady könnten eine kleine Ausfahrt unternehmen. Mit einer baldigen Verfolgung ist dann fest zu rechnen.«

»Wie gut, daß ich nach Schottland gefahren bin«, sagte sie selbstzufrieden. »Ich muß geahnt haben, daß ich hier gebraucht werde, Mister Parker.«

»Das Schicksal muß Mylady einen deutlichen Wink gegeben haben.«

»Und ich werde zurückwinken, Mister Parker«, erwiderte die ältere Dame. »Worauf warte ich eigentlich noch?«

Sie erhob sich aus ihrem Sessel und marschierte energisch in die Empfangshalle des Sporthotels. Sie befand sich im Stadium wilder Entschlossenheit und war erfahrungsgemäß nicht mehr zu bremsen. Parker hatte seine einschlägigen Erfahrungen gemacht.

*

Das Ferienzentrum Aviemore, zu allen Jahreszeiten besucht, bot eine Fülle von Vergnügungsmöglichkeiten. Während der Sommermonate konnte man am Pony-Trecking teilnehmen, Wandern, Fischen oder Bootssport in allen Variationen betreiben. Im Winter hingegen lockten Schneepisten, Langlauf-Loipen und Ski-Lifts.

Der nahe Glenmore-Nationalpark war eine besondere Attraktion und konnte auf besonders abgesteckten Wegen begangen werden. Wer immer sich sportlich betätigen wollte, kam hier voll auf seine Kosten.

Nicht umsonst wollte Agatha Simpson sich in dieser einmalig schönen Region im Zentralen Hochland finanziell an einem Hotel beteiligen. Sie war eine ungemein geschäftstüchtige Dame, der man allerdings schottischen Geiz nachsagte.

Sie war immens vermögend, konnte sich jedes noch so teure Hobby leisten und hielt sich für eine einmalig begabte Kriminalistin. Exzentrisch von Natur aus, trat sie grundsätzlich in jedes Fettnäpfchen, sagte stets das, was sie gerade dachte, und bekam nie mit, daß ihr Butler seine schützende Hand über sie hielt.

Diese bemerkenswerte Erscheinung saß inzwischen im Fond eines Wagens, der mal als Taxi in London gedient hatte und Parker gehörte. Das altersschwach aussehende Gefährt war allerdings nach den Plänen des Butlers technisch völlig umgerüstet worden. Man nannte es nur noch »eine raffinierte Trickkiste auf Rädern«.

Stocksteif, als habe er einen Ladestock verschluckt, saß Parker am Steuer dieses Wagens und fuhr in Richtung Loch Morlich. Ihm war nicht entgangen, daß man bereits Verfolger hinter sich hatte.

Nach dem Verlassen des Parkplatzes hatte sich ihm ein Geländewagen der Marke Toyota angeschlossen, in dem zwei Männer saßen. Es waren allerdings nicht jene beiden, mit denen er sich in Myladys Apartment unterhalten hatte. Für Parker war dies der Beweis dafür, daß man es mit einer Gruppe von Kriminellen zu tun hatte, die aus noch unerfindlichen Gründen dieses Ferienzentrum unsicher machten.

An einen Überfall war vorerst nicht zu denken, denn die Straße war zu belebt. Viele Touristen und Feriengäste waren unterwegs. Die meisten wollten wohl hinauf zum höchsten Restaurant Großbritanniens, um aus etwa 1200 Meter Höhe einen Rundblick über die Region werfen zu können.

Parker ließ sich immer wieder überholen und täuschte eine Altersschwäche des Motors vor. Der Toyota fiel aber ständig wieder zurück und blieb hinter dem Monstrum auf Rädern, wie Eingeweihte seinen Wagen ironisch nannten. Der Fahrer des Geländewagens wollte auf keinen Fall den Anschluß verlieren.

Josuah Parker war ihm dabei behilflich.

Er bog von der Hauptstraße nach links ab und stieß vorsichtig in einen unbefestigten Weg, der sich steil absenkte und in ein kleines Waldstück führte. Dank der Hochbeinigkeit des Wagens hatte der Butler keine Schwierigkeiten mit der tief eingefahrenen Spur.

Der Toyota folgte gehorsam und holte auf. Der Fahrer des Wagens glaubte sich jetzt wohl überlegen, denn immerhin bewegte er ein geländegängiges Fahrzeug.

»Ich hoffe, Mister Parker, Sie wissen, wie man die Verfolger stoppt«, ließ die ältere Dame sich vernehmen. »Falls nicht, fragen Sie mich.«

»Myladys Rat wird immer hilfreich sein.« Parker fuhr langsam und täuschte Unsicherheit vor. Der Toyota hatte bereits aufgeholt und war nur noch fünfzehn Meter hinter dem hochbeinigen Monstrum.

Als es auf eine kleine Rechtskurve zuging, schob der Geländewagen sich noch näher an Parkers Gefährt heran. Der Butler ahnte, was da hinter ihm geplant wurde. Man wollte seinen Wagen touchieren und von der Straße nach links abdrängen. Dort gab es einen steinübersäten Steilhang, der wunderbar geeignet war, einen abrollenden Wagen zerschellen zu lassen.

Der Toyota setzte zum Stoß an, näherte sich schnell und ... befand sich eine Sekunde später in einer massiven Wolke aus Ruß und Öl.