Parker sorgt für Ladehemmung - Günter Dönges - E-Book

Parker sorgt für Ladehemmung E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Lady Agatha war besorgt. Chief-Superintendent McWarden hatte bereits zweimal den angebotenen Sherry abgelehnt und machte einen geistesabwesenden Eindruck. Er saß in einem der tiefen Ledersessel in der großen Halle des ehrwürdigen Hauses und gab sich mundfaul. »Ich werde Ihnen jetzt zum letzten Mal einen Sherry anbieten, mein Bester«, schickte sie voraus. »Falls Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen sein sollte, lassen Sie es mich gefälligst wissen.« »Ich weiß, ich bin kein guter Unterhalter«, erwiderte McWarden, der in Scotland Yard ein Sonderdezernat leitete, »aber ich muß ja ohnehin gehen.« »Was haben Sie denn schon wieder zu tun, mein Lieber«, fragte Agatha Simpson ein wenig spitz. »Mister McWardens Zeit wird sicher von dem Fall McGivern voll und ganz in Anspruch genommen«, deutete Parker den geplanten Aufbruch, bevor Mylady eine weitere Spitze abschießen konnte. »Das auch.« McWarden stand auf und verbeugte sich in Richtung Agatha Simpson. »Ich werde bei Gelegenheit mal wieder vorbeisehen, Mylady.« »Sie konnten die Ermittlungen in der Sache McGivern glücklich abschließen?« fragte Parker höflich-beiläufig. »Wer ist McGivern?« Lady Agatha runzelte die Stirn. »Es handelt sich, wie Mylady wissen, um einen Mafioso, der in einen Mordprozeß verwickelt ist.«

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Der exzellente Butler Parker – 22 –

Parker sorgt für Ladehemmung

Günter Dönges

Lady Agatha war besorgt.

Chief-Superintendent McWarden hatte bereits zweimal den angebotenen Sherry abgelehnt und machte einen geistesabwesenden Eindruck. Er saß in einem der tiefen Ledersessel in der großen Halle des ehrwürdigen Hauses und gab sich mundfaul.

»Ich werde Ihnen jetzt zum letzten Mal einen Sherry anbieten, mein Bester«, schickte sie voraus. »Falls Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen sein sollte, lassen Sie es mich gefälligst wissen.«

»Ich weiß, ich bin kein guter Unterhalter«, erwiderte McWarden, der in Scotland Yard ein Sonderdezernat leitete, »aber ich muß ja ohnehin gehen.«

»Was haben Sie denn schon wieder zu tun, mein Lieber«, fragte Agatha Simpson ein wenig spitz.

»Mister McWardens Zeit wird sicher von dem Fall McGivern voll und ganz in Anspruch genommen«, deutete Parker den geplanten Aufbruch, bevor Mylady eine weitere Spitze abschießen konnte.

»Das auch.« McWarden stand auf und verbeugte sich in Richtung Agatha Simpson. »Ich werde bei Gelegenheit mal wieder vorbeisehen, Mylady.«

»Sie konnten die Ermittlungen in der Sache McGivern glücklich abschließen?« fragte Parker höflich-beiläufig.

»Wer ist McGivern?« Lady Agatha runzelte die Stirn.

»Es handelt sich, wie Mylady wissen, um einen Mafioso, der in einen Mordprozeß verwickelt ist.«

»Und der als Zeuge verhört wird«, warf McWarden ein, »von mir mal ganz zu schweigen. Ich ermittle nämlich noch gegen ihn. Es sind da noch ein paar wichtige Dinge zu klären.«

»Wann soll dieser Prozeß denn stattfinden?« wollte die ältere Dame zusätzlich wissen.

»In knapp drei Wochen«, gab der Chief-Superintendent zurück. »Bis dahin werde ich es schon schaffen.«

»Falls nicht, dann wenden Sie sich vertrauensvoll an mich, mein lieber McWarden«, bot die passionierte Detektivin ihre Hilfe an. »Sie wissen ja, ich löse so gut wie jeden Fall.«

»Ich komme schon zurecht.« McWarden nickte und ließ sich von Josuah Parker zum verglasten Vorflur der Wohnhalle und dann bis an die Tür bringen. Sein Gang war schwer. Der Mann, der normalerweise immer wie ein leicht gereizter Bullterrier aussah, hatte scheinbar Beine aus Beton. Die Schultern hingen herunter, die Bewegungen waren eckig geworden. Der Yard-Beamte schien an einer schweren Last zu tragen.

»Darf man höflich fragen, Sir, ob Mister McGivern sich noch in Freiheit befindet?« erkundigte sich Parker, als er die Tür öffnete.

»Für eine Festnahme hat es noch nicht gereicht«, antwortete McWarden. »McGivern hat da zwei Zeugen, die ihm bisher ein wasserdichtes Alibi verschafft haben.«

»Und auch gegen diese Zeugen wird ermittelt, Sir?«

»Nur eine Frage der Zeit, bis sie umkippen«, meinte der Yard-Beamte und gab sich unvermittelt optimistisch. »Gute Nacht, Mister Parker!«

»Sie kamen, wie Sie sagten, rein zufällig vorbei, Sir?«

»Warum sollte ich nicht zufällig vorbeigekommen sein?« reagierte McWarden leicht gereizt. »Mache ich doch öfter, oder?«

»Es handelte sich nur um eine Frage, Sir, der Sie keine Beachtung schenken sollten.«

Parker hatte die Tür aufgezogen und führte den Yard-Beamten unter das Vordach, das von kleinen Säulen getragen wurde. Genau in diesem Augenblick hüpfte ein runder Gegenstand über das Pflaster auf den Vorbau zu. McWarden warf sich instinktiv zurück und zog dabei den Butler mit sich. McWarden warf die Tür zu und drückte Parker und sich gegen den linken Türpfosten.

Es geschah nichts!

»Sie vermuteten ein Attentat, Sir?« fragte Josuah Parker, als McWarden sich nach einigen Augenblicken entspannte.

»Reine Routine, Mister Parker.« McWarden lächelte ein wenig schief.

»Meiner bescheidenen Ansicht nach schien es sich um einen völlig normalen Tennisball gehandelt zu haben.«

»Man ... man kann nie wissen«, entgegnete der Yard-Beamte, der sich einen inneren Ruck gab und Parker zunickte, als er die Tür erneut öffnete.

*

»Es war natürlich eine Handgranate, nicht wahr?« fragte Agatha Simpson wenige Minuten später. Ein deutlicher Hoffnungsschimmer lag in ihren Augen.

Lady Agatha war groß, sehr stattlich und zeigte eine beeindruckende Körperfülle. Sie hatte das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit überschritten, war aber körperlich noch sehr leistungsfähig. Ihre Energie war ungebremst und sie setzte sie ein, um sich als Amateur-Detektivin zu betätigen.

Butler Parker unterstützte sie diskret. Er hielt seine schützende Hand über sie, was sie jedoch nicht mal andeutungsweise ahnte.

Lady Agatha war immens vermögend, mit dem Blut- und Geldadel der Insel eng verschwistert und verschwägert, seit Jahren Witwe und berüchtigt wegen ihrer unkonventionellen Art. Es gab grundsätzlich kein Fettnäpfchen, in das sie nicht getreten wäre.

»Der Wahrheit die Ehre, Mylady«, beantwortete Parker ihre Frage und präsentierte einen gelb gefärbten Tennisball. »Es handelt sich, wie der Augenschein lehrt, um einen gewöhnlichen Tennisball«

»Sind Sie sicher, Mister Parker?« Enttäuschung war in ihrer Stimme.

»Man dürfte ihn über das Tor in Richtung Haus geworfen haben, Mylady.«

»Und wozu das, Mister Parker? Will man mich herausfordern?«

»Mylady denken sicher mehr an Mister McWarden.«

»Und ob.« Sie nickte nachdrücklich. »Und warum denke ich an ihn?«

»Der Tennisball könnte durchaus dem Chief-Superintendenten gegolten haben, Mylady.«

»Unsinn, Mister Parker«, entschied sie grollend. »Wie kommen Sie denn darauf? Jetzt geht aber die Phantasie wieder mit Ihnen durch.«

»Es war nicht zu übersehen, Mylady, daß Mister McWarden geradezu übernervös reagierte.«

»Und was schließe ich daraus, Mister Parker?«

»Der Chief-Superintendent, Mylady, könnte bereits in jüngster Vergangenheit mit ähnlichen Situationen konfrontiert worden sein.«

»Daran dachte ich gerade ebenfalls«, behauptete sie umgehend. »Es war ja mehr als überraschend, daß er den Sherry ablehnte, finden Sie nicht auch, Mister Parker?«

»Ein Vorgang, den man nur als ungewöhnlich bezeichnen kann und wohl auch muß, Mylady. Es steht zu fürchten, daß Mister McWardens Reaktion mit seinen Ermittlungen im Zusammenhang steht.«

»Diese Mordgeschichte, Mister Parker?«

»Interessierte Kreise scheinen die Ermittlungen massiv behindern zu wollen.«

»Dann werde ich mich einschalten«, machte die ältere Dame deutlich. »So etwas fordert mich heraus. Ich kann es einfach nicht zulassen, daß der gute McWarden ein Nervenwrack wird.«

»Es ist damit zu rechnen, daß Mister McWarden sich früher oder später Mylady anvertrauen wird.«

»Darauf werde ich nicht warten, Mister Parker. Eine Lady Agatha ergreift stets die Initiative! Machen Sie mir ein paar hübsche Vorschläge, Mister Parker.«

»Mylady könnten gewisse Kontakte aufnehmen.«

»Noch in dieser Nacht«, entschied sie. »Die Einzelheiten überlasse ich Ihnen, Mister Parker. Es geht also um die Mafia, die sich hier in London mal wieder etablieren will?«

»Davon können Mylady ausgehen.«

»Dann bringen Sie mich mit diesen Subjekten zusammen, Mister Parker. Irgendwo werden die Individuen ja verkehren, oder?«

»Es gibt in der Tat einige Nachtclubs, die von diesen Personen oft und gern frequentiert werden.«

»In zehn Minuten wünsche ich zu fahren.« Sie sprühte bereits vor Tatendrang und brachte ihre majestätische Fülle zur Treppe, die ins Obergeschoß des zweistöckigen Fachwerkhauses führte. Parker wartete, bis sie im oberen Korridor verschwunden war, dann begab er sich ins Souterrain, wo sich seine Privaträume befanden.

Da er mit Überraschungen aller Art rechnete, betrat er sein Labor und traf eine sorgfältige Auswahl an Verteidigungsmitteln. Auf Schußwaffen legte er überhaupt keinen Wert. Parker hielt es mehr mit unscheinbar aussehenden Gegenständen, die dem täglichen Bedarf zugerechnet werden konnten, die aber in ihrer Wirkung verblüffend waren.

Nachdem er den schwarzen Covercoat angezogen und die ebenfalls schwarze Melone aufgesetzt hatte, griff er nach seinem Universal-Regenschirm und war bereit, mit einem speziellen Teil der Unterwelt Kontakt aufzunehmen.

*

Der breitschultrige Mann am Tresen legte es eindeutig darauf an, Lady Agatha zu provozieren. Er hielt ein Bierglas in der rechten Hand, maß die ältere Dame mit einem abschätzenden-belustigten Blick und wandte sich dann an zwei Mittrinker, denen er etwas zurief, was die Lady allerdings nicht verstehen konnte.

Der Lärm im Pub war unerträglich.

Parker und seine Herrin waren in den Osten der Stadt gefahren und hielten sich in einem Lokal auf, das sich in der Nähe einer abbruchreifen Werft befand. Die Besucher sahen durchweg handfest aus und vorbelastet im strafrechtlichen Sinn.

»Ich hoffe, man ist dabei, sich über mich lustig zu machen«, sagte Lady Agatha erfreut. Sie beobachtete den Breitschultrigen, der gerade einen weiteren Witz reißen wollte.

»Man sollte gewisse Dinge vielleicht nicht auf die sprichwörtliche Goldwaage legen, Mylady«, wiegelte Parker ab. Er hatte das Lokal absichtlich aufgesucht. Hier verkehrte ein gewisser Mike Duffins, der zur Mafia sicher einiges zu sagen hatte. Noch war dieser Mann allerdings nicht aufgetaucht.

»Wie sieht’s aus, Lady, sind wir nicht gerade eingeladen worden?« fragte der Breitschultrige, der den Tresen verlassen hatte und zu dem Tisch steuerte, an dem Mylady und Parker saßen. Der Mann grinste und hatte keine Ahnung, daß er bereits mit dem Feuer spielte. Agatha Simpson hatte nämlich nach ihrem perlenbestickten Pompadour gegriffen, in dem sich ihr sogenannter Glücksbringer befand. Dabei handelte es sich um das mächtige Hufeisen eines stämmigen Brauereipferdes.

Nach seiner Frage baute sich der Mann breitbeinig vor dem Tisch auf und hielt plötzlich ein Klappmesser in der rechten Hand. Mit der Spitze der Klinge bearbeitete er die Fingernägel seiner linken Hand. Natürlich ging es ihm überhaupt nicht um eine kleine Maniküre, nein, er wollte die ältere Dame und ihren Butler ganz klar einschüchtern. Das Messer sollte seine Worte nur noch zusätzlich unterstreichen.

Parker rechnete mit einem Zwischenfall und bereitete sich innerlich darauf vor.

»Was ist denn, Mädchen?« redete der Breitschultrige weiter. »Hab’ ich mich nun verhört oder nicht? Wie sieht’s mit ’ner Runde aus?«

Während er sprach, warf er das spitze Messer mehrfach hoch, ließ es in der Luft rotieren und fing es geschickt wieder auf. Die Schneidware schien er recht gut zu beherrschen.

Natürlich war das kleine Intermezzo im Pub nicht unbemerkt geblieben. Die Handfesten unterbrachen ihre Gespräche und beobachteten den Tisch. Es ging diesen Leuten nicht um Freibier, sie sollten ihren billigen Spaß haben und sich wohl auch überlegen und stark fühlen.

»Junger Mann, wissen Sie, was das ist?« fragte Lady Agatha plötzlich und nahm ihren kleinen Handbeutel an sich.

»Was soll das sein?« erkundigte sich der Mann ahnungslos und war zudem leicht verblüfft. Mit der tragenden und sonoren Stimme der älteren Dame hatte er sicher nicht gerechnet.

»Ein Pompadour«, erklärte Agatha Simpson gefährlich freundlich. »Er hängt an Schnüren an meinem Handgelenk.«

»Aha. Hoffentlich ist da auch Geld drin. Ich mein’, wegen der Runde.«

»Es reicht für Sie, junger Mann.« Während Lady Agatha noch sprach, warf sie den Pompadour in Richtung Nase des Mannes. Bevor der Breitschultrige zurückzucken konnte, landete der kleine Handbeutel im Ziel und veranlaßte das Riechorgan, sich nach rechts zu bewegen.

Der Mann wurde zurückgeworfen, denn ein auskeilendes Pferd hätte kaum nachdrücklicher zutreten können. Der Getroffene sah Sterne, Wasser schoß ihm in die Augen. Er stolperte über einen unbesetzten Stuhl und landete krachend auf dem Boden.

»Wagen Sie es nicht noch mal, eine hilflose Dame anzugreifen«, grollte Lady Agatha. »Ich könnte sonst nämlich ärgerlich werden.«

Die Umstehenden lachten lauthals. Sie hatten durchaus Sinn für eine gewisse Komik und Selbstbehauptung.

Der Breitschultrige hatte sich inzwischen wieder erhoben und fingerte äußerst vorsichtig an der Nase herum. Dann baute er sich wieder auf und marschierte zurück zum Tisch.

»Stellen Sie sich gefälligst erst mal vor, bevor Sie mit mir reden wollen, junger Mann«, herrschte die ältere Dame ihn an.

»Bin ich verrückt oder ihr?« näselte der Mann verblüfft und wandte sich entgeistert an seine Freunde.

»Sie sollten meiner bescheidenen Ansicht nach zumindest die primitivsten Regeln des Miteinander beachten und einhalten«, ließ Butler Parker sich vernehmen. »Falls dem so ist, sieht sich Mylady durchaus imstande, eine Einladung Ihrerseits anzunehmen.«

»Ich bevorzuge einen doppelten Brandy«, machte Agatha Simpson ihren Wunsch deutlich. »Und setzen Sie sich endlich, bevor ich Ihnen nachhelfen muß!«

Der Mann nahm vorsichtig auf einem Stuhl Platz und blickte Mylady und Parker fasziniert an. Er schüttelte wegen seiner Nase vorsichtig den Kopf und erklärte mehrfach, er glaube nicht, was er da gerade gesehen und erlebt habe.

*

»Mit der Mafia haben wir nichts am Hut«, sagte der Breitschultrige, der sich inzwischen vorgestellt hatte. Er hieß Dan Lemmick und hatte sich als selbständiger Handelsagent ausgegeben, was immer man sich darunter auch vorstellen mochte.

»Sie werden sich den Bestrebungen dieser internationalen Organisation kaum widersetzen können, Mister Lemmick«, erwiderte Josuah Parker. »Denken Sie an die Zustände in den Staaten.«

»Wir sind aber hier in London und lassen uns nicht die Tour vermasseln«, erklärte der selbständige Handelsvertreter. »Mit Mord und so wollen wir nichts zu tun haben. Das fehlte noch, daß wir mit der Polizei in ’nen Dauerclinch kommen. Dabei springt doch nichts ’raus.«

»Die Mafiosi werden ihre Vorstellungen brutal durchsetzen, Mister Lemmick.«

»Wir kommen auch nicht gerade aus ’nem Mädchen-Pensionat«, entgegnete der Tischgast. »Ich meine, hier kann man ja wohl mal offen reden, oder?«

»Man wird mit letzter Sicherheit nichts gegen Sie verwenden, Mister Lemmick«, versicherte Parker dem Breitschultrigen. »Sie haben von einem gewissen John McGivern gehört?«

»Klar doch, der soll als Zeuge in ’nem Mordprozeß aussagen, oder?«

»Ein Prozeß, in dem es im Grund um die Mafia geht. Der Beschuldigte soll den Betreiber eines illegalen Wettbüros erschossen haben.«

»Herrn Birnay«, bestätigte der selbständige Handelsagent und nickte. »Natürlich ist er umgelegt worden, weil er sich nicht vereinnahmen lassen wollte.«

»Der Beschuldigte heißt...«

»... Marty Stillson«, wußte der Breitschultrige prompt zu sagen, »und der ist ganz klar ein Mafia-Mann. Der hat einige Jahre in den Staaten gelebt und ist vor ’nem halben Jahr nach London zurückgekommen.«

»Mylady nimmt zur Kenntnis, daß Sie ungemein gut informiert sind, Mister Lemmick.«

»Das weiß nicht nur ich, das wissen wir alle hier«, antwortete der Handelsagent und lächelte flüchtig. »Stillson ist ein besonders harter Typ, der alles auf Vordermann bringen soll.«

»Er dürfte nicht allein stehen, Mister Lemmick«, vermutete der Butler.

»Der is’ dabei, sich ’ne schlagkräftige Truppe aufzubauen«, berichtete der Breitschultrige weiter, »und er kann verdammt gut zahlen. Ich wette, daß bereits ’ne Menge Leute für ihn arbeiten, die aber vorerst mal den Rand halten und das verschweigen.«

»Die Mafia will demnach also das unterwandern, was man gemeinhin die Szene nennt?«

»Was will die? Ach so, jetzt kapier’ ich.« Dan Lemmick lächelte wieder flüchtig. »Klar, die wollen uns aushöhlen. Aber wir werden verdammt gut aufpassen.«

»Mylady beschäftigt eine Frage«, schickte der Butler in gewohnt höflicher Form voraus, doch er kam nicht mehr dazu, die Frage fortzusetzen.

»Und ob mich eine Frage beschäftigt«, erklärte die ältere Dame geistesgegenwärtig. »Ich erwarte darauf eine Antwort, junger Mann.«

»Mylady fragt sich, warum die Mafia nicht für klare Verhältnisse sorgt, was den Zeugen John McGivern betrifft«, fuhr Parker fort. »Falls Mister McGivern das sprichwörtliche Zeitliche segnen würde, könnte er unmöglich Mister Marty Stillson belasten.«

»Dann wissen Sie nicht, wer McGivern ist«, entgegnete Lemmick.

»Mylady und meine Wenigkeit warten auf einen entsprechenden Hinweis, Mister Lemmick.«

»John McGivern ist der jüngere Bruder von Hale McGivern, der drüben in den Staaten ein Spitzenmann der Mafia sein soll. Die hier werden sich hüten, so ’ne Nummer aus dem Verkehr zu ziehen. Sie können sich ja denken, was das in den USA für ’nen Wirbel geben würde.«