Parker zieht dem "Hai" die Zähne - Günter Dönges - E-Book

Parker zieht dem "Hai" die Zähne E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Das Läuten der Türglocke versetzte Lady Agatha in einen Zustand heller Entrüstung. »Sehen Sie mal nach, wer die Dreistigkeit besitzt, mich beim Frühstück zu stören, Mister Parker!« grollte sie. »Vor elf Uhr bin ich für niemand zu sprechen.« »Man wird sich bemühen, Myladys Wunsch in die Tat umzusetzen«, versprach der Butler und begab sich gemessenen Schrittes in Richtung Diele. In seinen dezent gestreiften Beinkleidern, mit schwarzem Zweireiher und weißem Eckkragen, glich Josuah Parker dem Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers. Entsprechend makellos waren seine Umgangsformen und die stets würdevolle Haltung. Die Männer in den grünen Overalls hatten einen Werkzeugkasten bei sich und gaben an, vom Gaswerk geschickt zu sein, um den Herd zu überprüfen. »Man bittet, die Ungeschicklichkeit zu entschuldigen«, sagte Parker, als er das stämmige Duo eintreten ließ und im verglasten Vorflur – wie unabsichtlich – mit den Männern zusammenprallte. Daß der Butler dabei mit der Perfektion eines professionellen Taschendiebes ihre wohlgefüllten Schulterhalfter geleert hatte, ging den Besuchern erst später auf. »Darf man die Herren möglicherweise bitten, meiner Wenigkeit ins Souterrain zu folgen?« ließ Parker sich mit unbewegter Miene und einer höflichen Verbeugung vernehmen. »Erst müssen wir mal mit deiner Brötchengeberin reden«, brummte der ältere von beiden, ein bulliger Mittfünfziger mit Pferdegebiß und grauer Stoppelfrisur. »Wir kassieren nämlich grundsätzlich im Voraus«, setzte sein Begleiter, ein zwanzig Jahre jüngerer Hüne mit rosigem Kindergesicht, kichernd hinzu. »Mylady wünscht, auf keinen Fall gestört zu werden, falls der Hinweis erlaubt ist«, beschied der Butler die Besucher.

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Der exzellente Butler Parker – 38 –

Parker zieht dem "Hai" die Zähne

Günter Dönges

Das Läuten der Türglocke versetzte Lady Agatha in einen Zustand heller Entrüstung.

»Sehen Sie mal nach, wer die Dreistigkeit besitzt, mich beim Frühstück zu stören, Mister Parker!« grollte sie. »Vor elf Uhr bin ich für niemand zu sprechen.«

»Man wird sich bemühen, Myladys Wunsch in die Tat umzusetzen«, versprach der Butler und begab sich gemessenen Schrittes in Richtung Diele. In seinen dezent gestreiften Beinkleidern, mit schwarzem Zweireiher und weißem Eckkragen, glich Josuah Parker dem Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers. Entsprechend makellos waren seine Umgangsformen und die stets würdevolle Haltung.

Die Männer in den grünen Overalls hatten einen Werkzeugkasten bei sich und gaben an, vom Gaswerk geschickt zu sein, um den Herd zu überprüfen. »Man bittet, die Ungeschicklichkeit zu entschuldigen«, sagte Parker, als er das stämmige Duo eintreten ließ und im verglasten Vorflur – wie unabsichtlich – mit den Männern zusammenprallte. Daß der Butler dabei mit der Perfektion eines professionellen Taschendiebes ihre wohlgefüllten Schulterhalfter geleert hatte, ging den Besuchern erst später auf.

»Darf man die Herren möglicherweise bitten, meiner Wenigkeit ins Souterrain zu folgen?« ließ Parker sich mit unbewegter Miene und einer höflichen Verbeugung vernehmen.

»Erst müssen wir mal mit deiner Brötchengeberin reden«, brummte der ältere von beiden, ein bulliger Mittfünfziger mit Pferdegebiß und grauer Stoppelfrisur.

»Wir kassieren nämlich grundsätzlich im Voraus«, setzte sein Begleiter, ein zwanzig Jahre jüngerer Hüne mit rosigem Kindergesicht, kichernd hinzu.

»Mylady wünscht, auf keinen Fall gestört zu werden, falls der Hinweis erlaubt ist«, beschied der Butler die Besucher. »Im übrigen hat Mylady ohnehin meine bescheidene Wenigkeit mit der Bezahlung kleinerer Beträge betraut.«

»Es geht aber nicht um kleinere Beträge. Haste das noch nicht kapiert, Opa?« wurde der Igelkopf deutlicher.

»Eine Mitteilung, die man mit einer gewissen Überraschung zur Kenntnis nimmt«, stellte Parker sich ahnungslos.

»Deine Chefin wird schon ihren Sparstrumpf rausrücken müssen und ’n paar hübsche Brillis dazu«, schaltete sich der Kindergesichtige ein und kicherte wieder. »Sonst werden wir ganz schön ungemütlich.«

»Also los, wo ist die Alte?« drängte der Bullige mit dem Pferdegebiß.

»Was ist denn das für ein Lärm?« dröhnte in diesem Augenblick das sonore Organ der Hausherrin aus dem Salon herüber.

Die geschäftstüchtigen Besucher schienen Agatha Simpsons wütende Beschwerde als Aufforderung zum Eintreten mißzuverstehen. Jedenfalls schlugen sie umgehend die Richtung ein, die ihre Ohren ihnen wiesen.

Dabei verpaßte jedoch der jüngere Eindringling schon in der Diele den Anschluß.

Parker, der blitzschnell seinen schwarzen Universalschirm aus dem Ständer gezogen hatte, ließ den bleigefüllten Bambusgriff über den Boden kreisen und fegte dem Hünen buchstäblich die Beine unter dem Leib weg.

Mit lustvollen Schreien reagierte der Mann auf das überraschende Erlebnis des freien Fluges. Er setzte jedoch etwas hart auf und ließ plötzlich nur noch ein mattes Stöhnen hören.

Dafür schaffte es der ältere Besucher, bis in den Salon vorzudringen, wo Agatha Simpson erregt am Frühstückstisch saß.

»Raus mit dem Zaster! Aber ’n bißchen dalli!« kommandierte der Stoppelbärtige. »Und keine Zicken, sonst knallt’s!«

»Ich verlange, daß Sie sich auf der Stelle in aller Form für Ihr ungebührliches Benehmen entschuldigen und anschließend unverzüglich mein Haus verlassen«, reagierte die resolute Dame unbeeindruckt.

»Jetzt reicht’s aber«, brüllte der Gangster, griff in seine Schulterhalfter und ... zog wortlos die Hand wieder zurück, ungläubiges Staunen im Gesicht.

Parker stand schon hinter dem Mann und schickte sich an, ihn einer Behandlung mit dem Schirm zu unterziehen, doch ein Handzeichen seiner Herrin ließ ihn diskret zurücktreten.

Im nächsten Moment segelte ein knusprig gebratenes Schinkenomelett durch den Raum und landete klatschend im Gesicht des Gangsters, der daraufhin endgültig den Überblick verlor. Ein paar Schritte torkelte er ziellos hin und her, bis es ihm gelang, die letzten Reste von Eiern, Fett und Schweinernem aus den Augen zu wischen.

»Ray, wo steckst du feiger Hund?« schrie er seinem friedlich schlummernden Komplicen zu und ging gleichzeitig zum Angriff über. Doch die passionierte Detektivin war gerüstet.

Ohne sich aus dem Sessel zu erheben, nahm die ältere Dame den Angreifer mit allem unter Beschuß, was sie in Reichweite fand. Der gebratenen Ente in Burgundersoße, die ihm unversehens entgegengeflattert kam, konnte der Pferdegesichtige noch im letzten Moment ausweichen. Aber die schwere Kristallschale mit Hummercocktail zwang ihn doch in die Knie, und es war mit der Beherrschung des Mannes vorbei.

»Aufhören!« schrie er. »Aufhören!«

»Nun gut, junger Mann. Ich will es vorerst dabei belassen«, beschied die Hausherrin den Gangstern von oben herab. »Sie sollten allerdings mit weiteren Unannehmlichkeiten rechnen, wenn ich nach dem Frühstück zum Verhör komme.«

»Hab’ ich recht gehört? Sagten Sie Verhör?« erkundigte sich der Stoppelhaarige mißtrauisch. Dabei versuchte er vergeblich, des Hummercocktails habhaft zu werden, der ihm in den Kragen gesickert war.

»Darf man diese Äußerung so verstehen, daß Mylady den Herren einstweilen Gastrecht zu gewähren gedenken?« vergewisserte sich der Butler.

»Einstweilen, Mister Parker«, nickte die ältere Dame zur Bestätigung. »Zeigen Sie meinen Gästen das Zimmer.«

»Wie Mylady zu wünschen belieben«, erwiderte der Butler und kettete den Pferdegesichtigen, der nur verhalten protestierte, mit Handschellen aus speziell gehärtetem Stahl an seinen immer noch recht apathischen Begleiter. Anschließend schaffte er die unangemeldeten Besucher ins Souterrain, wo Agatha Simpson über entsprechende Räumlichkeiten verfügte.

Die Gastzimmer ließen keine Wünsche offen, was Behaglichkeit und Komfort betraf. Fenster und Telefonanschluß suchte man jedoch vergeblich, und in die stählernen Feuerschutztüren hatte Parker komplizierte Sicherheitsschlösser einbauen lassen.

Als der Butler gleich darauf ins Erdgeschoß zurückkehrte, fiel ihm der rote Volvo Kombi ein, mit dem die Gangster gekommen waren. Der Wagen stand immer noch vor dem Tor.

Der Mann am Steuer schien allerdings nervös zu sein. Er blickte abwechselnd auf seine Uhr und zum Haus hinüber.

Parkers alterslos wirkendes Pokergesicht war glatt und undurchdringlich wie immer, als er die Sprechanlage einschaltete und den Volvolenker über den Außenlautsprecher ansprach.

»Falls Sie auf die beiden Herren in den grünen Overalls warten sollten, dürfte möglicherweise die Mitteilung interessieren, daß die Genannten sich entschieden haben, einstweilen Myladys Gastfreundschaft zu genießen«, tönte es über den Vorplatz.

Der Unbekannte verstand die Botschaft. Jedenfalls konnte man das aus der hektischen Betriebsamkeit schließen, mit der er den Volvo startete und auf durchdrehenden Reifen davonjagte.

*

Bis die passionierte Detektivin sich den Ganoven unter ihrem Dach wieder zuwandte, verging reichlich eine Stunde. Gleich nach der Einweisung der Gäste hatte der Butler in der Küche Nachschub geholt und zum zweiten Mal den Tisch in der Wohnhalle gedeckt. Allerdings hatten die Köstlichkeiten diesmal nicht als Wurfgeschosse gedient, sondern ihrer Bestimmung gemäß den Gaumen der Dame des Hauses erfreut.

»Die Herren sehen der angekündigten Unterredung mit gespannter Aufmerksamkeit entgegen, wenn man es mal so formulieren darf«, meldete Parker, während sich die Lady noch rasch einige Käsewürfel genehmigte.

»Die dreisten Lümmel sollen mich kennenlernen«, grollte Agatha Simpson und hievte ihre wogende Leibesfülle aus dem Sessel. Obwohl sie die Sechzig schon überschritten hatte, bot Parkers Herrin einen Anblick, den man nur als majestätisch bezeichnen konnte. Daran änderte auch ihre manchmal eigenwillige Garderobe nichts, die eine von modischen Strömungen unbeeindruckte Trägerin verriet.

Vorsichtshalber warf der Butler einen Blick durch den Spion, ehe er die schwere Stahltür des Gastzimmers entriegelte und Mylady eintreten ließ.

Dem Stoppelhaarigen war es inzwischen mit Unterstützung seines Komplicen gelungen, sich einigermaßen von den Delikatessen zu befreien, mit denen Agatha Simpson ihn auf Distanz gehalten hatte. Einträchtig saßen die Männer auf dem Sofa und sahen den Eintretenden mit Blicken entgegen, die ratlos und unschlüssig wirkten.

»Sie können sich unnötige Härten ersparen, wenn Sie in der Vernehmung ohne Umschweife die Wahrheit sagen«, schickte Agatha Simpson voraus.

»Aber...« wollte der Gangster mit dem Kindergesicht protestieren.

»Kein Aber«, schnitt ihm die resolute Dame das Wort ab. »Sollten Sie sich störrisch zeigen, hätten Sie sich die Folgen selbst zuzuschreiben.«

Um die Worte zu unterstreichen, ließ die Hausherrin kokett ihren Pompadour wippen. Der perlenbestickte Handbeutel, dessen lederne Halteriemen sie straff ums muskulöse Handgelenk gewickelt hatte, enthielt Myladys sogenannten Glücksbringer.

Dabei handelte es sich um ein massives Hufeisen, das von einem ausgewachsenen Brauereigaul stammte. Obwohl es aus humanitären Gründen in eine dünne Lage Schaumstoff gewickelt war, brachte der Glücksbringer seinen Adressaten in der Regel alles andere als Glück.

»Name?« begann die Detektivin in offiziellem Ton das Verhör.

»Frank Miller«, antwortete der Pferdegesichtige wie aus der Pistole geschossen.

»Phil Brown«, schloß sein Begleiter sich an.

»Die Lümmel wagen es tatsächlich, einer Lady Simpson ins Gesicht zu lügen, Mister Parker«, stellte die ältere Dame grimmig fest. »Ich denke, ich werde ihnen zunächst eine Lektion in gutem Benehmen erteilen und das Verhör später fortsetzen.«

»Meine Wenigkeit wird Mylady nicht widersprechen«, versicherte Parker mit einer angedeuteten Verbeugung.

Er hatte den Satz noch nicht beendet, als die ledernen Riemen des Pompadours leise zischend durch die Luft schnitten. Wie ein angreifender Raubvogel huschte der gewichtige Beutel davon und ließ sich mit dumpfem Geräusch auf der rechten Schulter des Mannes nieder, der sich Frank Miller genannt hatte.

Dem Gangster fielen fast die Augen aus dem Kopf, als der Glücksbringer die Stabilität seines Schlüsselbeins einem Test unterzog. Der Laut, den er spontan ausstieß, erinnerte an die Urwaldsignale eines gewissen Tarzan.

Sein Sitznachbar, der noch den Luftzug des Pompadours verspürt hatte, zeigte sich tief beeindruckt. Innerhalb von Sekunden machte dessen rosige Gesichtsfarbe einer Blässe Platz, die ausgesprochen ungesund wirkte. Die Blicke, mit denen er seinen jaulenden Komplicen bedachte, zeugten von tiefer Verunsicherung.

»Vielleicht hat das schon gereicht, um sie zur Räson zu bringen«, erklärte Mylady mit energisch vorgeschobenem Kinn. »Andernfalls kann ich meine Vernehmungsmethoden auch noch verschärfen.«

»Eine Feststellung, die man nur mit dem allergrößten Nachdruck unterstreichen kann«, sagte der Butler.

»Bloß nicht!« flehte der Ganove mit dem Kindergesicht. »Wir sind doch nicht lebensmüde.«

»Dann will ich jetzt endlich die richtigen Namen hören«, drängte Agatha Simpson.

»Ich heiße Ed Melbourne«, kam der Hüne eilig der Aufforderung nach.

»Und ich Archie Sparkler«, preßte sein Sitznachbar zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

»Hoffentlich ist das nicht schon wieder gelogen«, brummte Mylady und baute sich in drohender Haltung vor ihren Gästen auf. »Die weiteren Fragen wird Mister Parker Ihnen stellen.«

»Mylady wünscht zu erfahren, wer Ihnen den Auftrag erteilte, in krimineller Absicht hier einzudringen«, übernahm der Butler in gewohnter Zuverlässigkeit den Staffelstab.

»Was heißt denn hier kriminelle Absichten?« widersprach der Pferdegesichtige im Brustton der Empörung. »Wir wollten doch nur Ihren Küchenherd überprüfen. Kriminell ist die Art, in der Sie ehrenwerte Handwerker verdächtigen und mißhandeln.«

»Die Art, in der Sie Mylady zur Herausgabe von Geld und Wertsachen aufzufordern beliebten, dürfte schwerlich anders als kriminell zu bezeichnen sein«, wandte Parker ungerührt ein.

»Ed wird jederzeit bezeugen, daß es sich um ein Mißverständnis handelt«, gab Archie Sparkler trotzig zurück.

»Was man nicht im mindesten bezweifelt, Mister Sparkler«, ließ der Butler sich vernehmen. »Die schallgedämpften Waffen, die Ihnen beim Eintreten abhanden kamen, dürften allerdings jeden Untersuchungsrichter überzeugen, falls der Hinweis erlaubt ist.«

»Na gut. Wir wollten Ihnen einen Schrecken einjagen und probieren, ob Ihre Lady tatsächlich was rausrückt«, räumte sein Gegenüber mit der Miene eines bußfertigen Sünders ein. »Aber das war unser erster Versuch und garantiert auch der letzte.«

»Kann und muß man Ihre Äußerung so verstehen, daß Sie den geplanten Raubüberfall auf eigene Rechnung auszuführen gedachten?« begehrte Parker zu wissen.

»Klar«, antwortete der Gangster. »Wie denn sonst?«

»Mylady dürfte der Annahme zuneigen, daß Sie den Weisungen eines Auftraggebers unterliegen«, erwiderte der Butler.

»Nein, nein«, schüttelte der Stoppelhaarige den Kopf. »Ich sagte Ihnen doch schon, daß das unser erster und letzter Versuch war. Zur kriminellen Szene haben Ed und ich nicht die geringste Verbindung.«

»Eine Behauptung, deren Wahrheitsgehalt sich in Kürze erweisen dürfte, Mister Sparkler«, entgegnete Parker. Er war auf die rote Warnlampe über der Tür aufmerksam geworden.

Das nervöse Blinken hatte eine Ursache: Ungebetene Gäste kreuzten die Infrarotlichtschranken, die Lady Simpsons repräsentatives Anwesen im idyllischen Londoner Stadtteil Shepherd’s Market wie einen Radargürtel umgaben.

»Meine bescheidene Wenigkeit wird sich nach oben begeben und nachsehen, wer die Ankömmlinge sind«, wandte sich der Butler an seine Herrin, die das Signal ebenfalls bemerkt hatte.

»Ich werde mitkommen und mir die Subjekte persönlich vorknöpfen, Mister Parker«, entschied die Detektivin. »Die Vernehmung kann ich später noch fortsetzen.«

»Und was wird aus uns?« protestierten Ed Melbourne und Archie Sparkler wie aus einem Mund.

»Sie dürfen die Ehre genießen, sich als meine Gäste zu fühlen, bis ich die Ermittlungen abgeschlossen habe und Sie der Polizei übergebe«, setzte Mylady die Gangster ins Bild. »Mister Parker wird dafür sorgen, daß es Ihnen an nichts fehlt.«

»Aber das können Sie doch nicht machen«, flehte Melbourne. »Wollen Sie uns wegen eines kleinen Fehltritts die ganze Zukunft versauen?«

»Gegebenenfalls darf man höflich erinnern, daß Sie aus eigenem Antrieb Ihre Zukunft aufs Spiel gesetzt haben«, entgegnete Parker kühl, geleitete seine Herrin hinaus und schloß sorgfältig ab.

*

Im verglasten Vorflur öffnete der Butler den Wandschrank und schaltete mit routinierten Handgriffen die hauseigene Fernsehüberwachungsanlage ein. Das kristallklare Bild, das Sekunden später auf dem kleinen Monitor aufleuchtete, bewog die Detektivin, vorerst von einer persönlichen Unterredung mit den Besuchern abzusehen. Dabei zeigte sie sonst im Angesicht entsicherter Schußwaffen eine Unbefangenheit, die man nur als beneidenswert bezeichnen konnte.

Das breitschultrige Quartett in schwarzlederner Motorradkluft hatte seine schweren Maschinen an der Straße abgestellt und bereits das stählerne Rolltor überwunden. Jetzt kamen die Männer zielstrebig auf den Hauseingang zu.