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Ist die Pest zurück? Wird sie uns alle vernichten? Jedenfalls geht diese Seuche um und grassiert beinahe so wie der Satan! Sie kriecht wie ein schwarzer Lindwurm durch unsere Welt, und niemand vermag sie aufzuhalten. Doch es ist nicht unsere Zeit, die sich hier zeigt. Aber wie ist das möglich? Ein Zauber oder Hexerei vielleicht? Viele sonderbare Begebenheiten sind in diesem Buch zu lesen. Hexen und Magie sind da noch die harmlosere Variante. Aber auch der Teufel treibt hier sein Unwesen! Geister, Grusel, Albträume - es sind die unheimlichen und mystischen Dinge, die uns verfolgen, wenn wir allein sind und nicht mehr weiterwissen. Die Schilderungen in diesem Buch zeugen von alledem, aber auch von Erkenntnissen und Auswegen. Allerdings lassen sie auch Spielraum für Spekulationen. In jedem Fall aber bleibt das Ganze stets das, was es wohl immer sein wird: Ein Gespinst unseres ganz ureigenen Geistes!
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Seitenzahl: 226
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Idee, Design & Layout: PIT
Alle Stories sind frei erfunden
Heimfahrt
Verschollen
Das Böse
Der Turm
Der Sturm
Grusel-Schloss
Geistersee
Friedhof
Schwarzer Schleier
Pestbeulen
Schwarze Lady
Geheimnisvolle Frau
Kannibalen
Im Moor
Tödliche Auszeichnung
Rätselhafter Tod
Besessen
Schatten
Die Hexe
Bestattung
Begegnung mit dem Teufel
Hotel des Grauens
Area 51 / Unheimliche Reise
Area 51 / Die Singularität
Böse Frau
Eingeschneit
Testfahrt
Der alte Stuhl
Der Anhalter
Nachtblind
Unwetter
Alpträume
Therapie
Lisa war auf dem Weg von einer kleinen Geburtstagsparty, die ihre Freundin gegeben hatte, zu sich nach Hause. Es regnete und der Wind frischte ein wenig auf, doch das allerschlimmste war, dass sie durch ein dichtes Waldstück fahren musste. Es dämmerte bereits, als sie bei „Drivers Run“ in den düsteren Wald einbog. Die Straße glänzte im Scheinwerferlicht, denn sie war nass und spiegelte das Licht ganz merkwürdig zurück. Weil Lisa ein wenig sonderbar wurde, legte sie sich eine CD ins Autoradio und lauschte dem leisen Blues. Plötzlich jedoch mischte sich ein anderes Geräusch, welches sich wie das Stöhnen eines alten Mannes anhörte, in die Musik. Zunächst glaubte Lisa, es sei ein Instrument, welches ja bei Blues nicht unmöglich sein mochte. Doch als es immer wieder ertönte, schaltete sie das Radio aus. Und wirklich, es war vielleicht ein sonderbarer Windhauch oder doch nur der Regen. Jedenfalls breitete sich ein monotones Stöhnen über dem Wald und der Straße aus. Lisa bekam eine Gänsehaut, was konnte das nur sein? Nervös schaute sie in den Rückspiegel, doch da war nichts. Die Straße lag schwarz glänzend hinter ihr wie das Trauerband auf einem Kranz. Irgendwie war es der jungen Mittdreißigerin gar nicht mehr so gleichgültig wie eben noch. Doch sollte sie ausgerechnet hier anhalten? Sollte sie in einer völlig unbekannten Gegend, die nicht einmal den allerbesten Ruf bei den Leuten hatte, einfach so den Wagen stoppen? Sie tat es, wollte der Sache auf den Grund gehen. Und so fuhr sie in einer kleinen Schneise von der Straße ab und hielt an. Jetzt hörte sie es ganz genau, dieses gruselige Geräusch, als wenn jemand vor Schmerzen stöhnte. „Ha“, es wollte einfach nicht mehr enden. Lisa spürte ein leichtes Zittern, und als sie in den dunklen Wald hineinschaute, glaubte sie, rote Lichtblitze zwischen den Bäumen zu erkennen. Jetzt bekam sie Angst, sprang schnurstracks in ihren Wagen und startete den Motor. Mit quietschenden Reifen raste sie los und glaubte sich schon in Sicherheit. Aber da beugten sich urplötzlich die Wipfel der Bäume zur Straße herab und versperrten ihr den Weg. Sie bremste scharf und verriss das Steuer. Der Wagen gehorchte ihr nicht mehr und kam von der Fahrbahn ab. Zwischen Sträuchern und Büschen kam er schließlich zum Stehen und bewegte sich nicht. Lisa starrte auf die dicht stehenden Bäume um sich herum und fürchtete sich sehr. Das Stöhnen war nun so deutlich, dass sie glaubte, jemand wäre neben ihr. Und warum hatten sich die Wipfel eigentlich so plötzlich auf die Straße gebeugt? Panisch verriegelte sie die Wagentüren und rutschte ängstlich unters Armaturenbrett. Immer wieder hörte sie es, dieses „Ha“, welches so unheimlich war, wie diese gesamte unbegreifliche Situation. Wollte sie nicht längst daheim sein? Mit zitternden Händen kramte sie ihr Mobiltelefon aus ihrer Handtasche und wollte ihre Freundin anrufen. Doch als sie aufs Display schaute, bemerkte sie, dass sie gar kein Funknetz hatte. Natürlich war ihr klar, dass es hier in diesem Wald nur selten ein Funknetz gab, aber was sollte sie nur tun? Plötzlich beugten sich die Wipfel der umstehenden Bäume noch weiter herab und der Wagen mit der darin befindlichen jungen Frau löste sich einfach in Luft auf. Als er verschwunden war, ertönte noch einmal dieses mysteriöse, unheilvolle Stöhnen: „Ha.“ Dann wurde es still und die Bäume standen so, wie sie immer standen. Nur ein leichter Wind verfing sich in den Ästen und der Regen tropfte auf die einsame Waldstraße, als wenn er die Spuren der letzten untrüglichen Minuten verwischen wollte.
Als der letzte Schüler der Gymnasialklasse in den Zug eingestiegen war, schloss der Schaffner die Tür und blies inbrünstig in die Pfeife, um dem Zug das Abfahrtsignal zu geben. Langsam setzte sich die Lok mit ihren zwei Waggons in Bewegung, und die Schüler saßen müde an den Fenstern und waren schon zu kaputt, um sich noch endlos lange zu unterhalten. Einige schliefen bereits, als der Zug in ein dichtes Waldstück bog. Er fuhr sehr langsam und der Zugbegleiter trottete gelangweilt durch den Wagen, um die Fahrkarten zu kontrollieren.
Es musste auf der Höhe von „Drivers Run“ gewesen sein, als der Zug plötzlich hielt. „Merkwürdig“, zischte der Zugbegleiter, „hier haben wir sonst nie angehalten!“ Ungläubig schauten die Schüler aus den Fenstern, doch sie konnten nichts Genaues erkennen. Da sprang der Lokführer von seiner Diesellokomotive und rief: „Ein Baum liegt auf dem Gleis! Wenn ihr mal helfen könntet!“ Die Schüler, die auf einmal gar nicht mehr so müde waren, fanden das sehr aufregend und spannend und sprangen aus dem Waggon, um zusammen mit dem Lokführer und dem Zugbegleiter den schweren Stamm beiseite zu rollen. Es gelang und schon waren alle wieder im Zug, um endlich weiterzufahren. Doch nichts passierte, dafür aber erklang ein unheilvolles Geräusch. Es hörte sich an wie ein lautes Stöhnen, dass sich wie ein unsichtbarer Wurm durch den umliegenden Wald und über die Baumwipfel schob, bis es schließlich wie ein böser Geist durch den gesamten Zug kroch.
Das Licht in den Waggons begann zu flackern und der Zugbegleiter konnte sich auch nicht erklären, was da vor sich ging. Draußen war es stockdunkel geworden und nur das immer lauter werdende Stöhnen konnte man noch hören. Die Schüler, die eben noch glaubten, alles wäre in Ordnung, gerieten in große Angst. Plötzlich bogen sich die Wipfel der am Bahndamm stehenden Bäume zum Zug herab und hüllten ihn vollständig ein. Es dauerte keine fünf Sekunden, da hatte sich der gesamte Zug in Luft aufgelöst und es wurde wieder still. Nur der Wind verfing sich im Geäst der Bäume als sei gar nichts geschehen. Diesmal allerdings schien etwas anders, denn niemand hatte bemerkt, dass Jimmy, ein Schüler aus dem eben noch vorhandenen Zug, fehlte. Er hatte sich im Wald umgeschaut, wollte wissen, woher das seltsame Stöhnen gekommen war und fand sich in der Dunkelheit nicht mehr zurecht. Als er am Bahndamm stand, verstand er die Welt nicht mehr. Sein Zug war weg, aber wie war das nur möglich? Eben noch war er doch noch da und so schnell fuhr die Bahn ja nun auch nicht. Nachdenklich und fröstelnd setzte er sich auf das Gleis und starrte in die Dunkelheit. Was sollte er nur tun, vielleicht nach Hause laufen? Aber er wusste ja gar nicht, wie weit das noch war. So fand er, dass er sich im Wald umsehen könnte, um im dichten Buschwerk die Nacht abzuwarten. Es hatte ohnehin keinen Zweck, in der Dunkelheit umherzuirren. Glücklicherweise hatte er seinen Rucksack auf dem Rücken. Darin befanden sich noch ein paar belegte Brote und eine Flasche Mineralwasser. Damit würde er schon irgendwie auskommen und so lief er los. Es war schon beschwerlich, sich den Weg durchs Gestrüpp zu bahnen, aber dann glaubte er, einen schwachen Lichtschein zu sehen. Doch nein, es waren rote Lichtblitze, die ganz schwach durchs Geäst flackerten. „Da muss jemand sein“, dachte er sich und lief geradewegs darauf zu.
Als er einen dichten Busch auseinanderdrückte, sah er es, dieses winzige alte Holzhaus, aus dessen kleinen Fensterchen rotes flackerndes Licht wie der Schein einer Laterne herausfiel. Erleichtert lief der Junge bis vor die Tür und hielt dann doch inne. Irgendwie schien ihm das Ganze nicht geheuer zu sein, und so lief er erst mal ganz vorsichtig um das Häuschen herum. An einem der kleinen Fenster blieb er stehen und schaute neugierig ins Innere. In dem kleinen Raum befand sich nicht viel; nur ein paar alte Möbel, eine Truhe und ein alter Lehnsessel, in dem tatsächlich jemand saß. Es war ein alter Mann, der wohl ein wenig schlief, denn er hatte seine Augen geschlossen. Doch gerade als Jimmy an das Fenster pochen wollte, um sich bemerkbar zu machen, öffnete der Alte seine Augen. Jimmy erschrak fürchterlich, denn es waren keine menschlichen Augen, die da in seine Richtung schauten! Es waren zwei stechende rote Lichter, die in Jimmys Richtung starrten und dabei flackerten wie ein Warnlicht! Der aufgeregte Junge versteckte sich schnell unterhalb des Fensters und glaubte schon, der Alte hätte ihn längst bemerkt. Doch dem schien nicht so zu sein, denn es kam niemand. Dafür drang wieder dieses sonderbare Stöhnen an Jimmys Ohren. Er fürchtete sich wirklich sehr, und er wusste auch nicht so genau, was er tun sollte. Allerdings musste er schnellstens sehen, dass er unbemerkt von hier verschwand. Da knarrte die hölzerne Tür und der Alte erschien. Hatte er Jimmy doch bemerkt, dann wäre wohl alles verloren! Der Alte aber schritt geradewegs auf einen dicken Baum zu und sprach: „Öffne dich und gib mir das, was du heut gefangen hast!“ Augenblicklich öffnete sich die Erde und gab den Blick auf etwas frei, dass Jimmy nicht glauben konnte. Es war ein Kanalsystem, welches offenbar alle Bäume des Waldes miteinander zu verbinden schien. Lange rote und blaue Fasern verbanden die Wurzeln der Bäume und es war, als wenn durch all diese Fasern und Leitungen irgendeine Flüssigkeit strömte. Wie konnte so etwas nur sein? Sollte am Ende gar der gesamte Wald unterirdisch mit diesen Fasern und Leitungen verbunden sein? War am Ende der gesamte Wald nur ein künstlich angelegtes Areal? Jimmy spürte, wie sein Herz bis zum Halse pochte. Er zitterte vor Angst und glaubte sich schon in der tiefsten Hölle. Doch da verschwand der Alte in der Erde, die sich hinter ihm langsam wieder zusammenschob. Erleichtert atmete Jimmy auf, doch wie sollte er unerkannt von diesem unheiligen Ort verschwinden? Neben der Holzhütte entdeckte er ein Motorrad. Das musste dem Alten gehören, und weil er bereits Motorrad fahren konnte, schlich er sich dorthin und schwang sich darauf. Er wusste, wie man eine solche Maschine kurzschloss und das tat er auch. Augenblicklich heulte der Motor auf und sogleich öffnete sich auch die Erde und der Alte stürmte wutschnaubend heraus. Zischend und schreiend rannte er auf Jimmy zu, doch der war schneller. Er gab der Maschine die Sporen und raste auf den kleinen Waldweg vor der Hütte. Der Alte schien allerdings auch ziemlich schnell zu sein und jagte wie ein Wirbelwind dem Motorrad hinterher. Jimmy schaffte es, den Alten abzuschütteln und auch das merkwürdige Stöhnen hielt ihn nicht mehr auf. Dafür senkten sich die Wipfel der Bäume auf den Waldweg herab und Jimmy glaubte sich bereits verloren. Aber er schaffte es, aus dem Wald zu entkommen, noch bevor die Baumkronen den Waldweg versperrten. Schließlich gelangte er auf eine Asphaltstraße, die irgendwann an einem Motel vorüberführte. Dort hielt er an und schaute sich ängstlich um. Von dem Alten und dem sonderbaren Wald war nichts mehr zu sehen und zu hören.
In der kleinen Gastwirtschaft allerdings wunderte man sich über den aufgeregten Jungen und gab ihm erst einmal ein Nachtlager und eine Kleinigkeit zu essen. Jimmy war hundemüde und legte sich alsbald ins Bett, wo er sofort einschlief. Irgendwann rüttelte ihn jemand ziemlich heftig an der Schulter, und als er seine Augen öffnete, starrte er ungläubig in das liebevolle Gesicht einer recht vertrauten Person. Es war seine Mutter, die neben seinem Bett stand und ziemlich besorgt zu sein schien. Jimmy stotterte nur herum: „Was ist passiert? Warum bist du hier, in diesem Motel?“ Die Mutter schien die merkwürdige Frage nicht zu verstehen. „Welches Motel? Du bist daheim in deinem gemütlichen, warmen Bettchen. Wie geht es dir, mein Schatz?“ Jimmy verstand gar nichts mehr und Stück für Stück kehrten seine vermeintlichen Erinnerungen zurück. Diese Klassenfahrt, der bedrohlich düstere Wald, das Stöhnen, dieser sonderbare Alte – es war doch alles so unglaublich real. Doch seine Mutter beruhigte ihn und meinte, dass die Klassenfahrt erst bevorstand. Sicher hatte ihr aufgeweckter Sohn alles nur geträumt. Einige Zeit später ging es ihm schon erheblich besser und er saß am Frühstückstisch und schaute neugierig aus dem offenen Küchenfenster. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und es versprach ein schöner Sommertag zu werden. Gleich würde er in die Schule gehen, da tönte eine sonderbare Meldung aus dem Radio: „Seit drei Tagen wird eine junge Frau mit Namen Lisa M. vermisst. Sie war mit ihrem Wagen in einem entfernten Waldstück unterwegs, bevor sich ihre Spur verlor. Außerdem brach der Kontakt zu einer Schulklasse abrupt ab, die ebenfalls in diesem Wald unterwegs gewesen war.“
Wie versteinert saß Jimmy am Tisch und starrte erschrocken aus dem Fenster.
Plötzlich war alles wieder ganz nah und doch glaubte er, dass er alles nur geträumt hatte. Wie konnte so etwas nur möglich sein? Eine Antwort gab es nicht. Nur kam plötzlich aus dem nahen Wäldchen am Haus solch ein merkwürdiges Geräusch, und es hörte sich an, als wenn die Bäume stöhnten und sich ihre Wipfel über dem Haus merkwürdig knisternd zu beugen begannen…
Vor langer Zeit, als sich die Erde noch entwickelte und es noch keine Menschen gab, hatte es sich zugetragen, dass aus den schwarzen Tiefen des Universums eine riesige Hand durchs Universum fuhr. Es war das Böse, das nach dem Guten suchte, um es zu vernichten. Wer die Hand lenkte war nicht zu erkennen. Doch sie bewegte sich stetig und ohne Unterlass durch die unergründlichen und unermesslichen Weiten der zahllosen Galaxien. Schließlich traf sie auf die noch junge Erde und sie sah, wie dutzende Vulkane auf ihr eine Atmosphäre begannen zu bilden. Die Hand spürte, dass es das Leben war, das sich auf diesem kleinen Planeten herausbildete. Sie fühlte, dass es das Gute war, dass da entstand und sie wollte es vernichten. Schon holte sie zum vernichtenden Schlag aus und zielte geradewegs auf den Planeten. Doch die stetige Bewegung des Planeten um die Sonne bewirkte, dass die Hand den Planeten leicht verfehlte und nur ein Stück des Planeten abschlagen konnte. Sie glaubte jedoch, den Planeten für immer vernichtet zu haben und zog sich in die Tiefen des Universums zurück. Dorthin, woher sie einst gekommen war. Die beiden Bruchstücke des Planeten, ein kleines und ein großes, trieben seitdem umeinander und es formten sich über Millionen von Jahren die Erde und der Mond. Er umkreist den Planeten und zieht wie ehedem die Meere an und lässt sie wieder frei. Man nennt dieses Phänomen Ebbe und Flut und immer, wenn Menschen traurig oder glücklich sind, schauen sie sehnsuchtsvoll in den schwach leuchtenden Mond und haben Tränen in den Augen. Und immer dann, wenn sich auf der Erde das Böse formiert, um zum Schlag gegen das Gute zu wappnen, gleitet der Mond darüber hinweg und versucht, alles wieder zu glätten.
Es war im Jahr 2222, als sich die Menschen derart verstritten hatten, dass sie nicht mehr gemeinsam auf der Erde leben konnten. Die Bösen vertrieben die Guten, die fortan auf dem Mond ihre Zuflucht fanden. Doch der Mond war viel zu klein für all die vielen guten Menschen und sie wollten wieder zurück auf die Erde. Doch die bösen Menschen hatten Waffen entwickelt, die mit ihrer verheerenden Wirkung alles Leben vernichten konnten. Deswegen gelang es den Guten nicht, die Erde wieder zu bevölkern. Traurig lebten sie in ihren engen kleinen Mondstädten und mussten zusehen, woher sie die Rohstoffe zur Energiegewinnung und letztendlich zur Bewirtschaftung des toten Mondgesteins beschafften. Immer weiter gelangten sie bei ihrer Suche ins Universum und irgendwann stießen sie auf ein Areal, welches von Ferne wie eine unfassbar große, leuchtende Gaswolke aussah. Die Raumfahrer begriffen nicht, was es war und flogen mitten in die Gaswolke hinein. In einer wabernden Masse entdeckten sie eine riesige schwarze Hand. Sie lag regungslos in der schmatzenden Masse und die Raumfahrer glaubten, es sei lediglich eine überdimensionale Gesteinsformation, die vollkommen gefahrlos war. Doch sie irrten gewaltig, denn die vermeintliche Gesteinsformation war die Hand des Bösen, die nur auf die guten Menschen gewartet zu haben schien. Als die Raumfahrer über sie hinweg glitten, holte sie aus und schnappte nach dem Raumschiff der Menschen. Nur einem Zufall war es zu verdanken, dass das Raumschiff dieser Hand entkommen konnte. Doch es war schwer beschädigt worden und kaum noch manövrierfähig. Es trieb durch die dichte Gaswolke und hatte vollkommen die Orientierung verloren. Die Raumfahrer glaubten, ihre Heimat, den Mond niemals mehr wieder zu sehen. Doch es war ganz seltsam- sie entdeckten, dass die schwarze Hand ihren Ursprung in einem riesigen schwarzen Loch hatte, welches sich im Zentrum der fremden Galaxis befand. Das musste der Zugang zur Hölle, zum Teufel sein. Wenn es den Menschen gelänge, diesen Zugang für immer zu verschließen, dann könnte diese Hand auch nicht mehr leben und das Böse wäre für alle Ewigkeiten besiegt. Aber wie konnte man ein solch riesiges kosmisches Objekt wie dieses schwarze Loch verschließen? Es schien vollkommen unmöglich und mit den Mitteln, die die Menschen zur Verfügung hatten, unerreichbar. Da wurden die Raumfahrer so traurig, dass sie bitterlich weinten. Sie konnten sich einfach nicht mehr beruhigen und weinten hundert Tage und hundert Nächte und irgendwann hatten sie so viele Tränen geweint, dass die Automatik des Raumschiffes all diese Tränen nicht mehr in verwendbares Wasser umwandeln konnte oder gar anderweitig zu verarbeiten vermochte. So musste all das salzhaltige Tränenwasser ins All abgelassen werden. Ein riesiger Schwall ergoss sich in die Schwerelosigkeit des Raumes und zerfiel in die kleinsten Kristalle. Da es derart viele Tränen waren, war es auch ein riesiger Kristallschwall, der durchs All flog. Wie magisch wurde er von dem starken Schwerefeld des „Schwarzen Loches“ angezogen und drang schließlich wie ein scharfer Pfeil in dieses Loch ein. Doch da geschah etwas Seltsames. Die Myriaden von Kristallen, welche die guten Menschen einst geweint hatten, vermochten sich nicht mit dem Bösen in diesem schwarzen Loch zu verbinden. Es war, als würde Antimaterie auf Materie treffen und eine unglaublich heftige Explosion vernichtete das schwarze Loch. Das gesamte Areal wurde neutralisiert und die Hand verging bevor sie die guten Menschen vernichten konnte. Sie verschwand einfach wie das „Schwarze Loch“ in der Unendlichkeit. Augenblicklich löste sich die Gaswolke auf und verfrachtete durch die Wucht ihrer Explosion das manövrierunfähige Raumschiff der guten Menschen zum Erdmond zurück. Dort hatte sich bereits Merkwürdiges ereignet. Der Mond war auf die Erde gestürzt und hatte sich mit ihr vereinigt. Der einstige Zauber der bösen Hand war durch die Vernichtung des „Schwarzen Loches“ beseitigt worden und es gab keine Trennung mehr. Das Gute hatte gesiegt und die Menschen lebten fortan in Ruhe und Frieden, in Eintracht und Liebe miteinander auf der blühenden, fruchtbaren Erde. Als eines fernen Tages ein junger Astronom die Grenzen des Universums untersuchte, stellte er eine sonderbare Erscheinung fest. Am Rande des Universums, am Rande aller Zeiten hatten sich mysteriöse Schatten formiert, die vor sich hin pulsierten wie die Zeiger einer überdimensionalen Uhr. Der Astronom konnte sich das nicht erklären, waren doch nach dem Zerbersten des „„Schwarzen Loches““ auch alle übrigen „Schwarzen Löcher“ des Universums vernichtet worden. Doch als er genau hinsah und die Leistung des Teleskops noch ein wenig verstärkte, erstarrte er vor Schreck. Was er dort draußen am Rande des Universums erblickte, waren die Fingerkuppen einer unfassbar riesigen Hand, die das gesamte Universum in sich zu tragen schien …
Die Millionärswitwe Agnes wollte sich an jenem regnerischen Donnerstag auf den Weg zu ihrem Bankhaus begeben. Da sie nicht mehr sehr jung war, fühlte sie sich nicht sehr wohl. Doch das schien sie nicht zu stören. Denn noch am Morgen entließ sie auf telefonischem Wege einen ihrer Geschäftsführer, der ihr angeblich zu langsam arbeitete. Nachdem sie bereits die Hälfte ihres Bankhauses unter fadenscheinigen Gründen aus dem Hause gejagt hatte, musste sie nun endlich nach dem Rechten sehen. Und auch, wenn sie das überhaupt nicht wollte und bei diesem schlechten Wetter viel lieber in ihrem Schloss vor dem Kamin sitzen würde, trieb sie ihre Unruhe hinaus. Sie ließ sich von ihrem Diener Paul die lange schwarze Stretch-Limousine vor die Tür fahren und wartete nur noch auf den Schirm, den Paul über ihr stark geschminktes Haupt zu halten pflegte. Paul erschien und Agnes ließ sich stöhnend und vor sich hin schimpfend auf die weichen Lederpolster der Rückbank ihres Fahrzeuges fallen. Dann rief sie nur noch: „Worauf warten Sie noch? Wollen Sie hier herumstehen, bis ich tot aus dem Wagen falle“ und Paul fuhr los. An diesem Tage jedoch schien sich alles gegen sie verschworen zu haben. Viele Straßen waren wegen Überschwemmungen gesperrt und Paul musste einen riesigen Umweg fahren. Leider verfuhr er sich derart, dass er den Wagen erst vor einem Waldstück, wo es nicht mehr weiterging, zum Stehen brachte. Agnes schob das schwarze Gardinchen am Fenster beiseite und rief: „Seit wann befindet sich meine Bank im Wald?“ Paul wollte noch etwas zu seiner Rechtfertigung einwerfen und auf die Umleitungen hinweisen, doch Agnes rief wütend: „Was sagen Sie da? Sind Sie verrückt? Wollen Sie mich etwa entführen? Öffnen Sie den Wagen! Wenn Sie nicht fähig sind, die Bank zu finden, muss ich eben laufen! Und Sie tragen meine Laptoptasche! Na los … ich bin nicht zum Schlafen hier!“ Paul sprang aus dem Wagen und öffnete die Tür. Agnes stieg stöhnend aus und Paul hielt den Schirm über sie. Augenrollend und schlecht gelaunt lief Agnes los, allerdings geradewegs in den Wald. Paul wagte nicht, etwas zu sagen, und Agnes hätte ihm vermutlich gehörig ihre Meinung gesagt. Sie liefen und liefen und schienen sich immer noch mehr zu verlaufen. Schließlich meinte Paul, dass er mal dringend müsste. Agnes fauchte ihn an, er sollte sich gefälligst beeilen. Und als Paul hinter den Bäumen verschwand, schaute sich Agnes ein wenig unsicher um. Noch nie war sie allein in einem Wald und noch niemals fühlte sie sich so schlecht wie an diesem kalten Nachmittag. Als Paul nach zehn Minuten noch immer nicht zurückkehrte, rief Agnes laut: „Paul, wo blieben Sie denn! Ich darf Sie daran erinnern, dass wir etwas vorhaben! Außerdem könnte ich Sie entlassen, wenn Sie streiken! Ich habe Ihnen schon tausendmal gesagt, dass es nicht mehr Gehalt gibt!“ Es kam jedoch keinerlei Antwort. Paul war nirgends zu sehen und die seltsame Stille, die nur vom Wind, der sich zwischen den Bäumen des Waldes verfing, unterbrochen wurde, ließen Agnes ängstlich werden. „Paul“, rief sie laut, „sind Sie noch da, Paul!“ Doch es kam keine Antwort. Agnes wusste nicht so genau, was sie tun sollte. Sollte sie in die entgegen gesetzte Richtung laufen, um zum Wagen zurück zu kommen? Aber wo war die entgegen gesetzte Richtung? Sie wusste ja nicht einmal, wo sie war, geschweige, wo sie hergekommen war. Sie verzog ihr Gesicht und lief los. Das Gebüsch wurde immer dichter und der Regen immer stärker. Es gab keinen Weg und Agnes musste sich durchs Unterholz kämpfen. Irgendwann war sie derart aus der Puste gekommen, dass sie sich auf einen Baumstumpf setzte um zu verschnaufen. Das seltsame Knacken, welches aus allen Richtungen an ihre Ohren drang, war kaum noch auszuhalten. Als sie das Gebüsch vor sich ein wenig auseinanderdrückte, sah sie zwischen den hohen Bäumen des Waldes einen rätselhaften Turm. Er sah so merkwürdig aus, dass sie neugierig wurde. Doch sie fürchtete sich auch. Sollte sie dorthin gehen? Es half nichts, sie musste es wagen, denn sie fror und es wurde immer dunkler. Es brachte gar nichts, wenn sie in der Dunkelheit nach dem Wagen suchte. Außerdem würde sie an diesem Abend ganz sicher nicht mehr in die Bank kommen. Ein wenig nervös zog sie ihr Handy aus der Manteltasche. Und natürlich hatte sie kein Netz. Ärgerlich schob sie das Handy in die Manteltasche zurück. Als sie sich von dem kalten Baumstumpf erhob, spürte sie, wie ihr sämtliche Knochen und Gelenke schmerzten. Ihre Kleider hatten die Grenze ihrer Schutzfunktion, die Nässe abzuhalten, längst überschritten. Andauernd musste sie niesen und sie fühlte sich so richtig schlecht. Mühsam war der Weg durchs sperrige Unterholz. Doch plötzlich lichtete sich das Gebüsch und sie stand vor dem sonderbaren Turm. Er war ebenso hoch wie die umstehenden Tannen und besaß eine Kanzel ganz oben. Agnes ging zu der schmalen rostigen Metalltür. Sie ließ sich mühelos öffnen und im Inneren des winzigen Treppenhauses, führte eine rostige Wendeltreppe nach oben. „Auch das noch! Auch noch Treppensteigen! Die hatten wohl mal wieder kein Geld für einen Lift oder so was“, rief Agnes laut und stieg die knackenden Stufen nach oben! Da sie kaum noch etwas erkennen konnte, holte sie ihre kleine Taschenlampe aus ihrer Aktentasche. Der Wind hatte sich unterdessen in einen heftigen Sturm verwandelt und erzeugte im Inneren des Turmes ein merkwürdiges Geräusch. Es pfiff und dröhnte und Agnes schaute sich ständig um, denn sie hatte das Gefühl, verfolgt zu werden. Vielleicht hätte sie die Tür nach einem Riegel untersuchen sollen? Als sie endlich oben war, staunte sie. Denn sie stand in einem kleinen Raum mit großen Fenstern, in dem kleine alte Holzstühle an einem winzigen Tisch standen. Darauf thronte ein uralter schmiedeeiserner Kerzenleuchter. Agnes holte ihr Feuerzeug aus der Tasche und zündete die Kerzen an. Welch ein gemütliches Licht die Kerzen erzeugten – Agnes war beeindruckt. Sogar einen Schrank gab es dort. Sie öffnete ihn und staunte noch mehr. In seinem Inneren lagen einige Konserven und einige Flaschen Wein. Agnes nahm eine Flasche und las das Etikett – es war ein 74er Bordeaux. Da sie durstig war und gegen einen Schluck Rotwein nichts einzuwenden hatte, suchte sie in ihrer Handtasche nach ihrem kleinen Besteck, welches sie für alle Fälle stets bei sich trug. Sie fand es und öffnete die Weinflasche. Im Schrank entdeckte sie mehrere Gläser. Sie nahm eines aus dem Schrank und füllte es mit dem köstlichen Nass. Als sie das Glas geleert hatte, vernahm sie plötzlich ein Geräusch. Sie schaute aus dem Fenster, doch es war bereits so dunkel, dass sie nichts erkennen konnte. Außerdem schien draußen ein entsetzlicher Orkan zu toben. Es pfiff und dröhnte, dass sie Angst hatte, der schmale Turm könnte diesen Naturgewalten nicht standhalten. Als das Geräusch immer deutlicher zu hören war, wollte Agnes die Kerzen ausblasen, um nicht entdeckt zu werden. Doch da vernahm sie eine Stimme: „Hallo! Ist da jemand, hallo!“ Es war eine Frauenstimme und Agnes war erleichtert. „Ja, hier oben! Kommen Sie ruhig rauf, hier gibt’s sogar Wein“, rief Agnes zurück. Stöhnend erschien der Kopf einer Frau, die wohl im gleichen Alter wie Agnes sein musste, hinter dem rostigen Treppengeländer. „Kommen Sie ruhig rein“, rief Agnes ungerührt,