Psalmen und Gedichte - Jakob Lorber - E-Book

Psalmen und Gedichte E-Book

Jakob Lorber

0,0

Beschreibung

Eine Sammlung von Psalmen und Gedichten, die Jakob Lorber teils selbst verfasst, teils durch das innere Wort empfangen hat. Beschrieben wird das Wesen Gottes und seiner Schöpfung, sowie die besondere Bedeutung von Jesus Christus, der uns Menschen das ewige Leben und die Kindschaft Gottes gebracht hat. Zudem werden Anweisungen zum geistigen Leben gegeben und vor den Gefahren der Weltlichkeit gewarnt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 363

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Die Psalmen

I. Psalm. Am Morgen zu singen dem Herrn

II. Psalm. In der Not zu singen dem Herrn

III. Psalm. Zu singen dem Herrn in großer Betrübnis

IV. Psalm. Zu singen dem Herrn zur Zeit der Versuchung

V. Psalm. Gar tröstend am Tag der Versuchung zu singen dem Herrn

VI. Psalm. Zu singen dem Herrn ob Seiner großen Güte und Erbarmung

VII. Psalm. Zu singen dem Herrn beim Empfange einer geistigen Gabe, welche da ist das wahre tägliche Brot des Lebens

VIII. Psalm. Vorzutragen dem Herrn um Heilung der leiblichen Krankheiten

IX. Psalm. Zu singen dem Herrn im Herzen nach einer genossenen Freude des Lebens

X. Psalm. Zu singen dem Herrn an einem trüben Tage

XI. Psalm. Zu singen dem Herrn in der Armut des Geistes

XII. Psalm. Dem Herrn zu singen, so Babels Umtriebe den freien Geist bedräuen

XIII. Psalm. Zu singen dem Herrn am Abende des Tages

XIV. Psalm. Zu singen dem Herrn bei der Betrachtung der stets mehr und mehr hereinbrechenden wogenden Flut der Sünde, der Nacht und alles scheußlichen Truges in ihr

XV. Psalm. Zu singen dem Herrn am Tage der Heimsuchung

XVI. Psalm. Zu singen dem Herrn bei der Betrachtung der großen herrlichen Natur auf einem Berge, in der freien endlosen Raumhalle Gottes

XVII. Psalm. Zu singen dem Herrn am Morgen des Tages

XVIII. Psalm. Zu singen dem Herrn zu jeder Zeit als Vater der Menschen

XIX. Psalm. Zu singen ein Lob dem Herrn

XX. Psalm. Zu singen dem Herrn am Schlusse des Jahres

XXI. Psalm. Zu singen dem Herrn in mannigfacher Drangsal

XXII. Psalm. Zu singen dem Herrn nach einer überstandenen Krankheit des Leibes und der mit ihm gebundenen Seele

Die Gedichte

Eine kleine Morgenandacht des Jakob Lorber

Zu einem von Jakob Lorber verfassten Tonstücke, betitelt: Der neue Frühlings-Morgen

Morgenlied

Das Reich Gottes

Der Mensch ist ein Denker

Glaube, Hoffnung und Liebe

Der Engel

Hohes Lied des Meduhed

Die Träume

Sodom und Gomorrha

Poesie des Himmels

Zur Eingeburt

Ein Gebet für jeden, wann er fällt, wankt oder zweifelt

An den Herrn

Postulatum von der Höhe

Des Menschen lebendige Pflicht

Der Wille Gottes als Schlüssel zur Geisterwelt

Das Gefühl

Der Schmerz

Die Sonne, ein Vorbild derselben

Musik oder der Liebe innerstes Wort, die Tiefe der Tiefen, die Macht der Mächte, die Kraft der Kräfte, gegeben im Worte der Liebe in einem hohen Liede

Die Zwischentöne

Christus heutzutage

Stille Einkehr

Ein Wunsch fürs allgemeine Wohl

Das Holzscheibchen an der Spindel

Ein Mahnruf

Die Weisen aus dem Morgenlande

Der Abend und die Nacht

Der Morgen

Die innere Welt

Abschiedsszene eines guten Geistes von seinem Leichname

Wiedergeburt und die werktätige Liebe des Geistes im Leben

Etwas aus der Weisheit

An den Stern der Sterne

Ein wahrer Lobgesang

Das Verbergen des Herrn

Warnung vor Neckereien

Eine kleine Szene

Bitte des Knechts des Herrn

Die arge böse Zeit

Drei Blumen an einem Strauche, und jede zu andrem Gebrauche

Ein neues Licht im neuen Lichte

Der Großglockner

Ein gutes Angebinde fürs Leben

Die Fliege

Ein Trost aus der hohen Weisheit, der allhier zu lösen ist

Gedenke Mein

Zu des Knechts des Herrn Namenstag

Der Siegelring

Die krumme Straße, die einzelne Nachtlaterne, ein unausgebautes Haus und ein neues rot angestrichenes Wasserrad

Niemand kann zwei Herren dienen

Die Hoffnung, ein guter Satz, betrachtet am rechten Platz

Schlüssel zur Schrift

Warum – Darum

Die reine stille Liebe, im Gegensatze der Eigenliebe

Im neuen Lichte

An Pauline, Tochter des H. Wortemsig

Tirols Schneenot

Der Komet

Himmel, Erde, Luft, Meer

Zwei Ströme wie Mur und Drau. Eine Ode

Aneiferung

Die drei Sterne

Liebe, Wort und Lehre

Liebe, Weisheit, Himmel, Beständigkeit, Glaube, Hoffnung, Demut

Ein Stärkungslied

Der Traum, eine kleine Satire

Für Pauline

Der Weltmensch

Zu zwei von Jakob Lorber gezeichneten Landschaften

Post nubila Phöbus (Nach den Wolken kommt die Sonne)

Ein Strafgedicht über Vorwitz

Auf den Bergen

Auf der Kleinalpe

Zum Neujahr. An Andr. H. von seinem Neffen H. H.

Wie es war, so soll es bleiben

Der Gratulationswunsch

Poesie in Prosa

Die Musik

Die Perle

Cherubim und Seraphim

Ein Vorwort zum Diktat über das Bild des Herrn

Ein vollkommenes Bild als inhaltschwerer Anfangsbuchstabe dieser Werke

Winke bei der Mission

Zweiter Nachtrag zum Engel

Bemerkungen über das Gedicht „Der Engel“

Pathiel

Über diese Edition

Die Psalmen

Als Vorwort zu den Psalmen kam Folgendes durch J. Lorber, am Ostersonntag, 27. März 1842:

Schreibe einmal einen kurzen Psalm, wie aus dir. Warum solle denn Ich in der Zeit weniger denn zur Zeit Davids eines Psalms wert sein? Darum sollst du Mir nebenbei noch mehrere Psalmen schreiben; aber – wie aus dir; werde aber Ich redend angeführt, da setze allezeit voraus: Also spricht der Herr; oder: Also sprach der Herr. Den Psalm aber wirst du schon allzeit in dir finden. Und so schreibe: (Amen.)

Seid erfüllt mit dem heiligen Geiste, aufmunternd einander in Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern, mit Wort und Gesang preisend den Herrn in euerem Herzen, dankend allezeit für alles Gott und dem Vater, im Namen unseres Herrn Jesu Christi! – Paulus an die Epheser 5, 18–20

I. Psalm. Am Morgen zu singen dem Herrn

1. Gelobet, ja über und über gelobet sei Du, unser heiliger liebvollster Vater!

2. Es zeigen die Erde, die Sterne, der Mond und die Sonne, wie groß Du, o heiliger Vater, wie herrlich, wie gut und wie gnädig und liebvoll Du bist!

3. O drum will ich loben und preisen Dich über die Maßen, denn Du nur allein bist würdig des einzigen größesten Lobes der Menschen der Erde, und aller der Engel der Himmel.

4. Es lobt Dich das Würmchen im Staube, es preist Dich die Fliege, es jauchzt Dir der Sperling am Dache voll dankbarster Freude entgegen!

5. Es preisen Dich der Adler und alle die Tiere der Wälder; sie ahnen im Dunkel der Nächte Dich gütigster Vater, Dich Schöpfer, Dich mächtigen, ewigen Gott!

6. Und die Erde und all ihre Meere, und Feuer und Winde, sie wissen und kennen den großen, den mächtigen Gott, und – dass Er sie geschaffen zu Seiner höchst eigenen Ehre und Seinem unendlichen Ruhme nur hat!

7. Und die Himmel im ewigen Lichte der endlosen Liebe des heiligen Vaters sind voll Seiner ewigen Ehre und größesten Güte und zeugen von Seiner unendlichen Macht.

8. Und die Engel, sie singen mit wonn’erfülltesten Herzen: O heilig, o heilig, o heilig bist Du, lieber Vater; – wie gut, o wie gut ist bei Dir es zu sein!

9. O so lobe und preise denn du auch, du meine für ewiges Leben und Liebe ins Dasein gerufene Seele, o lobe und preise in Jesus den heiligen Vater, der dir so gütigst am Kreuz hat die Kindschaft gegeben.

10. Und du auch mein Leib, wenn schon einstens dem Tode gegeben, – du zeitlicher Träger des ewigen Lebens aus Gott, auch du lob und preise den Vater, den heiligen, den guten; denn du wirst auch ewig nicht bleiben im Schoße der Erde, und sollst mir verkläret einst werden zum ewig unsterblichen Kleide!

11. Denn so spricht der Herr: Diesen Tempel, den ihr da abbrechet, will Ich in drei Tagen vollst wieder aufbauen!

12. O Leib, du mein Leib, sieh, du bist ja der Tempel des heiligen Geistes. Wirst du auch zerbrochen, des sei dir nicht bange; denn Der dich zerstöret, zerstört dich mitnichten zum Tode, wohl aber, damit du zum ewigen herrlichsten Kleide mir werdest umstaltet, im Schoße der ewigen Liebe des heiligsten Vaters!

13. Und so sei gelobet, mein süßester liebvollster Jesus und heiliger Vater, aus all meinen Kräften der Seele und so auch des Leibes. Ich Geist aber bin es, der solches hier schreibet, demütigst, zu Deiner alleinigen Ehre, o Jesus, Du heiliger Vater!

II. Psalm. In der Not zu singen dem Herrn

1. O Du Mein Gott, Du mein liebvollster Vater! Wie herrlich bist Du, wie mild und wie sanft, und bist voll der größten Geduld!

2. Sieh, o mildester, heiligster Vater, die Nacht dieser Erd’ ist gar trübe geworden; die Menschen, sie toben und wühlen gleich Füchsen und Wölfen und Schweinen und Bären, Hyänen und Löwen in derselben herum.

3. Nur gar selten ein Bruder des Bruders noch achtet, darum er „ein Bruder“ ihm ist. O wie gar so weit sind denn die Menschen gewichen zurück von dem heiligst-lebendigen Ziele!

4. Sie haben das Höchste, das Größte, das Beste verloren! Doch keinen fast kümmert des ewigen Lebens mehr hier; und Du, heiliger Vater, wie bist du so gänzlich erloschen im Herzen von zahllosen blindesten Brüdern und Schwestern!

5. Und so denn ist Habsucht der herrschende Geist, obwohl jeder in sich es gar bündigst erfahren stets mag, dass das irdische Lämpchen des tollesten Lebens am Grabe erlischt.

6. O ihr Zeiten, ihr ärgesten finstersten Zeiten! Den „Vater“, den heiligen Vater, den ewigen Gott habt ihr können aus so vielen Herzen verdrängen! –

7. Und habt diese Herzen erfüllt mit Unrat des Satans und allem dem Nichtigsten, dieses so finsteren Reiches der Welt und des Todes aus ihr!

8. O du liebvollster Vater, erbarme, erbarme Dich unser! denn sonst gehn wir ja eh’stens gar alle zu Grunde.

9. Denn siehe, die Männer sind weibisch geworden und lassen von Weibern die Köpf’ sich zerstoßen und liegen und kriechen gleich Schlangen, zertreten zur Hälfte von Füßen der Weiber!

10. O Gott, Du heiliger Gott, kannst solch höllischen Frevel auf Erden noch länger geduldig Du schauen? Der Mann ist zur kriechenden Natter geworden!

11. O wann wirst erlösende Stunde, du heilige Stunde denn kommen, um frei diese Erde zu machen, von dieser so lang schon anhaltenden dichtesten Nacht, von der Nacht alles Todes?!

12. Und wann wirst den Fürsten der Lüge und Bosheit Du endlich gefangen denn nehmen? Wie lang noch zu fangen und töten die Menschen der Erde wirst Du ihm gestatten?!

13. O Vater, o heiligster liebvollster Vater! Mach Ende, mach einmal ein Ende dem tollesten Treiben des Satans, sonst sind wir verloren!

14. Gedenke, gedenke der größesten Not dieser Erde; erhöre dies Flehen, dies ängstliche Jammergeschrei!

15. Lieber Vater, erlöse, erlöse uns alle von diesem allbittersten Übel der ewig mir dünkenden Nacht! Doch Dein heiliger Wille geschehe stets. Amen.

III. Psalm. Zu singen dem Herrn in großer Betrübnis

1. Mächtigster Herr, der Du allzeit bist voll der Gnade aus endloser Lieb’ und Erbarmung zu uns, sieh doch gnädig herab auf uns ärmlichste Sünder!

2. Es ist ja doch traurig, ja schrecklich zu leben auf dieser so finstren und boshaften Welt, da man ehrlicherweise sich scheuen gar müsst zu bekennen Dein lebendiges inneres Wort!

3. Man begünstigt ein weltlich Getriebe nach allen erdenklichen Arten, und teilt Belobungen aus – den Förd’rern der Moden, des Luxus, der weltlichen Pracht, und all’s dessen, was immer nur möglich die Selbstsucht zu stärken vermag.

4. Aber wehe dem ehrlichen friedlichen Manne, der allzeit sich trauet sein Herz nur zu Dir zu erheben, und zieht von der tollesten Welt sich aus dem Grunde zurück, um zu folgen dem inneren heiligen Rufe aus Dir, lieber heiliger Vater!

5. O Vater, o liebvollster heiligster Vater, erbarme Dich unser; Du süßester Jesus, o komm, o komme doch einmal – zu richten die sündvollste Welt, ja zu richten die finsteren Herzen der Brüder – zu Dir, lieber heiliger Vater!

6. O Erde, o Erde, du finstere Wohnung des Gräuels, wie wirst du bestehn vor den Augen Dessen, Der dich mit eigenem heiligsten Blute zur Sonne der Sonnen hat liebevollst waschen und reinigen wollen?! Der eigenen Fußes dich finstre, dich tote, so väterlich duldig betrat?

7. O ihr Ohren, ihr argen Weltohren, in denen der heiligste mächtigste Name nur lächerlich klinget, o wehe euch, wehe euch! Wann Er wird kommen zu rechten mit euch?! Einen bleiernen Heller geb ich dann für tausend Pfund weltlichen Goldes nicht her!

8. Aber wann wirst du kommen, du schrecklich erfreulicher Tag? O nicht zaudre, nicht zaudre so lange, du lang schon erwartete heilige Löse der Gräuel der Erde, du erster, du jüngster der heiligen Tage der Erde!

9. Wie oft wirst du würdige Sonne denn eher noch spenden der trugvollsten Erde die lieblichen herrlichen Strahlen aus dir, bis da kommen wird jener der Tage auf Erden, an welchem zum ersten Mal würdig die finstersten Länder der Schöpfung der Erde an sich werden saugen die milderen Strahlen aus dir; o so sage, o sag es, du heilige Sonn’, oder klage und weine mit mir!

10. Und du tückischer Mond, du getreuer Gefährte des finstern Elends der Erde, wie lang wirst du noch wechseln dein trüglich gestohlenes Licht? Weiche, weiche zurück! denn sonst wirst verschlungen noch ehstens du werden von unserer Erde alldichtester tödlichster Nacht!

11. Und ihr Sterne, ihr feurigen Blumen des Himmels, wann werdet mit eurem herrlichen Lichte den sündigen Boden der Erde ihr decken, damit dann die Freien des heiligen Vaters auf euren Gefilden des friedsamsten Lichtes als ewige Brüder sich möchten erkennen?

12. O Vater, Du heiligster Vater, o lasse, o lass gar bald Deine heiligsten Worte in endliche heil’ge Erfüllung ergehen, sonst gehn wir zu Grunde! Dein heiliger Wille geschehe auf Erden also, wie im Himmel stets ewiglich. Amen.

IV. Psalm. Zu singen dem Herrn zur Zeit der Versuchung

1. Sehe doch gnädig herab, o Du heiliger liebvollster Vater, von Deiner allleuchtendstens Höhe der Himmel auf uns, Deine mühsamen, kraftlosen, sterblich und sündhaft geborenen Kinder!

2. Wir flehen und beten zu Dir: O Du liebvollster Vater, verschone uns alle von jeder Versuchung und mache uns frei von den Banden des tödlichen Übels der Sünde!

3. So beten wir täglich zu Dir; o erhöre doch einmal dies kläglich Geschrei Deiner sterbenden Kinder und lasse nicht zu, dass des Vaters allbitterster Feind uns eh’ vollends erdrossle, bevor Du zur tätigsten Hilfe uns kämest!

4. Es fallen zu Tausend in Scharen hinab in die Tiefe der Tiefen des ewigen Todes in wen’gen Minuten, gefangen von Deinem allärgsten Feinde; o Vater, Du heiliger Vater, wirst Du uns denn nimmer erretten von dieser unendlich verderblichen Plage und größesten Not?

5. O Du liebvollster Vater! So nehme doch einmal gefangen die tötende Macht dieses Fürsten des Todes und bind ihn auf ewig mit Deinen allmächtigsten Ketten der ewigen endlosen Liebe an einen für ihn bestens tauglichen Ort; und verhindre dadurch, dass er nimmer uns fange und ziehe hinab in die Tiefe der Tiefen des ewigen Todes!

6. O heiliger liebvollster Vater, Du hast uns ja nicht für den Tod und nicht für den Satan erschaffen, auch nicht uns erlöst fürs Verderben; wohl aber fürs ewige Leben hast Du an dem Kreuze geblutet, um uns, Deinen Kindern, zu öffnen die Pforten des ewigen Lebens!

7. Daher nimm, o Jesus, Du heiligster Mittler, die schwer zu bestehende Prüfung von unseren Herzen, und gib uns dafür einen reineren Sinn und den lang schon verheißenen Geist Deiner Liebe und Gnad’ und Erbarmung – ja, Deinen verheißenen heiligen Geist!

8. Lieber Vater, in Jesu, dem Herrscher in Liebe, Erbarmung und Gnade, Du hast ja geredet die ewige Wahrheit: Der Geist ist zwar willig, doch schwach ist das Fleisch!

9. O so nimm denn die Schwäche von unserem Fleische und lass in demselben erstarken den ewig unsterblichen Geist; und lass endlich in diesem so schwächlichen Hause zum Herrn und stetigen Meister ihn werden, den starken und mächtig sein sollenden Geist!

10. Denn was nützen uns Werke und Lehren, wenn wir mit denselben zu wecken den Geist nicht vermögen, darum uns die finsteren Prüfungen täglich heimsuchen, und rauben das heil’ge Senfkörnlein tückisch uns stets aus dem Herzen.

11. Wenn solches denn immer geschehen muss fürder und fürder, wann wird dann der winzige Same denn einmal zu einem mächtigen Baume erwachsen, dass unter des Ästen und Zweigen die Vögel des Himmels sich möchten einfinden, um allda zu wohnen?

12. Doch höre, nun höre du meine umdüsterte Seele, und du auch, mein ewiger Geist; denn also spricht der Herr:

13. „O nicht klaget und weinet ihr Kinder, die ihr als den wahren und heiligen, liebvollsten Vater in eueren Herzen Mich habet erkannt; denn nicht Ich, liebe Kindlein, hab euch mit den Ketten der Knechtschaft umschlungen, die Welt und ihr selbst habt euch solches getan!

14. Wer gab euch denn Gesetze? Die Welt? oder ihr? oder Ich euer Vater? Nun sehet, die Prüfung, die liegt im Gesetze, wie auch der verheerende Tod; doch ihr sollet nicht schmachten da unter dem Joche des harten und toten Gesetzes! Darum ja bin Ich in die Welt gar gekommen, um euch vom Gesetz zu befreien, an dessen Stell euch die einzige Lieb’ ward gegeben. Nun folget der Liebe! so seid ihr von allen Versuchungen frei. Also ist es im Ernste bei Mir. Amen.“

V. Psalm. Gar tröstend am Tag der Versuchung zu singen dem Herrn

1. Und höre nun weiter, du meine doch immer noch traurige Seele, was all’s der liebvollste erbarmende, heilige Vater da spricht:

2. „Arme Kinder, durch euere eigen verschuldete Blindheit! Wer hat euch denn je so etwas in die Herzen gehauchet, als ließe Ich ganz nach der eigenen Willkür des Satans ihm zahllose Menschen zur sicheren tödlichen Beute gar werden?!

3. O weiset in all Meinen Worten und heiligen Lehren Mir so etwas nach, und Ich will es ja gerne sobald widerrufen, was immer nur so möchte lauten, als wär Ich ein launiger Gott und ein treuloser Vater, dem alles ein Gleiches da gelte, ob zahllose Menschen und Kinder das Leben verlieren im Geist, oder ob sie’s gewinnen für ewig im Geiste der reinsten Liebe aus Mir.

4. Doch ihr werdet wohl schwerlich je finden so etwas im heiligen Buche, im Buche der Liebe und aller Erbarmung aus ihr, ja im Buche des einzig wahrhaftesten ewigen Lebens!

5. Es ist zwar wohl untrüglich wahr, dass das geistige Leben ganz fleißig geübet muss werden, bevor es für ewige Dauer sich eigne und tauge für eine vollkommenste Freiheit.

6. Doch solche Umstände sind keine Versuchung, durch welche das geistige Leben stets fester und fester muss werden, wohl aber der heiligen ewigen Liebe entstammende väterlich-göttliche Prob’lektionen, durch welche der schmachtende Mensch hier gefestet muss werden für eine allewige künftige Dauer des Lebens!

7. Was würd’ es dem Satan wohl nützen, so er auch die Menschen möcht alle verführen? Wie würde und könnte er siegen im eitelsten Kampfe mit Mir?!

8. O der läppischen Torheit! Wer ist denn ein Herr alles Lebens und Todes? Bin Ich es denn, oder ist solches der Satan?

9. Am Ende der Dinge der prüfenden Welt, ja da wird sich’s wohl zeigen, wie viel Ich, als einziger Herr aller Wesen und Dinge, zu schaffen und ordnen im Reiche des Lebens und Todes alleinig nur habe, und wie alle Mühe des Satans eine ganz völlig vergebliche war.

10. Wahrlich, das könnet ihr glauben: Von allen den Läst’rungen, welche gegen Mich auf der Erde von den blöden Wesen und Menschen und Kindern je wurden begangen, ist keine wohl größer und ärger als diese, wo Mir, als dem heiligsten liebvollsten Vater, noch ärgere Dinge als einem allärgsten Tyrannen da werden zu eigen besaget!

11. O sehet, darin liegt der Satan begraben, dass Ich, als der liebvollste Vater, also aus dem Munde der Lehrer und Priester und falschen Propheten als ein allerärgster Tyrann werd gezeigt den Kindern der Menschen und Wesen.

12. O leset doch einmal bedachtsamen Herzens die vier Evangelien durch, und dann zeigt Mir die Stelle, in welcher es laute, als hätt’ Ich euch all’samt dem Satan verschrieben!

13. Und Ich werd euch zeigen und öffnen den andern Sinn, und ihr alle werdet ganz hell erschaun, dass der heilige Vater nicht prüfet und übet die Menschheit zum Tode, wohl aber aus endloser Lieb’ und Erbarmung zum ewigen Leben!

14. So aber die freiwilligen Menschen als Brüder sich schlagen und zausen, soll Ich da die Schuld etwa tragen, dieweil Ich so frei hab geschaffen und übervollkommen die Menschheit im Geiste aus Mir, und darum Ich so überlangmütig, geduldig, voll Lieb’ und Erbarmung und Gnade stets bin?

15. Was wollt ihr denn noch mehr? Seht, Ich sorge, und führe und leite durch all die für euch unerforschlichen Wege die Menschheit zum heiligen Ziele des ewigen Lebens! Was wollt ihr noch mehr? Seht, Ich lasse die Freiheit in rechtlichen Schranken dem Satan sogar. Sagt, was wollt ihr noch mehr? Seht, Ich richte wohl ewig da niemand zum Tode, wohl aber nur allzeit fürs ewige Leben in aller Freiheit. Sagt, was wollt ihr noch mehr?

16. Hab Ich jemanden je schon verdammt zum ewigsten Tode? Wo ist der, wer ist der, dass Ich vor ihm hätte verschlossen Mein Herz? Wo ist wohl der verlorene Sohn, den Ich nimmer möcht freudigst annehmen, so er sich nur kehret im Herzen zu Mir? Sagt, was wollt ihr noch mehr?“

VI. Psalm. Zu singen dem Herrn ob Seiner großen Güte und Erbarmung

1. O Herr, Du bist gütig und voll der Erbarmung, und gnädig und voll von der größten Geduld; o Du ewiger, heiliger liebvollster Vater! Darum will ich loben Dich allzeit bei Tage und Nacht.

2. Selbst im kranken Zustande des Leibes, so da irgendetwas die Nerven, die Fibern, die Muskeln und sonstigen Teile desselben mir drücket und ziehet und reißet, dass mir darob alles Sehen und Hören vergehet, so will ich Dich, heiliger Vater, doch loben und preisen, darum Du durch all diese Übel zum ewigen Leben mich prüfest und reinigst und zeitigst!

3. O heiligster, liebvollster Vater, Du bist ja in allem geg’n uns und für uns nur alleinig die ewige endlose Liebe, und lehrtest und lehrest uns nichts, denn allein nur die Liebe, die heiligste ewige Liebe – aus Dir und in Dir, o Du heiliger, liebvollster Vater.

4. Darum auch will allzeit und ewig Dich loben und preisen ich armer und sündiger Mensch; denn nur Du bist alleinig es würdig, gelobt und gepriesen zu werden von allen den Engeln und Menschen und Sonnen und Erden und all den Geschöpfen, die Dich als den heiligen Schöpfer erkennen.

5. Dich lobt ja das Gras, und die Bäume sind voll Deines Ruhmes; und alle die Berge, sie dampfen und rauchen, um würdigst zu preisen, o Gott, Deine Größe und Macht; und die Blumen der Wiesen und Fluren und Berge und Täler und Gärten, wie streun sie so emsig Dir, heiliger Vater, sehr duftende Psalmen durch alle die Lüfte entgegen.

6. Und so auch die lieblichen Vöglein, an Zweiglein der Bäume sich wiegend, welch herrliche, muntere, reinste Lieder sie singen aus ihren befiederten Kehlen; und jegliches all dieser Lieder ist reich an dem herrlichsten Lobe und Preise für Dich nur, Du heiliger, liebvollster Vater!

7. Ja alles, was ich nur ansehe, ist voll Deiner endlosen Ehre und voll Deines größesten Ruhmes.

8. O heiliger, liebvollster Vater! So lass denn auch mich armen Sünder Dich immerdar loben und preisen und lieben aus all meinen Kräften des Geistes, der Seel’ und des sterblichen Leibes.

9. Und gebe mir stets dieser Kräfte so viel, dass dadurch ich vermögend dann würde und bliebe, zu tun Deinem heiligsten Willen gemäß aus der einzigen Macht Deiner Liebe in Dir zum Lobe, zur Ehre und ewigem Ruhme, Du heiliger, liebvollster Vater.

10. Ich denke zwar täglich darnach und darum, und bei all meinem Gehen und Drehen und Stehen tracht ich nur allein Dir zu leben; doch was ist dies all’s gegen dem, was ich Dir, o Du gütigster Vater, für eine alleinige Lebensminute nur schulde?!

11. Doch wenn ich dann wieder bedenke und so bei mir sage: Und könnte ich Dich mit all den wohlklingendsten Harfen der obersten Engel gar preisen, so wär doch mein Lob Deiner Würde nicht näher denn jetzt, da ich gleich den mundlosen Kindlein entgegen Dir lalle ein ärmliches Lied.

12. O dann werde ich glücklich und preise und lobe Dich, heiliger Vater, durch jeden Gedanken, der mir aus der Tiefe des Geistes entsteigt, weil Du, heiliger Vater, so überaus gut und liebevollst bist; darum ewiges Lob Dir, o heiliger Vater, von uns allen. Amen.

VII. Psalm. Zu singen dem Herrn beim Empfange einer geistigen Gabe, welche da ist das wahre tägliche Brot des Lebens

1. O heiliger, liebvollster Vater! Sieh, so wir gar täglich von Dir da empfangen des ewigen Lebens unschätzbarstes heiliges Brot in so reicher Fülle – wie sollen, wie können wir danken dafür, o Du heiliger Vater, wir armen, wir finsteren Sünder?

2. Die Gabe ist groß, ist wunderbar mächtig und überaus kräftig, ist heilig und voll der Lieb’ und des heiligsten Lichtes, und also auch voll alles Lebens aus Dir. O Du heiliger liebvollster Vater, wie können, wie sollen Dir danken dafür, wir armen, wir elenden Sünder?

3. Denn trotz dass wir auch schon so viel von Dir haben empfangen, so sind aber unsere Herzen doch immer noch finster und neidisch, und voll des Misstrauens geg’n Dich und Dein Wort und geg’n unsre oft nächsten und treuesten Brüder, und das all’s aus Furcht vor der Welt.

4. O Du heiligster Vater, wie sollen, wie können wir danken Dir wahrhaft dafür, dass so gnädig uns allen Du bist, da doch unsere Herzen so weltlich unlauter noch sind und so voll alles weltlichen Sinnes und Treibens?

5. Mit solchen zertragenen Herzen, voll noch so manchen Unrates der Welt, sieh, o heiliger Vater, ist’s schwer Dir zu danken im Geiste der innern lebendigen Wahrheit, da eben dadurch auch unsern Herzen zum würdigen Danke die Hauptsache fehlt, ja die erste Hauptsache: die Demut, ohne welche ein Gräuel von unseren Herzen der Dank ist vor Dir, o Du heiliger Vater.

6. Daher schaffe bald, ja recht bald, ja sogleich unsere sündigen Herzen neu um und befreie dieselben doch einmal ganz völlig von all dem uralten Unrate der todvollsten Welt, dass wir dadurch doch einmal im Stande da wären, in diesem noch irdischen Leben mit reineren Herzen und reineren Sinnen zu danken Dir, heiliger Vater, für solche unendliche heilige Gaben, die wir jetzt noch gar so unwürdig von Dir in so reichstem Maße empfangen.

7. Denn wer kann Dir danken im Tode, und wer in der Hölle Dich loben und preisen? So aber da unsere Herzen erfüllt noch sind von so manchem Unrate der todvollsten Welt, und dadurch auch noch voll von der Hölle, die da ist als mächtig noch herrschende Selbstsucht in uns; o Du heiliger Vater, da sind wir im Tode ja noch und gefangen gehalten von gar vielen Schlingen der Hölle. Wie wär es wohl möglich, da würdig und recht lebendig zu danken Dir, heiligem Vater, für solche hochheilige Gaben?

8. Wie kann der Unheil’ge dem Heil’gen fürs Heilige danken – und wie der Unreine, der finstere Sünder der Erde Dich, ewige Liebe und reinstes Licht, denn wohl loben und preisen und rühmen mit seiner unlautersten Stimme?

9. Denn loben und ehren und preisen und rühmen heißt würdevollst zieren Dein göttliches Wesen auf Erden, also wie im Himmel dasselbe von allen den Engeln und reinesten Geistern gezieret stets wird. O wie können wir solches da tun, wie Dich zieren und schmücken in aller der Nacht unserer Sünden?

10. Daher, o Du liebvollster Vater, umstalte ja bald, ja recht bald, ja sogleich unsere Herzen! Und mache sie frei einmal vollends von all dem uralten Unrate der todvollsten Welt, dass wir einmal dadurch doch im Stande da wären, in diesem noch irdischen Leben mit reineren Herzen und Sinnen Dir heiligem Vater für solche unendliche heilige Gabe zu danken, die wir jetzt noch gar so unwürdig von Dir, o Du heiliger Vater, so ernstlichst empfangen.

11. Für jetzt aber, heiligster Vater, da wir doch noch all’samt gar zu unwürdig dastehen, um Dir einen reineren und für die heilige Gabe mehr würdigen Dank darzubringen, nimm gnädig dies reu’ge Bekenntnis und unsere Ohnmacht so auf, als ob solches da wär von uns Sündern ein Dank für die heilige Gabe, wie er nur von reineren Wesen Dich preisend und lobend stets dargebracht wird! Kann ich loben und preisen auch nicht nach Gebühr Dich, o heiliger Vater, so lass Dich doch liebend umfassen aus all meinen Kräften, von mir armen Sünder, Du heiliger, liebvollster Vater! Dein heiliger Wille geschehe stets. Amen.

VIII. Psalm. Vorzutragen dem Herrn um Heilung der leiblichen Krankheiten

1. O Herr, Du bist gütig und voll der Geduld und voll der Liebe und Gnad’ und Erbarmung: So sehe denn mild auf mich leidendes und im Staube der Erde gar krankhaft und schmerzlich hin und her wälzendes Würmchen, von Deinem erhabensten göttlichen Throne herab.

2. Sieh, es quält mich gar ärglich ein lästiges Übel, und macht unbehilflich und gänzlich unfähig den Leib, diese ohnehin lästige Hülle des Geistes, darum ich nichts tun und nichts wirken da kann, was zum ewigen Leben und Heile mir nützend da wäre.

3. Schon fängt mich an alle Geduld zu verlassen, da Du, lieber Vater, mich Leidenden nicht zu erhören nun scheinest, da ich Dich aus meinen alltiefesten Nöten anrufe.

4. O zaudre nicht, zaudre nicht, liebvollster, heiliger Vater, und helfe mir armem, mir schwachen, mir leidenden Sünder, denn sonst geh’ ich wahrlich zu Grunde am Geist und an meiner mitleidenden Seele, so Du mir nicht ehestens hilfst aus der Trübsal des Leibes.

5. Ich war wohl selbst schuld, und hab selbst mir das Übel des Leibs zugezogen, darum ich nicht lebte der heiligen Ordnung gemäß, die Du liebevollster Vater als einzige Richtschnur fürs Leben des Geists wie des Leibes so treu uns dereinst hast gegeben durch Moses am heiligen Sinai.

6. Ja, hochgefehlt wars von mir; doch nun kann ich’s nicht anders mehr machen, nicht ungeschehen mehr die gar töricht verübeten Taten, nicht nehmen von mir nun die brennende tötende Sünde. Darum denn erbarme Dich meiner, Du liebvollster Vater, und nehme die Sünde von mir, und mach wieder mich leben für bessere Tat; ja für Liebe und Ordnung, erteil die Gesundheit des Leibes mir krankem, mir schmachtendem, leidendem Wurme im Staube vor Dir!

7. O Gesundheit, du einzig nur reinste Quelle der Freuden des Lebens, wann wirst du denn wieder ganz eigen mir werden? Wann wirst du balsamischer goldener Tropfen entträufen der heiligen Gnade des himmlischen Vaters und Heilung und Stärkung mir bringen in dies mein zerrissenes Leben der Welt?

8. Ach, du säumest, du himmlische Wolke, magst nimmer mir bringen, von heiligen Winden getragen, den stärkenden heiligen, heilenden Tropfen des Balsams der Gnade von oben, vom heiligen Vater?

9. O Schmerz, o du doppelter Schmerz, weiche, weiche von mir, und nicht quäle mich Armen so lang und so stark, und gib Raum mir zu beten und zu bitten um Lind’rung von oben, vom heiligen, liebvollsten Vater, damit ich erstarke im Glauben, dass Er nur, der heilige Vater, gar sicher bald helfen wird aus der Qual und der Angst, die ich leide in diesem zerrissenen Leibe!

10. O Vater, Du heiliger, liebvollster Vater, erhöre, erhöre doch einmal mein ängstliches Flehen und mache mich wieder gesund; denn ich kann ja nicht lieben, nicht loben und preisen Dich, heiliger Vater, nach Würde und Recht und Gebühr in dem kranken zerrissenen Leibe.

11. O Jesus, du mächtigster Name, Du hast ja die Toten dem Grabe entsteigen gemacht; o so sprich denn zu mir auch ein mächtiges Wort, und ich werde ganz sicher genesen von allem dem Übel des Leibs, wie der Seel’ und des Geistes, durch Dein allerbarmendes mächtiges Wort!

12. Doch sollt ich wohl nicht würdig mehr sein Deiner heiligen Gnade, nicht wert mehr der göttlichen Hilfe aus Dir – o so sei doch bedacht meiner sündigen Seele und meines stark schwankenden Geistes, und gib mir Geduld in der Tragung des Kreuzes, das Du mir zur Tilgung der Sünden hast mild auferlegt. Und so denn geschehe Dein heiliger Wille, o Jesus, Dein heiliger Wille stets. Amen.

IX. Psalm. Zu singen dem Herrn im Herzen nach einer genossenen Freude des Lebens

1. O Gott, Du allmächtiger, heiliger, liebvollster Vater! Wie gnädig und wie voll der Erbarmung bist Du, und gut selbst dem törichten Sünder.

2. In aller der Mitte des sündigen weltlichen Treibens lässt Du uns erleben so manche gar herrliche Freuden, damit auch der törichte Sünder erfahren es soll und fühlen ganz tief in dem Herzen, wie gut und wie liebvollst Du bist.

3. Aber wo ist derjenige sündige Schmecker der Freuden des Lebens, der nach genossener Freude des Lebens Dir heiligem, Dir liebvollstem Geber gebührend darbrächte ein ziemendes Lob?

4. O Menschen, o Menschen, wie könnt ihr inmitten erhebender Freuden des heiligen Gebers vergessen?

5. Wenn hehr und erhaben und freundlichst dich liebend zur Seite dir wandelt ein gastlicher Freund, eine muntere Schwester, voll Anmut und Freude, wenn du dich da freuest am lieblichen Wege und dich dann erquickest am gastlichen Tische des Freundes und saugest tief atmend in mächtigen Zügen die würzende Liebe der lieblichen Schwester in dein wonniges Herz –

6. Höre Bruder! Wie ist es wohl möglich, dass du nach so wonnigst genossener Freude des Lebens, des heiligen freundschaftlichsten Gebers solch himmlischer Gaben vergessen je kannst?

7. O du teurer Bruder, bedenke, bedenke, dass solche erhebende Freuden des Lebens die magere Erde nicht beut, wohl aber ein liebvollster, heiligster Vater sie hauchet gar freundlichst in unsere sündigen Herzen sogar, und macht fähig dieselben für höh’re Genüsse des Lebens.

8. Wenn solches zu leugnen du nimmer vermagst, wenn dir jede vor Freude und Wonne erbebende Fiber des Lebens es saget:

9. Ein Gott, ein allmächtiger, heiliger Vater, lässt wehen aus allen den Sternen, aus allen den lichtvollen Räumen, aus allen den Sonnen und allen den Zonen der Erde gar freundliche Lüfte, um dich zu erquicken und fähig zu machen für stets nur noch höhere Freuden dein sonst stumpfsinniges Leben, dein starres unbeugsames Herz, –

10. O dann falle zur Erde du nieder und sage im Herzen: Du heiliger, liebvollster Vater! Mich Sünder vor Dir und der Erde hast Du nun getränket mit himmlischer Freude.

11. Mit Wonne der Engel des Himmels hast Du nun erfüllet mein Herz; alle Sterne der Himmel erglühten in hellerem Lichte, die Lüfte der Erde umwehten harmonisch mein heitres Gesicht.

12. Aus den Augen der lieblichen Schwester hast Du mich gar ärmlichen Sünder von ihrem Schutzgeiste so mild und sanft anschauen lassen; wie strahlt aus denselben so sehr ein unsterblicher Geist, voll der süßesten wonnigsten Liebe.

13. Und wie gar so gut hast Du heiliger Vater das Herz eines freundlichen Bruders gestimmet. Wie war er bemüht, die Engel des Himmels nachahmend, mit allem zu dienen mir ärmlichem Sünder, womit er nur immer die Freude des Lebens erhöhen mir konnte.

14. O Vater, dies all’s und noch unnennbar andres, hast Du mir, dem Sünder, so sehr und so wonnig bereitet.

15. So nimm denn auch gnädigst von mir armen Sünder vor Dir meinen wertlosen Dank also an, vor Dir für so herrliche Gaben, als doch irgendetwas; und lass allzeit mich loben und preisen Dich heiligen Vater, Dich liebvollsten Geber allein. Dir sei Dank und die Ehre, der Ruhm und die Liebe von mir armen Sünder dafür ewig. Amen.

X. Psalm. Zu singen dem Herrn an einem trüben Tage

1. Wie trüb da auch möchte ein Tag sich gestalten vom frühesten Morgen bis hin in den spätesten Abend; ein Bild, ja ein herrlichstes Bild bleibt er dennoch für ein Dich nur liebendes Herz, o Du heiliger Vater.

2. Was kann uns wohl treuer die jetzige arge und trugvollste Zeit vor den sinnlichen Augen darstellen, als eben ein so recht trübester Tag, da das herrliche Licht aus der Sonne nur mühsam und endlos gebrochen und gänzlich zerrissen sich durch all die Massen und Massen und Schichten und Schichten zerarbeiten muss, um dem Boden der treulosen Erde doch einigen wenigen Trost zu gewähren.

3. Wer kennt nicht die endlosen Massen und Schichten von Wolken fürs Herz, für den Geist und fürs geistige Leben, die jetzt allenthalben die Himmel lebendigen Glaubens gar dichtest umtrüben?

4. Darum bist du trübester Tag mir willkommen, willkommen, ein gastlicher Freund; denn du predigst ganz furchtlos und ohne Rücksichten die reinste Wahrheit den Kleinen und Großen grell unter die Augen, damit sie erschauen doch sollen, wie jetzt ihre Herzen beschaffen wohl sind.

5. Aber so wir uns wollen beleuchten und zeigen einander, wie es um die Lieb’ und den Glauben nun stehet, da trauet sich keiner ganz voll mit der reinsten Wahrheit heraus; denn er muss ja stets Rücksichten nehmen und allzeit bedenken, mit wem er da spricht.

6. O ihr Zeiten, ihr Zeiten, wie schwer ist mit euch nun streiten! Die Brüder erkennen einander nicht mehr, und will keiner den anderen hören, indem sich da jeder mehr dünket als da ist sein Bruder, und trauet auch keiner dem andern. Und möcht auch der Weis’re dem weniger Weisen was künden, so muss er dabei stets auf tausend Rücksichten wohl achten; sonst hat er im Bruder den Richter gefunden.

7. Und ist solches geschehn, dann wehe dem armen, dem weiseren Bruder; denn dann wird auch er rücksichtslos zu gesetzlichen Strafen verdammet, entweder mit drohenden Worten, ja nicht selten gar in der Tat.

8. Für die schmeichelnden Lügen, für diese nur werden stets reichliche Prämien erteilt; aber für eine reineste Wahrheit will niemand den schnödesten Heller bezahlen.

9. Darum bist, o trübester Tag, mir so teuer, indem du ganz ohne Rücksichten die reineste Wahrheit verkündest und zeigest im klarsten Spiegel, der da ist gebildet aus den Massen und Massen von dichtesten Wolken, dem weiseren Auge zum wenigsten, wie da beschaffen nun ist all die trugvollste Welt.

10. O Du heiliger, liebvollster Vater! Wie soll ich Dir danken für solche erhabenste Gnade, dass Du mich erkennen hast lassen so einen getreuen Propheten in diesem unfreundlichst mir scheinenden Tage?!

11. Nun werd ich wohl keinen der düsteren Tage unfreundlich mehr nennen; denn sie sind ja Boten von Dir und verkünden mit deutlich vernehmbarer Stimme der sündvollsten Erde, was sie für Geschlechter wohl trägt, wie da gar so viele dem trübesten Tage hier gleichen, und manche die Sonne des Lebens wohl suchen, doch sie sind stets außer dem Stande, zufolge der Trübe den Standpunkt derselben zu finden.

12. Obschon aber wir durch ein inneres Licht es wohl sehen, wie es um die Menschheit der Erde nun stehet, so ist dennoch ein solch ermahnender Bote uns allzeit willkommen; denn er sagt ja in einer Sekunde uns mehr, als wir mühsam in vielen den säumenden Stunden uns kärglich zu zeigen vermögen.

13. So nimm denn, o heiligster Vater, dafür auch den innigsten Dank. Denn Du bist ja stets allzeit die reinste Liebe, und alles, was Du uns da spendest, ist gut; also auch so ein düster umtrübeter Tag. O lass öfter der Erde solch Tage nur werden; sie sind ja gar treuliche Hüter und Lehrer der Menschen, die nichts denn die Welt nur schön finden. Dir dank ich, o heiligster Vater, darum für den düsteren Tag auch. Amen, Amen.

XI. Psalm. Zu singen dem Herrn in der Armut des Geistes

1. Umdüstert und schwach liegt darnieder mein Geist, und die Seele, ein körperlich Kleid für den ewigen Geist, ist zerrissen von elenden nichtigen Sorgen der Welt.

2. O wie dürftig und schwach ist der ewige Geist doch in mir! Er, der ewig soll leben, ist krank, ja sehr krank, da das Fleisch ihm die Seele, sein Kleid, hat entrissen, und hat ihm dadurch auch entrissen die nötigste Kost, ja die dürftigste Nahrung zum ewigen Leben, die Liebe zu Gott, ja die Liebe zum heiligsten Vater im Himmel.

3. O welch eine schreckliche Armut! Der Geist, der unsterbliche Geist, als die Quelle der Liebe, das Ebenmaß Gottes in mir, ist versiechet, ist nahe ganz leblos geworden. Wie groß ist die Armut in mir.

4. Denn ich höre die Worte, lebendige Worte des ewigen Lebens, nicht mehr; wie ein äußerer sinnloser Schall sie nun gleiten an meinen von weltlichen Dingen betäubeten Ohren vorüber. Harmonische Töne, die einst mein Auge mit Tränen anfüllten und machten vor Freuden das Herz in dem Leibe mir hüpfen, die gehn wie ein Alltagsgeplärr an mir Stumpfen vorüber.

5. Die Träne der Armut, die heiße, die brennende Träne des leidenden flehenden Bruders, dies Heiligtum Gottes im Auge des Bruders, – es rührt mich nicht mehr; nur mit kaltem, gefühllosem Herzen geb ich ihm im äußersten Fall eine kargst ausgemessene Gabe.

6. Auch lässet mich gänzlich gefühllos und stumpf ein gar redlich mir bessere Liebe zuwinkendes Auge von einer, wenn auch noch so lieblichen Schwester! Denn meine Empfindung ist tot, ja ganz tot ist die innerste Faser des Herzens geworden in mir.

7. Und die zahllosen Wunder an jeglichem Tage aus Dir, lieber heiliger Vater, die gehen gar sehr unbeachtet vor meinem erblindeten Geiste vorüber; der herrlichste Aufgang der Sonne ist mir gleich der wandernden Nacht.

8. Selbst das schreckliche Rauschen und Toben des Todes, das tägliche Sterben der Brüder, das jammernde Totengeläute, die klagenden Lieder am Sarge und Grabe getöteter Brüder und Schwestern sind mir zum alltäglichen ganz unbeachteten Schauspiel geworden, das weder den Beifall, noch einen gegründeten Tadel von meinem verarmten Geiste verdient.

9. O du schreckliche Größe der Armut des Geistes in mir; wann, o wann werd ich deiner los werden, und wann wieder leben ein reichliches Leben der Liebe in mir?

10. O mein Jesus! Du ewig allmächtiger Meister des Lebens, Du heiliger, liebvollster Vater! Erbarme doch einmal Dich meiner und wecke, in Liebe, in mir den zum Tode sich neigenden Geist, damit wieder ich fühlen doch möchte ein reichlicher werdendes Leben in mir.

11. O mein Jesus, mein heiliger Vater! Erwecke doch einmal zum völligen Leben den ganz in die größeste Armut und Schwäche versunkenen Geist, – und lass finden Dich einmal von mir, o Du heiliger Vater!

12. Denn in solcher Armut ist’s wohl nimmer möglich, zu Dir sich zu heben und geben alleinig Dir Ehre und Preis, denn der stumme, beinahe ertötete Geist ist des gänzlich unfähig; darum denn umstalte mein schmutziges Herz! und auch wolle gedenken des täglichen Brotes zum ewigen Leben, so werd ich bald wieder erstehen mit gänzlich erneuten Kräften, um Dich, heiliger Vater, zu loben und zu preisen mit einer unsterblichen Zunge im Munde des wiedergeborenen Geistes. Dein heiliger Wille geschehe stets ewiglich. Amen.

XII. Psalm. Dem Herrn zu singen, so Babels Umtriebe den freien Geist bedräuen

1. O Herr! Sieh doch einmal herab in das finstere trugvollste Treiben und Schreien und Fluchen der Menschen, sieh an, wie die Knechte und Diener des Baal sich gar emsigst bemühen, zu schlagen und brennen die Menschheit, die arme, die schwache mit eiserner Nacht.

2. O sieh Vater, Du ewige endlose Lieb’ und Erbarmung, Dein Name, Dein heiligster Name wird ärglichst mit Füßen getreten; es werden gar schalste Gebete verkauft und für kränkliche Hunde wird Opfer verrichtet um schnödesten Sold!

3. O Du heiligster Vater! kannst solches Du länger noch duldig ansehen? Elias, der große Prophet, musste schlachten dereinst all die finsteren frevelnden Diener und Priester des Baal, und jetzt lässt Du sie treiben gar frei all den Frevel, den einstens die große Stadt Babel hat ärglichst getrieben.

4. Warum, ach warum muss denn solches geschehen? Hast Du denn für Trug und für Bosheit der Menschen geg’n Menschen die Menschheit auf diese gar finstere Erde gesetzt? Soll’n Brüder die Brüder betrügen, verdammen und fluchen? Ist das denn die Liebe des Nächsten, des Bruders zum Bruder, dass so ein Baalsdiener die ihm nicht nachfolgenden Brüder verdammen gar solle zum ewigen Tode der Hölle?!

5. Nein, nein, das kannst nimmer Du wollen, Du ewiger heiliger Vater! Dafür hast Du, ewige Liebe, am Kreuz nicht geblutet, und hast nicht für jene noch sterbend um Gnad’ und Verzeihung gebeten die Allmacht