Schrifttexterklärungen - Jakob Lorber - E-Book

Schrifttexterklärungen E-Book

Jakob Lorber

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Beschreibung

In diesem Büchlein erläutert Gott, der himmlische Vater, auf eindrucksvolle und tiefgründige Weise einige Bibeltexte. Es wird deutlich gemacht, dass es in der Bibel um die Wiedergeburt des Geistes geht und wie diese nicht durch universitäre Ausbildung erlangt wird, sondern durch den Weg des Kreuzes, die Demut und Liebe des Herzens. Der gewissenhafte Leser dieses Büchleins erhält den Schlüssel zum inneren Sinn der Heiligen Schrift und er erfährt, wie man Jesus wahrhaftig nachfolgt.

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Inhalt

Vorwort

Kapitel 1

Eine nützliche Regel

Kapitel 2

Fortsetzung der einleitenden Regel

Kapitel 3

Vom klugen und unklugen Bauführer (Matthäus 7, 24–27)

Kapitel 4

Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. (Johannes 14, 6)

Kapitel 5

„Mich dürstet!“ – „Es ist vollbracht!“ (Johannes 19, 28–30)

Kapitel 6

„Und da sie Ihn sahen, beteten sie Ihn an; einige aber zweifelten.“ (Matthäus 28, 17)

Kapitel 7

„Dieser ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu.“ (Lukas 23, 52)

Kapitel 8

„Und Er, Jesus, war, als Er begann, etwa dreißig Jahre alt, wie man dafürhielt, Sohn Josephs.“ (Lukas 3, 23)

Kapitel 9

„Da es nun Abend war, kam Er mit den Zwölfen.“ (Markus 14, 17)

Kapitel 10

„Er kam in Sein Eigentum, und die Seinen nahmen Ihn nicht auf.“ (Johannes 1, 11) – „Pilatus antwortete: ‚Was ich geschrieben, habe ich geschrieben!‘“ (Johannes 19, 22)

Kapitel 11

„Da warf er sein Gewand ab, sprang auf und kam zu Ihm.“ (Markus 10, 50)

Kapitel 12

„Fürchte dich nicht, Paulus! Du musst vor den Kaiser gestellt werden; und siehe, Gott hat dir geschenkt alle, die mit dir im Schiffe sind.“ (Apostelgeschichte 27, 24)

Kapitel 13

„Gleich aber wie da waren die Tage Noahs, so wird auch sein die Ankunft des Menschensohnes.“ (Matthäus 24, 37)

Kapitel 14

„Wenn sie euch da sagen: Siehe, Er ist in der Wüste!, so geht nicht hinaus; siehe, Er ist in der Kammer!, glaubt es nicht!“ (Matthäus 24, 26) – „Wo ein Aas ist, da werden sich sammeln die Adler.“ (Matthäus 24, 28)

Kapitel 15

„Und sie führten das Füllen zu Jesus und legten ihre Kleider über dasselbe, und Er setzte Sich darauf.“ (Matthäus 21, 7)

Kapitel 16

„Jesus spricht: Hebt den Stein ab! Es spricht zu Ihm Martha, die Schwester des Gestorbenen: Herr, er riecht schon; denn er liegt vier Tage!‘“ (Johannes 11, 39)

Kapitel 17

„Musste nicht Christus solches leiden und so eingehen in Seine Herrlichkeit?“ (Lukas 24, 26)

Kapitel 18

„Wenn Ich aber durch den Finger Gottes die Teufel austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen!“ (Lukas 11, 20)

Kapitel 19

„Ich will euch nicht als Waisen lassen, Ich will zu euch kommen!“ (Johannes 14, 18)

Kapitel 20

„Und Er sah, dass sie Not hatten im Rudern; denn der Wind war ihnen entgegen. Und Er kam um die vierte Nachtwache zu ihnen, wandelnd auf dem See; und Er wollte neben ihnen vorübergehen.“ (Markus 6, 48)

Kapitel 21

„Selig aber sind eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass sie hören!“ (Matthäus 13, 16)

Kapitel 22

„Und Er sprach zu ihnen: Wahrlich, Ich sage euch, es stehen etliche hier, die den Tod nicht kosten werden, bis sie sehen das Reich Gottes kommen in der Kraft!“ (Markus 9, 1)

Kapitel 23

„Ihr verblendeten Führer, die ihr die Mücken säugt und verschluckt das Kamel!“ (Matthäus 23, 24)

Kapitel 24

„Und Jesus weinte.“ (Johannes 11, 35)

Kapitel 25

„Seid also nicht besorgt, und sagt nicht: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? – Nach allem solchem trachten die Heiden. Denn euer Vater weiß, dass ihr das alles bedürft.“ (Matthäus 6, 31–32)

Kapitel 26

„Doch jene Meine Feinde, die Mich nicht zum König über sich haben wollten, bringt her, und erwürgt sie vor Mir!“ (Lukas 19, 27)

Kapitel 27

„Ich nehme nicht Ehre von Menschen.“ (Johannes 5, 41)

Kapitel 28

„Danach gingen viele Seiner Jünger zurück und wandelten nicht mehr mit Ihm.“ (Johannes 6, 66)

Kapitel 29

„Und die Teufel baten Ihn und sprachen: ‚Schicke uns zu den Säuen, dass wir in sie fahren!‘“ (Markus 5, 12)

Kapitel 30

„Und Ich sende die Verheißung Meines Vaters auf euch. Bleibt ihr aber in der Stadt, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe!“ (Lukas 24, 49)

Kapitel 31

„Und er (Zachäus) lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, auf dass er Ihn sähe; denn allda würde Er vorbeikommen.“ (Lukas 19, 4)

Kapitel 32

„Jesus nun, der Seine Mutter sah und den Jünger dastehen, den Er liebhatte, spricht zu Seiner Mutter: ‚Weib, siehe, dein Sohn!‘ Danach spricht Er zu dem Jünger: ‚Siehe, deine Mutter!‘ Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“ (Johannes 19, 26–27)

Kapitel 33

„Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, da ihr euch zerstreuen werdet, jeder an seinen Ort, und Mich allein lassen! Und Ich bin nicht allein, denn der Vater ist mit Mir.“ (Johannes 16, 32)

Kapitel 34

„Wer an Mich glaubt, aus dessen Leibe werden, wie die Schrift sagt, Ströme des lebendigen Wassers fließen.“ (Johannes 7, 38)

Kapitel 35

„Solches habe Ich zu euch geredet, auf dass ihr Frieden habt in Mir. In der Welt werdet ihr Bedrängnis haben; aber vertraut, Ich habe die Welt überwunden!“ (Johannes 16, 33)

Kapitel 36

„Als Er das Buch zugerollt hatte, gab Er’s dem Diener und setzte Sich. Und die Augen aller in der Synagoge waren auf Ihn gerichtet.“ (Lukas 4, 20)

Kapitel 37

„Aber Ich kenne euch; die Liebe Gottes habt ihr nicht in euch!“ (Johannes 5, 42)

Über diese Edition

Vorwort

Die im Winter 1843/44 Jakob Lorber offenbarten Schrifttexterklärungen wurden als Supplement zu Die natürliche Sonne (1842) und Die geistige Sonne (1842/43) gegeben, sind aber auch gut ohne vorherige Lektüre dieser beiden Werke zugänglich. In diesem Büchlein erläutert Gott, der himmlische Vater, auf eindrucksvolle und tiefgründige Weise einige Bibeltexte. Dabei erschließen sich nicht nur Bibelkennern neue Horizonte, sondern alle Leser von heiligen Schriften und Offenbarungstexten können profitieren, da der Herr den Fokus darauf legt, wie das Wort Gottes überhaupt erst verstanden und nutzbringend angewendet werden kann. Denn Schriften wie die Bibel lediglich nur gelesen oder studiert zu haben, sie vielleicht sogar auswendig zu kennen, nützt einem gar nichts im spirituellen Leben, sondern wird unter Umständen sogar zu einem großen Hindernis. Die Schrifttexterklärungen machen deutlich, dass es in der Bibel um die Wiedergeburt des Geistes geht und wie diese nicht durch universitäre Ausbildung erlangt wird, sondern durch den Weg des Kreuzes, die Demut und Liebe des Herzens. Der gewissenhafte Leser dieses Büchleins erhält den Schlüssel zum inneren Sinn der Heiligen Schrift und er erfährt, wie man Jesus wahrhaftig nachfolgt.

Der Text dieser Ausgabe wurde anhand der Ausgabe aus dem Jahr 1893 sorgfältig überprüft, originalgetreu restauriert und in die neue Rechtschreibung übertragen. Im Anhang und im Internet unter www.jakob-lorber.at finden Sie weitere Details dazu.

Der Herausgeber

Kapitel 1

Eine nützliche Regel

Empfangen durch Jakob Lorber am 20. Dezember 1843, abends

1. Meine lieben Kinder! Mit diesen folgenden „Nacherinnerungen“ will Ich euch eine gar wichtige und nützliche Regel geben, ohne die ihr euch durch die Lesung was immer für geistiger guter Bücher keinen Nutzen verschaffen könnt. Ihr mögt die Heilige Schrift, wie auch dieses neue Wort tausendmal nacheinander durchlesen, so werdet ihr aber dennoch ohne diese Regel stets am alten Fleck stehenbleiben.

2. Ihr habt euch so durch das öftere Lesen wohl euer Gedächtnis so recht voll angestopft; fragt aber euren Geist, was er davon gewonnen hat, und seine stumpfe Antwort wird also lauten:

3. „Ich bin wohl chaotisch von allerlei Baumaterialien umlagert, und da liegen Balken und Steine bergartig übereinander; aber aus all diesen Baumaterialien ist noch nicht einmal irgendeine schlechte Hütte erbaut, in der ich frei zu wohnen vermöchte. Ihr häuft zwar das Baumaterial fortwährend auf – lauter Edelsteine und das schönste Zedernholz liegt in plumpen Haufen vor mir –, und ich vermag es nicht zu ordnen. Und habe ich hier und da auch irgend angefangen, eine kleine Ordnung herzustellen, da führt ihr schon wieder eine kolossale Menge neuen Materials dazu, sodass ich notwendig in meiner Tätigkeit ermüden muss und am Ende beim Anblick der Größe des zu ordnenden Materials erschaudere und mit Wehmut denke, wann doch einmal all dieses Material zu einer Wohnung wird geordnet werden können.“

4. Seht, das ist eine ganz gründliche Antwort des Geistes, die ein jeder Mensch, der irgend viel gelesen hat, in sich selbst auf das Allerklarste finden muss.

5. Wenn so jemand sein Leben durch ein paar Tausend Bücher gelesen, welch ein Chaos hat er am Ende in seinem Gedächtnis! Und wenn es gut geht, so wird er nach einer solchen reichhaltigen Belesenheit mit genauer Not so viel sagen können, wie er jetzt erst einsieht, dass er nichts weiß.

6. Was aber ist dieses Geständnis? Es ist nichts anderes als eine und dieselbe wehmütige Klage des Geistes, der dadurch das sagen will, dass er bei dieser ungeheuren Menge des Baumaterials nicht einmal eine allerschlechteste Hütte zur freien Wohnung erbaut überkam.

7. Also gibt es Menschen, die das Alte und Neue Testament von Wort zu Wort auswendig können; fragt sie aber um den inneren Sinn nur eines einzigen Verses, so werden sie da gerade so viel wissen wie diejenigen, die nicht einen einzigen Vers auswendig können, ja oft kaum wissen, dass da eine Heilige Schrift existiert. Was nützt also denen dieses herrliche Material?

8. Der Geist wohnt nur im Geistigen; kann ihm aus diesem Material nicht einmal eine schlechte Hütte erbaut werden im inneren Geiste der Wahrheit, wo soll er dann wohnen, wo seine Rechnung führen, und von welchem Punkt aus soll er das Material zu ordnen anfangen?

9. Ist es denn nicht besser, weniger Material zu besitzen, aus demselben aber für den Geist sogleich eine kleine respektable Wohnung zu erbauen, damit der Geist dann einen festen und freien Platz bekommt, von welchem aus er seine nächsten Pläne machen kann und verwenden nach denselben ein neu anlangendes Material?

10. Was wird ein Acker wohl für ein Gesicht bekommen, wenn er auch das beste Erdreich ist, so ihr tausenderlei Samen, in der größten Unordnung durcheinandergemengt, zu gleicher Zeit auf denselben aussät? Die Samen werden richtig aufgehen; aber zu welchem Nutzen für den Sämann? Fürwahr, das Erträgnis dieses Ackers wird kaum für eine schlechte Fütterung des Viehs taugen. Die stärkeren Pflanzen werden die schwächeren ersticken, das Unkraut wird wuchern, und das Weizenkorn wird nur hier und da sparsam und sehr verkümmert und brandig zum Vorschein kommen.

11. Aus diesem aber geht hervor, dass überall, wo für euch ein Nutzen heraussehen soll, eine Ordnung bewerkstelligt werden muss, ohne die ihr Dornen, Disteln, Kraut und Rüben durcheinanderbaut, das euch nimmer irgend nützen kann.

12. Worin aber besteht diese Ordnung?

13. Wenn ihr einen geläuterten Weizen habt, so sät ihn auf einen reinen und guten Acker, und ihr werdet eine reine und gute Ernte bekommen.

14. Wer da eine gute Baustelle und Material dazu hat, der warte nicht, bis er einen überflüssigen Haufen Baumaterial eher zusammenbekomme, von dem er dann erst sein Haus zu bauen anfangen möchte; denn er wird sich mit dem großen Haufen Baumaterial am Ende den ganzen Bauplatz voll anfüllen.

15. Und so dann der Baumeister kommen und ihn fragen wird: Freund, an welcher Stelle willst du denn das Haus aufgeführt haben? – Was wird er ihm dann entgegnen? – Eher nichts anderes als: Allda, Freund, wo der große Haufen des Baumaterials liegt!

16. Und der Baumeister wird zu ihm sagen: Warum ließest du denn dieses Material am Bauplatz zuvor aufhäufen, bevor wir den Plan gemacht und den Grund gegraben haben? Willst du nun das Haus auf dieser Stelle haben, so musst du all dieses Material zuvor zur Seite schaffen und den Platz ganz frei machen. Dann erst werde ich kommen, werde den Platz ausmessen, den Plan entwerfen, danach den Grund graben lassen und am Ende erst das Material prüfen, ob es durchaus zur Erbauung deines Hauses taugt.

17. Seht, aus diesem Gleichnis könnt ihr schon ziemlich klar entnehmen, wie wenig jemandem eine große Belesenheit nützt, wenn er mit derselben nicht in der wahren Ordnung fortschreitet.

18. Worin aber besteht diese wahre Ordnung? Diese wahre Ordnung besteht ganz einfach darin, dass ein jeder eine jede neue Ladung oder Überkommung des Materials sogleich zu einem Wohngebäude zu ordnen anfängt und greift nicht eher nach einer zweiten Ladung, als bis er die erste verarbeitet hat. Auf diese Weise wird er in seinem Bau rasch vorwärtsschreiten und wird um denselben immer genug freien Raum haben, auf welchem er in guter Ordnung ein hinlängliches neues Baumaterial aufschichten kann.

19. Auf Deutsch und ganz verständlich gesagt aber besteht diese Ordnung darin, dass jeder nach dem Gelesenen sogleich tätig werde und sein Leben danach einrichte – so wird ihm das Gelesene nützen, im Gegenteil aber schaden; denn jeder sei nicht nur ein purer Hörer des Wortes, sondern ein Täter desselben.

20. Nächstens der Erinnerungen mehr!

Kapitel 2

Fortsetzung der einleitenden Regel

Am 21. Dezember 1843, abends

1. Es wird zwar jemand hier sagen: „Solches ist ganz richtig, dass man nur durch ein tatsächliches Lesen die wahre Frucht des Lesens ernten kann; aber wenn jemandem so viel Material gegeben wird, so kann man es ja doch des Tuns wegen beiseitestellen und davon nur so viel lesen, wovon man überzeugt ist, dass man es in die Tätigkeit aufnehmen kann.

2. Man bedenke nur die große Masse des Gegebenen in der Heiligen Schrift des Alten wie des Neuen Testamentes; dann daneben die übergroße Masse wahrhaft geistig-exegetischer Bücher. Wenn man alles das nur nach dem Grad der Tätigkeit lesen würde, fürwahr, da möchte man wohl durch sein ganzes Leben hindurch kaum im höchsten Falle mit ein paar Kapiteln fertig werden.“

3. Ich aber sage: Die Sache von diesem Standpunkt betrachtet, hat der Einwender freilich wohl recht; denn wenn man nur so viel und nicht mehr lesen möchte, als von wie viel man umständlich überzeugt ist, es tatsächlich auszuüben, dann freilich wären noch ein paar Kapitel zu viel. Aber diese Sache von einem anderen Standpunkt aus betrachtet, wird des gegebenen Materials nie zu viel; und der Leser kann alles Gelesene sogleich in die Tatsächlichkeit umwandeln.

4. Denn man könnte ja auch beispielsweise sagen: So irgendein Landmann im Besitz eines großen Stückes guterdigen Ackers ist, der ihm eine hundertfältige Ernte abwirft, warum besät er denn den ganzen Acker? Ein Zehntel desselben trägt ja so viel, was der Landmann für seinen Bedarf vonnöten hat.

5. Ich frage aber: Wenn dieser Landmann den ganzen Acker besät mit gutem Korn, und der Acker bringt ihm hundertfältige Ernte, davon ein Zehntel zu seinem Unterhalt genügt, werden ihm darum die überflüssigen neun Zehnteile zum Schaden sein? O sicher nicht! Denn die Hälfte von dem Überfluss kann er an Dürftige verteilen, die ihm dafür überaus dankbar sein werden, und die andere Hälfte des Überflusses kann er auf den Markt bringen. Und da es ein gutes Getreide ist, so wird er viele Käufer finden, die es ihm um vorteilhafte Preise abnehmen werden, und er kann dann mit dem gewonnenen Geld sein anderes Hauswesen bestellen und wird dadurch ein ansehnlicher und reicher Landmann werden.

6. Nun seht, aus diesem Beispiel geht klar hervor, dass so jemand in sich einen guten Acker hat und hat dazu des guten Samens in großer Menge, da soll er in der Aussaat nicht sparsam sein. Denn wer reichlich sät, der wird auch reichlich ernten; wer aber sparsam sät, der wird sparsam ernten! Und was braucht es denn dazu? Wenn einmal nur das Erdreich des Ackers gut bearbeitet ist, so mögt ihr auf demselben noch so viel guten Kornes aussäen, und es wird dennoch kein Korn zugrunde gehen in dem guten Erdreich, sondern ein jedes Korn wird seinen reichlichen Halm schießen.

7. Also ist es auch in dieser Sache, was eben durch das Lesen die geistige Aussaat des Wortes betrifft.

8. Zur Bearbeitung des geistigen Bodens braucht der Mensch nicht mehr als die zwei Gebote der Liebe; mit diesen bearbeitet er gar leicht seinen geistigen Acker. Ist dieser bearbeitet, dann kann jeder so viel in desselben Erdreich säen, als er nur immer kann und mag; oder er kann so viel des guten Gegebenen lesen, als er nur irgend desselben sich in gerechter Menge verschaffen kann – die ganze Heilige Schrift und alle auf dieselbe Bezug habenden wahren Erklärungen –, und er wird nichts aus allem dem in sich aufnehmen, was ihm nicht eine reichliche Ernte abgeben sollte.

9. Denn der Unterschied zwischen dem unfruchtbaren und fruchtbaren Lesen besteht in dem:

10. So jemand zum Beispiel sich durch das alleinige Lesen möchte bearbeiten und erwecken, so gleicht dieses Unternehmen gerade dem, als so da jemand möchte auf einem unbearbeiteten Acker, der weder gedüngt noch gepflügt ist, den Samen ausstreuen. Werden da nicht sobald die Vögel aus der Luft kommen und denselben in kurzer Zeit zum großen Teil auffressen? Und wird ein geringer Teil, der unter das Unkraut des Ackers fiel, nicht sobald von selbem erstickt werden, auf dass da am Ende zur Zeit der Ernte auch nicht ein Korn in einen Halm geschossen irgendwo zu erblicken sein wird?

11. Da aber der Sämann oder der Leser keine Ernte seiner Mühe erblickt, wird er da nicht missmutig und verwünscht endlich den Acker und all das gesäte Korn, das ihm zu keiner Ernte ward?!

12. Auf Deutsch gesagt, solche Menschen werden dann ungläubig, fallen von der ganzen guten Sache ab und halten sie am Ende für einen puren Betrug.

13. Aber ganz anders ist es, so da jemand früher durch die wahre Liebe zu Mir und dem Nächsten seinen Geist lebendig oder vielmehr aus Mir heraus frei gemacht hat und hat eben dadurch seinen Acker gehörig gedüngt und gepflügt; der liest dann die Schriften Meiner Gnade und Erbarmung nicht, damit diese ihn zu einem guten Acker erst bearbeiten sollen, sondern er liest sie aus dem Grunde, um Mich, der Ich in ihm den Geist durch seine Liebe zu Mir erweckt habe, fortwährend von Angesicht zu Angesicht mehr und mehr zu beschauen und dadurch auch möglicherweise stets mehr und mehr zu wachsen in der Liebe zu Mir und daraus zum Nächsten.

14. Wird er in diesem Falle nicht jedes Wort von Mir lebendig finden und ewig wahr, so er in sich selbst vorher schon lebendig ist? Ist er aber nicht vorher in sich selbst lebendig, wird da nicht selbst das lebendigste Wort in ihm ertötet werden?

15. Werft Goldstücke in eine stinkende Pfütze, und das grobe schweflige Salz der Pfütze wird die Goldstücke auflösen und sie ebenfalls in den schmutzigen Schlamm verwandeln. Werft aber im Gegenteil unedlere Metalle in eine echte Goldtinktur, so werden sie alle am Ende dem edlen Gold gleich werden.

16. Seht, also ist es auch gerade hier der Fall! Durch das Lesen Meines Wortes wie durch das Anhören desselben kann ein jeder Mensch für sich und seine Brüder einen unermesslichen Gewinn überkommen, wenn er sich selbst zuvor durch die Beobachtung der zwei Gesetze zu einer Goldtinktur umgewandelt hat. Wenn er aber noch eine Pfütze ist, da werden noch so viele in dieselbe geworfene Goldstücke sie (die Pfütze nämlich) sicher nicht zu einer Goldtinktur machen.

17. So heißt es ja auch: „Der da hat, dem wird’s gegeben werden, dass er in der Fülle habe; wer aber nicht hat, der wird auch noch verlieren, was er hat!“ Unter „haben“ wird hier verstanden: im Besitz eines guten, gedüngten und gepflügten Ackers sein oder in sich selbst sein ein vollkommenes Gefäß, voll der echten wahren Goldtinktur, welche da ist ein freier, lebendiger Geist. Unter „nicht haben“ aber wird verstanden: einen Samen auf ein unbearbeitetes Feld streuen, wodurch der Sämann nicht nur keine Ernte zu erwarten hat, sondern er verliert auch den Samen, den er ausgestreut hat; oder es heißt auch: in sich eine grobschwefelsalzhaltige Pfütze sein, welche nicht nur nimmer zu einer Goldtinktur durch das hineingeworfene Gold umgewandelt werden kann, sondern es geht das Gold, das hineingeworfen wurde, noch obendrein rein verloren.

18. Ich meine, das dürfte doch so ziemlich klar sein; oder wer beim Licht dieser Fackel die Wahrheit noch nicht ersieht, der dürfte wohl schwerlich je von seinem Augenstar befreit werden. Da aber, wie schon gesagt, der blinde Mensch des Lichtes nie zu viel hat, so will Ich auch bei der Gabe dieser Sonne noch gegen das Ende das Licht aller Zentralsonnen auf einen Punkt zusammenziehen, damit sich in solchem allerheftigsten Licht umso klarer wird entnehmen lassen, wer da im Ernst ganz vollkommen blind ist! Nächstens darum solcher Nacherinnerungen mehr.

Kapitel 3

Vom klugen und unklugen Bauführer (Matthäus 7, 24–27)

Am 22. Dezember 1843, abends

1. Im Neuen Testament lest ihr ein Gleichnis folgenden Inhalts von einem klugen und wieder von einem unklugen Bauführer: Der eine baute sein Haus auf einen Felsen und der andere auf lockeren Sand. Und ein Sturmwind kam, und ein Platzregen fiel. Das Haus auf dem Felsen trotzte beiden; aber das Haus auf dem Sand ward zugrunde gerichtet.

2. Wer dieses Gleichnis nur von fernhin betrachtet, der muss ja auf der Stelle zwei Zentralsonnen auf einen Blick erschauen.

3. Wem gleicht denn wohl der kluge Bauführer? Sicher demjenigen, der sich früher durch die bekannten zwei Gebote vollkommen fest gestellt hat. Und wenn dann die Stürme und die gewaltigen Regen kommen, so können sie dem Bauführer nicht nur nichts anhaben, sondern sie befestigen sogar sein Haus auf dem Felsen; denn die Winde trocknen das Gemäuer des Hauses recht aus und machen es durstig nach einer Befeuchtung. Kommt dann der Regen, so saugt er sich in die trockenen Wände des Hauses ein, löst hier und da an den Fugen die Teilchen auf, diese werden klebrig und verbinden bei öfterer Wiederholung solcher Szene das Gestein des Mauerwerks immer fester und fester miteinander.

4. Naturmäßige Beispiele von dieser Wahrheit findet ihr an jeder alten Burgruine, welche oft Jahrhunderten trotzt; und wenn sie etwa irgend abgerissen werden sollte, da bricht man leichter ein frisches Gestein als ein solches Gemäuer ab. Die Ursache davon ist der Regen, der durch seine auflösende Kraft gewisse Teile des Steines in eine kalkigklebrige Masse verwandelt und dadurch das ganze Mauerwerk mit der Zeit zu einem Ganzen verbindet.

5. Und seht, also steht es auch mit einem durch die Gesetze der Liebe geweckten Menschen. Er ist ein Gebäude auf einem Felsen. Die Winde, die da kommen und ans Gebäude stoßen und dasselbe trocken und durstig machen, sind die edlen Begierden, stets mehr und mehr den Urheber aller Dinge zu erkennen, um in solcher Erkenntnis in der Liebe zu Ihm wachsen zu können. Der darauffolgende Platzregen sind die Werke, die der Durstige zu lesen bekommt. Gar begierig saugt er diese in sich und wird allzeit danach gewahr, wie durch deren Einfluss die noch leeren, unverbundenen Klüfte in ihm nach und nach ausgefüllt und zu einer Feste gemacht werden. Und je mehr der Platzregen da auf dieses Gebäude niederfällt, desto fester auch wird nach einem jeden Platzregen das Gebäude.

6. Aber von welch ganz anderer Wirkung sind die Winde und Platzregen bei dem Gebäude, das da in der Tiefe auf lockerem Sand auferbaut ward! Wenn da die Winde kommen und stoßen an das locker stehende Gebäude und erschüttern dasselbe und dann das Gewässer kommt, welches der Platzregen verursachte, so ist es mit dem Gebäude auch zu Ende. Denn die Winde zerstoßen das häufig schon geritzte Gemäuer, an dessen Ritzen und Sprüngen der schlechte Grund die Ursache ist; und kommt dann das Gewässer, so reißt es das ganze Gebäude mit leichter Mühe nieder und spült es in irgendeinen nahen Strom des Verderbens.

7. Ich meine, das dürfte doch auch zentralsonnenhaft klar sein! Denn ein Mensch, der von einer geistigen Vorbereitung nicht einmal eine Ahnung hat, muss doch offenbar zugrunde gehen, wenn er aus der Absicht die geistigen Winde und den geistigen Platzregen über sich kommen lässt, damit diese aus ihm ein festes Gebäude oder einen festen, geistig-weisen Menschen machen sollten.

8. Gebt einem entweder ganzen oder doch wenigstens halben Weltmenschen die Bibel in die Hand und sagt zu ihm: „Freund! Da lese fleißig darin, und du wirst das finden, was dir abgeht, einen verborgenen Schatz, nach dem du immer fragst, bestehend aus Gold, Silber und Edelsteinen, welcher ist ein vollkommenes Leben deiner Seele“, – und dieser Freund wird auf dieses Anraten sich gleich irgendeiner Bibel bemächtigen und wird sie mit großer Aufmerksamkeit lesen.

9. Aber je begieriger und je aufmerksamer er dieses Werk lesen wird, auf desto mehr äußere Widersprüche wird er auch stoßen und wird bald zu seinem Freund sagen: „Freund, ich habe nun das von dir angeratene Buch wenigstens schon sechs- bis siebenmal durchgelesen; aber je öfter und je aufmerksamer ich es durchlese, auf desto mehr Widersprüche und Unsinn komme ich auch. Was soll es mit all diesem bunten Firlefanz, was mit diesen mysteriösen Prophetien, die gerade so viel Zusammenhang zu haben scheinen wie der Chimborasso in Amerika mit dem Himalajagebirge in Asien?

10. Dass diese zwei Berge sicher auf einer und derselben Erde stehen, das ist klar; also stehen auch ähnliche Prophetien in einem und demselben Buch, das ist auch klar. Aber wie solche prophetischen Stellen sinnreich zusammenhängen, oder wie allenfalls der Chimborasso durch den ganzen Mittelpunkt der Erde mit dem Himalajagebirge in Asien zusammenhängt, solches zu ermitteln wird schwerlich einem irdischen Naturforscher gelingen, solange er noch das Feuer fürchtet und für seinen mäßigen Durst am großen Gewässer des Meeres einen zu mächtigen Löschapparat findet.

11. Ich kann dir sagen, mein lieber Freund und Bruder, als ich dieses Buch das erste Mal durchgelesen habe, da kam es mir im Ernst vor, als hätte es irgendeinen verborgenen weisen Sinn; aber je öfter und je kritischer aufmerksam ich es darauf wieder durchlas, desto mehr überzeugte ich mich auch, dass dieses ganze Buch nichts anderes ist als eine allerreichhaltigste Schatzkammer des allerkrassesten Unsinns. Denn abgerechnet einige praktikable alte Wahrheitssprüche, drängt ein Unsinn den anderen, und die alleinigen wenigen Sprüche, welche geradewegs wohl auch nicht das reinste Gold sind, abgerechnet, ist dieses ganze Buch ganz dazu geeignet, der Dummheit der Menschen seiner mystischen Form wegen noch einen jahrhundertelangen Unterhalt zu verschaffen.“

12. Aus diesem Raisonnement [Gedankengang] könnt ihr hinreichend entnehmen, was die Winde und dieser Platzregen aus der Bibel bei unserem weltlichen Sandgebäude für einen Effekt gemacht haben. Ist ein solcher Mensch von einem Sandgebäude aber einmal also zerstört, dann sammle ihn zusammen, wer ihn will; denn Ich und alle Meine Engel finden eine solche Arbeit als eine der allerschwierigsten, und es ist leichter, zehntausend Menschen von allen Gassen und Straßen zum großen Gastmahl des Lebens hereinzubekommen, als einen einzigen solchen Menschen, der mit der Lesung der Bibel auf einen Ochsenkauf ausging.

13. Wie es sich aber mit der Lesung der Bibel verhält, geradeso verhält es sich mit der Lesung aller ihrer inneren, geistigen Exegesen. Denn da wird ein jeder sagen: Wenn das ihr Sinn ist, warum ist sie denn nicht so abgefasst?

14. Und gebt ihr ihm den Grund ihrer bildlichen Form auch noch so klar an, so wird er euch dafür nur ins Gesicht lachen und wird sagen: „Nach der Tat lässt sich leicht prophezeien! Denn jeder Unsinn lässt sich drehen und wenden wie ein Teig, und man kann aus ihm formen, was man will; denn das Chaos sei der Grund aller Dinge, aus ihm lässt sich mit der Zeit alles formen. Aber warum nicht eine Prophezeiung so geben, wie sie tatsächlich geschieht? Der Grund ist, weil man das im Voraus nicht wissen kann; daher gibt man einen mystischen Unsinn, aus dem sich dann jede Tat formen lässt, die in der Zukunft erfolgt.“

15. Das ist dann auch das Endurteil, welches durch keine Zentralsonnenmacht mehr wohl erleuchtet aufgehoben werden kann. Ich meine, das wird auch klar sein; aber dessen ungeachtet wollen wir noch mehrere Zentralsonnen zusammenbringen. Nächstens darum wieder eine Zentralsonne mehr!

Kapitel 4

Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. (Johannes 14, 6)

Am 27. Dezember 1843, abends

1. Wird es wohl schwer sein, noch eine Zentralsonne hierher zu zitieren? O nein, nicht im Geringsten! Denn wir dürfen nur einen jeden nächsten besten Text aus dem Buch des Neuen Testaments hierhersetzen, und eine neue Zentralsonne ist vor euch mit demselben Urlicht und mit derselben Kraft und Wirkung desselben. Zum Beispiel: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch Mich.“

2. Seht, da haben wir gleich wieder eine Zentralsonne! Wer deren Licht in sich erschauen kann, der wird in solcher Beleuchtung sicher einsehen, dass durch das absolute Lesen so viel als wie nichts ausgerichtet ist zum Gewinn des ewigen Lebens.

3. Der Vater ist doch sicher die ewige Liebe in Mir, wie Ich in allem Meinem göttlichen Wesen von Ewigkeit her vollkommen in ihr bin. Denn Ich und der Vater sind Eins, oder Ich und Meine ewige Liebe sind Eins, oder wie die Liebe in ihrer Weisheit lebendig wohnt ewiglich, also wohnt auch die Weisheit in der Liebe, aus der sie hervorgeht, ewiglich.

4. Der Vater oder die Liebe ist das Grundleben alles Lebens; wer nicht zu diesem lebendigen Urborn alles Lebens zurückkommt, der bleibt tot und kann nirgends woanders ein Leben überkommen.