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Wir schreiben das Jahr 1879 und befinden uns im Wilden Westen. John ist ein Gauner und eher einfach gestrickt. Als der Räuber Jesse Ringo in die Stadt kommt, läuft alles schief und Johns Leben wird beendet. Im Himmel angekommen, muss er sich als Schutzengel beweisen um der Hölle zu entkommen, allerdings kümmert er sich nicht um seinen Schutzbefohlenen, einem Jungen, dessen Leben nicht gut verläuft.
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Dennis Weiß
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Die Geschichte eines Lebens
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
Prolog
Das Duell
Im Himmel
Der Auftrag
Die Rache
Ben
Vergebung
Die Wiederkehr
Impressum neobooks
Die Geschichte habe ich bereits in einer veränderten Form im Jahre 2000 geschrieben. Damals hieß sie „Zum Schutz des Boten“. Es handelte sich dabei um den zweiten Teil einer Reihe, die das Leben eines Jungen aus- sagen wir- anderen Perspektiven erzählte. Diese, wie auch alle anderen vier Teile wurden nie veröffentlicht. Das Interessante ist, dass ich diese Geschichte so nicht mehr schreiben würde. Aus heutiger Sicht gefallen mir immer noch die Grundgedanken dazu, deshalb habe ich mich entschlossen, sie alle in einer neuen Version zu veröffentlichen.
Auch hier wieder der Hinweis, dass ich mir die allergrößte Mühe gebe. Ich bin aber „nur“ ein Hobbyautor- kein Profi und gestalte alles in meiner Freizeit. Für mich steht das Erzählen der Geschichte im Vordergrund, weniger das Verdienen.
Ich möchte zum einen dieses Buch meiner Familie widmen, meiner lieben Frau und meinen beiden tollen Kindern ?. Weiteren Dank und besondere Grüße aussprechen möchte ich allen, die mich unterstützt haben und Nicole & Christian, wie auch Lara, Oma, Fabi, Nils (Mandarinencapitän), Stephanie & Sven, wie Anni Gretchen, Christina & Artur, Frieda & Rudolf, das gesamte BiVi Team und die ich jetzt vergessen habe ?
Anbei noch ein Hinweis auf meine Homepage:
http://blancodionysos.wix.com/dennis-weiss-alles
Diese Geschichte wird eine traurige sein. Sie erzählt von einem Jungen, der seine Mutter verlieren sollte und auf eine harte Probe gestellt wurde.
Aber zunächst erzählen wir die Geschichte von Beginn an, denn sie hat ihren Ursprung ganz woanders.
Wir schreiben das Jahr 1879. Die Vereinigten Staaten von Amerika hatten sich westwärts ausgebreitet und befanden sich knapp hundert Jahre nach ihrer Unabhängigkeit in den Kinderschuhen. Der Wilde Westen erlebte seine Blütezeit, denn es herrschte nicht überall das Gesetz und wenn dann meist durch eigens organisierte Sheriffs, die für die Siedlungen entweder alleine oder mit einem weiteren Freiwilligen ausgestattet waren. In anderen Ortschaften hatte es sogenannte Marshalls gegeben, die von der Regierung eingesetzt wurden. In jedem Fall war es eine gefährliche Zeit.
Es hatten sich viele Siedler aufgemacht, um neue Städte oder Gemeineden zu gründen. Andere wiederum wollten nach Bodenschätzen wie Gold oder Silber suchen und riskierten dabei ihr Leben. Es war ebenso die Zeit der Cowboys und Indianer. Die einen wurden zu Revolverhelden und Kriminellen, oder auch eben Gesetzhüter wie die Sheriffs. Die anderen kämpften um ihre Unabhängigkeit und ihrem Land.
John war ein Krimineller. Er selbst würde sagen, er wäre ein Gauner, genauer gesagt ein Gelegenheitsgauner, mehr aber auch nicht. Er wohnte noch bei seiner Ma- so nannten sie damals ihre eigene Mutter. Ma war so alt, sodass sie nicht allzu viel mitbekam. Der Zahn der Zeit hatte schon kräftig an ihr genagt. Sie war nahezu blind und fast taub auf beiden Ohren. Sie konnte sich nichts mehr merken, außer an ihren John. Nur war der in ihrer Erinnerung immer noch der kleine John und nicht der Verbrecher, der er heute ist.
John hatte schon so einiges auf dem Kerbholz und wurde vom amtlichen Sherriff gesucht. Zum einen hatte er sich an dem Raub der örtlichen Bank beteiligt, wobei man sagen muss, dass „Beteiligung“ vielleicht das falsche Wort ist. Man könnte vielmehr von „Anwesenheit“ sprechen. John galt nicht als sonderlich geschickt, das war jedem bekannt und deshalb planten die anderen Gauner der Stadt stets ohne ihn.
Schon zu Zeiten der Schule hatte sich John an kleineren Verbrechen beteiligt, allerdings nie erfolgreich. So hatte er versucht, dem Lehrer einen Apfel zu stehlen und merkte erst beim Reinbeißen, dass er aus Wachs gewesen war. Es hätte niemand mitbekommen, wenn er nicht so mit dem Diebstahl geprahlt hätte. Es folgten mehrere missglückte Verbrechen. Ein anderes Mal wollte er in die Kirche einsteigen, um die Kollekte zu stehlen. Nicht nur, dass so etwas moralisch überhaupt nicht geht- man denke daran, dass Gott solche Taten wohl besonders hart bestrafen würde, John gelang es nicht einmal. Er blieb im Fenster stecken, in dem er einsteigen wollte. Der Küster entdeckte ihn am darauffolgenden Tage und John wurde zum Gespött der Stadt. Es stellte sich übrigens heraus, dass die Kirche offen war, da der Küster vergessen hatte, das Gotteshaus abzuschließen.
John galt fortan als Pechvogel, Trottel oder Möchtegern- Gauner. Man gab ihm Spitznamen wie „Looser- John“ (übersetzt etwa „Verlierer- John“) oder John, the Con (bedeutet in etwa „John, der Gauner). Natürlich passte es John nicht, aber er konnte es auch nicht ändern. Es schien als sei er vom Pech verfolgt. Selbst der Sheriff, der wusste, wo sich John befand, hielt bisher es nicht für nötig, ihn zu inhaftieren, denn das Pech selbst war Strafe genug, das fanden auch viele Leute.
Das einzige, was John davon abhielt durchzudrehen, war die Tatsache, dass er einfach nicht die hellste Kerze auf der Torte war, also sein Licht ging erst sehr spät auf, wenn überhaupt- bei ihm fiel nicht der Groschen, sondern ein fünf Mark Stück (für alle, die die (D) Mark nicht kennen- es handelt sich um eine Währung vor dem Euro- also fall hier etwa 2,51 €- es ist klar, dass damals kein Groschen im Wilden Westen fallen könnte, sondern Dollar)- will heißen, John war dumm. Heute würde man sagen, er sei einfach gestrickt. Aber stricken konnte er ebenso wenig.
Früher hatte Ma ihn immer beschützt. Hatte dafür gesorgt, dass er durch die Schule kam. Er hatte sogar eine Arbeit, aber leider nicht lange. Bei aller Häme, die ihm entgegengebracht wurde, Ma war immer da. Pa gab es nicht, da er früh gestorben war. John hatte keine Brüder. Er war ein Einzelkind. Für seine Ma war John auch kein Verbrecher, denn zu ihr war er stets zuvorkommend und höflich. Er hätte wohl sein letztes Hemd für seine Ma gegeben, wenn es nicht das einzige gewesen wäre, was er besaß.
Ein Dieb zu werden war weniger ein Entschluss, wenn nicht vielmehr das Resultat, ein ebenso schönes Leben führen zu können wie es andere hatten. Die Schulen waren früher viel kleiner. Es gab auch weniger Menschen und nicht jedes Kind ging in eine Schule. John aber musste, ob er wollte oder nicht. Ma hatte immer darauf bestanden. Wenn er einmal nicht hingehen wollte, schleifte sie ihn durch die halbe Stadt und brachte ihn zur Schule.
Ma war eben kräftig. Selbst die Lehrer hatten Respekt vor der alten Dame, denn ihr Auftreten imponierte so manchen. Ohne sie wäre John nie und nimmer durch die Schule gekommen. Allerdings wurde er jedes Mal geschnappt, wenn er stehlen wollte. Ob nun Schulmaterialien, wie Kreide oder das Brot der anderen, John war einfach nicht geschickt darin, andere zu bestehlen. Leider hatte er auch keine andere Fertigkeit, die ihn auszeichnete als er ein Kind war.
Die Lehrer bestraften ihn stets mit Ausschluss aus dem Unterricht oder aus anderen Ereignissen, sodass er zu einem Außenseiter wurde. Zudem verpasste er auf die Art auch noch Unterrichtsstoff, weshalb er die Schule eher nicht mit einem hervorragendem Abschluss beendete, als vielmehr mit einem- sagen wir- teilgenommen.
Aus diesem Grunde tat es John auch nie Leid, dass er die anderen bestohlen hatte, denn seiner Meinung nach waren sie schlechte Menschen. Er fühlte sich ein wenig wie Robin Hood, der es den Reichen nahm, um es den Armen zu geben. Die Reichen waren in diesem Fall die Dorfbewohner und die Armen, eigentlich die Arme, war seine Ma.
Als Kind konnten die meisten Erwachsenen ihm seine lächerlichen Diebstähle verzeihen, war er doch der Sohn einer Witwe. Die anderen Kinder verziehen ihm absolut nichts und hänselten und ärgerten ihn, wo sie nur konnten. Andere Kleinganoven nutzten ihn als Prellbock, um eigene Taten zu verdecken. Er wurde demzufolge ebenso für Taten beschuldigt, für die er nichts konnte.
Bis er erwachsen geworden war, gehörte er der immer gleichen Gruppierung an, obwohl sie ihn ausnutzten. Die dreckigsten, fiesesten, übellaunigsten, stinkigsten, geldgeilsten, maskulinsten… ach, einfach die vier Gauner, die Woodstock zu bieten hatte, so hieß das kleine Dorf, in welchen sie lebten, befanden sich halt in dieser Bande.
Sie nannten sich „Vogelscheuchenbande“, da für sie Vogelscheuchen etwas Schreckliches, Angsterregendes und Gruseliges hatten. In dieser Bande waren zum einen Bill, der Kopf, obwohl genau genommen zwar als „Bill, the Brain“ zu bezeichnen war, gemessen an einer Durchschnittsintelligenz eben genau diese besaß. Er war wie der Einäugige unter Blinden. Die meisten Ideen für Überfälle oder Diebstähle kamen von ihm. Ein weiterer war Pancho. Wie aus seinen Namen herzuleiten war, kam er aus Mexiko und wurde allein aus diesem Grunde aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Panchos Eltern kamen aus Chihuahua, was an sich schon Anlass genug für die meisten war, sie als „Hunde“ zu bezeichnen. Er wurde demzufolge auch „Puppy- Pancho“ genannt. Den zweiten Immigrantensohn, den die Siedlung zu bieten hatte war Wong. Auch hier ließ sich herleiten, dass er ganz klar aus Massachusetts kam. Nein, seine Eltern kamen aus China. Allerdings hatte Wong im Gegensatz zu seinen Gaunerkollegen meist nichts zu befürchten, denn er konnte Karate, was ihm eine Menge Respekt und dem Spitznamen „Strong- Wong“ verschaffte Es mochte ihn trotzdem keiner. Der letzte im Bunde war eben unser bekannter John, the Con.
Die Bande verbreitete keine Angst und Schrecken, sondern nervte die Bewohner. So ging es jahrelang. Die meisten Diebstähle gingen schief oder wenn sie erfolgreich waren, war der Gewinn- die Beute- nicht so groß, sodass sich davon leben ließe. In den meisten Fällen versuchten die anderen Vogelscheuchen, John alles anzuhängen, aber eher auf die Art, dass er es nicht merkte und meisten klappte das auch.
Doch dann kam alles anders und Johns Leben sollte sich schlagartig ändern. Es begann alles damit, dass mehrere Ereignisse aufeinandertrafen. Zum einen traf einer der gefährlichsten Räuber und Revolverhelden des Wilden Westens auf- also ein echter seiner Art. Es niemand geringeres als Jesse Ringo. Bei seinem Namen zitterten die meisten Menschen. Er war eine kleine Berühmtheit, da er es geschafft hat, landesweit jede große Bank ausgeraubt hatte. Allerdings waren seine Laster derartig groß, sodass die Moneten nie lange bei ihm blieben.
So kam es, dass Jesse Ringo nach Woodstock kam, denn er war- verständlicherweise- auf der Flucht. Zufälligerweise hatte in Woodstock gerade eine neue Bank ihre Heimat gefunden. Und Woodstock wollte sie, denn mit einer Bank wuchs auch die Siedlung. Jesse Ringo schnappte in einem Saloon auf, dass es die Vogelscheuchenbande gab und machte sich auf die Suche, um die Jungs zu finden. Sein Ziel war klar: Er wollte die Knete aus dem Tresor der Bank.
„Also Mädels“, sagte Jesse Ringo, nachdem er der Vogelscheuchenbande seinen Plan erklärt hatte, „macht ihr euch in eure Höschen oder seid ihr Männer und macht mit?“
Keiner der Jungs ließ sich als Mädchen bezeichnen! Natürlich waren sie Männer. Wenn nicht sie, wer dann?
„Klar“, bestätigte Bill the Brain, „aber was springt für uns dabei heraus?“
„Ruhm und Ehre“, lachte Jesse Ringo und schaute in die Runde.
Die anderen guckten sich gegenseitig an. Sie konnten nicht recht glauben, was sie da hörten. Was sollten sie mit Ruhm und Ehre? Dadurch konnte man sich auch kein Whisky kaufen.
„Oh mein Gotte, Mädels“ unterbrach Jesse Ringo die Gedanken der Bande, „ich mach‘ doch nur ein kleines Späßchen. Ihr bekommt natürlich euren Anteil. Wir machen Fifty Fifty.“
„Das klingt gut“, willigte Bill the Brain ein, „das machen wir.“
„Aber ich will nicht nur 50 Dollar haben“, machte Puppy- Pancho deutlich.
„Aber so ist das nicht“, erklärte Bill the Brain, „es bedeutet, dass wir halbe halbe machen, ok?“
„Und warum sagen wir das nicht so?“ wollte Puppy- Pancho wissen.
„Ach“, antwortete Bill the Brain, „weil das so ist.“
Bill the Brain war es leid, immer alles zu erklären. In Jesse Ringo sah er einen Ebenwürdigen, vielleicht sogar ein Vorbild. Aus diesem Grunde ignorierte er auch, dass seine Bande gerade über den Tisch gezogen worden war.
„Hey“, flüsterte Jesse Ringo Bill the Brain zu, als die anderen beschäftigt schienen, „die sind ja alle derartig hohl in der Birne. Wie wär’s wenn wir beide teilen und die anderen bekommen einen kleineren Teil, mh?“
Bill the Brain nickte.
„Ich krieg 60% und 30%, also bekommst du die Hälfte, die anderen kriegen den Rest“, schlug Jesse Ringo vor, „na, wie wär’s ?“
Bill the Brain wollte in diesem Moment nicht zugeben, dass er kein Wort verstanden hatte und somit seinem Beinamme „Brain“ nicht mehr gerecht werden würde. Im Prinzip verhält es sich, als wenn man einen Witz nicht verstanden hat, aber trotzdem mitlacht.
„Klar, machen wir“, stimmte Bill the Brain zu und Jesse Ringo wusste, mit wem er es zu tun hatte.
Der große Coup startete um Mitternacht. Jesse Ringo hatte alles durchdacht, selbst wie er mit allem aus der Nummer wieder herauskommen sollte und die anderen dafür büßen sollten.
Bill the Brain und Jesse Ringo stiegen ein, während Strong- Wong und John Wache standen. Dabei hätte beinahe alles schiefgehen können. Ein Fenster, welches zum Lüften halb offen gelassen worden war, diente ihnen als Einlass. Das Bill nicht der schlankste war, erwies sich diese Aktion als schwierig. Jesse musste seinen Weggefährten kräftig drücken, damit er durch das schmale Fenster passte.
Es sollte ihnen gelingen und sie befanden sich im einen der Büroräume. Die Türen waren nicht abgeschlossen und so konnten sie schnell zum Vorzimmer des Tresorraumes gelangen.
Im Wilden Westen waren die Tresorräume noch mechanisch verschlossen worden. Im Prinzip waren es etwas dickere Türen mit einem riesigen, fetten Vorhängeschloss davor. Das war nicht überall so, aber man war hier in Woodstock, nicht in New York! Jesse Ringo konnte Schlösser sehr gut aufknacken. Sie waren schnell. Bevor es auch nur irgendjemand bemerkte, hatten sie die komplette Bank ausgeraubt und waren aus der Stadt verschwunden.
Sie hatten sich bis in eine alte Hütte vor der Siedlung aufgemacht, die aus alten Goldrauschtagen übrig geblieben war.
„Super, Mädels“, lobte Jesse Ringo die anderen und dies war das einzig Ehrliche, was er zu bieten hatte gegenüber der Bande, „jetzt machen wir alle ein Schläfchen und treffen uns Morgen wieder hier, um die Beute aufzuteilen.“
Dabei zwinkerte Jesse Ringo Bill the Brain zu, der das Zeichen verstand.
„Ja, Morgen“, sagte er, „treffen wir uns.“
Die anderen schöpften keinen Verdacht, weshalb sie alle einverstanden waren. Jeder ging seines Weges. John hatte sich ebenso aufgemacht, war aber zu blöd und hatte sein Messer in der Hütte liegen lassen. Er beschloss, zurück zu gehen, um es sich zu holen.
Als er in der Nähe der Hütte war, vernahm er eine Stimme. Er schlich sich an ein Fenster und lauschte.
„Man sind die blöd“, lachte sich Jesse Ringo eins, „ich werde mich auf dem Weg machen und die Fliege machen und die Idioten können zusehen, wie sie im Knast verrotten.“