Retter des Planeten - Marion Zimmer Bradley - E-Book

Retter des Planeten E-Book

Marion Zimmer Bradley

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Beschreibung

Bestsellerautorin Marion Zimmer Bradley ("Die Nebel von Avalon") hat mit dem opulenten Darkover-Zyklus eine einzigartige Romanreihe geschaffen: Die fesselnde Geschichte einer geheimnisvollen fremden Welt und ihrer Bewohner ist Kult! Nach einem schweren Unfall wurde der Terraner Jason Allison von den Waldläufern gerettet. Jenem geheimnisvollen Volk, das versteckt tief in den Wäldern Darkovers lebt. Als Jahre später eine geheimnisvolle Infektionskrankheit ausbricht, muss Jason zusammen mit der freien Amazone Kyla aufbrechen, um bei seinen alten Freunden ein Heilmittel zu finden – oder zusehen, wie alles Leben auf dem Planeten vernichtet wird!

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Marion Zimmer Bradley – Der “Darkover”-Romanzyklus bei EdeleBooks:

ISBN 978-3-95530-591-8Die LandungISBN 978-3-95530-598-7Herrin der StürmeISBN 978-3-95530-597-0Herrin der FalkenISBN 978-3-95530-609-0Der Untergang von NeskayaISBN 978-3-95530-608-3Zandrus SchmiedeISBN 978-3-95530-607-6Die Flamme von HaliISBN 978-3-95530-594-9Die Zeit der hundert KönigreicheISBN 978-3-95530-592-5Die Erben von HammerfellISBN 978-3-95530-593-2Die zerbrochene KetteISBN 978-3-95530-603-8Gildenhaus ThendaraISBN 978-3-95530-595-6Die schwarze SchwesternschaftISBN 978-3-95530-596-3An den Feuern von HasturISBN 978-3-95530-588-8Das ZauberschwertISBN 978-3-95530-599-4Der verbotene TurmISBN 978-3-95530-589-5Die Kräfte der ComynISBN 978-3-95530-586-4Die Winde von DarkoverISBN 978-3-95530-601-4Die blutige SonneISBN 978-3-95530-602-1Hasturs ErbeISBN 978-3-95530-585-7Retter des PlanetenISBN 978-3-95530-587-1Das Schwert des AldonesISBN 978-3-95530-600-7Sharras ExilISBN 978-3-95530-590-1Die WeltenzerstörerISBN 978-3-95530-604-5Asharas RückkehrISBN 978-3-95530-606-9Die SchattenmatrixISBN 978-3-95530-605-2Der Sohn des Verräters

Marion Zimmer Bradley

Retter des Planeten
Ein Darkover Roman

Ins Deutsche übertragen von Roland M. Hahn

Copyright dieser Ausgabe © 2014 by Edel eBooks, einem Verlag der Edel Germany GmbH, Hamburg. Copyright © 1962 by Marion Zimmer Bradley Copyright First german Edition © by Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München. Die Originalausgabe erschien 1962 unter dem Titel "The planet savers" Ins Deutsche übertragen von Roland M. Hahn

Covergestaltung: Agentur bürosüd°, München

Konvertierung: Datagrafix

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-95530-585-7

edel.comfacebook.com/edel.ebooks

Vorwort

Mit diesem Band feiern wir eine Premiere. Er enthält gleich zwei Romane von Marion Zimmer Bradley, die einen ganz besonderen Stellenwert haben. Es sind die frühesten Werke über Darkover, im Jahre 1962 als Ace Double erschienen, in einer Taschenbuchreihe, die jeweils zwei Kurzromane Rücken an Rücken als Wendebuch präsentierte – und hiermit erscheinen sie weltweit zum erstenmal wieder in einer gemeinsamen Ausgabe.

Wie es zu diesem Doppelband kam, ist eine Geschichte für sich. Es ist die Geschichte von den Anfängen einer Schriftstellerin, von der elfjährigen Marion Zimmer Bradley, die eifrig »historische« Romane in Notizbücher kritzelte, über Großbritannien zur Römerzeit und antike Zivilisationen. H. Rider Haggard, Robert W. Chambers und Sax Rohmer waren ihre Schriftstellerhelden. Aber nicht lange. Als sie Mitte der vierziger Jahre auf die Fantasy des Autorenehepaares C. L. Moore und Henry Kuttner stieß, siedelte sie ihre Geschichten nur noch in einem imaginären Land oder einer Parallelwelt an, die sie Al-Merdin nannte. Sie handelten jetzt von einer Klasse von Telepathen, den sogenannen Seveners, sieben Familien mit sieben verschiedenen Psi-Fähigkeiten, die über eine Welt herrschten – später wurden daraus die Comyn.

Die junge Autorin schrieb einfach drauflos, voll Eifer und überschäumender Phantasie, und packte alles in einen einzigen umfangreichen Roman: The King and the Sword. Mit der Zeit dämmerte ihr jedoch, daß eine Geschichte eigentlich einen Anfang, einen Mittelteil und einen Schluß haben sollte, und so versuchte sie ihr Werk entsprechend zu trimmen, drei Jahre lang. Als sie Sam Merwin, dem Redakteur der Zeitschrift Startling Stories, einige Kapitel zu lesen gab, lehnte er das Machwerk mit scharfen Bemerkungen rundheraus ab. Es war und blieb ein Knäuel ohne durchgängige Handlung. Aber er übte auch konstruktive Kritik.

Die große Leidenschaft der jungen Autorin waren damals Space Operas – und hier besonders die farbenprächtigen und abenteuerlichen Welten von Jack Vance, Edmond Hamilton und E. E. Smith. Sie suchte sich eine einfache Episode aus der Mitte von The King and the Sword heraus, in der es um die Konfrontation der magischen Zwillingstalismane oder Matrices von Sharra und Aldones ging, änderte den Namen Gwynn Leynier in Lew Alton, verlegte die Handlung in ein galaktisches Imperium und wählte als Schauplatz einen Planeten mit einer roten Sonne. Sie nannte ihn Darkover. Das Ganze hieß jetzt The Sword of Aldones und hatte immer noch fünfhundert Seiten, die vorwiegend mit Duellen gefüllt waren, und erneut wurde das Manuskript abgelehnt. Diesmal versenkte die Autorin es blutenden Herzens in den unergründlichen Tiefen einer Schublade.

Zurück ins Jahr 1949. Marion Zimmer Bradley war neunzehn und versuchte sich auch an Kurzgeschichten. Sie hatte einen Amateurwettbewerb des SF-Magazins Fantastic/Amazing Stories gewonnen. Der erste Preis war die Veröffentlichung der eingesandten Geschichte, und sofort wurde die Erinnerung an The King and the Sword in ihr wach. Sie schrieb den Roman The Falcons of Narabedla (dt. »Die Falken von Narabedla«) über die Herrscherkaste der Seveners, einen – wie sie später gestand – schamlosen Aufguß einer Kuttner-Story, vermengt mit ihren frühen Schreibversuchen. Drei Jahre später verkaufte sie zum erstenmal eine Kurzgeschichte, aber acht Jahre sollte es dauern, bis The Falcons of Narabedla erschien. Ein Honorar sah sie nicht, doch die Veröffentlichung in Other Worlds ermutigte sie, Ray Palmer, dem Herausgeber des Magazins, das komplette The Sword of Aldones zu schicken, das noch bei ihr in der Schublade lag. Der windige Herausgeber akzeptierte das Manuskript, brachte es aber bis 1960 nicht fertig, eine weitere Ausgabe seiner Zeitschrift herauszubringen, um es zu veröffentlichen. The Sword of Aldones war also von einer Schubladengruft in eine andere umgebettet worden. Die Autorin störte das nicht weiter. Sie hatte das »Terranisches Imperium/Darkover«-Material schon für zwei weitere Geschichten ausgeschlachtet, ohne zu ahnen, daß sie damit endgültig den Grundstein für einen der beliebtesten Romanzyklen unserer Zeit legte.

Die beiden Werke, die so entstanden, hatten ganz erstaunliche Entstehungsgeschichten. Zum einen: Im selben Jahr, als The Falcons of Narabedla erschien, verkaufte Marion Zimmer Bradley die Erzählung »Bird of Prey« (dt. »Raubvogel«) an das Magazin Venture. Auf Vorschlag ihres Literaturagenten Forrest J. Ackerman erweiterte sie das Manuskript zum Roman. Die Rechte wurden an den deutschen Leihbuchverlag Hönne verkauft, und als der Roman dort 1959 als RAUBVOGEL DER STERNE erschienen war, übersetzte die deutschstämmige Autorin – weil das Original verloren gegangen war – die deutsche Fassung von Rainer Eisfeld ins Englische zurück, was das Werk beträchtlich verbesserte. 1961 erschien es schließlich erstmals in den USA als The Door Through Space (dt. »Das Weltraumtor«) und wurde seitdem wieder zweimal ins Deutsche übersetzt, als gekürzter Heftroman und als Taschenbuch.

Die Autorin betrachtete The Door Through Space als ihren ersten gelungenen Roman, eine Art Aufguß des alten The King and the Sword, aber mit einem echten Handlungsgerüst. Er war ein einfach gestricktes Abenteuergarn im Stil der Space Operas von Leigh Brackett, die 1977 das Drehbuch für die erste Folge von Star Wars schrieb. Die Geschichte, meinte Marion Zimmer Bradley, hätte sie auch auf Darkover ansiedeln können, es aber nicht getan, weil sie gerade erfahren hatte, daß der Stern Wolf-354 einen sichtbaren Planeten besaß, und so nannte sie diese Welt Wolf. Der Held Race Cargill, trotz einiger Pseudo-Chandler-Dialoge deutlich der Figur Northwest Smith aus Leigh Bracketts Werken nachempfunden, zeigte durch die schrecklichen Narben im Gesicht und seinen mörderischen Haß auch seine Herkunft in Gestalt von Gwynn Leynier, ebenso wie der Schurke Rakhal Darriell aus der damaligen Fassung von The Sword of Aldones übernommen war. Darriell war der uneheliche Sohn des Vaters von Thyra und Marjorie – auch bekannt als Kadarin. Und die Katzenmenschen hatten auf dem Planeten Wolf ebenfalls ihren ersten offiziellen Auftritt.

Aus »Bird of Prey« war 1957 nicht ganz ein Darkover-Roman geworden, aber als ließe sich die Welt der blutroten Sonne nicht unterdrücken, sah noch dasselbe Jahr den wirklichen Anfang dessen, was man heute Darkover nennt: Die Autorin erhielt den Auftrag für einen Titelroman der Zeitschrift Amazing Stories. Sie schrieb Seven From the Stars (dt. »Sie kamen von den Sternen«), den ersten Kurzroman, für den sie auch honoriert wurde. Er war so erfolgreich, dass die Redakteurin Cele Goldsmith sie um ein zweites Manuskript in gleicher Länge bat. So entstand Project Jason, das 1958 als The Planet Savers(dt. »Retter des Planeten«) erschien. Darin findet sich ein unterdrückter terranischer Mediziner, Jay Allison, plötzlich in der Persönlichkeit seines unterdrückten Widersachers namens Jason wieder.

Eigenartig, daß Darkover seinen Durchbruch ausgerechnet der Faszination an multiplen Persönlichkeiten verdankt. Zur Zeit der Niederschrift war gerade The Three Faces of Eve von Corbett H. Thigpen in aller Munde, die authentische Geschichte einer deprimierten Hausfrau, die in Bars sang und tanzte, ohne sich daran erinnern zu können. 1957 war die Verfilmung EVA MIT DREI GESICHTERN (Regie: Nunnally Johnson) in die US-Kinos gekommen und Joanne Woodward hatte den Oscar für die beste Hauptdarstellerin erhalten. Außerdem hatte Marion Zimmer Bradley fasziniert den Essay »Beyond Bedlam« von Wyman Guin gelesen, der im SF-Magazin Galaxy erschienen war. Darin wird die Hypothese aufgestellt, daß jedes Individuum über zwei Persönlichkeiten verfügt, »Hypoalter« und »Hyperalter«, denen in dieser Gesellschaft der gleiche Zugang zum Bewußtsein im Körper offensteht. Und schließlich blieb die Autorin Zeit ihres Lebens unendlich beeindruckt von »Good Night, Mr. James« (dt. »Der Doppelgänger«), einer eher konventionellen Kurzgeschichte von Clifford D. Simak aus dem Jahr 1951, in der das identische Duplikat eines Mannes der Vernichtung zu entgehen versucht, indem es die Stelle des Originals einnimmt.

Für The Planet Savers erweckte die Autorin Darkover wieder zum Leben, als spürte sie den Beginn von etwas Neuem, größer als alles Bisherige – in ihrem Schaffen und vielleicht auch privat. Sie baute in Thendara, einem Schauplatz in The Sword of Aldones, einen riesigen Raumhafen und borgte sich einen eher unbedeutenden Charakter, Regis Hastur, als Repräsentanten der adligen Hasturs aus. Außerdem erfand sie, da sie etwas benötigte, was ein zyklisch auftretendes Fieber rechtfertigte, den recht unwahrscheinlichen, alle achtundvierzig Jahre auftretenden Verfinsterungszyklus. Der Kurzroman wurde ein großer Erfolg. Er brachte ihr einen neuen Agenten ein, Scott Meredith, der The Planet Savers für einen Taschenbuchnachdruck an Ace Books verkaufte.

Als der SF-Herausgeber von Ace, Donald A. Wollheim, ihr schrieb, daß er den Roman bringen wollte, fragte er auch gleich nach einem weiteren Titel, um ein Double daraus machen zu können. Der erste Impuls der Autorin war, ihm »The Climbing Wave«(dt. »Die steile Flut«) von 1954 zu schicken, eine Titelgeschichte für das Magazine of Fantasy & Science Fiction. Aber dann fiel ihr The Sword of Aldones ein, das in Ray Palmers Schublade schlummerte. Sie verlangte das Manuskript zurück – und stellte fest, daß sie völlig vergessen hatte, wie hoffnungslos amateurhaft es war.

Donald A. Wollheim erwartete ein gutes Manuskript, und das sollte er auch bekommen. Die Autorin setzte sich hin und arbeitete den Konflikt zwischen Terranischem Imperium und Darkover heraus, das Aufeinanderprallen zweier Kulturen, das zum Grundthema aller frühen Darkover-Romane werden sollte. Und da ihr Lew Altons Persönlichkeit schon in The Door Through Space als die eines verstümmelten Mannes erschienen war, trieb sie seine Entstellung noch weiter. Außerdem verschmolz sie gleich drei Schurken zur Gestalt von Dyan Ardais, so daß er nicht mehr die geringsten versöhnlichen Züge aufwies (in HASTURS ERBE ließ sie das Original allerdings wieder aufleben), und tötete – was sie später als größten Fehler ansah, den sie je bei einem Darkover-Roman gemacht hatte – am Ende des Buchs eine Hauptperson, weil eine ihrer Freundinnen sie nicht mochte. Zehn Tage lang tippte sie wie besessen an der neuen Fassung – und der SF-Herausgeber von Ace Books kaufte The Sword of Aldones.

Der Roman wurde mit unglaublicher Begeisterung aufgenommen. Er gelangte in die Endrunde für den Hugo Award 1962, der alljährlich von den amerikanischen SF-Lesern vergeben wird, und belegte den zweiten Platz hinter Robert A. Heinleins Stranger in a Strange Land (dt. »Ein Mann in einer fremden Welt«). Bis zu ihrem Tod war Marion Zimmer Bradley über die eselsohrigen Ausgaben verdutzt, die man ihr mit glänzenden Augen zum Signieren vorlegte. Sie hielt diesen Roman immer für einen flüchtig hingeschriebenen, schlecht durchdachten, viel zu emotionalen und zu hölzernen Schnellschuß, aber genau das macht seinen Charme aus. Sicher weist er ein etwas kindliches Konzept auf, wie Richard A. Lupoff im Vorwort zur Ausgabe bei Gregg Press schreibt, aber die Handlung entwickelt sich so schnell, daß Mängel im Aufbau gar nicht weiter auffallen. Alles wirkt authentisch. Man glaubt einfach, was geschieht. Schließlich war die Autorin bei der Niederschrift der ersten Fassung erst fünfzehn Jahre alt!

Im Jahre 1981, als Marion Zimmer Bradley nicht mehr umhin kam, ihre Romane über Darkover als Serie anzusehen, entfernte sie The Sword of Aldones aus dem Weltlauf der blutroten Sonne und setzte den neu geschriebenen Roman Sharra’s Exile (dt. »Sharras Exil«) an seine Stelle. Schon 1975 hatte sie mit The Heritage of Hastur (dt. »Hasturs Erbe«) in großen Teilen aus dem Gedächtnis einen Darkover-Roman nachgeschrieben, den sie einmal als Jugendliche unter dem Titel The Dark Flower verfaßte; das Manuskript war während etlicher Umzüge verloren gegangen. Man könnte meinen, daß sie froh über diese neuerliche Gelegenheit war, die Vergangenheit zu korrigieren, und der entschlossene Eingriff in das Gesamtbild ihrer Welt macht dieses Verlangen deutlich.

Man muß ihre Entscheidung respektieren. The Sword of Aldones gehört im Gegensatz zu The Planet Saversnicht mehr in das große, sich entfaltende Weltpanorama von Darkover – wir können es nur noch als interessante Variante einer Parallelwelt lesen. »Dies sind die Grundregeln eines jeden Darkover-Buchs, Serie oder nicht«, schrieb Marion Zimmer Bradley einmal. »Jedes ist in sich abgeschlossen, und ich gehe nicht davon aus, daß der Leser je ein anderes gelesen hat oder lesen wird.«

Ehrenwert und bescheiden, aber die Autorin hat sich getäuscht. Darkover hat längst Kultstatus erlangt, und auch ihre frühen Romane und Varianten üben heute einen großen Reiz aus. Sonst gäbe es nicht vierzig Jahre nach dem Erscheinen der ersten beiden Darkover-Romane im Doppelpack die vorliegende Homage. Ob Parallelwelt oder nicht, der Planet der blutroten Sonne ist für viele hunderttausend Leser wahrhaftig und existent – und zeigt uns das Leben.

Michael Nagula

Retter des Planeten

1.

Als ich mein Bewußtsein zurückerlangte, dachte ich, ich sei allein. Ich lag auf einer ledernen Couch in einem kahlen weißen Raum mit großen Fenstern und aus Glasziegeln bestehenden Wänden. Hinter den durchsichtigen Scheiben erblickte ich schneebedeckte Berggipfel, die dort, wo meine Sicht von den Glasziegeln behindert wurde, wie bleiche Schatten wirkten.

Die Gewohnheit und meine Erinnerungen wiesen dem kahlen Büro, dem orangefarbenen Leuchten der großen Sonne und den schimmernden Bergen sofort Namen zu. Aber hinter einem polierten Glastisch saß ein Mann und beobachtete mich. Ich kannte ihn nicht.

Er war pausbäckig, nicht mehr jung, hatte ingwerfarbene Augenbrauen und einen rotbraunen Haarkranz, der sich um seinen ansonsten kahlen, rosafarbenen Schädel zog. Er trug eine weiße Uniformjacke, und der verschlungene Äskulapstab auf der Tasche und seinem Ärmel wies ihn als Angehörigen des Medizinischen Dienstes aus, der zum zivilen Hauptquartier der terranischen Handelsstadt gehörte.

All diese Beurteilungen traf ich natürlich bei vollem Bewußtsein. Sie waren einfach ein Teil meiner Welt, als ich aufwachte, und sie nahmen auf ganz normale Weise um mich herum Form an. Die Berge und die Sonne waren mir bekannt, der seltsame Mann war es jedoch nicht. Aber dann sprach er mich auf eine derart freundliche Weise an, als sei es für ihn etwas ganz Normales, in seinem Büro auf einen völlig fremden Menschen zu treffen, der hier seinen Mittagsschlaf abhielt.

»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir Ihren Namen zu sagen?«

Seine Frage war berechtigt genug. Hätte ich jemanden in meinem Büro vorgefunden, der es sich dort auf die gleiche Weise bequem gemacht hätte, hätte ich ihn ebenfalls nach seinem Namen gefragt. Ich machte Anstalten, die Beine über den Couchrand zu schwingen, mußte mich aber plötzlich abstützen, denn der Raum begann unerwartet um mich zu kreisen.

»Ich würde mich jetzt nicht aufsetzen«, empfahl mir der Mann, während der Boden sich unter mir allmählich wieder beruhigte. Dann wiederholte er in höflichem, aber bestimmtem Ton: »Ihr Name?«

»Oh, ja. Mein Name.« Er lautete ... Ich bahnte mir einen Weg durch etwas, das sich anfühlte wie eine graue Nebelwand, versuchte meine Zunge dazu zu bewegen, einige wohlbekannte Klänge zu erzeugen und meinen Namen von sich zu geben. Er lautete ... Nun ... Dann sagte ich mit sich beinahe überschlagender Stimme: »Was für ein verdammter Blödsinn.« Ich schluckte. Schluckte erneut. Und schwer.

»Verlieren Sie nicht die Nerven«, sagte der pausbäckige Mann sanft. Aber das war leichter gesagt als getan. Ich starrte ihn mit wachsender Panik an und verlangte zu wissen: »Aber ... aber ... habe ich einen Gedächtnisschwund erlitten oder so etwas?«

»Oder so etwas.«

»Wie heiße ich?«

»Sachte, sachte! Ich bin überzeugt davon, daß Sie sich früh genug daran erinnern werden. Sicher können Sie mir ein paar andere Fragen beantworten. Wie alt sind Sie?«

Hastig und schnell erwiderte ich: »Zweiundzwanzig.«

Der pausbäckige Mann kritzelte etwas auf eine Karte.

»Interessant. In-ter-es-sant. Wissen Sie, wo wir uns befinden?«

Ich sah mir das Büro an. »Im Terranischen Hauptquartier. Aufgrund Ihrer Uniform würde ich sagen, im achten Stock. In der Medizinischen Ebene.«

Er nickte, kritzelte weiter und schürzte die Lippen. »Können Sie mir ... äh ... sagen, auf welchem Planeten wir uns aufhalten?«

Ich mußte lachen. »Darkover«, kicherte ich. »Das hoffe ich zumindest. Und falls Sie auch noch die Namen der Monde oder die Jahreszahl der Gründung der Handelsstadt oder sonst etwas wissen wollen ...«

Er ging auf mich ein und lachte ebenfalls. »Erinnern Sie sich daran, wo Sie geboren wurden?«

»Auf Samarra. Ich kam hierher, als ich drei Jahre alt war. Mein Vater kartographierte und erforschte ...« Ich hielt schockiert inne. »Er ist tot!«

»Können Sie mir den Namen Ihres Vaters sagen?«

»Er hatte den gleichen Namen wie ich. Jay ... Jason ...« Der Blitz der Erinnerung erlosch mitten im Wort. Es war ein guter Versuch gewesen, aber er hatte nicht funktioniert. Der Arzt sagte gleichmütig: »Wir kommen ganz gut voran.«

»Sie haben mir noch gar nichts gesagt«, wandte ich ein. »Wer sind Sie? Warum stellen Sie mir all diese Fragen?«

Er deutete auf ein Namensschild, das auf seinem Tisch stand. Ich runzelte die Stirn und buchstabierte. »Randall ...Forth ... Leiter der Abteilung ...« Dr. Forth machte sich Notizen. »Es muß heißen ... Doktor Forth, nicht wahr?« sagte ich laut.

»Sie wissen es nicht?«

Ich sah an mir hinunter und schüttelte den Kopf. »Vielleicht bin ich Dr. Forth«, sagte ich und registrierte zum erstenmal, daß ich ebenfalls eine weiße Uniformjacke mit Äskulapstab trug. Aber ich hatte irgendwie ein falsches Gefühl und kam mir vor, als trüge ich die Kleider eines anderen. Ich war doch kein Arzt, oder doch? Ich schob vorsichtig einen Ärmel hoch und legte eine lange, dreieckige Narbe frei. Dr. Forth – inzwischen war ich mir darüber im klaren, daß er Dr. Forth war – folgte meinem Blick.

»Wo haben Sie die Narbe her?«

»Von einem Messerkampf. Eine dieser Banden, die die Städte nicht betreten dürfen, überfiel uns auf den Hängen, und wir ...« Meine Erinnerung verdünnte sich plötzlich wieder, und ich sagte verzweifelt: »Es ist alles so durcheinander! Was ist überhaupt los? Warum bin ich in der Medizinischen Abteilung? Habe ich einen Unfall gehabt? Gedächtnisschwund?«

»Nicht genau. Ich werde es Ihnen erklären.«

Ich stand auf und ging unsicher auf das Fenster zu, da meine Beine sich nur langsam bewegen wollten und ich das Gefühl nicht loswurde, in einem unsichtbaren Netz zu zappeln, das mich fest- und zurückhielt. Als ich das Fenster endlich erreicht hatte, erlangte der Raum seine Festigkeit zurück, und ich sog tiefe Atemzüge warmer, süßlicher Luft in mich hinein. »Ich könnte einen Drink brauchen«, sagte ich.

»Kein schlechter Einfall. Obwohl ich es üblicherweise nicht empfehlen würde.« Forth entnahm einer Schublade eine flache Flasche und füllte eine teefarbene Flüssigkeit in einen Wegwerfbecher. Eine Minute später schüttete er sich auch einen Drink ein. »Hier. Und setzen Sie sich hin, Mann. Es macht mich nervös, wenn Sie so herumlaufen.«

Ich setzte mich nicht, sondern ging zur Tür und öffnete sie. Forths Stimme klang verhalten und ruhig.

»Was soll das? Sie können rausgehen, wenn Sie das wollen, aber wollen Sie nicht lieber Platz nehmen und noch eine Minute mit mir reden? Außerdem – wohin wollen Sie überhaupt?«

Die Frage beunruhigte mich. Ich atmete mehrmals tief durch und kehrte dann in den Raum zurück. Forth sagte: »Trinken Sie das«, und ich schluckte es hinunter. Ungefragt füllte er den Becher erneut. Ich schluckte den zweiten Drink ebenfalls und spürte, wie sich der zähe Klumpen in meinem Magen aufzulösen und zu verschwinden begann.

»Klaustrophobie auch«, sagte Forth. »Typisch.« Er kritzelte wieder etwas auf seine Karte. Die ganze Sache ermüdete mich. Ich wandte mich um, um ihm das zu sagen, und hatte plötzlich ein amüsiertes Gefühl. Aber vielleicht war es auch nur der Alkohol, der in mir arbeitete. Er erschien mir nun wie ein lustiger, kleiner Mann, der sich in einem riesigen Büro aufhielt, mir etwas über Klaustrophobie erzählte und mich musterte wie einen bunten Hund. Ich warf den Becher in einen Papierkorb.

»Wäre es jetzt nicht an der Zeit, mir ein paar Erklärungen zu liefern?«