Roter Feuerstein - Jens Münchberger - E-Book

Roter Feuerstein E-Book

Jens Münchberger

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Beschreibung

Als ich mich mit Maike auf der Insel in der Nordsee verabredete ahnten wir nicht, nur so wenig Zeit für uns und die Suche nach rotem Feuerstein zu haben. Denn Maike erhielt einen Anruf, dem ihre sofortige Abreise folgte ...

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Die Handlung und alle Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit der Realität sind zufällig, manchmal jedoch beabsichtigt.

Der Verfasser.

Für Ute, die mit mir auf der Insel war.

„...die See duftet hier nach frisch gebackenem Kuchen...“

Heinrich Heine (1797 - 1856)

„Kein Auge hat je einen schöneren Ort erblickt.“

Christoph Kolumbus (1451 - 1506) bei seiner Ankunft auf Kuba

Inhaltsverzeichnis

Der erste Tag

Kaptiel 1

Kaptiel 2

Kaptiel 3

Kaptiel 4

Der zweite Tag

Kaptiel 1

Kaptiel 2

Kaptiel 3

Kaptiel 4

Kaptiel 5

Der dritte Tag

Kaptiel 1

Epilog

Anhang

Literatur

Der erste Tag

1

Die Insel war nur dann zu erreichen, wenn man bereit war, drei Stunden, mindestens drei Stunden, mit dem Schiff übers Meer zu fahren.

Es gab allerdings auch Häfen an der Küste des Festlandes, von denen währte die Reise zur Insel, entsprechend dann auch die Abreise, mehr als vier Stunden.

Nur von Hamburg, tief im Landesinneren und an der Elbe gelegen, war ein Doppelrumpfboot, ein Katamaran, ebenfalls nur drei Stunden zur Insel unterwegs.

Viele meinten, der fährt außer Konkurrenz zu den anderen Schiffen, weil der Antrieb durch die Kraft zweier Wasserstrahlturbinen erfolgte: Meerwasser wurde an jedem Bug angesaugt, tausende Liter während kürzester Frist, dann von den Turbinen verdichtet, danach beschleunigt, um an jedem Heck durch einen waagerechten Schacht wieder herausgepresst zu werden. Sichtbares Ergebnis dieser Arbeit waren die bereits erwähnte schnelle Geschwindigkeit des Schiffes, Und gleichzeitig, besonders bei schneller und schnellster Fahrt, zwei hohe Wellen, die dem Schiff in gleichbleibendem Abstand folgten.

Bei Ebbe und großzügig ermittelt, war die Insel von Südosten nach Nordwesten kaum zwei Kilometer lang und an der schmalsten Stelle weniger als eintausend Meter breit. Gemessen von Spülsaum zu Spülsaum.

Nahe und neben der Insel befand sich, im Abstand von ungefähr achthundert und einigen Metern, eine kleine Nachbarinsel. Nur wenig mehr als einen Kilometer an jeder Seite lang und ebenso breit und daher beinahe quadratisch im Grundriss und bei Südwestwind im Schutz der großen Insel gelegen.

Die Sturmflut in einer Neujahrsnacht vor mehr als dreihundert Jahren trennte die kleine Insel von der großen und schuf den tiefen Graben zwischen beiden.

An zwei gegenüberliegende Seiten der kleinen Insel war ein breiter Sandstrand und im Nordwesten ein mit Feuersteinen bedeckter Ufersaum. Und genau gegenüber der großen Insel befand sich ein Hafen. Ausgebaut und befestigt und geschützt für die Ewigkeit: Zwischen zwei parallel in den Meeresboden gerammte Reihen Stahlbetonbohlen im Abstand von drei oder vier Metern waren Granitbrocken und Basaltblöcke, mehr als mannshoch und vielfach schwerer, abgelegt.

Auf der Südostseite der großen Insel, zum Festland hin, unsichtbar in mindestens 30 Meilen Entfernung und hinter dem Horizont gelegen und darum nicht zu ahnen, befanden sich die drei Häfen der Insel in der Nordsee, geschützt hinter Molen und Natursteinmauern erbaut.

Im Südhafen war die Anlegestelle der Schiffe, die zu den Windparks, im Meer errichtet, fuhren und außerdem die Liegeplätze für die Versorger zweier Schiffsausrüster. Auch drei Krabbenkutter waren an der Pier vertäut. Ebenfalls das Forschungsschiff der Meeresbiologischen Station und, lebenswichtig bei Havarien auf See, der Seenotkreuzer.

Ebenso befand sich der Anlegeplatz für den Katamaran aus Hamburg im Südhafen.

Im zweiten Hafenbecken sollten die Passagierdampfer anlegen. Jedoch, durch ungünstige Wind- und Strömungsverhältnisse war seit Jahren eine langsame, allerdings stetige, Versandung festzustellen. Deshalb ankerten die weißen Schiffe, die aus den Häfen der Festlandsküste den Archipel im Meer anliefen, zwischen den Inseln und die Passagiere wurden mit Booten an Land gebracht.

In der Mitte, zwischen dem Südhafen und dem versandenden Hafenbecken befand sich der Alte Hafen. Hier dümpelten einige historische Schiffe an der Pier. Durchaus seetüchtig aber sehr schwer zu fahren, weil sie oft von Langsamläufern, Dieselmotoren mit einer geringen Umdrehungszahl der Welle, angetrieben wurden.

Drei Segelschiffe, davon ein als irgendwas getakelter einmal-um-die-Insel-Fahrer und zwei Gaffelschoner, für den Passagierbetrieb umgebaute Küstenewer, hatten hierher verholt.

Und dann noch zwei hochseetüchtige Segelyachten. Deren Besitzer waren zwei Männer mittleren Alters: Berufssöhne, denen Papas Geld das Leben ermöglichte, was sie im Sommer vor dieser Küste kreuzen ließ, um dann im Herbst nach Süden zu reisen, ins Mittelmeer.

Auf der Insel wurde oft darüber nachgedacht und orakelt, welcher ihrer Vorväter das Geld erarbeitet hatte, das ihnen dieses sorgenfreie Leben ermöglichte. War es der Vater, konnte das schöne Leben auch der nächsten Generation Freude bringen. Wenn jedoch der Großvater den Reichtum beschafft hatte...

Denn, in der ersten Generation wird das Geld verdient, in der zweiten bewahrt und in der dritten ausgegeben. Sagt man jedenfalls so...

Aber, wieder Spekulation, möglicherweise war doch genügend Geld vorhanden, so dass auch weitere Generationen auskömmlich leben konnten.

Die Hotels und Pensionen in dem bogenförmig gestalteten Gebäude gegenüber der Hafenanlagen waren erst am Ende der 1990-er Jahre nach einem städtebaulichen Wettbewerb, europaweit ausgeschrieben, errichtet worden.

Wegen der überdurchschnittlich guten Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft (vergleichbar nur mit denen in einigen Badeorten zwischen Wismarer Bucht und Usedom) war die Finanzierung der Bebauung kein Problem. Gemeindeeigene Rücklagen, dazu Fördergeld von Land und Bund, sogar aus dem fernen Brüssel traf ein Scheck ein, öffneten bei den

Finanzierungsverhandlungen mit den Banken die Türen sehr weit.

Wohl auch deshalb, weil der noch zu erhandelnde Betrag lediglich 15 oder 18 Prozent der Investitionssumme ausmachte.

Im Vorstand der gegründeten inseleigenen Bauträgergesellschaft nahmen die Honoratioren der Insel Platz, um das Bauen zu begleiten und zu überwachen. Das Projekt sollte das Ansehen der Insel nachdrücklich fördern und das Geld weiterhin in die Gemeindekasse bringen. Man hatte noch viel vor. Dann, im bald beginnenden dritten Jahrtausend.

Wie geplant, war am Ende des letzten Dezembers im zweiten Jahrtausend der Bau soweit vollendet, dass nur noch von „wenigen zu erledigenden Restarbeiten“ in den offiziellen Mitteilungen zu lesen war.

Es wurde Polit- und Wirtschaftsprominenz aller Couleur auf die Insel gebeten. Und die erschien auch zahlreich.

„Atmen Sie die klare Luft! Sauberer ist es nirgendwo im Lande!“, mahnte der Bürgermeister und teilte das grün-rot-weiße Band.

Worauf sich die prominente Besucherschar unter den Augen der Inselbevölkerung auf die Promenade begab. Samt den Bodyguards und Höflingen. Um dann unverzüglich im neu erbauten ersten Hotel der Insel einzukehren.

Allerdings, Bodyguards und andere Begleitungen wurden nicht in dieses Resort, wie solche Herbergen heute genannt werden. gebeten, Das wussten Augenzeugen später zu berichten. Die durften in den Nachbarhäusern, den Pensionen und Garni-Hotels, das neue Jahr und Jahrtausend begrüßen.

Schließlich wollte man auch 'mal unter sich sein. Nach all' dem Blitzlichtgewitter stets mitreisender Reporter und Fotografen.

Was verständlich war, denn höchstrichterlich waren viele der Angereisten, wenn auch nicht direkt benannt, gefragt schon gar nicht, zu Personen eines öffentlichen Interesses bestimmt worden.

Dann, nach zwei Nächten, reiste der Tross, samt Bodyguards und Höflingen, viele mit Begleitung, ab. Nur die Landesmutter hatte sich noch privat Übernachtungen besorgt. Das wurde nicht bemerkt. Viel zu sehr war man mit den Nachwehen des neujährlichen Promiauftriebs auf der Insel beschäftigt.

So war sie, die Landesmutter! Jedem anderen Menschen billigte sie ausdrücklich die Wahrung und Achtung seiner Privatsphäre zu. Erwartete das jedoch auch für sich.

Als bekannt wurde, nach einigen Tagen, dass sie noch auf der Insel weilte, hatte sie sich jedoch bereits in Richtung Festland eingeschifft. Und dann zur „Zentrale“, wie sie ihr Büro nannte, gefahren. Es musste wieder und weiter regiert werden.

Wiebke Andresen war nun um ein Erlebnis reicher, dafür wurde sie von ihrem Kaffeekränzchen (immer am Donnerstag um drei am Nachmittag) geneidet.

Und auch, damals im Winter und zum Jahres- und Jahrtausendwechsel, um eine stattliche Einnahme reicher. Denn die Landesmutter kam in Begleitung ihres Ehemannes, einer Tochter (ohne Mann) und dem Enkelkind einer anderen Tochter. So, wie Familien reisen. Zudem mit zwei jungen Männer, die sollten auf alles aufpassen.

Wiebke Andresen musste also damals, im Winter, das große Ferienhaus herrichten, im kleinen hätten nicht alle Besucher in einem eigenen Bett die sternenklaren Nächte verbracht.

Als die Landesmutter am letzten Abend des Aufenthaltes zu Wiebke Andresen kam, um den Aufenthalt der Truppe zu bezahlen, wurde ihr eine bereits geschriebene und sorgfältige, weil ausführlich spezifizierte, Rechnung vorgelegt. Doch dazu meinte die Landesmutter nur, eine Quittung hätte genügt.

An die angenehmen Tage unter dem Dach des Ferienhauses würde sie sich auch ohne Papier erinnern.

Dann bezahlte sie, vergaß ein anständiges Trinkgeld keinesfalls und nahm die Quittung, von der Vermieterin in der Zwischenzeit und wiederum sehr sorgfältig geschrieben, mit sich.

Am nächsten Vormittag brachte ein Passagierdampfer die Landesmutter und deren Gefolge auf das Festland...

Das ereignete sich bereits vor einem und einem halben Jahrzehnt. Inzwischen sind aus dürren Stämmchen vor den Hotels und Pensionen ansehnliche Bäume geworden.

Stürme, manche währten eine Woche, andere wiederum lediglich Stunden, fegten nicht nur im Winter über die Insel, meist aus nördlichen Richtungen. Mehrere Schiffe havarierten, auch ein Küstentanker. Den ließ man, nachdem die Besatzung in die Boote gegangen war, ausbrennen, zu gefährlich wäre das Abpumpen der Ladung gewesen. Das Wrack wurde nach dem Auskühlen zum verschrotten nach Hamburg geschleppt.

Auch ein Fischkutter kenterte auf See. Die drei Mann Besatzung kamen nie mehr an Land zurück. Als das Unglück bekannt wurde und die drei dann amtlich als verschollen galten, mussten in den Granitstein für die vor der Insel auf See Gebliebenen wieder drei Kerben geschlagen werden...

Und viele, wenn nicht sogar alle, Zimmer der Hotels und Pensionen waren seit ihrer Inbetriebnahme mindestens zweimal renoviert worden.

„Durchgekalkt“, wie einige Leute meinten...

Ich hatte in der „Windrose“ gebucht. Als einzige aller Pensionen und Hotels waren hier einige Zimmer, obwohl separat, mit dem Nachbarzimmer durch eine Türkombination verbunden. Man konnte sich, ohne über den Flur gehen zu müssen, gegenseitig besuchen. Was unter gewissen Umständen gern genutzt wird, wie man mir ausdrücklich und mit Schalk in den Augen versicherte.

Es waren zwei Türen, jede nur von dem jeweiligen Zimmer zu öffnen, die den freien Durchgang ermöglichten. So war jeder in seinem Zimmer vor ungewolltem und vor allem, ungebetenem, Besuch sicher.

Derartige Türkombinationen habe ich bisher in Hotels und Pensionen in Aiges Mortes, Camargue, und auf La Gomera gesehen. Nun hatte man solche Türen auf die Insel geholt.

Die Pension, in der ich zwei Zimmer reserviert hatte, war ein Mittelhaus in der bogenförmig gestalteten Bebauung und befand sich vis-a-vis des Alten Hafens. Etwa achtzig Meter von der Pier entfernt.

Auch die linken und rechten Häuser, ebenfalls Pensionen und kleine Hotels, meistens Typ Garni mit jeweils zehn oder zwölf Zimmern, waren inhabergeführt und im Sommer ausgebucht. Wie man mir später sagte.

„Das ist aber großes Glück für Sie, sehr großes Glück sogar, bei uns noch eine Unterkunft gefunden und bekommen zu haben, junger Mann! Gut, dass Sie vorbestellten!“, sagte die Frau am Empfang.

Die war wasserstoffblond gefärbt und dauergewellt und jünger, wesentlich jünger, als ich.

„Warum?“, fragte ich.

„Ab Pfingsten und dann bis Oktober sind wir voll, ausgebucht! Und in zwei Wochen ist Pfingsten!“

„Aha!“

Es war, noch vor Tagen, nicht vorauszusehen, dass der Frühsommer jetzt ein Stelldichein feierte: strahlend blauer Himmel, wolkenlos wie selbstverständlich, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Mehr als zwölf Stunden. Und das seit Tagen!

Ich buchte bei der wasserstoffblonden Frau die zwei Zimmer, nebeneinander gelegen und beglich eine Anzahlung.

„Sie müssen sich dann noch anmelden! Meldebestimmungen!“, wurde ich belehrt, als ich die Quittung für die Vorauszahlung einsteckte.

„Ich weiß!“

2

Ich besaß nur das Foto. Maike hatte es mir als Anhang ihrer dritten oder vierten E-mail geschickt.

Wir sind uns zufällig, wirklich zufällig, im Netz, wie man mitunter auch das Internet bezeichnet, begegnet.

Keiner von uns hat „geparshipt“ und war auch nicht Kunde einer der vielen Kuppelagenturen, die auch im Netz ihre Dienste anbieten.

Zu irgendeinem Geschehen hatten wir unsere Meinung dem Netz anvertraut. Ich verwendete in diesem Fall meinen Klarnamen. Einige Tage später konnte ich eine E-mail lesen: Maike hatte mir geschrieben.

Sie meinte, es wäre ungewöhnlich, wenn jemand seine Meinung ohne Wenn und Aber derart der Öffentlichkeit anbietet. Das, so meinte sie, wäre bemerkenswert. Viele ihrer Freunde und Bekannten beteiligten sich mehr oder weniger regelmäßig an Diskussionen im Netz. Allerdings nur als „Mia 123“ oder so ähnlich.

Ich antwortete, noch am gleichen Tag. Und schrieb, wenn ich eine Meinung zu einem Thema habe, dann kann das auch jeder wissen. Anderenfalls behalte ich meine Ansicht für mich. Alles andere tangiert die Heuchelei. Was sagen, ja. Aber nicht 'rum meckern. Und alles schlecht machen. Aber bloß nicht erkannt werden.

Und fügte hinzu, bei dem geistigen Müll und den oft diffamierenden und inhaltsleeren und beleidigenden Kommentaren, die von vielen Zeitgenossen veröffentlicht würden, wäre es angebrachter, diese Leute äußerten sich als, beispielsweise, „Wurzelzwerg 872“.

Daraufhin hörte ich lange nichts von Maike. Nach einer Weile versuchte ich, den Kontakt zu ihr wieder einzurichten. Aber leider vergebens. Ich erhielt keine Antwort.

Ich hatte mich damit abgefunden, dass Maike in den unendlichen Tiefen und Weiten des world wide web versunken war, als eines Tages mein elektronischer Briefkasten eine Nachricht von ihr enthielt. So wie ein Komet, der erneut in meine Nähe gekommen war. Ich las und schrieb zurück.

Und seitdem tauschten wir beinahe täglich zuerst Nachrichten, später Ansichten und Meinungen und bald Briefe.

An die dritte oder vierte E-mail kam dann, angehängt und unverschlüsselt, das Foto von Maike auf meinen Rechner. Mit dem Hinweis darauf, nun zu wissen, mit wem ich meine Gedanken bespreche und wurde ebenfalls um ein Foto gebeten.

Das war nur allzu verständlich, denn Maike hatte ein Recht darauf zu erfahren, wer ihre mails empfängt.

Ich schrieb zurück, ein Foto würde einer E-mail angehängt werden.

Passfotos waren, so meinte ich, ungeeignet, mich bei Maike vorzustellen. Diese Bilder konnte ich nicht leiden. Schon gar nicht so, wie sie heute gefordert werden: frontal und möglichst nahe aufgenommen. Da fehlte nur „wanted“ am oberen Bildrand eingeblendet.

Deshalb wurde Jonas, ein guter Bekannter, beinahe schon ein Freund, um einige Fotos von mir „aus der Bewegung“ gebeten.

Wir gingen in den Garten hinter dem Haus, setzten uns und sprachen miteinander und dabei entstanden dann die Bilder. Von mir nahezu unbemerkt.

Eines wählte ich aus und schickte es noch am gleichen Abend an Maike.

Das war vor ungefähr einem Jahr. Und nun hatten wir uns auf der Insel verabredet. Maike hatte den Vorschlag gemacht und schrieb, sie wollte bis nach Hamburg mit dem Zug fahren und dann mit dem Katamaran zur Insel kommen.

Ich erwiderte, so richtiges „Inselfeeling“, auch Vorfreude, erfährt man erst dann, wenn die Anreise mit einem der weißen Dampfer erfolgt. Zum Beispiel von Cuxhaven oder von Bremerhaven.

Nach einigem Hin und vielem Her hatte ich Maike von der Abfahrt in Bremerhaven überzeugt.

Drei Stunden Fahrtzeit benötigte sie auch von Hamburg, allerdings im geschlossenen Katamaran ohne frische Brise. Das akzeptierte Maike und wir verabredeten uns dann auf der Insel.

Ich kam einige Stunden vor unserem Treffen auf die Insel, wollte, dass unsere erste Verabredung gelingt. Dazu gehörte auch, ohne Bedenken das vorbestellte Quartier abzusagen und woanders 'was geeigneteres zu suchen. Gründe dafür hatte ich genügend finden können, da war ich mir sicher.

Doch das war nicht erforderlich, weil alles zu meiner Zufriedenheit und in Ordnung. So, wie ich es erwartet hatte.

So hielt ich die Reservierung in der Pension am Alten Hafen aufrecht, was ich Maike noch einmal per E-mail bestätigte.

Nachdem ich mein Gepäck in der Pension abgestellt hatte, die Zimmer waren erst ab um drei Uhr am Nachmittag frei, ging ich wieder zum Hafen und setzte mich auf eine Bank, um zu beobachten. An Häfen gibt es immer interessante Dinge zu sehen.

„Wenn aus dem Gewerbegebiet am Hafen unverhofft viele Menschen kommen, dann hat entweder der Katamaran oder eines der Schiffe, die aus Niedersachsen die Insel anlaufen, festgemacht. Das bekommen Sie mit!“, erklärte mir die blonde Frau am Empfang.

Ich nickte stumm und ging. Runter zum Hafen.

Meine bisherigen Wohnorte, ausnahmslos alle, lagen immer am Meer. Oder wenigstens so, dass es ohne größere Umstände erreicht werden konnte. Das war für mich durchaus ein Kriterium, um mich wohl zu fühlen. Wenigstens einmal in der Woche musste ich den Geruch von Tang und Fisch und Salz und Meer tief einatmen. Und Schiffe sehen. Und Hafen hören.

Und spätestens nach einigen Wochen musste ich wieder mit einem Schiff fahren. Wenn nur mit der Kanalfähre im Winter. Dann, wenn die Passagierschiffe in den Werften für die neue Saison vorbereitet wurden.

Bevor ich mich auf die Bank am Alten Hafen setzte, kaufte ich mir ein Fischbrötchen. Übrigens mit köstlichem Matjeshering belegt.

Ich hatte noch nicht das erste Mal von dem Brötchen abgebissen, als ein kleiner Schwarm Strandkrähen sich in meiner Nähe niederließ. Woanders werden die Vögel auch Meereskrähen genannt. Andere Regionen, andere Namen. Doch es sind nur Möwen. Lachmöwen. Die weißen Vögel mit dem braunen Kopf.