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Spotlights auf Glauben - Wahrheit - Sein Projektionen aus der Sicht eines Managers, Politologen, Leistungssportlers. Der Körper wird durch Belastung und Herausforderung resilient und geistiges Training ist mehr als Facelifting des eigenen Wissens. Der Mensch braucht diese Spannungen, will er nicht aufgeben. Warum darf die Frage nach dem Sinn keine positive Antwort erlauben? Es geht um sinnstiftende Kräfte. Nicht ins Sinnlose abzugleiten, ist schon etwas Erstrebenwertes. Könnte es sein, dass der Glaubende mehr erkennt als der Ungläubige? Was sind die persönlichen Aufgaben, wie wird die positive Erfahrung weitergegeben, zu welcher Einstellung finden wir?
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Seitenzahl: 130
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Manager, Sportler, Politiker und wir alle rufen
DER RUF NACH DEM SINN
ENTSCHEIDUNGSFAKTOREN
WELTENENTWICKLUNG
ENTFLIEHT UNS DIE WAHRHEIT?
WARUM IST ETWAS WAHR?
KONFRONTATION MIT DER WAHRHEIT
NICHTSEIN ODER SEIN
WICHTIGER IST DER SINN
LEBENSFILM UND TRAUM
ZIEL
FAKTIZITÄT VON GESCHICHTE
DIE ROLLE UND DAS ROLLEN DER ZEIT
ZEIT-QUALITÄT
WAS BEDEUTET FORTSCHRITT?
WIE GEHEN WIR MIT ALTER UM?
CHANCEN DES INDIVIDUUMS
PARTNERSCHAFT MENSCH
ERWARTUNGSHALTUNG
WAS IST WEISHEIT
WAS GLAUBEN WIR?
KÖNNEN MANAGER GLAUBEN?
DAS LEBEN ALS ERNSTFALL
Was rüttelt auf, was stimmt nachdenklich in unserem persönlichen Biotop? Wir sind alle auf Gefühle programmiert. Und doch sind sie nicht das Ausschlaggebende.
Niemand ist auf simple Einstellungen erpicht. Gedankenstaffeln aus verschiedenen Philosophien werden hier an die Projektionswand geworfen.
Möglich, dass dies sogar bei Sportlern ankommt. Denn auch sie rufen. Es wird wohl nicht immer nur Aberglaube zelebriert, wenn sich Athleten vor einem Sport-Event bekreuzigen. Da Leistungssportler an die Grenzen ihrer Fähigkeiten gehen, wissen sie, dass nicht alles so selbstverständlich ist. Was aus dem Lifestyle widerhallt, gibt Anlass genug, darüber nachzudenken. Ähnliche Bedürfnisse werden auch bei den Matadoren der Wirtschaft geortet, den Managern. Klauben wir aus dem Korb noch die Lebenswelten der Politiker heraus. Auch sie fragen bisweilen nach den Wurzeln ihrer Bewusstheit. All ihre Handlungen sind verkoppelt mit Streben, manchmal in Lässigkeit, aber auch mit dem Nachdenken über das oft schwankende Warum der Abläufe. Der Zugang ist nicht so weltfremd wie es auf den ersten Blick vermutet wird.
Erhalten wir Antwort auf unser Rufen?
Solange wir mit dem Angelpunkt des Lebens verbunden sind, können wir das extrem Positive erahnen. Das muss gepflegt werden. Also heißt es richtig rangehen. Nicht nur die Sinne sind angesprochen, auch das persönliche Befinden. Oft merken wir, wie unsere Denkkraft steigt, wenn wir uns eine Auszeit nehmen, um unsere Aufmerksamkeit von einer anstrengenden Thematik auf etwas völlig anderes zu lenken. Die Unterbrechung des Alltagsspiels kann kurz oder lang angelegt sein, das ist nicht das Entscheidende. Es wird uns gut tun, einfach die innere Haltung zu verifizieren. Sie sollte sich als stimmig erweisen. Dann sind wir mit der Wirklichkeit konfrontiert. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als nach Erkenntnis zu streben. Wir werden nachdenklich, vielleicht sogar froh darüber sein. Alle Eigenschaften des Denkens werden wir einsetzen, wenn wir das Problem lösen wollen, wie unser Leben aufzufassen ist.
Wenn das Alltagsdenken sich von seinem Fundament loslöst, kommt die Basis selbst ins Trudeln.
Wo steckt er nun, der Sinn? Finden wir ihn im Elan, in der Freude, oder manifestiert er sich in Ohnmacht oder gar in Gewalt?
Sind das Positive und das Negative nur Reflexe? Ist das Leben echt oder nur ein vorübergehender Trance-Zustand? Da tauchen sie auf, die erkennbaren, manchmal verschmähten Ingredienzen von Sinn: Werte, Reflexionen, Sehnsüchte, Erfüllung. Wir hören immer so von Geschichten, die das Leben mit sich bringt, es gestalten. Oftmals werden sie unbestimmbar gezeichnet. Doch das Leben wird offensichtlich von uns mitgeformt. Es ist etwas Intersubjektives, in das jeder Einzelne investiert. Darauf kann man bauen, dort kann man ansetzen, dabei kann man bleiben, oder auch nicht. Es gibt nichts Unerklärliches, auch wenn man manchmal in einer Grauzone dahin zu schwimmen glaubt.
Wir fühlen uns doch so wahnsinnig aufgeklärt. Peter Sloterdijk, ein Philosoph der Jetztzeit, formuliert es so: „Die Aufklärung ist kein Erwerb von Schätzen, sondern eine Verschwendung von Dummheit“. An was soll man nun glauben, wenn man überfüttert wird mit der Propaganda-Nahrung des gewalttätigen Zweifelns? Wie kommen wir aus dem Chaos der unbewältigten Gedanken, der unerfüllten Sehnsüchte heraus? Wie kommen wir in die Nähe der großen Geheimnisse?
Es geht nicht über Vorschriften, um geistig weiterzukommen. Glauben wir doch nicht an den Zauberstab, der über uns schwebt.
Ein undefinierbares „Es“ würde die Menschen allzu gerne nach Gutdünken zerstückeln. Der Mensch muss selbst seine Fähigkeiten ausspielen. Allerdings wird er es ohne das Mitwirken einer höheren Macht nicht schaffen. Der Mensch ist nicht Her der Dinge. Vertrauen wir nicht den Moden irgendeiner Epoche, die einen verführen. Sie vergehen, obwohl sie zunächst verzaubern. Auch so manche Moden der Philosophie zählen zu den Flüchtigkeiten menschlichen Dafürhaltens. Drei Beispiele für die triviale Leere gedanklicher Experimente: als erstes aus der Antike die Argumente des Philosophen Protagoras, der sich darin verbiss, der Mensch sei das Maß aller Dinge. Ein zweites aus der Zeit der Aufklärung die Ansichten von David Hume und seiner Anhänger, die sich die Wahrheit handlich zurechtzustutzen versuchten. Und drittens aus dem 20.
Jahrhundert etwa Sigmund Freud, der mit seiner Enträtselung der Seele aus der Skepsis moderner Wissenschaftler heraus längst wieder überholt ist. Unerfreulich entwickeln sich die Theorien des Selbstbetrugs.
Das Leben spielt nicht. Ein solcher Weltenplan wäre zu puppenhaft, zu einfach, er entspräche nicht der Verständlichkeit von Totalität. Was spricht dagegen, sich an der Qualität des Seins zu freuen? Wir sind sehr wohl Akteure, wir können überlegen, können entscheiden, wir Menschen. Wir sind nicht ferngesteuert. Wo wir gehen, hinterlassen wir Spuren. Es liegt an uns, welche Konturen diese Abdrücke haben. Wir sind unheimlich klein im Umfeld des Universums, oft machtlos, aber keineswegs ein Nichts. Wir sind so gemacht, dass wir etwas bedeuten. Wir leben in einer der kleinsten Galaxien in einem winzigen Punkt im All und dennoch umfasst das Gehirn des Menschen das ganze Universum. Wir sind sogar fähig, über die unsichtbare Welt zu reflektieren.
Welche Rolle spielen bei dieser Rundschau Dankbarkeit, Achtung, Liebe?
Unübersehbar sind sie keine leeren Kategorien. Sie sind Kräfte. Wir streben nach der Bündelung von Kräften. Wenn uns der Alltag herabziehen will, haben wir die Befugnis, das Besondere zu sehen, seine Ideen auszuarbeiten. In den speziellen Passagen des Daseins könnten wir draufkommen, dass wir ganz und gar nicht bedeutungslos sind. Und wir können erkennen, was für uns von Bedeutung ist.
Wo finden wir die Antworten auf die essenziellen Fragen? In unsere Brüchigkeit wurde Stärke gelegt. Das ist unsere Chance, die Utopie des Perfekten nicht in Anspruch zu nehmen, es vielleicht zu pflegen, uns aber nicht von ihm beherrschen zu lassen. Die Möglichkeit besteht, damit gut umzugehen. Wir dürfen die Schönheit im Natürlichen genießen und brauchen uns nicht auf brutale ungestaltete Exzesse einlassen.
Vielleicht glückt es uns, andere auf die Reise gleich mitzunehmen. Wenn wir zur Zukunft aufbrechen, welche Art von Zukunft meinen wir da? Und wie könnte der Aufbruch aussehen?
In jedem von uns dürfte ein Quäntchen Angst vorhanden sein. Wie gehen wir damit um? Angst bleibt letztlich eine Fiktion. Sie lässt Aufbrüche kaum zu.
Besonders die Angst vor dem Leiden scheint uns fertig zu machen. Wir verkrampfen. Dabei sollten wir das Mögliche, nicht das Negative betrachten.
Einerseits macht uns das eigene Leid fertig, zusätzlich berührt uns das Leid der anderen. Wir brauchen eine neue Einstellung, wir müssen reagieren. Die gute Nachricht ist, es gibt das Glauben, das sich keine Angst vor der Wahrheit leisten kann. Wahrheit gibt die Garantie für Freiheit. Das gilt für die allgemeinen Menschenrechte genauso wie für die innere Freiheit. Unglaublich, was da auf uns einströmt.
Die empirische Wissenschaft bedient sich eines beliebten Instrumentes, um Zustände zu definieren: die Faktorenanalyse. Der richtige Umgang mit Faktoren ist bedeutungsvoll in der Praxis der Wirtschaft als auch der Gesellschaftsmechanismen. Als konkrete Messgrößen dienen die Variablen. Sie haben wieder Einfluss auf andere Faktoren. Als praktisches Beispiel: um zu bewerten, wie Studenten am effizientesten im Studium vorankommen, wird ihre Umgebung, ihre Universität, ihre eigenen Fähigkeiten wie Selbständigkeit, Ausdauer oder Systematik im Lernprozess bestimmt. Die gesammelten Faktoren laufen dann auf die Prägung einer Eliteausbildung zu: hohe Konzentration, talentierte Professoren, signifikante Budgets und visionäre strategische Zielrichtungen. Sie alle lassen sich mit Hilfe von Variablen messen. Abgesehen davon, dass Faktoren die Kriterien objektiv halten, können sie selbst steuern.
Sie beeinflussen sogar die Strukturen. Sie können aufwerten oder auch zerstören.
Strukturen sind in der Lage zu eskalieren.
Verantwortlich dafür sind die bestimmenden Faktoren. Beruhigend an all der Sachlichkeit ist, dass Faktoren vom Menschen dirigiert werden. Es wäre nur gut, wenn auch er sachlich bliebe.
Nur, welche Faktoren könnten das sogenannte Schicksal unter die Lupe nehmen? Wie könnte die Ursache unseres Daseins bestimmt werden, oder die religiöse Gesundheit? Man käme nicht weit, wenn man sich in diesen Sphären auf Experimente einließe. Immerhin bestätigt die Naturwissenschaft, dass geistige Faktoren Einfluss auf die somatische Gesundheit haben. Die Wechselbeziehung zwischen Gehirn und der eigenen Bewusstheit ist nicht zu leugnen. Selbst die Immunologie beschäftigt sich heute mit den seelischen Empfindlichkeiten. Ein Netzwerk aus Millionen Nervenzellen liefert ständig Informationen an das so definierte limbische System. Dort werden die Gefühle verarbeitet. Damit kann auch die seelische Lebenskraft für ein stabiles geistiges Immunsystem sorgen.
Die Wahrnehmung und die Erfahrung lassen sich aus dem Erlebten nicht ausklammern. Wir erleben gerade in unserer säkularisierten Welt den Wunsch, temporär in Klöstern zu Gast zu sein. Aus gutem Grund gibt es den Drang, Kraftorte aufzusuchen. Gestresste Zeitgenossen zieht es zu den Orten der Ruhe und des inneren Ausgleichs. Die Mönche gewähren Gastfreundschaft, doch verwehren sie sich gegen den Versuch, sich psychologisch vereinnahmen zu lassen. Sie hüten sich vor dem spirituellen Anachronismus.
Wer solche Oasen der Stille aufsucht, sollte sich auch für die Hintergründe dieser Orte Interesse zeigen. Es macht schon etwas aus, zu wissen, welche Ideen und Gepflogenheiten hinter den Regeln der verschiedenen Kloster-Gemeinschaften stehen. Nicht nur die Inhalte, auch die historischen Entwicklungen umfassen ein wertvolles Ganzes, aus dem gelernt werden kann.
Zwar können Bauten zerstört werden, doch die Inhalte bleiben einer späteren Nachwelt erhalten. Den Quellen werden wir nur näher kommen, wenn wir uns mit ihnen befassen. Klöster sind ja nicht irgendwelche Logen von Macht-Eliten.
Den Jakobsweg aus rein sportlicher Herausforderung zu bestreiten, um einmal dabei gewesen zu sein, wäre Schwachsinn. Da gäbe es wohl interessantere physische Wagnisse auch für die Allgemeinheit. Es geht in solchen Erkenntnisprozessen um die Chance, das Bedeutsame zu ergründen.
Bilden wir das ab, was uns lebenserhaltend erscheint, stoßen wir auf das ureigene Bewusstsein. Erfüllt es den Anspruch der Realität? Wir erkennen etwas Bestimmtes, wenn auch nur rätselhaft. Wir werden zu Mitwissern unseres Wesens, unserer Seele. Wir bemühen unsere Aufmerksamkeit, um diese Erfahrung einzusaugen. Jede/r von uns belegt seine Einzigkeit. Unter all den Geschöpfen hat der Mensch allein die Fähigkeit zu objektivieren und zu erwägen. Das objektivierte Sehen und Bewerten geht mit einem ständigen Korrigieren einher. Ganz begreifen wir es nicht, was da vor sich geht, was wir eventuell spüren. Es gibt manche, die es zu sezieren versuchen. Doch auch mit Hilfe der unzähligen neuronalen Bahnen werden wir das Gefüge nicht bis ins Letzte erklären können. Der Sinn lässt sich wissenschaftlich nicht erheben. Immerhin klärt die Hirnforschung auf, dass das Bewusstsein nicht identisch mit der Gehirnmasse ist. Einmütig kapieren wir, dass der Geist das erste und direkteste Ding unserer Erfahrung ist. Damit haben wir schon etwas, mit dem wir das Sein stabilisieren können. Der Doyen der Neurowissenschaften John Eccles sagt von sich selbst: „Ich glaube, dass in meiner Existenz ein fundamentales Geheimnis liegt, das jede biologische, wissenschaftliche Erklärung übertrifft.“
Der Neurologe Viktor Frankl ging in der von ihm entwickelten Logotherapie und Existenzanalyse davon aus, dass der Mensch in erster Linie ein geistiges Wesen ist. „Ihm ist der Wille zum Sinn eingeboren. Also strebt er danach, sein Leben in einem Sinnzusammenhang zu verstehen. Tut er dies nicht, falle er unweigerlich in eine existenzielle Frustration mit den möglichen Symptomen von Aggression oder Depression“. Viktor Frankl hat es mit seiner Methode geschafft, der Deportation ins Konzentrationslager ein trotziges „Ja zum Leben“ abzujagen.
Darüber hinaus meint er, „nur die Minderheit der Menschen sei anständig, aber geradezu deswegen wird es zu einer Herausforderung, dieser Minderheit anzugehören“.
Einige Jahre nach Viktor Frankl, wir befinden uns bereits im 21. Jahrhundert, spricht ein Ordens-Prior, Luc Emmerich, in einem Vortrag darüber, wie es helfen könnte, auch für die Schmerzen zu danken: „Das Schlimme darf nicht wie ein Riesenschatten über dir hängen. Das Gebet schreit den Schmerz nicht mehr hinaus, sondern lobpreist ihn sogar“. Das ist eine fast unerträgliche Herausforderung. Vielleicht geht man mit dem Leid am besten um wie mit dem Schmerz: wenn wir schon akzeptieren müssen, dass er da ist, tun wir dies im Bewusstsein, dass er auch einmal weg sein wird. Der Schmerz ist oft zur Erinnerung da, dass etwas getan werden muss, um Schaden abzuwenden. Das Beten definiert Luc Emmerich „im Unterschied zu den fernöstlichen Künsten wie Zen und Yoga als eine Technik, ohne eine solche zu sein, als eine Kunst, die keine ist, als eine Methode, die darin besteht, keine Methode zu haben. Das Beten ruht nicht auf sich selbst, ist nichts selbst Erzeugtes, es ist ein Geschenk.“
Dieser Art von Geschenk ist jedoch inkompatibel mit persönlicher Passivität.
Solange wir uns der Anstrengung verweigern, werden wir kaum mitbekommen, dass wir eine höhere Hilfe brauchen. Es folgt permanente Fehlkommunikation. Irgendwie sind wir mit den parodistischen Gegensätzen der Dinge konfrontiert. Wie kann da das Glauben zum bestimmenden Faktor werden? Es stellt kein System dar und ist auch kein zwingendes Moral-Postulat. Es hat etwas mit Lebenswahrheit zu tun.
Glauben umfasst eine Sphäre, die das Leben ausmacht. Es ist nicht ein Nichtwissen, sondern ein Mehrwissen, eine spezielle Art von Gewissheit. Wir sind auf Glauben soundso angewiesen, denn bloß ein Zehntel dessen, was wir zu wissen glauben, stützt sich auf unsere eigene Wahrnehmung, belegt die Sozialwissenschaft.
Den Glauben können wir uns selbst nicht schaffen, wir bekommen ihn tradiert. Das religiöse Glauben besteht in der Beziehung zum Absoluten. Aus uns heraus könnten wir das Übernatürliche nicht erkennen. Dieses Befinden vermitteln wir uns gegenseitig. „Ohne Vermittlung durch andere, würde Kirche nicht existieren, nicht einmal der Ansatz dazu“, moniert der Philosoph und Kommunikationsguru Rupert Lay. Diejenigen, die Vermittlung ablehnen, verneinen deckungsgleich den freien Willen. Sie sind den Launen diffuser Mächte eher zugänglich. Glauben ist kein Automatismus, er ist Entscheidung. Wie würden wir nun unsere Erkenntnis an andere weitergeben?
Von Anfang an fehlt dem Individuum die absolute Klarsicht. Sie ist allzu oft von Irrglauben oder von Verdrossenheit am Glauben verdeckt. Den Desillusionen folgt die Resignation. Steigt das Missbehagen, wächst die Neigung zum Aufstand.
Ähnliches erfahren wir in der heutigen Zivilgesellschaft, wenn der Groll in Szenarien hineinführt, die zum Wutbürgertum ausarten. Sie eskalieren bis zur gesellschaftlichen Verweigerung.
Wie leicht ist es hinauszuposaunen, man brauche keine Riten, Vorbilder oder Leitplanken.
Dogmen sind nicht bloße Meinung, sie sind systemische Behelfe. Ihre Aufgabe ist es, Inhalte weiterzureichen. Wir werden nie die komplette Information besitzen, in keinem unserer Fachgebiete. Wir brauchen aber konkrete Hinweise, wenn wir etwas angehen wollen. Nichts anderes demonstriert die personifizierte Formel des Christentums „Der Weg, die Wahrheit und das Leben“. Da werden keine Abstraktionen verbreitet, sondern substanzielle Bekundungen. Wir sollten wissen, was wir glauben. Wissen ist nirgendwo so bedeutungsvoll wie beim Glauben. Erst der Bestand von Fakten führt zur Festigung des Glaubens.
Dennoch, das Wesentliche liegt jenseits unserer Vorstellungskraft.
In unserer postfaktischen Welt entsteht der Eindruck, dass Wahrheiten immer mehr verdreht werden. Wir brauchen gar nicht erst auf den noch rudimentär primitiven Umgang mit dem Internet verweisen. Marken-Fakes sind früher schon zu einer industriellen Macht geworden. Schwarze Propaganda operiert mit falschen Botschaften, das ist eine uralte Gewohnheit. Heutzutage haben sich lediglich die technologischen Möglichkeiten potenziert. Politische Autokraten spielen gerne damit.
Nirgendwo mehr als im öffentlichen Leben ist Manipulation zu spüren.
Fakes vernebeln die Realität. Schon Sokrates, der Gigant der Philosophie, deutet darauf hin, „dass der Mensch der Wahrheit des Seienden immer mehr verlustig wird“. Die Wahrheit wird verzerrt und misshandelt. Wo werden wir also die Wahrheit finden?
Wie sieht es mit der Echtheit in den Denkprozessen aus? Woran liegt es, dass wir die Wahrheit gerne manipulieren?
Möglicherweise daran, dass uns die Interessen mehr bedeuten als die Fakten.