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Seit der Implosion der Supermacht Sowjetunion haben sich die Gewichte der Welt nachhaltig verschoben. Zwar hat das russische Imperium unter Putin zu innerer Stabilität zurückgefunden, doch an seinen Außengrenzen brodelt es. Peter Scholl-Latour hat die russischen Grenzgebiete von Minsk bis Wladiwostok bereist. In gewohnt souveräner Manier schildert er seine Eindrücke und macht deutlich, wie sehr die Vorgänge in diesen Konfliktregionen uns unmittelbar betreffen.
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Das Buch
Alle reden von der Rivalität zwischen den USA und der aufstrebenden Weltmacht China. Das Schicksal der einstigen Supermacht Rußland hingegen, das Deutschland und Europa unmittelbar angeht, wird sträflich vernachlässigt. Dabei ist Putins Imperium mit seinen immensen Bodenschätzen ein unverzichtbarer Partner des Westens.
Mit dem ihm eigenen Gespür für kommende Krisenherde hat Peter Scholl-Latour die unruhigen Grenzregionen Rußlands bereist: im Westen Weißrußland und die Ukraine, die die Ausdehnung von NATO und EU nach Osten und den damit einhergehenden Reformdruck zu spüren bekommen, im Süden die zentralasiatischen GUS-Staaten, in denen der Islamismus brodelt und die USA militärisch Fuß zu fassen suchen, in Fernost das chinesisch-russische Grenzgebiet, wo die dünnbesiedelten sibirischen Weiten dem Bevölkerungsdruck und Wirtschaftsboom Chinas ausgesetzt sind. Dieser Zangengriff, dem sich Putins Rußland an seiner West-, Süd- und Ostflanke gegenübersieht, wird unvermeidlich extrem nationalistische Reaktionen hervorrufen. Zwischen Minsk und Wladiwostok steuert alles auf eine weltpolitische Krise zu. Scholl-Latour versteht es glänzend, unmittelbare Erlebnisse und jahrzehntelange Erfahrungen zu einem eindringlichen Gesamtbild zusammenzufügen und deutlich zu machen, daß die Vorgänge in diesen Konfliktregionen uns unmittelbar betreffen.
Der Autor
Peter Scholl-Latour, geboren 1924 in Bochum. Seit 1950 arbeitete er als Journalist, unter anderem viele Jahre als ARD-Korrespondent in Afrika und Indochina, als ARD-Studioleiter in Paris, als Fernsehdirektor des WDR, als Herausgeber des STERN. Seit 1988 als freier Publizist tätig. Seine TV-Sendungen über die Brennpunkte des Weltgeschehens finden höchste Einschaltquoten und Anerkennung, seine Bücher sind allesamt Bestseller. Peter Scholl-Latour verstarb am 16. August 2014.
Von Peter Scholl-Latour sind in unserem Hause bereits erschienen:
Zwischen den Fronten (2007)Der Weg in den neuen Kalten Krieg (2008)Die Angst des weißen Mannes (2009)Koloß auf tönernen Füßen (2006)Weltmacht im Treibsand (2005)Kampf dem Terror – Kampf dem Islam? (2004)
Vorwort zum Taschenbuch
PRÉLUDERisse im Bündnis
Deutschland am Hindukusch
Abschied von der NATO
Atombomben auf Iran?
»Die kältesten Ungeheuer«
WEISSRUSSLANDBlutiger Schnee
Rückkehr zum »Kalten Krieg«
Auf den Spuren von »Barbarossa«
»Outpost of tyranny«
Der Golem geht um
Der Mann des Präsidenten
Eine weißrussische Jeanne d’Arc
»Batkas« Sieg
RUSSLANDDer Geheimdienstchef und die Reichszerstörer
Alarm im Zentralkomitee
»Vive la Russie!«
Der Emir von Baku
»Erhebe Dich und greife zum Schwert«
Das Amerika-Haus
Die neue Smuta
Primakow und die »Familie«
Die NATO drängt nach Osten
TATARSTANMohammed an der Wolga
Die blaue Kuppel der Kul-Scharif
»Kratzt den Russen an …«
Illusionen des Euro-Islam
Brückenschlag am Ural
Die Kaukasische Wunde
Karatekämpfer in Dagestan
RUSSISCH-FERNOST»Mahagonny am Meer von Okhotsk «
Das Tor zur Hölle
Chinesenmarkt
Die Müllkippe
USSURIAuf verlorenem Posten
»Beherrsche den Osten!«
Am Fluß des »Schwarzen Drachen«
Der »Starez« und die Dinosaurier
»Stärker als Amerika«
Russisches Elend
MANDSCHUREIEin befriedetes Schlachtfeld
Die Freuden der Tafel
Die Erben des letzten Kaisers
Disney World am Gelben Meer?
Die Giraffe des Admirals
CHINAJenseits von Mao
»Wenn China spuckt …«
Auf der Suche nach dem »Großen Pferd«
Der Fluch von Tian An Men
»… ein Bilderstürmer bin ich ja auch«
Absagen an Konfuzius
»Beyond America«
UKRAINEVerfaulte Orangen
Wanderzirkus der Demokratie
Patriarchen und Oligarchen
»Noch 300 Kilometer bis Stalingrad«
Personenregister
Im Januar 2006 war es noch eine kühne Vermutung, im belarussischen Minsk von einer »Rückkehr zum Kalten Krieg« zu reden. Heute ist das Thema in aller Munde. Natürlich besteht keine Gefahr, daß es jemals zu einer kämpferischen Auseinandersetzung großen Stils zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Russischen Föderation kommt. Diese Befürchtung hat seit der Kuba-Krise nicht mehr real bestanden. Heute würde im Extremfall das Weiterbestehen des nuklearen Patts die ehemaligen Kontrahenten des Ost-West-Gegensatzes zur Räson zwingen.
In München war im Frühjahr 2007 eine seltsame Aufregung im westlichen Lager aufgekommen, als bei der leider umbenannten »Wehrkundetagung« Wladimir Putin mit der Faust auf den Tisch schlug und die Dinge beim Namen nannte. Hatten Amerikaner und Deutsche denn wirklich geglaubt, der russische Präsident, der durch die harte Schule des KGB gegangen ist, werde passiv zuschauen, wie Washington und Brüssel eine politische »Einkreisung und Isolierung« seines Landes betrieben, und diese gefügig hinnehmen? Die US-Militärbasen in Zentralasien, im Kaukasus, in Polen und auf dem Balkan führen aus der Sicht des Kreml eine deutliche Sprache. Die Aufkündigung des ABM(Anti Ballistic Missiles)-Vertrags durch Washington beantwortet er mit der Absage an jenes Abkommen über die Reduzierung konventioneller Waffen, die einst zwischen dem Atlantischen Bündnis und dem Warschauer Pakt vereinbart wurde, zumal Letzterer nicht mehr existiert und die ehemaligen Sowjet-Satelliten sich heute im Lager der NATO wiederfinden.
Wen wundert es da, daß der »neue Zar« bei seinem Treffen mit Angela Merkel in Samara an der Wolga ihrer Forderung nach mehr Freiheit und nach Wahrung der Menschenrechte mit einer scharfen Replik begegnete? Wenn schon die USA von ihrer missionarischen Aufgabe, die Demokratie weltweit zu fördern, Abstand nehmen, indem sie die tyrannischsten Staaten der islamischen »Umma« in die Arme schließen und mit Waffenlieferungen überhäufen, dann mutet es wohl etwas vermessen an, daß die Bundesrepublik in die Rolle des globalen Tugendwächters schlüpft.
Die Ankündigung Putins, er werde auf die Entwicklung eines Raketen-Abwehr-Systems in Polen und einer großen Radar-Station in Tschechien notfalls mit der Ausrichtung eigener Lenkwaffen auf diese Ziele reagieren und deren Abschußrampen ausgerechnet in Kaliningrad oder Königsberg installieren, hat in den deutschen Medien und bei deutschen Politikern heftigen Protest ausgelöst. Aber was hatte man in Berlin erwartet? In der Perspektive Moskaus handelt es sich bei dem amerikanisch-polnischen Projekt um eine glatte Provokation, selbst wenn man das Argument einer Bedrohung Rußlands beiseite lassen kann. Die europäischen Partner der Atlantischen Allianz, die von Washington und Warschau über diesen heiklen Entschluß weder informiert noch konsultiert wurden, sollten die Frage aufwerfen, welchen konkreten Stellenwert die NATO noch für sie hat, wenn sie auf burschikose Weise übergangen wird. Der Verdacht könnte sogar aufkommen, die Bevorzugung der östlichen Bündnispartner solle zur Aufteilung des Kontinents in »junge und alte Europäer«, von der Donald Rumsfeld sprach, neu aufleben lassen und vertiefen. Die polnische Staatsführung, verkörpert durch das Zwillingspaar der Brüder Kaczynski, ermuntert nicht nur das Zurückdrängen des russischen Erbfeindes im Osten, sie lähmt auch die Handlungsfreiheit der Europäischen Union und legt sich mit ihrem westlichen Nachbarn, mit Deutschland, an.
Wozu soll diese Raketen-Abwehr in Polen nutzen? Zunächst muß festgestellt werden, daß die Wirksamkeit dieser Geräte laut amerikanischen Angaben noch keineswegs zufriedenstellend getestet wurde. Die Behauptung, es gehe darum, die Islamische Republik Iran oder gar Nord-Korea daran zu hindern, das Gebiet der Vereinigten Staaten von Amerika unter nuklearen Beschuß zu nehmen, klingt geradezu absurd. Das theokratische Regime von Teheran ist weit davon entfernt, eine solche ballistische Kapazität zu entwickeln und bastelt ja immer noch mühselig an der Fertigung seiner ersten Atombombe. Im Übrigen würde eine nukleare Attakke gegen Amerika, wie übrigens auch gegen Israel, durch die totale Vernichtung, durch die Ausradierung Irans abgestraft. Den persischen Mullahs ist manches zuzutrauen, aber wohl nicht der kollektive Selbstmord ihrer ganzen Nation. Sogar der Ayatollah Khomeini hatte sich zu einem Waffenstillstand mit Saddam Hussein bereitgefunden – er hätte angeblich lieber einen Becher mit Gift geleert –, als die irakischen Lenkwaffen in Teheran und Isfahan explodierten. Der Autor dieses Buches hatte 1983 nachdrücklich für die Stationierung amerikanischer Pershing II-Raketen auf deutschem Boden als Gegengewicht zu den sowjetischen SS-20 plädiert und läßt sich bei seiner Kritik vom widersinnigen Missile-Engagement des Pentagons in Polen nicht durch prominente Politiker der jetzigen Berliner Koalition zurechtweisen, die seinerzeit die Dislozierung der Pershing II fast um jeden Preis zu verhindern suchten.
Im Gegensatz zur deutschen Bundeskanzlerin, die Wladimir Putin in Samara die Leviten verlas, hat George W. Bush seinem Moskauer Kontrahenten bei dessen Besuch in USA mit schmeichelhafter Ehrung aufgewartet. Er, der immerhin bei völlig freien Wahlen die Mehrheit der Russen hinter sich wüßte, war Familiengast im exklusiven Ferienressort von Kennebunkport. Er ging mit dem Präsidenten angeln und wurde im Kreis der »Bush-Dynasty« zum Hummer-Essen geladen. Beide Methoden haben bei dem Kreml-Herrn wenig bewirkt. Er spielt neuerdings mit harten Bandagen. Rußland will sich im Weltsicherheitsrat der einseitigen Unabhängigkeitserklärung des Kosovo widersetzen und damit die Absichten Washingtons auf dem Balkan durchkreuzen. Im Kaukasus gerät die Republik Georgien unter wachsenden Druck. Im Nahen Osten distanziert sich Moskau von der westlichen Allianz, indem es bei den Sondierungsgesprächen einer Kompromißlösung im Heiligen Land auch Vertreter der palästinensischen Hamas-Partei empfängt, die von Bush trotz ihres Wahlsieges in Acht und Bann getan wurde. Schon redet man von einer Rückkehr der Schwarzmeer-Flotte ins Mittelmeer und dem Ausbau einer russischen Marine-Basis an der syrischen Küste. Auf spektakuläre Weise hat ein russisches Tauch-Boot die Flagge der Föderation auf dem Meeresgrund des Nordpols und damit den Anspruch Moskaus auf die dortigen gewaltigen Reserven an Petroleum und Gas verankert. Selbst dem weißrussischen Nachbarn und Partner läßt man keine Extravaganzen mehr durchgehen, und Alexander Lukaschenko muß sich nach neuen Freunden im Iran der Mullahs oder in der Republik Venezuela des Oberstleutnant Hugo Chavez umsehen.
Seit den schmählichen Zeiten des sowjetischen Zusammenbruchs hat sich ein grundlegender Wandel vollzogen. Infolge einer gesteigerten Produktion von Erdöl und Erdgas, vor allem auf Grund der enorm angestiegenen Energie-Preise, verfügt Rußland über einen finanziellen Überschuß, von dem es früher nur träumen konnte. Die Versuchung ist groß, diesen Vorteil gegenüber den Europäern, vor allem gegenüber den früheren Staaten des Warschauer Paktes, als Erpressungspotential zu nutzen. Die Gefahr wird von Politikern und Publizisten, die offenbar von Bismarcks »cauchemar des alliances – von seinem Alptraum der Bündnisse« nie etwas vernommen haben, propagandistisch hochgespielt.
Zum Abschluß dieser Aktualisierung will ich den angesehenen amerikanischen Kommentator William Pfaff zitieren, der den unmittelbaren Nachbarn Moskaus, zumal Polen und den baltischen Staaten, folgendes zu bedenken gibt: »In ihrer Wut auf Rußland und in ihrer aggressiven Unterstützung der ›hardliner‹ der Bush-Administration scheinen die Osteuropäer zu vergessen, daß Putins Rußland das einzige Rußland ist, mit dem sie und wir es zu tun haben. Mit ihm muß man irgendwie zurecht kommen. Die Länder, die Rußlands Nachbarn sind, leiden unter einem Fluch der Geographie. Sie können sich aber keine andere Plazierung aussuchen. Ihre amerikanischen Freunde sind von ihnen um einen Kontinent entfernt. Zudem wechselt die amerikanische Führung, und der nächste Präsident in Washington könnte sich sehr wohl von der jetzigen Bush-Linie gegenüber Rußland distanzieren. So etwas kann durchaus im nationalen Interesse geschehen.«
Süd-Frankreich, im August 2007
Die Auffahrt zum Salang-Pa ist durch dichten Nebel verhangen. Erst als wir jenseits des endlosen Tunnels in dreitausend Meter Hhe durch furchterregende Felsschluchten zur Steppenebene des Amu Daria absteigen, bricht die Sonne durch. Bis Mazar-e-Scharif, dem zentralen deutschen Sttzpunkt in Nord-Afghanistan, sind es noch zweihundert Kilometer. Zwischen Kabul und Mazar betrgt die Fahrzeit ungefhr sieben Stunden. Hinter Scharikat, am Eingang des Pandschir-Tals, sind uns keine Patrouillen der NATO-Verbnde und auch keine Soldaten der Afghanischen Nationalarmee mehr begegnet.
In unseren beiden Landrovern haben wir uns ohne jeden Schutz auf den Weg gemacht. Die Route gilt als relativ sicher, whrend die Verbindung nach Kundus einem weiter stlich gelegenen Stronghold des deutschen ISAF-Kontingents neuerdings hufigen berfllen ausgesetzt ist. Kurz vor Erreichen des Flugplatzes, an den sich das deutsche Camp Marmal anlehnt, rollt ein Konvoi von zwei Dingos und zwei ungepanzerten Wolf in hohem Tempo an uns vorbei. An der schwer befestigten Einfahrt ruft die Ankunft unserer Zivilfahrzeuge Nervositt hervor. Wer kann schon garantieren, da wir keinen Sprengstoff mit uns fhren, und fr unsere beiden afghanischen Fahrer wrde selbst ich nicht die Hand ins Feuer legen. Die Lage beruhigt sich schnell beim Erscheinen des zustndigen Offiziers. Aber die erste Stimmung des Empfangs, die hastige Verstrkung der Abwehrwlle durch Sandscke und Betonmauern deuten darauf hin, da die deutsche Militrprsenz auf Verteidigung und zunehmend wohl auf Selbsterhaltung ausgerichtet ist.
Was haben Afghanistan und die Prsenz deutscher Truppen am Hindukusch mit der Einkreisung Rulands zu tun, der dieses Buch gewidmet ist? Meine Erkundungsreisen zwischen Minsk und Peking habe ich in den Monaten Juli und August 2006 durch Expeditionen in die heiumkmpfte Stadt Kirkuk im Irak, einen Aufenthalt in der Islamischen Republik Iran und in Israel sowie durch diese Bestandsaufnahme in Afghanistan ergnzt. Dort berschneiden sich ja die Kraftlinien. In Kabul steht die ratlose Atlantische Allianz vor einem gordischen Knoten, und es ist kein Alexander in Sicht, der ihn mit seinem Schwert durchschlge. Das der Bundeswehr zugewiesene Territorium erstreckt sich von dem schmalen Grenzstreifen mit der Volksrepublik China im stlichen Wakhan-Zipfel bis zur Provinz Herat, wo die Italiener Wache halten. Herat gilt kulturell als persisches Einflugebiet.
Im Norden zieht der Amu Daria, der in seinem Oberlauf Pjantsch heit, die Trennungslinie zwischen dem NATO-Territorium Afghanistans und den zentralasiatischen Republiken Usbekistan und Tadschikistan. Auf das Wohlwollen beider Regierungen ist die Prsenz der Bundeswehr angewiesen. Der Flugplatz Termes, unmittelbar nrdlich des Stroms gelegen, ist die unentbehrliche Relais-Station fr alle deutschen Transporte und Verstrkungen. Da sich die Beziehungen zwischen dem usbekischen Staatschef Karimow und den USA dramatisch verschlechtert haben, muten behutsame Verhandlungen zwischen Taschkent und Berlin gefhrt, mute die Pachtgebhr vermutlich wesentlich erhht werden, um den Verbleib der Luftwaffe in Termes zu gewhrleisten.
Anders verhlt es sich mit Kundus, das durch eine vorzgliche Asphaltstrae von Chinesen gebaut mit dem Ufer des Pjantsch verbunden ist. Jenseits davon stehen die Grnmtzen der tadschikischen Grenzwchter. Im extremen Ernstfall wre die deutsche Garnison von Kundus vermutlich auf die Untersttzung der 201. russischen Infanteriedivision angewiesen, die weiterhin in der Hauptstadt Duschanbe dafr sorgt, da Tadschikistan nicht in den grauenhaften Brgerkrieg zurckfllt, an dem das Land in den neunziger Jahren zu zerbrechen drohte. Zu den Russen mten sich die Deutschen dann allerdings durchschlagen.
Kundus hatte ich wie auch Faizabad, den uersten Vorposten, der sich an China heranschiebt, im Herbst 2005 aufgesucht. In dem Sttzpunkt Faizabad, der bei Regen und Schneewetter ber Land kaum zu erreichen ist, konnte ich feststellen, da im Falle eines wie auch immer gearteten massiven Aufstandes nicht die geringste Evakuierungschance bestnde, zumal im Winter, wenn eisige Temperaturen und Nebelschwaden den Entsatz aus der Luft verhindern. Was dann aus der Kommandozentrale Mazar-e-Scharif wrde, lt sich auf der Landkarte ablesen. Es bliebe nur der verzweifelte Durchbruch in Richtung Termes und zu jener Brcke ber den Amu Daria, die General Gromow nach der Niederlage der sowjetischen Armee das rote Banner wie eine Ikone auf den Armen tragend als letzter Sowjetsoldat berquerte.
Alle Elemente, denen sich dieses Buch widmen will, sind hier also vereint: Das schwierige Nebeneinander von NATO und Ruland, die geheimnisvolle Nhe der neuen Weltmacht China, vor allem die Unwgbarkeiten der islamischen Revolution, der der amerikanische Prsident neuerdings das Etikett islamischer Faschismus anheftet und sie zustzlich radikalisiert. Um es vorwegzunehmen: Die Irakisierung Afghanistans ist in vollem Gange.
*
Das Verteidigungsministerium in Berlin hatte dieses Mal alles versucht, um meine Reise nach Mazar-e-Scharif zu verhindern. Die bereits reservierten Pltze auf dem Luftwaffen-Airbus nach Termes wurden annulliert. Es erging die Weisung, da ich an Patrouillen nicht teilnehmen und in keinem Fall ein Fahrzeug der Bundeswehr benutzen drfe. Angeblich war man um meine Sicherheit besorgt, und von einem Staatssekretr, dessen Namen ich nicht nennen will, wurde mir zugemutet, ich solle mich bei den Amerikanern embedden lassen. Nun kommt die Praxis des embedding das Wort spricht fr sich einer rigorosen Zensur der Berichterstattung gleich. Es hat den GIs im Irak, wo diese Einschrnkung erstmalig angewendet wurde, keinerlei Vorteile, sondern gesteigertes Mitrauen eingebracht. Man kann nur hoffen, da diese Verschleierungsmethode in Berlin nicht Schule machen wird.
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