Sabine zieht es zurück nach St. Johann - Toni Waidacher - E-Book

Sabine zieht es zurück nach St. Johann E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. »Gute Fahrt euch beiden! Ich wünsch euch viel Spaß in Wien! Und natürlich toi, toi, toi für die Präsentation unserer neuen Trachtenschmuckkollektion! Ich bin mir sicher, sie wird ein voller Erfolg!« Gut gelaunt winkte der Münchner Juwelier Ernst Eigner seiner Tochter Sabine und ihrem Verlobten Peter Korte hinterher. Das junge Paar fuhr gerade in Peters Mercedes-Cabrio-Oldie aus dem Grundstück der Eignerschen Villa in Grünwald und düste mit aufheulendem Motor davon. Sabine, mit dunkler Sonnenbrille und langem wehendem Haar, hielt einen weißen Chiffonschal in der erhobenen Hand und ließ ihn im Fahrtwind flattern. Sie schaute zu ihrem Vater zurück, bis die nächste Kurve ihn ihren Blicken entzog. Als sie die Villa und den parkartigen Garten nicht mehr sehen konnte, wandte sie sich ab. Sie lehnte sich in die weißen Lederpolster des Beifahrersitzes zurück und schloss für einen Moment die Augen. Peter musterte seine Verlobte mit einem raschen Seitenblick. »Na, alles bestens? Freust du dich schon auf Wien und auf alles, was wir dort unternehmen werden?«, fragte er. Sabine nickte. »Ja, natürlich«, gab sie lächelnd zurück. »Aber vor allem freue ich mich, dass wir endlich ein bisschen mehr Zeit füreinander haben werden.« Sie dachte bei diesen Worten an die letzten Monate, die ziemlich stressig gewesen waren. Oft hatte sie bis tief in die Nacht über den Entwürfen für die neue Schmuckkollektion gebrütet.

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Der Bergpfarrer – 288 –

Sabine zieht es zurück nach St. Johann

Der Zauber einer Sommerliebe

Toni Waidacher

»Gute Fahrt euch beiden! Ich wünsch euch viel Spaß in Wien! Und natürlich toi, toi, toi für die Präsentation unserer neuen Trachtenschmuckkollektion! Ich bin mir sicher, sie wird ein voller Erfolg!«

Gut gelaunt winkte der Münchner Juwelier Ernst Eigner seiner Tochter Sabine und ihrem Verlobten Peter Korte hinterher.

Das junge Paar fuhr gerade in Peters Mercedes-Cabrio-Oldie aus dem Grundstück der Eignerschen Villa in Grünwald und düste mit aufheulendem Motor davon.

Sabine, mit dunkler Sonnenbrille und langem wehendem Haar, hielt einen weißen Chiffonschal in der erhobenen Hand und ließ ihn im Fahrtwind flattern. Sie schaute zu ihrem Vater zurück, bis die nächste Kurve ihn ihren Blicken entzog. Als sie die Villa und den parkartigen Garten nicht mehr sehen konnte, wandte sie sich ab. Sie lehnte sich in die weißen Lederpolster des Beifahrersitzes zurück und schloss für einen Moment die Augen.

Peter musterte seine Verlobte mit einem raschen Seitenblick.

»Na, alles bestens? Freust du dich schon auf Wien und auf alles, was wir dort unternehmen werden?«, fragte er.

Sabine nickte.

»Ja, natürlich«, gab sie lächelnd zurück. »Aber vor allem freue ich mich, dass wir endlich ein bisschen mehr Zeit füreinander haben werden.«

Sie dachte bei diesen Worten an die letzten Monate, die ziemlich stressig gewesen waren.

Oft hatte sie bis tief in die Nacht über den Entwürfen für die neue Schmuckkollektion gebrütet. Immer auf der Suche nach Details, die noch verfeinert und verbessert werden konnten.

Peter seinerseits war sehr viel geschäftlich unterwegs gewesen. Und hatte oft noch seine ohnehin knapp bemessene Freizeit daran gegeben, um sich immer mehr in die Firma Eigner einzuarbeiten. Als designierter Nachfolger Ernst Eigners wollte er sein Bestes geben und bei seinem zukünftigen Schwiegervater keine Wünsche offen lassen.

Ernst Eigner wusste Peters Einsatz zu schätzen. In einer Woche begann in Wien eine große internationale Schmuckmesse, die dort jeden Frühsommer stattfand. Zum ersten Mal nahm Ernst Eigner nicht selbst daran teil, sondern überließ Peter das Feld. Einen schöneren Vertrauensbeweis konnte es eigentlich gar nicht geben.

Die Zeit bis zur Eröffnung wollten Peter und Sabine nutzen, um sich ein paar schöne gemeinsame Tage zu machen. Sie hatten sich vorgenommen, Schloss Schönbrunn und den dazugehörigen Tiergarten zu besichtigen, im Prater Riesenrad zu fahren und die Wiener Oper zu besuchen.

Zwar hatte Peter darauf bestanden, zwischendurch auch einige Termine mit Einkäufern von Schmuckfirmen aus Wien und Umgebung wahrzunehmen, aber Sabine war trotzdem zuversichtlich. Ganz bestimmt würde ihnen zwischen den Treffen noch jede Menge Muße bleiben, um sich von den vorangegangenen arbeitsreichen Monaten zu erholen.

Das würde auch ihrer Beziehung guttun, an der die Arbeitsüberlastung und die vielen Trennungen nicht ganz spurlos vorübergegangen waren.

Während Sabine noch ihren Überlegungen nachhing, kam ihr plötzlich eine spontane Idee.

»Willst du wirklich die Autobahn benutzen, Peter?«, fragte sie. »Wir haben doch keine Eile. Ich meine, wir könnten durchaus einen kleinen Umweg über das Wachnertal in Kauf nehmen und bei dieser Gelegenheit einen Abstecher nach St. Johann machen. Du weißt, dass ich dir St. Johann im Wachnertal schon lange einmal zeigen wollte.«

Fast schüchtern legte Sabine ihre Hand auf Peters Arm. Sie zog sie aber rasch wieder zurück, als Peter ein ungnädiges Grummeln vernehmen ließ.

»St. Johann«, wiederholte er unwillig. »Was willst du bloß immer mit diesem St. Johann? Dass du dort als kleines Mädchen ein paarmal die Sommerferien bei deiner Oma verbracht hast, ist ja gut und schön. Aber ein bisschen kindliche Ferienseligkeit ist doch kein Grund, einen ganzen Urlaubstag in einem langweiligen Bergkaff zu vergeuden und sentimentalen Erinnerungen nachzuhängen.«

Sabine strich sich die Haare zurück, die der Fahrtwind ihr immer wieder ins Gesicht blies. Schließlich holte sie eine Haarspange aus ihrer Handtasche, um die dunkle Pracht im Nacken zu bändigen.

»Ich …, ich möchte doch nur, dass du den Ort kennenlernst, an dem ich damals so glücklich war, Peter. Den Platz, an dem ich nach dem Verlust meiner Mutter wieder das Lachen gelernt habe«, versuchte sie es noch einmal. »Wir sind verlobt. Und deshalb möchte ich alles mit dir teilen. Freud und Leid und natürlich auch meine Erinnerungen. Du sollst alles von mir wissen, du …«

Sabine brachte ihren Satz nicht zu Ende, denn Peters Miene wurde mit einem Mal so abweisend, dass es ihr die Sprache verschlug.

Enttäuscht wandte Sabine sich ab.

Was war nur los mit Peter?

Warum war er manchmal so kalt und lieblos, dass sie in seiner Gegenwart fror?

So war er nie gewesen, als sie sich kennengelernt hatten.

Der Mann neben ihr, der trotz seines hin und wieder immer noch aufflammenden Charmes so hartherzig und barsch sein konnte, war doch nicht der Peter, in den sie sich vor zwei Jahren Hals über Kopf verliebt hatte!

Hatte er sich vernachlässigt gefühlt, während für sie die neue Schmuckkollektion das Allerwichtigste gewesen war? War er immer noch gekränkt?

Vielleicht hätte sie aber auch nicht ganz so besessen gearbeitet, wenn Peter sie nicht so oft allein gelassen hätte!

Der Klingelton von Peters Handy, das auf der Ablage zwischen Fahrer- und Beifahrersitz lag, riss Sabine aus ihren Grübeleien.

Ohne lange zu überlegen griff sie an Peters Stelle nach dem Mobiltelefon, da das Sportcabrio aus den frühen fünfziger Jahren keine Freisprechanlage besaß.

Gerade schlossen ihre Finger sich um das Handy, als Peter es ihr aus der Hand nahm. Er warf einen raschen Blick auf das Display, drückte die Ablehnen-Taste und warf das Mobiltelefon unsanft wieder an seinen Platz zurück.

Sabine runzelte die Stirn.

»Ist etwas nicht in Ordnung?«, erkundigte sie sich verblüfft. »Ich konnte gerade noch lesen ›Larissa ruft an‹. Wer ist Larissa?«

Peter zuckte zusammen, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt.

»Wer Larissa ist?«, fragte er zurück. Er winkte ab. »Sie ist völlig unwichtig. Larissa Paltrow und ich sind zusammen zur Schule gegangen, weißt du. Ein schreckliches halbes Jahr lang. Dann zog sie mit ihren Eltern fort und wir haben uns gottlob aus den Augen verloren. Bis zu unserem zufälligen Wiedersehen vor einem knappen Vierteljahr. Im Flieger nach Toronto. Sie …, sie ist noch immer die gleiche unmögliche Person wie früher. Ein richtig verrücktes Huhn. Sie hat mich nach meiner Telefonnummer gefragt, und ich wollte nicht unhöflich sein. Seither versucht sie immer wieder, mich anzurufen. Obwohl ich sie schon zig Male gebeten habe, mich endlich in Ruhe zu lassen. Sie ist eine Nervensäge erster Ordnung.«

Peter Korte lachte.

Und Sabine, die nicht merkte, wie gekünstelt sein Lachen klang, stimmte befreit mit ein.

Als Peter seine rechte Hand vom Steuer nahm und auf ihr Knie legte, strich sie mit ihren Fingern zärtlich über die Härchen auf seinem Handrücken.

Alles würde wieder gut werden.

Auch wenn Peter sich noch so entschlossen in die Autobahn nach Wien einfädelte, ohne den Wegweiser mit der Aufschrift Wachnertal auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen.

*

»Nein, nein, nein! Ich konnte doch wirklich nicht ahnen, dass wir schon nach einer Viertelstunde Autobahn hoffnungslos im Stau stehen! Wenn das so weitergeht, werden wir die Hälfte unseres Kurzurlaubs in einer kilometerlangen Blechlawine verbringen!«

Nervös trommelte Peter mit seinen Fingern auf das Lenkrad.

Am liebsten hätte er vor Ärger ein paarmal kräftig gehupt, ließ aber schließlich die Vernunft walten und beherrschte sich. Was sollte es auch nützen! Er würde sich höchstens ein paar Probleme mit anderen ungeduldigen Staukollegen aufhalsen!

»Glaubst du, dass irgendwo da vorne ein Unfall passiert ist, Peter?«, wollte Sabine wissen.

Peter zog die Augenbrauen hoch.

»Meinst du wirklich?«, fragte er skeptisch. »Ich schalte wohl am besten den Verkehrsfunk ein. Dann werden wir schon erfahren, warum hier nichts vorwärtsgeht.«

Er fingerte am Autoradio herum, überließ es dann aber ihr, einen Verkehrssender zu finden.

»Dieser Stau ist wirklich ein Pech«, seufzte Peter. »Und dabei lief es auf den ersten Autobahnkilometern mehr als toll. Ich hätte jedenfalls nicht gedacht, dass mein Oldie bei 160 Sachen so tapfer durchhält. Er ist wirklich ein spitzenmäßiger Wagen. Findest du nicht auch, Sabine?«

Sabine nickte zerstreut. Sie lauschte ins Radio hinein, wo gerade eine Verkehrsdurchsage verlesen wurde. »… der Unfall hatte eine Massenkarambolage zur Folge. Wie durch ein Wunder gab es nur leicht Verletzte, der Sachschaden ist allerdings beträchtlich, und das betreffende Autobahnstück muss wegen Aufräumarbeiten voraussichtlich noch für mehrere Stunden gesperrt bleiben. Wir empfehlen deshalb, die Autobahn bei der Ausfahrt ›Wachnertal‹ zu verlassen und der ausgeschilderten Umleitung zu folgen.« Der Ansager machte eine kleine Pause. »Gerade kommt noch eine weitere Staumeldung herein: Auch am Irschenberg ist es durch einen Unfall …«

Peter stellte das Radio wieder ab. Sein Bedarf an Hiobsbotschaften war gedeckt.

Auch Sabine sah ziemlich betreten drein.

»Da haben wir ja noch mal Glück gehabt«, meinte sie. »Wenn wir ein bisschen früher losgefahren wären, wären wir wahrscheinlich mitten in den Unfall geraten.«

»Wir beide und unser schöner Wagen«, gab Peter entsetzt zurück.

Eine Weile schwiegen sowohl er als auch Sabine.

»Und was machen wir jetzt?«, meldete sich schließlich Sabine wieder zu Wort. »Fahren wir also doch über St. Johann und das Wachnertal? Wenn man bedenkt, dass wir sonst noch eine halbe Ewigkeit hier herumstehen, wird es wohl die bessere Lösung sein.«

Sie senkte den Blick, als könnte sie auf diese Weise die freudige Hoffnung verbergen, die von einer Sekunde auf die andere in ihren Augen aufflackerte.

Peter Korte zuckte missmutig die Schultern.

»Natürlich fahren wir auf diese Umleitung«, gab er zurück. »Schon weil uns gar nichts anderes übrig bleibt. Wir verbummeln auf dem Umweg über St. Johann immer noch weniger Zeit als in dem verdammten Stau.«

Trotz dieser Einsicht konnte Peter seinen Ärger darüber, dass sich der Zufall auf Sabines Seite geschlagen hatte, kaum unterdrücken. Das Wachnertal und alles, was dazugehörte, hatten ihm gerade noch gefehlt. Anhalten allerdings würde er in diesem vermaledeiten St. Johann auf gar keinen Fall. Das konnte kein Mensch von ihm verlangen. Er würde höchstens kurz stoppen, wenn eine Ampel auf Rot zeigte. Oder wenn eine Herde Kühe seinen Weg kreuzen sollte. Geräuschvoll stieß er die Luft aus.

»Bitte mach dir keine falschen Hoffnungen, Sabine. Wir werden weder in St. Johann noch in einem anderen Dorf eine Rast einlegen. Mittagessen gibt es, wenn wir in Salzburg sind. Und nicht eher. Selbst wenn wir erst am späten Nachmittag dort ankommen sollten.«

Das Leuchten in Sabines Augen erstarb. Hatte sie wirklich geglaubt, dass Peter nachgeben würde? Ausgerechnet er, der es überhaupt nicht ertragen konnte, wenn etwas nicht nach seinem Willen ging?

Sabine wurde klar, dass sie Peter nie und nimmer zu einem Besuch bei ihrer Oma würde überreden können. Von anderen Dingen ganz zu schweigen.

Sie würde sich damit begnügen müssen, vom Auto aus ein paar Blicke auf vertraute Stätten ihrer Kindheit zu erhaschen.

Schade.

Aber besser als nichts war es trotzdem.

*

»Das darf doch nicht wahr sein! Jetzt werden wir schon wieder ausgebremst!« Peter Korte tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn, als er die kleine rote Ampel sah. Und daneben das Verkehrszeichen, das ihm unmissverständlich eine Baustelle signalisierte. »Typisch! Kaum fängt der Sommer an und der Touristenstrom setzt sich in Bewegung, werden an allen Ecken und Enden die Straßen aufgerissen. Als ob es dafür keinen passenderen Zeitpunkt gäbe!«

»Im Winter, wenn Schnee liegt, geht es halt erst recht net«, wandte Sabine ein und erntete dafür einen tadelnden Blick.

Er galt sowohl ihren Worten als auch der Tatsache, dass sie plötzlich wieder in ihre gewohnte bayerische Mundart verfallen war.

Peter mochte diesen Dialekt einfach nicht hören.

Wie oft schon hatte er Sabine gesagt, dass das komisch und hinterwäldlerisch klang und einfach nicht zu einer jungen Weltbürgerin passte. Für einen Mann wie Ernst Eigner, der die fünfzig schon überschritten hatte, mochte das Kauderwelsch ja gerade noch angehen. Aber bei seiner Verlobten empfand er es als Zumutung.

»Wieso schaust du mich eigentlich so schräg an?«, fragte Sabine gereizt. »Es ist doch so wie ich sag, oder?«

Peter Korte gab keine Antwort. Er bremste seinen chromblitzenden Oldtimer herunter und reihte sich in der Schlange hinter dem Schild mit der Anweisung ›Bitte beim Warten Motor abstellen‹, ein. Dann begannen seine Finger wieder auf dem Lenkrad herumzutrommeln, wie immer, wenn ihn beim Autofahren die Ungeduld packte.

»Vielleicht. Aber deinen bajuwarischen Akzent kannst du dir trotzdem schenken. Auch wenn wir uns hier in unmittelbarer Nähe von St. Johann befinden«, reagierte er seinen Frust an Sabine ab.

Sabines Augen funkelten verärgert.

»Wenn ich mich für ein paar Sekunden vergessen hab und geredet hab, wie mir der Schnabel gewachsen ist, hat das mit St. Johann überhaupt nix zu tun«, erklärte sie harscher als beabsichtigt. »Eher schon mit deinem Grant. Ich kann schließlich genauso wenig dafür wie du, dass wir einfach net vorwärtskommen.«

Peter Korte wollte etwas erwidern, kam aber nicht mehr dazu.

Die Baustellenampel schaltete auf Grün, und das vorderste Fahrzeug setzte sich bereits in Bewegung.

Auch Peter drehte den Zündschlüssel herum und startete, doch der Motor seines Oldies gab nur ein leises Wimmern von sich. Dann verstummte er wieder.

Peter gab es einen Stich ins Herz. Er startete sofort einen zweiten Versuch, hatte aber wieder kein Glück.

Der Motor starb auch diesmal ab. Sogar noch ein bisschen früher.

Auf Peters Gesicht machte sich ein Ausdruck wachsender Verzweiflung breit. Wieder und wieder ließ er den Motor an, wieder und wieder das gleiche Spiel.

Die Autos, die vor Peter gewartet hatten, waren bereits über alle Berge, als er endlich aufgab.

»Es macht keinen Sinn«, sagte er zu Sabine gewandt und hob hilflos die Hände. »Über sechzig Jahre hat der Wagen jetzt schon auf dem Buckel. Er wird regelmäßig gewartet, lackiert und poliert. Noch nie hat er Zicken gemacht. Und jetzt auf einmal …«

Sabine wusste nicht, ob sie Mitleid empfinden oder ob sie lachen sollte, als sie zu allem Überfluss auch noch Tränen in den Augen ihres Verlobten schimmern sah.

»Und schuld an allem sind nur die blödsinnigen Steigungen auf dieser noch blödsinnigeren Höhenstraße«, biss er sich fest, ehe er mit hängenden Schultern ausstieg. »Mein Auto ist doch kein Klettermaxe. So etwas hält ein elegantes Großstadtfahrzeug einfach nicht aus. Wie in aller Welt kommen wir jetzt von hier wieder fort? Ich wusste von Anfang an, dass dieses vermaledeite St. Johann nur Unglück bringt.«

Sabine stieg ebenfalls aus und griff nach Peters Hand.