Sabrinas Hochzeitsreise - Patricia Vandenberg - E-Book

Sabrinas Hochzeitsreise E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Als Sabrina von der Heiden an dem naßkalten Dezembertag von der Sprachenschule heimkam, sah sie den Wagen ihres Vaters vor dem Haus stehen. Es war eine für ihn ungewöhnliche Zeit, denn meist kam er erst nach siebzehn Uhr nach Hause. Sie wußte, daß ihre Mutter und ihre beiden Geschwister zum Friedhof gefahren waren, um das Familiengrab der von der Heidens für die Vorweihnachtszeit zu schmücken. Das war Tradition, das verlangte die Pietät. Sabrina hatte ihre Mutter gefragt, wer das gewesen sei und woran er gestorben wäre. Sie bekam zur Antwort, daß dies ihr Großvater wäre und er im Krieg gefallen sei. Später hatte ihr der Vater erzählt, daß er da selbst erst sechs Jahre gewesen war und er keine Erinnerung an ihn hätte. Als sie die Diele betrat, war ihr die Stille im Haus unheimlich, denn eigentlich ging es bei ihnen immer recht lebhaft zu, vor allem, wenn Dominic und Florence zu Hause waren. Dann dachte sie, daß ihr Vater vielleicht einen kurzen Spaziergang machte, wie so oft in letzter Zeit, aber im Garten war er nicht. »Pa!« rief sie laut, aber es kam keine Antwort. Doch dann vernahm sie ein Stöhnen, schrak zusammen und lief die Treppe hinauf. Die Tür zum Arbeitszimmer ihres Vaters stand offen. Herrenzimmer wurde es genannt, und wenn Sabrina auch den alten Zopf, wie sie manches Überlieferte bezeichnete, nicht mochte, so wagte sie doch keinen lauten Protest. Aber jetzt stieß sie einen spitzen Schrei aus, als sie ihren Vater vornübergesunken auf der Schreibtischplatte sah. »Pa«, flüsterte sie, aber dann riß sie sich zusammen und griff zum Telefonhörer, der neben seiner wachsbleichen Hand lag. Anscheinend hatte er gerade telefoniert oder wollte es tun, bevor er das Bewußtsein verlor. Sie nahm den Hörer auf. Die Leitung schien tot, und sie drückte mehrmals auf die Gabel, bevor das Freizeichen ertönte.

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Leseprobe: Prophezeiungen

Haben Sie auch, liebe Leserin, geschätzter Leser, die letzten vier Wochen gegrübelt, woher Chris denn nun den traumhaft attraktiven Polizeiobermeister Sebastian Huber kennt? Und ob er dieses Wissen an seinen Philipp weitergeben konnte? Ich verbinde ja damit die dringende Hoffnung, dass diese Erkenntnis irgendwie geeignet ist, Schwester Lily erneut das Leben zu retten! Gespannt bin ich auf die Show, die der Sohn des Patienten László de Bergh veranstalten wird. Immerhin wird sich zeigen, ob das Ergebnis der schwierigen Operation befriedigend ist. Und darauf, ob Frau Rixner recht hatte mit ihren Prophezeiungen. Keine Sorgen mache ich mir um Dagmar und Elenore. Die genießen bestimmt, dass sie sich endlich kennenlernen dürfen. Na gut. Nicht ganz klar ist, wie Valerian Ettenhuber reagieren wird, wenn Dagmar … Höre ich da Kirchenglocken? Tatsächlich! Es ist 11 Uhr, der Gottesdienst ist zu Ende. Schauen wir doch mal, ob Pfarrer Ettenhuber … Ja, in der Tat. Er ist gerade dabei, die Gemeinde zu verabschieden! Das Hochamt war beendet. Im Gestühl der Kirche hing das benebelnde Aroma des Weihrauchs. Valerian Ettenhuber positionierte sich zentral vor dem Altar und hob die Hände zum Abschlusssegen. »Es segne dich und es behüte dich – Gott Vater, Sohn, und heiliger Geist! Amen!« Der Organist gab all seine Seele in das Postludium hinein, das jetzt den Raum erfüllte.

Dr. Norden Bestseller – 322 –

Sabrinas Hochzeitsreise

Patricia Vandenberg

Als Sabrina von der Heiden an dem naßkalten Dezembertag von der Sprachenschule heimkam, sah sie den Wagen ihres Vaters vor dem Haus stehen. Es war eine für ihn ungewöhnliche Zeit, denn meist kam er erst nach siebzehn Uhr nach Hause.

Sie wußte, daß ihre Mutter und ihre beiden Geschwister zum Friedhof gefahren waren, um das Familiengrab der von der Heidens für die Vorweihnachtszeit zu schmücken. Das war Tradition, das verlangte die Pietät.

Sabrina drückte sich gern davor und gab auch offen zu, daß ihr das Grab mit dem pompösen Stein unheimlich war, daß sie ihn erdrückend fand mit den vielen Namen, die darauf schon eingraviert waren, aber es störte sie auch der kleine Stein, der in der Mitte des Grabes stand, und der nur einen Namen und zwei Jahreszahlen vorwies: Wilhelm von der Heiden 1910-1944

Sabrina hatte ihre Mutter gefragt, wer das gewesen sei und woran er gestorben wäre. Sie bekam zur Antwort, daß dies ihr Großvater wäre und er im Krieg gefallen sei. Später hatte ihr der Vater erzählt, daß er da selbst erst sechs Jahre gewesen war und er keine Erinnerung an ihn hätte.

Als sie die Diele betrat, war ihr die Stille im Haus unheimlich, denn eigentlich ging es bei ihnen immer recht lebhaft zu, vor allem, wenn Dominic und Florence zu Hause waren.

Dann dachte sie, daß ihr Vater vielleicht einen kurzen Spaziergang machte, wie so oft in letzter Zeit, aber im Garten war er nicht.

»Pa!« rief sie laut, aber es kam keine Antwort. Doch dann vernahm sie ein Stöhnen, schrak zusammen und lief die Treppe hinauf. Die Tür zum Arbeitszimmer ihres Vaters stand offen. Herrenzimmer wurde es genannt, und wenn Sabrina auch den alten Zopf, wie sie manches Überlieferte bezeichnete, nicht mochte, so wagte sie doch keinen lauten Protest.

Aber jetzt stieß sie einen spitzen Schrei aus, als sie ihren Vater vornübergesunken auf der Schreibtischplatte sah.

»Pa«, flüsterte sie, aber dann riß sie sich zusammen und griff zum Telefonhörer, der neben seiner wachsbleichen Hand lag. Anscheinend hatte er gerade telefoniert oder wollte es tun, bevor er das Bewußtsein verlor. Sie nahm den Hörer auf. Die Leitung schien tot, und sie drückte mehrmals auf die Gabel, bevor das Freizeichen ertönte. Sie wählte Dr. Nordens Nummer, die sie im Kopf hatte. Sie hatte ein gutes Zahlengedächtnis.

Sabrina atmete auf, als sich Franzi, Dr. Nordens junge Arzthelferin, meldete.

»Ein Notfall, Franzi, mein Vater ist ohnmächtig«, stammelte sie atemlos. »Dr. Norden muß schnell kommen, bitte!«

»Sofort«, erwiderte Franzi, denn sie wußte genau, daß Dr. Norden in einem solchen Fall keine Zeit verstreichen lassen würde.

So war es auch. Die anderen Patienten mußten eben warten, wenn es vielleicht um Leben oder Tod ging.

Die Heidens gehörten schon lange zu Dr. Nordens Patienten und in letzter Zeit auch Gregor von der Heiden, obwohl er nicht wünschte, daß seine Familie davon etwas erfuhr.

Sabrina war sehr erregt, als Dr. Norden kam, und Angst stand in ihren Augen. Dr. Norden kannte sie als äußerst zurückhaltend und beherrscht, fast kühl, aber er wußte auch, daß dies bei dem bildschönen Mädchen Selbstschutz war, daß sie nicht jeden an sich herankommen lassen wollte.

Worte wurden jetzt nur wenige gewechselt. Sabrina sagte nur, daß sie ihren Vater so vorgefunden hätte und ihre Mutter mit den Geschwistern abwesend sei.

Das Gesicht des Arztes war sehr ernst, als er den Kopf hob, nachdem er Gregor von der Heiden untersucht hatte.

»Was ist?« fragte Sabrina bebend. »Soll ich den Krankenwagen rufen?«

Dr. Norden bewegte verneinend den Kopf. »Es tut mir entsetzlich leid, Sabrina, aber der Tod ist bereits eingetreten«, sagte er leise. »Ich bin erschüttert, daß ich nicht mehr helfen kann.«

»Aber er war doch nicht krank«, flüsterte sie.

»Er war aber auch nicht gesund, Sabrina. Ich habe ihm zu einer klinischen Untersuchung geraten, aber er hat meinen Rat nicht befolgt. Es war ein Herzinfarkt, und nicht der erste, aber er hat warnende Anzeichen leider ignoriert. Gab es Aufregungen?«

»Ich weiß es nicht«, schluchzte Sabrina trocken auf. »Ich war gerade erst heimgekommen. Anscheinend hatte er vorher telefoniert, oder er wollte es. Der Hörer lag neben seiner Hand. Meine arme Mama, wie soll sie das begreifen…«

Da wurde schon die Tür aufgeschlossen. Elena von der Heiden kam mit ihren beiden jüngeren Kindern heim.

Dominic war neunzehn, Florence siebzehn. Sie gingen beide noch zur Schule. Alle drei blieben sie wie angewurzelt stehen, als Sabrina oben an der Treppe stehenblieb und Dr. Norden allein herunterkam.

»Ist Gregor krank?« fragte Elena bebend. »Sein Wagen steht draußen.«

»Es ist schlimmer, gnädige Frau«, sagte Dr. Norden gepreßt, »es ist auch für mich bedrückend. Ich konnte Ihrem Mann nicht mehr helfen. Es war ein Herzinfarkt.«

Sie taumelte rückwärts. Dominic fing seine Mutter auf. Auch sein Gesicht war sehr blaß, und Florence blickte verzweifelt zu ihrer Schwester hinauf.

»Ich verstehe es nicht«, flüsterte Elena. »Wie kann er so plötzlich sterben?«

»Er hat sich aufgeregt wegen des Börsenkrachs«, sagte Dominic tonlos… »Unsere Aktien werden im Keller sein. Ich habe doch gemerkt, wie es ihn schlaucht.«

»Aber deshalb stirbt man doch nicht«, murmelte Elena verwirrt.

»Ihr werdet es schon noch begreifen, wie hart das für ihn war und für uns noch sein wird«, sagte Dominic.

»Es soll aber jetzt kein Thema für uns sein«, warf Sabrina ein. »Wir haben anderes zu tun. Dr. Norden meint, daß eine Autopsie vorgenommen werden sollte.«

»Aber warum das?« stöhnte Elena.

»Um festzustellen, ob nicht doch eine Fremdeinwirkung vorliegt«, erklärte Dr. Norden. »Ich bin nicht berechtigt, den Totenschein auszustellen.«

»Ist Pa denn verletzt?« fragte Dominic heiser.

»Nein, Verletzungen sind nicht feststellbar, aber er könnte etwas gegessen oder getrunken haben, was zu seinem plötzlichen Tod beitrug. Das kann ich nicht aus dem Stehgreif beurteilen. Es spricht zwar alles für einen Herztod, aber es könnte irgendein Schock vorausgegangen sein.«

»Es sind bestimmt die Verluste schuld«, murmelte Dominic. »Pa war down. Ich habe es gemerkt, und außerdem verstehe ich ja auch was davon.« Ja, er verstand etwas von diesem harten Geschäft!

Elena ging jetzt durch den Sinn, was ihr Mann schon vor einem Jahr gesagt hatte.

»Nick wird mal ein richtiger Banker. Er hat das, was mir fehlt. Er kann eiskalt berechnen, was im Bereich des Möglichen liegt, und er läßt sich durch nichts und niemanden beeinflussen.«

Aber leichtsinnig war Gregor auch nicht gewesen, und er wußte an der Börse auch Bescheid. Hatte er sich beeinflussen lassen, und wenn, von wem?

Sie konnte nicht begreifen, warum ihr das durch den Sinn ging, da doch ihr Mann, den sie sehr geliebt hatte, tot da oben lag.

In ihr war plötzlich eine große Leere, eine Beklemmung, gegen die sie nicht ankommen konnte.

»Ich möchte jetzt zu meinem Mann«, sagte sie leise.

»Ich werde Ihnen ein Beruhigungsmittel geben, gnädige Frau«, sagte Daniel Norden.

Sie schüttelte den Kopf. »Ich brauche keins. Es kam nur zu plötzlich, und ich muß mich erst damit abfinden.«

Florence begann wieder zu weinen. Auch ihr wurde bewußt, daß dies kein böser Traum war sondern Wirklichkeit. Sabrina nahm ihre kleine Schwester in den Arm. Florence war nicht nur die Jüngere, sie war auch bedeutend kleiner als Sabrina, zart und zierlich, wie ihre Mutter, und von wem Sabrina die faszinierende Schönheit geerbt hatte, darüber rätselten sie alle, die zur Familie und zum Bekanntenkreis gehörten. Allerdings erinnerten sich auch manche, daß Henrietta von der Heiden, eine gebürtige Gräfin von Sassen, auch eine Schönheit gewesen war. Gregors Mutter hatte sich schon vor zwanzig Jahren, kurz nach der Hochzeit ihres Sohnes, in ein Kloster zurückgezogen und hatte dieses nicht mehr verlassen, auch nicht zu Familienfesten. Ab und zu hatte man sie dort besucht, aber die Kinder waren dann so scheu, daß sie kaum wagten, die alte Dame im Ordensgewand anzuschauen. Gregor hatte diesbezüglich auch kein Verständnis für seine Mutter gezeigt. So war Elena eigentlich die einzige, die Kontakt zu ihr aufrecht gehalten hatte, weil sie wohl ahnte, daß diese Frau ein Leid in sich trug, das sie nicht bewältigen konnte, über das sie aber auch zu niemandem sprach.

Dr. Norden hatte Elena noch nach oben begleitet, während Sabrina nun ihren Geschwistern schilderte, wie sie den Vater vorgefunden hatte.

Elena zeigte sich jetzt zu Dr. Nordens Überraschung seltsam gefaßt, als sie sich zu ihrem toten Mann herabbeugte, den Dr. Norden mit Sabrinas Hilfe auf die Couch gebettet hatte. Sie streichelte sein bleiches, schon starres Gesicht.

Dann blickte sie wieder den Arzt an. »Wenn wir wirklich finanziell ruiniert sind, dann wären wir mit seiner Hilfe sicher leichter wieder aus dem Dilemma herausgekommen«, sagte sie leise. »Aber für ihn selbst ist es wohl besser so.«

Dr. Norden war erschüttert. Sie war viel tapferer, als er erwartet hatte, und sie dachte mehr an die Seele ihres Mannes als an sich selbst.

»Sie haben tüchtige Kinder, Frau von der Heiden«, sagte er voller Wärme. »Sie werden Ihnen beistehen.«

Elena nickte, aber dann sagte sie gepreßt, daß sie ja alle drei noch zu jung wären, um ihr Leben selbst in die Hände zu nehmen, und bisher hätten sie eben doch alles gehabt, was sie sich wünschten.

Daniel glaubte nicht, sich zu täuschen, wenn er Vertrauen in diese drei jungen Menschen setzte, die seiner Meinung nach Charakter genug hatten, sich auch in veränderte Verhältnisse zu finden, aber er konnte freilich nicht ahnen, daß Gregor von der Heiden an dem Schock gestorben war, daß er nicht nur bankrott, sondern auch mit einer beträchtlichen Schuldenlast belastet war. Der Mann, der ihm das gesagt hatte, verfolgte damit ein ganz bestimmtes Ziel. Doch davon wußten auch Elena und ihre Kinder nichts.

Für den Rest des Tages waren sie mit den anfallenden Formalitäten so beschäftigt, daß sie gar nicht zum längeren Überlegen kamen.

Allein Florence konnte sich ganz ihrem Schmerz um ihren geliebten Papa hingeben, denn sie war tatsächlich noch ein halbes Kind, obwohl sie schon siebzehn war. Sie war das behütete Nesthäkchen gewesen, das hilflose Kind, dem alles nachgesehen wurde. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, daß sich ihr Leben grundlegend ändern könnte, denn ihr Vater kam für sie gleich nach dem Herrgott.

Sabrina und Dominic dachten bedeutend realistischer, aber Elena steckte den Kopf auch nicht in den Sand.

»Wir müssen Mattern anrufen«, sagte sie stockend, als der Sarg von dem Bestattungsinstitut abgeholt worden war. »Er weiß am ehesten Bescheid, was eigentlich mit den Aktien los ist.«

»Daß du daran jetzt denken kannst, Mama«, meinte Sabrina verwirrt.

»Es muß schließlich noch weitergehen, und Dominics Andeutungen waren nicht gerade ermunternd.«

Dominic ging zum Fenster und starrte in den Garten. »Es wäre auch verfehlt, falsche Hoffnungen zu erwecken«, sagte er heiser, und als er sich umdrehte, wirkte er plötzlich sehr männlich. »Wir werden uns wohl nach einer billigen Wohnung umschauen müssen, wenn wir keine Geldspritze bekommen. Aber ich würde zu gern wissen, von wem Pa sich so hat hineinreiten lassen in diesen Schlamassel.«

»Ist es wirklich so schlimm?« fragte Sabrina tonlos.

»Soweit ich es überblicken kann, trostlos«, erwiderte Dominic lakonisch.

»Und du siehst keinen Ausweg?« fragte Sabrina.

»Wenn Pa mich doch nur mehr eingeweiht hätte, mir mehr vertraut hätte. Aber seiner Meinung nach hatte ich ja stets nur einen guten Riecher, aber doch keine Erfahrung. Ich muß leider sagen, er war nicht clever genug, er war zu gutgläubig.«

»Und wem hat er deiner Meinung nach zu sehr vertraut?« fragte Elena.

»Vielleicht Mattern, vielleicht einem andern. Aber Mattern kann auch zwanzig Millionen leicht verschmerzen.«

»Und du meinst, er würde uns helfen?« fragte Sabrina.

»Er würde vielleicht gewisse Bedingungen stellen, umsonst macht der nichts«, erklärte Dominic.

»Man kann ja mit ihm reden«, meinte Sabrina daraufhin.

»Du magst ihn doch nicht«, sagte Elena.

»Darum geht es nicht. Er ist nicht anders als andere Typen dieser Art. Ich interessiere mich jetzt noch nicht für Männer. Ich habe andere Ambitionen.«

Das wußte Elena, das wußte auch Dominic, aber er warf seiner Schwester einen forschenden Blick zu.

»Er ist ein attraktiver Mann«, stellte er lässig fest.

»Nun ja, was man so darunter versteht«, erwiderte Sabrina gleichmütig. »Ruf du ihn an, Nick.«

»Wird gemacht«, erwiderte er, und Sabrina wandte sich Elena zu.

»Du solltest etwas ruhen, Mama«, sagte sie fürsorglich. »Du bist zwar sehr tapfer, aber das dicke Ende kommt sicher nach.«

»Ich werde euch nicht enttäuschen. Ich werde durchhalten. Schließlich habe ich auch noch Grund und Boden von meinen Eltern, und das Haus steht auch noch. Wir werden nicht untergehen.«

Sabrina umarmte sie und küßte sie zärtlich. »Ich werde es nicht zulassen, Mama«, sagte sie leise. »Und Nick ist bald mit der Schule fertig. Wie ich ihn kenne, wird er jetzt nicht erst studieren, sondern gleich ins Berufsleben springen. Dir braucht doch nicht bange zu sein.«

»Aber mir ist jetzt bange, Sabrina. Gregor war auch kein Feigling. Es muß schon etwas sehr Ernstes geschehen sein, daß er an dem Schock starb.«

»Er war vielleicht schon kränker, als er zugeben wollte, Mama. Dr. Norden sagte, daß man manchmal die Anzeichen nicht beachtet.«

»Aber ich würde es bemerkt haben, Sabrina.«

»Das ist auch nicht gesagt, Mama. Wenn man täglich mit einem Menschen zusammen ist, stellt man Veränderungen nicht so schnell fest wie jemand, der den andern länger nicht gesehen hat.«

Ein Zucken lief über Elenas Gesicht. »Ich werde mich jetzt lieber zurückziehen«, sagte sie tonlos.